
Erst fiel das digitale schwarze Brett aus – ein Spaß für die Vertretungsplaner, die im gesamten Schulhaus ein knappes Dutzend Din/A3-Ausdrucker unter den inaktiven Screens anbringen durften.
Dann gab es massive Probleme mit dem Internet: Los ging’s mit einem Komplettausfall. Meine geplanten Informatikstunden konnte ich somit wie sie waren für zwei Tage komplett in die Tonne kloppen. Mittlerweile sind wir wieder online, wenn auch mit Hindernissen: Die Geschwindigkeit ist bisweilen elend langsam, gewisse Seiten sind bis heute nicht erreichbar. Selbst Seiten wie google oder bycs.de sind von Ausfällen nicht ausgenommen. Und das seit mittlerweile fast zwei Wochen. Die Drähte bei der Stadt laufen wegen Beschwerden wohl heiß, aber bis heute gab es keine Entwarnung.
Zensur
Das größte Ärgernis sind aber aktuell die neuen Filtereinstellungen bei Videoportalen. Gefühlt jedes zweite Video, das man über Youtube ansehen möchte, ist gesperrt. Selbst Beiträge, die ich seit Jahren in meinen Klassen online einsetze. Von heute auf morgen gesperrt. Einfach so. Grund dafür ist wohl ein neuer Filter, der seine Aufgabe sehr genau nimmt.

Lösungen?
Die offiziellen Stellen sind bemüht, den Ärger der Leute abzufangen: Sie bieten große, bebilderte Anleitungen mit zig Screenshots an, in denen Menüs und Codezeilen präsentiert werden, mit denen sich über Codezeilen gewisse Einstellungen ansatzweise umgehen lassen. Ohne Gewähr auf Erfolg. Sie empfehlen auch alternative Portale, in denen Bildungsanstalten ihre Mediatheken eingespeist haben und weisen immer wieder darauf hin, dass man für die Arbeit bitte von Youtube und Konsorten die Finger zu lassen.
Aber wie eine Kollegin gestern zu mir sagte: “Wenn ich eine Dokumentation über das Wattenmeer zeigen möchte, brauche ich aus der Mebis-Mediathek keinen ZDF-Beitrag von 1993, wenn es bei Youtube eine tolle Doku von letzter Woche zu sehen gibt.” Und damit hat sie ja auch irgendwo recht. Wozu diese unnötige Gängelung?
Klar könnte man sich im Vorhinein alles mit einem Youtube-Downloader herunterladen (ist allerdings auch wieder so halbseiden). Klar könnte ich mit Codezeilen und Zusatzprogrammen Proxy-Einstellungen umgehen. Aber ganz ehrlich: Welche Lehrkraft hat denn Zeit für derartige Sperenzchen? Wir wollen einfach so arbeiten, wie wir es zuhause vorbereitet haben. Nicht mehr und nicht weniger.
Bleibt das so?
Aktuell ärgert sich bei solchen Problemen nur eine Person im Zimmer, wenn das nicht funktioniert. Nächstes Jahr, wenn die 1:1-Ausstattung bei uns losgeht, sind zusätzlich knapp 30 Leute mehr pro Klasse in einem Boot, das nicht so recht seetüchtig ist. Ein bisschen Bauschmerzen habe ich da schon.
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8 Comments
Norman
Nach welchen Kriterien werden die YouTube-Videos gesperrt?
herrmess
um aus einer Mail zu zitieren:
Derzeit ist keine schulartspezifische Filterung umgesetzt oder geplant. Bedeutet alle verwenden den selben DNS Server mit identischen Filterlisten und nicht etwa unterschiedliche DNS Server mit unterschiedlichen Filterlisten. Technisch wäre das möglich.
Das heißt im Umkehrschluss, Suchanfragen von einem Gymnasium-Kind werden gehandhabt wie die von einer Grundschulkind. Aber scheinbar fallen da auch Anfragen von Gymnasiallehrkräften drunter, sonst wären selbst Cartoons zu antiken Mythen dort nicht gesperrt.
Hauptschulblues
In der Münchner Schul-IT war immer schon der Wurm drin. Ganz zu Anfang, vor 30 Jahren, setzte das Ganze ein beurlaubter Realschullehrer auf, der einen kleinen Raum im PI zur Verfügung hatte.
herrmess
Und das in angeblich einer der reichsten Stadt Deutschlands. Ist schon Irrsinn, oder?
Paul
Nun, dass man sich als Lehrkraft von YouTube, Google, … und wie sie alle heißen, bzw. unter dem Akronym GAFAM bekannt sind, seit Jahren verabschieden sollte ist seit langer Zeit bekannt. Schule hat halt nun auch mal übergeordnete Bildungsziele und gerade in der aktuellen Zeit wäre es sinnvoll sich diesem Thema endlich mal zu stellen. Deshalb finde ich “Gängelung” und “Sperenzchen” nicht wirklich passende Wörter in diesem Beitrag.
herrmess
Point taken. Aber wo finde ich aktuelle Beiträge, wenn auch Portale der öffentlich-rechtlichen Sender nicht gehen? In unserer mebis Mediathek finden sich oft hoffnungslos veraltete Beiträge,da für die neueren die Rechte noch nicht erworben wurden. Damit locke ich niemand hinter dem Ofen hervor…
Paul
Funktionalitäts-Einschränkung / -Probleme mit öffentlich-rechtlichen, oder pur europäischen Anbietern, sind ein anderes Thema. In meiner Antwort ging es ausschließlich darum, dass ich GAFAM-Plattformen (als Oberbegriff für problematische Angebote von Google, Amazon, Apple, Microsoft, … um nur ein paar zu nennen) ebenfalls als No-Go sehe, und an der Stelle den Blog-Post bemängelt habe. Dabei bleibe ich, weil das für Schulen schon seit Jahren ein No-Go sein sollte und wir im Bildungsbereich als übergeordnetes Bildungsziel andere Werte vermitteln sollten. Und dabei bleibe ich auch dann wenn es um obertolle, aktuelle Inhalte geht – dann ist leider Verzicht angesagt.
Wenn aber z.B. öffentlich-rechtliche Plattformen ebenfalls nicht funktionieren, dann ist das ein anderes Thema. Das geht nicht und hier rennst Du bei mir dann offenen Türen ein. Die Alternativen zu GAFAM & Co. müssen funktionieren. Und deren Angebot sollte entsprechend gut sein, das müssen wir auch einfordern.
herrmess
Der Spagat ist natürlich schon schwer: Der Großteil der Leute nutzt genau diese Dienste seit Jahren privat und in der Schule sollen wir mit komplett anderen Diensten arbeiten. Da sehe ich wieder die ersten Eltern auf der Matte stehen, die herummosern, dass solche Alternativen nicht die Lebensrealität der Kids abbilden. Aber natürlich hast du recht. An sich müsste man sich – gerade auch seit der Trump-Ära – mehr und mehr um sinnvolle Alternativen kümmern. Die Art und Weise, wie sich die Riesen immer wieder an unsere Daten schleichen und abschöpfen (siehe aktuell die Meta-KI-Widerspruchslösung), ist schon dreist.