• Allgemeines

    Woche der Lehrergesundheit

    Dieser Tage geht die Woche der Lehrergesundheit zu Ende. Nichts davon gehört? Dann sind Sie nicht alleine. Eine kleine Umfrage, die ich dieser Tage zu dem Thema auf Mastodon gestellt hatte, führte zu einem ganz ähnlichen Ergebnis.
    Die Mastodon-Umfrage zur Lehrergesundheit
    Kaum jemand nahm von dem Angebot Notiz – oder wusste gar nichts davon. Fast wäre ich einer davon gewesen. Ich wurde lediglich darauf aufmerksam, weil ein riesiges Werbeposter bei uns in der Lehrerküche hing und eine Fortbildung darin angeboten wurde, aus der ich schon zweimal rausgeflogen war. Und so fand ich mich am Donnerstag in einer Veranstaltung zu Stimmbildung wieder. Ein toller Tag mit vielen Einblicken und wichtigen Erkenntnissen.

    Verstimmung?

    Über Indifferenz-Tonlagen, die emotionale Kraft einer Stimme, die über Erfolg und Scheitern einer Stunde oder eines ganzen Klassenklimas entscheiden kann. Dazu kamen Selbstreflexionen über die eigene Stimmlage und Körperspannung sowohl in Theorie als auch Praxis. Am Ende folgten Auswertungen unserer Stimmpräsenz aus Videoaufnahmen, die wir voneinander anfertigt hatten und anschließend gegenseitig evaluierten. Mit super interessanten Einsichten! Es ist riesig, wie viel man man dabei über sich selbst lernt. Und wie selten man im Alltag tatsächlich mal dazu kommt, innezuhalten und solche substanziellen Fertigkeiten bei sich unter die Lupe zu nehmen. Bei mir war es tatsächlich das erste Mal seit meinem Referendariat. Damals saß eine Stimmbildnerin eine Stunde in meinem Unterricht und gab mir im Anschluss für zwei Minuten Tipps für eine geölte Stimme. Aber wirklich fundiert war das nicht. Schade eigentlich, denn – auch das habe ich jüngst gelernt – Lehrkräfte machen tatsächlich die bei weitem größte Gruppe der Berufssprecher auch; weit vor Schauspielern oder Nachrichtensprechern. Nur sind wir im Gegensatz zu ihnen die einzigen, die keinerlei Stimmausbildung erhalten – mit fatalen Folgen. Schätzungsweise 30 Millionen Euro geben Krankenkassen im Jahr für Therapien bei Lehrkräften aus, denen die Stimme versagt. Umso wichtiger ist es daher, zu haushalten und auf sich selbst zu achten. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Für mich war das die erste Fortbildung in meinen Dienstjahren, in denen ich explizit etwas für mich machen durfte. Und das habe ich sehr genossen. Macht man viel zu selten. Lehrergesundheit hat man letztlich auch ein bisschen selbst in der Hand.

     

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  • Allgemeines

    Der Pumuckl ist wieder da

    Es wird im Kinosaal totenstill, als plötzlich die Skyline der Münchner Innenstadt auf der Leinwand erscheint. Altbekannte Musik erfüllt den Raum, und aus einem Dachfenster klettert ein rothaariger Wicht in Richtung Titelscreen, begleitet von der kultigen gelben Jugendstil – Schrift. Ganz wie damals 1982 . Der Pumuckl ist wieder da.

    Pumuckl: Ein großes Stück Kindheit

    Die Geschichten um den kleinen Kobold sind für mich früheste Kindheitserinnerungen (noch lange vor den 3 ???). Ich bin mit den Schallplatten aufgewachsen, auf denen noch Alfred Pongratz den Meister Eder sprach. Die ruhige Sprechstimme des Erzählers August Riehl ist bei mir auf ewig in die Gehirnwindungen gebrannt, und auch heute reißt es mich, wenn seine Stimme unvermittelt in alten Beiträgen des bayerischen Rundfunks auftaucht. Das gilt natürlich auch für Pumuckl selbst. Keine Folge bleibt ignoriert, wenn sie mal wieder im Fernsehen läuft. Vorbeizappen ist nicht möglich, ich bleibe immer wieder dran kleben und freue mich wie ein kleines Kind über das unvorhergesehene Wiedersehen mit den alten Bekannten. Sie alle spielen und leben in einem München, das ich aus meiner Kindheit kenne und liebgewonnen habe:

    Die Charaktere umweht der berühmte oberbayerische Grundgrant, aber jeder ist durch und durch herzlich und ehrlich. Sie alle sprechen Dialekt, den man so in der Landeshauptstadt nur noch an wenigen Ecken hört, leben und arbeiten in Häusern und Wohnungen, die es so nicht mehr gibt. In schmutzigen Altbauten mit knarzenden Holzdielen, mit Drehlichtschaltern, scheußlichen Blumentapeten. In den verrauchten Wirtshäusern, in denen der Schreinermeister und seine Freunde immer ihr Sauerkraut futtern, sitzen heute die hippen Zugroasten in Markenklamotten und süffeln ihren Afterwork-Spritz für 9,20 Euro. Das München der Serie ist ein anderes als heute… aber auch wieder nicht. Denn viele Drehorte gibt es immer noch. Den Kabelsteg über den Isar-Kanal zum Beispiel, auf dem der Diener Jakob Herrn “Ederer” begrüßt. Oder den Tierpark Hellabrunn, wo Pumuckl im Meerschweinchenkäfig traumatische Stunden durchlebt. St. Lukas, die berühmte Kirche aus dem Vorspann, die bei mir seit jeher als Pumuckl-Kirche bekannt ist, steht noch. Nur die Werkstatt vom Meister Eder – die gibt’s nicht mehr.

    Die harte Realität

    Die wurde Mitte der Achtziger in der Widenmayerstraße abgerissen, als die Dreharbeiten abgeschlossen waren. Und damit war auch die Fernsehserie begraben; erst recht nach dem Tod von Meister Eder-Darsteller Gustly Bayrhammer, der 1993 an einem Herzinfarkt verstarb. Er hatte der Serie mit seinem Schauspiel zu Kultstatus verholfen. Ohne ihn fehlte Pumuckl die Lebensgrundlage. Er war der ruhende Gegenpol des immer zappeligen Kobolds gewesen, der mit geradezu stoischem Wesen dem Klabauternachfahren (und natürlich dem kindlichen Publikum) immer wieder die Welt erklärte. Bestrebungen, aus dem Stoff etwas Neues zu machen, gab es dennoch:

    Mehrere Spielfilme wurden produziert, eine neue Serie, die auf einem Schiff spielt. Pumuckls menschlicher Gegenpart waren nun Schiffsköche oder Verwandte von Meister Eder. Aber es war einfach nicht dasselbe. Die Originalserie blieb unerreicht, eine Stück Münchner Stadt- und Kulturgeschichte der frühen 80er Jahre. Ein irgendwie zeitloses Juwel für meine Generation, entkoppelt vom poppigen Zeitgeist, den man dieser Dekade immer wieder nachsagt.

    Heimkehr?

    Und dann kommt über 40 Jahre später auf einmal eine neue Serie daher, die sich zum Nachfolger deklariert. Für mich völlig unerwartet. Und dann auch noch von einem Privatsender produziert, der mit München so gar nichts am Hut hat. Dazu auch noch die Ankündigung, dass man Hans Clarins Stimme mit Hilfe von KI wiederbelebt und einem mittlerweile computeranimierten Pumuckl in den Mund gelegt hat. Das klingt alles ein bisschen abgefahren. Eine Spur zu modern für die Nachfolge einer Serie, in der die Filmtricks immer so putzig durchschaubar waren; in der man selbst als Kind die unsichtbaren Schnüre sehen konnte, an denen Schlüssel und andere Objekte wie von Geisterhand durch den Raum schwebten.

    Aber dann kommt wenige Minuten nach Filmbeginn diese eine Kameraeinstellung, wie man sie seit 1982 aus der Serien kennt: Die Perspektive ist erhöht und filmt von rechts in den Hinterhof hinunter, mit der Schreinerei Franz Eder im Zentrum. Sie eröffnet und beschließt fast jede Folge in der Original-Serie, bietet so seit über 40 Jahren für 25 Minuten eine Bühne für ein kleines Stück Koboldsanarchie. Jedes Mal. Wie ein Ritual. Es ist ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen.

    Ein Stück Heimat: Der neue alte Hinterhof aus der neuen Pumuckl-Serie (Quelle: youtube.com)

    Ich spüre den ersten Kloß im Hals, als die Kamera die Schreinerei von innen filmt. Gleich neben der Tür hängt das schiefe Medizinschrankerl an der Wand genauso wie damals, links auf der Bank das berühmte dunkelblaue Pumuckl-Bett mitsamt Schiffsschaukel, hinten im Raum steht der kleine Ofen, mit dem die heizungslose Schreinerei betrieben wurde. Holzlatten fliegen wieder wie von Geisterhand um. Farbdosen und Kannen rutschen aus Regalen. Irgendwie immer noch genauso liebenswert unperfekt in Szene gesetzt wie damals. Das würde heute mit Computertechnik definitiv eindrucksvoller gehen. Aber das ist eine Pumuckl-Folge. Die braucht kein effektheischendes CGI. Außer für den Kobold selbst.

    Als der zum ersten Mal auf der Leinwand erscheint (übrigens wieder nach Kontakt mit einem Leimtopf), ist der große Moment da, auf den große Kinder wie ich seit Jahrzehnten gewartet haben. Fast symbolisch hat er dem Zuschauer den Rücken zugewandt und zittert, als hätte er Angst, sich wieder zu zeigen und die Erwartungen an seine Fans nicht zu erfüllen. Dann dreht er sich um. Macht zum ersten Mal den Mund auf. Und mir kommen die Tränen.

    Neubeginn oder Kopie?

    Es ist echt wie damals. Gut, die Animationen des Kobolds sind einen Hauch flüssiger, der Stimme fehlt ein bisschen die Explositivität eines Hans Clarin aus Fleisch und Blut. Aber was da technisch auf die Beine gestellt wurde, ist der Wahnsinn. Für mich ist der neue Pumuckl die erste echte KI-Begegnung im Filmgeschäft, die über ein bisschen Technikspielerei hinausgeht. Und wenn das einen Altphilologen im Kinosaal unter lauter Kleinkindern zum Weinen bringt, dann hat das echt Potenzial. Es wird nicht das letzte Mal bleiben.

    Die nächsten 80 Minuten sind gespickt mit liebevollen Anspielungen an das Original: Berühmte Musikthemen klingen in vielen Szenen wieder durch – vor allem am Grab von Meister Eder, wo mehrmals berühmte Melodien im Hintergrund anzitiert werden. Viele Schauplätze und Themen kommen wieder:Verstecke im Kohlenkeller, Bewerfen von Erwachsenen mit Schnee… äh… Wasserbomben, irrtümliche Beschuldigung von Kindern, schlechtes Gewissen beim Kobold und wie immer Wiedergutmachung. Ein Eder, den man aufgrund seiner scheinbaren Selbstgespräche wieder mal für verrückt hält – und der es zähneknirschend erträgt. Man kennt das alles. Aber es ist charmant abgeändert. Immer eine Reminiszenz, niemals plumpe Kopie. Dazu schauen noch altbekannte Gesichter in den Folgen vorbei.

    Ilse Neubauer spielte damals die Frau des Hausmeisters, der beim Schneeschippen immer sein berühmtes Liedchen vom Neid in den Tälern anstimmte. Nun sperrt sie den Erben der Werkstatt die alte Wirkungsstätte des Schreiners auf, wurschtelt gedankenverloren an den Geranien vor der Werkstatt herum, als sie Eders Neffen über die letzten Jahrzehnte vor Ort erzählt: “Ihr Onkel war ein feiner Mann. So etwas gibt’s heute gar nicht mehr. Und jetzt ist er gestorben. Erst er, dann der Bernbacher, der Schmidt und mein Mann. Jetzt bin nur noch ich da.” Sie schaut traurig und wehmütig ins Leere. In Gedanken an eine unbeschwerte Zeit, die schon viele Jahre hinter ihr liegt. Hinter uns. Unwiederbringlinch. So dachten wir zumindest. Dass sie dank moderner Technik jetzt noch einmal für uns aufflammen darf, ist ein echtes Geschenk

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    4.7
  • Allgemeines,  Alltag

    The Day After

    Ich wollte ja eigentlich nicht mehr so viel über Politik schreiben, weil es echt immer eine gewisse Reibungsfläche bietet, aber nach einer recht schlaflosen Nacht mach ich’s einfach. Ist ja auch mein Blog. Also ätsch!

    Die Landtagswahl in Bayern war über die letzten Wochen und Monate eine sehr schmutzige Angelegenheit. Es wurde mehr als gepoltert. Es wurde geschimpft, geschrien, aufeinander rumgehackt und mit bislang ungekannter Polemik aufeinander eingedroschen. Dazu noch ein paar ehemaligen Tabu-Themen, eine Nazi-Flugblatt-Affäre mit echt grenzwertiger Aufklärung, und wir haben den Salat. “Ich habe echt Angst vor den Wahlen im Osten” ist einer der Sätze, der heute im Lehrerzimmer mit Abstand am meisten fiel. Gleich nach “Ich verstehe es nicht.” Ich bin einer davon.

    Ich bin in den 90er Jahren aufgewachsen. ich kenne die Bilder von brennenden Asylantenheimen in Rostock und den geifernden Massen, die begeistert den Flammen zujohlen und die Toten mit Hitlergruß quittierten. Die verkohlten Ruinen von Solingen und die Bilder der verbrannten Bewohner. Die Berichte über Skinheads, die auf den Straßen so mancher Stadt nachts Jagd auf Ausländer machten. Dass diese düstere Zeit der damals noch blutjungen, wieder vereinigte Bundesrepublik einen nicht unbeachtlichen Teil der Gesellschaft auf einmal wieder vertretbar ist, ist mir unbegreiflich. Und als Lehrkraft stelle ich mir schon die Frage, wozu wir in den Schulen Konzepte wie Inklusion und Integration umsetzen, weshalb Programme wie “Schule ohne Rassismus” oder alljährlich verpflichtende Besuche von KZ-Gedenkstätten organisieren, wenn das Gegenteil für mehr und mehr Leute in Ordnung geht. Auch in der Politik, die uns vormacht, wie es geht. Laut sein. Brüllen. Diskreditieren. Eintreten. Ausgrenzen. 

    Es brennt. Vorerst metaphorisch.

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    4.1
  • Alltag

    Goldener Oktober

    Mit beinahe 30 Grad geht der Oktober dieses Jahr los. Fast wie im August raschelt der Wind in den mittlerweile vertrockneten Blättern der Bäume vor dem Fenster und pustet eine gehörige Hitze in die Wohnung. Für die Sonnenanbeter ist das Wetter eine perfekte Gelegenheit, um bis in die Abendstunden draußen zu sitzen. Entsprechend voll sind die Cafés bis tief in den Abend. Erst ab 20 Uhr, wenn die Sonne vollends hinter den Häusern verschwindet und sich die Herbsttemperaturen unangenehm bemerkbar machen, wird es still in Münchens Straßen – vorausgesetzt, man hält sich nicht in der Nähe des Oktoberfestes auf, das dank des sonnenverwöhnten Septembers wohl einen neuen Besucherrekord aufstellt.

    Oktoberrekord in München

    Sieben Millionen Besucher waren es dieses Jahr – so die Statistik. Nach drei Jahren ausgefallener und verregneter Wiesn-Saisons sind die Leute ausgehungert und sehnen sich nach “genau so wie früher”. Und so fühlt es sich auch an: Lachende Gesichter, zum Bersten gefüllte Bierzelte, der Geruch von gerösteten Mandeln und Zuckerwatte in der Luft, das Lichterspektakel der Fahrgeschäfte bei Nacht. Die Blaskapellen auf der Oidn Wiesn und die nostalgischen Fahrgeschäfte von anno dazumal. Dann aber natürlich auch Betrunkene am berühmten Kotzhügel, sexuelle Übergriffe, maßlos überteuerte Gastronomie, riesige Lachen von Erbrochenen im Stadtgebiet, wohin man sieht, und ausgedünnte Reihen in den Klassen am Tag nach dem letzten Oktoberfest-Abend. Der berühmte Wiesn-Katarrh ist an den weiterführenden Schulen Münchens seit Jahren ein permanenter Unruheherd. Aber er gehört einfach dazu. Die Party ist vorbei.

    Abendstimmung am Oktoberfest

    Oktoberrekord in München

    Entsprechend moderat waren daher wohl auch die Besuchervorhersagen für eine Demonstration gegen Rechts, die gleich am Tag nach dem Oktoberfest am Odeonsplatz stattfand. Prognostiziert waren ca. 4000 Besucher, als die Veranstalter das Event “Zammreißen” auf dem Max-Josephs-Platz in München angemeldet hatten. Sie lagen komplett daneben. In den acht Tagen, in denen die Veranstaltung angemeldet und geplant wurde, war das Interesse so groß, dass man größer denken musste und alles an den Odeonsplatz verlegt hat. Genau an dem Ort, an dem 1923 der Hitlerputsch in die Geschichtsbücher einging, fand gestern eine Demonstration gegen den spürbaren Rechtsruck im politischen Diskurs statt.  Das Lineup an Sprechbeiträgen und Bands war beeindruckend. Persönlichkeiten wie Charlotte Knobloch, Luise Kinseher, Prof. Ursula Münch von der Akademie für politische Bildung oder Claus von Wagner waren ebenso mit von der Partie wie die Spider Murphy Gang, LaBrassBanda oder Willy Astor. Super angenehm bei der Veranstaltung war der strenge Fokus auf das eigentliche Thema. Die Bands waren absichtlich zweitrangig und gut dosiert in die Sprechbeiträge eingereiht. Es war klar, dass hier keine Party gefeiert wird, oder alle nur da bleiben, um irgendeinen Hauptakt zu sehen. Tatsächlich tauchten die bekannten Bands angenehm verteilt über den Abend auf. Die Spider Murphy Gang oder LaBrassBanda, die einen aktuen Stromausfall auf der Bühne einfach gekonnt mit minutenlangen Bläsereinlagen überspielten, erschienen schon recht früh in der Veranstaltung. Und trotzdem blieben alle im Publikum bis zum Schluss. Und so lauschten wir Friedrich Ani und seinem Bayernhmynus mit einem dicken Kloß im Hals, ließen uns von der ehemaligen Bavaria Kienseher das bayerische Omm erklären, und begaben uns mit Maxi Schafroth und seinem JU Gesangsverein Miesbach auf die Suche nach der so häufig beschworenen liberalitas, humanitas et caritas Bavariae . Es kamen Künstler und Betroffene zu Wort, die täglichen rassistischen Angriffen ausgesetzt sind und von ihrem Alltag berichteten. Der Künstlerin Kokonelle hatte man beispielsweise auf dem Weg zur Veranstaltung gerade erst einen Teller hinterher geworfen. Da wird es dann auf einmal gespenstisch still im Publikum. Und das bei mehr als 35.000 Besuchern, die laut Polizeiangaben anwesend sind.

    Der Abend endet dennoch mit einem guten Gefühl. Sich endlich aus dieser Lethargie befreien, mit der man die ständigen verbalen Entgleisungen fast nur noch gelähmt hinnimmt. Die Ohnmacht gezielt beim Kragen packen und schütteln. Etwas machen. Gefühlt das Richtige tun. Gemeinsam ein Zeichen setzen. Mache ich viel zu selten. Sollte ich definitiv öfter.

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    5

  • Allgemeines,  Technik

    Guter Start?

    So, erste Woche geschafft. Natürlich kann man von den paar Tagen wenig über das anstehende Schuljahr zu werden. Aber es verspricht ein spannendes zu werden. Langweilig wird’s auf jeden Fall nicht: Externe Evaluationen stehen an, ebenso eine Jubiläumsfeier. Und wenn alles glatt läuft, wird unser Schulgebäude Ende des Schuljahres nun TATSÄCHLICH fertig. Der Baustellen-Zustand ist auch ein Jahr nach dem Umzug noch nicht passé. Zu allem Überfluss waren über die Ferien wohl ein paar Firmen im Haus, die eher geschadet als genutzt haben: Diverse Techniker haben an unseren Mediensäulen herumgespielt und sind nach Dienstschluss einfach abgezogen, ohne die Stecker wieder zurückversetzt zu haben. Das Ergebnis waren drei Klassenzimmer ohne Strom, zwei ohne Internet. Das nervt. Ebenso wie die Herrschaften, die einmal im Jahr anrücken, um die Stecker im Haus zu warten (weshalb auch immer). Ergo gehen sie durch jedes Zimmer in der Schule und pappen nach eingehender Prüfung ihre Gütesiegel auf die Stecker. Auf JEDEN Stecker. Mein PC-Raum, in dem ich in durchsichtigen Kisten gefühlt 300 Ersatzkabel lagere, haben ungelogen auf jedem einzelnen Stecker ein solches angebracht bekommen. Auch die in den Klassenzimmern – an sich ja löblich. Nicht so löblich ist die Art, wie das vonstatten gegangen ist. Wenn man nicht sofort beim Warten an die Stecker kam, wurden sie einfach mit Gewalt unter den Medientischen hervorgerissen… und oft genauso auch nach der Prüfung belassen. In knapp sieben Klassenzimmern sah die Technik am ersten Schultag tatsächlich so aus:

    Profis am Werk

    Oder auch so:

    NOCH mehr Profis am Werk

    Ich werde stinksauer bei sowas, denn das bedeutet wieder, dass ich mit meinen Medienwarten durch die Klassenzimmer tingeln darf, um Chaos zu ordnen, das angebliche Profis hinterlassen haben. Die Stunden, die uns das kostet, könnte man weitaus besser nutzen. Den Schuldigen aufsuchen ist zwecklos, denn wir bekommen nicht gesagt, wer in den Ferien was wo gemacht hat. So ist der Start in ein neues Schuljahr für mich als Systembetreuer immer ein bisschen wie eine Wundertüte mit unbekanntem Inhalt…

    Zum Glück haben wir schönstes Spätsommerwetter, das den Ärger etwas verfliegen lässt. Und es ist just heute Anstich am Oktoberfest. Die Stadt wird in den nächsten Wochen ergo wieder aus alles Nähten platzen – vor allem, nachdem die Wiesn in den letzten Jahren mehrmals ins Wasser gefallen ist. Zweimal wegen Corona, und dann einmal buchstäblich, weil es nur geregnet hat. Entsprechend ausgehungert sind die Leute nach dem Spektakel. Ich werd mich bestimmt auch das eine oder andere Mal aufraffen. Aber ich bin definitiv kein ausgemachter Fan vom Oktoberfest. Als gebürtiger Münchner versteht man den Hype um die Veranstaltung ohnehin kaum. Für uns ist es halt ein Volksfest. Und ein sauteures noch dazu: Eine Wiesn-Maß für 15€, Wiener Schnitzel für 33€, eine Suppe für 17€. Das überlegt man sich zweimal. Zumindest ich. Aber das Heulen um die Preise gehört irgendwie auch dazu. Und so lange wir für sowas so viel Kohle auslegen, kann es uns scheinbar doch nicht so schlimm gehen.

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  • Allgemeines,  Technik

    Blue Sky vs. Mastodon

    Als sei es geplant gewesen, macht zum Start des neuen Schuljahres die Plattform Blue Sky auf einmal ordentlich Reden von sich. Keine Ahnung, was den Massenexodus zur Twitter-Alternative verursacht hat. Denn scheußlich war es bei Twitter ja schon länger. Vielleicht wurde wieder etwas neues Hanebüchenes in die Nutzungsbedingungen geschrieben. Keine Ahnung. Auf jeden Fall hat am Wochenende ein Artikel von Jan-Martin Klinge für ordentlich Furore gesorgt und sowohl auf Blue Sky, als auch X als auch auf Mastodon mit einem Vergleich der Plattformen große Reaktionen losgetreten. Und wieder mal war meine Neugier geweckt.

    Ich gebe Plattformen und neuen Technologien gerne eine Chance, mache mir ein eigenes Bild – wohlwissend, dass ich am Ende eventuell wieder an einem Dienst mehr kleben bleibe und sinnlos Zeit und Hirnkapazitäten bei dem Gedanken verschwende, ob diese oder jene Plattform die richtige für mich ist. Und am Ende fahre ich wieder zweigleisig. Also vergleiche ich. Allerdings vorrangig vor dem Aspekt der Handhabung – oder wie die hippen Leute sagen – der usability. Denn ich bin weder Informatiker, der die beiden Architekturen zufriedenstellend durchleuchten kann, noch Missionar, der mit flammendem Schwert die Leute zu dieser oder jener Plattform bekehren möchte. Zudem gibt es Leute wie Nele Hirsch oder Boris Pohler, die zu den beiden Plattformen schon fantastisch fundierte Artikel verfasst haben. Sollte euch also mein Artikel zu seicht sein, gibt’s dort ordentlich Futter zum Nachladen. So I proudly present:

    Blue Sky und Mastodon: Ein Vergleich

    Anmeldung

    In dieser Hinsicht wurde immer gestöhnt, dass Mastodon für den durchschnittlichen User viel zu undurchsichtig war. Einen zentralen Server für den Dienst gibt es nämlich nicht. Man muss sich selbst einen suchen – aus unzähligen Angeboten, die man mit Hilfe einer einfachen Google Search auffinden kann. Dies ist auch bei Blue Sky möglich, wäre also im ersten Schritt ähnlich “undurchsichtig” wie Mastodon. Zumindest bietet Blue Sky bei der Erstanmeldung die Option an, einen alternativen Server zu wählen. Ob diese Option jedoch funktioniert, habe ich nicht ausprobiert. Der Großteil wählt ohnehin den Blue Sky-Server – den man jedoch nur mit Hilfe eines Zugangscodes betreten kann. Dieses exklusive Feature macht für mich den Erstkontakt gefühlt ätzender als bei Mastodon, da man wie vor einem Club auf Einlass warten muss.

    Umgekehrt kann der Betreiber damit den Strom der Neuanmeldungen steuern und gezielt Kapazitäten entsprechend der Userzahlen hochfahren – und ganz nebenbei auch ein bisschen die Hypewelle reiten, da viele nur durch Mundpropaganda von der Plattform hören, ohne wirklich Einblick zu bekommen. Die Zuckerberg-Alternative Threads war in dieser Hinsicht etwas tolpatschiger unterwegs, denn die App war für findige Android-User von Anfang an auch in Europa zugänglich – jedoch de facto kaum nutzbar. Man konnte eigentlich nur mitlesen. Aktives Gestalten wurde meistens von Fehlermeldungen begleitet. So war man mittendrin, aber letztlich nie dabei. Oder (um bei der Metapher von vorhin zu bleiben) wie ein Clubgänger, der es hinein schafft, aber nicht auf die Tanzfläche darf. Das macht maximal Unspaß. Und irgendwann geht man.

    Aktuell meist gesehener Bildschirm bei Threads

    Profileinrichtung

    Profil bei Blue Sky

    Das ist bei Blue Sky aktuell (Stand Mitte September)… nennen wir es übersichtlich. Man wählt ein Profilfoto, einen Hintergrund, einen Namen für sein Profil, eine Beschreibung und das war’s. Bumm. Anders als bei Twitter gibt es hier noch keine Möglichkeit weiterführende Links oder einen Ort separat unterzubringen. Man muss alles in die Beschreibung quetschen, die irgendwann voll wird und dann weiteres Tippen unterbindet. Da hat Mastodon im Vergleich die Nase vorn. Sogar weit vor dem blauen Vögelchen: Sämtliche oben genannte Kategorien lassen sich dort angeben – und bei Bedarf noch mehr: Unterrichtsfächer, Webseiten, Socials, Wohnort, weitere Links. All dies wandert bei Bedarf in das Profil, das beliebig um weitere Kategorien erweitert werden kann. Mit Hilfe eines kleinen Codeschnipsels lassen sich die Links sogar offiziell verifizieren (ich weiß, das Wort ist seit November 2022 verhasst). Top!

    Community-Aufbau

    Für viele ist dieses Feature essenziell und entscheidet letztlich über Gedeih und Verderb bei einem sozialen Netzwerk. Da zählt in Mastodon nämlich Handarbeit. Es gibt keinen Algorithmus. Seine entsprechenden Leute muss man sich selbst zusammensuchen. Und die findet man entweder direkt mit Hilfe des Nutzernamens bzw. eines Handle-Links oder man abonniert Hashtags und folgt gezielt den Leuten, die unter diesem Hashtag gute Ideen von sich geben. Im November 2022 existierte in diesem Zusammenhang auch noch die Möglichkeit des Leute-Findens durch den sog. Fedifinder. Dieser zapfte damals den Twitter Handle an und durchsuchte das Fediversum nach entsprechenden Profilen der Twitter-User bei Mastodon. Auf diese Weise ließen sich Hunderte von neuen Menschen in Sekunden in die Timeline spülen. Wurde man jedoch nicht aktiv, blieb und bleibt man in Mastodon allein.

    Bei Blue Sky ist das wie von anderen Diensten gewohnt ganz anders: Ein Algorithmus präsentiert von Anfang an Nachrichten von (mehr oder weniger) interessanten Menschen. Je aktiver man wird und selbst nach Leuten sucht, desto präziser werden auch die Vorschläge des Netzwerkes. Allein dieser Punkt ist es, der viele Leute aus dem Twitterlehrerzimmer bewegt, ihr altes Habitat zu verlassen und trotz all der Einschränkungen des noch jungen Mediums Blue Sky als Alternative zu nutzen – auch wenn Mastodon in anderen Bereichen deutlich ausgewogener wirkt.

    Verfassen von Nachrichten

    In der jetzigen Form ist Blue Sky in diesem Bereich noch ziemlich rudimentär. Nachrichten können geschrieben werden, dazu ist ein Bild im Anhang möglich. Links werden angezeigt. 300 Zeichen sind maximal möglich. Das war es aber dann auch. Hashtags werden nicht farblich hervorgehoben, GIFs kann man nicht anfügen, Umfragen sind nicht möglich, ebenso die Bearbeitung von gesendeten Nachrichten. Es gibt keine DMs. Da muss man sich erfolgsverwöhnt von Twitter dann doch einschränken. Und noch mehr, wenn man von Mastodon kommt.

    Weniger ist mehr? Blue Sky

    Denn hier lässt sich einiges mit Tröts anfangen. Man kann Geschriebenes bearbeiten, Videos und Bilder anfügen. Umfragen gehen problemlos, Nachrichten lassen sich planen und zu einem festgelegten Zeitpunkt unters Volk bringen. Bis zu 500 Zeichen passen in die Tröts, die man automatisch nach einstellbaren Regeln (Zeitdauer, Anzahl von Likes und Retröts etc.) auch wieder löschen kann, um auf dem hostenden Server Kapazität einzusparen. Das finde ich sehr sympathisch.

    Einstellungen satt bei Mastodon

    Ankommen

    Der Eintritt ins Fediversum ist zu Beginn sehr leer. Man muss selbst aktiv werden und auf Leute zugehen, um sich ein Netzwerk zu bauen. Wenn das aber mal steht, sind dort tolle Leute unterwegs. Insgesamt fühlen sich bei einer User-Zahl von knapp 900 (Stand September 2023) Unterhaltungen deutlich zivilisierter an als ich es bei X/Twitter die letzten Monaten erlebt habe. Im Fediversum finden sich hochkompetente Leute, die mit ihren Meinungen fundiert, gelegentlich aber auch (gefühlt) belehrender und schulmeisterlicher rüberkommen als in anderen Netzwerken. Das wird zumindest immer als Begründung ins Feld geführt, wenn sich Leute gegen Mastodon entscheiden. Das und die angeblich gefühlt geringere Reichtweite. Blue Sky erscheint da seit ein paar Wochen etwas weiter.

    Von Anfang an bekommt man ein Angebot serviert. Man buhlt förmlich um die Aufmerksamkeit des Neuankömmlings. Entsprechend akzeptiert fühlt man sich gleich beim ersten Log-In. Vor allem, wenn dort sofort alte Bekannte umherwuseln, von denen es kurz vor Schulbeginn in Bayern nur so wimmelte. Es war fast wie ein Klassentreffen. Ich war keine zwei Stunden online und freute mich ohne großes Zutun über 100 Follower, die man seit dem Weggang von Twitter aus den Augen verloren hatte. Das ist schon putzig. Und der Umgang wird dadurch wieder genauso familiär wie früher, als das Twitterlehrerzimmer noch ein inspirierender Ort der Begegnung war. Aktuell wird noch deutlich mehr geflauscht und gefeixt, als ich es je bei Mastodon erlebt habe. Und das gefällt mir. Ob dieser Anfangsoptimismus aber anhält, bleibt abzuwarten. Threads wurde zu Beginn ganz ähnlich gehyped, mittlerweile ist es um diesen Dienst jedoch wieder sehr still geworden. Ob er in Europa überhaupt noch Fuß fassen kann, sobald sich Blue Sky als Twitter Alternative etabliert hat, ist die Frage. Aber zum Glück keine, die ich beantworten muss. Ich schau mir Blue Sky mal weiter an. Mastodon bleibt aber vorerst mein Ankerpunkt. Vergleich hin oder her.

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  • Allgemeines,  Alltag

    Guten Start!

    Jedem Anfang wohnt ein… Sie wissen schon. Aber neben Zauber gibt es natürlich auch eine gewisse Portion Nervosität zu Schuljahresbeginn: Wie wird es dieses Jahr? Passt der Stundenplan? Passen die Klassen? Passt die Arbeitsbelastung? Sind aus dem Nichts Unwägbarkeiten zu erwarten, die die komplette Planung durcheinander bringen?Um in derartigen Stürmen im Schuljahr die Kontrolle zu behalten, greifen wir seit jeher jedes Jahr auf Vorsätze zurück, auf die wir uns besinnen, wenn es denn mal so weit ist. Oder biegen sie uns zurecht. Oder ignorieren sie. Oder vergessen den einen oder anderen, weil man sich gar so viele vorgenommen hat.

    Für dieses Jahr gibt’s bei mir nur einen. Ich habe ihn aus einer düsteren Kneipe im Prenzlauer Berg. Aus der Herrentoilette, um genau zu sein. Nicht lachen, die größten Lebensweisheiten finden sich bekanntlich immer an Wänden des Aborts. Es ist eigentlich der Slogan der Start Up-Night, die in Berlin am 1. September statt fand. Aber man kann ihn sich getrost hinter die Ohren schreiben:

    You know what I mean…

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  • Allgemeines,  Alltag

    Mein bzw. kein Arbeitszimmer

    Meterlange Bücherreihen, Lexika bis unter die Zimmerdecke, Büsten antiker Philosophen, die allwissend in den Raum hineinstarren, dazu ein riesiger Schreibtisch mit einem feudal anmutenden Stuhl zum Arbeiten. Natürlich ausschließlich mit Mont Blanc-Füller. Im Eck des Raumes noch ein schwerer Ohrensessel mit einem kleinen Beistelltisch für längere Lektüren, eine ehrwürdige Stehlampe direkt dahinter, um die Szenerie in gediegenes Licht zu hüllen. So stellte ich mir im Studium mein Arbeitszimmer vor, wenn ich einmal im Job drin bin. Ein Traum. Und einer, den ich mir in der letzten Wohnung erfüllen konnte. Bis auf das mit den Büsten. Das ist affig.

    Ein Mann und sein Arbeitszimmer, back in 2018

    Kein Arbeitszimmer

    Beim letzten Umzug musste ich diesen locus amoenus leider aufgeben. Das hat mich schon ein bisschen verfolgt. Aber in einer Großstadt – das muss man zugeben – ist ein separates Arbeitszimmer ein Luxus, den man sich leisten können muss. Oder will. Und bei den gerade mal 1200 Euro, den man so ein Zimmer steuerlich geltend machen kann, zahlt man bei so einer Annehmlichkeit deutlich aus eigener Tasche drauf. Aber wo ein Arbeitszimmer integrieren, ohne dass es völlig deplatziert aussieht? Schreibtisch im Schlafzimmer – da hat man die Arbeit permanent vor sich. Schreibtisch im Wohnzimmer – möglich, will aber gut überlegt sein. Schreibtisch in der Küche – schwer vorstellbar, wenn da auch noch ein Esstisch drinstehen soll. Oder gleich gar keinen Schreibtisch und dann alles am Esstisch erledigen? Dann steht da aber halt immer ein Monitor in der Gegend herum. Das kann’s ja auch nicht sein.

    Wohin?

    Die Wahl fiel letztlich dann auf eine Aufteilung der Komponenten auf mehrere Zimmer: Im Wohnzimmer ist nun eine Bücherwand installiert, die mit zusätzlichen Regalaufsätzen bis unter die Decke reicht, um auf möglichst wenig Platz möglichst viel Literatur unterzubekommen. Der Schreibtisch selbst residiert in der Küche direkt am Balkonfenster. Allerdings ist das ein neuer. Für das alte Exemplar mit seiner 1,40×1 Meter Tischfläche war beim besten Willen kein Platz – und auch kein Bedarf, da meine Papierstapel über die Jahre immer kleiner (und digitaler) wurden. Jetzt ist dort ein kleiner Massivholztisch mit Schubladen integriert, der sich ein bisschen hinter dem Esstisch versteckt. Das taugt mir tatsächlich ganz gut, da auf diese Weise die Arbeitsecke den Raum nicht dominiert und so den Stellenwert in der Wohnung einnimmt, die sie eigentlich haben sollte. Um das Büroflair in der Küche weiter einzudämmen, sind sämtliche PC-Peripheriegeräte wie Tastatur und Maus kabellos und werden, sofern nicht gebraucht, einfach in einem Ablagefach im Schreibtisch verstaut. Bis ich ein Duo gefunden hatte, dass von den Ausmaßen her da auch reinpasst, hat es etwas gedauert, aber mit ein bisschen Suchen wird man schnell fündig. Aktuell stammen Funkmaus- und Tastatur von Rapoo. Nichts besonderes, aber alles sehr zweckmäßig, und für nicht mal 40€ für beides kann man definitiv nicht meckern. Wenn es der Ordnung dient. Zu der trägt seit Neuestem nun auch mein alter Raumtrenner bei. Denn dort wandern nach getaner Arbeit alle Unterlagen, Bücher und Korrekturen in einen Quasi-Handapparat. Damit bleibt der Schreibtisch leer.  Und das ist gut so.

     

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  • Allgemeines,  Technik

    Summer moved on 2023

    Letzte Woche hat der Sommer in Bayern nochmal alles gegeben: Fast zwei Wochen brütende Hitze bei Minimum 32 Grad, kein Wölkchen am Himmel. Die Leute belagerten Seen, in München die Isar bis tief in die Nacht. Die Cafés und Restaurants waren voll von gut gelaunten, sonnenverwöhnten Menschen. Und dann kam der Herbst – und mit ihm ein Temperatursturz von fast 20 Grad und Dauerregen.

    Perfektes Wetter für die ersten Arbeiten zum Schuljahresbeginn. Der findet hier erst heute in zwei Wochen statt, aber streckt schon mal langsam die Arme aus: Es gilt Nachprüfungen zu erstellen, Mediencurricula zu überarbeiten, Fortbildungen dazu vorzuplanen. Und als Systembetreuer bin ich ein bisschen neugierig zu sehen, ob die geplanten Vorhaben über die Ferien auch tatsächlich erledigt wurden. Das versprochene Schulnetz über wLan zum Beispiel. Oder der neue PC-Raum, den wir uns mit unserer Nachbarschule teilen. Bleiben Sie dran! Ich zähl auf Sie (wenn das noch jemand kennt)!

     

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  • Allgemeines,  Alltag

    Neue Lehrer braucht das Land

    Anfang August machte in Baden-Württemberg eine neue Kampagne von sich reden, mit der man den dringend benötigten Nachwuchs für die Lehrzunft ansprechen wollte. Leider ging das (wieder mal) nach hinten los. Denn die Werbeanzeigen bedienen vermutlich auch aus einer gewissen Unbeholfenheit heraus sämtliche Klischees des Lehrberufs: Arbeiten für den Papierkorb? Keinen Bock auf Arbeiten? Einfach mal machen, worauf man Bock hat? Juhu, ist alles im Lehrberuf vereint. Also nichts wie an Bord – das alles garniert mit dem gelegentlichen Kommafehler und einer Wortwahl von Vierzehnjährigen… nur halt anbiedernd von Best Agern verfasst und dadurch hart an der Grenze zum Fremdschämen.

    Wer glaubt, das sei nicht zu toppen, soll nur mal nach Bayern schauen. Da machte Anfang März eine ganz ähnliche Werbereihe des Kultusministeriums zur Akquirierung von Lehrkräften die Runde – und bekam online so viel Prügel, dass sie mittlerweile komplett vom Netz genommen ist. Ein Glück, wer davon einen Screenshot gemacht hat. Ich zum Beispiel.

    Was soll ich sagen? Außer dass ich zugeben muss, nicht zu wissen, was Flexen in diesem Zusammenhang bedeuten soll. Alles andere spricht für mich eine sehr deutliche Sprache. Ferien und Spaß, wann immer ich Bock habe. Permanent Freunde treffen, wenn es mir taugt. Aber geil Kohle abgreifen für nen Halbtagsjob. Für Lehrkräfte, denen drei Jahre Pandemie immer noch gut in den Knochen stecken, ist so eine Reklame der reinste Hohn. Natürlich ist es lobenswert, wenn sich die Ministerien der Bundesländer etwas zum Lehrermangel einfallen lassen und aktiv werden. Aber doch bitte nicht so! Wer soll sich denn von solchen Anzeigen bitte berufen fühlen? Vermutlich nicht die, die man für die Profession bräuchte. Denn von spontan Freizeit, permanent Urlaub und Flexen (was auch immer das in diesem Zusammenhang bedeuten mag), sind wir sichi meilenweit entfernt.

    Ich wünschte, ich hätte irgendwo noch die Informationsbroschüre, die mir in der Oberstufe damals in die Hände fiel, als sich bei mir so circa 1998 langsam abzeichnete, dass meine Zukunft Richtung Lehramt gehen würde. Die Situation war damals der heutigen nicht unähnlich: Lehrermangel zeichnete sich auch damals schon deutlich ab. Die Lehrkräfte der 68er Generation standen kurz vor der Pensionierung, hieß es damals, und die Öffentlichkeit fürchtete eine gigantische Pensionierungswelle und Tausende von unbesetzten Stellen.  Interessierte für das Lehramt bekamen daher keinen Flyer in die Hand gedrückt – sondern eine Infobroschüre. Ach was, eine Enzyklopädie: Voll von Text, von Statistiken und Prognosen zum benötigten Lehrpersonal über die nächsten 10 Jahre. Infos zum Unterschied von Lehramt vertieft und nicht-vertieft an den Universitäten, zu Regelstudienzeiten, dem Referendariat. Seriös bebildert und in entsprechender Diktion. Eigentlich das komplette Gegenteil zu den obigen Canva-Unfällen aus den süddeutschen Bundesländern. Die Broschüre hatte aber auch eine andere Zielgruppe: Leute für das Lehramtsstudium zu begeistern. Nicht einfach irgendwen, der sich (wie es in der BaWü-Kampagne der Fall zu sein scheint) mal aus einer Lust heraus dazu entscheidet, eine Auszeit des aktuellen Jobs zu nehmen, um für ein paar Jahre Versorgungslücken zu stopfen. So gewinnt man keinen Nachwuchs. So bekommt man Stopfmasse.

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