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    Edublogparade 2025 – Folge 1: Lehrergesundheit

    Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 und 2025 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema sind unter dem Beitrag zu finden. Zusätzlich hat Susanne Posselt hier eine beschreibbare Taskcards-Pinnwand erstellt. Die gibt’s hier.

    Frohes neues! Und los geht’s…

    Die Edublogparade geht mit 2025 in eine neue Jahresrunde – und prescht gleich mit einem Knallerthema vor. Lehrergesundheit steht auf dem Programm, bzw. wie man sich selbige behält.

    Das Thema ist eigentlich bei mir präsent, seit es meinen Blog gibt: Das Arbeitspensum war dank Kernfächern von Anfang hoch, aber auch deswegen weil ich es zugelassen habe. Ich mache den Job wahnsinnig gerne, bin von Haus aus sehr neugierig, Neues zu lernen. Und Letzteres geht in einer Bildungsanstalt ganz wunderbar. Deswegen hab ich über die Jahre in alles reingeschnuppert, was so ging. Externe Abiture, mündliche Prüfungen abhalten für Waldorfschulen, Lehrerchor, Sänger auf dem Frühlingskonzert, Tänzer, Verbindungslehrer, Reiseveranstalter, Systembetreuer, Ausbilder von Medienwarten, Personalratsmitglied, Schulentwicklung – ich hab immer gut eine Schippe drauf gelegt und das bei einem Vollzeitdeputat. Auf Dauer lernt man aber, Schwerpunkte zu setzen und anderes fallen zu lassen. Anders geht das gar nicht. Aber das bedarf aktiven Eingreifens. Von alleine wird man die Jobs nicht los. Deswegen hier für mich ein paar Gedanken, die mir über Jahre viel geholfen haben:

    Nein sagen

    Großes Thema. Für mich persönlich sogar das größte. Das merkt man schon daran, wie viel ich darüber über die Jahre in regelmäßigen Abständen geschrieben habe. Deswegen spare ich mir – ganz im Sinne der Lehrergesundheit – alles Weitere und verweise lieber auf meine Blogartikel hier und hier.

    Arbeitszeit tracken

    Das Thema ist bei mir tatsächlich relativ frisch – Blogparade sei dank. Über Arne kam ich mit der App Working Hours in Berührung. Seit dem “checke” ich jeden Tag ein, sobald ich meinen Schulweg antrete. In der App sind bei mir vier Kategorien eingerichtet, in die sich die Arbeitszeit einteilen lässt: Schule, Home Office, Korrekturen und (seit Neuestem) 1:1 Ausstattung. Was ich dadurch gewinne? Überblick. Und ein Gefühl, wie viel ich tatsächlich arbeite. Denn zu Stoßzeiten wie einem Abitur kommen wöchentlich gerne mal 80 Stunden zusammen. Durch Ferien oder leichtere Wochen gleicht sich das aber tatsächlich gut aus. Und am Ende gibt es ein bisschen Seelenfrieden, wenn man schwarz auf weiß ersehen kann, dass man kein Arbeitsmonster ist, sondern insgesamt auf ein ähnliches Arbeitspensum im Jahr kommt wie viele andere Berufsstände auch.

    Kollaborieren

    Als ich vor ein paar Jahren echt am Straucheln war in der Arbeit, traf ich im Zuge der mebis Tage auf Michael Fröhlich, den ich schon seit Jahren aus Fortbildungen kannte. Wir kamen ins Gespräch. Über seine Schule, über meine Schule. Und dann immer mehr über meine. Über die Probleme, die Arbeitsbelastung. Und Michael wurde immer leiser. Und sagte mir auf den Kopf zu: Du machst dich kaputt.

    Ein Teil des Problems war das Einzelkämpfertum, das ich seit dem Referendariat kenne und das auch an unserer Schule nach wie vor sehr ausgeprägt ist. Wir sind in vielen Bereichen nach wie vor einsame Wölfe. Machen tolle Projekte, aber jeder hat irgendwie seins. Michaels Tipp: Vernetz dich. Und das tat ich. Im Netz, in der Arbeit. Leute aktiv suchen, mit denen man zusammenarbeiten kann und möchte. Tools nutzen, die das unterstützen. Im ByCS Drive haben wir einen Ordner angelegt, wo wir im Klassleiter-Team Anschreiben gemeinsam erstellen und bewahren. Schulaufgaben versuche ich mit anderen zumindest in Grundzügen vorzubereiten. Dokumentation in der 1:1-Ausstattung sowie Projektplanung laufen komplett über mebis Kurse und Kanban-Boards. Für Leute, die bislang nicht oder kaum digital gearbeitet haben, erschließt sich dieser Schritt nicht auf den ersten Blick. Aber spätestes dann, wenn wir keine Protokolle mehr führen, wenn wir bei den Leuten nicht umständlich nach dem Status Quo fragen müssen, Präsenztermine auf ein Minimum eingedost werden können, weil viele Fragen in Kollaborationen in einem Kanban diskutiert und gelöst werden können, dann ist das schon was. Natürlich geht in dieser Hinsicht noch mehr. Aber ich stehe da selbst noch am Anfang. Aber den Effekt spüre ich jetzt schon deutlich.

    Ausschnitt aus unserem Kanban-Boards zur 1:1-Ausstattung. Leute finden über die Diskussionsfunktion zu den einzelnen Fragestellungen zusammen, können sich unabhängig voneinander den Status Quo durchlesen und ersehen, wer an was gerade arbeitet. Neat.

    Arbeit von Privaten trennen

    Das ist ein Kraftakt, das auseinanderzufieseln. Denn die Verschmelzung von Arbeit und Privatleben ist systemimmanent: Unterrichtsvorbereitung passiert zuhause auf dem heimischen Rechner, auf dem auch private eMails, Spiele und Ordner schlummern. Schulbücher kuscheln Buchrücken an Buchrücken mit der neuesten Nachtlektüre oder Lieblingsbüchern der Kinder. Auf dem Smartphone schreibt man Freunden, die auch Kollegen sind. Tauscht sich im Spaß über Freizeit aus. Und Unterricht. Und Fortbildungen. Schickt sich Arbeitsblätter oder Tests. Am besten weit nach Schulschluss. Und so bleibt vom Feierabend wenig Feiern.
    So war es viele Jahre lang bei mir. Alleine deswegen, weil es fernab vom umständlichen Infoportal keine Möglichkeit gab, dienstlich unkompliziert zu kommunizieren. Bis jetzt. In Zeiten von Lehrerdienstgeräten und Dienstmessengern versuche ich das nun zu ändern. Kollegen mögen mir künftig ausschließlich über den ByCS-Messenger oder das Infoportal schreiben. Über WhatsApp möchte ich künftig nur Privates lesen. Wer es trotzdem versucht, wird freundlich daran erinnert, das über andere Kanäle zu tun. Und so werde ich nicht im Feierabend von einer hastigen Nachricht zu einem Schulproblem überrascht, sondern lese sie erst bei Dienstantritt. Und wenn es dringend ist, gibt es ein Telefon. Oder es passiert halt einmal nicht sofort. Oder eben gar nicht.

    Korrekturen sinnvoll gestalten

    Ich war lange Zeit in der Unterstufe als der Exenkönig bekannt. Am Ende jeder Lektion folgte bei mir ein Extemporale. Das war die Regel, und für die Kinder auch völlig ok. Es gehörte zur Routine einfach dazu. Zudem konnte man sich bei knapp 30 Exen pro Jahr auch den einen oder anderen faux pas erlauben, ohne dass die Note davon nennenswert in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das gab Sicherheit. Mittlerweile bin ich davon aber abgekommen. Über die Jahre haben sich nämlich mehrere Dinge herauskristallisiert:

    • der Korrekturaufwand ist ein Vielfaches, von dem was ich leisten müsste.
    • inflationär geschriebene Tests schmälern nicht nur die Leistung der einzelnen Arbeiten, sondern auch meine eigene. Wenn unter 30 Exen eine Sechs an der Note 0,001 ändert, dann kann ich mir das Korrigieren eigentlich auch sparen.
    • Die Exen nutzen vor allem denen, die ohnehin gut sind. Mittelmäßige Schülerinnen und Schüler bleiben mittelmäßig, und die, die nichts tun, heimsen stoisch eine 6 nach der anderen ein.

    Mittlerweile sind die Exen bei mir gut runtergedost. Stattdessen schreibe ich regelmäßig kleine Übungen, von denen ich mir immer einen kleinen Stoß von 6-7 mit zum Korrigieren nehme. Das ist auch noch deutlich mehr als das, was ich machen müsste, kostet mich aber täglich maximal zehn Minuten Korrekturaufwand. Das geht. Und zusätzlich ist so noch ein bisschen Zug drauf. Und die Kinder haben immer das Gefühl, dass man ein Auge auf sie hat (Pst: Und die Eltern auch😉 )

    Keine toten Pferde reiten

    Es gibt sie, diese Herzensprojekte, von denen man sich so viel verspricht. Für die Klassen, fürs Kollegium, für die Schule… und natürlich auch irgendwo für sich selbst. Wie frustrierend dann, wenn der eigene Idealismus nicht auf die anderen überspringt oder sogar so verunsichert, dass die Leute bremsen. Digitaler Unterricht? Bloß nicht. Fortbildungsprogramme, um den Leuten Neues zu zeigen, gerne, aber am Nachmittag? Nicht mit uns. Pädagogischer Nachmittag zum Thema Schulentwicklung? So ein Schmarrn, das braucht niemand.
    Aber trotzdem macht man weiter. Es liegt ja einem selbst so am Herzen. Und Aufgeben gibt’s nicht. Vielleicht fangen die Leute ja doch irgendwann Feuer. Steter Tropfen und so… Machen wir’s kurz: Lasst es. Wenn sich in einer absehbaren Zeit keine Änderung ergibt, erstmal ad acta legen. Man arbeitet sich nur auf bei dem Versuch, missionarisch tätig zu werden. Konzentriert euch lieber auf euch selbst.

    Freizeit/Auszeit

    Ich weiß, der Beruf ist spannend, aber er sollte nicht auch in der Freizeit alles bestimmen. Am besten sucht man sich etwas, was den Kopf frei macht. Viele machen bei uns Yoga, oder gehen laufen, lernen nebenher noch ein Instrument oder eine Sprache oder gehen ganz im Papasein auf. Natürlich ist das Austesten von den neuesten Apps für den Unterricht auch spannend. Aber das passiert alles in der Freizeit, für die es absolut keine Kompensation gibt. Ich komme persönlich am Besten runter, wenn ich in der Freizeit komplett mit etwas anderem beschäftigt bin… und kehre umso frischer wieder an die Arbeit zurück.

    Abwechslung

    Ja, unser Arbeit hat viel Routine. Und manchmal geht das in Langeweile über. Zum Glück gibt es aber genug Aufgaben, in denen man etwas völlig anderes machen kann. Nur bitte nicht um jeden Preis. Finde heraus, was dir Spaß macht… und suche dir etwas, was in diese Richtung geht. Wenn Korrekturen anöden, bloß keine Fachschaftsleitung übernehmen, nur um eine Funktionsstelle zu haben… und dann noch mehr korrigieren zu müssen. Deswegen habe ich meine Systembetreuung, auch wenn mich ein Großteil der Leute für verrückt hält. Aber ich steh – trotz der Mammutaufgaben, die aktuell anfallen – einfach auf die Fülle, die komplett anders ist als mein Tagesgeschäft: Verkabeln, Medienwarte ausbilden, Fachseminare im Umgang mit Technik schulen, Fortbildungen durchführen, Technik warten… das ist mir tausend Mal lieber als ständig einen Korrekturstapel nach dem anderen zu haben. Und das in Vollzeit.

    Das ist alles natürlich wieder eine sehr subjektive Liste. Möge sie dem nützen, der sie lesen mag.

     

    Weitere Beiträge zu dem Thema:

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    Edublogparade 2024 – Folge 9: (Rück-)Besinnung

    Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, (möglichst) alle Beiträge zum aktuellen Thema sind unter dem Beitrag zu finden. Wer sich beteiligen möchte, aber keinen Blog hat, kann gerne einen Beitrag einreichen – er wird dann als Gastbeitrag publiziert. Dies ist die neunte Runde.

    Wir haben es geschafft. Mal wieder. Der Dezember huscht wie jedes Jahr im Eiltempo an mir vorüber. Schulaufgaben, Notenstandsberichte, Probezeitkonferenzen, dazwischen Proben für das Weihnachtskonzert, der Weihnachtsbasar, die Weihnachtsfeier. Für alles wird man wie selbstverständlich eingeplant, ohne dass man gefragt wird. Und so findet man sich im Handumdrehen mit einer Reihe von zusätzlichen Mini-Jobs, die man eigentlich gar nicht schultern kann bzw. möchte. Nein sagen möchte man da. Und das habe ich dieses Jahr mehrmals getan. Und das hat mich sehr befreit. Und das so sehr, dass ich dem Nein ein eigenes Kapitel widmen möchte.

    Nein.

    In meiner Funktion als Systembetreuer bin ich für viele Leute gefühlt für alles zuständig, was ein Kabel hat:

    Mein Privatrechner geht nicht, schau doch mal. In Raum 120 geht das Licht nicht (indirekter Sprechakt deutlich hörbar). Das WLAN ist ausgefallen. Der Strom ist ausgefallen im Erdgeschoss. Der Gong geht nicht im Musiksaal. Kannst du mich für das Infoportal entsperren, ich hab dreimal das falsche Passwort eingegeben. Wie viele dieser geschilderten Situationen der letzten zwei Monate sind tatsächlich meine Aufgabe? Antwort: Keine einzige. Also weg damit.

    Nein.

    Ebenso geneint wurde bei Dingen, die ich aus Überzeugung und Idealismus zusätzlich übernehme – und das hat tatsächlich ein bisschen weh getan, da ein Nein dort auch ein bisschen ein Eingeständnis ist. Ein Nein zum AK Medien, weil im Moment kaum Leute zu den Fortbildungen kommen (die anderen AKs haben ähnlich wenige Besucher gerade, aber ich weigere mich ein aktuell totes Pferd zu reiten). Ebenso auch teilweise Nein zu meinen geliebten Medienwarten, die ich ehrenamtlich zur Unterstützung im Unterricht bei Problemen mit der Technik ausbilde. Die habe ich jeden Monat 90 Minuten in meiner Freizeit geschult. Daraus wurde jetzt kurzerhand ein Turnus von sechs Wochen. Allem voran deshalb, weil die Technik mittlerweile zuverlässig läuft, sodass wir nicht ständig nach dem Rechten sehen müssen. Zum anderen, weil jede Sitzung eine gewisse Vorplanung mit Portalnachrichten ans Kollegium, Stundenplanern, eMails an die Eltern und die Schülerschaft selbst einfordert, die in einem stressigen Schultag einfach mal en passant passieren muss. Die Medienwarte waren zu Beginn sehr erstaunt, dass ich das alles etwas zurückgefahren habe, weil man das von mir so nicht kennt. Aber es geht gefühlt auch so. Dank Nein.

    Für mich sind das tatsächlich neue Verhaltensmuster. Und bis die sitzen, dauert es. Aber ich bin auf einem guten Weg. Die Zwischen-Tür-und-Angel-Gespräche haben dadurch deutlich abgenommen. Die Arbeitsstunden nach Unterrichtsschluss ebenfalls. Und ich kann mich wirklich auf mein Kerngeschäft konzentrieren. Und tatsächlich auch auf etwas Freizeit in der Schule.

    Ja.

    Ja zum Lehrerchor. Dadurch, dass ich mich an manchen Stellen deutlich freigestrampelt habe, finde ich auf einmal Zeit für lange verschollene Tätigkeiten, die ich aus Zeitgründen an den Nagel gehängt habe. Den Lehrerchor zum Beispiel. Da bin ich vor knapp vier Jahren raus, weil ich in dem ganzen Schulchaos irgendwann nicht noch einen Termin haben wollte, den ich aufgrund der sonst noch so dräuenden Aufgaben einfach als Belastung empfunden habe. Auf einmal hatte ich wieder Zeit dafür. Und Spaß. Der Auftritt am Weihnachtskonzert letzte Woche war für mich ein Highlight des noch jungen Schuljahres, das ich gerne wiederholen möchte.

    Ein dickes Ja bekommt aktuell auch der Unterricht, in dem es einfach läuft. Selbst der Informatikunterricht, den ich fachfremd unterrichte, ist durch die Verlagerung in einen digitalen Lernkurs komplett in den Händen der Kinder. In den Stunden selbst muss ich nichts machen, außer immer darauf hinweisen, dass alles, was zu tun ist, im mebis Kurs steht. Man muss halt lesen können. Diese komplette Eigensteuerung ist für unsere Kinder, die bei uns Frontalunterricht nicht nur gewöhnt sind, sondern auch sehr schätzen (weil man einfach vor sich hinpennen kann), ungewohnt. Wer die Lernvideos und Übungen der Vorstunde nicht durchgearbeitet hat, ist in der Folgestunde, wenn die Leute praktisch etwas erstellen sollen, total aufgeschmissen und sabottiert sich so die Note in Eigenregie. Das gab zu Beginn durchaus Diskussionen mit den Eltern. Aber spätestens, wenn die dann die klaren und für alle sichtbaren Arbeitsanweisungen und selbst erstellten Lernvideos zu dem Thema sehen, ist klar, wo der Hund begraben war.

    Überhaupt fühlt es sich so an, als würden bei uns mehr und mehr Leute so langsam auf das digitale Pferd aufspringen. Unserem Aufruf zu einem Arbeitskreis, der die 1:1-Ausstattung in die Hand nehmen soll, die in Bayern ab dem nächsten Jahr verpflichtend umgesetzt werden soll, folgten erstaunlich viele Interessierte aus dem Kollegium. Mittlerweile sind wir ein Dutzend Leute. Angesichts unserer kompakten Schulgröße mit knapp über 40 Lehrkräften ist das enorm. Schauen wir mal, was daraus wird. Denn für einen Großteil ist das Thema immer noch sehr spooky.

    Ich könnte natürlich noch viel mehr schreiben. Über mein mega tolles Team am ISB, das mir jeden Freitag gute Laune ins Gesicht zaubert. Die tolle Kollegin, mit der ich nun die sechste Unterstufe gemeinsam leite und mit der das Arbeiten einfach eine Wohltat ist. Oder von wertschätzenden Gesprächen mit Kollegen und Schulleitung. Aber das lasse ich. Aus Zeitgründen. Ich will ja was von den wohlverdienten Ferien haben.

    Und deswegen übe ich mich lieber in meinem neuen Hobby.

    Dem Nein-Sagen.

    Nein.

     

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  • Allgemeines,  blog,  Pädagogik,  Unterricht

    Runde 8 der Edublogparade 2024

    Es wird mal wieder Zeit für eine neue Folge in der Blogparade des Jahres 2024. Susanne und Erik haben dazu aufgerufen und ein tolles Thema gewählt: (Fast) rechtzeitig zum Tag der Lehrkräfte wird die Frage gestellt, warum man in den heutigen Zeiten überhaupt noch Lehrer werden soll. Denn der Berufsstand hat in den letzten Jahren gut gelitten:

    • Negative Publicity über Jahre,
    • unbezahlte Überstunden,
    • eklatanter Mangel an Lehrkräften
    • leere Kassen im Bildungsbereich
    • ständige Mehrung von Zusatzaufgaben, administrativer oder bürokratischer Art
    • hohe Krankheitsstände und Burnout-Raten

    Wozu also das auf sich nehmen? Das kann ich objektiv vermutlich nicht bewerten – aber privat. Daher erzähle ich einfach mal, warum ICH damals Lehrer geworden bin. Vielleicht findet sich ja jemand in meinem Geschreibsel wieder

    Vom Hausabreißer zum Arzt: Alles dabei

    Als Kind hatte ich so wie alle anderen beständig schwankende Wünsche, was meine Berufswahl angehen würde. Los ging es mit der Berufung des Hausabreißers. Als bei uns in Schwabing Mitte der 80er Jahre die alte Bibliothek dem Erdboden gleichgemacht wurde, war ich fasziniert von der Wucht, mit der die Abrissbirnen in die Fassaden gedonnert wurden. Das wollte ich auch! Allerdings nicht lange. Im Kindergarten war es die mittlerweile fast schon stereotype Vorstellung eines jeden Jungen vorherrschend ein Feuerwehrmann zu werden. Ab Gymnasium wollte ich alles werden, vom Tontechniker hin bis zu Chirurg oder Anwalt. Der Lehrberuf war für mich gar nicht so naheliegend, auch wenn ich ihm unbewusst schon über Jahre ausgesetzt war. Und damit meine ich nicht ausschließlich meine eigene Schule, an die ich großenteils tolle Erinnerungen habe.

    Mein Vater – der Held

    Mein Vater war selbst passionierter Lehrer und Schulleiter eines Gymnasiums im Rosenheimer Umland. Durch ihn bekam ich hautnah die Schattenseiten des Berufs vorgelebt, von denen in den Medien nie gesprochen wird: Die Überstunden in Hochzeiten, die unser Abendessen regelmäßig kalt werden ließen, die gelaufenen Ferien, wenn wieder Beurteilungen anstanden. Die Selbstverständlichkeit, mit der erwartet wurde, dass man auch mal seine Freizeit dafür aufopfern musste, um die Schule voranzubringen. Dann war da aber auch wieder die tiefe Dankbarkeit, mit der dieses Engagement belohnt wurde. Die ehemaligen Abiturienten, die regelmäßig bei uns vor der Haustür standen, um sich persönlich für die tolle Schulzeit bei meinem Vater zu bedanken. Die positiven Zeitungsartikeln in der Presse, die meine Mutter für die Familie sammelte wie Kinder ihre Paninibildchen. Und auch die Erfüllung, mit der mein Vater immer wieder am Mittagstisch von seinen Erlebnissen im Unterricht erzählte. Mein Vater hatte nicht nur einfach einen Beruf. Er hatte eine Berufung.

    Mein Werdegang

    Dass mir Unterrichten selbst Spaß macht, wurde mir in der 10. Klasse schlagartig bewusst, als ich in Deutsch ein Referat zu deutscher Exilliteratur halten sollte. Das Vermitteln von Inhalten, das Aufbereiten, die didaktische Reduktion, das machte mir über ein reguläres Maß hinaus irre Spaß – und zwar so, dass ich ernsthaft darüber nachdachte, diesen Beruf selbst zu ergreifen. Der Wunsch hielt sich über mehrere Jahre, über das Abitur hinaus und über den Zivildienst. Es war ernst.
    Als es langsam Richtung Studium gehen sollte und sich das Thema Lehramt herausschälte, platzte mein Vater vor Stolz. Wir hatten nie offen darüber geredet, dass seine Profession eines Tages meine werden könnte. Aber auf einmal stand das im Raum. Prompt er lud mich zu einem “Männergespräch” für zu einem griechischen Restaurant in Miesbach ein, in dem er mir damals alles über den Lehrberuf erzählte: wie er ihn wahrnahm, wie er sich nichts anderes vorstellen könne als das, aber auch über die Belastungen, die dieser Beruf nach sich zog. Er sollte recht behalten.

    Das Studium selbst war für mich eine kleine Achterbahnfahrt mit all den Problemen, die man heute noch von Studierenden im Seminar oder auf den sozialen Medien hört: realitätsfremde Dozierende, die kaum oder nie vor Klassen standen, Einfordern von unnötigen Zusatzqualifikationen für seine Fächer, kaum Möglichkeiten zu Unterrichtspraxis, riesige Diskrepanz zwischen Lehrstoff in den Seminaren und dem tatsächlichen Nutzen für den Unterricht. Aber das Ziel stand für mich fest. Im Studium, im Auslandsjahr, im Referendariat. Und die Realität lernte man schnell kennen: Der Job ist irre anstrengend. Um ihn gut zu machen, fordert er gnadenlos ein. Aber langweilig wird er nie. Jede Stunde ist anders, jede Lerngruppe ebenso, auch der Lehrplan ändert sich ständig und zwingt permanent zu neuen Mikroentscheidungen in Bezug auf Inhalt, soziale Formen und Organisation. Er ist intim, weil man seine eigene Persönlichkeit auf so vielen Ebenen einbringt und im Unterricht auf Klassenfahrten, Exkursionen oder Auslandsaufenthalten auch mal mehr sein muss als Lehrkraft. Dompteur zum Beispiel. Oder Reiseleiter. Oder Sekretär. Oder Papa, wenn sonst keiner da ist. Das macht den Beruf hochemotional und die Lehrkraft nahbar… Man freut sich wie Bolle über jeden Lernerfolg seiner Schützlinge und ist zu Tode beleidigt, wenn sie mal einen Test kollektiv in den Sand setzen.
    Der Job ist sinnstiftend, da wir in diesen unruhigen Zeiten einen Ruhepol zu schaffen versuchen, in dem für junge Heranwachsende konzentriertes, sicheres Lernen möglich ist. In dem wir Bildungsinhalte vermitteln, die unsere Schützlinge zu mündigen, klugen und weltoffenen Bürger machen. Wo wir Demokratieprozesse in der Schulentwicklung über Klassenrat, Schulforum und AKs einüben, um dem Nachwuchs die Werte nahezubringen, die eine moderne, offene Gesellschaft aufrechterhalten. Wenn das kein Grund ist in der Frühe aufzustehen, was dann?

    Ich habe in den 15 Jahren, die ich im Beruf bin, meine Entscheidung kein einziges Mal bereut. Natürlich gibt es Tage, an denen man sich schlaflos hin und her wirft, wenn Kummer einen bis in die Träume verfolgt. Aber das liegt an Details. Äußere Zwänge, toxische Personalien oder eine Entscheidung vom Ministerium, die ungut im Magen liegt. Aber an der Entscheidung, die richtige Wahl im Beruf getroffen zu haben, zweifle ich keinen einzigen Tag. Lehramt ist mein Traumjob, aber ein easy Halbtagsjob ist er definitiv nicht – wenn man ihn ernst nimmt.

    Weitere Beiträge gibt zum Thema :

    1. Erik Grundmann
    2. Jan Martin Klinge
    3. Katharina Mowitz
    4. Lars Fengler
    5. Gesa von Lærari
    6. Maria Kruse
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  • Allgemeines,  Alltag,  Buch,  Unterricht

    Ein guter Plan – Teil 1

    Es ist ein schöner Spätsommerabend. Mit 21 Grad haben wir tolle Temperaturen für Ende September. Für das heute angehende Oktoberfest sind das beste Voraussetzungen. Aber das ist mir heute egal. Wiesn hin oder her, ich habe andere Pläne. Bzw. einen guten Plan.
    Vor zwei Wochen hatte ich mir das Stück online bestellt, um mein Schuljahr besser zu planen – und vor allem auch zu reflektieren. Bis er allerdings ankam, dauerte es fast eine komplette Woche. Genervt war ich davon allerdings nicht. Im Gegenteil: die Vorfreude stieg an. Das war bei meinem Standard-Planer nie der Fall. Da wusste man Jahr ein, Jahr aus, was man bekommt. Umso glücklicher habe ich das gute Stück dann heute aus der Post gezogen und aus der liebevollen Verpackung befreit.

    Erster Eindruck

    Der Leineneinband ist ein echter Handschmeichler und liegt toll in der Hand. Wie ein richtiges Hardcover. Dazu noch schöne, wertige Lesezeichen, der Buchvorsatz mit schöner Prägung, über die man gerne mal die Handfläche gleiten lässt. Das Ding ist schon mal zum Anfassen ein echtes haptisches Erlebnis. Und der Rest?
    Fühlt sich gut an: Der gute Plan

    Aufbau

    Teil 1: Lebensplaner

    Bevor der Ernst des Lebens mit dem Terminplaner losgeht, ist mit Teil 1 ein so genannter Lebensplaner vorgeschaltet. Auf knapp 50 Seiten findet man dort jede Menge Übungen zur Bestandsaufnahme über sein Leben und zur Formulierung von Verbesserungen. Bucket lists, Befindlichkeitsgrids, Selbsteinschätzungsbögen finden sich dort ebenso wie Schreibübungen, in denen man über seine Rollen, Erwartungen, Haltungen, Werte und Normen reflektiert. Sämtliche dieser Übungen sind mit tollen Beschreibungen eingeleitet und vermitteln den Aktivitäten einen gewissen Grad der Notwendigkeit und Ernsthaftigkeit. Immer wertschätzend, vielleicht ab und an eine Spur zu woke für den bavarian grantler from Munich, aber nach einer gewissen Zurückhaltung geht das tatsächlich ganz gut. Mir persönlich ist noch nicht so ganz klar, ob man diesen Lebensplaner komplett durchgehen soll, bevor es mit Teil 2, dem Terminkalender, los geht, aber so wie ich das Konzept des guten Plans grundsätzlich verstanden habe: Alles kann, nichts muss. Man kann auch gleich in den Terminkalender starten. Dann kann man aber auch wirklich einen stinknormalen Planer für 5€ aus dem Schreibwarenhandel erwerben.
    Eine klassische Übung

    Teil 2: Terminplaner

    Teil 2, der Terminplaner ist auf den ersten Blick klassisch aufgebaut mit den typischen Tagesübersichten im Stundenformat. Aber da gibt’s mehr zu sehen. Viel mehr. Jeder Monat wird von einer Doppelseite eingeleitet, auf der man Ziele, Wünsche und Projekte für den bevorstehenden Monat formulieren kann, ebenso wie gewisse Vorsätze, auf die man in den nächsten Woche ein besonderes Auge haben möchte. Das finde ich eine tolle Möglichkeit zur Internalisierung von Terminen und Vorhaben, bevor es mit den Arbeitstagen losgeht, die sich ohne so etwas alle gleich anfühlen würden. Einen Schritt zurücktreten, bevor es los geht. Durchatmen. Fokussieren. Und erst dann ab dafür. Das fühlt sich gut an.
    Die Tagesübersicht lässt für jeden Tag ein paar Zeilen für Selbstreflexionen übrig: Auf einer Befindlichkeitsskala kann man seine Stimmung schriftlich fixieren, seine Gewohnheiten tracken oder zusätzliche Aufgaben zur Erledigung niederschreiben. Geboten ist hier viel. Umsetzen muss man es natürlich nicht, aber ich will mal ausprobieren, wie das in den nächsten Wochen damit geht. Wer möchte, kann dies auch mit Hilfe der App erledigen, die die Macher zur Verfügung stellen. Dort sind auch viele Übungen und Tests aus dem Lebensplaner zur Verfügung stellt – und ein paar Soundkulissen zur Beruhigung nach einem stressigen Tag.
    Am Ende eines jeden Monats folgt eine Doppelseite zur Selbstreflexion um zu überprüfen, wie gut man seine zu Beginn gesteckten Ziele erfüllt hat. Dazu existieren wieder Übungen und Aktivitäten zur Kontemplation und Wertschätzung, bevor es auf der nächsten Doppelseite mit dem nächsten Monat los geht – aber natürlich nicht, bevor auch für diesen wieder Ziele und Erwartungen formuliert sind.

    Teil 3: Listen und Notizen

    Teil 3 des Planers beinhaltet zuletzt Platz für Listen und Notizen: Was muss ich für die Arbeit besorgen, was habe ich an wen verliehen, welche Deadlines gilt es einzuhalten? Hier gibt es nichts, was man nicht von anderen Schulplanern kennt. Mit einer Ausnahme, die mich dann doch verwundert: Listen für Klassen. Ich vermisse schmerzlich Übersichten für Klassen zum Abhaken oder zum Eintragen von Noten. Wenn das in einem Schulplaner fehlt, kann ich einem großen Bestandteil meiner Arbeit mit dem Planer nicht nachgehen, der in meinem alten Schulplaner fast 80% ausgemacht hat. Daran merkt man, dass die Edu Version vom guten Plan nicht exklusiv auf Lehrkräfte zugeschnitten ist, sondern einfach an alle Personen, die im Bildungsbereich arbeiten: Dozenten, Lernende, Lehrkräfte – jeder hat in dieser Hinsicht andere Bedürfnisse. Das haben die Macher wohl auch erkannt und bieten gewisse Vorlagen zum Download auf ihrer Seite an. Notenlisten zum Beispiel. Die gibt es als PDF zum Herunterladen. Aber was mach ich dann damit? Klebe ich sie ein und versaue mir damit das haptische Erlebnis? Und wo? Lege ich die Listen in den Planer ein? Und wenn die da lose drin liegen? Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich die verliere… und das ist nicht der einzige Vorbehalt, den ich aktuell hege.

    To be continued…

    Ich hadere noch ein bisschen mit dem Konzept an sich. Ich habe kein Problem damit, dass dieser Planer ein paar Finger in Wunden legt. Ganz im Gegenteil. Ich mache mir tatsächlich eher Sorgen, wenn dieses Ding mal abhanden kommt. Wenn ein Schulplaner verloren ging, war das schlimm genug, da dort persönliche Daten und Noten von Klassen drin standen. Wenn der gute Plan verloren geht, gehen damit meine eigenen persönlichen Daten verloren und geraten womöglich in Schülerhände. Und da steht ja ein bisschen mehr drin als nur meine Adresse. Im Planer liest sich mein Gemütszustand, meine Wünsche, meine Ziele, meine Verletzlichkeit, für jedermann und -frau. Meine Psyche ist für diese Leute ein offenes Buch. Das wäre bei einem Standard Timetex-Planer natürlich nie der Fall.
    Was mir auch noch nicht so ganz klar ist, ist, wie ich den Plan in meinen derzeitigen Workflow einbaue. Das meiste meiner Terminverwaltung ist mittlerweile komplett digital, weil es so einfach geht. Schultermine werden per importiertem ical automatisch geupdated, alles andere tippe ich händisch ein, sodass ich es am Smartphone, am Tablet und in Evernote über eingebundenen Google Kalender eingeblendet und jederzeit vor mir habe. Für die Arbeit mit dem guten Plan würde das ja bedeuten, dass ich wieder alles händisch aus dem digitalen Kalender übertragen muss. Das fühlt sich im ersten Moment schon sehr nach Zeitverschwendung an, weil ich ja etwas händisch einschreiben muss, was ja eigentlich schon digital vorhanden ist. Und besseres Zeitmanagement ist ja einer der Kernfaktoren, warum ich mir diesen Planer statt eines anderen gekauft habe.
    Man sieht, ich brauch immer ein bisschen, um mich von etwas Neuem überzeugen zu lassen. Aber ich probiere es einfach mal. Und berichte, wenn ich mich zu einem Urteil durchringen kann.
    Schau mer mal, dann seng mas scho…
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  • Alltag,  Buch,  Unterricht

    Erste Woche – erste Maßnahmen

    Boah, war das ein Kackstart. Pardon my French. Aber die erste Woche hatte es echt in sich. Nach dem letzten doch recht ruppigen Jahresverlauf der letzten Saison hätte man glauben können, dass jetzt alles anders wird – jetzt, wo die Renovierung offiziell abgeschlossen ist. Aber nun ja… dem ist nicht so. Über die Ferien sind viele Arbeiten einfach nicht fertig gestellt worden. Klassenzimmer waren ohne Strom oder Stühle (schlimmstenfalls ohne beides), das Putzteam hat bei der Bodenreinigung achtlos Kabel abgezogen oder verbogen, die Accounts der Neuen im Kollegium wurden nicht angelegt, bestehende Netzwerkdosen waren nach dem Besuch der berüchtigten Elektronikfirma wieder tot, was die Arbeit an ganzen Arbeitsplätzen sabottierte.

    Entsprechend bin ich die ersten Tage in meiner Funktion als Systembetreuer die meiste Zeit die Gänge entlang gehetzt. Es war echt viel zu tun. Aber ich bin ja auch noch Lehrer im Vollzeitdeputat. Und Klassleiter. Und AK Leiter. Und Ausbilder der Medienwarte. Man spürt, die erste Woche verspricht schon jetzt wieder so zu werden wie das letzte Jahr, das ich in dieser Form nicht nochmal durchstehen möchte bzw. kann. Ich muss auf mich aufpassen. Und nach einem lieben Tipp von einem mir noch lieberen Kollegen habe ich eine erste Mini-Maßnahme zur Selbsthilfe ergriffen. Nämlich in Form eines Schulplaners der besonderen Art. Einer, der nicht nur organisiert, sondern auch die Arbeitsbelastung und den Umgang damit und sich selbst ins Zentrum stellt. Ein guter Plan. Buchstäblich. Oder besser in Buchform. So sieht er aus:

    Ein guter Plan! Oder?

    Hübsch, gell? Aber das ist ja nicht alles. Die inneren Werte sind es, die ihn wohltuend vom Rest der üblichen Planer abheben. Das gute Stück ist nämlich in drei Teile eingeteilt. Dem Terminkalender ist eine sehr umfangreiche Sektion vorgeschaltet, die den schicken Namen “Lebensplaner” trägt. In ihm finden sich zahlreiche Übungen zur Selbstreflexion und Achtsamkeit, in denen man regelmäßig seine eigenen Stärken, Schwächen und Wünsche an sich und sein (Arbeits-)leben in kontemplativem Schreiben ermittelt. Das klingt für einen bayerischen Grantler wie mich im ersten Moment etwas arg esoterisch. Aber warum nicht mal ausprobieren? Schlimmstenfalls bleibt der Planer bis zum Ende des Jahres unbeschrieben im Regal stehen. Aber bestenfalls nehme ich ein paar Lektionen für mich selbst mit und kann behaupten, aktiv etwas gegen die Arbeitsbelastung unternommen zu haben.

    Ich werde berichten.

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  • Allgemeines,  Alltag,  blog,  Technik

    Exkurs zu Runde 5 der Edublogparade 2024: Wie ich Texte schreibe

    Susanne Posselts toller Beitrag zu Runde 5 der Edublogparade ist gespickt mit wundervollen persönlichen Einblicken in ihre Biografie und ihren Schreibprozess. Grund genug, dass ich auch mal in mich selbst reinhorche und ein bisschen darüber erzähle, wie meine Blogartikel entstehen. Und vor allem nach welcher Vorgeschichte. Schreiben ist nach wie vor für mich ein sehr persönlicher Prozess – und das eigentlich schon immer.

    Exkurs: Schreibgenese

    The Early Years

    Lesen und Schreiben konnte ich schon, seit ich denken kann. Meine Oma brachte es mir bei, weil ich meiner sechs Jahre älteren Schwester bei den Hausaufgaben zusah und zunehmend neidischer wurde, was sie da mit Stift und Heft anstellte – so geht zumindest die Anekdote im Hause der Familie Mess. Mit vier Jahren lief ich daher schon mit meiner Kinderfibel durch die Gegend und las munter vor mich hin. Welche das war, kann ich leider nicht mehr sagen. Ich kann mich nur noch an den Umschlag erinnern, auf dem ein hingekritzeltes Kind in blau-rot eine Fibel hochhielt, auf der es selber dargestellt wurde, wie es eine Fibel hochhielt, auf dem ein Kind dargestellt wurde, wie es eine Fibel hochhielt, auf dem… (you get the idea).

    Ich gab nie großartig damit an, weil es für mich einfach selbstverständlich war, und wurde immer sehr genervt, wenn man es als etwas Besonderes herausstellen wollte. Eine meine ersten Erinnerungen im Kindergarten an der Hiltenspergerstraße in München ist ein Nachmittag, wo ich von den Erzieherinnen mehr oder weniger genötigt wurde den anderen Kindern aus einem Buch vorzulesen. Ich fand das ganz furchtbar wie eine Zirkusattraktion in der Mitte des Raumes zu sitzen, mit 30 Augenpaaren auf mich gerichtet. Entsprechend bockig war ich dem Wunsch zu entsprechen: Erst habe ich gar nicht gelesen – dann mit gehörigem Widerwillen. Und in passiv-aggressivem Flüsterton. Geschadet hat mir das natürlich nicht. Aber ich kann mich an die Episode auch noch knapp 40 Jahre später erinnern. Das sagt schon einiges.

    The School Years

    Einen Vorteil hatte die Chose aber: Da ich mit Schreib- und Lesekenntnissen in die Schule kam, waren die ersten Jahre dort für mich ein Klacks. Mit so einem Vorsprung konnte ich mich gechillt auf den Vorschusslorbeeren ausruhen und bei wenig Arbeitsaufwand gute Ergebnisse einfahren. Und so kam es dann auch: Niederschriften, Aufsätze, Rechtschreibübungen – ich frühstückte sämtliche dieser Prüfungsformate und kam in der Regel mit fehlerlosen Ergebnissen nach Hause.

    Das hatte allerdings einen gewissen Preis: Der Prozess des Lesens und Schreibens hatte für mich nicht den Reiz des Neuen, den meine Klassenkameraden beim Erlernen dieser essenziellen Zauberkraft empfanden. Es gehörte für mich einfach dazu. Als Konsequenz sah ich keinerlei Notwendigkeit im Lesen und Schreiben besser zu werden. Ich las einfach nichts mehr. Bücher waren schick im Bücherregal, aber aus eigenem Antrieb ein anderes Buch als die in der Schule in die Hand nehmen? No way.

    Die Lektüren, die wir in der Schule lasen, taten ihr Übrigens mir das Lesen madig zu machen. Ich erinnere mich noch an Rokal, den Steinzeitjäger. Das Wirtshaus im Spessart (in der fünften Klasse!). Oder Hexen in der Stadt. Ich fand das alles ganz fad. Entsprechend plumpsten meine Noten in Deutsch irgendwann mal in halbgares Mittelmaß – vor allem, als es irgendwann in Richtung Sachtexte ging. Ohne Zeitungen oder Artikel zu lesen hatte ich schlichtweg keine Ahnung oder ein Gefühl dafür, was einen Sachtext lesenswert macht. Aber ich fand mich damit ab. Mehr als 3 wird es halt nicht mehr.

    The University Years

    Und so tippte ich meine ersten Seminararbeiten im Grundstudium auf gewohnte, uninspirierte Weise. Da dort vorrangig der Inhalt und nicht die Art der Verpackung zählte, waren die Noten dort immer ganz ordentlich. Was sich allerdings für mich komplett neu gestaltete, war der Weg zu einem solchen Schriftstück: Eine längere Zeit an einem Thema sitzen und für sich recherchieren, die Gedanken ordnen und durchdenken, bevor man auch nur eine Silbe geschrieben hatte, war für mich eine neue Erfahrung. Es reichte nicht mehr auf eine Initialthese spontan zu reagieren und in einem Korsett von 90 Minuten irgendein Schriftstück hinzuschneuzen, wie ich es aus der Schule kannte. Für ein gutes Ergebnis war eine entsprechende Vorarbeit notwendig. Zunächst nur inhaltlich. Später aber auch stilistisch. Aber das lernte ich vor allem bei einem meiner Nebenjobs im Studium.

    Von 2002 bis 2006 war ich Teilzeit – Mitglied einer Redaktion in München, die sich auf Videospiele spezialisiert hatte. Wer von den Zeitschriften Cube und 360 Live aus der Zeit noch Exemplare auf dem Dachboden liegen hat, hat vermutlich ein paar meiner Artikel gelesen.

    Meine echten Lehrjahre: Die des Videospielredakteurs

    Redaktionsmitglied

    Am Anfang waren das noch kleine Beiträge. Kleine Snippets und Previews von den neuen Titeln. Dann kamen Testberichte dazu. Und mit ihnen der innere Antrieb mehr und mehr am eigenen Stil zu feilen. Denn mit einem Lesepublikum im Rücken wollte man den Leuten auch Schreibstücke bieten, unter die man guten Gewissens seinen Namen setzen konnte, bevor sie in den Druck gingen. Der Durchbruch in dieser Hinsicht folgte bei mir automatisch, als ich Ende 2004 zu meinem assistant year nach England aufbrach. Tagsüber war ich Deutschlehrer an einer Schule in Lincoln, Lincolnshire und abends Redaktionsmitglied im Außendienst – wenn auch mit stark eingeschränkten technischen Möglichkeiten. Da in unserem Haus kein Breitbandanschluss vorhanden war (anno 2004 definitiv noch kein Standard), mussten wir die Telefonleitung für das Internet nutzen, die wie damals üblich im Minutentakt abrechnete. Entsprechend waren wir gezwungen unsere online Zeit optimal zu nutzen, um nicht am Monatsende beim Öffnen der Telefonrechnung aus den Latschen zu kippen. Großartige Online-Recherche war für mich damit kaum möglich.

    Stattdessen kaufte ich mir in den örtlichen Zeitschriftenhandlungen Publikationen der englischen Presse, die in Sachen Videospielen der deutschen damals schon um Meilen voraus war, und exzerpierte die Inhalte wie bei Seminararbeiten auf Papier. Seitenweise. Blätterweise. Ich versank in den Artikeln, die in einem für mich sehr erfrischenden Ton geschrieben war, den ich so noch nicht kannte: Informativ, hoch fundiert, aber dennoch immer in einem grund-frotzeligen Ton, stets unter leichter Missachtung von gängigen Regeln der Punkt- und Kommasetzung. Satzreihen wie diese hier, die keinen grammatikalisch akkuraten Hauptsatz aufweist. Einfach durch einen Punkt abbrechen? Darf man das? I guess they don’t care. And neither did I.

    Ich begann unbewusst diesen Stil auf mein eigenes Geschreibsel zu übertragen. Bekam ein Gefühl für Satzrhythmen und den Atem, den man für seine Sätze braucht, um einen Effekt zu erzielen. So etwas ging mir zunehmend besser von der Hand. Ich fühlte langsam, wann ein Satz zu kurz war. Wann zu lang. Und wann genau richtig. Das ging so weit, dass ich in Sätzen Worte gegen entsprechende Synonyme austauschte, die in ihrer Silbenanzahl divergierten, und so nach meinem Empfinden besser in den Rhythmus des Satzes passten. So wurden meine Artikel in der Genese immer komplexer und herausfordernder. Daher musste ich meine Arbeitsweise umstellen – und setze sämtliche meiner Artikel handschriftlich auf.

    So hatte ich das Gefühl näher am Text zu sein. Worte wurden nicht einfach nur getippt. Sie wurden geformt. Ein leeres Blatt Papier, ein Bleistift und ich. Und über allem mein aufkeimender Perfektionismus. Jeder Satz wurde auf die Stilwaage gelegt, bewertet – und erweitert, umgestellt oder mit rabiaten Bleistiftstrichen vom Papier gelöscht. Ich wünschte, ich hätte noch irgendwo einen alten Block in einer Schublade, in dem man die Genese eines solchen Artikels sehen kann. Für den Uneingeweihten sah das aus wie ein Din/A4-Fiebertraum. Für mich hingegen war dieses Geschmiere das lebendige Ergebnis eines Schöpfungsaktes. Und das merkte ich. Und mein Chefredakteur. Meine Artikel lasen sich in Deutschland spürbar flotter. Entsprechend bekam ich zunehmend größere Fische zum Berichten. Erst die News-Seiten (12 Seiten Text, die monatlich zu füllen waren!). Dann die Leserbriefe, in denen der bayerische Grundgrant so richtig zur Geltung kam. Dann folgten die Testberichte zu den monatlichen Toptiteln (bis heute mein Favorit: der Bericht zu Resident Evil 4 – da war ich stolz wie Bolle drauf). Und zum Schluss die Reportagen, die eine nicht enden wollende Bandbreite an Themen bot: Die Geschichte von Donkey Kong, ein Bericht über die furchtbarsten Versoftungen von Kinofilem auf heimischen Konsolen, eine Abhandlung über das Erfolgsgeheimnis von Nintendo, ein Artikel über die berühmtesten urban legends in der Videospielindustrie. Ich forschte mich durch alles, was man mir vorlegte. Und ich liebte es.

    Meine gesammelten Werke auf CD-Rom

    Wenn es etwas gegeben hat, was meinen Schreibstil maßgeblich geformt hat, dann sind das die erfüllenden Jahre im Redaktionsbüro Löwenstein am Tassiloplatz in München. Von den Erfahrungen zehre ich bis heute – im Unterricht, beim Schreiben von Tutorials beim ISB – und im Blog.

    Heute: Schreiben im Blog

    Am Anfang ist der Gedanke – und die voice to text Funktion am Smartphone, wenn die Inspiration zuschlägt. Denn ein Blatt Papier zum Skizzieren meiner Artikel würde an einem normalen Arbeitstag hoffnungslos in den Tiefen meiner Tasche verschwinden. Mein oftmals nur schemenhaftes Geschwafel landet als Text in Evernote, wo ich – genauso wie Susanne – von jedem meiner Geräte darauf zugreifen kann. In einer Freistunde am Tablet, in der Ubahn am Handy oder zuhause am Arbeits-PC. Meine Notizen sind alle in Evernote in einem Ordner abgelegt, wo sich Ideen, Bilder, Soundschnipsel oder Screenshots lose in einem Ordner tummeln, den ich völlig uninspiriert “Blog” betitelt habe.

    Hier geht jeder Artikel los

    Darin passiert die Arbeit, die ich früher mit einem Blatt Papier vollzogen hätte. Ich schreibe, ich lösche, ich lese. Ich tausche aus. Ich markiere. Ich formuliere aus, gliedere. Und wenn ich mit dem Ergebnis irgendwann mal zufrieden bin, schiebe ich das Ergebnis in einen neuen Ordner, wo sich meine “Endredaktion” befindet, die automatisiert alles Richtung Blog schiebt. Dies passiert mit Hilfe des Dienstes Zapier, der alle Evernote-Notizen, die in diesem Ordner landen als Artikel-Entwurf in WordPress abspeichert. Dort muss ich den Artikel nur noch mit endredigieren und mit einem Mausklick in die weite Welt schicken.

    Ta-Dah!

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    4.5

  • Allgemeines,  Prüfungen

    Wieviel Zeit beansprucht ein Abitur?

    Während Runde 5 der Edublogparade 2024 gerade durch die Lande zieht (und ich über einen adequaten Artikel zu dem Thema nachdenke), habe ich aus Runde 2 Lehren gezogen und mich der Arbeitszeiterfassung hingegeben. Denn darum ging es vor ein paar Monaten vor dem Hintergrund des Abbaus von Überstunden.

    Wie immer dauert es bei mir, bis neue Routinen sitzen. Es gibt Tage, wo mir erst am Abend einfällt, dass ich ganz vergessen habe mit Working Hours meine geleisteten Stunden zu dokumentieren und gebe sie im Nachhinein ein. Für die nächsten vier Wochen werde ich allerdings ganz genau darauf achten. Es ist eine besondere Zeit angebrochen. Das Abitur läuft seit ein paar Tagen in Bayern, und ich möchte seit Jahren für mich selbst herausfinden, wie lange ich tatsächlich für die Korrektur eines Abiturs benötige. Ich will nichts rechtfertigen, auf nichts Besonderes aufmerksam machen, keinen Shitstorm hervorrufen, weil ich auf “kostenlose” Überstunden hinweisen möchte – mir geht’s persönlich einzig und allein um den Kenntnisgewinn. Deswegen schauen wir mal, was draus wird. Wie lange brauch ich für das diesjährige Abitur in Englisch? 24 Leute. 12 Arbeiten schriftlich, 12 Kolloquien. Alles möchte ich festhalten: Das Abholen der Arbeiten, das Ordnen, das Auslegen, das Probehören der Audiodateien, die Korrektur, die Sitzungen zum Abgleichen der Fehler. Alles.

    Wetten werden angenommen. Jetzt. Am Besten in den Kommentaren. Nun auch mit echtem Poll:

    This poll is no longer accepting votes

    Wie lange korrigiert man an einem Abitur (Kursstärke 24 SuS, 12 schriftlich, 12 mündlich)
    ×

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  • Uncategorized

    Edublogparade – Folge 3

    Runde 3 der Edublogparade bringt wieder etwas Positivität auf den Tisch. Was den Lehrberuf attraktiv macht, ist das Thema. Mit dem Blick auf meine aktuellen Arbeitszeiten, die ich seit drei Wochen brav tracke, fällt mir es schwer, diese tatsächlich als Plus anzuführen. Es ist gerade entsetzlich viel los. So viel, dass ich nach Dienstschluss so gar nichts mehr machen möchte, was mit dem Thema Schule zu tun hat. Blogbeiträge meiner Online-Kolleginnen und Kollegen lese ich aus Zeitgründen seit Wochen nicht mehr. Es ist einfach viel. Zu viel. Und mit dem Eindruck bin ich nicht alleine. Man hört immer wieder, wie gestandene Kolleginnen und Kollegen meinen, aktuell könne man diesen Beruf dem Nachwuchs nicht mehr ruhigen Gewissens ans Herz legen. Von daher finde ich es ganz schön schwierig in dieser Runde eine gute Antwort zu finden. Denn auf der einen Seite gibt es die Anforderungen auf dem Papier, auf der anderen Seite die Sachzwänge der Realität, die immer wieder Improvisation oder schlimmstenfalls Kapitulation bedeuten. Lehrermangel, Krankheitsausfälle, fehlerhafte Technik, marode Schulgebäude, Burnout als buchstäbliche Berufskrankheit. Die Zeitungen sind voll davon. Was bringt der Lehrberuf also?

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    Im Moment leider gefühlt genau dieses.

     

     

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  • Alltag,  Technik,  Unterricht

    Lehren aus Runde 2 der Edublogparade 2024

    Ich bin tatsächlich sehr überrascht, wie viele Leute im Zuge von Runde 2 der Edublogparade über das Tracken ihrer Arbeitszeit gesprochen und geschrieben haben. Und das so sehr, dass ich nun auch Butter bei die Fische bzw. Klarheit haben möchte. Daher habe ich bei Arne nachgefragt, womit er denn seine Arbeitszeit misst und auf sein Anraten Working Hours aufs Handy geladen. Für knapp 10€ hat man eine Lizenz für eine Plattform. Für andere Betriebssysteme fällt zusätzlich Geld an, aber ich hab das Handy sowieso immer in greifbarer Nähe, wenn ich arbeite, daher reicht mir die eine Instanz.

    Working Hours ist tatsächlich sehr simpel gestaltet. Man definiert zu Beginn – sofern man es denn will – verschiedene Aufgaben, die einem im Arbeitstag über den Weg laufen, versieht sie mit einer Farbe und startet den Tracking Vorgang mit einem Klick, sobald man damit loslegt. Ich hab mir mal angewöhnt, meinen Arbeitstag farblich in workload in der Schule und Zuhause einzurichten. Zusätzlich habe ich mir noch eine Sparte für Korrekturen eingerichtet. Aktuell liegt hier die letzte Oberstufenklausur vor dem Abitur Ende April. Da kann ich endlich mal sehen, was die Korrektur zeitlich bedeutet, anstatt es immer nur grob zu überschlagen. So richtig interessant wird es natürlich, wenn das Abitur selbst losgeht. Korrektur eines kompletten Englisch-Abis, Vorbereitung und Abhalten von Kolloquien, Vorbereitung und Abhalten von Nachprüfungen zur Notenverbesserung. Da wird einiges auf dem Stundenkonto los sein. Das ist aber eigentlich auch jetzt schon der Fall…

    Aktuell ist bei uns an der Schule gut was los, sodass die ersten Wochen weit jenseits der 40 Arbeitsstunden sind. Infoabende, Vorträge am Abend, Generalproben für die Technik, Medienwarte, Tag der offenen Tür – da kommen gut und gerne mal knapp 50 Stunden zusammen. Teilweise mehr. Das wird interessant zu sehen, auf was sich das alles einpendelt, wenn mal wieder “Regelbetrieb” eingekehrt ist – was auch immer das bei unserem Job bedeuten mag 😁

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  • Allgemeines,  Alltag,  Unterricht

    EduBlogparade2024 – Runde 2: Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte?

    Disclaimer: Ich agiere bei dem folgenden Thema rein auf common sense. Ich weiß nicht mehr darüber als jeder normal sterbliche Lehrkörper, der seit Jahren ohne Arbeitszeiterfassung vor sich hin wurschtelt und es auch nicht anders kennt. Deswegen verzeihe man mir meine Blauäugigkeit bei dem Thema.

    Jan-Martin hat sich für Runde Zwei der Edublogparade2024 ein ganz besonderes heißes Eisen aus einer ohnehin heißen Vorauswahl des Bildungsrates von unten gefischt: Arbeitszeiterfassung für Lehrkräfte. Das Thema wabert ja schon seit geraumer Zeit durch die Medienlandschaft und mein Stand der Dinge war ja immer, dass das definitiv kommen soll, die KuK-Konferenz aber darauf noch sehr verhaltend reagiert. Aber man kläre mich gerne auf, wenn es anders sein sollte.
    Zu dem Thema gibt es tatsächlich sehr konträre Meinungen. Ich hab mir vorgenommen, die verschiedenen Beiträge der Edublogparade erst hinterher zu lesen, weil ich mir meinen Blutdruck nicht unnötig in die Höhe treiben möchte. Denn theoretisch kann ich mir ein solches System schon gut vorstellen. Theoretisch wohlgemerkt. Denn es hätte ein paar echte Vorteile auf der Hand.

     

    Theorie…

    • Transparenz nach außen: Für die Öffentlichkeitsdarstellung würde so ein System zum Teil mit dem Märchen des Halbtagsjobs aufräumen, das der Profession seit geraumer Zeit anhaftet. Kein Wunder, er ist nun mal ein Job außerhalb des üblichen nine-to-five Korsetts. Ob er durch so ein System zu einem wird, ist zu bezweifeln. Aber es könnte zu einer gewissen Normalisierung beitragen.
    • Transparenz nach innen: Wer arbeitet wirklich wieviel? Und wie lange? Dieses Thema erhitzt regelmäßig die Gemüter. Auch innerhalb eines Kollegiums. Eine Arbeitszeiterfassung könnte schnell Klarheit schaffen, wer über die Maßen arbeitet oder aber auch nur so tut als ob. Auf diese Weise ließe sich die Last gerechter auf den verschiedenen Schultern verteilen.
    • Prävention: Für Außenstehende selten einsehbar, für Eingeweihte Realität: Unser Job ist anstrengend. Er geht an die Substanz. Und gerne auch an unser Stundenkontingent. Korrekturen, Bürokratie, Elterngespräche, Vorbereitungen, Nachbereitungen, Elternabende, Fortbildungen, Projekttage, Exkursionen. Das frisst Zeit. Soviel Zeit, dass wir sie manchmal komplett aus den Augen verlieren. Ich selbst habe nur in zwei, drei Situationen zum Spaß mal die Zeit mitgezählt, um zu sehen, wie viele Stunden ich zu Hochzeiten in den Beruf versenke. Aber über einen längeren Zeitraum habe ich das nie verfolgt. Man schludert schnell beim Mitzählen, vergisst, und plötzlich lässt man es wieder. Man hat ja nichts davon. Hätte ich aber ein System gehabt, das mir suggeriert, dass Mehrarbeit in irgendeiner Art auch mal (ab-)gerechnet und wertgeschätzt wird, hätte ich an vielen Stellen mal den Stecker gezogen. Und ein Wochenende auch mal Wochenende sein lassen.

    … und Praxis

    Soweit die Theorie: Ich grüble aber tatsächlich angesichts der praktischen Umsetzung: Wie soll so ein System aussehen? Wären wir gezwungen, nur noch am Lehrerdienstgerät zu arbeiten, wo eine Software die Arbeitsstunden zählt. Erkennt sie, ob ich tatsächlich arbeite oder einfach dem Online Shopping fröne? Kann sie technisch unterscheiden zwischen Freizeit und Arbeitszeit? Und was zählt als Arbeitszeit? Wenn ich in den Laden gehe um Lektüren für die Klasse zu kaufen? Wenn ich eine Zusatzschulaufgabe erstelle, weil wieder zwei bei der Prüfung krank waren? Oder wenn ich in Warteschleifen festhänge, um die Zugverbindung für die Klassenfahrt und die dazugehörigen Tarife erfrage? Wie wird das gezählt? Wird das überhaupt gezählt? Zählen nachmittägliche Elterngespräche außerhalb der Sprechstunden, weil es oftmals nicht anders geht? Zählt Bürokratie wie das Erstellen und Abhaken von Listen, Ordnen von Klassenarbeiten für die Respizienz? Erhöhter Korrekturaufwand aufgrund größerer Kurse oder korrekturintensiveren Fächern? Was mache ich mit Klassenfahrten? Bin ich da per se von Aufstehen bis zur Bettruhe im Einsatz? Oder rund um die Uhr? Und was passiert bei Überstunden? Bekomme ich die ausgezahlt? Oder kann ich die ähnlich abfeiern wie in einem Bürojob? Wo würde dann Zeit ausfallen? Wohl nicht Unterricht, oder? Der Lehrplan geht ja trotz der Zusatzbemühungen fürs Klassenklima weiter.
    Je länger man drüber nachdenkt, desto mehr Fallstricke fallen auf. Es IST eben kein anderer Job wie jeder anderer.
    So, und jetzt ihr…
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