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    Exkurs zu Runde 5 der Edublogparade 2024: Wie ich Texte schreibe

    Susanne Posselts toller Beitrag zu Runde 5 der Edublogparade ist gespickt mit wundervollen persönlichen Einblicken in ihre Biografie und ihren Schreibprozess. Grund genug, dass ich auch mal in mich selbst reinhorche und ein bisschen darüber erzähle, wie meine Blogartikel entstehen. Und vor allem nach welcher Vorgeschichte. Schreiben ist nach wie vor für mich ein sehr persönlicher Prozess – und das eigentlich schon immer.

    Exkurs: Schreibgenese

    The Early Years

    Lesen und Schreiben konnte ich schon, seit ich denken kann. Meine Oma brachte es mir bei, weil ich meiner sechs Jahre älteren Schwester bei den Hausaufgaben zusah und zunehmend neidischer wurde, was sie da mit Stift und Heft anstellte – so geht zumindest die Anekdote im Hause der Familie Mess. Mit vier Jahren lief ich daher schon mit meiner Kinderfibel durch die Gegend und las munter vor mich hin. Welche das war, kann ich leider nicht mehr sagen. Ich kann mich nur noch an den Umschlag erinnern, auf dem ein hingekritzeltes Kind in blau-rot eine Fibel hochhielt, auf der es selber dargestellt wurde, wie es eine Fibel hochhielt, auf dem ein Kind dargestellt wurde, wie es eine Fibel hochhielt, auf dem… (you get the idea).

    Ich gab nie großartig damit an, weil es für mich einfach selbstverständlich war, und wurde immer sehr genervt, wenn man es als etwas Besonderes herausstellen wollte. Eine meine ersten Erinnerungen im Kindergarten an der Hiltenspergerstraße in München ist ein Nachmittag, wo ich von den Erzieherinnen mehr oder weniger genötigt wurde den anderen Kindern aus einem Buch vorzulesen. Ich fand das ganz furchtbar wie eine Zirkusattraktion in der Mitte des Raumes zu sitzen, mit 30 Augenpaaren auf mich gerichtet. Entsprechend bockig war ich dem Wunsch zu entsprechen: Erst habe ich gar nicht gelesen – dann mit gehörigem Widerwillen. Und in passiv-aggressivem Flüsterton. Geschadet hat mir das natürlich nicht. Aber ich kann mich an die Episode auch noch knapp 40 Jahre später erinnern. Das sagt schon einiges.

    The School Years

    Einen Vorteil hatte die Chose aber: Da ich mit Schreib- und Lesekenntnissen in die Schule kam, waren die ersten Jahre dort für mich ein Klacks. Mit so einem Vorsprung konnte ich mich gechillt auf den Vorschusslorbeeren ausruhen und bei wenig Arbeitsaufwand gute Ergebnisse einfahren. Und so kam es dann auch: Niederschriften, Aufsätze, Rechtschreibübungen – ich frühstückte sämtliche dieser Prüfungsformate und kam in der Regel mit fehlerlosen Ergebnissen nach Hause.

    Das hatte allerdings einen gewissen Preis: Der Prozess des Lesens und Schreibens hatte für mich nicht den Reiz des Neuen, den meine Klassenkameraden beim Erlernen dieser essenziellen Zauberkraft empfanden. Es gehörte für mich einfach dazu. Als Konsequenz sah ich keinerlei Notwendigkeit im Lesen und Schreiben besser zu werden. Ich las einfach nichts mehr. Bücher waren schick im Bücherregal, aber aus eigenem Antrieb ein anderes Buch als die in der Schule in die Hand nehmen? No way.

    Die Lektüren, die wir in der Schule lasen, taten ihr Übrigens mir das Lesen madig zu machen. Ich erinnere mich noch an Rokal, den Steinzeitjäger. Das Wirtshaus im Spessart (in der fünften Klasse!). Oder Hexen in der Stadt. Ich fand das alles ganz fad. Entsprechend plumpsten meine Noten in Deutsch irgendwann mal in halbgares Mittelmaß – vor allem, als es irgendwann in Richtung Sachtexte ging. Ohne Zeitungen oder Artikel zu lesen hatte ich schlichtweg keine Ahnung oder ein Gefühl dafür, was einen Sachtext lesenswert macht. Aber ich fand mich damit ab. Mehr als 3 wird es halt nicht mehr.

    The University Years

    Und so tippte ich meine ersten Seminararbeiten im Grundstudium auf gewohnte, uninspirierte Weise. Da dort vorrangig der Inhalt und nicht die Art der Verpackung zählte, waren die Noten dort immer ganz ordentlich. Was sich allerdings für mich komplett neu gestaltete, war der Weg zu einem solchen Schriftstück: Eine längere Zeit an einem Thema sitzen und für sich recherchieren, die Gedanken ordnen und durchdenken, bevor man auch nur eine Silbe geschrieben hatte, war für mich eine neue Erfahrung. Es reichte nicht mehr auf eine Initialthese spontan zu reagieren und in einem Korsett von 90 Minuten irgendein Schriftstück hinzuschneuzen, wie ich es aus der Schule kannte. Für ein gutes Ergebnis war eine entsprechende Vorarbeit notwendig. Zunächst nur inhaltlich. Später aber auch stilistisch. Aber das lernte ich vor allem bei einem meiner Nebenjobs im Studium.

    Von 2002 bis 2006 war ich Teilzeit – Mitglied einer Redaktion in München, die sich auf Videospiele spezialisiert hatte. Wer von den Zeitschriften Cube und 360 Live aus der Zeit noch Exemplare auf dem Dachboden liegen hat, hat vermutlich ein paar meiner Artikel gelesen.

    Meine echten Lehrjahre: Die des Videospielredakteurs
    Redaktionsmitglied

    Am Anfang waren das noch kleine Beiträge. Kleine Snippets und Previews von den neuen Titeln. Dann kamen Testberichte dazu. Und mit ihnen der innere Antrieb mehr und mehr am eigenen Stil zu feilen. Denn mit einem Lesepublikum im Rücken wollte man den Leuten auch Schreibstücke bieten, unter die man guten Gewissens seinen Namen setzen konnte, bevor sie in den Druck gingen. Der Durchbruch in dieser Hinsicht folgte bei mir automatisch, als ich Ende 2004 zu meinem assistant year nach England aufbrach. Tagsüber war ich Deutschlehrer an einer Schule in Lincoln, Lincolnshire und abends Redaktionsmitglied im Außendienst – wenn auch mit stark eingeschränkten technischen Möglichkeiten. Da in unserem Haus kein Breitbandanschluss vorhanden war (anno 2004 definitiv noch kein Standard), mussten wir die Telefonleitung für das Internet nutzen, die wie damals üblich im Minutentakt abrechnete. Entsprechend waren wir gezwungen unsere online Zeit optimal zu nutzen, um nicht am Monatsende beim Öffnen der Telefonrechnung aus den Latschen zu kippen. Großartige Online-Recherche war für mich damit kaum möglich.

    Stattdessen kaufte ich mir in den örtlichen Zeitschriftenhandlungen Publikationen der englischen Presse, die in Sachen Videospielen der deutschen damals schon um Meilen voraus war, und exzerpierte die Inhalte wie bei Seminararbeiten auf Papier. Seitenweise. Blätterweise. Ich versank in den Artikeln, die in einem für mich sehr erfrischenden Ton geschrieben war, den ich so noch nicht kannte: Informativ, hoch fundiert, aber dennoch immer in einem grund-frotzeligen Ton, stets unter leichter Missachtung von gängigen Regeln der Punkt- und Kommasetzung. Satzreihen wie diese hier, die keinen grammatikalisch akkuraten Hauptsatz aufweist. Einfach durch einen Punkt abbrechen? Darf man das? I guess they don’t care. And neither did I.

    Ich begann unbewusst diesen Stil auf mein eigenes Geschreibsel zu übertragen. Bekam ein Gefühl für Satzrhythmen und den Atem, den man für seine Sätze braucht, um einen Effekt zu erzielen. So etwas ging mir zunehmend besser von der Hand. Ich fühlte langsam, wann ein Satz zu kurz war. Wann zu lang. Und wann genau richtig. Das ging so weit, dass ich in Sätzen Worte gegen entsprechende Synonyme austauschte, die in ihrer Silbenanzahl divergierten, und so nach meinem Empfinden besser in den Rhythmus des Satzes passten. So wurden meine Artikel in der Genese immer komplexer und herausfordernder. Daher musste ich meine Arbeitsweise umstellen – und setze sämtliche meiner Artikel handschriftlich auf.

    So hatte ich das Gefühl näher am Text zu sein. Worte wurden nicht einfach nur getippt. Sie wurden geformt. Ein leeres Blatt Papier, ein Bleistift und ich. Und über allem mein aufkeimender Perfektionismus. Jeder Satz wurde auf die Stilwaage gelegt, bewertet – und erweitert, umgestellt oder mit rabiaten Bleistiftstrichen vom Papier gelöscht. Ich wünschte, ich hätte noch irgendwo einen alten Block in einer Schublade, in dem man die Genese eines solchen Artikels sehen kann. Für den Uneingeweihten sah das aus wie ein Din/A4-Fiebertraum. Für mich hingegen war dieses Geschmiere das lebendige Ergebnis eines Schöpfungsaktes. Und das merkte ich. Und mein Chefredakteur. Meine Artikel lasen sich in Deutschland spürbar flotter. Entsprechend bekam ich zunehmend größere Fische zum Berichten. Erst die News-Seiten (12 Seiten Text, die monatlich zu füllen waren!). Dann die Leserbriefe, in denen der bayerische Grundgrant so richtig zur Geltung kam. Dann folgten die Testberichte zu den monatlichen Toptiteln (bis heute mein Favorit: der Bericht zu Resident Evil 4 – da war ich stolz wie Bolle drauf). Und zum Schluss die Reportagen, die eine nicht enden wollende Bandbreite an Themen bot: Die Geschichte von Donkey Kong, ein Bericht über die furchtbarsten Versoftungen von Kinofilem auf heimischen Konsolen, eine Abhandlung über das Erfolgsgeheimnis von Nintendo, ein Artikel über die berühmtesten urban legends in der Videospielindustrie. Ich forschte mich durch alles, was man mir vorlegte. Und ich liebte es.

    Meine gesammelten Werke auf CD-Rom

    Wenn es etwas gegeben hat, was meinen Schreibstil maßgeblich geformt hat, dann sind das die erfüllenden Jahre im Redaktionsbüro Löwenstein am Tassiloplatz in München. Von den Erfahrungen zehre ich bis heute – im Unterricht, beim Schreiben von Tutorials beim ISB – und im Blog.

    Heute: Schreiben im Blog

    Am Anfang ist der Gedanke – und die voice to text Funktion am Smartphone, wenn die Inspiration zuschlägt. Denn ein Blatt Papier zum Skizzieren meiner Artikel würde an einem normalen Arbeitstag hoffnungslos in den Tiefen meiner Tasche verschwinden. Mein oftmals nur schemenhaftes Geschwafel landet als Text in Evernote, wo ich – genauso wie Susanne – von jedem meiner Geräte darauf zugreifen kann. In einer Freistunde am Tablet, in der Ubahn am Handy oder zuhause am Arbeits-PC. Meine Notizen sind alle in Evernote in einem Ordner abgelegt, wo sich Ideen, Bilder, Soundschnipsel oder Screenshots lose in einem Ordner tummeln, den ich völlig uninspiriert “Blog” betitelt habe.

    Hier geht jeder Artikel los

    Darin passiert die Arbeit, die ich früher mit einem Blatt Papier vollzogen hätte. Ich schreibe, ich lösche, ich lese. Ich tausche aus. Ich markiere. Ich formuliere aus, gliedere. Und wenn ich mit dem Ergebnis irgendwann mal zufrieden bin, schiebe ich das Ergebnis in einen neuen Ordner, wo sich meine “Endredaktion” befindet, die automatisiert alles Richtung Blog schiebt. Dies passiert mit Hilfe des Dienstes Zapier, der alle Evernote-Notizen, die in diesem Ordner landen als Artikel-Entwurf in WordPress abspeichert. Dort muss ich den Artikel nur noch mit endredigieren und mit einem Mausklick in die weite Welt schicken.

    Ta-Dah!

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  • Allgemeines,  Alltag,  blog

    Runde 5 der Edublogparade 2024: Warum schreibe ich einen Blog?

    Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt.

    Folge 5 der Edublogparade2024 geht ans Existenzielle. Zumindest für uns bloggende Lehrkräfte: “Warum schreibe ich einen Blog?” lautet die Frage. Und darüber sinniere ich. Wieder mal. Das Thema spukte mir schon vor ein paar Jahren im Kopf herum und brachte mich zu einem Artikel, der sich irgendwo in den Tiefen dieses Archiv verbirgt. Ich muss ihn nur suchen… (and for later: hier ist er übrigens). Ich lese das gute Stück allerdings erst, nachdem ich fertig bin – allein um zu sehen, ob sich was an meiner Grundmotivation geändert hat. Kann ja gut sein. Denn die digitale Welt hat das definitiv.

    Drei Dinge auf einmal: Neugier

    Am Anfang war es pure, ungezügelte Neugier am Ausprobieren. Anfang 2013 wurde ich im Netz zunehmend auf die Blogs von Lehrkräften in Deutschland aufmerksam. Als ich dann merkte, dass es sogar Lehrende aus Bayern gab, die sich auf diesem Format bewegten, war das Interesse geweckt. Als dann auch noch die Verquickung mit Twitter bei vielen Blogs auffiel, fing ich auch auf technischer Ebene Feuer.

    Drei Dinge auf einmal: Vernetzung

    Nach den ersten Schritten kam dann der nächste Grund ganz automatisch: Vernetzung. Mit Blog und Kurznachrichtendienst öffnete sich eine Tür in eine andere, viel größere Welt. Zum physikalischen Lehrerzimmer vor Ort kam ein digitales dazu. Und das war weiter, größer und bunter als alles, was ich bis dahin gekannt hatte. Im späteren Twitterlehrerzimmer tummelten sich alle Bundesländer, alle Fächer, alle Schularten. Und mit dem großen Blick über den Münchner Tellerrand in andere Kollegien bekam ich eine Tonne an Ideen, lange bevor sie bei uns an der Schule ankamen:

    Ich war der erste mit einem Tablet an der Schule. Bereits 2014 versuchte ich mich an einer kabellosen Verbindung nach Inspiration eines Artikels von Matthias Heil. Der Corona-Lockdown wurde durch den Ideenpool online Wochen vorher mit Alternativformaten kompensiert, bevor wir von Staatsseite Unterstützung durch Videotelefonie bekamen. Die Liebe zu Lernplattformen und digitale Übungsformate fing ausschließlich online Feuer. Und in das tolle Team, mit dem ich am ISB arbeiten darf, kam ich nur aufgrund meines Blogs, auf den man aufmerksam geworden war.

    Drei Dinge auf einmal: Kontemplation

    Für mich war der Blog immer eine tolle Möglichkeit, Sachen loszuwerden, die mich im Schulkontext beschäftigten. Positives wie auch Negatives. Dinge, die mir sonst den Schlaf rauben würden, kann ich im Blog ablegen, im internen Monolog mit mir bearbeiten, veröffentlichen – und mit etwas Glück habe ich am nächsten Tag auch ein paar Leser mit an Bord, die mit mir darüber in Dialog getreten sind. Ich kann ein paar Apps ausprobieren, einen Erfahrungsbericht dazu verfassen – und bestenfalls jemand dazu inspirieren selbiges zu tun. Ist das nicht großartig?

    Oh ganz vergessen: Spaß

    Den hätte ich fast vergessen. Der schwingt bei all dem natürlich mit. Der Austausch, das Entdecken, das Vernetzen ist existenziell für mich geworden. Und jeder Kenntnisgewinn über neue Methoden oder Tools fühlt sich an wie ein neues Tor zu eine neuen kleinen, coolen Welt. Und das ist bis heute so.

    Times are a-changing

    Diese vier Gründe halten meinen Blog bis heute am Laufen. Zugegeben, es ist ein leicht instabiles Gebäude, dieses Fundament. Der Alltag ist nämlich gerne mal ruppig und raubt einem dieser Pfeiler gerne mal den ihm gebührenden Platz. Denn auch nach Jahren Routine in der Schule selbst ist in Digitalien zwar gut was los, aber nicht immer Gutes:

    Die DSGVO führte vor ein paar Jahren zum Blog-Tod einiger gut gehender Angebote. Das Twitterlehrerzimmer ist zerfallen und in BlueLZ, thLZ, das Instalehrerzimmer und das FediLZ zerfleddert. Dadurch sind social media zunehmend im Bildungsbereich unterwegs und haben viele Leute dorthin abgezogen. Der Bedarf an long reads in Blogs ist den Kurzformaten in Form von 10 Sekunden-Stories und Kurznachrichten gewichen. Selbst Kommentare zu Blogartikeln haben sich vorrangig in die sozialen Medien verschoben. Sagen wir es, wie es ist: Blogs sind ein Boomer-Format geworden. Aber das ist ok für mich. Ich brauche Inhalte jenseits von POV-Videos, in denen Leute mit zweifelhaften schauspielerischen Talenten ihren Schulalltag nachstellen. Ich brauche was anderes als Leute, die auf Instagram vorrangig ihre Links zu ihrem kostenpflichtigen Lernmaterial an den Mann und die Frau bringen. Oder mit ihren Klassen Dance Challenges durchführen. Ich brauch das nicht. Ich bin zu alt dafür. Oder wie Roger Murtaugh aus Lethal Weapon sagen würde:

    I’m too old for this shit.

    Weitere Beiträge zum Thema auf den folgenden Blog:

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  • Allgemeines,  Prüfungen

    Wieviel Zeit beansprucht ein Abitur?

    Während Runde 5 der Edublogparade 2024 gerade durch die Lande zieht (und ich über einen adequaten Artikel zu dem Thema nachdenke), habe ich aus Runde 2 Lehren gezogen und mich der Arbeitszeiterfassung hingegeben. Denn darum ging es vor ein paar Monaten vor dem Hintergrund des Abbaus von Überstunden.

    Wie immer dauert es bei mir, bis neue Routinen sitzen. Es gibt Tage, wo mir erst am Abend einfällt, dass ich ganz vergessen habe mit Working Hours meine geleisteten Stunden zu dokumentieren und gebe sie im Nachhinein ein. Für die nächsten vier Wochen werde ich allerdings ganz genau darauf achten. Es ist eine besondere Zeit angebrochen. Das Abitur läuft seit ein paar Tagen in Bayern, und ich möchte seit Jahren für mich selbst herausfinden, wie lange ich tatsächlich für die Korrektur eines Abiturs benötige. Ich will nichts rechtfertigen, auf nichts Besonderes aufmerksam machen, keinen Shitstorm hervorrufen, weil ich auf “kostenlose” Überstunden hinweisen möchte – mir geht’s persönlich einzig und allein um den Kenntnisgewinn. Deswegen schauen wir mal, was draus wird. Wie lange brauch ich für das diesjährige Abitur in Englisch? 24 Leute. 12 Arbeiten schriftlich, 12 Kolloquien. Alles möchte ich festhalten: Das Abholen der Arbeiten, das Ordnen, das Auslegen, das Probehören der Audiodateien, die Korrektur, die Sitzungen zum Abgleichen der Fehler. Alles.

    Wetten werden angenommen. Jetzt. Am Besten in den Kommentaren. Nun auch mit echtem Poll:

    This poll is no longer accepting votes

    Wie lange korrigiert man an einem Abitur (Kursstärke 24 SuS, 12 schriftlich, 12 mündlich)
    ×

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  • Alltag,  Technik

    Like it’s 1996…

    Horror, ich habe mein Handy zuhause liegen lassen. Und das an einem Tag, wo ich vor 16.00 Uhr nicht zuhause bin. Zu dumm, dass mir das erst aufgefallen, als ich in den Öffis Platz genommen hatte. Also viel zu spät. Wieder aussteigen und wieder zurückfahren, um das unverzichtbare Utensil zu holen, war zeitlich einfach nicht drin. Naja, dann zähneknirschend hingenommen, für die nächsten zehn Stunden ohne mein Smartphone zu sein.

    So wurde es eben ein Arbeitstag wie vermutlich 1996. Nur ein PC und eine eMail. Und deswegen folgt nun eine Liste über…

    …Dinge, die über den Tagesverlauf nicht möglich waren:

    • Musik hören auf dem Weg zur U-Bahn
    • Vokabeln lernen in der U-Bahn
    • Nachrichten lesen und beantworten
    • eMails on the go lesen und beantworten
    • Freistunden mit Surfen versüßen
    • social media lesen und beantworten
    • Techniker für die Schul-IT wegen mehrerer Fehler Bescheid geben
    • Kollegenkreis mit Sparwitzen von punnyworld versorgen
    • Auf akut auftretende Kollegiumsfragen reagieren
    • Zwischen Tür und Angel einen Arzttermin ausmachen
    • Espressomaschine von unterwegs vorheizen
    • Sprachnachrichten abhören und beantworten
    • spontan Fotos machen und verschicken

    War mega.

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    3.3
  • Allgemeines,  Alltag,  blog

    Gipfeltreffen und Kaiserwetter

    Bei schönstem Wetter hatte sich hoher Besuch in München angekündigt. Kein Geringerer als Herr Kubiwahn hatte vor Wochen zwecks eines kleinen Blogger-Treffen in der Landeshauptstadt angefragt. Mit ihm und Herrn Rau fand ich mich in der Gesellschaft echter Blogging-Urgesteine wieder. Oder um Armins Metapher zu bemühen: Ich war ein Zollkiesel unter Meilensteinen. Schön war’s, wenn auch recht kurz (was meiner Wochenendgestaltung geschuldet war). Und lecker. Das Faun im Glockenbachviertel hat kulinarisch mittlerweile gut was auf dem Kasten. Die Bowls sind sehr zu empfehlen.

    Falafel-Bowl!

    Ich mag solche Treffen ja sehr. Leute sehen, mit denen man seit Jahren online Umgang hat, ist immer eine ganz spannende Geschichte. Man kennt sich, und dann auch wieder nicht. Das ist immer ein interessantes Spannungsverhältnis voller Überraschungen, das bei solchen Meetups immer wieder zu Tage tritt. Leider mache ich das viel zu selten, weil ich es ohne eine entsprechende Vorplanung nicht wirklich hinbekomme. Meine Wochenenden und Ferien sind in der Regel gut verplant, daher sind auch so Veranstaltungen wie das große Kasseltreffen für das ehemalige Twitterlehrerzimmer kaum möglich. Umso dankbarer bin ich dann dafür, wenn sich Leute von sich aus in meinen Orbit bewegen. So wie Herr Kubiwahn.

    Es gab viel zu erzählen: Die regionalen Unterschiede von Schulen, die Vor- und Nachteile von Lernplattformen, Schwellenängste und Ablehnungshaltung derselben in Schulfamilien, Freud und Leid einer mebis Koordination oder das Bloggen als Alt-Herren-/Damen-Sport waren ebenso Thema wie der Unterschied von Falafelbowls und Falafelteller, das Aussehen von echtem Griebenschmalz, Herr Raus Artikel über den Ritter Manuel oder längst vergessene Arbeitsgeräusche antiquierter Technik.

    Man sieht, in den knapp zwei Stunden gab es einiges an Themen. Dabei war ich so interessiert beim Zuhören, dass ich ganz vergessen habe, ein Erinnerungsfoto zu machen. Lediglich meine leckere Falafelbowl schaffte es unter meine Linse. Tja, dann müssen wir wohl oder übel nochmal ran 🙂

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    4.7
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    Edublogparade – Folge 3

    Runde 3 der Edublogparade bringt wieder etwas Positivität auf den Tisch. Was den Lehrberuf attraktiv macht, ist das Thema. Mit dem Blick auf meine aktuellen Arbeitszeiten, die ich seit drei Wochen brav tracke, fällt mir es schwer, diese tatsächlich als Plus anzuführen. Es ist gerade entsetzlich viel los. So viel, dass ich nach Dienstschluss so gar nichts mehr machen möchte, was mit dem Thema Schule zu tun hat. Blogbeiträge meiner Online-Kolleginnen und Kollegen lese ich aus Zeitgründen seit Wochen nicht mehr. Es ist einfach viel. Zu viel. Und mit dem Eindruck bin ich nicht alleine. Man hört immer wieder, wie gestandene Kolleginnen und Kollegen meinen, aktuell könne man diesen Beruf dem Nachwuchs nicht mehr ruhigen Gewissens ans Herz legen. Von daher finde ich es ganz schön schwierig in dieser Runde eine gute Antwort zu finden. Denn auf der einen Seite gibt es die Anforderungen auf dem Papier, auf der anderen Seite die Sachzwänge der Realität, die immer wieder Improvisation oder schlimmstenfalls Kapitulation bedeuten. Lehrermangel, Krankheitsausfälle, fehlerhafte Technik, marode Schulgebäude, Burnout als buchstäbliche Berufskrankheit. Die Zeitungen sind voll davon. Was bringt der Lehrberuf also?

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    Im Moment leider gefühlt genau dieses.

     

     

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  • Allgemeines,  Alltag,  Unterricht

    EduBlogparade2024 – Runde 2: Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte?

    Disclaimer: Ich agiere bei dem folgenden Thema rein auf common sense. Ich weiß nicht mehr darüber als jeder normal sterbliche Lehrkörper, der seit Jahren ohne Arbeitszeiterfassung vor sich hin wurschtelt und es auch nicht anders kennt. Deswegen verzeihe man mir meine Blauäugigkeit bei dem Thema.

    Jan-Martin hat sich für Runde Zwei der Edublogparade2024 ein ganz besonderes heißes Eisen aus einer ohnehin heißen Vorauswahl des Bildungsrates von unten gefischt: Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte. Das Thema wabert ja schon seit geraumer Zeit durch die Medienlandschaft und mein Stand der Dinge war ja immer, dass das definitiv kommen soll, die KuK-Konferenz aber darauf noch sehr verhaltend reagiert. Aber man kläre mich gerne auf, wenn es anders sein sollte.
    Zu dem Thema gibt es tatsächlich sehr konträre Meinungen. Ich hab mir vorgenommen, die verschiedenen Beiträge der Edublogparade erst hinterher zu lesen, weil ich mir meinen Blutdruck nicht unnötig in die Höhe treiben möchte. Denn theoretisch kann ich mir ein solches System schon gut vorstellen. Theoretisch wohlgemerkt. Denn es hätte ein paar echte Vorteile auf der Hand.

     

    Theorie…

    • Transparenz nach außen: Für die Öffentlichkeitsdarstellung würde so ein System zum Teil mit dem Märchen des Halbtagsjobs aufräumen, das der Profession seit geraumer Zeit anhaftet. Kein Wunder, er ist nun mal ein Job außerhalb des üblichen nine-to-five Korsetts. Ob er durch so ein System zu einem wird, ist zu bezweifeln. Aber es könnte zu einer gewissen Normalisierung beitragen.
    • Transparenz nach innen: Wer arbeitet wirklich wieviel? Und wie lange? Dieses Thema erhitzt regelmäßig die Gemüter. Auch innerhalb eines Kollegiums. Eine Arbeitszeiterfassung könnte schnell Klarheit schaffen, wer über die Maßen arbeitet oder aber auch nur so tut als ob. Auf diese Weise ließe sich die Last gerechter auf den verschiedenen Schultern verteilen.
    • Prävention: Für Außenstehende selten einsehbar, für Eingeweihte Realität: Unser Job ist anstrengend. Er geht an die Substanz. Und gerne auch an unser Stundenkontingent. Korrekturen, Bürokratie, Elterngespräche, Vorbereitungen, Nachbereitungen, Elternabende, Fortbildungen, Projekttage, Exkursionen. Das frisst Zeit. Soviel Zeit, dass wir sie manchmal komplett aus den Augen verlieren. Ich selbst habe nur in zwei, drei Situationen zum Spaß mal die Zeit mitgezählt, um zu sehen, wie viele Stunden ich zu Hochzeiten in den Beruf versenke. Aber über einen längeren Zeitraum habe ich das nie verfolgt. Man schludert schnell beim Mitzählen, vergisst, und plötzlich lässt man es wieder. Man hat ja nichts davon. Hätte ich aber ein System gehabt, das mir suggeriert, dass Mehrarbeit in irgendeiner Art auch mal (ab-)gerechnet und wertgeschätzt wird, hätte ich an vielen Stellen mal den Stecker gezogen. Und ein Wochenende auch mal Wochenende sein lassen.

    … und Praxis

    Soweit die Theorie: Ich grüble aber tatsächlich angesichts der praktischen Umsetzung: Wie soll so ein System aussehen? Wären wir gezwungen, nur noch am Lehrerdienstgerät zu arbeiten, wo eine Software die Arbeitsstunden zählt. Erkennt sie, ob ich tatsächlich arbeite oder einfach dem Online Shopping fröne? Kann sie technisch unterscheiden zwischen Freizeit und Arbeitszeit? Und was zählt als Arbeitszeit? Wenn ich in den Laden gehe um Lektüren für die Klasse zu kaufen? Wenn ich eine Zusatzschulaufgabe erstelle, weil wieder zwei bei der Prüfung krank waren? Oder wenn ich in Warteschleifen festhänge, um die Zugverbindung für die Klassenfahrt und die dazugehörigen Tarife erfrage? Wie wird das gezählt? Wird das überhaupt gezählt? Zählen nachmittägliche Elterngespräche außerhalb der Sprechstunden, weil es oftmals nicht anders geht? Zählt Bürokratie wie das Erstellen und Abhaken von Listen, Ordnen von Klassenarbeiten für die Respizienz? Erhöhter Korrekturaufwand aufgrund größerer Kurse oder korrekturintensiveren Fächern? Was mache ich mit Klassenfahrten? Bin ich da per se von Aufstehen bis zur Bettruhe im Einsatz? Oder rund um die Uhr? Und was passiert bei Überstunden? Bekomme ich die ausgezahlt? Oder kann ich die ähnlich abfeiern wie in einem Bürojob? Wo würde dann Zeit ausfallen? Wohl nicht Unterricht, oder? Der Lehrplan geht ja trotz der Zusatzbemühungen fürs Klassenklima weiter.
    Je länger man drüber nachdenkt, desto mehr Fallstricke fallen auf. Es IST eben kein anderer Job wie jeder anderer.
    So, und jetzt ihr…
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  • Alltag,  Technik,  Unterricht

    Let’s try Krita!

    Krita? Nie gehört? So ging’s mir auch lange Zeit. Verständlich, denn ein neues Malprogramm brauchte ich nicht. Ich hatte schon vor Jahren das Sketchbook von Autodesk für Android entdeckt und mich daran gewöhnt. Wozu also umsteigen?

    Von Krita hatte ich erst letztes Jahr zum ersten Mal gehört, als in unserer Selbsthilfegruppe zu unseren Lehrerdienstgeräten zum ersten Mal nach einem Malprogramm für Windows gefragt wurde. Als einer der User das Programm als Alternative lobend heraushob, probierte ich Krita mal aus – und bin den Möglichkeiten sofort verfallen. Wer jemals mit Photoshop oder Gimp gearbeitet hat, findet sich sofort zurecht. Anfänger könnten hingegen schnell abgeschreckt sein, weil die Möglichkeiten sehr überbordend ist. Interessierten sei daher die folgende Playlist ans Herz gelegt, die jede Funktion detailliert bespricht und vorführt.

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    Es sind diese Funktionen, die mich dazu gebracht haben, Sketchbook ad acta zu legen, für das ich immerhin mal 10€ gezahlt habe. Aber nicht nur deswegen. Was mich sehr überzeugt ist die Möglichkeit des Crossplatforming: Krita gibt es quasi für jedes Betriebsystem: Windows, Linux, MacOS, Android. Krita ist überall zuhause. Und sieht auch überall gleich aus. Das bedeutet, dass man sich mit dem Programm auf jeder Plattform nicht extra einarbeiten muss. Aber nicht nur das: Es ist möglich, gewisse Arbeiten in Krita am Tablet zu erledigen und dann später auf dem Heimrechner weiterzuführen. Sobald man die Dateien hierfür in einem Cloud-Service wie Dropbox oder Google Drive ablegt (One Drive wird interessanterweise nicht angezeigt), geht das absolut problemlos. Ein Feature, das ich auf Sketchbook so nie hinbekommen habe – und für das ich z. B. auf Windows wieder extra in die Tasche hätte greifen müssen.

    Seit September 2023 ganz besonders cool: Krita spricht mit ByCS. Sobald der Client auf dem jeweiligen Gerät installiert ist, hat man kompletten Zugriff auf seine Cloud-Ordner. Damit könnten theoretisch mehrere Krita-Nutzer an derselben Datei von verschiedenen Geräten aus arbeiten – vermutlich nicht gleichzeitig, aber das alleine ist schon mal eine gute Nachricht. Was aktuell noch etwas verbesserungsbedürftig ist: geöffnete Dateien kann ich auf meinem Android Tablet nicht einfach speichern. Sie müssen jeweils unter einem anderen Namen gesichert werden. Unter Windows ist das mit Krita und dem ByCS Client überhaupt kein Problem.

    ByCS-Ordner sind problemlos in Krita nutzbar – definitiv nicht selbstverständlich

    Krita: Besser arbeiten mit einem Samsung Tablet

    Zur besseren Navigation auf einem Tablet Device, bietet Krita eine Menge an Einstellungsmöglichkeiten, um den Workflow zu beschleunigen. Folgende Einstellungen habe ich auf meinem Samsung Tab S7 getätigt:

    In den Hardwareeinnstellungen des Tablets: Air View ausschalten

    In Krita:

    • Allgemein > Extras > Malen per Fingereingabe einschalten
    • Eingabe-Einstellungen für die Leinwand > Leinwand verschieben > Maustaste löschen: Hiermit wird verhindert, dass mit der Stiftspitze die Leinwand nicht verschoben, sondern gemalt wird.
    • Show Popup Widget > Maustaste > “Kein auswählen” markiert lassen, mit Pen drüber schweben lassen und klicken > Middle Button: Hiermit wird das Auswahlrad eingeblendet, sobald man den Knopf am sPen betätigt.
    • Toggle Canvas Only > Kurzbefehl löschen: Damit wird der Vollbildmodus ausgeschaltet, den man beim parallelen Hantieren mit Finger und Stift allzu gerne mal versehentlich einschaltet.

    Wer sich das en detail nochmal anschauen möchte, anbei ein gut gemachtes Video von Youtube.

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  • Allgemeines,  Alltag,  blog

    EduBlogparade 2024 – Runde 1 – eine Nachlese

    So, das war’s. Runde 1 der EduBlogparade 2024 ist mit dem heutigen Tage durch. Und was für eine Runde das war! Mehr als 20 Beiträge – teilweise sogar außerhalb der Lehrerbubble! – kamen zusammen und sind hier verlinkt. Viele tolle Gedanken von vielen tollen Menschen. Viel Euphorie, viel Mut, viel Einfallsreichtum… und auch ein bisschen Frust. Mein Beitrag z. B. bleibt vermutlich der grummligste, weil bei mir gerade etwas Unmut herrscht. Bzw. herrschte. Runde 1 zeigt mir, wie wertvoll Austausch ist. Dass das “mehr wir” – mein Motto des Jahres 2024 – gerade schon realisiert wird. Gemeinsam sprechen, sich austauschen, neue Einblicke erhalten, Interessantes übernehmen. Genau darum geht’s! Mehr wir! Und mit dem Wunsch stehe ich nicht alleine da.

    Nachlese: Mehr wir! Geht doch!

    Als sei es geplant gewesen, hat stand das Wochenende quer durch Deutschland unter diesem Motto. Überall gingen die Leute auf die Straße um gegen wachsenden Rechtsextremismus und Entgrenzung auf die Straße zu gehen – gegen genau die Dinge, die mir in meinem Artikel die Stimmung verhagelt haben: 35000 Leute in Hannover, 100000 in Hamburg, 70000 in Köln, 45000 in Bremen, 100000 in Berlin, 25000 in Freiburg, 70000 in Leipzig, 40000 in Frankfurt, 9000 in Erfurt. Kreuz und quer schossen aufgrund der Entwicklungen der letzten Wochen spontan Demonstrationen aus wie Pilze aus dem Boden. Die diffuse Unzufriedenheit der Leute war kanalisiert und mündete in eine kleine Massenbewegung, wie ich sie die letzten Jahre nicht mehr erlebt habe. Was ich heute in München gesehen habe, war gigantisch.

    Riesige Schlangen in der U-Bahn

    Am Marienplatz hatte sich vor den U-Bahnen 3km vor dem Startpunkt der Demo eine riesige Menschentraube gebildet. Die öffentlichen Verkehrsmittel waren dem Ansturm einfach nicht gewachsen. Wer nicht warten wollte und sich zu Fuß an die Oberfläche wagte, erkannte schnell das ganze Ausmaß der Demonstration: Das Siegestor in weiter Ferne, ein riesiger Menschenzug mit dem Ziel vor Augen, der nicht enden wollte.

    Beim Pfeil ist das Siegestor. Da müssten wir eigentlich hin…

    Ab dem Odeonsplatz ging dann gar nichts mehr. Die Leopoldstraße platzte vor Menschen mit Bannern, Kinderwägen und Fahnen. Über unseren Köpfe schwirrte in regelmäßigen Abständen der Hubschrauber des bayerischen Rundfunks, um sich ein Bild von der Situation zu machen – dass wir ca. 200000 Teilnehmer werden würden, erfuhren wir erst später. Ebenso von der Überforderung der Polizei. Nach nicht einmal 45 Minuten war die Demonstration so groß geworden, dass man für die Sicherheit der Leute nicht mehr garantiert konnte. Die Veranstaltung wurde abgebrochen und von der Polizei aufgelöst. Die Leute waren gelassen und ruhig. Keine wütenden Sprechchöre, keine eingeschlagenen Fensterscheiben, keine Personen, die an Galgen aufgeknüpft waren. Es war einfach eine gechillte Angelegenheit. Und trotzdem riss der Strom an Leuten nicht ab. Auch auf dem Rückweg kamen uns Tausende entgegen, die sich nichtsdestotrotz auf den Weg Richtung Siegestor gemacht hatten. Ich bin stolz auf München. Und stolz auf Deutschland, dass wir uns in dieser Masse auf die Hinterbeine gestellt haben. Und alles nur wegen einer Enthüllungsgeschichte von Correctiv.tv. Wäre die nicht geschehen, hätte es diese Erfolgsgeschichte nicht gegeben.

     

    Wie geht’s weiter?

    Wie es politisch weiter geht, schau mer mal. Aber bei der EduBlogparade bin ich recht sicher, was passiert: Runde 2 geht nächste Woche los. Ein Verantwortlicher, der sich mit Thema und den Randbedingungen befasst, ist noch zu finden. Aber wir haben ja noch eine Woche. Wer sich beteiligen möchte: Hier geht’s zur Aufstellung der Themen.

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  • Allgemeines,  Technik

    Eigenen Bluesky Handle setzen in All inkl

    Verehrte Leserschaft! Bitte setzen Sie sich. Wir nerden zu Jahresbeginn ein bisschen herum, in Ordnung? Wir wollen nämlich unsere street credibility in Bluesky etwas steigern und unser eigenes Bluesky Handle im Profil setzen. Anstatt wie jeder aktuell ein @bsky.app mit sich zu führen, prangt dann künftig die eigene Homepage im Profilnamen. YO!

    Anders als beim Mammut verlangt das Himmelreich bei diesem Schritt allerdings ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl. Zwei Möglichkeiten bietet Bluesky bietet um das zu bewerkstelligen: einmal, indem man eine Textdatei auf seiner Domain hinterlegt. Zum anderen durch eine direkte Eingabe in die DNS-Einstellungen der eigenen Domain (Hä!? Keine Ahnung, kommt noch). Bei Ersterem bin ich fundamental gescheitert. Zweiteres lief problemlos. Wie, zeige ich mal anhand meiner Konfiguration bei meinem Provider all-inkl.com, bei dem ich seit mehreren Jahren zufrieden mein Blog geparkt habe. Vielleicht kann es ja für jemanden mal interessant sein. Denn Anleitungen zu dem Thema sind mannigfaltig, aber jedes Mal vom entsprechenden Provider abhängig.

    Richtiger Tarif?

    Zunächst sei daran erinnert, dass direktes Arbeiten an den DNS-Einstellungen nicht bei jedem Provider bzw. dem gewählten Tarif funktioniert. Bei all-inkl.com ist dieses Feature zum Beispiel im Basis-Privat-Tarif weder enthalten noch zusätzlich buchbar. Wer es sich leisten möchte, muss in den nächsthöheren Tarif wechseln. Der Privat-Plus kostet bei all-inkl.com 7,95€ im Monat. Da habe ich erstmal etwas gezögert, weil ich es nicht einsah, für so ein windiges Extra-Feature knapp 30€ mehr im Jahr hinzulegen als ich ohnehin schon zahle. Als ich aber gesehen habe, dass in diesem Tarif auch insgesamt 5 Domains enthalten sind, deutlich mehr Webspace und das eine oder andere Zusatzzertifikat, das ich im Grundtarif von 4,95€ noch zusätzlich gebucht habe, war die Schmerzgrenze schnell überwunden, und ich hab mich zu einem Upgrade entschieden. Mitten im alten Tarif. Für all-inkl.com kein Problem: Bei Vertragsabschluss im neuen Tarif werden getätigte Vorauszahlungen automatisch gutgeschrieben, die alten Zertifikate, für die ich bislang extra gezahlt habe, nun aber im Tarif enthalten sind, automatisch gekündigt. Ich musste keinen Finger rühren. Nach einer Minute war der neue Vertrag da und alles so, wie es sein sollte. Mega Service! Dann kann’s ja losgehen. Also ab zu Bluesky.

    Handle Einstellungen in Bluesky

    In Bluesky findet man unter Settings > Advanced die Option Change handle. Sobald man hier den Eintrag I have my own domain anklickt, wird man zu einer zunächst etwas kryptisch anmutenden Maske weitergeleitet. Hier existiert ein Feld, in dem man seinen gewünschten Domain-Handle eingeben kann, der künftig im Profil erscheinen soll. Also auf gut Deutsch: die eigene Homepage (Bei mir z. B. herrmess.de) Im Feld DNS Panel sind die nötigen Informationen hinterlegt, die später in der obigen Domain hinterlegt werden sollen. Die no DNS Panel-Option habe ich vor Monaten mal ausprobiert, bin aber gescheitert. Letztlich muss man nach Anleitung ein Textfile auf seine gewünschte Domain hochladen, die anschließend verifiziert werden sollte. Hatte ich eigentlich erledigt, aber eine erfolgreiche Verifizierung ist bis heute nicht passiert.

    Ab zu all-inkl.com

    Bei all-inkl.com findet man die sogenannte Members Area, die man über seine Benutzerkennung und das Passwort betritt. Unter den Tools findet sich der Eintrag DNS-Einstellungen. Dort wählt man per Mausklick die Domain aus, in der man sein Unwesen treiben möchte, und legt unter Neuen DNS-Eintrag anlegen einen selbigen an. Die Maske, die sich nun öffnet, beinhaltet drei Textfelder, die mit den Informationen aus Bluesky gefüttert werden müssen: Unter Name gibt man _atproto ein, in Typ/Prio wählt man die Option TXT aus. Und Data wird per copy & paste mit der letzten Zeile aus dem Bluesky Eintrag gefüttert. Sind diese Angaben gemacht, werden sie mit einem Klick auf die Schaltfläche Speichern gesichert. Job erledigt.

    Blaues Wunder

    Zurück in Bluesky begibt man sich wieder zum schon besuchten Menü unter Change Handle, und klickt dort den unübersehbaren Riesenbutton Verify DNS Record. Bluesky versucht nun, auf der besagten Domain den eben angelegten DNS-Eintrag zu finden.

    Fast geschafft!

    Wird es fündig, folgt eine entsprechende Rückmeldung. Gratulation, es hat geklappt.

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