• Allgemeines,  Alltag

    Umzug!

    (für Teil 1 hier lesen) … und dann kommt plötzlich ein Schubs von der Seite, ganz unvermittelt aus dem Nichts. Und dann geht alles ganz schnell: Alte Wohnung gekündigt, Kisten geordert, Vertrag unterschrieben, Leute zum Umzug akquiriert, Wohnung ausgemistet, Zeug inseriert, Zeug verkauft, Zeug verschenkt, Zeug weggeworfen, Transporter gemietet, Zeug eingepackt, Küche gekauft, Farben besorgt, alte Wohnung geweißelt, Transporter beladen, den alten Nachbarn Lebewohl gesagt, umgezogen, umgemeldet. Zack. Bumm. Naja… nicht ganz. Das Bumm hat in Wirklichkeit dann doch drei Monate gedauert. Doch im laufenden Schuljahr spürt man davon nichts. Man ist ständig unter Strom: Permantentes Pendeln zwischen der neuen und der alten Wohnung. Zwischen Vergangenheit und Zukunft. Zwischen Heimat und terra incognita. Zwischen Chaos und noch mehr Chaos. Aber nun bin ich hier. Alles durch – in einem  Sauseschritt, der mir die kompletten Osterferien geraubt hat. Für Wehmut war da keine Zeit. Ganz anders als beim letzten Mal vor acht Jahren, als ich in meine vorige Wohnung gezogen war.

    Alles neu

    Ich fühle ich mich pudelwohl im neuen Zuhause und bin richtig glücklich. Denn ich lebe jüngst in einer Gegend, die ich als potentiellen Wohnort schon vor Jahren komplett aufgegeben hatte. Ich hatte mich eigentlich  schon im Speckgürtel Münchens wohnen sehen, weil die Preise in der Stadt so durch die Decke gegangen sind. Aber es gibt Glücksfälle. Und Vermieter, denen Profit nachrangig ist, und die stattdessen mehr Wert auf eine beständige und gute Nachbarschaft legen. Und so einen habe ich. Bzw. so einE. Sie stand am Tag nach dem Umzug mit einem Laib Brot und Salz vor der Wohnungstür. Zum Einstand. Das gehört sich einfach, sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln.

    Und recht hat sie. Das gehört sich so… Aber wer macht denn so etwas heutzutage noch? Noch dazu in der Stadt?

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  • Allgemeines,  Alltag,  Prüfungen,  Technik,  Unterricht

    Sprachen lernen online im Selbstversuch – Teil 1

    Ich muss mir auch immer die Zeit fressendsten Hobbies aussuchen. Wo sich andere in meinem Alter mit Modelleisenbahnen oder embroidery zufrieden geben, tue ich mir das Erlernen einer Fremdsprache an. Und nicht nur einer. Sondern drei parallel. Und das seit mittlerweile mehreren Jahren. Italienisch, Spanisch und Französisch lerne ich seit drei bis fünf Jahren nun komplett (wieder) online – frei von Kursen in einer Volkshochschule oder Privatunterricht. Nur die App(s) und ich – mit allen Vor- und Nachteilen, von denen ich ab und an mal erzählen möchte. Wer ähnliches einmal vorhat, kann sich von meinen Eindrücken ein bisschen leiten lassen. Denn es gibt bei dem Thema tatsächlich ein paar Stolpersteine.

    Wie soll man lernen? Mit Sprachen Apps? Mit Homepages? Mit Podcasts? YouTube-Videos und YouTube Kurse? Ich habe alles einmal durchprobiert. Und zu jedem dieser Themen eine entsprechende Meinung.

    Disclaimer

    Machen wir mal eine Ausnahme und stellen zur Abwechslung mal meine Eindrücke an erste Stelle statt ans Ende. Dann kann die geneigte Leserschaft für sich entscheiden, ob das Weiterlesen der Serie tatsächlich lohnt:

    • Sprachenlernen Online – die Qual der Wahl. Das schiere Angebot an Möglichkeiten heutzutage eine Sprache zu lernen ist der Wahnsinn. Was in den unterschiedlichen Online-Communities mittlerweile geleistet wird, um die eigene Muttersprache in die Welt zu tragen, ist enorm. Und teilweise auch absolut kostenlos! Da steckt viel Herzblut dahinter. Zugleich ist die Auswahl aber auch Fluch. Denn in dem ganzen Wust an Möglichkeiten vermisst man oft eine leitende Hand, wie man sie aus einem Schulbuch eben kennt.
    • Das Erlernen einer Fremdsprache ist ein Kraftakt. Ganz egal, wie viel Spaß es macht, es ist im ersten Moment erst einmal eine geistig höchst anspruchsvolle Aufgabe, die nur mit beständiger Arbeit besser wird.
    • Fremdsprachenunterricht in der Schule ist Privileg. Bis zu vier Mal in der Woche für eine Dreiviertelstunde dezidiert an seinen sprachlichen Fähigkeiten zu arbeiten und sie zu Hause noch einmal intensiv wiederholen zu können ist purer Luxus, den man schmerzlich vermisst, wenn man erst einmal mit beiden Beinen im Arbeitsleben steht und nebenbei eine Familie ernähren muss.
    • Sprachenlernen lernen. Für mich persönlich bedeutet das Erlernen einer neuen Fremdsprache eine Nachhilfestunde in puncto Demut und Respekt, da ich mich unwillkürlich wieder in der Position des Lernenden wiederfinde. Die Selbstverständlichkeit, mit der man als Lehrkraft immer wieder von den Klassen einfordert, diese oder jene Bedeutung eines Wortes aus dem Nichts aus dem Gedächtnis zu kramen, kann ich nämlich nicht mehr aufbringen. Das Gehirn ist beim Lernen nicht mehr so flexibel, wie ich es noch von mir als Sprachenschüler in Erinnerung hatte. Wenn ich mir vorstelle, mit welcher Leichtigkeit ich damals erste Wörter und Phrasen auf Französisch oder Englisch im Kinderfernsehen aufgenommen und imitiert habe, komme ich mir teilweise vor, als hätte man mich unter Schlafmittel gesetzt. Das Wiederholen und Erinnern ist wirklich anstrengend und will gut in den Tagesablauf integriert sein, da es unabdingbar ist.
    • Organisation ist die halbe Miete. Jeder Tag sollte mit kleinen Lerneinheiten gefüllt sein, der immer wieder nach dem selben Schema ablaufen sollte. Aus derselben App wiederholen, aus demselben Büchlein lesen, denselben Podcast hören. Diese Werke sind in der Regel, selbst wenn sie kostenlos verfügbar sind, logisch aufgebaut und greifen permanent auf das zurück, was in den letzten Lektionen präsentiert wurde. Vor allem für Anfänger ist diese Konsequenz überlebenswichtig, um nicht gleich komplett frustriert zu werden.
    • Sprachenbüffet – gute Idee? Das gleichzeitige Lernen von Sprachen macht das Sprachenlernen unnötig kompliziert. Spätestens, wenn man sich in derselben Sprachenfamilie tummelt, kommt es immer wieder zu Interferenzen bei Sprachen, die für unnötigen Lernfrust sorgt. Wenn man daher den Luxus hat und nicht von Zeit oder Jahres-Tarifen gebeutelt wird, macht es auf jeden Fall Sinn das hintereinander zu erledigen.
    • Relevanz ist wirklich wichtig. Am besten von Anfang an immer Themen wählen die für einen selbst eine gewisse Relevanz haben eine neue Wortschatzlektion anzufangen nur weil sie die nächste in der Abfolge ist, ist sinnlos, wenn es dann um Themen geht wie kosmetische Produkte, die man nicht braucht.
    • It’s a hobby! Als Fremdsprachenlehrer, der mehrere Jahre seine beiden Sprachen in der Uni gelernt, gelehrt und im Ausland praktiziert hat, hat man einen gewissen perfektionistischen Ansatz entwickelt, wenn es um das Lernen und Beherrschen von Sprachen geht. Oft läuft man dann Gefahr eine neue Fremdsprache ähnlich perfektionistisch zu behandeln wie seine eigenen – und dann ist Frust vorprogrammiert. Sprachen sollen auch Spaß machen.

    So, damit aber genug Disclaimer. Dann kann die Serie ja losgehen!

    Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: Sprachen lernen vor Ort

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    4.3
  • Allgemeines,  Alltag

    Mikro- und Makroblogging

    In den letzten Wochen war echt ganz schön was los hier (Artikel folgt bzw. folgen). Das hat Spuren hinterlassen, die hoffentlich der Physio-Doc wieder in den Griff bekommt. Altwerden ist echt doof. Wenn aus gewohnten Situationen und Wehwehchen, die man früher einfach so weggesteckt hätte, auf einmal langwierige Geschichten werden, mit denen man überhaupt nicht gerechnet hätte, wird man echt nachdenklich. Aber was will man machen?

    Das volle Programm der letzten Tage hat mir meine Routine ganz schön durcheinander gewirbelt. Unterrichtsvorbereitung, Elternsprechtag, Abiturkonferenzen und -aufsichten, AK-Sitzungen, pädagogische Nachmittage. Da gab es einiges oben drauf, was an anderer Stelle gut Zeit abgeknapst hat. Entsprechend fielen einige Dinge flach. Das Bloglesen von anderen Kolleginnen und Kollegen zum Beispiel, das ich gestern Abend nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder gemacht habe. Und ich bin jedes Mal erstaunt, wie viel tolle Beiträge es immer noch in den deutschen Lehrkraftsbloglandschaften gibt, die ich immer wieder verpasse, weil mir bis heute ein entsprechender Workflow fürs Bloglesen fehlt. Kollegen über soziale Medien ist da echt zugänglicher, Neuigkeiten viel schneller an Mann und Frau gebracht. Aber zu Blogartikeln muss ich mich immer durchklicken und -quälen. RSS-Feedreader fühlen sich für mich mittlerweile echt ein bisschen out of date an. So wie Fax oder Telex. Dabei gäbe es so viele tolle Artikel, die so niemals in ein Mikroblogging-System wie auf den sozialen Medien passen würden:

    Herr Rau geht auf Kindheitsreise, Herr Klinge schlittert um das Phänomen Midlife-Crisis. Beides las ich mit großem Interesse und Genuss. Und mit Ruhe. Ganz anders als in so manchen Netzwerken, wo alles auf Schnelligkeit, Effizienz, aber auch Chaos und Sichtbarkeit (oder auch Lautstärke) geeicht ist. Das Lesen von längeren Artikeln fühlt sich ganz anders an. Frei von Seitenlärm. Frei von Retweets- und -tröts. Frei von Chaos. Nur der Text und ich.

    Genau sowas bräuchte ich auf regelmäßiger Basis. Nur halt unkompliziert.

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    5
  • Allgemeines,  Pädagogik,  Unterricht

    Spontan sprechen: Schulentwicklung mit der Oberstufe

    Einer unserer pädagogischen Nachmittage in diesem Schuljahr widmete sich der Evaluation unserer Situation in unserem Schulgebäude und der Eruierung von Desideraten, derer man sich nun annehmen möchte. Die Stimmung war gelassen und produktiv. Das lag vor allem auch an der Durchführung durch zwei Damen der MB-Dienststelle, die uns an das Thema mit ein paar netten Methoden herangeführt hat, die ich mir gleich für den Kommunikationskurs gekrallt habe. Denn das Thema lässt sich wirklich 1:1 in einer Doppelstunde durchführen.

    Phase 1: Eruieren von Diskussionsfeldern

    In einem Zumpad sammeln die SuS zu Beginn schriftlich Themen, die sie für diskussionsdürftig halten. Frisch von der Leber, ohne Begrenzung auf einen Fixpunkt. Alles ist erlaubt. Die fertige Auslistung wird so, wie sie ist, in eine vorbereitete mebis-Abstimmung überführt (copy and paste in das Eingabefeld) und als Multiple Choice Frage angelegt, in der die Lerngruppe mehrere Antworten anklicken kann. Dann wird über die angelegten Themen demokratisch per Mausklick abgestimmt. Die Leute können hierbei drei Stimmen vergeben. Die drei gewichtigsten Themen wurden zur Diskussionsgrundlage in der Stunde erhoben. Für mich als Lehrkraft wirklich sehr interessant, da man wieder mal sieht, wie komplett anders die Kinder die Baustellensituation bei uns an der Schule erleben.

    Phase 2: World Café

    Wir erstellen nun drei “Diskussionsinseln” durch das Zusammenschieben von Tischen und breiten auf jeder Insel ein großes Din/A2-Plakat als “Tischdecke” aus, auf der jeweils ein Trennstrich eine Zweiteilung andeutet. Jedem der Tische wird nun eines der drei Themen zugeordnet. Die Lerngruppe postiert sich nun an einem Tisch zu einem der drei Themen nach Belieben und diskutiert nun in Kleingruppen über sieben Minuten. Auf der Tischdecke soll jeweils auf der einen Seite der positive Status Quo des Themas festgehalten werden. Auf die rechten Seite schreiben die Leute die eruierten Desiderate auf und formulieren gleichzeitig hierzu mögliche Lösungsansätze.

    Nach Ende der Arbeitszeit löst sich die Tischgesellschaft auf und jeder setzt an einen neuen Tisch, dem ein anderes Thema zugeordnet ist. In den sieben Minuten sollen sie sich zunächst die Notizen der Vorgruppe ansehen und gegebenenfalls ergänzen, kommentieren, diskutieren und bewerten. Runde drei läuft ebenso. So hat nach dem Ende des letzten Vorgangs jeder Teilnehmende zu jedem der drei Themen ausreichend Kontakt gehabt.

    Phase 3: Wrapping things up

    In einem letzten Schritt wird nun jede Gruppe dazu beauftragt, zu ihrem vorliegenden Thema die drei Anregungen zu wählen, die am vielversprechendsten klingen, und diese jeweils auf eine von drei Kärtchen zu schreiben. Anschließend wird ein Teilnehmer pro Gruppe an die Tafel gebeten und hat zwei Minuten zeigt, die drei Lösungen überzeugend vorzubringen. Jedes der Kärtchen wird nach der Besprechung an der Tafel fixiert. So wird mit allen drei Gruppen verfahren, sodass am Ende neun Kärtchen mit Lösungsvorschlägen an der Tafel zu lesen sind.

    Phase 4: One for the road

    Zum Ende der Sequenz erhält jeder in der Gruppe drei Punkte zum Ankleben. Diese kleben sie beim Verlassen des Zimmers an die drei der neun Lösungen, denen sie am meisten zustimmen. Am pädagogischen Nachmittag wäre dieses Trio dann der Fokus unserer Entwicklungsbestrebungen. Im Konversationkurs haben wir so Stoff für weitere Diskussionen in der nächsten Stunde.

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  • Allgemeines,  Technik

    Fortbildung 2023

    Ich bin in der Wohnung gerade beim Malern. Liege auf dem Rücken, während mir die Farbe ins Gesicht tropft. Ich bin konzentriert bei der Arbeit. Und gleichzeitig nicht wirklich dabei. Wie auch, denn ich bin parallel in Dillingen. Auf einer eSession zu Midjourney, die mir vom Handy im Nebenzimmer auf meine Bluetooth-Kopfhörer gestreamt wird. Viele tolle Einfälle, die das Referententeam Christian Mayr, Melissa Schneider und Daniel Jurgeleit hat. Und ich höre gebannt zu, wie bei einem Hörspiel. Und finde es Wahnsinn, was in einem Jahr wie 2023 technisch mittlerweile so problemlos möglich ist.

    Antike Stadtpanoramen – von Midjourney erstellt

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  • blog,  Technik,  Unterricht

    Jubiläum!

    Mit dem ersten April April begehe ich dieses Jahr einen ganz besonderes Jubiläum. Mein Blog wird zehn. Eine ganze Dekade bin ich nun als bloggender Lateinlehrer unterwegs. Vor 10 Jahren war die Bloglandschaft noch sehr aufregend. Man tauchte ein in eine Welt von hochmotivierten Lehrkräften, die auf ihrer digitalen Präsenz innovative Arten der Unterrichtsgestaltung präsentierten und sich wie selbstverständlich vernetzten, diskutierten und sich gegenseitig zu tollen Sequenzen inspirierten. Für mich war das damals komplett neu.

    Old School

    Ich war noch relativ frisch im Beruf und durch meine Referendarsausbildung komplett in den alten Spuren verhaftet. Ich bekam 2007 noch das old-school Komplettpaket auf den Weg: Das Arbeiten mit analogen Stundenentwürfen, das Arbeiten mit OHP-Folien, das handschriftliche Erstellen von Bewertungs- und Umrechnungstabellen bei der Bewertung von Textproduktion. Einfach alles. Und das spiegelte sich auch wider in meinem Arbeitszimmer: Dort tummelten sich meterweise Leitz-Ordner voll von Hand geschriebenen Unterrichtsentwürfen, Klarsichtfolien und Kopien. Meine Schultasche war damals noch mit der Intention gekauft worden, möglichst viel Material dort unterzubringen. Und so entschied ich mich für ein Modell, das von sich behauptete, ganze vier Leitz Ordner beherbergen zu können. Aus heutiger Sicht ein Wahnsinn. Denn dass das auch ohne derartigen Ballast funktioniert, erfuhr ich über die Bloglandschaft. Frau Schütze berichtete regelmäßig auf ihrem Blog über ihre Unterrichtsvorbereitung mit Hilfe von Evernote. Herr Larbig zeigte, wie man mit Hilfe eines Dokumentenscanners sein Büro komplett papierlos machte. Und Jan-Martin Klinge präsentierte das Leben mit OneNote. All das wollte ich auch.

    New School

    Mein erstes Tablet. Anno 2013.

    Und so ging es los mit einer digitalen Webpräsenz. Erst noch auf einem eigenen Server, dann, als ich kalte Füße deswegen bekam, bei WordPress selbst, wo ich anonym meine Anekdoten zum besten geben konnte. Gleichzeitig lief die Vernetzung über Twitter… und über andere Dienste, die kamen und gingen. Flipboard, Pinterest, Google Plus, Scoop it! und einiges mehr waberte gelegentlich an die Oberfläche und verschwand dann wieder sang- und klanglos in den Tiefen des Netzes. Ebenso auch die Hardware. Mein HTC Flyer wurde ersetzt durch eine Armada an Samsung Geräten: Ein Note 8.0, ein Tab S3, ein Tab S7. Dann kam das Abenteuer Lehrerdienstgeräte. Und die lange Reise der Streaming Sticks. Über die Jahre habe ich wohl fast alles ausprobiert, was auf dem Markt ein bisschen Hoffnung versprach: Ein Dongle von Samsung, der EZCast, der EZCast Pro, der Microsoft Wireless Display Adapter. Die Geräte kamen und gingen. Und der Blog blieb bestehen. Und das eigentlich sehr erfolgreich – bis 2018  das Gespenst DSGVO umging und einigen Präsenzen ein jähes Ende setzte. Die Verpflichtungen, die mit Impressumszwang, Datenschutzerklärung und Nennung einer realen, juristischen Person, war für viele zu stressig (und auch gefährlich) und veranlasste einige Blogbesitzer, ihre Seiten auf privat zu stellen – oder komplett zum Netz zu nehmen. Ich gehörte dazu. Im Nachhinein ein ziemlicher Fehler.

    Zäsur

    Denn das Bloggen ging mir tatsächlich sehr ab. Es hatte mir immer sehr geholfen, meine Gedanken zu ordnen und Frustrationen sinnvoll zu kanalisieren. Das fehlte mit einem Mal. Zusammen mit den ganzen Followern, die sich nicht nur über Twitter, sondern über diverse Reader versammelt hatten und rege in den Austausch getreten waren. Als ich daher 2020 wieder einen Blog eröffnete, musste ich mehr oder weniger bei Null anfangen. Kommentare zu Artikeln wurden deutlich rarer oder verlegten sich gleich in soziale Netzwerke, wo sie im Datennirwana verschwanden. Wieder eine Lektion gelernt.

    Der gelassene Großvater

    Insgesamt ist es seit dem Relaunch ruhiger geworden. Oder vielleicht auch ich. Die Sturm-und-Drang-Zeit, mit der man jeden Trend mitgemacht und sich in jeden EdChat oder Blogparade oder -stöckchen einklinkte, sind einfach vorbei. Der Fokus hat sich verlagert. Stürmen und Drängen tun andere. Und ich schaue aus der entfernten Warte zu. Wie der gute alte Opa aus der Werthers Echte-Werbung (die übrigens dreißig Jahre später ganz schön unangenehm zum Ansehen ist)

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  • Allgemeines,  Alltag

    Umzug (?)

    Ich sag’s frei heraus: Ich HASSE umziehen. HASSE HASSE HASSE es. Die Erniedrigung bei der Wohnungssuche, das Blankziehen mit Schufa-Auskunft, Einkommensnachweisen und Jahreszeugnis der vorigen Vermieters. Das Kistenpacken. Das Ausfüllen von Nachsendeanträgen, das Verständigen von Versicherungen, Banken, Zeitschriften-Abos. Das Hausen in der alten Wohnung zwischen Kisten und abgebauten Möbelstücken. Das Abschiednehmen von einer Umgebung, die oft Jahrzehnte ein Zuhause, eine Heimat war. Ich hasse es. HASSE HASSE HASSE es. Vor allem München, dem mittlerweile teuersten Pflaster in Deutschland und dem zweitteuersten in Europa. Nur noch Paris erlaubt sich noch teurere Mieten. Nur ist Paris eine Weltmetropole. Und München ist halt… München. Weltstädtisch ist an uns wenig. Viele wären es gerne. Wir sind aber weit entfernt von weltmännischem Flair. Alfred Hitchcock nannte die Stadt mal ein wonderful Millionendorf . Und das trifft’s bis heute.

    Wonderful, costly Millionendorf

    Nur interessiert das die Investoren nicht, die uns seit zehn Jahren die Stadtarchitektur mit Luxuswohnungen vollstopfen, alteingesessene Mieter aus den Häusern ekeln und so die Gentrifizierung ebenso wie die Immobilienpreise in Höhen treiben, dass uns der Rest von Deutschland einen Vogel zeigt.

    Deswegen ziehe ich so selten wie möglich um. Muss ich auch nicht. Ich fühle mich in meiner kleinen Maisonette-Wohnung in der Nähe des Westparks sehr wohl. Ich liebe das Fernsehen direkt unterm Dach. Meinen 2m²-Balkon mit Blick in die Baumwipfel des Gartens. Das Gackern der Hühner, die der Nachbar für seine Kinder als Haustiere angeschafft hat. Ich liebe es, wenn der Regen gegen die Dachfenster trommelt, der Wind hektisch nachts an den Jalousien rüttelt. Mein heißgeliebtes Arbeitszimmer. Und selbst an die Quirks in der Wohnung habe ich mich gewöhnt. Das Wasser in einer der Fensterscheiben, das regelmäßig kondensiert und mir ein Panorama nach draußen bietet wie eine alte Afri-Cola-Werbung. Die Küchenzeile mit der kaum nutzbaren Funzellampe. Der Kühlschrank unter der Treppe, weil der partout nicht in die Mini-Küche passt. Die unberechenbare Heizung. Die nette Hausgemeinschaft vor Ort. Ich mag es hier sehr. Und könnte es mir vorstellen, noch sehr lange hier zu wohnen. Doch dann kommt Jahr sieben in dieser Umgebung. Als sei es geplant, ändert sich was.

    Noch (m)eine Heimat?

    Es beginnt mit Kleinigkeiten: Erst verzieht der Nachbar nach Genf. Dann verstirbt die nette Dame, die uns immer Weihnachtsmänner vor die Türen gestellt hat, völlig unerwartet. Nachfolger ist ein Student, der ordentlich Leben in die Bude bringt – leider zu Schlafenszeiten. Und dann steht im Grundstück gegenüber plötzlich ein Makler mit zwei Anfangsdreißigern im Garten. Das Pärchen hat Grund geerbt und für vier Millionen Euro an die Stadt verkauft. Und so leistet man sich mal in Münchner Randgebiet ein schickes freistehendes Haus vom ererbten Geldsegen. Die ursprünglichen Eigentümer emigrieren. Nach Zypern. Die halbe Straße macht sich auf einmal auf und davon. Und man selbst beginnt nachzudenken. Und rechnet, was man sich denn leisten könnte. Oder leisten will. Möchte man für ein Arbeitszimmer auch künftig mächtig draufzahlen? Denn die 1200 Euronen, die man das jährlich steuerlich absetzen kann, decken bei Weitem nicht die Kosten für den Raum, den ich tatsächlich nur für die Arbeit brauche. Oder verkleinert man sich und integriert sein Büro in ein anderes Zimmer? Aber wohin dann mit der Bücherwand? Wohin mit diesem monströsen Schreibtisch? Und überhaupt: Umziehen in diesen Horrorzeiten, in denen sich Inflation, Immobilienpreise und Nebenkosten in ungekannten Höhen befinden? Was für eine Schnapsidee.

    Aber dann wird plötzlich doch alles gut.

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  • Pädagogik,  Unterricht

    Spontanes Sprechen: The Oscars

    Passend zur laufenden Oscar-Woche jenseits des großen Teiches haben wir uns im Konversationskurs dieser Tage mit dem Spontan-Sprechen auseinander gesetzt. Denn das Thema lässt sich ganz hervorragend mit den Acadamy Awards eintrainieren. Alles, was man dazu braucht, ist ein mebis-Kurs, ein Zumpad, ein bisschen Canva, eine Prise Powerpoint… und los geht’s!

     

    Vorarbeit

    Zu Beginn bekommt der Kurs zwei Videos von Accepting Speeches zu sehen, die aufgrund ihrer Wirkung in dieser Woche viral gingen. Ich hatte mich für die von Jamie Lee Curtis und Ke Huy Quan entschieden.

    Acceptance Speeches im mebis Kurs

     

    Im Anschluss notieren die Leute gemeinsam in einem Zumpad, welche Elemente in den Reden den Erfolg beim Publikum ausmachen könnten. Dabei kam einiges zusammen: Von offensichtlichen Stilmitteln, hin zu Modulation der Stimme, hoher Emotionalität oder dem Erwähnen von beliebten topoi beim Publikum (the American dream) war alles dabei. Das alles gilt es nachher umzusetzen.

    Blick ins Zumpad des Kurses
    Das Zumpad

     

    Kreativ werden

    In einem zweiten Schritt bekommt der Kurs nun ein Arbeitsblatt, in dem die Leute nach vier Kategorien den Plot eines imaginären Films skizzieren sollen (Rolle des Protagonisten, Ausgangssituation im Plot, Schicksalswendung im Laufe des Films, Ende des Films). Zeitgleich sollen die Kinder von sich ein Foto in mebis in der Aktivität Aufgabe hochladen – nicht wissend, was ich damit anstelle, während sie an ihren Plots sitzen. 😎
    Die Bilder landen nämlich in der Zwischenzeit in einer vorbereiteten Powerpoint-Präsentation, die eine Oscar-Nacht nachstellt. Genauer gesagt den berühmten Bildschirm aller Nominierten, kurz bevor der Sieger gekürt wird. Nur davon weiß noch keiner was. Ebenso wenig vom nächsten Schritt.

    Spontan werden

    Die Gruppe soll nun die vier Kategorien auf dem Arbeitsblatt in vier Abschnitte trennen und umgedreht auf vier gesonderte Haufen legen. Einer ist für die unterschiedlichen Protagonisten, einer für deren Ausgangslage, einer für die Storywendung und einer für das Ende der Geschichte. Aus diesen wählt sich jeder im Kurs nun nach dem Zufallsprinzip vier neue Abschnitte, sodass bestenfalls am Ende jeder vier unterschiedliche Abschnitte von vier unterschiedlichen Plots in Händen hält. Das Ergebnis ist (hoffentlich) ein völlig willkürliches Filmskript – und das ist gut so.

    Denn die Gruppe wird jetzt in die Rolle von Oscar-Nominierten vesetzt mit folgendem Arbeitsauftrag.

    Der Arbeitsauftrag

    Wer diesen durchführen wird, weiß noch niemand, denn der “Sieger”, der eine Acceptance Speech halten muss, wird in der Powerpoint pro Folie mit Hilfe eines Rahmens markiert und muss nach Bekanntgabe unter tosendem Applaus auf die Bühne und in die Kamera sprechen. Nämlich die Dokumentenkamera. Mit all dem stilistischen Repertoire, das wir im Zumpad als erfolgreich für eine mitreißende identifiziert haben. Ein hochanspruchsvolle Aufgabe. Aber sie haben es mit Bravour gemeistert!

    And the winner is…

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    5
  • Unterricht

    Spontan sprechen: Taskcards

    Es gibt mal wieder kleine Neuigkeiten aus dem Konversationskurs. Und dank Taskcards ging das mal wieder wunderbar reibungslos!

    Das Thema derzeit ist science and technology. Erfindungen und Technologiefortschritte jeder Art. Bahnbrechendes, Revolutionäres, Sinnvolles… aber auch gerne mal das absolute Gegenteil. Zum Glück. Denn vor allem abgefahrene oder gar sinnlose Idden lassen sich prima nutzen, um spontanes Sprechen zu üben.

    Phase 0

    Vor der Stunde wird eine Pinnwand bei Taskcards mit einer Arbeitsanweisung erstellt. Als Zusatzoption ist die Funktion Beiträge zu liken aktiviert. Diese Pinnwand bekommen die Schüler per QR-Code zum Abscannen vorgelegt. Und dann geht’s los.

    Phase 1

    Der Kurs soll im Internet nach Bildern von abstrusen Erfindungen suchen und diese als Screenshot auf das Pinnboard laden. Text und Erklärungen, die die Wirkweise beschreiben, sollen hierbei konsequent abgeschnitten oder unkenntlich gemacht sein, um die Leute auch ein bisschen im Argen zu lassen.

    Phase 2

    Alle im Kurs weisen ihre Erfindung nach dem Upload nun einer anderen Person in der Klasse zu, indem sie den jeweiligen Namen über ihr Bild in den Titel tippen.

    Phase 3

    Der Kurs wird nun in die fiktive Situation einer Erfindermesse gesteckt. Alle sollen nun in drei Minuten eine kleine Präsentation zu ihrem zugewiesenen Bild vorzubereiten. Folgende Elemente sollen dabei zur Sprache kommen:

    • Titel der Erfindung
    • eine ausführliche Präsentation der Wirkungsweise der Erfindung mit…
    • einer Hervorhebung all ihrer Vorteile unterstützt durch…
    • die Nutzung positiv konnotierter Wortarten um das Publikum nachhaltig zu beeindrucken.

    Ob die Leute hierbei auch tatsächlich den realen Nutzen der Erfindung erraten, ist egal. Wichtig ist, dass sie sprechen. Und das tun sie im Anschluss.

    Einzelne Teilnehmer werden nämlich nun nach dem Zufallsprinzip ausgesucht und müssen anhand ihrer erstellten Aufzeichnungen eine Spontanpräsentation halten. Die jeweilige Erfindung wird währenddessen dem Publikum vergrößert dargestellt – das funktioniert in Taskcards mit Hilfe eines Mausklicks sofort.

    Phase 4

    Kurz vor Ablauf der Stunde kann der Kurs entweder aus den hochgeladen Erfindungen oder den gehaltenen Vorträgen ihren Favoriten ermitteln, indem sie neben der Lieblingserfindung  auf der Pinnwand ein Herzchen setzen. Auf diese Weise kürt die fiktionale Erfindermesse ihren Favoriten. Gar nicht so einfach, sich unter den haarsträubenden Ideen auf einen Platzhirsch zu einigen. Aber wir haben es geschafft… und dabei auch viel gelacht.

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    5
  • Allgemeines,  Pädagogik,  Unterricht

    Vom Abschied auf Zeit – Teil II

    Falls ihr euch gefragt habt, was das dicke Ende war, auf das ich Anfang der Woche spekuliert hatte. Hier ist es:
    Eine komplette Klasse, die für mich Spalier steht. Tosender Applaus. Ein Kuchen- und Tortenbuffet nur für mich mit allem, was dazu gehört: Säfte, Limo, Knabbereien. Eine große Kiste mit 26 teilweise hoch emotionalen Abschiedsbriefen.  Ein Lorbeerkranz für den magister laureatus. Eine große Fotorunde mit allen. Ein paar Tränen. Und ein großes “Auf Wiedersehen”, als ob ich die Schule für immer verlasse. Dabei wechsle ich ja nur das Fach.
    Und jeder, der nun behauptet, das Lehramt das Unterrichten sei ein furchtbarer Beruf, hat entweder keine Ahnung oder etwas fundamental falsch gemacht!

     

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    4.7