
Von Kinderkrankheiten im System – Digitale Geräte

Tomaten in Scheiben schneiden; ebenso die Paprika in kleine Scheiben; Knoblauch schälen und klein hacken, ebenso die Chilischoten; das alles in eine Schüssel befördern, mit Öl übergießen, Paprikapulver und Oregano dazu und alles schön durchmischen und durchziehen lassen. Nach Belieben Salz und Pfeffer zum Abschmecken dazu geben. Nicht wundern, wenn das Ergebnis wegen des Chilis scharf schmeckt. Da muss so.
Währenddessen den Feta auspacken und klein krümeln. Den Gruyère-Käse grob raspeln und zur Seite legen.
Ofen auf 200 Grad vorheizen.
Kleine Auflaufformen vorbereiten. Dann wie bei einer Lasagne abwechselnd marinierte Tomaten, Fetakrümel und Gruyère in Lagen schichten, bis die Auflaufformen aufgefüllt sind.
Die Formen mit Alufolie bedecken und für ca. 20 Minuten in den Ofen stecken. Danach die Folie abziehen und weitere 20 Minuten im Ofen lassen. Wenn der Gruyère an der Oberfläche angebräunt ist und alles schön vor sich hinblubbert, ist das gute Stück fertig.
Die Formen aus dem Ofen nehmen, ein bisschen mit Oregano bestäuben und servieren.
Achtung, saumäßig heiß zu Beginn!
Meine Batterien füllen sich von Tag zu Tag mehr mit guter Laune und einer gehörigen Portion Inspiration und Optimismus. Und der einen oder anderen Erkenntnis, die ich gerne in die deutsche Heimat mitnehmen möchte:
Mal schauen, wie viel ich von meinen Erkenntnissen beibehalten und umsetzen werde…
Es passiert selten, dass ich in der ersten Woche der Sommerferien das Weite suche. Aber dieses Jahr war es so weit. Nichts wie weg.
Die lange Dürrezeit im Blog hat es vielleicht schon erahnen lassen. Es war ein hartes Jahr. Und ein noch härteres Jahresende. Zu vielem kann ich aus Gründen nichts erzählen. Aber ein Jahr, in dem ein Schuljubiläum, ein externes Abitur, eine externe Schulevaluation und das letzte G8-Abitur anstehen, das erwartungsgemäß mit einer nicht gekannten Fülle an Zusatzprüfungen aufwartete, brauchen wir so schnell nicht mehr. Ebenso wie den Baulärm draußen vor der Tür, den wir seit nun mehr zwei Jahren ertragen müssen.
Entsprechend war das Bedürfnis die Batterien aufzuladen Ende Juli so groß wie noch nie. Ich kann nur hoffen, dass das ein Ausnahmejahr war, das so schnell nicht wieder kommt. Das Wort “ausgebrannt” fiel bei mir in den letzten Wochen unberuhigend oft. Deswegen ab nach Korfu.
Wie schon die Jahre vorher.
Gleiche Stelle, gleiche Welle.
Keine Experimente in diesem Jahr.
Nicht mehr.
Susanne Posselts toller Beitrag zu Runde 5 der Edublogparade ist gespickt mit wundervollen persönlichen Einblicken in ihre Biografie und ihren Schreibprozess. Grund genug, dass ich auch mal in mich selbst reinhorche und ein bisschen darüber erzähle, wie meine Blogartikel entstehen. Und vor allem nach welcher Vorgeschichte. Schreiben ist nach wie vor für mich ein sehr persönlicher Prozess – und das eigentlich schon immer.
Lesen und Schreiben konnte ich schon, seit ich denken kann. Meine Oma brachte es mir bei, weil ich meiner sechs Jahre älteren Schwester bei den Hausaufgaben zusah und zunehmend neidischer wurde, was sie da mit Stift und Heft anstellte – so geht zumindest die Anekdote im Hause der Familie Mess. Mit vier Jahren lief ich daher schon mit meiner Kinderfibel durch die Gegend und las munter vor mich hin. Welche das war, kann ich leider nicht mehr sagen. Ich kann mich nur noch an den Umschlag erinnern, auf dem ein hingekritzeltes Kind in blau-rot eine Fibel hochhielt, auf der es selber dargestellt wurde, wie es eine Fibel hochhielt, auf dem ein Kind dargestellt wurde, wie es eine Fibel hochhielt, auf dem… (you get the idea).
Ich gab nie großartig damit an, weil es für mich einfach selbstverständlich war, und wurde immer sehr genervt, wenn man es als etwas Besonderes herausstellen wollte. Eine meine ersten Erinnerungen im Kindergarten an der Hiltenspergerstraße in München ist ein Nachmittag, wo ich von den Erzieherinnen mehr oder weniger genötigt wurde den anderen Kindern aus einem Buch vorzulesen. Ich fand das ganz furchtbar wie eine Zirkusattraktion in der Mitte des Raumes zu sitzen, mit 30 Augenpaaren auf mich gerichtet. Entsprechend bockig war ich dem Wunsch zu entsprechen: Erst habe ich gar nicht gelesen – dann mit gehörigem Widerwillen. Und in passiv-aggressivem Flüsterton. Geschadet hat mir das natürlich nicht. Aber ich kann mich an die Episode auch noch knapp 40 Jahre später erinnern. Das sagt schon einiges.
Einen Vorteil hatte die Chose aber: Da ich mit Schreib- und Lesekenntnissen in die Schule kam, waren die ersten Jahre dort für mich ein Klacks. Mit so einem Vorsprung konnte ich mich gechillt auf den Vorschusslorbeeren ausruhen und bei wenig Arbeitsaufwand gute Ergebnisse einfahren. Und so kam es dann auch: Niederschriften, Aufsätze, Rechtschreibübungen – ich frühstückte sämtliche dieser Prüfungsformate und kam in der Regel mit fehlerlosen Ergebnissen nach Hause.
Das hatte allerdings einen gewissen Preis: Der Prozess des Lesens und Schreibens hatte für mich nicht den Reiz des Neuen, den meine Klassenkameraden beim Erlernen dieser essenziellen Zauberkraft empfanden. Es gehörte für mich einfach dazu. Als Konsequenz sah ich keinerlei Notwendigkeit im Lesen und Schreiben besser zu werden. Ich las einfach nichts mehr. Bücher waren schick im Bücherregal, aber aus eigenem Antrieb ein anderes Buch als die in der Schule in die Hand nehmen? No way.
Die Lektüren, die wir in der Schule lasen, taten ihr Übrigens mir das Lesen madig zu machen. Ich erinnere mich noch an Rokal, den Steinzeitjäger. Das Wirtshaus im Spessart (in der fünften Klasse!). Oder Hexen in der Stadt. Ich fand das alles ganz fad. Entsprechend plumpsten meine Noten in Deutsch irgendwann mal in halbgares Mittelmaß – vor allem, als es irgendwann in Richtung Sachtexte ging. Ohne Zeitungen oder Artikel zu lesen hatte ich schlichtweg keine Ahnung oder ein Gefühl dafür, was einen Sachtext lesenswert macht. Aber ich fand mich damit ab. Mehr als 3 wird es halt nicht mehr.
Und so tippte ich meine ersten Seminararbeiten im Grundstudium auf gewohnte, uninspirierte Weise. Da dort vorrangig der Inhalt und nicht die Art der Verpackung zählte, waren die Noten dort immer ganz ordentlich. Was sich allerdings für mich komplett neu gestaltete, war der Weg zu einem solchen Schriftstück: Eine längere Zeit an einem Thema sitzen und für sich recherchieren, die Gedanken ordnen und durchdenken, bevor man auch nur eine Silbe geschrieben hatte, war für mich eine neue Erfahrung. Es reichte nicht mehr auf eine Initialthese spontan zu reagieren und in einem Korsett von 90 Minuten irgendein Schriftstück hinzuschneuzen, wie ich es aus der Schule kannte. Für ein gutes Ergebnis war eine entsprechende Vorarbeit notwendig. Zunächst nur inhaltlich. Später aber auch stilistisch. Aber das lernte ich vor allem bei einem meiner Nebenjobs im Studium.
Von 2002 bis 2006 war ich Teilzeit – Mitglied einer Redaktion in München, die sich auf Videospiele spezialisiert hatte. Wer von den Zeitschriften Cube und 360 Live aus der Zeit noch Exemplare auf dem Dachboden liegen hat, hat vermutlich ein paar meiner Artikel gelesen.
Am Anfang waren das noch kleine Beiträge. Kleine Snippets und Previews von den neuen Titeln. Dann kamen Testberichte dazu. Und mit ihnen der innere Antrieb mehr und mehr am eigenen Stil zu feilen. Denn mit einem Lesepublikum im Rücken wollte man den Leuten auch Schreibstücke bieten, unter die man guten Gewissens seinen Namen setzen konnte, bevor sie in den Druck gingen. Der Durchbruch in dieser Hinsicht folgte bei mir automatisch, als ich Ende 2004 zu meinem assistant year nach England aufbrach. Tagsüber war ich Deutschlehrer an einer Schule in Lincoln, Lincolnshire und abends Redaktionsmitglied im Außendienst – wenn auch mit stark eingeschränkten technischen Möglichkeiten. Da in unserem Haus kein Breitbandanschluss vorhanden war (anno 2004 definitiv noch kein Standard), mussten wir die Telefonleitung für das Internet nutzen, die wie damals üblich im Minutentakt abrechnete. Entsprechend waren wir gezwungen unsere online Zeit optimal zu nutzen, um nicht am Monatsende beim Öffnen der Telefonrechnung aus den Latschen zu kippen. Großartige Online-Recherche war für mich damit kaum möglich.
Stattdessen kaufte ich mir in den örtlichen Zeitschriftenhandlungen Publikationen der englischen Presse, die in Sachen Videospielen der deutschen damals schon um Meilen voraus war, und exzerpierte die Inhalte wie bei Seminararbeiten auf Papier. Seitenweise. Blätterweise. Ich versank in den Artikeln, die in einem für mich sehr erfrischenden Ton geschrieben war, den ich so noch nicht kannte: Informativ, hoch fundiert, aber dennoch immer in einem grund-frotzeligen Ton, stets unter leichter Missachtung von gängigen Regeln der Punkt- und Kommasetzung. Satzreihen wie diese hier, die keinen grammatikalisch akkuraten Hauptsatz aufweist. Einfach durch einen Punkt abbrechen? Darf man das? I guess they don’t care. And neither did I.
Ich begann unbewusst diesen Stil auf mein eigenes Geschreibsel zu übertragen. Bekam ein Gefühl für Satzrhythmen und den Atem, den man für seine Sätze braucht, um einen Effekt zu erzielen. So etwas ging mir zunehmend besser von der Hand. Ich fühlte langsam, wann ein Satz zu kurz war. Wann zu lang. Und wann genau richtig. Das ging so weit, dass ich in Sätzen Worte gegen entsprechende Synonyme austauschte, die in ihrer Silbenanzahl divergierten, und so nach meinem Empfinden besser in den Rhythmus des Satzes passten. So wurden meine Artikel in der Genese immer komplexer und herausfordernder. Daher musste ich meine Arbeitsweise umstellen – und setze sämtliche meiner Artikel handschriftlich auf.
So hatte ich das Gefühl näher am Text zu sein. Worte wurden nicht einfach nur getippt. Sie wurden geformt. Ein leeres Blatt Papier, ein Bleistift und ich. Und über allem mein aufkeimender Perfektionismus. Jeder Satz wurde auf die Stilwaage gelegt, bewertet – und erweitert, umgestellt oder mit rabiaten Bleistiftstrichen vom Papier gelöscht. Ich wünschte, ich hätte noch irgendwo einen alten Block in einer Schublade, in dem man die Genese eines solchen Artikels sehen kann. Für den Uneingeweihten sah das aus wie ein Din/A4-Fiebertraum. Für mich hingegen war dieses Geschmiere das lebendige Ergebnis eines Schöpfungsaktes. Und das merkte ich. Und mein Chefredakteur. Meine Artikel lasen sich in Deutschland spürbar flotter. Entsprechend bekam ich zunehmend größere Fische zum Berichten. Erst die News-Seiten (12 Seiten Text, die monatlich zu füllen waren!). Dann die Leserbriefe, in denen der bayerische Grundgrant so richtig zur Geltung kam. Dann folgten die Testberichte zu den monatlichen Toptiteln (bis heute mein Favorit: der Bericht zu Resident Evil 4 – da war ich stolz wie Bolle drauf). Und zum Schluss die Reportagen, die eine nicht enden wollende Bandbreite an Themen bot: Die Geschichte von Donkey Kong, ein Bericht über die furchtbarsten Versoftungen von Kinofilem auf heimischen Konsolen, eine Abhandlung über das Erfolgsgeheimnis von Nintendo, ein Artikel über die berühmtesten urban legends in der Videospielindustrie. Ich forschte mich durch alles, was man mir vorlegte. Und ich liebte es.
Wenn es etwas gegeben hat, was meinen Schreibstil maßgeblich geformt hat, dann sind das die erfüllenden Jahre im Redaktionsbüro Löwenstein am Tassiloplatz in München. Von den Erfahrungen zehre ich bis heute – im Unterricht, beim Schreiben von Tutorials beim ISB – und im Blog.
Am Anfang ist der Gedanke – und die voice to text Funktion am Smartphone, wenn die Inspiration zuschlägt. Denn ein Blatt Papier zum Skizzieren meiner Artikel würde an einem normalen Arbeitstag hoffnungslos in den Tiefen meiner Tasche verschwinden. Mein oftmals nur schemenhaftes Geschwafel landet als Text in Evernote, wo ich – genauso wie Susanne – von jedem meiner Geräte darauf zugreifen kann. In einer Freistunde am Tablet, in der Ubahn am Handy oder zuhause am Arbeits-PC. Meine Notizen sind alle in Evernote in einem Ordner abgelegt, wo sich Ideen, Bilder, Soundschnipsel oder Screenshots lose in einem Ordner tummeln, den ich völlig uninspiriert “Blog” betitelt habe.
Darin passiert die Arbeit, die ich früher mit einem Blatt Papier vollzogen hätte. Ich schreibe, ich lösche, ich lese. Ich tausche aus. Ich markiere. Ich formuliere aus, gliedere. Und wenn ich mit dem Ergebnis irgendwann mal zufrieden bin, schiebe ich das Ergebnis in einen neuen Ordner, wo sich meine “Endredaktion” befindet, die automatisiert alles Richtung Blog schiebt. Dies passiert mit Hilfe des Dienstes Zapier, der alle Evernote-Notizen, die in diesem Ordner landen als Artikel-Entwurf in WordPress abspeichert. Dort muss ich den Artikel nur noch mit endredigieren und mit einem Mausklick in die weite Welt schicken.
Ta-Dah!
Es wird mal wieder Zeit für ein bisschen H5P-Zauberei. Immerhin gibt’s noch knapp 30 Aktivitäten zu besprechen. Also wollen wir doch gleich mal loslegen. Und zwar mit den oft so unterschätzten Flashcards. Es handelt sich hierzu um eine interaktive Varianten von Kärtchen, wie man sie sich z. B. beim Sprachenlernen tausendfach in Papierform macht. Nur ohne Papier. Und Umdrehen. Und sich selbst beschummeln, weil man die Antwort ja irgendwie gewusst hat. Auf den Flashcards kann dabei alles stehen, was punktuelles Wissen in kleinen Häppchen abprüft. Am Ende der Sequenz erhält man eine automatische Übersicht über die Lernfortschritte. Ein gezieltes Wiederholen der nicht gewussten Inhalte ist in der aktuellen Version noch nicht möglich. But you never know… 😊
Jede Flashcard ist in der Sequenz gleich aufgebaut: Auf eine vorgegebene Frage und einen (optionalen Bildimpuls) wird eine Frage gestellt. In eine Antwortzeile darunter wird die Lösung getippt. Ist diese richtig, geht es im virtuellen Kärtchenstapel einen Posten weiter. Wie zum Beispiel hier:
Wie üblich wird die Aktivität Flashcards aus dem H5P-Hub ausgewählt und die übliche Anfangsmaske angezeigt.
Unter Titel kommt für die bessere Orientierung und Auffindbarkeit hinterher eine einschlägige Überschrift, in die Aufgabenbeschreibung eine Anweisung, was in der Aufgabe zu tun ist. In meinem Beispiel sollen lateinische Formen gebildet werden und in die Lösungsleiste eingegeben werden. Die dazu nötigen Karten werden darunter angelegt.
Jede Karte wird mit den blauen Button + Karte hinzufügen angelegt. Diese lassen sich später in der Reihenfolge verändern, indem man den jeweiligen Pfeil am linken Rand der angelegten Karte betätigt.
Mit dem Klick auf die jeweilige Karte werden die jeweiligen Kategorien zur Eingabe geöffnet. Jede enthält dabei dieselben Kategorien: In Frage kommt die jeweilige Fragestellung, in Antwort die Lösung der Karte, die hinterher einzutippen sind. Zur weiteren Unterstützung lässt sich für jede Karte ein Bild hochladen, das auf der jeweiligen Flashcard unter der Frage angezeigt wird. Zur weiteren Hilfe lässt sich ein kleiner Hinweis im Feld Tipp-Text eintragen, der in der fertigen Flashcard im Lösungsfeld als kleine Sprechblase erscheint.
Tja, und das war’s eigentlich schon. War doch gar nicht so schwer, oder?
Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt.
Ich weiß, dass zu Runde 6 der Edublogparade ein paar sehr kämpferische und motivierende Beiträge eintrudeln werden. Das gibt das aktuelle Thema einfach her: “Politische Bildung in der Schule: Was bedeutet antifaschistische Bildung? Wie können Pädagog*innen Antifaschismus erklären, lehren und unterstützen?”, fragt Jan-Martin ins Netz. Und ich bin mir sehr sicher, dass sehr viele Leute dazu hervorragende Antworten liefern werden.
Ich hingegen will in eine leicht andere Richtung gehen und damit vermutlich eine satte Themaverfehlung einfahren. Ich weiß, dass wir Lehrkräfte im Thema Antifaschismus gefragt sind – vermutlich je als mehr zuvor. Und genau das bereitet mir Bauchschmerzen. Wie kann es sein, dass dies im Jahr 2024 immer noch nötig ist?
Die Nachkriegszeit, die Wiedervereinigung, das Zusammenwachsen Europas – alles in der Politik war in der ersten Hälfte meines Lebens auf Aussöhnung und Harmonie ausgerichtet, um die Wunden zu heilen, die die Vergangenheit geschlagen hat. Wie kann das auf einmal für einen nicht unbeträchtlichen Teil der Leute unerwünscht sein? Bin ich in einer rosaroten Wolke politisch so in eine Bubble abgeglitten, dass mir konservative Parteien schon seit geraumer Zeit nicht mehr als solche vorkommen? Dass man Verleumdung und Hass in der Politik mittlerweile in einem Ausmaß ausgesetzt ist, dass ein Großteil der Leute völlig abstumpft und irgendwann ungerührt mit den Schultern zuckt? Oder ist man selbst übersensibel, wenn einem gewisse Dinge persönlich deutlich mehr aufstoßen als sie in den Medien die Runde machen?
Wenn auf Sylt irgendwelche Bonzenkinder völlig unverhohlen Nazisprüche raushauen. Eine Frau dabei aufgrund Ihrer Hautfarbe angegriffen wird. Wenn bei Bauerndemos Puppen an Galgen baumeln. Wenn Politiker oder Wahlhelfer bei ihrer Arbeit bedrängt oder schlimmstenfalls verprügelt werden. Wenn ein rechtmäßig verurteilter Ex-Präsident eine hanebüchene Schimpftirade auf ein angeblich korruptes Rechtssystem loslässt und er dabei mit keiner Silbe erwähnt, dass das Urteil auf Beweisen beruht, an denen sich einfach nicht rütteln lässt. Und keiner stellt sich entgegen und entzieht ihnen das Wort. Stattdessen wird heruntergespielt.
Die Kids auf Sylt waren halt betrunken – nicht so wild. Aufgehängte Puppen an Galgen? – Ausdruck der Meinungsfreiheit. Verprügelte Politiker? – brauchen sich nicht zu wundern, wenn sie mit ihrer besserwissenden Art mal eine aufs Maul kriegen. 17% der Deutschen bedauern in der Sportschau, dass der Mannschaftskapitän türkische Wurzeln hat – unbequem, aber naja, sind nun mal demokratisch ermittelte Stimmungswerte.
Aber warum gießt man mit solchen prätentiösen Umfragen, die in der jetzigen Situation ja nur nach hinten gehen KÖNNEN, absichtlich Öl ins Feuer? Warum bietet man mit solchen Umfragen entsprechendem Gedankengut eine weitreichende Plattform in öffentlichen Massenmedien? Warum lädt man eine Partei, die vom Verfassungsschutz ein entsprechendes Brandsiegel bekommen hat, tatsächlich noch zur besten Sendezeit an einen politischen Tisch und lässt von ihr den angeheizten Diskurs, den sie maßgeblich mit schlimmster Rhetorik getrübt hat, vollends zersetzen? Man lässt einen Teil des Problems am Problem mitdiskutieren und erwartet ernsthaft, dass dabei etwas Konstruktives herauskommt? Nichts kommt dabei heraus. Außer guter Quote und eine weitere Normalisierung des bislang Unsagbaren.
Da fällt es mir als Lehrkraft schwer meinen Mann im Unterricht gegen Faschismus zu stehen, wenn Parteien und ihr entsprechenden Gedankengut in den Medien behandelt werden als seien sie einfach eine politische Gesinnung von vielen. Wie soll ich als Lehrkraft im Unterricht aufstampfen und sagen “so nicht!”, wenn im öffentlichen Diskurs schon lange “warum eigentlich nicht?” gilt. Wirkt das für meine Klassen nicht aufgesetzt und gestellt? Soo wild ist es ja nicht, sonst wären ja bestimmte Personen und irre wirren Ideen entsprechend gebrandmarkt und bestenfalls aus der Medienlandschaft gebannt. Aber nein. Sie grinsen mir zur besten Sendezeit mit einem höhnischen Lächeln ins heimische Wohnzimmer.
So, Rant over.
Themaverfehlung.
6.
Bisherige Beiträge:
Einmal im Jahr verschlägt es mich privat in die Hauptstadt der Bundesrepublik. In der Regel in den Pfingstferien. Auch wenn man sich mit den Jahren hier immer besser auskennt, ist kein Besuch in Berlin wie der andere. Und andersiger als in München ist er ohnehin. Das geht schon bei den Geschäften los:
Jeder zweite Laden in der Innenstadt ist hier wahlweise ein Café, ein Restaurant oder eine Boutique mit einem kuriosen Namen über der Eingangstür. Sie heißen Frieda Schlamassel, Charlöttchen, Posh Teckel oder kleiner Knorsh – oder sind gänzlich ohne Bezeichnung. Wer braucht das schon? Genauso wie ein konsistentes Design in den Etablissements selbst. Das Mobiliar ist hier oft wild zusammengewürfelt, die Wände nur notdürftig verputzt – wenn überhaupt. Aber es hat irgendwie Stil. Kreuzberg shabby chic, wie ich jüngst gelernt habe.
Davon gibt es auch außerhalb von Lokalen satt: In vielen Vierteln liegen Glasscherben herum, Matratzen auf den Straßen, die Fassaden der Häuser sind im Erdgeschoss bis zur Unkenntlichkeit zugesprayt und mit Plakaten oder Aufklebern verunstaltet. Aber es gehört einfach zum Stadtbild dazu. Und ich merke in solchen Momenten, wie sehr ich als Südbayer doch eine echte Landpomeranze bin.
Es stört mich nicht, dass jede Lokal seine eigene Modalitäten hat, wenn es ums Bezahlen geht (only cash, only card, paypal, bitcoin). Dass Bedienungen höflich darum bitten, die Bestellung auf Englisch aufzugeben, weil sie kein Deutsch verstehen. Oder dass der Geruch von Gras in den Partyvierteln ein ständiger, unsichtbarer Begleiter ist. Aber es fällt mir auf. Vor allem die Extreme. Berlin hat von allem mehr: Schicke Nobelviertel mit prächtigen Altbautenensembles – eine Fassade schöner als die andere, in aufwändigen Ornamenten kunstvoll verziert. Dann aber auch die gleichförmige Eintönigkeit eines Plattenbauviertels nahe dem Frankfurter Tor. Die unglaubliche Rate an dunklen Mercedes und Bonzenrasern in der Innenstadt, und umgekehrt Obdachlose, die im Außenbereich von Restaurants im Vorbeigehen die zurückgelassenen Essensreste direkt vom Teller der eben gegangenen Gäste verzehren. Und doch gibt’s in diesem Spannungsfeld viele tolle Momente.
Die Leute in Berlin sind definitiv freigiebiger im Umgang mit den sozial Schwachen als die Münchner. Wo man sie bei uns tendenziell ignoriert, geben die Berliner gerne mal ein paar Euro. Straßenmusiker in der S-bahn werden bei uns nach den ersten Noten mit Schimpf und Schande aus dem Wagon gejagt, in der Hauptstadt hört man gerne mal zu, spendet bei Gefallen Applaus und bestenfalls ein paar Münzen. Der Geldbeutel sitzt hier insgesamt schon ein gutes Stück lockerer als im Süden. Ebenso wie das Mundwerk. Die Art, mit der man gerne mal im Vorbeigehen einen Kommentar reingedrückt bekommt, wenn man sich (un-)bewusst daneben benimmt, ist für uns zugeknöpfte Südbewohner schon eine Herausforderung. Aber sie hat auch ihre guten Seiten: Man kommt mit den Leuten sofort ins Gespräch – egal in welcher Situation. Das mag ich.
Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema werden unter dem Beitrag gesammelt.
Folge 5 der Edublogparade2024 geht ans Existenzielle. Zumindest für uns bloggende Lehrkräfte: “Warum schreibe ich einen Blog?” lautet die Frage. Und darüber sinniere ich. Wieder mal. Das Thema spukte mir schon vor ein paar Jahren im Kopf herum und brachte mich zu einem Artikel, der sich irgendwo in den Tiefen dieses Archiv verbirgt. Ich muss ihn nur suchen… (and for later: hier ist er übrigens). Ich lese das gute Stück allerdings erst, nachdem ich fertig bin – allein um zu sehen, ob sich was an meiner Grundmotivation geändert hat. Kann ja gut sein. Denn die digitale Welt hat das definitiv.
Am Anfang war es pure, ungezügelte Neugier am Ausprobieren. Anfang 2013 wurde ich im Netz zunehmend auf die Blogs von Lehrkräften in Deutschland aufmerksam. Als ich dann merkte, dass es sogar Lehrende aus Bayern gab, die sich auf diesem Format bewegten, war das Interesse geweckt. Als dann auch noch die Verquickung mit Twitter bei vielen Blogs auffiel, fing ich auch auf technischer Ebene Feuer.
Nach den ersten Schritten kam dann der nächste Grund ganz automatisch: Vernetzung. Mit Blog und Kurznachrichtendienst öffnete sich eine Tür in eine andere, viel größere Welt. Zum physikalischen Lehrerzimmer vor Ort kam ein digitales dazu. Und das war weiter, größer und bunter als alles, was ich bis dahin gekannt hatte. Im späteren Twitterlehrerzimmer tummelten sich alle Bundesländer, alle Fächer, alle Schularten. Und mit dem großen Blick über den Münchner Tellerrand in andere Kollegien bekam ich eine Tonne an Ideen, lange bevor sie bei uns an der Schule ankamen:
Ich war der erste mit einem Tablet an der Schule. Bereits 2014 versuchte ich mich an einer kabellosen Verbindung nach Inspiration eines Artikels von Matthias Heil. Der Corona-Lockdown wurde durch den Ideenpool online Wochen vorher mit Alternativformaten kompensiert, bevor wir von Staatsseite Unterstützung durch Videotelefonie bekamen. Die Liebe zu Lernplattformen und digitale Übungsformate fing ausschließlich online Feuer. Und in das tolle Team, mit dem ich am ISB arbeiten darf, kam ich nur aufgrund meines Blogs, auf den man aufmerksam geworden war.
Für mich war der Blog immer eine tolle Möglichkeit, Sachen loszuwerden, die mich im Schulkontext beschäftigten. Positives wie auch Negatives. Dinge, die mir sonst den Schlaf rauben würden, kann ich im Blog ablegen, im internen Monolog mit mir bearbeiten, veröffentlichen – und mit etwas Glück habe ich am nächsten Tag auch ein paar Leser mit an Bord, die mit mir darüber in Dialog getreten sind. Ich kann ein paar Apps ausprobieren, einen Erfahrungsbericht dazu verfassen – und bestenfalls jemand dazu inspirieren selbiges zu tun. Ist das nicht großartig?
Den hätte ich fast vergessen. Der schwingt bei all dem natürlich mit. Der Austausch, das Entdecken, das Vernetzen ist existenziell für mich geworden. Und jeder Kenntnisgewinn über neue Methoden oder Tools fühlt sich an wie ein neues Tor zu eine neuen kleinen, coolen Welt. Und das ist bis heute so.
Diese vier Gründe halten meinen Blog bis heute am Laufen. Zugegeben, es ist ein leicht instabiles Gebäude, dieses Fundament. Der Alltag ist nämlich gerne mal ruppig und raubt einem dieser Pfeiler gerne mal den ihm gebührenden Platz. Denn auch nach Jahren Routine in der Schule selbst ist in Digitalien zwar gut was los, aber nicht immer Gutes:
Die DSGVO führte vor ein paar Jahren zum Blog-Tod einiger gut gehender Angebote. Das Twitterlehrerzimmer ist zerfallen und in BlueLZ, thLZ, das Instalehrerzimmer und das FediLZ zerfleddert. Dadurch sind social media zunehmend im Bildungsbereich unterwegs und haben viele Leute dorthin abgezogen. Der Bedarf an long reads in Blogs ist den Kurzformaten in Form von 10 Sekunden-Stories und Kurznachrichten gewichen. Selbst Kommentare zu Blogartikeln haben sich vorrangig in die sozialen Medien verschoben. Sagen wir es, wie es ist: Blogs sind ein Boomer-Format geworden. Aber das ist ok für mich. Ich brauche Inhalte jenseits von POV-Videos, in denen Leute mit zweifelhaften schauspielerischen Talenten ihren Schulalltag nachstellen. Ich brauche was anderes als Leute, die auf Instagram vorrangig ihre Links zu ihrem kostenpflichtigen Lernmaterial an den Mann und die Frau bringen. Oder mit ihren Klassen Dance Challenges durchführen. Ich brauch das nicht. Ich bin zu alt dafür. Oder wie Roger Murtaugh aus Lethal Weapon sagen würde:
I’m too old for this shit.
Weitere Beiträge zum Thema auf den folgenden Blog:
Während Runde 5 der Edublogparade 2024 gerade durch die Lande zieht (und ich über einen adequaten Artikel zu dem Thema nachdenke), habe ich aus Runde 2 Lehren gezogen und mich der Arbeitszeiterfassung hingegeben. Denn darum ging es vor ein paar Monaten vor dem Hintergrund des Abbaus von Überstunden.
Wie immer dauert es bei mir, bis neue Routinen sitzen. Es gibt Tage, wo mir erst am Abend einfällt, dass ich ganz vergessen habe mit Working Hours meine geleisteten Stunden zu dokumentieren und gebe sie im Nachhinein ein. Für die nächsten vier Wochen werde ich allerdings ganz genau darauf achten. Es ist eine besondere Zeit angebrochen. Das Abitur läuft seit ein paar Tagen in Bayern, und ich möchte seit Jahren für mich selbst herausfinden, wie lange ich tatsächlich für die Korrektur eines Abiturs benötige. Ich will nichts rechtfertigen, auf nichts Besonderes aufmerksam machen, keinen Shitstorm hervorrufen, weil ich auf “kostenlose” Überstunden hinweisen möchte – mir geht’s persönlich einzig und allein um den Kenntnisgewinn. Deswegen schauen wir mal, was draus wird. Wie lange brauch ich für das diesjährige Abitur in Englisch? 24 Leute. 12 Arbeiten schriftlich, 12 Kolloquien. Alles möchte ich festhalten: Das Abholen der Arbeiten, das Ordnen, das Auslegen, das Probehören der Audiodateien, die Korrektur, die Sitzungen zum Abgleichen der Fehler. Alles.
Wetten werden angenommen. Jetzt. Am Besten in den Kommentaren. Nun auch mit echtem Poll: