Letzte Stunde mit meiner fĂŒnften Klasse vor den Ferien. Und am Ende prangt am Whiteboard ein gemalter, breit grinsender Weihnachtskot. Wie es dazu kam, fragt einfach nicht. đ Aber irgendwie fasst er das Jahr gut zusammen. Es ging einiges schief 2023. Das Wort “Krise” hing dick ĂŒber den Monaten. Egal, wohin man sah. Energiekrise, Ukrainekrise, Regierungskrise, Immobilienkrise, Bildungskrise, Inflationskrise. Dazu dann noch ein paar handfeste Skandale in den politischen Reihen, Kommunikationsprobleme mit unserem SachaufwandstrĂ€ger und anderen Stellen, und fertig ist ein explosives Gemisch, das eigentlich nur einen Schluss zulĂ€sst: 2023 kann weg.
Zum GlĂŒck gab’s auch die kleinen Erfolgsmomente, die man nie vergessen soll: Privat ist alles paletti. Alle sind gesund und wohlauf, ich bin in eine tolle neue Umgebung gezogen. Auch die Arbeit macht SpaĂ. Es knirschte dieses Jahr gefĂŒhlt deutlich mehr im GebĂ€lk als die Jahre vorher, aber das liegt vorrangig an den Ă€uĂeren UmstĂ€nden und festgefahrenen Strukturen, an denen wir uns immer wieder reiben, anstatt endlich mal einen Weg raus zu finden. Aber die Arbeit mit den Klassen macht SpaĂ, die Systembetreuung ist anstregend, doch erfĂŒllend, und die Stelle beim ISB fĂŒhlt sich immer noch sehr inspirierend an und bietet mir eine Mini-Möglichkeit zum wöchentlichen Eskapismus. Also von daher jede Menge GrĂŒnde zum Freuen und Lachen. Wie der Weihnachtskot. Aber geschafft bin ich. Es war wirklich gut was los. Und die Ferien sind wohlverdient – und zum GlĂŒck weitgehend frei von Korrekturen. Erholt euch! Ich tu’s ganz sicher!
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Es ist keine drei Monate her, dass ordentlich Trubel in die Online-Lehrerschaft kam. Grund waren diverse Artikel, nach denen die social media Plattform Bluesky das neue El Dorado des virtuellen Kollegiums werden sollte. Mastodon als neues Reich fĂŒr die Massen sei gescheitert, hieĂ es. See you in blue heaven!
Neu im Ring?
Jetzt geht seit Tagen der nĂ€chste Hype um. Threads ist da und der heiĂe Reis. Dabei ist er fast schon wieder ein alter Hut: Android-Besitzer konnten bereits im Sommer die App aus Google-fremden Stores herunterladen und nutzen. Zumindest passiv. Mehr als Lesen ging nicht. Aufgrund von EU-Richtlinien war Threads nĂ€mlich zu der Zeit noch nicht nutzbar. Early adopters sahen sich daher relativ schnell abgestoĂen, weil es auf der Plattform schlichtweg nichts zu machen gab.
Seit Mitte Dezember ist das nun anders, und auch EuropÀer kommen in den Genuss eines weiteren social media-Giganten, der die Nachfolge um das zerschlagene Twitter-Imperium antreten will. Und die Chancen dazu stehen gar nicht mal so schlecht, wie man in einer Umfrage von Björn Nolte nachliest.
FĂŒr mich persönlich unbegreiflich, dass Leute schon wieder nach einem Quartal bereit sind einen Umzug auf die nĂ€chste Plattform zu erwĂ€gen. Digitales Nomadentum als Dauerzustand. Oh weh!
Threads ist da – alles neu?
Was macht Threads anders? Im ersten Moment gar nichts. Vielmehr vereint es Features von anderen Microblogging-Diensten, die man schon kennt: Die Plattform ist zentral organisiert wie Bluesky, erlaubt problemloses Einbinden von Medien aller Art wie Twitter, schluckt Nachrichten mit maximal 500 Zeichen wie Mastodon. Die volle Feature-Liste hat Bob Blume dankenswerterweise hier niedergeschrieben.
Aber wieder hockt ein Datenkrake dahinter. Der Mann hinter Facebook, dessen Plattform schon seit Jahren wegen mangelhafter Moderation und ruppigem Umgangston in der Kritik steht, wird als Innovator und Messias bejubelt, als sei nie etwas vorgefallen. Klar, die Möglichkeit seine Kontakte aus Instagram einfach mit in Threads umzuziehen klingt praktisch. Aber haben diese Leute diesem Schritt jemals zugestimmt? Ich bin in Threads automatisch mit Leuten aus Instagram befreundet, ob sie bzw. ich wollen oder nicht. Da ich noch den Account vom Sommer habe, gehen bei mir jetzt seit Tagen die FreundschaftsbestÀtigungen ein, ohne dass ich irgendwas getan habe. Ein bisschen schrÀg ist das schon.
Faden verloren? Ich: ja
Und ermĂŒdend. Nicht nur fĂŒr mich. Auch in den USA ist die Anfangshysterie verebbt. Threads verliert stetig aktive User. Wohin die schon wieder abgewandert sind, weiĂ der Himmel. Ich bin jedenfalls nicht bereit, schon wieder umzusteigen. Innerhalb eines Jahres bin ich von Twitter nach Mastodon und von dort irgendwann parallel auf Bluesky. Eine dritte Plattform fĂŒr ein PLN find ich zuviel. Das bekomme ich kognitiv nicht mehr auf die Kette. Toll wĂ€re irgendwann mal ein Programm, das mehrere Accounts auf unterschiedlichen Plattformen parallel handelt und zu einer Timeline vereint. So etwas gab es in den 2000ern mit den Messenger-Diensten. Trillian hieĂ das Ding damals, das ICQ, IRC und AOL Messenger vereint hat. Vielleicht wĂ€re es mal an der Zeit, dass wir sowas auch fĂŒr social media ersinnen. Ansonsten zerfasert das alles vollends.
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Letztes Wochenende kam er dann… der Schnee. Genau richtig zum 1. Dezember und wie fĂŒr die Vorweihnachtszeit bestellt, staubten uns hier im SĂŒden Schneewolken bis unter die Nasenspitze ein… Naja, nicht ganz. Aber knapp 40 cm waren es zweifellos. In MĂŒnchen brach daraufhin das blanke Chaos aus. Ausgerechnet am ersten Adventswochenende kollabierte der Nahverkehr komplett: Es fuhr keine S-Bahn, keine Tram, kein Bus. Und das nicht nur fĂŒr einen Tag. Bis Mitte der Woche ging vielerorts ĂŒberhaupt nichts. Meine alte Heimat in Hadern war noch Montag so zugeschneit, dass man mit einem Auto nicht durch die StraĂen kam. Als dann Donnerstag letztlich auch noch gestreikt wurde, nahm man das eigentlich eher stoisch als eine VerlĂ€ngerung des ohnehin schon vorhandenen Stillstandes wahr und zuckte gelassen die Schultern. So blieb einem nichts anderes ĂŒbrig, als entweder zuhause zu bleiben oder sich das Schneetreiben an der frischen Luft anzusehen. Was ich auch tat. So fleiĂig wie letztes Wochenende bin ich noch nie um den Block gelaufen. WeihnachtsmĂ€rkte sei Dank hat sich das auch gelohnt, und man bekam eine kleine Prise Vorweihnachtszauber ab… Bis die Schule wieder losging.
Die Vorweihnachtszeit ist schon seit ich denken kann fĂŒr mich eine Unruhezeit gewesen. Auch als SchĂŒler ging fĂŒr mich Weihnachten erst immer los, wenn die letzte unangenehme Schulaufgabe geschrieben war (in der Regel war das immer Mathematik, das um den 18.12. stattfand). Ich hab daraus gelernt und bemĂŒhe mich, den Dezember fĂŒr meine Klassen von ĂŒberbordendem Stress freizuhalten. Dieses Jahr gelingt mir das tatsĂ€chlich, so wie es aussieht. Zumindest fĂŒr die Kinder. Ich selbst empfinde die letzten Wochen des Jahres auch dieses Mal wieder als unangenehm: Viele Termine, viele Konferenzen, Weihnachtsfeiern, Weihnachtsbasar, dazu stĂ€ndiges Gefordertsein als Systembetreuer oder Klassleiter, weil entweder die Technik unter den stĂ€ndigen PrĂ€sentationen irgendwann mal zusammenbricht oder die Klassengemeinschaften. Oben drauf dann auch noch eine Kette von unangenehmen MissverstĂ€ndnissen und Kommunikationsfehlern, und man erhĂ€lt eine Mischung, bei der man sich nur noch die Decke ĂŒber den Kopf ziehen möchte. Aber Schwamm drĂŒber, Krönchen richten, weitermachen…
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“Haben Sie etwa ein rosarotes Hemd an!?” Die Empörung in der Stimme ist deutlich zu hören. Und am Gesichtsausdruck des FĂŒnftklĂ€sslers, zu der sie gehört, auch zu sehen: Die Augen sind geweitet, der Mund steht offen. Es ist klar: Hier steht meine AutoritĂ€t auf dem Spiel. Wenn ich das versaue, ist es um mich geschehen. Also gehe ich in die Offensive. BuchstĂ€blich.
Ich mache ein paar entschiedene Schritte auf den laufenden Meter zu, schaue ihm direkt in die Augen und mache ihm klar, dass es sich hier nicht um Rosa handelt, sondern um Apricot. Das hilft im ersten Moment allerdings nur bedingt bei der Deeskalation. “Apricot ist doch keine Farbe!” erwidert der FĂŒnftklĂ€ssler empört und legt seine Stirn in Runzeln. NatĂŒrlich ist es eine Farbe, sage ich, und das Hemd ist der Beweis. Hinter der gerunzelten Stirn beginnt es zu arbeiten. Aber ich bin noch nicht vom Haken. Das Misstrauen ist noch nicht gewichen. Es folgt der Endgegner: “Ist Lehrersein nicht langweilig?”, will er wissen. “Sie unterrichten doch stĂ€ndig Sachen, die Sie sowieso schon wissen.” Ăberhaupt nicht, erwidere ich. Ich hab ja tĂ€glich mit so coolen Typen wie dir zu tun. Damit wird es nie langweilig.
Die gerunzelte Stirn entspannt sich. Und im Gesicht erscheint ein breites LĂ€cheln. Der hat gesessen – und zwar im positiven Sinne. Test bestanden.
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Herr Rau hat’s in den Lehrerblogs vorgemacht, Kubiwahn folgte. Und ich hab seinen indirekten Sprechakt verstanden und mach mit. Alleine, weil es klingt wie eine kleine Reminiszenz an die Blogstöckchen, die es dareinst mal gab. Das Thema sind Standard-Apps, mit denen man so seinen Alltag bewĂ€ltigt. Das Format geistert schon eine ganze Weile in der Blogging-Landschaft umher. Warum also nicht mals wieder ein Blogstöckchen aufheben und dran teilnehmen?
So here we go…
Reihum in der Blogger-/Indieweb-Riege â eine Liste von Apps, die man im Alltag fĂŒr definierte Aufgaben nutzt.
đš Mail: Thunderbird zu Hause in der Schule, Outlook fĂŒr die Systembetreuung đ Notes: Evernote, Squid, seltener Lecture Notes â To-Do: Evernote đ· Android Camera app: Camera app, Camera MX đŠ Photo Management: keine Zeit dazu, alles bleibt in der Galerie oder in Ordner auf Festplatten đ Calendar: Apple Calendar, der ĂŒber Lightning mit Thunderbird synchronisiert ist đ Cloud File Storage: OneDrive, Dropbox, ByCS Drive (beim Austesten, ich bin allerdings noch etwas vorsichtig) đ RSS: Feedly, Palabre đđ»ââïž Contacts: Android Contacts synced đââïž Browser: Firefox und Edge zuhause, Edge in der Schule, kein Firefox, weil die SchulgerĂ€te eine alte Version installiert haben, die gerne mal Fehler produzieren. đŹ Chat: Signal, Threema, Whatsapp, ByCS Messenger đŁSocial Media: Twitter, Mastodon, BlueSky, Instagram, Discord đ Bookmarks: nutze ich tatsĂ€chlich kaum, nutze meist Webclipper von Evernote đ Read it Later: Webclipper in Evernote đ Word Processing: Microsoft Word, LibreOffice Writer, ByCS Office Writer đ Spreadsheets: Microsoft Excel đ Presentations: Microsoft Powerpoint, Prezi, Canva đ Shopping List: Evernote đŽ Meal Planning: Leute machen tatsĂ€chlich sowas? đ° Budgeting and Personal Finance: Ein Blatt Papier đ° News: diverse Nachrichten Seiten, die ĂŒber BlueSky und Mastodon abgezapft werden. đ” Music: Spotify, iTunes mit Rocket Player und isyncr đïž Podcasts: Spotify, frĂŒher Acast đ Password Management: Mein Kopf
Vielleicht fĂŒhlt sich auch jemand inspiriert mitzumachen đBestenfalls lernt man ein paar neue Standard-Apps voneinander…
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Dieser Tage geht die Woche der Lehrergesundheit zu Ende. Nichts davon gehört? Dann sind Sie nicht alleine. Eine kleine Umfrage, die ich dieser Tage zu dem Thema auf Mastodon gestellt hatte, fĂŒhrte zu einem ganz Ă€hnlichen Ergebnis.
Kaum jemand nahm von dem Angebot Notiz – oder wusste gar nichts davon. Fast wĂ€re ich einer davon gewesen. Ich wurde lediglich darauf aufmerksam, weil ein riesiges Werbeposter bei uns in der LehrerkĂŒche hing und eine Fortbildung darin angeboten wurde, aus der ich schon zweimal rausgeflogen war. Und so fand ich mich am Donnerstag in einer Veranstaltung zu Stimmbildung wieder. Ein toller Tag mit vielen Einblicken und wichtigen Erkenntnissen.
Verstimmung?
Ăber Indifferenz-Tonlagen, die emotionale Kraft einer Stimme, die ĂŒber Erfolg und Scheitern einer Stunde oder eines ganzen Klassenklimas entscheiden kann. Dazu kamen Selbstreflexionen ĂŒber die eigene Stimmlage und Körperspannung sowohl in Theorie als auch Praxis. Am Ende folgten Auswertungen unserer StimmprĂ€senz aus Videoaufnahmen, die wir voneinander anfertigt hatten und anschlieĂend gegenseitig evaluierten. Mit super interessanten Einsichten! Es ist riesig, wie viel man man dabei ĂŒber sich selbst lernt. Und wie selten man im Alltag tatsĂ€chlich mal dazu kommt, innezuhalten und solche substanziellen Fertigkeiten bei sich unter die Lupe zu nehmen. Bei mir war es tatsĂ€chlich das erste Mal seit meinem Referendariat. Damals saĂ eine Stimmbildnerin eine Stunde in meinem Unterricht und gab mir im Anschluss fĂŒr zwei Minuten Tipps fĂŒr eine geölte Stimme. Aber wirklich fundiert war das nicht. Schade eigentlich, denn – auch das habe ich jĂŒngst gelernt – LehrkrĂ€fte machen tatsĂ€chlich die bei weitem gröĂte Gruppe der Berufssprecher auch; weit vor Schauspielern oder Nachrichtensprechern. Nur sind wir im Gegensatz zu ihnen die einzigen, die keinerlei Stimmausbildung erhalten – mit fatalen Folgen. SchĂ€tzungsweise 30 Millionen Euro geben Krankenkassen im Jahr fĂŒr Therapien bei LehrkrĂ€ften aus, denen die Stimme versagt. Umso wichtiger ist es daher, zu haushalten und auf sich selbst zu achten. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. FĂŒr mich war das die erste Fortbildung in meinen Dienstjahren, in denen ich explizit etwas fĂŒr mich machen durfte. Und das habe ich sehr genossen. Macht man viel zu selten. Lehrergesundheit hat man letztlich auch ein bisschen selbst in der Hand.
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Es wird im Kinosaal totenstill, als plötzlich die Skyline der MĂŒnchner Innenstadt auf der Leinwand erscheint. Altbekannte Musik erfĂŒllt den Raum, und aus einem Dachfenster klettert ein rothaariger Wicht in Richtung Titelscreen, begleitet von der kultigen gelben Jugendstil – Schrift. Ganz wie damals 1982 . Der Pumuckl ist wieder da.
Pumuckl: Ein groĂes StĂŒck Kindheit
Die Geschichten um den kleinen Kobold sind fĂŒr mich frĂŒheste Kindheitserinnerungen (noch lange vor den 3 ???). Ich bin mit den Schallplatten aufgewachsen, auf denen noch Alfred Pongratz den Meister Eder sprach. Die ruhige Sprechstimme des ErzĂ€hlers August Riehl ist bei mir auf ewig in die Gehirnwindungen gebrannt, und auch heute reiĂt es mich, wenn seine Stimme unvermittelt in alten BeitrĂ€gen des bayerischen Rundfunks auftaucht. Das gilt natĂŒrlich auch fĂŒr Pumuckl selbst. Keine Folge bleibt ignoriert, wenn sie mal wieder im Fernsehen lĂ€uft. Vorbeizappen ist nicht möglich, ich bleibe immer wieder dran kleben und freue mich wie ein kleines Kind ĂŒber das unvorhergesehene Wiedersehen mit den alten Bekannten. Sie alle spielen und leben in einem MĂŒnchen, das ich aus meiner Kindheit kenne und liebgewonnen habe:
Die Charaktere umweht der berĂŒhmte oberbayerische Grundgrant, aber jeder ist durch und durch herzlich und ehrlich. Sie alle sprechen Dialekt, den man so in der Landeshauptstadt nur noch an wenigen Ecken hört, leben und arbeiten in HĂ€usern und Wohnungen, die es so nicht mehr gibt. In schmutzigen Altbauten mit knarzenden Holzdielen, mit Drehlichtschaltern, scheuĂlichen Blumentapeten. In den verrauchten WirtshĂ€usern, in denen der Schreinermeister und seine Freunde immer ihr Sauerkraut futtern, sitzen heute die hippen Zugroasten in Markenklamotten und sĂŒffeln ihren Afterwork-Spritz fĂŒr 9,20 Euro. Das MĂŒnchen der Serie ist ein anderes als heute… aber auch wieder nicht. Denn viele Drehorte gibt es immer noch. Den Kabelsteg ĂŒber den Isar-Kanal zum Beispiel, auf dem der Diener Jakob Herrn “Ederer” begrĂŒĂt. Oder den Tierpark Hellabrunn, wo Pumuckl im MeerschweinchenkĂ€fig traumatische Stunden durchlebt. St. Lukas, die berĂŒhmte Kirche aus dem Vorspann, die bei mir seit jeher als Pumuckl-Kirche bekannt ist, steht noch. Nur die Werkstatt vom Meister Eder – die gibt’s nicht mehr.
Die harte RealitÀt
Die wurde Mitte der Achtziger in der WidenmayerstraĂe abgerissen, als die Dreharbeiten abgeschlossen waren. Und damit war auch die Fernsehserie begraben; erst recht nach dem Tod von Meister Eder-Darsteller Gustly Bayrhammer, der 1993 an einem Herzinfarkt verstarb. Er hatte der Serie mit seinem Schauspiel zu Kultstatus verholfen. Ohne ihn fehlte Pumuckl die Lebensgrundlage. Er war der ruhende Gegenpol des immer zappeligen Kobolds gewesen, der mit geradezu stoischem Wesen dem Klabauternachfahren (und natĂŒrlich dem kindlichen Publikum) immer wieder die Welt erklĂ€rte. Bestrebungen, aus dem Stoff etwas Neues zu machen, gab es dennoch:
Mehrere Spielfilme wurden produziert, eine neue Serie, die auf einem Schiff spielt. Pumuckls menschlicher Gegenpart waren nun Schiffsköche oder Verwandte von Meister Eder. Aber es war einfach nicht dasselbe. Die Originalserie blieb unerreicht, eine StĂŒck MĂŒnchner Stadt- und Kulturgeschichte der frĂŒhen 80er Jahre. Ein irgendwie zeitloses Juwel fĂŒr meine Generation, entkoppelt vom poppigen Zeitgeist, den man dieser Dekade immer wieder nachsagt.
Heimkehr?
Und dann kommt ĂŒber 40 Jahre spĂ€ter auf einmal eine neue Serie daher, die sich zum Nachfolger deklariert. FĂŒr mich völlig unerwartet. Und dann auch noch von einem Privatsender produziert, der mit MĂŒnchen so gar nichts am Hut hat. Dazu auch noch die AnkĂŒndigung, dass man Hans Clarins Stimme mit Hilfe von KI wiederbelebt und einem mittlerweile computeranimierten Pumuckl in den Mund gelegt hat. Das klingt alles ein bisschen abgefahren. Eine Spur zu modern fĂŒr die Nachfolge einer Serie, in der die Filmtricks immer so putzig durchschaubar waren; in der man selbst als Kind die unsichtbaren SchnĂŒre sehen konnte, an denen SchlĂŒssel und andere Objekte wie von Geisterhand durch den Raum schwebten.
Aber dann kommt wenige Minuten nach Filmbeginn diese eine Kameraeinstellung, wie man sie seit 1982 aus der Serien kennt: Die Perspektive ist erhöht und filmt von rechts in den Hinterhof hinunter, mit der Schreinerei Franz Eder im Zentrum. Sie eröffnet und beschlieĂt fast jede Folge in der Original-Serie, bietet so seit ĂŒber 40 Jahren fĂŒr 25 Minuten eine BĂŒhne fĂŒr ein kleines StĂŒck Koboldsanarchie. Jedes Mal. Wie ein Ritual. Es ist ein bisschen wie Nach-Hause-Kommen.
Ich spĂŒre den ersten KloĂ im Hals, als die Kamera die Schreinerei von innen filmt. Gleich neben der TĂŒr hĂ€ngt das schiefe Medizinschrankerl an der Wand genauso wie damals, links auf der Bank das berĂŒhmte dunkelblaue Pumuckl-Bett mitsamt Schiffsschaukel, hinten im Raum steht der kleine Ofen, mit dem die heizungslose Schreinerei betrieben wurde. Holzlatten fliegen wieder wie von Geisterhand um. Farbdosen und Kannen rutschen aus Regalen. Irgendwie immer noch genauso liebenswert unperfekt in Szene gesetzt wie damals. Das wĂŒrde heute mit Computertechnik definitiv eindrucksvoller gehen. Aber das ist eine Pumuckl-Folge. Die braucht kein effektheischendes CGI. AuĂer fĂŒr den Kobold selbst.
Als der zum ersten Mal auf der Leinwand erscheint (ĂŒbrigens wieder nach Kontakt mit einem Leimtopf), ist der groĂe Moment da, auf den groĂe Kinder wie ich seit Jahrzehnten gewartet haben. Fast symbolisch hat er dem Zuschauer den RĂŒcken zugewandt und zittert, als hĂ€tte er Angst, sich wieder zu zeigen und die Erwartungen an seine Fans nicht zu erfĂŒllen. Dann dreht er sich um. Macht zum ersten Mal den Mund auf. Und mir kommen die TrĂ€nen.
Neubeginn oder Kopie?
Es ist echt wie damals. Gut, die Animationen des Kobolds sind einen Hauch flĂŒssiger, der Stimme fehlt ein bisschen die ExplositivitĂ€t eines Hans Clarin aus Fleisch und Blut. Aber was da technisch auf die Beine gestellt wurde, ist der Wahnsinn. FĂŒr mich ist der neue Pumuckl die erste echte KI-Begegnung im FilmgeschĂ€ft, die ĂŒber ein bisschen Technikspielerei hinausgeht. Und wenn das einen Altphilologen im Kinosaal unter lauter Kleinkindern zum Weinen bringt, dann hat das echt Potenzial. Es wird nicht das letzte Mal bleiben.
Die nĂ€chsten 80 Minuten sind gespickt mit liebevollen Anspielungen an das Original: BerĂŒhmte Musikthemen klingen in vielen Szenen wieder durch – vor allem am Grab von Meister Eder, wo mehrmals berĂŒhmte Melodien im Hintergrund anzitiert werden. Viele SchauplĂ€tze und Themen kommen wieder:Verstecke im Kohlenkeller, Bewerfen von Erwachsenen mit Schnee… Ă€h… Wasserbomben, irrtĂŒmliche Beschuldigung von Kindern, schlechtes Gewissen beim Kobold und wie immer Wiedergutmachung. Ein Eder, den man aufgrund seiner scheinbaren SelbstgesprĂ€che wieder mal fĂŒr verrĂŒckt hĂ€lt – und der es zĂ€hneknirschend ertrĂ€gt. Man kennt das alles. Aber es ist charmant abgeĂ€ndert. Immer eine Reminiszenz, niemals plumpe Kopie. Dazu schauen noch altbekannte Gesichter in den Folgen vorbei.
Ilse Neubauer spielte damals die Frau des Hausmeisters, der beim Schneeschippen immer sein berĂŒhmtes Liedchen vom Neid in den TĂ€lern anstimmte. Nun sperrt sie den Erben der Werkstatt die alte WirkungsstĂ€tte des Schreiners auf, wurschtelt gedankenverloren an den Geranien vor der Werkstatt herum, als sie Eders Neffen ĂŒber die letzten Jahrzehnte vor Ort erzĂ€hlt: “Ihr Onkel war ein feiner Mann. So etwas gibt’s heute gar nicht mehr. Und jetzt ist er gestorben. Erst er, dann der Bernbacher, der Schmidt und mein Mann. Jetzt bin nur noch ich da.” Sie schaut traurig und wehmĂŒtig ins Leere. In Gedanken an eine unbeschwerte Zeit, die schon viele Jahre hinter ihr liegt. Hinter uns. Unwiederbringlinch. So dachten wir zumindest. Dass sie dank moderner Technik jetzt noch einmal fĂŒr uns aufflammen darf, ist ein echtes Geschenk
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Ich wollte ja eigentlich nicht mehr so viel ĂŒber Politik schreiben, weil es echt immer eine gewisse ReibungsflĂ€che bietet, aber nach einer recht schlaflosen Nacht mach ich’s einfach. Ist ja auch mein Blog. Also Ă€tsch!
Die Landtagswahl in Bayern war ĂŒber die letzten Wochen und Monate eine sehr schmutzige Angelegenheit. Es wurde mehr als gepoltert. Es wurde geschimpft, geschrien, aufeinander rumgehackt und mit bislang ungekannter Polemik aufeinander eingedroschen. Dazu noch ein paar ehemaligen Tabu-Themen, eine Nazi-Flugblatt-AffĂ€re mit echt grenzwertiger AufklĂ€rung, und wir haben den Salat. “Ich habe echt Angst vor den Wahlen im Osten” ist einer der SĂ€tze, der heute im Lehrerzimmer mit Abstand am meisten fiel. Gleich nach “Ich verstehe es nicht.” Ich bin einer davon.
Ich bin in den 90er Jahren aufgewachsen. ich kenne die Bilder von brennenden Asylantenheimen in Rostock und den geifernden Massen, die begeistert den Flammen zujohlen und die Toten mit HitlergruĂ quittierten. Die verkohlten Ruinen von Solingen und die Bilder der verbrannten Bewohner. Die Berichte ĂŒber Skinheads, die auf den StraĂen so mancher Stadt nachts Jagd auf AuslĂ€nder machten. Dass diese dĂŒstere Zeit der damals noch blutjungen, wieder vereinigte Bundesrepublik einen nicht unbeachtlichen Teil der Gesellschaft auf einmal wieder vertretbar ist, ist mir unbegreiflich. Und als Lehrkraft stelle ich mir schon die Frage, wozu wir in den Schulen Konzepte wie Inklusion und Integration umsetzen, weshalb Programme wie “Schule ohne Rassismus” oder alljĂ€hrlich verpflichtende Besuche von KZ-GedenkstĂ€tten organisieren, wenn das Gegenteil fĂŒr mehr und mehr Leute in Ordnung geht. Auch in der Politik, die uns vormacht, wie es geht. Laut sein. BrĂŒllen. Diskreditieren. Eintreten. Ausgrenzen.Â
Es brennt. Vorerst metaphorisch.
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Auch dieses Jahr bin ich wieder im Team eines ISB-Arbeitskreises aktiv. Und gleich zu Beginn des Schuljahres fĂŒhrt es mich genau deshalb zu einem Intensivtreffen an die Akademie fĂŒr Lehrerbildung im beschaulichen Dillingen an der Donau. Bei Kaiserwetter brĂŒteten wir in unserer kleinen Enklave ĂŒber Projekten zu den neuen Möglichkeiten der BayernCloud Schule, die aktuell bayernweit ausgerollt wird. Das taten wir auch schon vor zwei Jahren in Dillingen. Aber dieses Mal konnten wir komplett im System arbeiten, ĂŒber das wir seit Monaten schreiben: Desiderate freilegen, ordnen, verteilen, organisieren, kollaborativ schreiben, redigieren, hochladen, bebildern – all das haben wir direkt in Mebis und ByCS Drive erledigt – ganz anders als noch vor ein paar Monaten, als wir noch auf Ersatzlösungen wie NextCloud angewiesen waren, weil die BayernCloud Schule noch an Kinderkrankheiten litt. Jetzt lĂ€uft es flĂŒssig und von ein paar Ausnahmen abgesehen problemlos.
So macht das Arbeiten irre SpaĂ – was aber auch an dem Team liegt: ein hochmotivierter Haufen an kompetenten LehrkrĂ€ften, die offen fĂŒr Neues sind. Und fleiĂig noch dazu. Das Arbeitstempo ist hoch und intensiv. Jeder arbeitet mit mindestens zwei Rechnern in mehreren Browsern gleichzeitig eingeloggt in ByCS und probiert Einstellungen in den verschiedensten Rollenkonstellationen: Wie verhĂ€lt sich das Kanban-Board, wenn man Lehrer ist? Was Ă€ndert sich als SchĂŒler? Was als Autor? Mal probiert man die AktivitĂ€ten als Lehrkraft seiner eigenen Schule aus. Mal als ISB-Mitarbeiter. Welche Dateiendungen schluckt die ByCS-Cloud problemlos? Welche Dateiendungen bieten Vorschauansichten an? Geht Kollaboration in sĂ€mtlichen Produkten? Geht es auch in Markdown-Dokumenten? In Tabellen?
So geht es mehrere Stunden, ja Tage. Die Arbeit ist durch die Bank intensiv, aber hochspannend. Dementsprechend geschafft begehen wir den Feierabend – aber vergnĂŒgt und mit einer gewissen Genugtuung an. Mit einem groĂen LĂ€cheln im Gesicht. Ich liebe dieses Team!
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Ich werde stinksauer bei sowas, denn das bedeutet wieder, dass ich mit meinen Medienwarten durch die Klassenzimmer tingeln darf, um Chaos zu ordnen, das angebliche Profis hinterlassen haben. Die Stunden, die uns das kostet, könnte man weitaus besser nutzen. Den Schuldigen aufsuchen ist zwecklos, denn wir bekommen nicht gesagt, wer in den Ferien was wo gemacht hat. So ist der Start in ein neues Schuljahr fĂŒr mich als Systembetreuer immer ein bisschen wie eine WundertĂŒte mit unbekanntem Inhalt…
Zum GlĂŒck haben wir schönstes SpĂ€tsommerwetter, das den Ărger etwas verfliegen lĂ€sst. Und es ist just heute Anstich am Oktoberfest. Die Stadt wird in den nĂ€chsten Wochen ergo wieder aus alles NĂ€hten platzen – vor allem, nachdem die Wiesn in den letzten Jahren mehrmals ins Wasser gefallen ist. Zweimal wegen Corona, und dann einmal buchstĂ€blich, weil es nur geregnet hat. Entsprechend ausgehungert sind die Leute nach dem Spektakel. Ich werd mich bestimmt auch das eine oder andere Mal aufraffen. Aber ich bin definitiv kein ausgemachter Fan vom Oktoberfest. Als gebĂŒrtiger MĂŒnchner versteht man den Hype um die Veranstaltung ohnehin kaum. FĂŒr uns ist es halt ein Volksfest. Und ein sauteures noch dazu: Eine Wiesn-MaĂ fĂŒr 15âŹ, Wiener Schnitzel fĂŒr 33âŹ, eine Suppe fĂŒr 17âŹ. Das ĂŒberlegt man sich zweimal. Zumindest ich. Aber das Heulen um die Preise gehört irgendwie auch dazu. Und so lange wir fĂŒr sowas so viel Kohle auslegen, kann es uns scheinbar doch nicht so schlimm gehen.
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