• Allgemeines,  Alltag

    Sommer 1991

    In einem Schrank meines Jugendzimmers fiel mir beim Ausmisten eine kleine Überraschung in die Hände: Eine Kassette, die ich mir ziemlich genau vor 30 Jahren zusammengestellt habe. Das Cover ist verloren gegangen, aber allein die künstlerische Ausgestaltung des Titels lässt erkennen, dass das Ding für mich etwas Besonderes war. Es entstand in den Sommerferien 1991, als ich mit meinem Mini-Kassettenrekorder und einem Cinch-Kabel bewaffnet alles vom Fernsehen aufnahm, was ich im Kinderzimmer mangels eines eigenen TVs nachhören wollte. Und so lausche ich gerade wieder einer verrauschten Titelmusik von Night Rider, der Theme von der Zeichentrick-Serie Karate Kid, den besten Tunes von Super Mario Bros. 3 oder kommentierten Wrestlingmatches von Tele5 – und lasse die Woge der Nostalgie gnadenlos über mich hinwegrollen. Die ganzen Melodien bringen sofort Erinnerungen an diese Sommerferien zurück.

    Ich hab das Spiel immer noch…

    Es sind nur Momentaufnahmen, kleine Schnipsel: Tage im Freibad mit meinem Bruder. Das endlose Anstehen an der Wasserrutsche. Der vertrocknete Rasen unter den Füßen. Der Geruch von billigen Fritösenpommes. Unser Trip nach München, wo ich mir im WOM (World of Music) in der Kaufinger Straße eine LP gekauft habe. Ich entschied mich für den Soundtrack zu Gremlins 2 – und bereute den Kauf. Unser erster Besuch in einer Videothek, um besagten Film auszuleihen  – auch das bereute ich. Tennisspielen mit den Nachbarskindern in der Straße auf einem Feld, das wir mit Straßenkreide gemalt hatten. Regelmäßig Eis für 50 Pfennig in der Dorfgaststätte. Endlose Sessions mit meinem heißgeliebten Gameboy und den Teenage Mutant Ninja (!) Turtles, das ich zum Jahreszeugnis geschenkt bekam und überall dabei hatte. Im Zimmer, im Auto. Unter dem großen Busch im Garten, den wir in Anlehnung an die Turtles mit den Nachbarskindern zum Hauptquartier deklariert hatten und ebenso coole Stirnbänder trugen wie Leonardo, Michelangelo, Raphael und Donatello. Sehr zum Leidwesen unserer Eltern, denn wir hatten dafür kurzerhand sämtliche Gürtel aus deren Bademänteln entwendet. Die damals brandaktuellen Folgen der 3??? (die Musikpiraten/die Automafia) und deren neue Art mit “hippen” 90s-Tunes, Freundinnen, wüsten Schlägereien und Stories, die so langsam gar nicht mehr mein Fall waren. Langeweile, die auch mal sein musste. Grillabende auf der Terrasse. Selbst abgehaltene Bundesjugendspiele mit den Kindern in der Straße. Jeden Tag war etwas los. Und trotzdem hatte man ab September immer das Gefühl, die Tage nicht genug ausgenutzt zu haben.

    Ein besonderes Schmankerl hatte die Kassette am Ende der ersten Seite dann auch noch zu bieten: Zusammen mit meinem Bruder fing ich in dieser Zeit an, die guten alten Telefonstreiche zu veranstalten… und auf Band aufzunehmen. Und so höre ich uns mehr als 30 Jahre später mit quäkenden vorpubertären Kinderstimmchen bei Hinz und Kunz anrufen, irgendeinen Mist erzählen und uns diebisch an der Reaktion der perplexen Empfänger erfreuen. Es ist alles so wunderbar dämlich. Und gleichzeitig so zauberhaft.

    Irre, wie so ein kleiner Kassettenfund sofort so ein Erinnerungsfeuerwerk lostreten kann.

    Eine Truhe voller Erinnerungen
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  • Allgemeines,  Alltag

    Erstes Drittel

    Die ersten beiden Wochen der Sommerferien sind in Bayern vorbei. Und mit Bilderbuchwetter und Temperaturen unter 30 Grad lassen die sich in süddeutschen Breiten hervorragend aushalten. Wenn man gesund ist. Ich selbst bin immer noch mit Regenerieren beschäftigt. Die Erschöpfungszustände kurz vor Ende des Schuljahres waren wohl Vorboten von dem, was da noch so kommen möge. Halsschmerzen, Husten und – da nicht auskuriert, sondern aufgrund des hohen Krankenstandes brav in die Schule gegangen – plötzlich Bronchitis, an der ich bis heute knabbere. Langsam löst sich der ganze Spaß, aber einschränkend ist das Mitte August schon: Sport oder Fitnessstudio kann ich mit Schnüffelnase und Druck auf der Brust vergessen. Aber auch kleine Aktivitäten wie eine Mini-Radtour schlagen mir spürbar auf den Kreislauf. Sowas wäre mir vermutlich vor ein paar Jahren nicht passiert. Es scheint, als würden mit zunehmenden Jahren bei mir kleine Wehwehchen langwieriger. Im Referendariat, in dem ich alle sechs Wochen krank darnieder lag, steckte ich Erkältungen nach zehn Tagen problemlos weg. Heute dauert es doppelt so lang. Oder entwickelt sich zu etwas anderem. Mal Bronchitis, vor drei Jahren eine kurzfristige Fazialisparese. Es wird immer wichtiger auf seinen Körper zu hören. Kuriert euch aus, wenn ihr siech darnieder liegt. Hoher Krankenstand hin oder her! Letztlich dankt es euch niemand. Vor allem nicht die eigene Gesundheit.

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    4.3
  • Allgemeines,  Alltag,  Latein,  Unterricht

    Saxa Monacensia – Latein in München Pasing

    Man muss schon mit offenen Augen durch den Münchner Stadtteil Pasing laufen, um dieses lateinische Zitat auch wirklich zu finden. Aber da hängt es, knapp vier Meter über dem Boden in schimmernden Lettern am hiesigen Rathaus: Ein Überbleibsel des Kunstprojektes Pasing by aus dem Jahr 2015, das schon damals in vielerlei Hinsicht für Ärger gesorgt hat. Insofern ist der Spruch geradezu prophetisch. Hier ist er auch schon:
    Oportet, ut scandala eveniant
    Wer hätte es gedacht? Latein am Pasinger Rathaus…
    Oportet ut scandala eveniant.
    Die Süddeutsche Zeitung übersetzt den Spruch mit “Es muss ja Ärgernis kommen”.

    Dem Ursprung auf der Spur

    Aber was soll das Ganze? Ein Blick ins Neue Testament, dem der Spruch vermeintlich entnommen ist (dazu später mehr), möge helfen. In Matthäus 18 kommen die Jünger zusammen, um Jesus danach zu fragen, wer der Größte im Himmelreich sei. Dessen Antwort fällt klar aus: Die, die wie Kinder sind.
    (18.6) Qui autem scandalizaverit unum de pusillis istis, qui in me credunt, expedit ei, ut suspendatur mola asinaria in collo eius et demergatur in profundum maris (18.7) Vae mundo ab scandalis! Necesse est enim ut veniant scandala. Verumtamen vae homini, per quem scandalum venit. (18.8) Si autem manus tua vel pes tuus scandalizat te abscide eum et proice abs te. Bonum tibi est ad vitam ingredi debilem vel clodum quam duas manus vel duos pedes habentem mitti in ignem aeternum.
    (18.6) Wer sich aber einen dieser Kleinen die an mich glauben, verführt, dem nützt es, dass man ihm einen Mühlstein an den Hals hängt und ihn in der Tiefe der Meeres versenkt. (18.7) Wehe der Welt wegen der Verlockungen! Dass sie kommen, ist nämlich notwendig. Aber wehe dem Menschen, durch den eine (solche) Verlockung passiert. (18.8) Wenn aber deine Hand oder dein Fuß verführt, so schneide sie ab und wirf sie weg von dir! Für dich ist es gut, schwach oder verkrüppelt zum Leben zu schreiten, als im Besitz von zwei Händen oder zwei Füßen ins ewige Feuer geschickt zu werden.
    Man sieht allein an diesen paar Zeilen, wie unangenehm moderne Übersetzungen von lateinischen Texten ins Deutsche sind, wenn man den Kontext nicht kennt. Noch dazu, wenn der lateinische Text per se schon eine Übersetzung aus dem Griechischen ist – und obendrein auch noch griechische Lehnwörter enthält. Das Wörtchen skandalon kann nämlich vom Kontext abhängig in unterschiedlichen Facetten wiedergegeben werden. Laut Gemoll wird der Ausdruck im Neuen Testament gerne moralisch gedeutet und als “Lockung” oder “Lust” übersetzt. In anderen Texten hingegen passt “Falle”, “Anstoß” oder “Ärgernis” besser. Diese Unterscheidung funktioniert hier ganz gut: Im Bibeltext ist der Ausdruck definitiv moralisch gemeint.
    Es geht also um die Verlockung und die Verführung in der Welt, die entweder von sich aus oder durch Menschen geschehen. Letzteres ist vermeidbar und zu verurteilen. Ersteres passiert. Nun gut, aber was hat dieser Spruch am Pasinger Rathaus zu suchen? Dass ein öffentliches Gebäude die Unabdingbarkeit von Verführungen eingesteht, und damit der moralischen Bedeutung von skandalon folgt, die im Bibelvers absolut nachvollziehbar ist, ist fraglich. Sinnvoller scheint da die zweite Bedeutung des Wortes zu sein, das in der Lutherbibel immer gerne mit ergernis übersetzt wird. Insofern passt die Übersetzung “Es gehört sich, dass Aufreger passieren” ganz gut. Denn die entstehen tatsächlich ohne Zutun. Reibungsfläche gibt es mehr als genug, wie man ja auch an Pasing By gesehen hat.

    Mehr müssen müssen

    ABer auch der Altphilologe ist ganz aus dem Häuschen – allerdings aus einem gänzlich anderen Grund. Denn wie man schon an der Originalstelle erkennt, ist der Spruch hier – wenn überhaupt – eine Annäherung an die Bibelstelle aus dem Matthäus-Testament. Der Spruch kommt in diesem Wortlaut nämlich überhaupt nicht vor.  Dort findet sich lediglich der Satz Necesse est enim ut veniant scandala, der hier synonym zu dem in Pasing hängenden Oportet ut scandala eveniant gebraucht wird. Die Ausdrücke oportet und necesse est werden folglich beide Male mit müssen übersetzt (so wie es ja auch die SZ tut). Aber so richtig passen will das aber nicht.
    Zwar können die Ausdrücke oportet und necesse est müssen bedeuten. Aber dieses Müssen geht semantisch jeweils in unterschiedliche Richtungen: Während ein necesse est für mich eher eine logische Notwendigkeit beschreibt, die aus einer Situation heraus entsteht, ist das im Spruch gewählte oportet eher ein Müssen aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit oder Gepflogenheiten heraus zu begründen. Daher wären für mich die Sätze necesse est cives parere und oportet cives parere definitiv nicht dasselbe. Zwar könnte man beide Male “Die Bürger müssen gehorchen” übersetzen. Aber in beiden Sätzen wäre dieses Müssen anders begründet.
    Necesse est cives parere wäre ein Satz, der angesichts einer Gefahrensituation höchste Aufmerksamkeit der Bürger einfodert. Oportet cives parere hingegen wäre für mich eher eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Das Gehorchen als etwas, das man von den Bürgern erwartet, nicht etwas, das die Situation bedingt. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied.
    Das ist ähnlich wie im Englischen mit must und have to. Beide haben Übereinstimmungspunkte, sie sind aber definitiv nicht deckungsgleich.
    Vielleicht schießt der Altphilologe allerdings da aber auch  über das Ziel etwas hinaus. Denn bei Bibellatein haben wir es nicht mehr mit dem zu tun, was wir als klassisches Latein bezeichnen, auf dem sämtliche unserer Grammatiken und Schulbücher aufbauen. Die lateinische Version, die wir hier vom neuen Testament vorliegen haben, stammt aus der Vulgata, die auf das 3. Jahrhundert nach Christus datiert ist. Da war Latein schon längst lingua franca und von Muttersprachlern wie auch barbari genutzt, sodass die Grenzen zwischen dem, was sprachlich sagbar ist und was nicht, zunehmend verschwammen. Man merkt das alleine schon, an dem ut-Satz, der in beiden Zitaten nach dem Hauptsatz folgt. Denn klassisch würde an diese beiden unpersönlichen Ausdrücke ein AcI folgen. Wer hier schon schludert, dem ist es auch egal, dass ein Müssen ein anderes Müssen sein muss.
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  • Allgemeines,  blog

    Vom alten Schlag

    In einem seiner aktuellen Posts beklagt Hokeys das Aussterben von Lehrerblogs. Der Trend gehe seit Langem schon klar in die Social Media-Richtung, wo mit ein paar Handgriffen deutlich mehr Klicks und Likes zu erhalten sind als in einem separaten Blog. Ich beobachte das Phänomen schon seit geraumer Zeit. Und bin streckenweise auch sehr am Hadern, weil alleine das Organisieren von Blogs und das Lesen der Artikel einfach deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als ein News Feed in einem sozialen Netzwerk, wo sich neue Postings von Kollegen mit anderen von meinen Followern nahtlos aneinanderreihen. Wozu sich also den Stress machen?

    • Das Schreiben ist für mich in Blogform deutlich angenehmer als in einem Netzwerk, wo ich mich oft so kurz fassen muss, dass der Spirit eines Artikels im Diktat der Zeichenbeschränkung und des Hashtag-Overkill einfach verloren geht. 280 Zeichen bei Twitter reichen höchstens für Anekdoten. Threads, die über mehrere Posts gehen, empfinde ich als sehr umständlich und meide sie als aktiver Leser, wo es geht. Instagram kapiere ich bis heute nicht so wirklich. Die Bildlastigkeit der Plattform macht es schwer, tatsächlich etwas Schriftlich zu hinterlassen, was Bedeutung hat. Da jeder Post ein Bild oder Video/Reel als Ausgangspunkt hat, wäre ich einen Großteil der Zeit damit beschäftigt, ein passendes Motiv für mein Geschreibsel zu finden, das dann traurig darunter in der Beschreibung eingepfercht darunter ein Schattendasein führt. Text ist hier einfach eine Fußnote. Und das lässt die Plattform einen permanent spüren.
    • Bloggen ist zeitraubend. Aber es entspannt mich ungemein. Es hilft mir beim Ordnen der Gedanken, bringt mich am Ende eines langen Tages runter. Und mit etwas Glück kommt ein Artikel raus, den ich und andere gut finden. Bei den sozialen Netzwerken fühlt sich das Posten hingegen ganz anders an. Viele Accounts setzen viel mehr auf den Spur-of-a-moment. Posten um gesehen zu werden. Denn Masse erhöht die Sichtbarkeit, generiert Follower, generiert Likes. Ich sehe dort endlos Leute, die gedankenverloren in einen imaginären Horizont blicken, sich von Filtern verbiegen lassen, brutzelnde Pfannen filmen oder random durch Bücher oder Comics blättern. Für solche Netzwerke Standard, fürs Bloggen aber zu seicht. Blogging bedeutet auch Selektion. Und konzentrieren auf das, was man als relevant erachtet.
    • Ein Blog ist noch deutlich mehr Handarbeit. Aber er bietet riesige Möglichkeiten zur Individualisierung: Vom Theme, zum Header, den Fonts, dem Layout der Beiträge, der Plugins, bis hin zur Gestaltung und Organisation der Menüs ist alles möglich. Diese gestalterische Freiheit habe ich noch nirgendwo anders gesehen.

    Das soll jetzt nicht ein Rant gegen soziale Netzwerke sein. Auch sie haben ihre Daseinsberechtigung und sind für viele Kolleg*innen unverzichtbar geworden. Aber ich nutze sie persönlich maximal als Inspirationsquelle beim Durchscrollen, aber auch nicht mehr. Wie eine Werbeanzeige, die man beim Einkaufen passiert. Registriert, vielleicht mal stehen geblieben, aber dann auch gleich weiter gegangen. Tiefgängigeres würde ich mir ungern in Form eines Posts auf Instagram anschauen. Das will ich in einer ruhigen Umgebung nachlesen. Frei von Posts aus einem Feed von anderen Nutzern. Nur der Text und ich. Und das klappte bei mir alten Mann schon immer am besten. 😎

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  • Allgemeines

    Deckel drauf!

    Nicht nur auf dieses Schuljahr. Sondern auf weiße Pappkartons. Hundertfach. Denn mit Ende diesen Schuljahres steht der Umzug in unser frisch renoviertes Gebäude an – zumindest teilrenoviert, denn gewisse Bereiche sind aus diversen Gründen noch Baustelle. Aber am alten Standort bleiben und auf Fertigstellung warten ist keine Option. Eine neue Schule wird in unserer Containeranlage Mitte September Zuflucht suchen – und da sind wir fehl am Platz. Wir MÜSSEN umziehen. Also haben wir in den letzten Schulwochen neben Zeugnissen, Konferenzen, Wandertagen, Museumstagen, Unterricht und Bücherausgaben auch noch unser gesamtes Inventar in Kisten verpackt. Deckel drauf im Minutentakt. Aktuell würde ich von knapp 600 Kisten ausgehen, die wir befüllt haben. Jetzt liegen die Räume öd und leer. Und von den letzten vier Jahren gut verlebt. Es ist gut was passiert, seit wir hier sind. In diesem Gebäude bin ich Systembetreuer geworden, bin befördert worden, habe meinen ersten eigenen PC-Raum ausgestattet, meine ersten Fortbildungen fürs Kollegium und später für die Medienwarte gehalten. Und natürlich ist Corona für immer mit diesem Ort verbunden. Und das ganze Chaos, das danach folgte. Ob selbiges im September weitergehen wird, wissen nur die Götter. Ein Blick in die Medien und die diversen Hilferufe von Lehrer- und Elternverbänden zu Lehrermangel, nicht existenten Sicherheitskonzepten für eine neue Coronawelle oder die Befüchtungen, Klassenzimmer wegen der Energiekrise nicht zu beheizen, lassen schon mal alles andere als Optimismus zu. Winter is coming. Daher zieht euch warm an. Und genießt die Sommerferien in ganzen Zügen. Ich denke, wir werden einen langen Atem brauchen…

     

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  • Allgemeines,  Alltag,  Pädagogik,  Technik,  Unterricht

    Retrospektive 2021/22 – Teil 2

    So, jetzt wo wir mit Teil 1 mal das Emotionale beiseite geschafft haben, kann ich auch noch einmal etwas nüchterner auf meine Kernarbeit schauen: nämlich das Unterrichten. Denn eine kleine Retrospektive soll auch dieses Jahr mal nicht ausbleiben.

    • Meine technische Ausstattung für den Unterricht ist leicht aufgebohrt. Mein Tablet ist nun ein Tab S7 von Samsung, mit dem ich insgesamt recht zufrieden bin. Der große Innovationssprung mit genialen neuen Features ist es nicht, aber in dieser Hinsicht herrscht auf dem Tabletmarkt ja schon seit geraumer Zeit weite Ödnis. Richtig nerven tut allerdings der Wegfall einer echten Klinkenbuchse, was es leider völlig unmöglich macht, “mal eben was” auf den Boxen im Klassenzimmer abzuspielen. Dafür muss ich nun immer extra umständlich das Whiteboard hochfahren, meinen Streaming Stick mit dem Tablet verbinden und dann per Hotspot ins Netz. Bequem ist das nicht.
    Das Samsung Tab S7 und der Microsoft Wireless Adapter
    • A propos Streaming Stick: Das Ding von Microsoft ist auch nach vier Jahren immer noch meine go-to-Lösung für das kabellose Präsentieren im Klassenzimmer. Ich hatte schon einige: EZCast, EZCast Pro, Samsung Wireless Adapter. Aber das Ding von Microsoft ist mit Abstand am verlässlichsten. Auch wenn es dieses Jahr zwei Vorfälle gab, an denen das Tablet nicht gefunden wurde – verglichen mit den misslungenen Dockingversuchen bei den Vorgängern ist das echt Heulen auf hohem Niveau.
    • Der Unterricht – ganz egal, in welcher Form er dieses Jahr stattfand – war und ist für mich immer noch eine Wohltat. In einem Schuljahr, wo permanent Änderungen im Procedere anfielen, war mein Kerngeschäft der rettende Hafen. Endlich mal 45 Minuten fokussiert an etwas arbeiten. Und Spaß haben. Vor allem ich. Ich habe dieses Jahr deutlich mehr Quatsch in meinen Stunden gemacht, mit denen ich mir sehenden Auges die eine oder andere Stunde zerlegt habe. Aber das war es jedes Mal wert.
    • Dieses ganze bürokratische Drumherum mit dem Kontrollieren von Absenzen in potenzierter Form, dem inflationären Erstellen von Nachholprüfungen und Erwartungshorizonten und dem permanenten Einsammeln von Verständniserklärungen zu Datenschutz, Testregimen oder Informationsbögen empfand ich dieses Jahr als den gefühlten Hauptfokus meiner Arbeitsstunden. Der eigentliche Unterricht verkam zu einer Fußnote in dem ständigen Erstellen, Führen und Abhaken von Listen. Entsprechend froh war ich daher um die kleine, aber feine Mitarbeit in einem Arbeitskreis am ISB. Hier werkelt eine Handvoll hochmotivierter Leute frei von Bürokratie auf ein vordefiniertes Ziel hin; noch dazu unter einer Führung, die uns immer wieder dazu ermahnt, aus Idealismus nicht die Arbeitszeiten zu vergessen und auch mal auf die Uhr zu sehen. Die Arbeit macht sehr viel Spaß – und zwar so viel, dass ich nächstes Jahr aufstocken werde. Damit entkomme ich vielleicht wieder ein Stückchen den nimmersatten Pranken des gierigen Papiertigers in der Schule.
    • Das Bloggen ist bei mir wie man merkt und sieht, immer noch Thema bei mir. Aber es hat dieses Jahr etwas an Relevanz verloren. Oft fehlte die Zeit sich hinzusetzen, öfters noch die Kraft. Aber Spaß macht es natürlich immer noch. Und es hält immer noch Überraschungen in petto. Der letzte Artikel ging von Besucherzahlen auf einmal durch die Decke, wie ich es in den fast zehn Jahren Bloggen noch nie erlebt habe. Und ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, das Bloggen komplett aufzugeben…
    • Um die Systembetreuung mal auf ein paar Schultern mehr zu verteilen, habe ich dieses Jahr meine erste Generation an Medienwarten ausgebildet. Pro Klasse sitzen nun zwei clevere Lehrlinge, die den Lehrkräften bei technischen Problemen mit Rat und vor allem Tat zur Seite stehen. Nach ersten Startschwierigkeiten (über welche Plattform kommunizieren wir miteinander? Wie häufig treffen wir uns? Und wann? Während oder nach dem Unterricht?) lief die Sache richtig rund. Das hat man jetzt erst bei den ersten Umzugsaktionen gemerkt, die Ende diesen Jahres anstanden: Wie selbstverständlich haben die Medienwarte in sämtlichen Klassenzimmern die Technik abgebaut, gestapelt, verräumt, geordnet und in Kisten verpackt. Innerhalb einer Stunde war alles vorbei. Im Alleingang hätte ich für die 40 Räume locker eine Woche benötigt. Ich war echt erstaunt, wie toll das lief. So toll, dass ich dem Thema Medienwarte vielleicht mal einen Blogeintrag widmen kann.

    Man sieht, zusammen mit Teil 1 war schon gut was los in diesem Schuljahr. Von daher bin ich jetzt echt froh über die Zäsur im August. Und ihr vermutlich auch. Erholt euch gut!

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  • Allgemeines,  Alltag,  Technik,  Unterricht

    Auszug – Umzug

    Als Topping zu diesem ohnehin schon wirren Schuljahr gibt’s zum Ende noch ein ganz besonderes Sahnehäubchen: Nach vier Jahren Umbau ziehen wir Anfang September in unser rundum erneuertes Schulgebäude zurück: Neue Fassade, neue Räume und vor allem neue Technik sollen dort auf uns warten. Für mich als Systembetreuer ist vor allem Letzteres bemerkenswert, weil wir in den letzten Monaten in stundenlangen Onlinekonferenzen mit den Verantwortlichen bei der Stadt unsere geplante Ausstattung besprochen haben. Und die ist beachtlich. Die Stadt München verspricht uns nicht mehr als eine wirklich vollwertige, digitale Ausstattung:

    Interactive Whiteboards in jedem Zimmer, Dokumentenkameras überall, Beamer mit integriertem Miracast. HDMI-Weichen zum Anschluss externer Geräte, um den Kabelraubbau einzudämmen, der unsere Schule seit Jahren quält. Einen ganz besonderen Kniff haben wir mit den Laptops in den Klassenzimmern ausgeklügelt. Statt jeden Raum mit einem separaten Klassenlaptop auszustatten, geben wir einfach jeder Lehrkraft eins zum Arbeiten in die Hand. Als verkapptes Lehrerdienstgerät sozusagen. Die Vorteile liegen auf der Hand:

    • Da unser Kollegium relativ überschaubar ist, ist die Ausstattung pro Lehrkraft per se günstiger als die Ausstattung pro Zimmer.
    • Vandalismus an den Geräten, die unbeaufsichtigt im Klassenzimmer zu Unfug einladen, ist (hoffentlich) ausgeschlossen.
    • Kollegen gehen mit der Technik sorgsamer um, weil das Gerät ihnen gehört.
    • Die langen Anmeldezeiten beim Login sind passé, da jeder mit seinem eigenen Gerät in der Gegend herumläuft, in das er sich zu Schulbeginn einloggt. Zum Stundenwechsel wird das Gerät einfach abgesteckt und im nächsten Klassenzimmer ans Netz gehängt. Einfach Passwort eingeben und das Gerät ist wieder online.

    Sounds perfect on paper, right?

    Schauen wir mal, wie es im September in der Praxis aussieht.

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  • Allgemeines,  Alltag,  Technik,  Unterricht

    Team Evernote: Neue Widgets hat das Land

    Evernote benutze ich nun seit neun Jahren für den Unterricht. Als ich 2013 damit begann, öffnete sich damit für mich eine ganz neue Art Unterricht abzuhalten. Für mich war Evernote der erste und wichtigste Schritt hin zum papierlosen Büro. Mittlerweile ist es aus keinem meiner Lebensbereiche wegzudenken. Ich organisiere alles damit: Steuer, Kassenzettel, Unterrichtsvorbereitung, Reisevorbereitungen, Abspeichern von Anleitungen oder Webartikel. Umso besorgter war ich, als Evernote mehr sein wollte als nur pfiffiger Notizenverwalter. Es folgte ein komplettes Redesign der Oberfläche, neue Tarife, ein Tod vieler liebgewonnener Nebenapps (Goodbye Evernote Recipes und Sketch) sowie eine neues System der Datenbank. Und da waren sie schon, die Probleme:

    Neue, kratzige Kleider

    Die Datenbanken mussten umständlich eingelesen werden und reagierten mit ärgerlichen Wartezeiten. Auch die neue Oberfläche der Webversion benötigte in der Schule fast drei Minuten, bis alles geladen war, und trieb mir in der Eifer des Unterrichtsgefechtes regelmäßig den Puls nach oben. Als dann auch noch ein Startbildschirm mit konfigurierbaren Widgets aufschlug, wurde ich zunehmend unsicher, ob ich die Zukunft mit Evernote tatsächlich weiter gehen wollte. Das war VOR dem Update. Mittlerweile möchte ich dieses Feature überhaupt nicht mehr missen. Das liegt vor allem an zwei zur Verfügung stehenden Widgets, die für mich essenziell geworden sind:

    Mit dem Startbildschirm wird Evernote zu einer echten Multitasking-Schaltzentrale

    Aufgaben-Widget

    Die Möglichkeit Aufgaben zu erstellen war in einer der letzten Evernote-Versionen für zahlende Kunden bereits als Beta-Feature zum Testen verfügbar. Letztendlich sind sie eine pfiffige Weiterentwicklung der Checkliste, die in Evernote schon seit Jahren existiert. Der Unterschied? Checklisten sind jeweils immer in einer Notiz abgelegt. Wenn ich für die Systembetreuung an meine Checkliste möchte, muss ich dazu die entsprechende Notiz aus meinen Notizbüchern fischen, was angesichts der dort vorhandenen Menge schon ein bisschen dauern kann. Sind diese Checklisten hingegen als Aufgaben definiert, geht das deutlich schneller: Denn Evernote filtert aus allen Notizen die darin abgelegten Aufgaben und präsentiert sie in einem Widget auf dem Startbildschirm in einer hübschen Gesamtansicht. Auf Wunsch sogar chronologisch geordnet. Das Herumfummeln in Unterordnern entfällt damit völlig.

    Sämtliche Aufgaben, die in Tausenden von Notizen zu finden sind, fischt das Aufgaben-Widget übersichtlich auf einen Blick zusammen

    Kalender-Widget

    Die Idee dahinter ist alt: Das Widget zapft, wie der Name schon erahnen lässt, ein Google Konto an, den man vorher mit seinem Evernote Konto verknüpft hat, und präsentiert alle darin enthaltenen Kalender direkt auf dem Startbildschirm. Daten, die man entweder über Smartphone oder über Programme wie Thunderbird über ein Add-On wie “Provider for Google Kalender“, eingibt, landen beim nächsten Hochfahren im Evernote Widget: Geburtstage, Termine von Schulaufgaben, Fortbildungen. Alles. Damit nicht genug: Zu jedem dort abgelegten Ereignis kann ich bei Bedarf eine Notiz in Evernote erzeugen lassen, die mit dem Datum verknüpft ist. Fällt z.B. ein Termin in einer Lehrerkonferenz an, kann ich im Vorhinein in einer Notiz eine Checkliste mit Aspekten erstellen, die ich in meiner Ansprache nutzen möchte. Wenn der Termin ansteht, wird mir zusätzlich zu einer Erinnerung im Kalender die dazugehörige Notiz präsentiert. Das ist wirklich clever gelöst. Und damit ab jetzt Teil meines digitalen Lebens 😊

    Zu den synchronisierten Events im Google-Kalender lassen sich automatisch dazugehörige Notizen erzeugen.
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  • Allgemeines

    Sommer in der Stadt

    Der Sommer ist in Bayern ausgebrochen, und mit ihm kommen nun immer schönere Tage ins Land. In München sind wir bislang von den verheerenden Wettern, wie sie in den nördlicheren Teilen Deutschlands wüteten, verschont geblieben. Stattdessen gibt es Sonne satt. Und wir mittendrin. Daher gab es heute mal zur Abwechslung erst das Vergnügen und dann die Arbeit. Also Radl aufgesattelt und mit Freunden zum Frühstücken gefahren. Anschließend sind wir ein bisschen in der Umgebung spazieren gegangen. Unweit von Neuhausen liegt das Schloss Nymphenburg – eine wunderschöne Parkanlage mitten in der Stadt, die ich seit Kindertagen kenne und als barocke Ruheoase wertschätze.

    Schloss Nymphenburg bei schönstem Maiwetter.

    Weiter ging’s in den Hirschgarten – einen der größten Biergärten Münchens, wo es immer brummt, aber immer ein Platzerl zu bekommen ist. Es folgte Radler Numero 1.

    Von dort ging es ins Laimers – ein kleines Lokal im Westen Münchens mit einem schattigen Außenbereich. Dort fanden Radler Numero 2 und ein bayerischer Wurstsalat statt.

    Die Schreibtischarbeit folgt nach dieser Exkursion erst jetzt, wo es langsam am Himmel zuzieht. Drückende Schwüle und dunkle Wolken hängen über der Stadt. Passend zum Wochenbeginn in der Arbeit. Denn ein bisschen Gewitter kündigt sich an… In der Schule hat Corona noch einmal gut zugeschlagen. Nicht bei den Kindern, sondern im Kollegium. Mehr als ein halbes Dutzend liegt deswegen aktuell flach und fällt für mindestens zwei Wochen aus. Darunter Leute, die die Abizweitkorrektur zuhause liegen haben oder gar kommende Woche Abiturprüfungen abhalten müssen. Als Systembetreuer werde ich nächste Woche wohl als technischer Assistent bei der ersten Video-Abiprüfung meiner Karriere dabei sein, bevor ich mich zwei Stunden später in meine eigenen Kolloquien begeben darf – diese allerdings voll analog. Es sei denn, mich erwischt es auch noch. *knockonwood*

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  • Allgemeines,  Alltag,  blog

    Wie hältst du’s mit den Blogs?

    Jetzt mal Butter bei die Fische (und wenn der Bayer beginnt, norddeutsche Wendungen zu nutzen, wird’s ernst): Bezüglich Blogs habe ich echt ein Zeitproblem. Den meinigen befülle ich auch nach Jahren mehr oder weniger regelmäßig mit Beiträgen. Aber beim Nachlesen bei meinen Blogkollegen komme ich irgendwie gar nicht hinterher. Ich finde weder Zeit noch Ort, im Tagesablauf mal über den digitalen Tellerrand zu schauen, um zu erfahren, was denn die anderen im digitalen Kollegium so treiben. Und das ist sehr schade. Von daher wäre ich um ein paar konkrete Tipps dankbar:

    • Wie organisiert ihr eure Bloglisten?
    • Wann lest ihr?
    • Wo lest ihr?
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