• Allgemeines,  Alltag,  Unterricht

    Kekse lügen nicht

    Plätzchen im August? Ja, so habe ich auch geschaut, als ich heute meine Klasse in die Sommerferien entlassen habe, und von zwei Fans eine Tüte mit Selbstgebackenem geschenkt bekam. Aber das nicht nicht irgendwelche Plätzchen. Es sind ganz besondere Exemplare. Sie sind nämlich personalisiert und repräsentieren durch die Bank Dinge, die ich mag… Oder auch nicht. Wer mich tiefenpsychologisch mal näher analysieren wollte… look no further. Die Karten Kekse lügen nicht…
    Im Bild zu sehen:

    • Ein Laptop (könnte auch ein Gameboy sein 😁): Steht für meine Technikaffinität.
    • Eine Kaffeetasse: Steht für meinen Koffeinkonsum, den ich eigentlich meinen Klassen immer sehr zu verheimlichen trachte. Ich vermute eine undichte Stelle im Kollegium, die hierzu nähere Informationen geliefert hat.
    • Ein durchgestrichener Fußball: Meine Gleichgültigkeit gegenüber dieser Sportart kann ich leider weniger vor den Klassen verbergen als mein latentes Kaffeeproblem.
    • Ein Hund: Ich bin definitiv Mitglied im Team Hund. Auch wenn das gebackene Exemplar an einen Pudel erinnert, mit denen ich tatsächlich nicht so viel anfangen kann. Dabei wären Dackel bestimmt viel leichter zu backen gewesen.
    • Ein Dinosaurier: Aus einem erst kürzlichen Gespräch am Wandertag wurde mir die Information entlockt, dass mir Dinosaurier eigentlich egal sind (ähnlich wie Fußball). Ausnahme stellt lediglich der Brontosaurus dar. Die gemächlich vor sich hin ziehenden Pflanzenfresser fand ich auch schon in Jurassic Park anno 1993 ganz cool.
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  • Allgemeines,  Alltag,  Prüfungen,  Technik,  Unterricht

    Sprachen lernen online im Selbstversuch – Teil 2: Babbel

    Wenn es ums Sprachenlernen unterwegs geht, führt seit Jahren kein Weg an Babbel vorbei. Kein Sprachunternehmen hat in sozialen Medien und im Fernsehen mehr Werbung gefahren als die Polyglotten aus Berlin. Der Erfolg gibt ihnen recht. Schon seit Jahren ist Babbel äußerst erfolgreich unterwegs – kein Wunder also, dass ich damals bei meinen ersten Sprachschritten auf die App aufmerksam geworden bin – und bis zum heutigen Tag auch damit arbeite.

    Aufbau

    Wer sich als Sprachenlehrer ein bisschen mit dem Europäischen Referenzrahmen auskennt, merkt sofort, dass hinter dem Aufbau des Babbel Sprachunterrichts System steckt. Sämtliche Kurse und Zertifikate sind streng an dem europaweit gültigen Kompetenzregularium orientiert und bauen konsequent an den darin verankerten Inhalten auf. Angefangen von einfachen ersten Sätzen zur Vorstellung, hin zum Sprechen über Familie und Hobbies bis hin zu komplexeren Themen wie Umweltschutz oder Digitalisierung beginnt Babbel mit seinem Sprachkurs bei den Basics und nimmt den Sprecher konsequent an die Hand. Jede Lektion beinhaltet dabei immer ein bisschen Vokabular und Grammatik – beides streng an das jeweilige Niveau angepasst (A1, A2 etc.) und stets nach derselben Methode gelehrt: Nämlich so, wie man es aus dem Sprachunterricht kennt.

    Die Aussprache lässt sich auf Wunsch ständig überprüfen.

    Pro Lektion werden zunächst die neuen Wörter präsentiert und mit bildlicher Untermalung vorgesprochen. Wer möchte, kann diese nachplappern. Die App untersucht die aufgenommene Aussprache und gibt entsprechend Feedback. In einem zweiten Schritt erscheinen die Vokabeln in deutscher Übersetzung und müssen in der Fremdsprache eingegeben werden. Schritt drei setzt die neuen Wörter in einem sinnstiftenden Kontext und zeigt Sätze an, in denen man aus vorgegebenen Lösungswörtern das richtige einsetzen muss. Ist das geschafft, werden abschließend nochmal sämtliche Vokabeln in deutscher Übersetzung angezeigt, zu der der Nutzer nun die Entsprechungen in der Fremdsprache zuordnen muss. Man sieht: es wird zunehmend kontextualisiert. Und dann geht’s mit der Grammatik.
    Diese präsentiert sich in der Regel mit Hilfe von kleinen Dialogen oder Einzelsätzen, sodass man induktiv die Regeln erschließen kann. Aber keine Sorge: Die gibt’s nochmal erklärt und aufs Nötigste reduziert, und abschließend mit Hilfe von diversen Übungen eingeschliffen: Da gilt es mal, Endungen einzugeben, Zuordnungen zu machen oder Gegenteile zusammenzuführen. Abschließend kommt in einer Lektion nochmal alles zusammen: Vokabular und neue Grammatik findet man in einem kleinen Dialogtext zusammengebracht, den man mit den neuen Inhalten füllen soll. Und schwupps sind knapp 15 Minuten vorbei, und eine Lektion gemacht. Und derer gibt es viele.

    Größe

    Knapp 230 Lektionen sind beispielsweise im regulären Sprachkurs in Spanisch vereint und nach Schwierigkeitsgrad gebündelt: Es gibt einen Einsteigerkurs, mehrere für Anfänger, für Fortgeschrittene und Profiangebote, bei denen die Zweisprachigkeit zunehmend verschwindet und man mehr und mehr zu selbständigem Arbeiten angehalten wird. Auch das Sprechtempo der Hörtexte wird zunehmend anspruchsvoller, sodass man immer gut gefordert ist. Am Ende eines jeden Kurses steht eine Wiederholungslektion, die den kompletten Stoff der im Schnitt 15-20 Lektionen durchnimmt und Durchhaltevermögen mit einem Babbel-Zertifikat belohnt. Sollte man davon irgendwann man alle eingeheimst haben, ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Babbel bietet eine schier nicht enden wollende Fülle an Zusatzkursen mit jeweils anderen Schwerpunkten. Es gibt dezidiert Angebote zum Hören und Sprechen inklusive einer Reihe von (übrigens kostenlos zugänglichen!) Podcasts zu einer Reihe der angebotenen Sprachen, Kurse zu Redewendungen, false friends, Zungenbrechern, besonderen Grammatikphänomenen, Auffrischungsmöglichkeiten für Nutzer, die vor Jahren mal mit einer der Sprachen begonnen haben, und natürlich Unmengen von Themenwortschatz. Knapp 8000 Vokabeln warten darauf, thematisch geordnet gelernt zu werden. Und das kann dauern. Nach sechs Jahren Spanisch in Babbel habe ich beim Wortschatz gerade mal 80% erreicht. Und regelmäßig kommen neue Inhalte dazu.

    Die Babbel-Podcasts gibt es frei verfügbar.

    Motivation

    Um sicherzugehen, dass der Stoff bei dieser Fülle an Möglichkeiten auch sitzt, bietet Babbel verschiedenste Wege der Wiederholung an, die sich mit Hilfe eines Lernplans individuell zusammenstellen lassen. Auf Wunsch meldet sich die App dann zur eingestellten Zeit und erinnert daran, das Wiederholungs- und/oder Lernprogramm durchzuziehen. Wie und wann man das bewerkstelligt, überlässt Babbel einem selbst: Neben den klassischen Kärtchen- und Einsetzübungen, dem Nachsprechen von vorgegebenen Items, oder Auswahlübungen zu präsentiertem Audiomaterial gibt es seit geraumer Zeit auch eine kleine Auswahl von Lernspielen, in denen man Wörter in Labyrinthen sucht, mit einem Motorboot auf Reisen geht oder den Wörterzug vor dem Entgleisen aufhalten muss. Letztere sind eine nette kleine Abwechslung zu den üblichen Übungsformaten, die eher traditionell daher kommen.

    Die Lernspiele kommen im putzigen Retro-Pixel-Design daher.

    Nach mittlerweile sechs Jahren regelmäßigen Wiederholens ist die Faszination aber auch daran ein bisschen vorbei. Das liegt einerseits an dem recht repetitiven Charakter, den Vokabelwiederholungen nun mal in sich bergen. Zum anderen aber auch am Lernassistenten von Babbel selbst, der das Erledigen des Lernpakets unerbittlich einfordert. Je länger man mal pausiert, desto größer wird der Berg an zu wiederholenden Vokabeln. Das demotiviert mit der Zeit. Ich habe daher auch irgendwann aufgehört, dem Ding größere Beachtung zu schenken und mich an meinem eigenen Tempo orientiert. Nun wiederhole ich, wann ich möchte und wann ich es für sinnvoll halte. Denn mit welchen Vokabeln ich am ehesten Probleme habe, erkennt der Lernassistent nur begrenzt. Zwar wird anhand meiner Fehler jede Vokabel in eine von sechs Schubladen gesteckt und mit höherer Frequenz hervorgeholt als Wörter, die bei mir sitzen. Aber ab einem gewissen Umfang verschwinden die Problemvokabeln unter dem Haufen derer, die man schon längst beherrscht und trotzdem wiederholen soll. Da muss man zusätzlich etwas Eigeninitiative zeigen. Deswegen bietet Babbel seit knapp einem Jahr die Möglichkeit, ungeliebte Vokabeln im Wiederholungsmanager zu markieren und zusätzlich in Listen anzulegen. Perfekt wäre es, das an Ort und Stelle erledigen zu können und direkt in Lektionen damit anzufangen. Aber vielleicht passiert das ja eines Tages. Babbel arbeitet beständig an seinem Repertoire und arbeitet regelmäßig Neuerungen ein.

    Selbst angelegte Vokabellisten gehören zu den Neuerungen bei Babbel.

    Kosten

    Das alles hat natürlich seinen Preis. Babbel bietet abhängig von Dauer und Umfang des Abos verschiedene Preismodelle an, die quartalsmäßig, halbjährlich oder alle zwei Monate abgebucht werden. Für ein Jahresabo in einer Sprache zahlte ich vor sechs Jahren knapp 4€ im Monat. Für das Hinzubuchen einer zweiten Sprache wurden es ein paar Monate später 6. Ich persönlich bin über Jahre mit dem All-inclusive Abo am besten gefahren, das Abonnenten sporadisch von Babbel angeboten wird. Für jährlich 80€ hat man unbegrenzt Zugang zu sämtlichen der 13 Sprachen und Übungen. Das ist auf die Menge der Möglichkeiten gerechnet sehr fair. Wer weiß, dass er mehr als zwei Jahre an einer oder mehreren Sprachen gleichzeitig bleiben wird, sollte zusätzlich Ende November die Augen offenhalten. Dort bietet Babbel um den Black Friday herum regelmäßig eine Lifetime-Lizenz an. Einmal 160€ gezahlt, hat man lebenslang Zugang auf alles, was Babbel zu bieten hat. Das Geld hat man nach zwei Jahren Babbel wieder drin.

    Effekt

    So hat man mit Babbel die perfekte Basis um loszulegen und seine ersten und weiteren Schritte zu machen, richtig? Jein, denn die App stößt mit dem Fokus auf pure Wissensvermittlung irgendwo an ihre Grenzen. Jahrelanges Wörterlernen und Grammatikpauken ist schön und gut. Was aber über Jahre fehlte, war eine tatsächliche Möglichkeit das Gelernte auch in gesprochener Weise anzuwenden. Ich hatte in den ersten Jahren Babbel immer das groteske Erlebnis, dank ständiger Wiederholungen von Wortschatz und Grammatik echt gut im Erinnern von Wörtern zu sein. Aber wer mich auf Spanisch oder Italienisch auf der Straße ansprach, versetzte mich in Schockstarre. Auch mit den Spanischkollegen in der Schule stockte jede Konversation, die über einfache Sätze hinausging. Die berühmte Babbel-Methode, mit der man laut Werbung schon nach Wochen seine ersten Sätze sprechen konnte, schlug bei mir fehl. Babbel hat dieses Manko mittlerweile eingesehen und in die App Babbel Live integriert: Ein ausgewieftes Tutoring System mit ausgebildeten Native Speakern, die mit gelehrigen Usern in maximal Sechsergruppen in Fernunterricht Sprachunterricht durchführen. Das kostet allerdings extra. Und zwar nicht wenig. Ohne Rabatt muss man für ein Jahresabo im Schnitt 50€ berappen. Ohne irgendwelche Vergünstigungen sind es fast 500€ im Jahr. Gemessen an dem, was ein echter Sprachkurs kostet, ist das vermutlich noch ein moderates Preisangebot. Aber online geht sowas bestimmt günstiger…

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    4.7
  • Allgemeines,  Alltag,  Prüfungen,  Technik,  Unterricht

    Sprachen lernen online im Selbstversuch – Teil 1

    Ich muss mir auch immer die Zeit fressendsten Hobbies aussuchen. Wo sich andere in meinem Alter mit Modelleisenbahnen oder embroidery zufrieden geben, tue ich mir das Erlernen einer Fremdsprache an. Und nicht nur einer. Sondern drei parallel. Und das seit mittlerweile mehreren Jahren. Italienisch, Spanisch und Französisch lerne ich seit drei bis fünf Jahren nun komplett (wieder) online – frei von Kursen in einer Volkshochschule oder Privatunterricht. Nur die App(s) und ich – mit allen Vor- und Nachteilen, von denen ich ab und an mal erzählen möchte. Wer ähnliches einmal vorhat, kann sich von meinen Eindrücken ein bisschen leiten lassen. Denn es gibt bei dem Thema tatsächlich ein paar Stolpersteine.

    Wie soll man lernen? Mit Sprachen Apps? Mit Homepages? Mit Podcasts? YouTube-Videos und YouTube Kurse? Ich habe alles einmal durchprobiert. Und zu jedem dieser Themen eine entsprechende Meinung.

    Disclaimer

    Machen wir mal eine Ausnahme und stellen zur Abwechslung mal meine Eindrücke an erste Stelle statt ans Ende. Dann kann die geneigte Leserschaft für sich entscheiden, ob das Weiterlesen der Serie tatsächlich lohnt:

    • Sprachenlernen Online – die Qual der Wahl. Das schiere Angebot an Möglichkeiten heutzutage eine Sprache zu lernen ist der Wahnsinn. Was in den unterschiedlichen Online-Communities mittlerweile geleistet wird, um die eigene Muttersprache in die Welt zu tragen, ist enorm. Und teilweise auch absolut kostenlos! Da steckt viel Herzblut dahinter. Zugleich ist die Auswahl aber auch Fluch. Denn in dem ganzen Wust an Möglichkeiten vermisst man oft eine leitende Hand, wie man sie aus einem Schulbuch eben kennt.
    • Das Erlernen einer Fremdsprache ist ein Kraftakt. Ganz egal, wie viel Spaß es macht, es ist im ersten Moment erst einmal eine geistig höchst anspruchsvolle Aufgabe, die nur mit beständiger Arbeit besser wird.
    • Fremdsprachenunterricht in der Schule ist Privileg. Bis zu vier Mal in der Woche für eine Dreiviertelstunde dezidiert an seinen sprachlichen Fähigkeiten zu arbeiten und sie zu Hause noch einmal intensiv wiederholen zu können ist purer Luxus, den man schmerzlich vermisst, wenn man erst einmal mit beiden Beinen im Arbeitsleben steht und nebenbei eine Familie ernähren muss.
    • Sprachenlernen lernen. Für mich persönlich bedeutet das Erlernen einer neuen Fremdsprache eine Nachhilfestunde in puncto Demut und Respekt, da ich mich unwillkürlich wieder in der Position des Lernenden wiederfinde. Die Selbstverständlichkeit, mit der man als Lehrkraft immer wieder von den Klassen einfordert, diese oder jene Bedeutung eines Wortes aus dem Nichts aus dem Gedächtnis zu kramen, kann ich nämlich nicht mehr aufbringen. Das Gehirn ist beim Lernen nicht mehr so flexibel, wie ich es noch von mir als Sprachenschüler in Erinnerung hatte. Wenn ich mir vorstelle, mit welcher Leichtigkeit ich damals erste Wörter und Phrasen auf Französisch oder Englisch im Kinderfernsehen aufgenommen und imitiert habe, komme ich mir teilweise vor, als hätte man mich unter Schlafmittel gesetzt. Das Wiederholen und Erinnern ist wirklich anstrengend und will gut in den Tagesablauf integriert sein, da es unabdingbar ist.
    • Organisation ist die halbe Miete. Jeder Tag sollte mit kleinen Lerneinheiten gefüllt sein, der immer wieder nach dem selben Schema ablaufen sollte. Aus derselben App wiederholen, aus demselben Büchlein lesen, denselben Podcast hören. Diese Werke sind in der Regel, selbst wenn sie kostenlos verfügbar sind, logisch aufgebaut und greifen permanent auf das zurück, was in den letzten Lektionen präsentiert wurde. Vor allem für Anfänger ist diese Konsequenz überlebenswichtig, um nicht gleich komplett frustriert zu werden.
    • Sprachenbüffet – gute Idee? Das gleichzeitige Lernen von Sprachen macht das Sprachenlernen unnötig kompliziert. Spätestens, wenn man sich in derselben Sprachenfamilie tummelt, kommt es immer wieder zu Interferenzen bei Sprachen, die für unnötigen Lernfrust sorgt. Wenn man daher den Luxus hat und nicht von Zeit oder Jahres-Tarifen gebeutelt wird, macht es auf jeden Fall Sinn das hintereinander zu erledigen.
    • Relevanz ist wirklich wichtig. Am besten von Anfang an immer Themen wählen die für einen selbst eine gewisse Relevanz haben eine neue Wortschatzlektion anzufangen nur weil sie die nächste in der Abfolge ist, ist sinnlos, wenn es dann um Themen geht wie kosmetische Produkte, die man nicht braucht.
    • It’s a hobby! Als Fremdsprachenlehrer, der mehrere Jahre seine beiden Sprachen in der Uni gelernt, gelehrt und im Ausland praktiziert hat, hat man einen gewissen perfektionistischen Ansatz entwickelt, wenn es um das Lernen und Beherrschen von Sprachen geht. Oft läuft man dann Gefahr eine neue Fremdsprache ähnlich perfektionistisch zu behandeln wie seine eigenen – und dann ist Frust vorprogrammiert. Sprachen sollen auch Spaß machen.

    So, damit aber genug Disclaimer. Dann kann die Serie ja losgehen!

    Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: Sprachen lernen vor Ort
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    4.4
  • Allgemeines,  Pädagogik,  Unterricht

    Spontan sprechen: Schulentwicklung mit der Oberstufe

    Einer unserer pädagogischen Nachmittage in diesem Schuljahr widmete sich der Evaluation unserer Situation in unserem Schulgebäude und der Eruierung von Desideraten, derer man sich nun annehmen möchte. Die Stimmung war gelassen und produktiv. Das lag vor allem auch an der Durchführung durch zwei Damen der MB-Dienststelle, die uns an das Thema mit ein paar netten Methoden herangeführt hat, die ich mir gleich für den Kommunikationskurs gekrallt habe. Denn das Thema lässt sich wirklich 1:1 in einer Doppelstunde durchführen.

    Phase 1: Eruieren von Diskussionsfeldern

    In einem Zumpad sammeln die SuS zu Beginn schriftlich Themen, die sie für diskussionsdürftig halten. Frisch von der Leber, ohne Begrenzung auf einen Fixpunkt. Alles ist erlaubt. Die fertige Auslistung wird so, wie sie ist, in eine vorbereitete mebis-Abstimmung überführt (copy and paste in das Eingabefeld) und als Multiple Choice Frage angelegt, in der die Lerngruppe mehrere Antworten anklicken kann. Dann wird über die angelegten Themen demokratisch per Mausklick abgestimmt. Die Leute können hierbei drei Stimmen vergeben. Die drei gewichtigsten Themen wurden zur Diskussionsgrundlage in der Stunde erhoben. Für mich als Lehrkraft wirklich sehr interessant, da man wieder mal sieht, wie komplett anders die Kinder die Baustellensituation bei uns an der Schule erleben.

    Phase 2: World Café

    Wir erstellen nun drei “Diskussionsinseln” durch das Zusammenschieben von Tischen und breiten auf jeder Insel ein großes Din/A2-Plakat als “Tischdecke” aus, auf der jeweils ein Trennstrich eine Zweiteilung andeutet. Jedem der Tische wird nun eines der drei Themen zugeordnet. Die Lerngruppe postiert sich nun an einem Tisch zu einem der drei Themen nach Belieben und diskutiert nun in Kleingruppen über sieben Minuten. Auf der Tischdecke soll jeweils auf der einen Seite der positive Status Quo des Themas festgehalten werden. Auf die rechten Seite schreiben die Leute die eruierten Desiderate auf und formulieren gleichzeitig hierzu mögliche Lösungsansätze.

    Nach Ende der Arbeitszeit löst sich die Tischgesellschaft auf und jeder setzt an einen neuen Tisch, dem ein anderes Thema zugeordnet ist. In den sieben Minuten sollen sie sich zunächst die Notizen der Vorgruppe ansehen und gegebenenfalls ergänzen, kommentieren, diskutieren und bewerten. Runde drei läuft ebenso. So hat nach dem Ende des letzten Vorgangs jeder Teilnehmende zu jedem der drei Themen ausreichend Kontakt gehabt.

    Phase 3: Wrapping things up

    In einem letzten Schritt wird nun jede Gruppe dazu beauftragt, zu ihrem vorliegenden Thema die drei Anregungen zu wählen, die am vielversprechendsten klingen, und diese jeweils auf eine von drei Kärtchen zu schreiben. Anschließend wird ein Teilnehmer pro Gruppe an die Tafel gebeten und hat zwei Minuten zeigt, die drei Lösungen überzeugend vorzubringen. Jedes der Kärtchen wird nach der Besprechung an der Tafel fixiert. So wird mit allen drei Gruppen verfahren, sodass am Ende neun Kärtchen mit Lösungsvorschlägen an der Tafel zu lesen sind.

    Phase 4: One for the road

    Zum Ende der Sequenz erhält jeder in der Gruppe drei Punkte zum Ankleben. Diese kleben sie beim Verlassen des Zimmers an die drei der neun Lösungen, denen sie am meisten zustimmen. Am pädagogischen Nachmittag wäre dieses Trio dann der Fokus unserer Entwicklungsbestrebungen. Im Konversationkurs haben wir so Stoff für weitere Diskussionen in der nächsten Stunde.

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    0
  • blog,  Technik,  Unterricht

    Jubiläum!

    Mit dem ersten April April begehe ich dieses Jahr einen ganz besonderes Jubiläum. Mein Blog wird zehn. Eine ganze Dekade bin ich nun als bloggender Lateinlehrer unterwegs. Vor 10 Jahren war die Bloglandschaft noch sehr aufregend. Man tauchte ein in eine Welt von hochmotivierten Lehrkräften, die auf ihrer digitalen Präsenz innovative Arten der Unterrichtsgestaltung präsentierten und sich wie selbstverständlich vernetzten, diskutierten und sich gegenseitig zu tollen Sequenzen inspirierten. Für mich war das damals komplett neu.

    Old School

    Ich war noch relativ frisch im Beruf und durch meine Referendarsausbildung komplett in den alten Spuren verhaftet. Ich bekam 2007 noch das old-school Komplettpaket auf den Weg: Das Arbeiten mit analogen Stundenentwürfen, das Arbeiten mit OHP-Folien, das handschriftliche Erstellen von Bewertungs- und Umrechnungstabellen bei der Bewertung von Textproduktion. Einfach alles. Und das spiegelte sich auch wider in meinem Arbeitszimmer: Dort tummelten sich meterweise Leitz-Ordner voll von Hand geschriebenen Unterrichtsentwürfen, Klarsichtfolien und Kopien. Meine Schultasche war damals noch mit der Intention gekauft worden, möglichst viel Material dort unterzubringen. Und so entschied ich mich für ein Modell, das von sich behauptete, ganze vier Leitz Ordner beherbergen zu können. Aus heutiger Sicht ein Wahnsinn. Denn dass das auch ohne derartigen Ballast funktioniert, erfuhr ich über die Bloglandschaft. Frau Schütze berichtete regelmäßig auf ihrem Blog über ihre Unterrichtsvorbereitung mit Hilfe von Evernote. Herr Larbig zeigte, wie man mit Hilfe eines Dokumentenscanners sein Büro komplett papierlos machte. Und Jan-Martin Klinge präsentierte das Leben mit OneNote. All das wollte ich auch.

    New School

    Mein erstes Tablet. Anno 2013.

    Und so ging es los mit einer digitalen Webpräsenz. Erst noch auf einem eigenen Server, dann, als ich kalte Füße deswegen bekam, bei WordPress selbst, wo ich anonym meine Anekdoten zum besten geben konnte. Gleichzeitig lief die Vernetzung über Twitter… und über andere Dienste, die kamen und gingen. Flipboard, Pinterest, Google Plus, Scoop it! und einiges mehr waberte gelegentlich an die Oberfläche und verschwand dann wieder sang- und klanglos in den Tiefen des Netzes. Ebenso auch die Hardware. Mein HTC Flyer wurde ersetzt durch eine Armada an Samsung Geräten: Ein Note 8.0, ein Tab S3, ein Tab S7. Dann kam das Abenteuer Lehrerdienstgeräte. Und die lange Reise der Streaming Sticks. Über die Jahre habe ich wohl fast alles ausprobiert, was auf dem Markt ein bisschen Hoffnung versprach: Ein Dongle von Samsung, der EZCast, der EZCast Pro, der Microsoft Wireless Display Adapter. Die Geräte kamen und gingen. Und der Blog blieb bestehen. Und das eigentlich sehr erfolgreich – bis 2018  das Gespenst DSGVO umging und einigen Präsenzen ein jähes Ende setzte. Die Verpflichtungen, die mit Impressumszwang, Datenschutzerklärung und Nennung einer realen, juristischen Person, war für viele zu stressig (und auch gefährlich) und veranlasste einige Blogbesitzer, ihre Seiten auf privat zu stellen – oder komplett zum Netz zu nehmen. Ich gehörte dazu. Im Nachhinein ein ziemlicher Fehler.

    Zäsur

    Denn das Bloggen ging mir tatsächlich sehr ab. Es hatte mir immer sehr geholfen, meine Gedanken zu ordnen und Frustrationen sinnvoll zu kanalisieren. Das fehlte mit einem Mal. Zusammen mit den ganzen Followern, die sich nicht nur über Twitter, sondern über diverse Reader versammelt hatten und rege in den Austausch getreten waren. Als ich daher 2020 wieder einen Blog eröffnete, musste ich mehr oder weniger bei Null anfangen. Kommentare zu Artikeln wurden deutlich rarer oder verlegten sich gleich in soziale Netzwerke, wo sie im Datennirwana verschwanden. Wieder eine Lektion gelernt.

    Der gelassene Großvater

    Insgesamt ist es seit dem Relaunch ruhiger geworden. Oder vielleicht auch ich. Die Sturm-und-Drang-Zeit, mit der man jeden Trend mitgemacht und sich in jeden EdChat oder Blogparade oder -stöckchen einklinkte, sind einfach vorbei. Der Fokus hat sich verlagert. Stürmen und Drängen tun andere. Und ich schaue aus der entfernten Warte zu. Wie der gute alte Opa aus der Werthers Echte-Werbung (die übrigens dreißig Jahre später ganz schön unangenehm zum Ansehen ist)

    Dieses Video auf YouTube ansehen.
    Die Verbindung zu YouTube wird erst bei einem Klick auf den Screenshot hergestellt.

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    0
  • Pädagogik,  Unterricht

    Spontanes Sprechen: The Oscars

    Passend zur laufenden Oscar-Woche jenseits des großen Teiches haben wir uns im Konversationskurs dieser Tage mit dem Spontan-Sprechen auseinander gesetzt. Denn das Thema lässt sich ganz hervorragend mit den Acadamy Awards eintrainieren. Alles, was man dazu braucht, ist ein mebis-Kurs, ein Zumpad, ein bisschen Canva, eine Prise Powerpoint… und los geht’s!

     

    Vorarbeit

    Zu Beginn bekommt der Kurs zwei Videos von Accepting Speeches zu sehen, die aufgrund ihrer Wirkung in dieser Woche viral gingen. Ich hatte mich für die von Jamie Lee Curtis und Ke Huy Quan entschieden.

    Acceptance Speeches im mebis Kurs

     

    Im Anschluss notieren die Leute gemeinsam in einem Zumpad, welche Elemente in den Reden den Erfolg beim Publikum ausmachen könnten. Dabei kam einiges zusammen: Von offensichtlichen Stilmitteln, hin zu Modulation der Stimme, hoher Emotionalität oder dem Erwähnen von beliebten topoi beim Publikum (the American dream) war alles dabei. Das alles gilt es nachher umzusetzen.

    Blick ins Zumpad des Kurses
    Das Zumpad

     

    Kreativ werden

    In einem zweiten Schritt bekommt der Kurs nun ein Arbeitsblatt, in dem die Leute nach vier Kategorien den Plot eines imaginären Films skizzieren sollen (Rolle des Protagonisten, Ausgangssituation im Plot, Schicksalswendung im Laufe des Films, Ende des Films). Zeitgleich sollen die Kinder von sich ein Foto in mebis in der Aktivität Aufgabe hochladen – nicht wissend, was ich damit anstelle, während sie an ihren Plots sitzen. 😎
    Die Bilder landen nämlich in der Zwischenzeit in einer vorbereiteten Powerpoint-Präsentation, die eine Oscar-Nacht nachstellt. Genauer gesagt den berühmten Bildschirm aller Nominierten, kurz bevor der Sieger gekürt wird. Nur davon weiß noch keiner was. Ebenso wenig vom nächsten Schritt.

    Spontan werden

    Die Gruppe soll nun die vier Kategorien auf dem Arbeitsblatt in vier Abschnitte trennen und umgedreht auf vier gesonderte Haufen legen. Einer ist für die unterschiedlichen Protagonisten, einer für deren Ausgangslage, einer für die Storywendung und einer für das Ende der Geschichte. Aus diesen wählt sich jeder im Kurs nun nach dem Zufallsprinzip vier neue Abschnitte, sodass bestenfalls am Ende jeder vier unterschiedliche Abschnitte von vier unterschiedlichen Plots in Händen hält. Das Ergebnis ist (hoffentlich) ein völlig willkürliches Filmskript – und das ist gut so.

    Denn die Gruppe wird jetzt in die Rolle von Oscar-Nominierten vesetzt mit folgendem Arbeitsauftrag.

    Der Arbeitsauftrag

    Wer diesen durchführen wird, weiß noch niemand, denn der “Sieger”, der eine Acceptance Speech halten muss, wird in der Powerpoint pro Folie mit Hilfe eines Rahmens markiert und muss nach Bekanntgabe unter tosendem Applaus auf die Bühne und in die Kamera sprechen. Nämlich die Dokumentenkamera. Mit all dem stilistischen Repertoire, das wir im Zumpad als erfolgreich für eine mitreißende identifiziert haben. Ein hochanspruchsvolle Aufgabe. Aber sie haben es mit Bravour gemeistert!

    And the winner is…
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    5
  • Allgemeines,  Pädagogik,  Unterricht

    Vom Abschied auf Zeit – Teil II

    Falls ihr euch gefragt habt, was das dicke Ende war, auf das ich Anfang der Woche spekuliert hatte. Hier ist es:
    Eine komplette Klasse, die für mich Spalier steht. Tosender Applaus. Ein Kuchen- und Tortenbuffet nur für mich mit allem, was dazu gehört: Säfte, Limo, Knabbereien. Eine große Kiste mit 26 teilweise hoch emotionalen Abschiedsbriefen.  Ein Lorbeerkranz für den magister laureatus. Eine große Fotorunde mit allen. Ein paar Tränen. Und ein großes “Auf Wiedersehen”, als ob ich die Schule für immer verlasse. Dabei wechsle ich ja nur das Fach.
    Und jeder, der nun behauptet, das Lehramt das Unterrichten sei ein furchtbarer Beruf, hat entweder keine Ahnung oder etwas fundamental falsch gemacht!

     

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    4.7
  • Allgemeines,  Alltag,  Unterricht

    Vom Abschied auf Zeit

    So wie es aussieht, bin ich ab diesem Halbjahr leider meine Klasse in Latein los. Grund ist der Weggang eines Kollegen, der bei uns Informatiklehrer war. Als Ersatz schickt uns das Ministerium… eine Lehrkraft mit Latein und Altgriechisch – was uns nicht im Entferntesten weiterhilft.

    Deswegen wurde jetzt eine Lösung ersonnen. Der neue Kollege bekommt meinen Lateinunterricht und ich übernehme ab dem Halbjahr die entstandenen Lücken in Informatik. Fachfremd. Aber ein Systembetreuer kann das ja. Wir werden sehen.
    Die Nachricht über unsere anstehende Trennung führte zwischen meiner Klasse und mir zum Durchleben der klassischen Phasen einer traumatischen Erfahrung. Nach einer Stunde elegischen Klagens fanden wir uns zunächst im Stadium der


    Verleugnung

    wieder. Die Kinder gingen in der ersten Hälfte der Woche davon aus, dass ich sie ärgern möchte und alles nur ein Streich sei. In der zweiten hofften sie auf eine Änderung der Personalsituation. Genauso wie ich. Vielleicht überlegt es sich ja der Informatikkollege nochmal mit dem Weggang. Oder der neue Kollege sagt ab, weil er München furchtbar findet. Aber nichts dergleichen passierte. Und so fanden wir uns in Phase 2:


    Wut

    Vor meinen Augen wurden in der Klasse nun diverse Rachepläne geschmiedet. Wie kann man dem aktuellen Informatiklehrer das Leben zur Hölle machen? Wie boykottiert man am ehesten den Unterricht meines Nachfolgers? Meine Beschwichtigungsversuche in dieser Richtung wurden allesamt ignoriert. Man war sauer. Und das wollte man sich nicht nehmen lassen. Und so rutschten wir in Phase 3:


    Verhandlung

    Eine Delegation von diplomatisch versierten Mini-Damen formierte sich eines Tages vor dem Büro des stellvertretenden Schulleiters. Mit Hilfe einer Petition, die von der gesamten Klasse unterschrieben war, wollte man den Schicksalsschlag abwenden. Jeden Tag wurde die Schar an Bittstellerinnen größer. Um weiteres Chaos abzuwenden, habe ich mit der Klasse vereinbart, die Klasse im nächsten Jahr wieder zu nehmen – vorausgesetzt es ist machbar. Und so war Phase vier nicht allzu schlimm, auch wenn der Titel es nicht vermuten lässt.


    Depression

    Die Klasse verfällt nur selten ins Klagen und Traurigkeit – nur dann, wenn ich ihnen bei beginnenden Diskussionen aufzeige, wie wenig Stunden wir noch zusammen haben und wir die Zeit deshalb besser nutzen sollten. Das unterstütze ich bildlich mit einem digitalen Kalender, dem ich jede Stunde vor aller Augen ein weiteres Blatt abreiße. Das führt letztendlich zur aktuellen Phase:


    Akzeptanz

    Die Klasse ist musterbrav, Unterrichtsstörungen sind komplett passé. Unser anstehendes Ende sehen wir jetzt mehr und mehr sportlich. Und nachdem ihnen letzte Woche aufgefallen ist, dass mit den letzten fünf Stunden nun the final countdown angebrochen ist, vergeht keine Stunde, in der ich diesen unsäglichen Klassiker einer jeden 80s Party über Spotify anspielen muss. Dann singt die komplette Klasse lauthals mit (sofern sie das nach einem halben Jahr Englischunterricht kann) und übt sich im Headbangen. Und ich bleibe heimlich sehr gerührt zurück. Das dicke Ende kommt ja noch. Nämlich kommenden Freitag. Drei Eltern haben schon angefragt, wann denn die letzte Lateinstunde ist…
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    5
  • Allgemeines,  Pädagogik,  Technik,  Unterricht

    Ausbildungsgeräte II: Es geht los… oder?

    Es wird Februar. Noch ein halber Monat, und unser neues Seminar tritt an. Und nicht nur das. Auch die Ausbildungsgeräte, die uns der Freistaat Bayern Anfang Januar zukommen ließ, sollen bis dahin im Einsatz sein. Wenn man denn eines will. Denn großer Beliebtheit erfreuen sich die Dinger nicht wirklich.

    Kaum Interesse

    Von unseren Seminarlehrkräften haben gerade mal zwei Interesse angemeldet. Kein Mensch braucht die Dinger, weil wir alle Lehrerdienstgeräte haben, mit denen wir den Alltag bestreiten. Dem Ministerium ist das auch bekannt… Und egal. Und so verstauben die ersten Exemplare schon jetzt in den Kartons, in denen sie angeliefert wurden. Dass das Interesse bei den Seminaristen großartig höher sein wird, wage ich zu bezweifeln, da auch diese alle ein Lehrerdienstgerät erhalten werden… und natürlich ihre eigenen Geräte mit ins Referendariat bringen, mit denen sie ihr ganzes Studium bestritten haben.

    Teurer Spaß

    Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Thema Ausbildungsgerät ist nett gemeint. Aber es kommt viel zu spät. Wir alle haben uns schon längst auf alternative Lösungen eingelassen, sodass zusätzliche Geräte wie diese unnötig geworden sind. Und teuer. Pro Seminarist liegen hier ein Surface Go 3 (569 €) mit Classroom Pen 2 (94,99 €), eine Schutzhülle (67,99 €), eine Microsoft-Tastatur (77,99 €), ein USB-Hub (56,99 €) und ein Wireless Display Adapter (39 €). Insgesamt also ein bisschen über 900 €, die der Freistaat da pro Seminarist ausgibt. Viel Geld, das in dieses Projekt hineingepumpt wird. Nur fühlen sich die Dinger ein bisschen an wie der bekannte Klotz am Bein. Die Systembetreuer der Schule können ein Lied davon singen, da ihnen die Verwaltung dieser neuen Geräte seit Juli 2022 obliegt – ob sie wollen oder nicht. Per se könnte sich zwar eine andere Person darum kümmern und sich dann pädagogischer Systembetreuer nennen. Aber den Job will sich freiwillig keiner antun. Nicht für die eine Anrechnungsstunde, die es dafür gibt. Und so landet die Arbeit wieder bei der Person, die qua Amt etwas mit Technik zu tun hat. Daher sind die meisten Systembetreuenden nun auch pädagogische Systembetreuende. Das bedeutet, dass wir neben der Einrichtung und Wartung der Geräte dem Seminar zahlreiche Fortbildungen zur Nutzung, dem digitalen Arbeiten, Lernplattformen etc. anbieten sollen. Einfach mal oben drauf zu den Fortbildungen, die man schon im Zuge des Medienkonzeptes regelmäßig an das restliche Kollegen weitergibt. Wie das zeitlich alles unter einen Hut zu bringen ist (wir sind nach wie vor vorrangig Lehrkräfte mit zwei regulären Unterrichtsfächern), kann im Moment noch niemand abschätzen. Aber man kann es erahnen. Zum Beispiel im Austauchforum, das extra für die pädagogischen Systemadministrierenden vom Ministerium bei mebis angelegt wurde.
    Darf’s a bisserl mehr sein? Zum Beispiel ein paar zusätzliche Fortbildungen?

    Hilfe (!)

    Die Threads sind voll von haarsträubenden Problemschilderungen der Admins bei der Ersteinrichtung der Geräte. Denn die ist alles andere als intuitiv: Die User werden zunächst über csv-Datei inklusive Passwort, Schulnummer etc. in der Datenbank angelegt. Dann legt sich der Systembetreuer an JEDEM der Geräte persönlich einen Adminaccount an, über den man für jeden Teilnehmenden im Seminar separat ein Nutzerkonto mit Passwort und Sicherheitsfragen anlegt. Danach wird jedes Gerät neu gestartet und der neue Nutzer mit Passwort in Windows angemeldet. Hier wird nun der Workspace Hub geöffnet und die User-Daten unserer Rookie-Lehrkraft eingegeben, damit der Account mit Gerät und Nutzer endgültig verbunden ist. All das muss im Beisein eines jeden einzelnen Seminaristen pro Gerät passieren, da ich natürlich nicht einfach Sicherheitsfragen und Passwörter für fremde Personen vergeben kann. Und das dauert.
    Laut Erfahrungsbericht der Admins im Forum bis zu einer Stunde pro Seminarist. Die Begeisterung kann man sich vorstellen bei Admins an Grundschulen, die teilweise mehrere Seminare betreuen sollen und auf einmal 90 dieser Geräte verwalten müssen. Wenn unter den Geräten dann auch noch vereinzelt iPads sind – denn auch ein Mischangebot ist seit Neuestem möglich – ist die Verwirrung komplett. Denn das bedeutet nicht nur doppelten Wartungsaufwand in zwei Betriebssystemen. Auch die Verwaltung der Programme und deren Anzahl auf beiden Plattformen ist grundverschieden. Während die iPad-Nutzer aus dem Katalog eine von knapp 120 Apps auswählen können, stehen auf den Surfaces laut aktuellem Stand gerade mal 12 zur Verfügung. Neue Programme werden im Laufe des Jahres hinzugefügt – entweder vom Ministerium selbst oder von den Admins. Dafür müssen die Seminaristen allerdings erstmal den Bedarf anmelden, der dann von Admin und Datenschutzbeauftragten geprüft werden soll. Noch bizarrer wird es, wenn die App auf der einen Plattform vorhanden ist und auf der anderen nicht. Dann sind die Seminarlehrkräfte gefragt, Chancengleichheit in Prüfungssituationen herzustellen. Was das genau bedeutet, können wir aktuell nur erahnen. Bedeutet das, iPad-Usern eine Lehrprobe mit Goodnotes zu verbieten, weil es das entsprechende Programm nicht auf Surfaces gibt (Stand Februar 2023)? Das kann doch nicht sein… Oder doch?
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  • Prüfungen,  Unterricht

    Beurteilung

    Das neue Jahr startet in Bayern mit einer Extremsituation. Und ausnahmsweise hat sie nichts mit außerplanmäßigen Zuständen einer Pandemie zu tun. Sondern mit regelmäßigen. Die so genannte Regelbeurteilung steht an, die in Bayern alle vier Jahre in die Fächer der Lehrkräfte wandert. Quasi ein Zeugnis für uns. In ihr kommt alles zur Sprache, was seit der letzten Beurteilung so geleistet wurde: Unterrichtsplanung und -qualität, die in Stundenbesuchen durch die Schulleitung bezeugt wurde, Kooperation, Wahrnehmung übertragener schulischer Funktionen, außerunterrichtliche Aktivitäten, Sachkompetenz, Fachkompetenz, Erziehungskompetenz – alles ist (hoffentlich) berücksichtigt und gebührend in einem von sieben Prädikaten bewertet – nicht in Noten.

    Es gibt Leistung von herausragender Qualität (HQ), eine, die besonders gut erfüllt ist (BG), die die Anforderungen übersteigt (UB), den Anforderungen voll entspricht (VE), in hohem Maße gerecht wird (HM), die Mängel aufweist (MA) oder die insgesamt unzureichend ist (IU). Aber unter der Hand spricht man natürlich von Noten. Frau Müller hat kein UB, sondern eine drei. Herr Sachs eine vier. Aber davon bekommt in der Regel niemand was mit. Denn die Beurteilungen werden gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Selbst Freunde sind sehr vorsichtig beim Ausplaudern der schriftlichen Würdigung – aus Angst, dass man sein Gegenüber verletzt, das schlechter weggekommen ist.

    Schon verrückt, wenn man bedenkt, dass das Beurteilen von Leistungen zu unserem Alltagsgeschäft gehört und wir eine gewisse Professionalität an den Tag legen müssten, wenn es um unsere eigene Leistung geht. Stattdessen benehmen wir uns wie Fünftklässler, die ihre Schulaufgabe bei der Herausgabe angsterfüllt an sich reißen und sofort in die Mappe stecken, damit keiner die Zensur mitbekommt. Souverän geht anders.

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