• Prüfungen

    Wie lange korrigiert man an einem Abitur? Part II

    Kurz vor Start des neuen Schuljahres gibt es noch ein paar Altlasten zu erledigen. Ich bin euch nämlich noch eine Antwort schuldig. Ich habe erstmals letztes Schuljahr mit Hilfe des Tools Working Hours die Arbeitszeit gemessen, die ich für das Englisch-Abitur benötige. Zum Warmwerden gab es für alle ein kleines Guessing Game, wie lange ich wohl für eine solche Mammutaufgabe brauchen würde.
    Das Ergebnis der Umfrage fiel doch recht deutlich aus:
    Vorläufiges Ergebnis der Umfrage zur Arbeitszeit eines Englisch-Abiturs
    Ein Großteil der Leute siedelte sich, bzw. mich, im Bereich von 40-50 zusätzlichen Arbeitsstunden ein. Mir persönlich kam dieses Pensum auch relativ realistisch vor – zumindest sagte das mein Gefühl. Wenn aber mal der Timer läuft, merkt man erst am Ende, wieviel Zeit sich am Ende aufhäuft, wenn man wirklich jeden Handgriff mitmisst, der im Zusammenhang mit der Abschlussprüfung steht. Hier mal eine haarkleine Aufstellung aller gemachten Schritte:
    Die komplette Zusammenstellung der einzelnen Arbeitsschritte zur Korrektur des Englisch Abiturs
    Und so kommen dann plötzlich 73 Arbeitsstunden zusammen. Dreiundsiebzig! Knapp zwei komplette Arbeitswochen, die zum normalen Schulbetrieb am Nachmittag, am Abend an den Wochenenden einfach mal anfallen. Das ist enorm!
    Zur Erklärung der unterschiedlichen Phasen der Korrektur: In Englisch werden auf Inhalt und Sprache getrennt Noten vergeben. Das bedingt, dass man die Aufgaben mehrmals durchgehen muss. In der Regel gehe ich so vor, dass ich erst blind alle Sprachfehler ausbessere, dann meine Verbesserungen ausblende und auf die Sprache der Aufgabe jeweils eine einzelne Note gebe und beim dritten Durchgang den Inhalt bewerte. Das dauert natürlich seine Zeit. Und ich bin mir sicher, dass der eine oder andere einen prima Tipp auf Lager hat, wie man hier und da wertvolle Arbeitszeit einsparen kann. Sie sollen nur nicht auf die Qualität der Korrektur gehen.
    Wir reden hier immerhin von einem Abitur.

     

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  • Allgemeines,  Pädagogik,  Technik,  Unterricht

    Von Kinderkrankheiten im System – Teil II: Das Ergebnis

    Letzte Woche hatte ich zwei Umfragen in den Blog gestellt. Wann wird an Schulen in Technik und Programme eingeführt? Und durch wen? Jetzt, knapp eine Woche später kann ich ein erstes Zwischenergebnis bekannt geben, das sich prozentual wohl nicht mehr als zu viel ändern wird (Stand Anfang September).
    Spannend die Ergebnisse schon bei der ersten Frage:
    Die meisten Stimmen fielen auf eine Einführung in die Technik gleich in den Anfangsklassen. Auf Platz 2 folgt dann gleich das Kontrastprogramm: Bei einem knappen Viertel der antwortenden Lehrkräfte besteht an der Schule noch das System “Wilder Westen”: Eingeführt wird dort überhaupt nicht, man setzt es einfach voraus. In diesem Spannungsfeld zwischen “so früh wie möglich” und “überhaupt nicht” tummeln sich die weiteren Optionen.
    Wer in die Technik einführt, ist auch sehr interessant: In den meisten Fällen ist das an den Schulen die Lehrkraft, die die Technik benötigt. Gleich danach folgen die berühmten Lehrpersonen, die qua Amt immer gerne damit betraut werden, weil sie ja “irgendwie was mit Computern machen”. Abgeschlagen (leider) die Einführung durch Lernende. Hier würde sich so viel Potential zur Entlastung verbergen. Schade!
    Man sieht aber, wie vielfältig dieses Thema von den verschiedenen Bildungseinrichtungen angegangen wird. Daher tausend Dank fürs Mitmachen! Hier zwei Screenshots zu den aktuellen Zahlen:
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    Von Kinderkrankheiten im System – Digitale Geräte

    Jede Schule hat sie. Die eine oder andere grundlegende Sache, die schon immer so lala läuft. Es ist kein Drama, wenn es so bleibt, aber Reibungspotenzial gibt es dennoch immer wieder deswegen. Bei uns ist das beim Thema “Arbeiten mit digitalen Geräten” der Fall. WAS damit gemacht wird, haben wir (eigentlich) vor Jahren in einem Medienkonzept festgelegt. Aber WER die Leute an die Geräte heranführt, interessanterweise nicht. Es wird bislang vorausgesetzt, dass die Kinder mit einem Laptop umgehen können. Oder einer Lernplattform. Oder einem Browser.
    Aber in dem Moment, wo man die Kinder am Laptopdisplay weiterwischen sieht, ist klar: Da sind einige völlig blank.
    Es wird Zeit das zu ändern. Als Systemadministrator übernehme ich ab jetzt künftig alle sechste Klassen in Informatik und würde dort diesbezüglich, bevor es mit den eigentlichen Lehrplanthemen losgeht, mit derartigen Grundlagen beginnen. Ist das zu spät? Wie ist das bei euch geregelt? Wann geht es bei euch mit der Einführung in digitale Medien los. Und wer übernimmt es?
    Lass es mich gerne wissen – in der Umfrage und/oder in den Kommentaren.

    Wann erfolgt die Einführung in digitale Geräte bei euch an der Schule?
    ×

    Wer übernimmt die Einführung in die digitalen Geräte?
    ×
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  • Alltag,  Technik

    Sommerferien – Bergfest

    6 Wochen frei? Von wegen! Die erste Hälfte der Sommerferien waren tatsächlich dem Runterkommen gewidmet, ab jetzt geht es aber wieder langsam los. Und zum Glück macht mir das nichts aus. Der Moment, in dem das nicht mehr der Fall ist, wird es Zeit schleunigst was zu unternehmen.
    Als Systembetreuer werde ich ein paar Tage im leeren Schulgebäude verbringen, um mit einem Mitarbeiter aus unserem Field Service der Stadt München ein paar Brachen in Angriff zu nehmen, die aus diversen Gründen von diversen Leuten unbearbeitet blieben. Unsere neuen Klassenzimmer zum Beispiel. Die sind nach Abschluss der Bauphase angeblich bezugsfertig. Aber haben sie alle ein Whiteboard? Haben sie Strom? Haben sie Internet? Waren die Jungs, die jedes Jahr sämtliche Kabel auf Isolierungsfehler untersuchen, wieder tätig und haben uns sämtliche Kabel unter den Lehrerpulten rausgerissen und so auch liegen gelassen?
    All diese Fragen will ich nicht unbedingt am ersten Schultag beantworten müssen, wenn die ersten langen Gesichter ob der Defizite in der Lehrerkonferenz sitzen.
    Daneben geht es mit den ersten Unterrichtsvorbereitungen los. Da es aktuell für die Englisch-Oberstufe immer noch kein Lehrbuch gibt, plane ich zumindest für die ersten Wochen des Schuljahres eine eigene Suppe und baue meinen G8-Oberstufenkurs bei mebis entsprechend um. Ähnliches plane ich auch für die sechsten Klassen in Informatik. Über Jahre arbeiten wir in Informatik mit Schulbuch und Heft – und für die Praxisteile mit dem PC. Aber warum nicht alles für dieses Fach auf den PC verfrachten? Wenn man schon den Umgang damit lernen soll, machen wir es doch mal richtig. Als Admin bin ich künftig wohl das Mädchen für Informatik für alle künftigen sechsten Klassen. Da bietet sich die perfekte Gelegenheit im Umgang mit Rechnern und ByCS-Programmen die Weichen zu stellen. Ist natürlich wieder mit Arbeit verbunden. Aber vieles ist tatsächlich nur eine Überführung von meinen bisherigen Unterlagen in ein digitales Format.
    Man sieht, es ist gut was los. Aber es ist gut so.
    Für den einen oder anderen Ratsch und Biergartenbesuch bleibt daneben auf jeden Fall Zeit. Und fürs Kochen.
    Wie schon angekündigt hat Griechenland kulinarische Spuren hinterlassen. Und hier ist nun der erste Versuch: unser erstes Bouyourdi.
    Bouyourdi

    Nachtrag: 

    Auf mehrfache Anfrage hier unser Rezept fürs Bouyourdi:
    • 700 Gramm Tomaten
    • 2 rote Paprika
    • 300 Gramm Fetakäse
    • 150 Gramm würzigen Käse, z. B. Gruyère, geht aber auch jeder anderer nach Belieben
    • 5-6 Knoblauchzehen (sic!)
    • 1-2 Chilischoten
    • 1 TL Paprikapulver
    • 1 TL Oregano
    • 50 ml Olivenöl
    • Salz und Pfeffer nach Belieben

    Tomaten in Scheiben schneiden; ebenso die Paprika in kleine Scheiben; Knoblauch schälen und klein hacken, ebenso die Chilischoten; das alles in eine Schüssel befördern, mit Öl übergießen, Paprikapulver und Oregano dazu und alles schön durchmischen und durchziehen lassen. Nach Belieben Salz und Pfeffer zum Abschmecken dazu geben. Nicht wundern, wenn das Ergebnis wegen des Chilis scharf schmeckt. Da muss so.

    Währenddessen den Feta auspacken und klein krümeln. Den Gruyère-Käse grob raspeln und zur Seite legen.

    Ofen auf 200 Grad vorheizen.

    Kleine Auflaufformen vorbereiten. Dann wie bei einer Lasagne abwechselnd marinierte Tomaten, Fetakrümel und Gruyère in Lagen schichten, bis die Auflaufformen aufgefüllt sind.

    Die Formen mit Alufolie bedecken und für ca. 20 Minuten in den Ofen stecken. Danach die Folie abziehen und weitere 20 Minuten im Ofen lassen. Wenn der Gruyère an der Oberfläche angebräunt ist und alles schön vor sich hinblubbert, ist das gute Stück fertig.

    Die Formen aus dem Ofen nehmen, ein bisschen mit Oregano bestäuben und servieren.

    Achtung, saumäßig heiß zu Beginn!

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  • Allgemeines,  Alltag

    Memo an mich

    Unser Korfu-Urlaub ist fast vorbei und ich bin jetzt schon wieder ganz beseelt. Ich weiß nicht, was es ist, das mich mit Griechenland so verbindet. Aber nirgendwo komme ich so gut zur Besinnung wie hier. Das liegt auch zu einem großen Teil an den Leuten hier.
    Wenn es ein Volk gibt, das ich so unvoreingenommen ins Herz schließen kann, sind es die Hellenen und ihre unverwechselbare Art:
    Wenn man mehr als einmal im selben Lokal isst, wird man sofort mit Handschlag begrüßt und als φíλε μου verabschiedet. Ein paar Brocken gesprochenes Griechisch haben hier in der Regel leuchtende Augen und einen Ouzo gratis zur Folge. Unser 60-jähriger Hauswirt stand mehrmals in der Früh vor der Tür um nachzufragen, ob alles ok sei, weil er von uns nichts gehört und sich Sorgen gemacht hat (zur Klärung: wir sind beide gut in unseren 40ern und können wirklich gut auf uns selbst aufpassen).
    Es ist aber auch die Lebensart hier, die so ganz anders ist als ze German way. Hier geht vieles unkomplizierter und unter der Hand… und gerade deswegen auch vieles schief: Manche Ortschaften sind das pure Elend. Ein bankrotter Laden reiht sich an manchen Ecken an den nächsten. Bauruinen an maroden Straßen ebenso. Dann gibt es aber auch wieder diese Fleckchen Erde, die so aussehen, als hätte eine höhere Macht seine Finger im Spiel gehabt. In Aphionas erlebt man ein Griechenland wie aus dem Reisekatalog:
    Ein Bergdorf mit pittoresken Häuschen, die sich malerisch in saubereren Straßen aus Kopfsteinpflastern den Gipfel entlang schlängeln. Die Straßen sind gesäumt von einer Blütenpracht aus Bougainvillien, Oleander, Engelstrompeten, die die Bewohner liebevoll vor ihren Domizilen aufgestellt haben. Vor der Hitze geschützt steigt man Wege hinauf, die von einem Ensemble aus Blauregen und Weinranken überdacht sind. Und im Hintergrund leuchtet olympisch und omnipräsent der berühmte wolkenlose Himmel Griechenlands vor einem Meer, das in der Morgensonne im typischen Azurblau und Topaz-Grün schimmert. Wer kann von einer solchen Umgebung völlig ungerührt bleiben?
    Essen gehen in einer komplett beschatteten Waldlaube an einer Klippe mit dem rauschenden Mittelmeer im Hintergrund. Sowas gibt’s nur in Griechenland

    Meine Batterien füllen sich von Tag zu Tag mehr mit guter Laune und einer gehörigen Portion Inspiration und Optimismus. Und der einen oder anderen Erkenntnis, die ich gerne in die deutsche Heimat mitnehmen möchte:

    • 36 Grad Außentemperatur für zwei Wochen am Stück klingt für den ungeübten Mitteleuropäer wie der perfekte Sommerurlaub. Aber auf Dauer geht das wirklich an die Substanz.
    • Mein Neugriechisch wird immer auf einem gewissen Grundlevel hängen bleiben. Das liegt nicht allein an dem Umstand, dass die Leute in Griechenland in der Regel wirklich zufriedenstellend Englisch sprechen und man echt nur in Notfällen auf Griechisch zugreifen muss (zur Not geht das hier auch mit Händen und Füßen, da kennen die Griechen gar nix). Sondern an der Sprache selbst. Die ist wirklich nicht so einfach, wie ich zugeben muss. Ok, Lesen und Aussprechen gehen mittlerweile ganz gut. Und auch die Auffälligkeiten und Unterschiede in der Aussprache zum Altgriechisch bekomme ich mittlerweile gut hin und finde das aus rein linguistischer Sicht irre spannend. Da das altgriechische Beta z. B. wie ein stimmhaftes /v/ ausgesprochen wird, müssen die Griechen auf Tricks zurückgreifen, wenn sie ein B aussprechen wollen. Daher wird den stimmlosen Plosiven immer ein entsprechendes Liquid vorgesetzt, um es zu einer stimmhaften Version zu machen. Ein Bob wäre also ein, schreib Mpómp. Bier ist ein mpíra. Und ein Dip ein ntíp. Ist das nicht abgefahren!? Über solche sprachliche Eigenheiten könnte ich mich stundenlang freuen. Ebenso wie über die regelmäßigen Konjugationstabellen, auf die man sich als Altsprachler so herrlich zu verlassen gelernt hat: Präsensformen gehen mittlerweile ganz gut. Und für Smalltalk im Restaurant oder beim Einkaufen fühle ich mich mittlerweile entsprechend bereit – dank oder vielleicht trotz der Vorbereitung eines eigentlich schrecklichen Langenscheidt-Griechischkurses, der mich bei jeder Reise nach Hellas im Gepäck begleitet und mich sowohl flasht als auch frustriert, da die Pensen aus lerndidaktischer Sicht einfach der Horror sind. Als studierter und examinierter Sprachenlehrer erlaube ich mir einfach mal kühn dieses sehr lachs dahingeworfene Urteil. Aber vielleicht liegt es auch an der Materie selbst: Neugriechisch ist kein Pappenstiel. Wenn man richtig durchsteigen will, führt irgendwann kein Weg an unregelmäßigen Verbtabellen vorbei, in denen all das dräut, was ich beim Graecum zu fürchten gelernt habe. Aoriststämme und Ausnahmen, wohin das Auge reicht. Wer bei Latein gedacht hat, dass vier Stammformen zu viel verlangt sind, think again. Alt- wie auch Neugriechisch kann in der Hinsicht noch gut eins drauf setzen.
    • Die griechische Küche ist der absolute Wahnsinn. Wer greek cuisine nur aus Deutschland kennt, hat gar keine Ahnung, was in Hellas kulinarisch geboten ist. Dabei gilt immer das Prinzip “weniger ist mehr”. Mit ganz wenigen Zutaten ist im Nu etwas ganz Großes gezaubert. Für mich in diesem Urlaub die leckeren Eye Opener:
      • Rote Bete-Salat mit Balsamico, Honig, Walnüssen und gegrilltem Schafskäse bzw. Manouri-Käse (der hat deutlich weniger Eigengeschmack). Das eine oder andere Lokal wirft in diesen Leckerbissen auch Spinatblätter oder eine Handvoll getrockeneter Feigen.
      • gebackener Fetakäse, garniert mit Honig und Sesamkernen. So einfach, so lecker. Gelegentlich findet sich die gepimpte Version als Manouri al Pesto auf Speisekarten. Dann ist der Feta mit Pesto bestrichen und von getrockneten Tomaten umhüllt, bevor er seine Teigkruste erhält. Göttlich.
      • Kaffeespezialitäten à la Grèce. Als Kaffeeliebhaber kann ich jeden Espressionisten verstehen, der bei Kaffeedrinks wie Freddo Espresso, Freddo Cappuccino oder gar Frappé die Nase rümpft. Aber für mich schmeckt nichts so sehr nach Urlaub wie eines dieser Getränke. Es bedarf nicht viel für das Auszeitfeeling. Ein doppelter Espresso mit Zucker und ein paar Eiswürfeln cremig gerührt (Standmixer sind in jedem griechischen Café Pflicht!) und in ein Glas mit Eiswürfeln gefüllt. Ich hab den einen oder anderen griechischen Barista bei der Zubereitung mit Argusaugen beobachtet. Das ist wirklich keine Rocket Science. 
    Fredo Cappuccino

    Mal schauen, wie viel ich von meinen Erkenntnissen beibehalten und umsetzen werde…

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  • Allgemeines,  Uncategorized

    Nichts wie weg

    Es passiert selten, dass ich in der ersten Woche der Sommerferien das Weite suche. Aber dieses Jahr war es so weit. Nichts wie weg.

    Die lange Dürrezeit im Blog hat es vielleicht schon erahnen lassen. Es war ein hartes Jahr. Und ein noch härteres Jahresende. Zu vielem kann ich aus Gründen nichts erzählen. Aber ein Jahr, in dem ein Schuljubiläum, ein externes Abitur, eine externe Schulevaluation und das letzte G8-Abitur anstehen, das erwartungsgemäß mit einer nicht gekannten Fülle an Zusatzprüfungen aufwartete, brauchen wir so schnell nicht mehr. Ebenso wie den Baulärm draußen vor der Tür, den wir seit nun mehr zwei Jahren ertragen müssen.


    Entsprechend war das Bedürfnis die Batterien aufzuladen Ende Juli so groß wie noch nie. Ich kann nur hoffen, dass das ein Ausnahmejahr war, das so schnell nicht wieder kommt. Das Wort “ausgebrannt” fiel bei mir in den letzten Wochen unberuhigend oft. Deswegen ab nach Korfu.
    Wie schon die Jahre vorher.

    Gleiche Stelle, gleiche Welle.

    Keine Experimente in diesem Jahr.

    Nicht mehr.

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  • Allgemeines,  Alltag,  blog,  Technik

    Exkurs zu Runde 5 der Edublogparade 2024: Wie ich Texte schreibe

    Susanne Posselts toller Beitrag zu Runde 5 der Edublogparade ist gespickt mit wundervollen persönlichen Einblicken in ihre Biografie und ihren Schreibprozess. Grund genug, dass ich auch mal in mich selbst reinhorche und ein bisschen darüber erzähle, wie meine Blogartikel entstehen. Und vor allem nach welcher Vorgeschichte. Schreiben ist nach wie vor für mich ein sehr persönlicher Prozess – und das eigentlich schon immer.

    Exkurs: Schreibgenese

    The Early Years

    Lesen und Schreiben konnte ich schon, seit ich denken kann. Meine Oma brachte es mir bei, weil ich meiner sechs Jahre älteren Schwester bei den Hausaufgaben zusah und zunehmend neidischer wurde, was sie da mit Stift und Heft anstellte – so geht zumindest die Anekdote im Hause der Familie Mess. Mit vier Jahren lief ich daher schon mit meiner Kinderfibel durch die Gegend und las munter vor mich hin. Welche das war, kann ich leider nicht mehr sagen. Ich kann mich nur noch an den Umschlag erinnern, auf dem ein hingekritzeltes Kind in blau-rot eine Fibel hochhielt, auf der es selber dargestellt wurde, wie es eine Fibel hochhielt, auf dem ein Kind dargestellt wurde, wie es eine Fibel hochhielt, auf dem… (you get the idea).

    Ich gab nie großartig damit an, weil es für mich einfach selbstverständlich war, und wurde immer sehr genervt, wenn man es als etwas Besonderes herausstellen wollte. Eine meine ersten Erinnerungen im Kindergarten an der Hiltenspergerstraße in München ist ein Nachmittag, wo ich von den Erzieherinnen mehr oder weniger genötigt wurde den anderen Kindern aus einem Buch vorzulesen. Ich fand das ganz furchtbar wie eine Zirkusattraktion in der Mitte des Raumes zu sitzen, mit 30 Augenpaaren auf mich gerichtet. Entsprechend bockig war ich dem Wunsch zu entsprechen: Erst habe ich gar nicht gelesen – dann mit gehörigem Widerwillen. Und in passiv-aggressivem Flüsterton. Geschadet hat mir das natürlich nicht. Aber ich kann mich an die Episode auch noch knapp 40 Jahre später erinnern. Das sagt schon einiges.

    The School Years

    Einen Vorteil hatte die Chose aber: Da ich mit Schreib- und Lesekenntnissen in die Schule kam, waren die ersten Jahre dort für mich ein Klacks. Mit so einem Vorsprung konnte ich mich gechillt auf den Vorschusslorbeeren ausruhen und bei wenig Arbeitsaufwand gute Ergebnisse einfahren. Und so kam es dann auch: Niederschriften, Aufsätze, Rechtschreibübungen – ich frühstückte sämtliche dieser Prüfungsformate und kam in der Regel mit fehlerlosen Ergebnissen nach Hause.

    Das hatte allerdings einen gewissen Preis: Der Prozess des Lesens und Schreibens hatte für mich nicht den Reiz des Neuen, den meine Klassenkameraden beim Erlernen dieser essenziellen Zauberkraft empfanden. Es gehörte für mich einfach dazu. Als Konsequenz sah ich keinerlei Notwendigkeit im Lesen und Schreiben besser zu werden. Ich las einfach nichts mehr. Bücher waren schick im Bücherregal, aber aus eigenem Antrieb ein anderes Buch als die in der Schule in die Hand nehmen? No way.

    Die Lektüren, die wir in der Schule lasen, taten ihr Übrigens mir das Lesen madig zu machen. Ich erinnere mich noch an Rokal, den Steinzeitjäger. Das Wirtshaus im Spessart (in der fünften Klasse!). Oder Hexen in der Stadt. Ich fand das alles ganz fad. Entsprechend plumpsten meine Noten in Deutsch irgendwann mal in halbgares Mittelmaß – vor allem, als es irgendwann in Richtung Sachtexte ging. Ohne Zeitungen oder Artikel zu lesen hatte ich schlichtweg keine Ahnung oder ein Gefühl dafür, was einen Sachtext lesenswert macht. Aber ich fand mich damit ab. Mehr als 3 wird es halt nicht mehr.

    The University Years

    Und so tippte ich meine ersten Seminararbeiten im Grundstudium auf gewohnte, uninspirierte Weise. Da dort vorrangig der Inhalt und nicht die Art der Verpackung zählte, waren die Noten dort immer ganz ordentlich. Was sich allerdings für mich komplett neu gestaltete, war der Weg zu einem solchen Schriftstück: Eine längere Zeit an einem Thema sitzen und für sich recherchieren, die Gedanken ordnen und durchdenken, bevor man auch nur eine Silbe geschrieben hatte, war für mich eine neue Erfahrung. Es reichte nicht mehr auf eine Initialthese spontan zu reagieren und in einem Korsett von 90 Minuten irgendein Schriftstück hinzuschneuzen, wie ich es aus der Schule kannte. Für ein gutes Ergebnis war eine entsprechende Vorarbeit notwendig. Zunächst nur inhaltlich. Später aber auch stilistisch. Aber das lernte ich vor allem bei einem meiner Nebenjobs im Studium.

    Von 2002 bis 2006 war ich Teilzeit – Mitglied einer Redaktion in München, die sich auf Videospiele spezialisiert hatte. Wer von den Zeitschriften Cube und 360 Live aus der Zeit noch Exemplare auf dem Dachboden liegen hat, hat vermutlich ein paar meiner Artikel gelesen.

    Meine echten Lehrjahre: Die des Videospielredakteurs

    Redaktionsmitglied

    Am Anfang waren das noch kleine Beiträge. Kleine Snippets und Previews von den neuen Titeln. Dann kamen Testberichte dazu. Und mit ihnen der innere Antrieb mehr und mehr am eigenen Stil zu feilen. Denn mit einem Lesepublikum im Rücken wollte man den Leuten auch Schreibstücke bieten, unter die man guten Gewissens seinen Namen setzen konnte, bevor sie in den Druck gingen. Der Durchbruch in dieser Hinsicht folgte bei mir automatisch, als ich Ende 2004 zu meinem assistant year nach England aufbrach. Tagsüber war ich Deutschlehrer an einer Schule in Lincoln, Lincolnshire und abends Redaktionsmitglied im Außendienst – wenn auch mit stark eingeschränkten technischen Möglichkeiten. Da in unserem Haus kein Breitbandanschluss vorhanden war (anno 2004 definitiv noch kein Standard), mussten wir die Telefonleitung für das Internet nutzen, die wie damals üblich im Minutentakt abrechnete. Entsprechend waren wir gezwungen unsere online Zeit optimal zu nutzen, um nicht am Monatsende beim Öffnen der Telefonrechnung aus den Latschen zu kippen. Großartige Online-Recherche war für mich damit kaum möglich.

    Stattdessen kaufte ich mir in den örtlichen Zeitschriftenhandlungen Publikationen der englischen Presse, die in Sachen Videospielen der deutschen damals schon um Meilen voraus war, und exzerpierte die Inhalte wie bei Seminararbeiten auf Papier. Seitenweise. Blätterweise. Ich versank in den Artikeln, die in einem für mich sehr erfrischenden Ton geschrieben war, den ich so noch nicht kannte: Informativ, hoch fundiert, aber dennoch immer in einem grund-frotzeligen Ton, stets unter leichter Missachtung von gängigen Regeln der Punkt- und Kommasetzung. Satzreihen wie diese hier, die keinen grammatikalisch akkuraten Hauptsatz aufweist. Einfach durch einen Punkt abbrechen? Darf man das? I guess they don’t care. And neither did I.

    Ich begann unbewusst diesen Stil auf mein eigenes Geschreibsel zu übertragen. Bekam ein Gefühl für Satzrhythmen und den Atem, den man für seine Sätze braucht, um einen Effekt zu erzielen. So etwas ging mir zunehmend besser von der Hand. Ich fühlte langsam, wann ein Satz zu kurz war. Wann zu lang. Und wann genau richtig. Das ging so weit, dass ich in Sätzen Worte gegen entsprechende Synonyme austauschte, die in ihrer Silbenanzahl divergierten, und so nach meinem Empfinden besser in den Rhythmus des Satzes passten. So wurden meine Artikel in der Genese immer komplexer und herausfordernder. Daher musste ich meine Arbeitsweise umstellen – und setze sämtliche meiner Artikel handschriftlich auf.

    So hatte ich das Gefühl näher am Text zu sein. Worte wurden nicht einfach nur getippt. Sie wurden geformt. Ein leeres Blatt Papier, ein Bleistift und ich. Und über allem mein aufkeimender Perfektionismus. Jeder Satz wurde auf die Stilwaage gelegt, bewertet – und erweitert, umgestellt oder mit rabiaten Bleistiftstrichen vom Papier gelöscht. Ich wünschte, ich hätte noch irgendwo einen alten Block in einer Schublade, in dem man die Genese eines solchen Artikels sehen kann. Für den Uneingeweihten sah das aus wie ein Din/A4-Fiebertraum. Für mich hingegen war dieses Geschmiere das lebendige Ergebnis eines Schöpfungsaktes. Und das merkte ich. Und mein Chefredakteur. Meine Artikel lasen sich in Deutschland spürbar flotter. Entsprechend bekam ich zunehmend größere Fische zum Berichten. Erst die News-Seiten (12 Seiten Text, die monatlich zu füllen waren!). Dann die Leserbriefe, in denen der bayerische Grundgrant so richtig zur Geltung kam. Dann folgten die Testberichte zu den monatlichen Toptiteln (bis heute mein Favorit: der Bericht zu Resident Evil 4 – da war ich stolz wie Bolle drauf). Und zum Schluss die Reportagen, die eine nicht enden wollende Bandbreite an Themen bot: Die Geschichte von Donkey Kong, ein Bericht über die furchtbarsten Versoftungen von Kinofilem auf heimischen Konsolen, eine Abhandlung über das Erfolgsgeheimnis von Nintendo, ein Artikel über die berühmtesten urban legends in der Videospielindustrie. Ich forschte mich durch alles, was man mir vorlegte. Und ich liebte es.

    Meine gesammelten Werke auf CD-Rom

    Wenn es etwas gegeben hat, was meinen Schreibstil maßgeblich geformt hat, dann sind das die erfüllenden Jahre im Redaktionsbüro Löwenstein am Tassiloplatz in München. Von den Erfahrungen zehre ich bis heute – im Unterricht, beim Schreiben von Tutorials beim ISB – und im Blog.

    Heute: Schreiben im Blog

    Am Anfang ist der Gedanke – und die voice to text Funktion am Smartphone, wenn die Inspiration zuschlägt. Denn ein Blatt Papier zum Skizzieren meiner Artikel würde an einem normalen Arbeitstag hoffnungslos in den Tiefen meiner Tasche verschwinden. Mein oftmals nur schemenhaftes Geschwafel landet als Text in Evernote, wo ich – genauso wie Susanne – von jedem meiner Geräte darauf zugreifen kann. In einer Freistunde am Tablet, in der Ubahn am Handy oder zuhause am Arbeits-PC. Meine Notizen sind alle in Evernote in einem Ordner abgelegt, wo sich Ideen, Bilder, Soundschnipsel oder Screenshots lose in einem Ordner tummeln, den ich völlig uninspiriert “Blog” betitelt habe.

    Hier geht jeder Artikel los

    Darin passiert die Arbeit, die ich früher mit einem Blatt Papier vollzogen hätte. Ich schreibe, ich lösche, ich lese. Ich tausche aus. Ich markiere. Ich formuliere aus, gliedere. Und wenn ich mit dem Ergebnis irgendwann mal zufrieden bin, schiebe ich das Ergebnis in einen neuen Ordner, wo sich meine “Endredaktion” befindet, die automatisiert alles Richtung Blog schiebt. Dies passiert mit Hilfe des Dienstes Zapier, der alle Evernote-Notizen, die in diesem Ordner landen als Artikel-Entwurf in WordPress abspeichert. Dort muss ich den Artikel nur noch mit endredigieren und mit einem Mausklick in die weite Welt schicken.

    Ta-Dah!

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    4.5

  • Prüfungen,  Technik,  Unterricht

    H5P Olé – Folge 19: Flashcards

    Es wird mal wieder Zeit für ein bisschen H5P-Zauberei. Immerhin gibt’s noch knapp 30 Aktivitäten zu besprechen. Also wollen wir doch gleich mal loslegen. Und zwar mit den oft so unterschätzten Flashcards. Es handelt sich hierzu um eine interaktive Varianten von Kärtchen, wie man sie sich z. B. beim Sprachenlernen tausendfach in Papierform macht. Nur ohne Papier. Und Umdrehen. Und sich selbst beschummeln, weil man die Antwort ja irgendwie gewusst hat. Auf den Flashcards kann dabei alles stehen, was punktuelles Wissen in kleinen Häppchen abprüft. Am Ende der Sequenz erhält man eine automatische Übersicht über die Lernfortschritte. Ein gezieltes Wiederholen der nicht gewussten Inhalte ist in der aktuellen Version noch nicht möglich. But you never know… 😊

    Jede Flashcard ist in der Sequenz gleich aufgebaut: Auf eine vorgegebene Frage und einen (optionalen Bildimpuls) wird eine Frage gestellt. In eine Antwortzeile darunter wird die Lösung getippt. Ist diese richtig, geht es im virtuellen Kärtchenstapel einen Posten weiter. Wie zum Beispiel hier:

    Wie wird’s gemacht?

    Wie üblich wird die Aktivität Flashcards aus dem H5P-Hub ausgewählt und die übliche Anfangsmaske angezeigt.

    Unter Titel kommt für die bessere Orientierung und Auffindbarkeit hinterher eine einschlägige Überschrift, in die Aufgabenbeschreibung eine Anweisung, was in der Aufgabe zu tun ist. In meinem Beispiel sollen lateinische Formen gebildet werden und in die Lösungsleiste eingegeben werden. Die dazu nötigen Karten werden darunter angelegt.

    Die Maske für jede Karte sieht jedes Mal gleich aus.

    Jede Karte wird mit den blauen Button + Karte hinzufügen angelegt. Diese lassen sich später in der Reihenfolge verändern, indem man den jeweiligen Pfeil am linken Rand der angelegten Karte betätigt.

    Mit dem Klick auf die jeweilige Karte werden die jeweiligen Kategorien zur Eingabe geöffnet. Jede enthält dabei dieselben Kategorien: In Frage kommt die jeweilige Fragestellung, in Antwort die Lösung der Karte, die hinterher einzutippen sind. Zur weiteren Unterstützung lässt sich für jede Karte ein Bild hochladen, das auf der jeweiligen Flashcard unter der Frage angezeigt wird. Zur weiteren Hilfe lässt sich ein kleiner Hinweis im Feld Tipp-Text eintragen, der in der fertigen Flashcard im Lösungsfeld als kleine Sprechblase erscheint.

    Tja, und das war’s eigentlich schon. War doch gar nicht so schwer, oder?

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    Runde 6 der Edublogparade 2024

    Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt.

    Ich weiß, dass zu Runde 6 der Edublogparade ein paar sehr kämpferische und motivierende Beiträge eintrudeln werden. Das gibt das aktuelle Thema einfach her: “Politische Bildung in der Schule: Was bedeutet antifaschistische Bildung? Wie können Pädagog*innen Antifaschismus erklären, lehren und unterstützen?”, fragt Jan-Martin ins Netz. Und ich bin mir sehr sicher, dass sehr viele Leute dazu hervorragende Antworten liefern werden.

    Ich hingegen will in eine leicht andere Richtung gehen und damit vermutlich eine satte Themaverfehlung einfahren. Ich weiß, dass wir Lehrkräfte im Thema Antifaschismus gefragt sind – vermutlich je als mehr zuvor. Und genau das bereitet mir Bauchschmerzen. Wie kann es sein, dass dies im Jahr 2024 immer noch nötig ist?

    Im falschen Film

    Die Nachkriegszeit, die Wiedervereinigung, das Zusammenwachsen Europas – alles in der Politik war in der ersten Hälfte meines Lebens auf Aussöhnung und Harmonie ausgerichtet, um die Wunden zu heilen, die die Vergangenheit geschlagen hat. Wie kann das auf einmal für einen nicht unbeträchtlichen Teil der Leute unerwünscht sein? Bin ich in einer rosaroten Wolke politisch so in eine Bubble abgeglitten, dass mir konservative Parteien schon seit geraumer Zeit nicht mehr als solche vorkommen? Dass man Verleumdung und Hass in der Politik mittlerweile in einem Ausmaß ausgesetzt ist, dass ein Großteil der Leute völlig abstumpft und irgendwann ungerührt mit den Schultern zuckt? Oder ist man selbst übersensibel, wenn einem gewisse Dinge persönlich deutlich mehr aufstoßen als sie in den Medien die Runde machen?

    Politisches Zimperlieschen?

    Wenn auf Sylt irgendwelche Bonzenkinder völlig unverhohlen Nazisprüche raushauen. Eine Frau dabei aufgrund Ihrer Hautfarbe angegriffen wird. Wenn bei Bauerndemos Puppen an Galgen baumeln. Wenn Politiker oder Wahlhelfer bei ihrer Arbeit bedrängt oder schlimmstenfalls verprügelt werden. Wenn ein rechtmäßig verurteilter Ex-Präsident eine hanebüchene Schimpftirade auf ein angeblich korruptes Rechtssystem loslässt und er dabei mit keiner Silbe erwähnt, dass das Urteil auf Beweisen beruht, an denen sich einfach nicht rütteln lässt. Und keiner stellt sich entgegen und entzieht ihnen das Wort. Stattdessen wird heruntergespielt.

    Suche nach (V)erklärungen

    Die Kids auf Sylt waren halt betrunken – nicht so wild. Aufgehängte Puppen an Galgen? – Ausdruck der Meinungsfreiheit. Verprügelte Politiker? – brauchen sich nicht zu wundern, wenn sie mit ihrer besserwissenden Art mal eine aufs Maul kriegen. 17% der Deutschen bedauern in der Sportschau, dass der Mannschaftskapitän türkische Wurzeln hat – unbequem, aber naja, sind nun mal demokratisch ermittelte Stimmungswerte.

    Aber warum gießt man mit solchen prätentiösen Umfragen, die in der jetzigen Situation ja nur nach hinten gehen KÖNNEN, absichtlich Öl ins Feuer? Warum bietet man mit solchen Umfragen entsprechendem Gedankengut eine weitreichende Plattform in öffentlichen Massenmedien? Warum lädt man eine Partei, die vom Verfassungsschutz ein entsprechendes Brandsiegel bekommen hat, tatsächlich noch zur besten Sendezeit an einen politischen Tisch und lässt von ihr den angeheizten Diskurs, den sie maßgeblich mit schlimmster Rhetorik getrübt hat, vollends zersetzen? Man lässt einen Teil des Problems am Problem mitdiskutieren und erwartet ernsthaft, dass dabei etwas Konstruktives herauskommt? Nichts kommt dabei heraus. Außer guter Quote und eine weitere Normalisierung des bislang Unsagbaren.

    Kampf gegen Windmühlen in der Schule?

    Da fällt es mir als Lehrkraft schwer meinen Mann im Unterricht gegen Faschismus zu stehen, wenn Parteien und ihr entsprechenden Gedankengut in den Medien behandelt werden als seien sie einfach eine politische Gesinnung von vielen. Wie soll ich als Lehrkraft im Unterricht aufstampfen und sagen “so nicht!”, wenn im öffentlichen Diskurs schon lange “warum eigentlich nicht?” gilt. Wirkt das für meine Klassen nicht aufgesetzt und gestellt? Soo wild ist es ja nicht, sonst wären ja bestimmte Personen und irre wirren Ideen entsprechend gebrandmarkt und bestenfalls aus der Medienlandschaft gebannt. Aber nein. Sie grinsen mir zur besten Sendezeit mit einem höhnischen Lächeln ins heimische Wohnzimmer.

    So, Rant over.

    Themaverfehlung.

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  • Allgemeines

    Auszeit in Berlin

    Einmal im Jahr verschlägt es mich privat in die Hauptstadt der Bundesrepublik. In der Regel in den Pfingstferien. Auch wenn man sich mit den Jahren hier immer besser auskennt, ist kein Besuch in Berlin wie der andere. Und andersiger als in München ist er ohnehin. Das geht schon bei den Geschäften los:

    Jeder zweite Laden in der Innenstadt ist hier wahlweise ein Café, ein Restaurant oder eine Boutique mit einem kuriosen Namen über der Eingangstür. Sie heißen Frieda Schlamassel, Charlöttchen, Posh Teckel oder kleiner Knorsh – oder sind gänzlich ohne Bezeichnung. Wer braucht das schon? Genauso wie ein konsistentes Design in den Etablissements selbst. Das Mobiliar ist hier oft wild zusammengewürfelt, die Wände nur notdürftig verputzt – wenn überhaupt. Aber es hat irgendwie Stil. Kreuzberg shabby chic, wie ich jüngst gelernt habe.

    Davon gibt es auch außerhalb von Lokalen satt: In vielen Vierteln liegen Glasscherben herum, Matratzen auf den Straßen, die Fassaden der Häuser sind im Erdgeschoss bis zur Unkenntlichkeit zugesprayt und mit Plakaten oder Aufklebern verunstaltet. Aber es gehört einfach zum Stadtbild dazu. Und ich merke in solchen Momenten, wie sehr ich als Südbayer doch eine echte Landpomeranze bin.

    Meine Damen und Herren, ein Schulgebäude

    Von allem etwas – und davon viel

    Es stört mich nicht, dass jede Lokal seine eigene Modalitäten hat, wenn es ums Bezahlen geht (only cash, only card, paypal, bitcoin). Dass Bedienungen höflich darum bitten, die Bestellung auf Englisch aufzugeben, weil sie kein Deutsch verstehen. Oder dass der Geruch von Gras in den Partyvierteln ein ständiger, unsichtbarer Begleiter ist. Aber es fällt mir auf. Vor allem die Extreme. Berlin hat von allem mehr: Schicke Nobelviertel mit prächtigen Altbautenensembles – eine Fassade schöner als die andere, in aufwändigen Ornamenten kunstvoll verziert. Dann aber auch die gleichförmige Eintönigkeit eines Plattenbauviertels nahe dem Frankfurter Tor. Die unglaubliche Rate an dunklen Mercedes und Bonzenrasern in der Innenstadt, und umgekehrt Obdachlose, die im Außenbereich von Restaurants im Vorbeigehen die zurückgelassenen Essensreste direkt vom Teller der eben gegangenen Gäste verzehren. Und doch gibt’s in diesem Spannungsfeld viele tolle Momente.

    Ruppig und herzlich

    Die Leute in Berlin sind definitiv freigiebiger im Umgang mit den sozial Schwachen als die Münchner. Wo man sie bei uns tendenziell ignoriert, geben die Berliner gerne mal ein paar Euro. Straßenmusiker in der S-bahn werden bei uns nach den ersten Noten mit Schimpf und Schande aus dem Wagon gejagt, in der Hauptstadt hört man gerne mal zu, spendet bei Gefallen Applaus und bestenfalls ein paar Münzen. Der Geldbeutel sitzt hier insgesamt schon ein gutes Stück lockerer als im Süden. Ebenso wie das Mundwerk. Die Art, mit der man gerne mal im Vorbeigehen einen Kommentar reingedrückt bekommt, wenn man sich (un-)bewusst daneben benimmt, ist für uns zugeknöpfte Südbewohner schon eine Herausforderung. Aber sie hat auch ihre guten Seiten: Man kommt mit den Leuten sofort ins Gespräch – egal in welcher Situation. Das mag ich.

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