• Alltag,  Technik

    Sommerferien – Bergfest

    6 Wochen frei? Von wegen! Die erste Hälfte der Sommerferien waren tatsächlich dem Runterkommen gewidmet, ab jetzt geht es aber wieder langsam los. Und zum Glück macht mir das nichts aus. Der Moment, in dem das nicht mehr der Fall ist, wird es Zeit schleunigst was zu unternehmen.
    Als Systembetreuer werde ich ein paar Tage im leeren Schulgebäude verbringen, um mit einem Mitarbeiter aus unserem Field Service der Stadt München ein paar Brachen in Angriff zu nehmen, die aus diversen Gründen von diversen Leuten unbearbeitet blieben. Unsere neuen Klassenzimmer zum Beispiel. Die sind nach Abschluss der Bauphase angeblich bezugsfertig. Aber haben sie alle ein Whiteboard? Haben sie Strom? Haben sie Internet? Waren die Jungs, die jedes Jahr sämtliche Kabel auf Isolierungsfehler untersuchen, wieder tätig und haben uns sämtliche Kabel unter den Lehrerpulten rausgerissen und so auch liegen gelassen?
    All diese Fragen will ich nicht unbedingt am ersten Schultag beantworten müssen, wenn die ersten langen Gesichter ob der Defizite in der Lehrerkonferenz sitzen.
    Daneben geht es mit den ersten Unterrichtsvorbereitungen los. Da es aktuell für die Englisch-Oberstufe immer noch kein Lehrbuch gibt, plane ich zumindest für die ersten Wochen des Schuljahres eine eigene Suppe und baue meinen G8-Oberstufenkurs bei mebis entsprechend um. Ähnliches plane ich auch für die sechsten Klassen in Informatik. Über Jahre arbeiten wir in Informatik mit Schulbuch und Heft – und für die Praxisteile mit dem PC. Aber warum nicht alles für dieses Fach auf den PC verfrachten? Wenn man schon den Umgang damit lernen soll, machen wir es doch mal richtig. Als Admin bin ich künftig wohl das Mädchen für Informatik für alle künftigen sechsten Klassen. Da bietet sich die perfekte Gelegenheit im Umgang mit Rechnern und ByCS-Programmen die Weichen zu stellen. Ist natürlich wieder mit Arbeit verbunden. Aber vieles ist tatsächlich nur eine Überführung von meinen bisherigen Unterlagen in ein digitales Format.
    Man sieht, es ist gut was los. Aber es ist gut so.
    Für den einen oder anderen Ratsch und Biergartenbesuch bleibt daneben auf jeden Fall Zeit. Und fürs Kochen.
    Wie schon angekündigt hat Griechenland kulinarische Spuren hinterlassen. Und hier ist nun der erste Versuch: unser erstes Bouyourdi.
    Bouyourdi

    Nachtrag: 

    Auf mehrfache Anfrage hier unser Rezept fürs Bouyourdi:
    • 700 Gramm Tomaten
    • 2 rote Paprika
    • 300 Gramm Fetakäse
    • 150 Gramm würzigen Käse, z. B. Gruyère, geht aber auch jeder anderer nach Belieben
    • 5-6 Knoblauchzehen (sic!)
    • 1-2 Chilischoten
    • 1 TL Paprikapulver
    • 1 TL Oregano
    • 50 ml Olivenöl
    • Salz und Pfeffer nach Belieben

    Tomaten in Scheiben schneiden; ebenso die Paprika in kleine Scheiben; Knoblauch schälen und klein hacken, ebenso die Chilischoten; das alles in eine Schüssel befördern, mit Öl übergießen, Paprikapulver und Oregano dazu und alles schön durchmischen und durchziehen lassen. Nach Belieben Salz und Pfeffer zum Abschmecken dazu geben. Nicht wundern, wenn das Ergebnis wegen des Chilis scharf schmeckt. Da muss so.

    Währenddessen den Feta auspacken und klein krümeln. Den Gruyère-Käse grob raspeln und zur Seite legen.

    Ofen auf 200 Grad vorheizen.

    Kleine Auflaufformen vorbereiten. Dann wie bei einer Lasagne abwechselnd marinierte Tomaten, Fetakrümel und Gruyère in Lagen schichten, bis die Auflaufformen aufgefüllt sind.

    Die Formen mit Alufolie bedecken und für ca. 20 Minuten in den Ofen stecken. Danach die Folie abziehen und weitere 20 Minuten im Ofen lassen. Wenn der Gruyère an der Oberfläche angebräunt ist und alles schön vor sich hinblubbert, ist das gute Stück fertig.

    Die Formen aus dem Ofen nehmen, ein bisschen mit Oregano bestäuben und servieren.

    Achtung, saumäßig heiß zu Beginn!

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  • Allgemeines,  Alltag

    Memo an mich

    Unser Korfu-Urlaub ist fast vorbei und ich bin jetzt schon wieder ganz beseelt. Ich weiß nicht, was es ist, das mich mit Griechenland so verbindet. Aber nirgendwo komme ich so gut zur Besinnung wie hier. Das liegt auch zu einem großen Teil an den Leuten hier.
    Wenn es ein Volk gibt, das ich so unvoreingenommen ins Herz schließen kann, sind es die Hellenen und ihre unverwechselbare Art:
    Wenn man mehr als einmal im selben Lokal isst, wird man sofort mit Handschlag begrüßt und als φíλε μου verabschiedet. Ein paar Brocken gesprochenes Griechisch haben hier in der Regel leuchtende Augen und einen Ouzo gratis zur Folge. Unser 60-jähriger Hauswirt stand mehrmals in der Früh vor der Tür um nachzufragen, ob alles ok sei, weil er von uns nichts gehört und sich Sorgen gemacht hat (zur Klärung: wir sind beide gut in unseren 40ern und können wirklich gut auf uns selbst aufpassen).
    Es ist aber auch die Lebensart hier, die so ganz anders ist als ze German way. Hier geht vieles unkomplizierter und unter der Hand… und gerade deswegen auch vieles schief: Manche Ortschaften sind das pure Elend. Ein bankrotter Laden reiht sich an manchen Ecken an den nächsten. Bauruinen an maroden Straßen ebenso. Dann gibt es aber auch wieder diese Fleckchen Erde, die so aussehen, als hätte eine höhere Macht seine Finger im Spiel gehabt. In Aphionas erlebt man ein Griechenland wie aus dem Reisekatalog:
    Ein Bergdorf mit pittoresken Häuschen, die sich malerisch in saubereren Straßen aus Kopfsteinpflastern den Gipfel entlang schlängeln. Die Straßen sind gesäumt von einer Blütenpracht aus Bougainvillien, Oleander, Engelstrompeten, die die Bewohner liebevoll vor ihren Domizilen aufgestellt haben. Vor der Hitze geschützt steigt man Wege hinauf, die von einem Ensemble aus Blauregen und Weinranken überdacht sind. Und im Hintergrund leuchtet olympisch und omnipräsent der berühmte wolkenlose Himmel Griechenlands vor einem Meer, das in der Morgensonne im typischen Azurblau und Topaz-Grün schimmert. Wer kann von einer solchen Umgebung völlig ungerührt bleiben?
    Essen gehen in einer komplett beschatteten Waldlaube an einer Klippe mit dem rauschenden Mittelmeer im Hintergrund. Sowas gibt’s nur in Griechenland

    Meine Batterien füllen sich von Tag zu Tag mehr mit guter Laune und einer gehörigen Portion Inspiration und Optimismus. Und der einen oder anderen Erkenntnis, die ich gerne in die deutsche Heimat mitnehmen möchte:

    • 36 Grad Außentemperatur für zwei Wochen am Stück klingt für den ungeübten Mitteleuropäer wie der perfekte Sommerurlaub. Aber auf Dauer geht das wirklich an die Substanz.
    • Mein Neugriechisch wird immer auf einem gewissen Grundlevel hängen bleiben. Das liegt nicht allein an dem Umstand, dass die Leute in Griechenland in der Regel wirklich zufriedenstellend Englisch sprechen und man echt nur in Notfällen auf Griechisch zugreifen muss (zur Not geht das hier auch mit Händen und Füßen, da kennen die Griechen gar nix). Sondern an der Sprache selbst. Die ist wirklich nicht so einfach, wie ich zugeben muss. Ok, Lesen und Aussprechen gehen mittlerweile ganz gut. Und auch die Auffälligkeiten und Unterschiede in der Aussprache zum Altgriechisch bekomme ich mittlerweile gut hin und finde das aus rein linguistischer Sicht irre spannend. Da das altgriechische Beta z. B. wie ein stimmhaftes /v/ ausgesprochen wird, müssen die Griechen auf Tricks zurückgreifen, wenn sie ein B aussprechen wollen. Daher wird den stimmlosen Plosiven immer ein entsprechendes Liquid vorgesetzt, um es zu einer stimmhaften Version zu machen. Ein Bob wäre also ein, schreib Mpómp. Bier ist ein mpíra. Und ein Dip ein ntíp. Ist das nicht abgefahren!? Über solche sprachliche Eigenheiten könnte ich mich stundenlang freuen. Ebenso wie über die regelmäßigen Konjugationstabellen, auf die man sich als Altsprachler so herrlich zu verlassen gelernt hat: Präsensformen gehen mittlerweile ganz gut. Und für Smalltalk im Restaurant oder beim Einkaufen fühle ich mich mittlerweile entsprechend bereit – dank oder vielleicht trotz der Vorbereitung eines eigentlich schrecklichen Langenscheidt-Griechischkurses, der mich bei jeder Reise nach Hellas im Gepäck begleitet und mich sowohl flasht als auch frustriert, da die Pensen aus lerndidaktischer Sicht einfach der Horror sind. Als studierter und examinierter Sprachenlehrer erlaube ich mir einfach mal kühn dieses sehr lachs dahingeworfene Urteil. Aber vielleicht liegt es auch an der Materie selbst: Neugriechisch ist kein Pappenstiel. Wenn man richtig durchsteigen will, führt irgendwann kein Weg an unregelmäßigen Verbtabellen vorbei, in denen all das dräut, was ich beim Graecum zu fürchten gelernt habe. Aoriststämme und Ausnahmen, wohin das Auge reicht. Wer bei Latein gedacht hat, dass vier Stammformen zu viel verlangt sind, think again. Alt- wie auch Neugriechisch kann in der Hinsicht noch gut eins drauf setzen.
    • Die griechische Küche ist der absolute Wahnsinn. Wer greek cuisine nur aus Deutschland kennt, hat gar keine Ahnung, was in Hellas kulinarisch geboten ist. Dabei gilt immer das Prinzip “weniger ist mehr”. Mit ganz wenigen Zutaten ist im Nu etwas ganz Großes gezaubert. Für mich in diesem Urlaub die leckeren Eye Opener:
      • Rote Bete-Salat mit Balsamico, Honig, Walnüssen und gegrilltem Schafskäse bzw. Manouri-Käse (der hat deutlich weniger Eigengeschmack). Das eine oder andere Lokal wirft in diesen Leckerbissen auch Spinatblätter oder eine Handvoll getrockeneter Feigen.
      • gebackener Fetakäse, garniert mit Honig und Sesamkernen. So einfach, so lecker. Gelegentlich findet sich die gepimpte Version als Manouri al Pesto auf Speisekarten. Dann ist der Feta mit Pesto bestrichen und von getrockneten Tomaten umhüllt, bevor er seine Teigkruste erhält. Göttlich.
      • Kaffeespezialitäten à la Grèce. Als Kaffeeliebhaber kann ich jeden Espressionisten verstehen, der bei Kaffeedrinks wie Freddo Espresso, Freddo Cappuccino oder gar Frappé die Nase rümpft. Aber für mich schmeckt nichts so sehr nach Urlaub wie eines dieser Getränke. Es bedarf nicht viel für das Auszeitfeeling. Ein doppelter Espresso mit Zucker und ein paar Eiswürfeln cremig gerührt (Standmixer sind in jedem griechischen Café Pflicht!) und in ein Glas mit Eiswürfeln gefüllt. Ich hab den einen oder anderen griechischen Barista bei der Zubereitung mit Argusaugen beobachtet. Das ist wirklich keine Rocket Science. 
    Fredo Cappuccino

    Mal schauen, wie viel ich von meinen Erkenntnissen beibehalten und umsetzen werde…

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  • Allgemeines,  Uncategorized

    Nichts wie weg

    Es passiert selten, dass ich in der ersten Woche der Sommerferien das Weite suche. Aber dieses Jahr war es so weit. Nichts wie weg.

    Die lange Dürrezeit im Blog hat es vielleicht schon erahnen lassen. Es war ein hartes Jahr. Und ein noch härteres Jahresende. Zu vielem kann ich aus Gründen nichts erzählen. Aber ein Jahr, in dem ein Schuljubiläum, ein externes Abitur, eine externe Schulevaluation und das letzte G8-Abitur anstehen, das erwartungsgemäß mit einer nicht gekannten Fülle an Zusatzprüfungen aufwartete, brauchen wir so schnell nicht mehr. Ebenso wie den Baulärm draußen vor der Tür, den wir seit nun mehr zwei Jahren ertragen müssen.


    Entsprechend war das Bedürfnis die Batterien aufzuladen Ende Juli so groß wie noch nie. Ich kann nur hoffen, dass das ein Ausnahmejahr war, das so schnell nicht wieder kommt. Das Wort “ausgebrannt” fiel bei mir in den letzten Wochen unberuhigend oft. Deswegen ab nach Korfu.
    Wie schon die Jahre vorher.

    Gleiche Stelle, gleiche Welle.

    Keine Experimente in diesem Jahr.

    Nicht mehr.

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  • Allgemeines,  Alltag

    Guten Start!

    Jedem Anfang wohnt ein… Sie wissen schon. Aber neben Zauber gibt es natürlich auch eine gewisse Portion Nervosität zu Schuljahresbeginn: Wie wird es dieses Jahr? Passt der Stundenplan? Passen die Klassen? Passt die Arbeitsbelastung? Sind aus dem Nichts Unwägbarkeiten zu erwarten, die die komplette Planung durcheinander bringen?Um in derartigen Stürmen im Schuljahr die Kontrolle zu behalten, greifen wir seit jeher jedes Jahr auf Vorsätze zurück, auf die wir uns besinnen, wenn es denn mal so weit ist. Oder biegen sie uns zurecht. Oder ignorieren sie. Oder vergessen den einen oder anderen, weil man sich gar so viele vorgenommen hat.

    Für dieses Jahr gibt’s bei mir nur einen. Ich habe ihn aus einer düsteren Kneipe im Prenzlauer Berg. Aus der Herrentoilette, um genau zu sein. Nicht lachen, die größten Lebensweisheiten finden sich bekanntlich immer an Wänden des Aborts. Es ist eigentlich der Slogan der Start Up-Night, die in Berlin am 1. September statt fand. Aber man kann ihn sich getrost hinter die Ohren schreiben:

    You know what I mean…

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  • Allgemeines,  Technik

    Summer moved on 2023

    Letzte Woche hat der Sommer in Bayern nochmal alles gegeben: Fast zwei Wochen brütende Hitze bei Minimum 32 Grad, kein Wölkchen am Himmel. Die Leute belagerten Seen, in München die Isar bis tief in die Nacht. Die Cafés und Restaurants waren voll von gut gelaunten, sonnenverwöhnten Menschen. Und dann kam der Herbst – und mit ihm ein Temperatursturz von fast 20 Grad und Dauerregen.

    Perfektes Wetter für die ersten Arbeiten zum Schuljahresbeginn. Der findet hier erst heute in zwei Wochen statt, aber streckt schon mal langsam die Arme aus: Es gilt Nachprüfungen zu erstellen, Mediencurricula zu überarbeiten, Fortbildungen dazu vorzuplanen. Und als Systembetreuer bin ich ein bisschen neugierig zu sehen, ob die geplanten Vorhaben über die Ferien auch tatsächlich erledigt wurden. Das versprochene Schulnetz über wLan zum Beispiel. Oder der neue PC-Raum, den wir uns mit unserer Nachbarschule teilen. Bleiben Sie dran! Ich zähl auf Sie (wenn das noch jemand kennt)!

     

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  • Allgemeines,  Alltag,  Unterricht

    Kekse lügen nicht

    Plätzchen im August? Ja, so habe ich auch geschaut, als ich heute meine Klasse in die Sommerferien entlassen habe, und von zwei Fans eine Tüte mit Selbstgebackenem geschenkt bekam. Aber das nicht nicht irgendwelche Plätzchen. Es sind ganz besondere Exemplare. Sie sind nämlich personalisiert und repräsentieren durch die Bank Dinge, die ich mag… Oder auch nicht. Wer mich tiefenpsychologisch mal näher analysieren wollte… look no further. Die Karten Kekse lügen nicht…
    Im Bild zu sehen:

    • Ein Laptop (könnte auch ein Gameboy sein 😁): Steht für meine Technikaffinität.
    • Eine Kaffeetasse: Steht für meinen Koffeinkonsum, den ich eigentlich meinen Klassen immer sehr zu verheimlichen trachte. Ich vermute eine undichte Stelle im Kollegium, die hierzu nähere Informationen geliefert hat.
    • Ein durchgestrichener Fußball: Meine Gleichgültigkeit gegenüber dieser Sportart kann ich leider weniger vor den Klassen verbergen als mein latentes Kaffeeproblem.
    • Ein Hund: Ich bin definitiv Mitglied im Team Hund. Auch wenn das gebackene Exemplar an einen Pudel erinnert, mit denen ich tatsächlich nicht so viel anfangen kann. Dabei wären Dackel bestimmt viel leichter zu backen gewesen.
    • Ein Dinosaurier: Aus einem erst kürzlichen Gespräch am Wandertag wurde mir die Information entlockt, dass mir Dinosaurier eigentlich egal sind (ähnlich wie Fußball). Ausnahme stellt lediglich der Brontosaurus dar. Die gemächlich vor sich hin ziehenden Pflanzenfresser fand ich auch schon in Jurassic Park anno 1993 ganz cool.
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  • Allgemeines,  Alltag

    Dit is Berlin

    Die letzten Wochen vor den Sommerferien beginnen. Finale. Oder wie es der Volksmund sagt: “Ihr habt ja jetzt eh nix mehr  zu tun.” Genau. Und deswegen stecken wir mitten drin in der Zeugniserstellung. Klassen- und Lehrerkonferenz starten im Anschluss an den regulären Unterricht in den Nachmittagsstunden und ziehen sich gerne mal bis 19.00 Uhr. Wir planen Wandertage, reservieren Gruppentickets, stellen Buchungen für die Klassen sicher. Sammeln Geld ein für Eintritt und öffentlichen Nahverkehr. Wir stecken in den Vorbereitungen für den Museumstag – oder sind eine komplette Arbeitswoche rund um die Uhr im Dienst, um die fünften Klassen im Schullandheim bei Laune zu halten. Oder wie in unserem Fall: Knapp 80 Zehntklässler in Berlin.

    Wir fahren nach Berlin!

    Unter den Teenagern, mit denen wir seit Tagen durch die Häuserschluchten der Hauptstadt ziehen, sind auch Teile meiner ehemals fünften Klasse dabei, die ich vor fünf Jahren an unserem Gymnasium begrüßt habe – eine echt tolle Truppe damals, die nicht nur lernbegierig, sondern auch richtig witzig war. Mit ihnen habe ich Marleen von Marianne Rosenberg samt Choreographie einstudiert, damit sie beim Einsammeln von Prüfungen und Übungen die Hände von den Stiften lassen oder die schwäb’sche Eisebahne besungen. Wir haben zu einer Drum Machine im Chor dekliniert. Lauter so herzerfrischend nutzloser Kram, den wir da veranstaltet haben. Aber diese Zeiten liegen nun hinter uns. Wir sind älter geworden. Sie sind älter geworden. Und aus den Kindern von damals wurden junge Erwachsene, die kurz vor dem Eintritt in die gymnasiale Oberstufe stehen. Nix mit Schabernack mehr. Viel zu kindisch. Außerdem haben wir in der riesigen Gruppe an Leuten sowieso kaum Berührungspunkte über die Woche. Die Zehntklässler, die ich von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit begleite, kenne ich kaum. Sie sind aus Klassen, die ich nie im Unterricht hatte. Auch sonst komme ich mit meinen ehemaligen Schützlingen kaum ins Gespräch. Das Programm ist packevoll, die Wege lang, die Temperaturen konsequent jenseits der 30 Grad. Da fehlt einfach die Zeit für entsprechenden Smalltalk.
    Nur einmal in der Tram komme ich mit zehn “meiner” Jungs ins Gespräch. Sie präsentieren sichtlich stolz die fliederfarbenen Tanktops, die sie allesamt in einem der Läden am Alexanderplatz erworben haben. Wie lila Schlümpfe stehen sind eng aneinander gequetscht in der Tram. “Ihr seht fast ein bisschen aus wie eine Boyband. Fehlt nur noch eine Choreo”, meine ich. Sie lächeln verlegen bis zur nächsten Haltestelle, und raus sind sie. Auf dem Weg in die Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg. Ich fahre weiter mit meinen Leuten nach Hohenschönhausen in das ehemalige Stasi-Gefängnis, und wir lassen uns von ehemaligen Häftlingen durch diesen unheimlichen Ort der nicht so weit zurück liegenden Vergangenheit führen. Durch miefige Keller, Internierungszellen und piefige Büros mit ockerfarbenen Mustertapeten und mausgrauen Polstermöbeln. Wir lauschen gebannt den Ausführungen unseres Guides über die Verhörmethoden der Stasi, lesen uns durch Akten, in denen die mitunter lächerlichen Verhaftungsgründe der Insassen dokumentiert sind – und kehren letztlich geplättet von Eindrücken und der Tristesse des Ortes irgendwann ins Hotel zurück. Uff…

    Nachtschicht

    Entsprechend fertig bin ich, als ich am Abend mit der Zimmerkontrolle beginne. Und verwirrt, als ich im Zimmer meiner “alten” Zehntklässler stehe. Es sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen: die Kissen liegen am Boden,  die Einkaufstüten sind hastig in eine Ecke gepfeffert. Die Betten wurden zur Seite geschoben und stehen kreuz und quer im Raum. Hauptsache die neuen Flieder – Tanktops, die sie am Körper tragen, sind unversehrt und trösten über das Chaos hinweg. Ich bin sofort genervt. Nach dem langen Tag jetzt auch noch schimpfen. Das brauch ich gerade noch. “Was ist denn hier los?” frage ich hörbar genervt in den Raum. Der Rädelsführer des Männerrudels tritt etwas verunsichert hervor. “Wir haben für Sie eine Choreographie einstudiert”. Und auf einmal formieren sich die vier Jungs zu zwei Pärchen und führen mir eine astreine Tanzeinlage zu Dancing Queen vor. Mit Drehungen, Schrittfolgen, Handwechsel. Das ganze Programm. Vier Jungs, von denen mir jeder einzelne größentechnisch problemlos auf den Kopf spucken könnte, hüpfen hochkonzentriert vor mir herum – und ich versteh die Welt nicht mehr… bis ich mich an das Gespräch in der Tram erinnere. Mein Ärger verfliegt sofort. Es ist wieder genauso wie vor fünf Jahren. Der Schalk sitzt den Teenies noch genauso im Nacken wie damals. Entsprechend überschwänglich bedanke ich mich am Ende für die Performance – und werde gleich ein Zimmer weitergeschickt, wo mich die nächste Einlage erwartet. Auch hier steht ein Quartett in Flieder bereit. Und tanzt mir vor. Zu einem Mixtape von der schwäb’schen Eisebahne, das mitten drin plötzlich zu Marleen überblendet. Die Musik schallt den ganzen Gang entlang. Irgendwann stehen meine Kollegen mit in der Tür und blicken etwas ratlos auf das Szenario. “Was soll das denn?”, werde ich gefragt. Tja, dit is meene fünfte Klasse <3!

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    4.6

  • Allgemeines,  Alltag

    Sommer 1991

    In einem Schrank meines Jugendzimmers fiel mir beim Ausmisten eine kleine Überraschung in die Hände: Eine Kassette, die ich mir ziemlich genau vor 30 Jahren zusammengestellt habe. Das Cover ist verloren gegangen, aber allein die künstlerische Ausgestaltung des Titels lässt erkennen, dass das Ding für mich etwas Besonderes war. Es entstand in den Sommerferien 1991, als ich mit meinem Mini-Kassettenrekorder und einem Cinch-Kabel bewaffnet alles vom Fernsehen aufnahm, was ich im Kinderzimmer mangels eines eigenen TVs nachhören wollte. Und so lausche ich gerade wieder einer verrauschten Titelmusik von Night Rider, der Theme von der Zeichentrick-Serie Karate Kid, den besten Tunes von Super Mario Bros. 3 oder kommentierten Wrestlingmatches von Tele5 – und lasse die Woge der Nostalgie gnadenlos über mich hinwegrollen. Die ganzen Melodien bringen sofort Erinnerungen an diese Sommerferien zurück.

    Ich hab das Spiel immer noch…

    Es sind nur Momentaufnahmen, kleine Schnipsel: Tage im Freibad mit meinem Bruder. Das endlose Anstehen an der Wasserrutsche. Der vertrocknete Rasen unter den Füßen. Der Geruch von billigen Fritösenpommes. Unser Trip nach München, wo ich mir im WOM (World of Music) in der Kaufinger Straße eine LP gekauft habe. Ich entschied mich für den Soundtrack zu Gremlins 2 – und bereute den Kauf. Unser erster Besuch in einer Videothek, um besagten Film auszuleihen  – auch das bereute ich. Tennisspielen mit den Nachbarskindern in der Straße auf einem Feld, das wir mit Straßenkreide gemalt hatten. Regelmäßig Eis für 50 Pfennig in der Dorfgaststätte. Endlose Sessions mit meinem heißgeliebten Gameboy und den Teenage Mutant Ninja (!) Turtles, das ich zum Jahreszeugnis geschenkt bekam und überall dabei hatte. Im Zimmer, im Auto. Unter dem großen Busch im Garten, den wir in Anlehnung an die Turtles mit den Nachbarskindern zum Hauptquartier deklariert hatten und ebenso coole Stirnbänder trugen wie Leonardo, Michelangelo, Raphael und Donatello. Sehr zum Leidwesen unserer Eltern, denn wir hatten dafür kurzerhand sämtliche Gürtel aus deren Bademänteln entwendet. Die damals brandaktuellen Folgen der 3??? (die Musikpiraten/die Automafia) und deren neue Art mit “hippen” 90s-Tunes, Freundinnen, wüsten Schlägereien und Stories, die so langsam gar nicht mehr mein Fall waren. Langeweile, die auch mal sein musste. Grillabende auf der Terrasse. Selbst abgehaltene Bundesjugendspiele mit den Kindern in der Straße. Jeden Tag war etwas los. Und trotzdem hatte man ab September immer das Gefühl, die Tage nicht genug ausgenutzt zu haben.

    Ein besonderes Schmankerl hatte die Kassette am Ende der ersten Seite dann auch noch zu bieten: Zusammen mit meinem Bruder fing ich in dieser Zeit an, die guten alten Telefonstreiche zu veranstalten… und auf Band aufzunehmen. Und so höre ich uns mehr als 30 Jahre später mit quäkenden vorpubertären Kinderstimmchen bei Hinz und Kunz anrufen, irgendeinen Mist erzählen und uns diebisch an der Reaktion der perplexen Empfänger erfreuen. Es ist alles so wunderbar dämlich. Und gleichzeitig so zauberhaft.

    Irre, wie so ein kleiner Kassettenfund sofort so ein Erinnerungsfeuerwerk lostreten kann.

    Eine Truhe voller Erinnerungen

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    5

  • Allgemeines,  Alltag

    Erstes Drittel

    Die ersten beiden Wochen der Sommerferien sind in Bayern vorbei. Und mit Bilderbuchwetter und Temperaturen unter 30 Grad lassen die sich in süddeutschen Breiten hervorragend aushalten. Wenn man gesund ist. Ich selbst bin immer noch mit Regenerieren beschäftigt. Die Erschöpfungszustände kurz vor Ende des Schuljahres waren wohl Vorboten von dem, was da noch so kommen möge. Halsschmerzen, Husten und – da nicht auskuriert, sondern aufgrund des hohen Krankenstandes brav in die Schule gegangen – plötzlich Bronchitis, an der ich bis heute knabbere. Langsam löst sich der ganze Spaß, aber einschränkend ist das Mitte August schon: Sport oder Fitnessstudio kann ich mit Schnüffelnase und Druck auf der Brust vergessen. Aber auch kleine Aktivitäten wie eine Mini-Radtour schlagen mir spürbar auf den Kreislauf. Sowas wäre mir vermutlich vor ein paar Jahren nicht passiert. Es scheint, als würden mit zunehmenden Jahren bei mir kleine Wehwehchen langwieriger. Im Referendariat, in dem ich alle sechs Wochen krank darnieder lag, steckte ich Erkältungen nach zehn Tagen problemlos weg. Heute dauert es doppelt so lang. Oder entwickelt sich zu etwas anderem. Mal Bronchitis, vor drei Jahren eine kurzfristige Fazialisparese. Es wird immer wichtiger auf seinen Körper zu hören. Kuriert euch aus, wenn ihr siech darnieder liegt. Hoher Krankenstand hin oder her! Letztlich dankt es euch niemand. Vor allem nicht die eigene Gesundheit.

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    4.3

  • Allgemeines,  Unterricht

    Happy New (School) Year!

    Das Betreten des Schulgebäudes am Ende der Sommerferien ist, seit ich Schüler bin, immer etwas besonderes für mich gewesen: Die Korridore liegen in absoluter Ruhe. Nur gelegentlich tickt irgendwo ein Zeiger einer Uhr und hallt ungehört in die menschenleeren Gänge. Entfernt vernimmt man vereinzelt Schritte der Sekretärinnen, die schon lange vor Schulbeginn tätig geworden sind. In der Luft hängt dieser besonderer Geruch von Bohnerwachs und grenzwertig gesunden Chemikalien, mit denen die Grundreinigung über die sechs Wochen das Gröbste entfernt hat. Und dann im Lehrerzimmer mein Arbeitsplatz: Ganz verwaist – in aller Eile am letzten Schultag notdürftig aufgeräumt, bevor es in die wohlverdienten Ferien ging. Diese Euphorie und Vorfreude Ende Juli über sechs Wochen Sommerferien, als man diese Räumlichkeiten das letzte Mal verlassen hat – vorüber. Mit ein bisschen Wehmut und einer Ferienkaterstimmung stehe ich im Lehrerzimmer. Der Ernst des Lehrerlebens fängt wieder an.
    Das Kultusministerium hat uns jüngst versichert, ein Schuljahr zu gewährleisten, das im Gegensatz zu den vorigen endlich ruhig und geradlinig verlaufen soll. Präsenzunterricht unter allen Umständen. Maskenpflicht am Platz. Dreimal Schnelltests pro Woche. Man tue alles dafür, dass die Schulen ein sicherer Ort sind, heißt es. Allerdings hätten wir uns für “alles tun” ein bisschen mehr gewünscht. Es gibt nach wie vor keine Luftfilteranlagen. Die Quarantänebestimmungen werden weiter gelockert, damit bei einem positiven Fall nicht gleich die komplette Klasse in Quarantäne muss. Ob das den Trend der steigenden Inzidenzen abmildert? Mal sehen. Letztes Jahr sind wir auch mit knapp 50 ins Schuljahr gestartet. Wird das dieses Jahr anders ablaufen?
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    4.5