Laut Waage circa 1468 Gramm. đ Ein riesiges Konvolut an BlĂ€ttern, Bögen, Geheften und Papieren ziert seit letzten Freitag den Schreibtisch und harrt gespannt seiner Endkorrektur. Aber das tue auch ich. Denn nach zwei Jahren Zusammenarbeit wartet man gespannt, was der Kurs am Ende zustande bringt. Aktuell sieht es ganz gut aus.
Schöne Aufgaben
Das liegt zum einen Mal an den Aufgaben: Keiner der Texte war ĂŒbermĂ€Ăig abgefahren oder schwer. Der eine oder andere Cartoon zur Interpretation war eventuell etwas diffiziler zu beschreiben, aber das groĂe Schockerlebnis blieb aus. Mit Themen wie der Geschichte von Wikipedia oder digitalen Medien war man gut am Puls der Zeit, der literarische Text bot mit Fragen zur Charakterisierung und ErzĂ€hlperspektiven den ĂŒblichen Standard, auf den man den Kurs ĂŒber Monate zielgenau vorbereitet hat. Ganz interessant fand ich, dass den PrĂŒflingen durch die Bank gewisse Details im Text völlig neu waren. Niemand – absolut niemand – konnte mit einem Namen die Douglas Adams etwas anfangen. Sein Hitchhiker’s Guide to the Galaxy wurde mehrere Male als a book called bezeichnet, als sei es ein gĂ€nzlich beliebiger Titel. Auch die Fuggerei ist den meisten schlichtweg unbekannt. Einige sahen den Begriff als architektonischen Stil fĂŒr GebĂ€ude an, den man im Augsburger Stadtbild ĂŒberall findet. Umspielt wurden solche WissenslĂŒcken durch die Bank von allen recht charmant. Aber komplett verbergen lieĂen sie sich nicht. Gut ausfallen werden die Arbeiten dennoch – auch wegen der BewertungsmaĂstĂ€be.
Fluffige Bewertungen
Die einzelnen Teile der PrĂŒfung sind gefĂŒhlt etwas zu wohlwollend gewertet. Alleine die Listening Comprehension macht mit gerade mal 30 Minuten Bearbeitungszeit nicht mal 10% der insgesamt 315 Minuten PrĂŒfungszeit (!!!) aus. Gewichtet wird sie allerdings mit 20%. Wer dort die komplette Punktzahl erreicht hĂ€tte und im Anschluss nach Hause gegangen wĂ€re, hĂ€tte drei Punkte (Note 5+) erreicht, ohne auch nur einen englischen Satz zu geschrieben zu haben. Der Erwartungshorizont der einzelnen Aufgaben ist sehr umfangreich und vergibt selbst fĂŒr kleine Details wohlwollend Bewertungseinheiten. Alleine in der literarischen Charakterisierungsaufgabe werden zahlreiche Aspekte gewertet, die ich in einer Schulaufgabe als nice to have angesehen hĂ€tte, aber nicht groĂ gezĂ€hlt hĂ€tte. Der Hauptcharakter ist Afro-American? Punkt. Er studiert Kunst? Punkt. Er kommt aus Atlanta? Und noch ein Punkt. Ich weiĂ, das gehört zu einer Charakterisierung dazu, aber das wĂ€re in einer Schulaufgabe bei mir perfektes FĂŒllmaterial fĂŒr eine Einleitung gewesen. Mehr aber auch nicht. Aber ich will ja keinem die Punkte abstrittig machen und halte mich brav an die Vorgaben, sodass aus der Aufgabe jeder mit guten Inhaltsnoten rausmarschiert.
Aber selbst KomplettausfĂ€lle bei einzelnen Aufgaben im schriftlichen Teil wĂ€ren durch die Bewertung gut abgefedert. Eine Themaverfehlung in einer der vier Aufgaben wiegt bei weitem nicht so schwer, wie in einer regulĂ€ren Schulaufgabe. In einem Englischabitur wirklich abzuschmieren ist echt schwer möglich – was ich natĂŒrlich niemandem wĂŒnschen möchte. Ich bewerte inhaltlich nach den MaĂstĂ€ben, die der Erwartungshorizont stellt, und sprachlich nach den meinigen. Aber man fragt sich schon, wie aussagekrĂ€ftig am Ende so eine Zensur ist, die auf dem Englischabitur steht.