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    Aus der Auszeit

    Dass aus meiner ursprünglich einjährigen Pause dann doch fast 18 Monate wurden, kam leider nicht von ungefähr. Die Umstellung eines Blogs von ehemals anonym hat durchaus ihre Tücken, und wäre der alte Blog nicht schon seit fünf Jahren mit knapp 300 Beiträgen entsprechend angeschwollen, wäre es wirklich das Klügste gewesen, alles platt zu machen und bei Null zu beginnen. Das hätte mir einiges an Stunden erspart. Würde ich schätzen müssen, wären das locker über die 200 Zeitstunden, die ich so nicht hätte investieren müssen. Aber mei, so ist das nun mal mit Herzensangelegenheiten. Nicht immer ganz nachvollziehbar… Um interessierten Nachahmern ein kleines Bild zu zeichnen, welche Schritte ich in diesen eineinhalb Jahren hinter mich gebracht habe, um wieder auf der Bildfläche zu erscheinen, hier mal eine Mini-Liste von all den Phasen, die in der Zeit so passiert sind.
    • alten Blog exportieren. Kurz und schmerzlos. Dank wordpress überhaupt kein Problem. Exportfunktion nutzen, 20 Sekunden warten und zack – fünf Jahre Blog-Aktivität in ein handliches 6 MB-File zusammengequetscht und heruntergeladen. So fix kann’s gehen.
    • Internetanbieter finden. Der wohl wichtigste Schritt. Beim alten Blog hatte WordPress für mich alles übernommen. Für etwas Selbst-gehostetes musste ein starker Partner her. Und der war dank der Community schnell gefunden. @mgrosty hat mir all-incl.com empfohlen. Und ihrem kundigen Rat bin ich gefolgt – ohne die Entscheidung je bereut zu haben.
    • Alten Blog auf die neue Domain importieren. Ging superfix.
    • Theme finden. Das hat mich wirklich viel Zeit gekostet. Wo es bei WordPress.com immer nur eine Handvoll Themes gab, die man auswählen konnte, herrscht bei einem selbst-gehosteten Blog die berühmte Qual der Wahl.  Es gab tausende und abertausende Vorlagen zur Option, und sich auf eine festzulegen, hat wirklich lange Zeit gedauert. Nach mehreren Wochen und Dutzenden von Probeläufen wurde ich letztendlich fündig.
    • Die importierten Beiträge auf Konformität überprüfen. Viele der Blogbeiträge hatten Formateigenschaften, die im neuen Blog nicht mehr zu sehen waren oder völlig verzerrt dargestellt wurden. Bilder hatten ihre Umrahmung verloren, Bildunterschriften waren komplett verschwunden, Galerien inaktiv. Es war ein heilloses Durcheinander, das es erst einmal zu lösen galt. Mit Hilfe diverser Plugins habe ich versucht, verdächtige Code Zeilen, die immer wieder Ärger machten in den Beiträgen zu finden und systematisch löschen zu lassen. Wirklich funktioniert hat das allerdings nicht, sodass ich wirklich gezwungen war, alles selbst durchzugehen und bei Bedarf händisch zu löschen. Vor allem bei den Verlinkungen ging es gerne mal drunter und drüber. Regelmäßig tauchten Links auf, die auf den alten, mittlerweile stillgelegten Blog verwiesen haben. Es war ein heilloses Durcheinander.
    • Datenkonformität des Blogs einrichten. Welche Elemente müssen in das Impressum, welche Plug-Ins sind verboten oder problematisch, welche unbedenklich und empfehlenswert? Da bedarf es schon einiger Recherche-Arbeit für einen interessierten Laien wie mich. Zum Glück konnte ich in der Zeit immer auf meine geduldigen Beta-Tester vertrauen. Allen voran Armin, der wirklich zu jedem einzelnen Problem eine Lösung hatte. Wer an einer kompletten Liste der verwendeten Plug-Ins und Maßnahmen ist, um die Konformität zu bewahren, möge sich ein bisschen gedulden. Da kommt demnächst etwas nach…
    • Eigene Anpassungen an die Theme. Bislang war ich froh gewesen, dass die Themes bei WordPress.com für mich die Darstellung der Seite übernommen hatte. Da es dort kaum Möglichkeiten gab, das Layout zu verändern – außer man griff finanziell entsprechend in die Tasche – hatte ich mich beim alten Blog mit den Limitierungen irgendwann einfach abgefunden. In dem Moment, wo man allerdings etwas eigenes aufsetzt und sich dessen Möglichkeiten bewusst wird, geht es los mit dem Ästhetik-Perfektionismus und man möchte möglichst alles kontrollieren. Mal lassen das die Einstellungen des jeweiligen Themes zu – manchmal muss man ein bisschen tiefer gehen. Nämlich in die Niederungen von CSS. Früher waren diese Codezeilen für mich absolutes Kauderwelsch. Aber nach etwas Recherche ging es dann einigermaßen flott, hier die Schriftart zu vergrößern, dort den Rahmen zu ändern, das in kursiv zu machen, hier den Zeilenabstand zu beeinflussen. Und so kam am Ende doch etwas hoffentlich recht Ansehnliches heraus…
    • Testlauf durchführen. Hier hieß es nun zurücklehnen und Daumen drücken. Mit Hilfe des Plug-In Password Protected konnte ich den Blog hinter einem Passwort verbergen und einem interessierten Kreis an Probelesern zum Schmökern vorlegen. Sie sind die einzelnen Beiträge probeweise durchgegangen und haben bei Formatproblemen oder Fehlermeldungen Rückmeldung gegeben. Ohne diese fleißigen Lieschen hätten aus den 18 Monaten durchaus noch ein paar mehr werden können. Deswegen tausend Dank an @DerLinkshaender , @frauherkules , @jens_kessler , @Tobias_Henze, @halbtagsblog, @annekatweiss , @berndsippel, @textourette und @fraudromedar, dass ihr euch die Zeit genommen habt, um in meiner Blogvergangenheit zu wühlen… und sie zu konservieren! Ich finde, die Mühe hat sich gelohnt!
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    Alles auf Null

    Man mag es ja kaum glauben, aber ich will mal mit einem Bekenntnis nach vorne preschen, das man sich als Schülerin und Schüler gar nicht wirklich vorstellen kann: Beim Thema Schulanfang ergeht es vielen Kolleginnen und Kollegen ganz genauso wie ihren Schützlingen. So ist es zumindest bei mir: Die Nacht davor ist kurz – wenn auch nicht mehr ganz so schlimm wie noch vor ein paar Jahren -, das Schlafdefizit folglich entsprechend hoch. Aber dennoch blickt man (hoffentlich) positiv auf einen Neuanfang, den es zu gestalten gilt. Und der fällt bei mir in diesem Schuljahr geradezu multidimensional aus: Neues Schuljahr, neuer Blog, neue Technik, neue Kurse. Mal schauen, was so passiert. Es gibt auf jeden Fall einiges zu tun. Auch hier im Blog. In diesem Sinne: Guten Neuanfang und frohes Schaffen!

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  • Allgemeines

    Back again!

    Willkommen zurück in meinen bescheidenen, neuen Hallen! Ich hoffe, man nimmt mir meine eineinhalbjährige Karenzzeit nicht allzu übel, aber ich habe schon ein paar Monate gebraucht, um mir Gedanken zu machen, wie es mit dem Blog weitergehen soll. Über fünf Jahre hatte ich bis Mai 2018 schon gebloggt und viele tolle Netzwerke kennengelernt, von denen ich dank Blog und Twitter bis heute wahnsinnig profitiere. Umso schmerzhafter war es dann für mich, Ende Mai den Stecker zu ziehen, weil die DSGVO plötzlich vor der Tür stand, die meinen WordPress-Blog, so wie er bestand, quasi nicht mehr möglich gemacht hätte. Das lag einmal an der Plattform wordpress.com selber, die viele Optionen, die für eine entsprechende Anpassung nötig wären einfach nicht zulässt, zum anderen auch an der Anonymität, in die ich mich bis dato immer zurückziehen konnte. Und so habe ich schweren Herzens erstmal die Reißleine gezogen…

    … und ein bisschen gelitten. Ich habe nämlich dann doch recht schnell gemerkt, wie wenig man auf einmal in seiner Community selber beiträgt, wenn man sich selber sein größtes Standbein abhackt. Auf Twitter habe ich kaum noch etwas zu schreiben gehabt. Nur noch gelesen und gelegentlich einen Retweet in die Welt gesetzt. So ein bisschen hatte ich mich selber rauskatapultiert. Und das führte wiederum dazu, dass ich mehr und mehr an das bis dahin Undenkbare gedacht habe: Den Blog selber zu hosten und auf eine eigene Domain zu migrieren. Mehrere Male habe ich mich dabei ertappt, die DSGVO-Bestimmungen zu lesen, was erlaubt ist, was nicht, was unbedingt rein muss, was bleiben kann… tja, und irgendwann siegte dann doch die Neugier und ich habe mich für etwas Neues registriert. Eigener Blog, eigenes Hosting, eigener Name. In diesem Sinne: Hallo, ich bin der Matthias.
    Wer den alten Blog noch kennt, wird ein paar Veränderungen erkannt haben. Das Offensichtlichste ist wohl das Theme, für das ich ein bisschen suchen musste, da das ursprüngliche ganz putzig aussah, aber alles in allem mir ein kleines bisschen ZU verspielt rüberkam. Für das hier hab ich dem Autor sogar eine Pro-Variante abgekauft. An Weihnachten. Nächstenliebe und so…
    Eine weitere Änderung ist das Archiv des Blogs: Eine Beiträge habe ich zur Redaktion erstmal rausgenommen, weil bei der Migration des Blogs ein paar Formatierungen kreuz und quer gegangen sind und sie deshalb ganz komisch aussehen. Da sich aber fast 300 Artikel in den 5 Jahren aufgehäuft haben, kann das natürlich ein bisschen dauern (Vielen lieben Dank in diesem Zusammenhang an meine freiwilligen Korrekturleser, ihr bekommt beizeiten mal einen eigenen Post gewidmet). Aber keine Angst, langsam aber sicher kommen die wieder nach. Und ab und an landet hier ja auch wieder neuer Content. Ist ja auch dieses Schuljahr wieder gut was los. 
    In diesem Sinne,
    bis zum nächsten Artikel!

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  • Allgemeines,  Alltag

    Reisen mit Ahnung

    Ach ja… Sommerzeit bedeutet Urlaubszeit. Und damit verbunden all die schönen Vorfreuden, bis es auch tatsächlich soweit ist. Der Gedanke an Sandstrand, Meereswogen, Zikaden und duftende Pinienbäume, an leckeres Essen, nette Leute und die alles umgebende Gelassenheit, die in der Urlaubsresidenz von einem Besitz ergreift. Es sei denn, es kam schon vor Reiseantritt zu Minikatastrophen, vor denen keine Reise gefeit ist: Wo sind die Flugtickets? Wo die Bestätigung der Autovermietung? Wo die Vouchers für die Unterkunft? Ist die Sonnenbrille eingepackt? Strom zuhause abgestellt? An die Kreditkarte gedacht? Und die olle Auslandsreiseversicherung? Die Liste an Urlaubsdisastern kann riesig sein. Oder auch ganz klein. Vorausgesetzt, man hat ein paar Wochen vorher entsprechend vorgesorgt. Zum Beispiel mit Evernote.

    Mit Evernote vor der Reise

    Dreh- und Angelpunkt der digitalen Reisevorsorge ist ein separates Notizbuch in Evernote, das mit einem möglichst aussagekräftigen Namen ab jetzt steter Begleiter im Urlaub sein möge. Dieses wird, während die Vorbereitungen laufen, mit verschiedenen Notizen gefüllt, die thematisch Zusammengehöriges in sich vereinen. Zum Beispiel:

    • Notiz “Checkliste”: eine Notiz, die vor jeder Reise als Checkliste herhält und sämtliche Dinge in Listenform enthält, die man in der Eile beim Kofferpacken vergessen könnte: Sonnenbrille, Fotoapparat, Ladegerät, Visa-Karte, Sonnenschutz, die Lektüre, die man seit Monaten auf dem Nachtisch stehen hat und endlich lesen will. Die Aufstellung dieser ganzen Details ist zu Beginn gewiss etwas mühsam. Aber die Arbeit lohnt, da man die Liste problemlos für jede folgende Reise wiederverwenden kann. Eine Sonnenbrille braucht man ja schließlich bei jedem Urlaub. Oder eine Visa-Karte. Oder eine Lektüre, die man seit Monaten auf dem Nachtisch stehen hat und endlich lesen will.

    Vorschlag für eine Checkliste
    Vorschlag für eine Checkliste

    • Notiz “Organisation”: Hier finden sich Scans und Unterlagen aller Dokumente, die man normalerweise als Papierkopie im Koffer dabei hätte: Also Personalausweis oder Reisepass, Reiseversicherung, Flugtickets, Führungsgenehmigungen, Flugzeiten und Zugverbindungen etc. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann diese Unterlagen natürlich nach wie vor auch im Koffer in Kopie haben. Doppelt gemoppelt hält bekanntlich besser.
    • Notiz “Reise”: Hier sind sämtliche Informationen versammelt, die etwas mit der Reise an sich zu tun haben, also Routen-Screenshots von Google Maps, Nummern und Kontaktadressen von Hotels, Öffnungszeiten von Sehenswürdigkeiten oder die Abbildung von den Zigaretten, die Freundin Waltraud unbedingt aus Griechenland haben möchte.

    Sind auf diese Weise alle Vorbereitungen gemacht und per Evernote synchronisiert, kommt der Clou (zumindest in der Premium-Version): Da im Ausland eventuelle Roaming-Gebühren fällig werden, definiert man per Tastendruck auf dem Smartphone das Reiseverzeichnis als privat. Sämtliche Notizen innerhalb dieses Verzeichnisses werden dadurch auf den Speicher des Smartphones heruntergeladen und stehen selbst in den entlegensten Ecken der Welt immer zur Verfügung.

    Ra-Ru-Rick, Zaubertrick! Per Knopfdruck alle Dokumente in der Tasche
    Ra-Ru-Rick, Zaubertrick! Per Knopfdruck alle Dokumente in der Tasche

    Mit Evernote AUF Reisen

    Auch auf Reisen kann Evernote mit ein paar cleveren Features aufwarten. So lassen sich beispielsweise Schnappschüsse von Sehenswürdigkeiten, Schiffsablegestellen, Restaurants oder interessanten Läden ins Reisenotizbuch hochladen und mit GPS-Koordinaten versehen. Diese sind in Evernote über ein blau gefärbtes “Karte” direkt über dem jeweiligen Bild abrufbar. Der Vorteil daran: Sollte man diese Orte einmal wieder aufsuchen wollen, lassen sie sich in Windeseile ausfindig machen, denn Evernote setzt die Koordinaten exakt um und präsentiert sie auf Knopfdruck auf einer Google-Landkarte.
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    Voraussetzung hierzu ist allerdings, dass die GPS-Funktion in Evernote aktiviert ist. Ansonsten mutiert die Suche nach den heißgeliebten Orten schnell zu einer anstrengenden Schnitzeljagd.

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    Die GPS-Funktion lässt sich direkt in der Kamera-Funktion der Evernote-App aktivieren.

    Mit einem kleinen Kniff lassen sich die Koordinaten der einzelnen Sehenswürdigkeiten sogar zu einer individuellen Route verknüpfen. Dafür muss man lediglich eines der Bilder mit den GPS-Koordinaten anklicken und auf die Darstellung durch Google Maps warten. Mit einem Klick auf den dortigen Routenplaner lassen sich neue GPS-Ziele hinzufügen, die mit weiteren Koordinaten gefüttert werden können. Die erhält man, indem man die restlichen Bilder bei Evernote mit einem Rechtsklick traktiert und die dortigen Koordinaten in Google Maps als Zwischenstop einfügt:

    route2
    Mit Rechtsklick die Koordinaten (die Ziffernfolge hinter “q=”, hier blau markiert) unter “Karte” ausspähen und in Google Maps als Zwischenstop einfügen. Fertig ist die Route!

    Noch komfortabler ließe sich das mit Apps erzielen, die während die abgelaufenen Routen per GPS selbständig aufnehmen und abspeichern. Programme wie Runtastic zum Beispiel. Solche Apps sind zwar eigentlich vorrangig für das Aufnehmen von Jogging-Strecken gedacht, aber auf Reisen tun sie auch brav ihren Dienst. Die abgelaufene Route wird hinterher ebenfalls auf einer Google-Maps-Karte gespeichert und kann in Evernote exportiert werden.
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    Einen Nachteil hat diese eigentlich sehr elegante Lösung dann aber leider schon: Vor allem beim ausgiebigen Flanieren wird Runtastic versuchen, die Karte zu aktualisieren und dabei scheitern, da das mobile Herunterladen von Daten im Ausland in der Regel unterbrochen ist. Roaming sei (Un-)Dank!

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  • Prüfungen,  Unterricht

    Abi

    Das Abitur. Vermeintlicher Höhepunkt im Leben eines gymnasialen Schülers (bis er merkt, dass das nur die Spitze des Eisberges war). Und ein Ereignis, das bereits Fünftklässler bewegt und mysteriös munkeln lässt. Ich weiß noch, als ich selbst in der fünften Klasse war und erzählt wurde, zur Erstellung eines Abiturs würde man nur die besten Lehrer Bayerns auswählen, die dann in ein Kloster eingeladen werden, wo sie in seclusio tagelang meditieren und beraten, bis ihnen eine Erleuchtung käme, um mit tollen Aufgaben daherzukommen, die der künftigen Bildungselite des Freistaates ebenbürtig sein würden. Diese verklärt-romantische Sicht mittlerweile ein bisschen relativiert. Aber ein gewisser Zauber bleibt bis heute noch erhalten. Daher möchte ich davon mal ein bisschen was verbreiten, damit auch Nicht-Lehrer und Schüler hinter die Kulissen eines so angeblichen Großereignisses blicken können. Denn ein Zauber wohnt dem ganzen Ereignis trotz allem inne.
    Schon die Wochen vor dem Abitur sind von einer bemerkenswerten Ruhe vor dem Sturm gekennzeichnet. Die Kollegiaten sind auf einmal noch zutraulicher als sonst, sitzen in der Frühlingssonne auf den Treppen des Schulhauses, in das sie eigentlich gar nicht mehr gehen müssten. Sie bleiben freiwillig ganze Nachmittage, um in netter Atmosphäre mit dem Kursleiter Abiaufgaben durchzuarbeiten und dabei in Anekdoten ihrer Schulzeit schwelgen. Ich lass mich gerne von soviel Wehmut mitreißen – noch dazu, wenn ich die Damen und Herren schon seit der Unterstufe kenne, als sie mir noch bis zum Knie reichten – und gebe eine Runde Kaffee aus. Oder eine Pizza. Und jedes Jahr einen Glücksbringer, der auf einem der zahlreichen Insider-Witze basiert, die wir uns in den Jahren an den Kopf geworfen haben. In den letzten zwei Jahren war es der Bad Pun Dog, der uns regelmäßig zum Lachen brachte. Teilweise arg sparwitzig, aber die ausgedruckten Strips sorgen bei allen für Heiterkeit.
    Und plötzlich ist er da, der große Tag. Die Eröffnung des jeweiligen Abis erfolgt, während die meisten unserer Schüler im Bettchen liegen und träumen. Deutlich früher. Um halb sechs müssen wir in der Regel raus, um eine Stunde später im Direktorat zu erscheinen, wo die heilige Abschlussprüfung feierlich aus dem Safe des Chefs entnommen und eröffnet wird. Der Oberstufenbetreuer wohnt dieser heiligen Handlung in der Regel bei und weiß um die Wichtigkeit dieser Prüfung und den Stress, den die Vorbereitung darauf gekostet hat: Die Beratungsgespräche, die Tränen und das verbissene Feilschen um die letzten Punkte, für das unsere Oberstufe seit Jahren berüchtigt ist. Er entlohnt uns deswegen wie jedes Jahr mit einem üppigen Mahl. Beinahe 40 Croissants und Butterbrezen lässt er jedes Mal springen, wenn wir uns in aller Herrgottsfrühe im Direktorat einfinden, um die Abiaufgaben Probe zu lesen. Den Geheften näherte man sich früher mit einem ziemlichen Respekt und einer gehörigen Portion Bammel: Sind die Schüler gut genug von mir vorbereitet worden? Habe ich alle Themenfelder ausgiebig genug behandelt? Sämtliche möglichen Fragen und Methoden abgedeckt? Ein erster Blick entspannt: Alles erwartbar und in irgendeiner Weise mal in den letzten zwei Jahren behandelt. Ein paar Überraschungen gibt es dann allerdings schon. Die diesjährige Listening Comprehension in Englisch handelt von der Erfindung des Rasentennis im 19 Jahrhundert. Wohl aus Vorsicht, keinen der Schüler mit einem lebensnahen Thema zu bevorteilen hat man sich für einen Bereich entschieden, der rein gar nichts mit ihnen zu tun hat. Beim ersten Hören fand ich das Hörstück reichlich absurd, mittlerweile aber eigentlich ganz charmant. Vor allem die sexistischen Ansichten, über die mit entsprechenden Augenzwinkern typisch britisch-nüchtern berichtet wird. Auch die Mediation gefällt mir: Dieses Jahr dreht sie sich um die Revolution des Mickey Mouse-Heftchens, die Anfang der 60er Jahre zu einer Revolution in deutschen Kinderzimmern geführt hat. Durchaus lesenswert – im Gegensatz zu den gestellten Themen in der Composition, die bestenfalls Mittelstufen-Niveau erreichen: Sowohl Cartoons als auch die meisten der Comment-Themen (Should zoos be abolished) sind von der Substanz für eine Reifeprüfung nach acht Jahren Gymnasium doch etwas dürftig. Kein Wunder, dass Jochen Lüders auf seinem Blog die Prüfung gebührend auseinander nimmt. Streckenweise fragt man sich schon, warum man die Schüler über Jahre mit so komplexen Texten in der Qualifikationsphase bombadiert hat. Diese Themen wären auch in der neunten oder zehnten Klasse zu bearbeiten gewesen. Die Schüler wird’s am Ende freuen, denn bei so einer Abiturprüfung richtig ins Klo zu greifen, halte ich für ausgesprochen schwer.
    Ob die Schüler das genauso sehen? Die meisten werden das in der Aufregung wohl gar nicht registrieren, wenn sie an ihrem Tischchen in der Turnhalle sitzen, das mit Platzziffer jedem Abiturienten einen eigenen anonymen Arbeitsplatz zuweist. Die Tische sind schon zu Beginn der Prüfung garniert mit haufenweise Proviant und Süßigkeiten. Aber nicht von den Schülern, sondern den Kursleitern, die ihre Schützlinge mit kleinen süßen Aufheiterungen für den folgenden 4-Stunden-Marathon wappnen wollen. Immerhin ist dies die einzige Prüfung im Leben der Schüler, wo sie das Gefühl haben gemeinsam an einer Prüfung zu arbeiten. Aus der jahrelangen Antagonie Schüler – Lehrer wird im Abitur auf einmal eine Allianz. Zu zweit gegen das Zentralabitur. Daher schleichen sich die Kursleiter (also ich) während des Abiturs gerne heimlich in die Turnhalle, um sich zu überzeugen, wie gut die Abiturienten mit den Anforderungen der Aufgaben zurechtkommen. Man sieht ihnen über die Schulter, nimmt Augenkontakt auf, nickt ihnen aufmunternd zu oder steht einfach zuversichtlich in der Gegend rum und repräsentiert (meine Lieblingstätigkeit). Oder hört dem angestrengten Gekritzel von 120 Individuen zu, die in angespannter Ruhe schreiben, unterstreichen, nachrechnen, blättern oder notieren. Gelegentlich steht ein Schüler auf, um auf die Toilette zu gehen. Dafür wird das Prüfungsgeheft abgegeben, die Zeit des “Austritts” darauf vermerkt und auch in einer weiteren Liste eingetragen, bevor eine eigens abgestellte Lehrkraft die Leute den Gang zum WC begleitet. Regelmäßig. Immer wieder. Es ist wie eine kleine Choreographie, die sich im Minutentakt abspielt. Bürokratisch streng geregelt wie alles an diesem Tag: Anfang der Prüfung, Ende der Prüfung. Wer vorher abgibt, muss das Schulgelände sofort verlassen, um keine Informationen zum Abi auszuplappern. Gefeiert werden darf nur in einem eigens dafür ausgewiesenem Bereich – weit von den Augen von Passanten, die beim Anblick von Bierflaschen in Ohnmacht fallen könnten. Aber erst nachdem jedes Abitur abgegeben und einzeln durchgezählt wurde: Die Anzahl der Angaben, die Anzahl der Notizblätter, die Anzahl der Schülerbögen, die Anzahl an leeren Blättern. Alles. Erst dann bekommt man als Kursleiter feierlich seinen Stapel mit Arbeiten überreicht, auf dass die nächsten 16 Arbeitsstunden damit gesegnet seien.
    Tja, und da liegt er nun der Stapel. Ich bin mit der Erstkorrektur durch und eigentlich ganz zufrieden. Die Guten haben ihr Niveau gut gehalten und eigentlich genau die Note, die ich erwartet habe. Überraschung gab’s bei den Leuten, die im Schuljahr bei mir immer im Viererbereich waren. Durch die doch recht einfachen Themen war es ihnen in der Regel immer möglich, trotz sprachlicher Fehler inhaltlich immer so viel rauszuholen, dass sie sich in die Dreierriege katapultiert haben. Auch wenn es sich vom Lesen her nicht wie ein Dreier anfühlt. Aber who am I to judge? I’m just a teacher…
    Bad pun dog

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    Sag zum Abschied leise "Servus"…

    Tja, jetzt ist es soweit. Die DSGVO steht kurz bevor, und ich habe an dem Blog noch rein gar nichts gemacht. Nicht, weil es mir egal wäre. Sonst hätte ich nicht darüber geschrieben. Mich hat die Nachricht von den Neuerungen nur etwas unvermittelt erwischt. Und das mitten in einer Zeit, wo ich zwischen Abiturvorbereitung und -korrektur, Referendarsbetreuung, Entwicklung eines Medienkonzeptes, Arbeiten im Personalrat und als Vertrauenslehrer ohnehin kaum weiß, wo mir der Kopf steht. Ja, Datenschutz ist richtig und wichtig. Und ja, die DSGVO hat viele richtige Ansätze. Aber im Moment hab ich einfach keinen Kopf, um mich damit auseinanderzusetzen und meinen Blog entsprechend anzupassen. Ich brauche noch ein bisschen, um mich entsprechend zu wappnen.
    Deswegen sagt Herr Mess mal eben kurz servus und schaltet den Blog Ende Mai auf privat. Ich will erst ein bisschen abwarten, wie WordPress mit dieser Chose umgeht. Und ob und wie ich alles andere, was noch zu machen ist, selbständig umbiegen kann…

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  • Allgemeines,  Uncategorized

    Am Scheideweg: DSGVO

    Das kam ja gerade zur rechten Zeit. Knapp fünf Jahre nach meiner Blog Premiere tun sich erstmals Wolken auf. Das Thema #DSGVO schwirrt durch die Lande, und so langsam merkt man, was uns für ein tiefgreifender Wechsel bevorsteht. Nicht nur den großen Datenkraken. Eigentlich auch uns kleinen Bloggern.  Und das habe ich persönlich echt gründlich unterschätzt. Wer einen Blog ernsthaft und weiterhin richtlinienkonform betreiben will, kommt um große Nachbesserungen nicht herum. Gewisse Funktionen wie das Kommentieren von Beiträgen oder das Nutzen von Widgets, die auch meinen Blog zieren, sind künftig gar nicht mehr oder nur mit großen Einschränkungen möglich (die komplette Liste der zu erledigenden Aufgaben findet ihr hier). Und das bringt mich dann schon in eine gewisse Misslage.
    Der Blog hier ist seit nun mehr fünf Jahren Dreh- und Angelpunkt meines digitalen Lehrerschaffens. Hier fing  2013 alles an, hier habe ich berichtet, diskutiert, präsentiert, mich vernetzt mit all den tollen Leuten, die durch Deutschlands digitale Lande lehren. Das hat immer unglaublich großen Spaß gemacht. Mit den neuen Auflagen wird der allerdings ganz schön gedämpft. Nicht nur, dass durch die neuen Vorgaben der Austausch mit anderen auch über Plattformen wie Twitter, Instagram und ähnliche soziale Netzwerke empfindlich eingedost wird. Einige Vorgaben sind – nach dem aktuellen Stand – in der geforderten Form auf meinem wordpress.com-Blog gar nicht machbar. So wirklich wasserdicht wäre alles erst, wenn ich den Blog selbst hosten würde und damit volle Kontrolle über sämtliche Plug-Ins oder Widgets hätte. Aber lohnt sich das für mich überhaupt?
    Ich bin nicht (mehr) genau das, was man einen echten Power User nennt. Über die Jahre ist schon einiges an Content zusammengekommen. Aber ich poste lange nicht mehr so häufig wie früher – wenn es hinkommt, zwei Mal im Monat. Und wenn ich die ganzen Beiträge, die bis dahin angefallen sind, entsprechend an die neuen Vorgaben anpassen will, geht da bei fast 250 Beiträgen schon sehr viel Zeit drauf, die ich aktuell nicht habe bzw. nicht investieren möchte. Noch dazu müsste ich wohl einiges an Material aussortieren, da mit eigener Domain die Anonymität, mit der ich mir frisch alles von der Leber schreiben konnte, eigentlich komplett dahin ist. Was von meinen Artikeln letztlich übrig bliebe, wären nur die, in denen keinerlei Schulanekdoten zur Sprache kommen. Und damit bleiben praktisch nur noch die Technik-Beiträge übrig. Reicht das euch? Reicht das Herrn Mess?
    Ich bin aktuell total unsicher und habe derzeit keine Ahnung, wie ich Ende Mai weiter machen werde, wenn die DSGVO verbindlich in Kraft tritt. Vielleicht mache ich hier erst mal eine Pause und den Blog dicht. Oder ich wage einen Neustart und kloppe mein altes Ich ins Datennirwana. Oder vielleicht bin ich sogar komplett raus. Wäre zwar schade, aber bevor ich Gefahr laufe, von Anwälten oder sonstwem abgemahnt zu werden, weil ich als Laie irgendeine Lücke übersehen habe und unwissentlich Benutzerdaten übermittle, lasse ich lieber Finger von einem heißen Eisen, von dem ich als Hobby-Blogger einfach zu wenig verstehe.
    Wie macht ihr es denn, liebe Bloggerlehrer?

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  • Alltag,  blog,  Technik

    Beitragsparade der #edupnx

    Die Bildungspunks haben mal wieder zu einer Beitragsparade aufgerufen. Und ich folge dem Aufruf gerne, weil ich mich mit der Themenstellung selber schon auseinander gesetzt habe. Das Thema Twitter hat mich in den letzten fünf Jahren weiter gebracht als jede andere Fortbildung, die ich in der Zeit besucht habe. Der Input, den ich über vernetzte Lehreraccounts reinbekomme ist enorm. So enorm, dass man beizeiten sehr überwältigt ist und überhaupt keine Ahnung hat, wie man die digitale Informationsflut bewältigen soll. Und schnell weicht der anfänglichen Euphorie ein Gefühl der Ohnmacht. Um aus der wieder herauszufinden und Herr über das Chaos der Bits und Bytes auf Twitter wird, habe ich mir zwei Verfahren zunutze gemacht:

    • Kurze Tweets, Bilder, Statistiken oder ähnliches Material bei Twitter, das ohne Verlinkung auskommt und in sich schon erwähnenswert ist, speichere ich kurzerhand als Screenshot, die auf dem Smartphone in einem Standardverzeichnis abgelegt werden (bei mir – oh Wunder – \Screenshots). Dieses Verzeichnis ist über Dropsync und Dropbox mit dem Dienst Zapier synchronisiert, das mir jeden Screenshot, der neu in dem Verzeichnis landet, in ein vordefiniertes Notizbuch in Evernote kopiert. Quasi als Best-of-Twitter Verzeichnis, auf das ich von überall her über Evernote Zugriff habe. Schematisch sieht das Vorgehen ungefähr so aus (mehr dazu, und warum ich für diese Automatisierung nicht IFTTT nehme, lest ihr hier).


    • Tweets, die Links zu größeren Artikeln oder Videos haben, finden über einen anderen Umweg ihren Platz in Evernote: Nämlich über den bekannten Webclipper: Dieser ist darauf programmiert, beim Speichern von Seiten und Artikeln einen Großteil des webtypischen Firlefanz wegzulassen, sodass am Ende eigentlich nur der Fließtext mitsamt Bildmaterial zum Lesen übrig bleibt. Sieht damit fast schon wie eine Zeitung aus. Auch dieses Verzeichnis ist über Evernote ständig bei mir, sodass ich darin schmökern kann, wann immer ich Zeit und Lust habe.

      der Web Clipper von Evernote ist immer noch ein kleines, aber super nützliches Tool

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    Let's get digital, digital…

    Das Wort Digitalisierung und digitale Bildung wird uns Lehrern in letzter Zeit nur noch so um die Ohren gehauen. Und das nicht nur, weil unsereiner Twitterat ist. Auch in den traditionellen Medien wird regelmäßig auf das Thema Bezug genommen. Sogenannte Fachleute postulieren, wie digitale Bildung auszusehen habe. Ich sehe Interviews mit Managern, Politikern in ihren Endfünfzigern, die noch vor ein paar Jahren von der Gefährlichkeit von neuen Medien lamentiert haben. Alles scheint vergessen. Aber wie soll man es nun machen, diese Digitalisierung? Was braucht eine Schule dafür? Welches Equipment? Welche Medien? Welche Software? Was für Lehrpersonal? Das weiß keiner so genau. Deswegen sollen das die Lehrer (wieder) einfach mal selbst rausfinden. Und so wurden die bayerischen Schulen beauftragt, bis Ende des nächsten Schuljahres ein so genanntes Medienkonzept zu erstellen, in dem festgehalten werden soll, welche Medien im Unterricht genutzt werden (sollen), wie sie genutzt werden (sollen), wann sie genutzt werden (sollen), warum sie genutzt werden (sollen). Das ist per se wichtig und richtig. Unternehmen geben für eine sinnvolle digitale Strategie Unmengen an Geld für externe IT-Teams aus, um sich fit für die Zukunft zu machen. Nur haben wir die nicht. Weder die Unmengen an Geld noch externe IT-Teams. Daher wird an jeder Schule ein Team aus Lehrkräften bestimmt, das diese freudige Arbeit umsetzen darf – natürlich zum regulären Tagesgeschäft oben drauf. Zu den Mitstreitern im neu beschworenen Arbeitskreis finden sich eine Person aus dem Direktorat, der Systembetreuer und aus dem Kollegium ein medienaffiner Lehrer. Ihr ahnt es schon: Letzteres – sono io.
    Um die Lehrerschaft bei dieser Mammutaufgabe nicht komplett im Regen stehen zu lassen, werden wir regelmäßig zu Impulsfortbildungen geschickt, die uns mit der nötigen Theorie versorgen sollen. Wie wir sie am Ende umsetzen, bleibt uns überlassen. Und so pilgern wir an einem sonnigen Wintertag nach der Schule zu einer dreistündigen Fortbildung am Nachmittag an einem Münchner Vorortgymnasium, wo uns von Mitarbeitern des Ministeriums und medienpädagogisch-informationstechnischen Beratern – kurz MiBs – erklärt wird, was uns erwartet. Die Einladung ergeht – vorbildlich – über Mebis. Weniger cool: An der Schule, an der alle zusammenkommen sollen, um über neue Medien und Digitalisierung zu reden, existierten weder dafür nutzbare Endgeräte oder WLan. Wir werden im Vorhinein dazu aufgeordert ein Konvolut aus knapp 200 Seiten als ZIP-Datei herunterzuladen und mitzubringen. Wer kein Tablet nutzen kann, druckt es sich ganz einfach aus. Und tatsächlich: In den Reihen sieht man vereinzelt Leute, die diesen Packen auch wirklich in Papierform vor sich auf dem Schoß haben. Leute, die wohlgemerkt ausgesucht wurden, um neue Wege zu gehen. Neue Pfade zu betreten. Man will, aber auch wieder so richtig nicht.
    Die Fortbildung selbst bekommt schnell ein bisschen Ohrfeigencharakter. Zwar sind die Impulsvorträge, die wir bekommen, recht informativ und handeln von der Wichtigkeit der 4Ks und ihrer baldigen Verankerung im Lehrplan. Aber vieles bleibt einfach zu vage. Welche Geräte dürfen wir nutzen? Was ist mit Datenschutz, was geht da, was geht da nicht? Was ist mit BYOD, das Technik unkompliziert in die Klassenzimmer holt? Nichts. Stattdessen Statistiker darüber, bis wann wir welchen Schritt abgearbeitet haben müssen. Überhaupt fällt “Sie müssen” in diesen Stunden auffällig häufig. Und “Sie dürfen nicht”, gepaart mit “Es wird viel Arbeit sein”, “Sie werden gegen Windmühlen kämpfen” und “Wenn Sie für die digitale Arbeit und technische Geräte zusätzliche Mittel erwarten, die Stadt München hat dafür kein Geld.” Klar, dass sich im Publikum Widerstand regt. Die Leute sind mit einem gewissen Optimismus angetreten und schon nach einem Drittel der Zeit einfach nur genervt. Kein “schön, dass Sie sich bereit erklären” oder “Ihre Arbeit wird wichtig sein, um die Schule auf die Zukunft vorzubereiten.” Nichts.
    Die ersten Publikumsfragen werden gestellt. Der erste Widerstand. Für einige klingt es nach unbezahlter Mehrarbeit, was da zu machen sei, andere finden es geradezu paradox, über Monate ihre Schule auf einen neuen, digitalen Weg zu bringen, wenn für den dazu nötigen Ausbau angeblich kein Geld da ist. Die Referenten nehmen die Kritik wohlwollend auf und kontern mit: “Sie sind Beamte. Sie müssen das jetzt halt machen.” Punkt.
    Um die Stimmung zu lockern und den Leuten die Möglichkeit zur Kollaboration und Praxis zu ermöglichen, werden die Leute in guter alter Fishbowl-Manier in verschiedene Räume verteilt, in denen zu ausgewählten Fragen Infomaterial zu finden ist, das zum fachlichen Austausch führen (Wir diskutieren über Chancen und Probleme digitaler Technik im Unterricht) soll. Die Ergebnisse der Diskussionen soll man digital auf einem Padlet festhalten, das per QR-Code zugänglich ist. Aber auch hier macht uns die Praxis den Garaus. Denn der Neubau mit seinen dicken Wänden erlaubt keinerlei mobile Daten. Unsere Smartphones kommen nichts ins Netz. Nichts mit Padlet. Stattdessen werden wir gebeten, unsere Ergebnisse schriftlich festzuhalten und zuhause am PC in Padlet einzutragen. Doppelte Arbeit, die man ja eigentlich NICHT haben will. Die Szenen sind geradezu symbolisch für das Thema Digitalisierung, wie es im Moment in den Schulen gehandhabt wird: Irgendwie will man ja was auf den Weg bringen. Aber man kann nicht. Weil man selber noch nicht dahintergestiegen ist. Oder die Technik einfach nicht will. Oder gar nicht will. Oder kein Geld da ist. Und es ist so ermüdend…

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  • Allgemeines,  Unterricht

    Was fürs Herzerl: Zum International Day of Happiness

    Es sind die letzten Tage vor Ostern in der Schule. Die letzte Marge an Schulaufgaben ist geschrieben, die Kinder wie auch Lehrer geschafft von den Strapazen der letzten Wochen: Informationsveranstaltungen für die Eltern der kommenden Fünftklässler des nächsten Jahres, Generalproben für unser Frühlingskonzert, dann zwei abendliche Aufführungen und zuletzt der Tag der offenen Tür haben bei allen Tribut gefordert und zusammen mit der anhaltenden Grippewelle einigen gut an den Kraftreserven gesaugt. Wir können alle eine Pause gebrauchen. Und auf die freuen wir uns. Vor allem die Kinder. Denn am Dienstag vor den Ferien findet bei uns an der Schule die Osterhasenjagd statt. Schüler können ihren Freunden und Lehrern eine kleine Freude machen und ihnen gegen einen kleinen Obulus einen Schoko-Osterhasen mit einer persönlichen Widmung zukommen lassen. Wir Lehrer stehen der eigentlich gut gemeinten Aktion schon seit Jahren ein bisschen zwiespältig gegenüber, weil es dabei immer regelmäßig Ärger gibt. Zumindest für uns Klassleiter. Denn die Anzahl der Schokohasen, die jemand an diesem Tag erhält, geben einen Abbild des Klassengefüges wieder. Wer leer ausgeht, an den wurde ganz offensichtlich nicht gedacht. Und das ist für jedermann zu sehen. Aber wir ertragen das Procedere. Es ist ja nett gemeint. Und so laufe ich am Dienstag vor den Ferien in das Klassenzimmer meiner Kleinen ein, das von Gold- und Silberpapier nur so glitzert. Überall stehen die Häschen, die die Schüler natürlich dekorativ direkt vor sich auf den Tisch gestellt haben. Immerhin will man ja zeigen, was man (bekommen) hat. Nur der kleine Tim in der ersten Reihe ist komplett leer ausgegangen. Er ist ein bisschen eigen und der Klasse deswegen ein bisschen unheimlich. Er ist derjenige, der seine Stifte mal nach Farbe, mal nach Größe ordnet, seinem Sitznachbarn mit einem Rotstift den Rand im Heft nachzieht, um ihm anzuzeigen, dass man hier nicht mehr schreiben darf; oder Klassenkameraden darauf hinweist, wenn der Stuhl nicht richtig rangeschoben ist und den Tafeldienst für schlampiges Arbeiten kritisiert. In 30 Jahren wäre Tim ein fantastischer Bürokrat und Beamter. Aber in diesem Jahr ist er halt einfach Tim. Der am heutigen Tag ohne Osterhasen nach Hause geht. Aber das macht ihm nichts aus. So sagt er zumindest. Dass er vor Stundenbeginn bei mir deswegen extra ans Pult tritt, um mir das zu erklären, beweist leider das Gegenteil. “Alle haben einen Osterhasen bekommen, nur ich nicht. Aber das macht nichts”, erzählt er mir mit einem unsicheren Lächeln im Gesicht, den Blick aber starr durch mich durchgerichtet. Als ich versuche, mit ihm Augenkontakt aufzunehmen, dreht er sich hastig weg und verschwindet mit einem “wie immer halt” an seinen Platz. Er ist dieses kleine Sätzchen, das mir das Herz zerreißt. Und das so, dass ich in der nächsten Stunde das mit meinem Latein-Oberstufenkurs bespreche. Die kennen mich seit nunmehr sieben Jahren und genießen deswegen das Privileg, dass ich ihnen ab und zu auch einfach mein Herz ausschütten kann. Und die sind von der Aussage des kleinen Tims mindestens genau so betroffen wie ich. Vor allem Maria aus der zweiten Reihe, die in der SMV seit Jahren tätig ist und nun auch einmal hautnah mitbekommt, was eine so gut gemeinte Aktion von ihnen eigentlich anrichten kann.
    Lisa, ihre Sitznachbarin, ist schon ganz am Boden zerstört. “Ist das traurig. Man müsste ihm allein dafür schon einen Hasen schenken.” Da stutzen wir alle. Warum eigentlich nicht? In Windeseile ist eine Spitzenaktion ins Leben gerufen: Wir verschaffen uns über Maria Zugang zum SMV-Zimmer, um die Widmungszettel zu holen, die auf jedem Osterhasen angebracht sind, ich spendiere aus dem Lehrerzimmer einen meiner drei Schokohasen, die ich geschenkt bekommen habe, und wir unterschreiben auf dem Zettel für den kleinen Tim. Alle 15 Kursteilnehmer. Ich bin ganz gerührt, wie völlig selbstverständlich das für meine Oberstufe ist. Da reift eine ganz wunderbare Generation heran. Und natürlich auch ein hervorragender Bürokrat und Beamter, der morgen nun doch einen Schokohasen auf seinem Platz vorfinden wird 🙂

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