• Allgemeines,  Alltag

    Dit is Berlin

    Die letzten Wochen vor den Sommerferien beginnen. Finale. Oder wie es der Volksmund sagt: “Ihr habt ja jetzt eh nix mehr  zu tun.” Genau. Und deswegen stecken wir mitten drin in der Zeugniserstellung. Klassen- und Lehrerkonferenz starten im Anschluss an den regulären Unterricht in den Nachmittagsstunden und ziehen sich gerne mal bis 19.00 Uhr. Wir planen Wandertage, reservieren Gruppentickets, stellen Buchungen für die Klassen sicher. Sammeln Geld ein für Eintritt und öffentlichen Nahverkehr. Wir stecken in den Vorbereitungen für den Museumstag – oder sind eine komplette Arbeitswoche rund um die Uhr im Dienst, um die fünften Klassen im Schullandheim bei Laune zu halten. Oder wie in unserem Fall: Knapp 80 Zehntklässler in Berlin.

    Wir fahren nach Berlin!

    Unter den Teenagern, mit denen wir seit Tagen durch die Häuserschluchten der Hauptstadt ziehen, sind auch Teile meiner ehemals fünften Klasse dabei, die ich vor fünf Jahren an unserem Gymnasium begrüßt habe – eine echt tolle Truppe damals, die nicht nur lernbegierig, sondern auch richtig witzig war. Mit ihnen habe ich Marleen von Marianne Rosenberg samt Choreographie einstudiert, damit sie beim Einsammeln von Prüfungen und Übungen die Hände von den Stiften lassen oder die schwäb’sche Eisebahne besungen. Wir haben zu einer Drum Machine im Chor dekliniert. Lauter so herzerfrischend nutzloser Kram, den wir da veranstaltet haben. Aber diese Zeiten liegen nun hinter uns. Wir sind älter geworden. Sie sind älter geworden. Und aus den Kindern von damals wurden junge Erwachsene, die kurz vor dem Eintritt in die gymnasiale Oberstufe stehen. Nix mit Schabernack mehr. Viel zu kindisch. Außerdem haben wir in der riesigen Gruppe an Leuten sowieso kaum Berührungspunkte über die Woche. Die Zehntklässler, die ich von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit begleite, kenne ich kaum. Sie sind aus Klassen, die ich nie im Unterricht hatte. Auch sonst komme ich mit meinen ehemaligen Schützlingen kaum ins Gespräch. Das Programm ist packevoll, die Wege lang, die Temperaturen konsequent jenseits der 30 Grad. Da fehlt einfach die Zeit für entsprechenden Smalltalk.
    Nur einmal in der Tram komme ich mit zehn “meiner” Jungs ins Gespräch. Sie präsentieren sichtlich stolz die fliederfarbenen Tanktops, die sie allesamt in einem der Läden am Alexanderplatz erworben haben. Wie lila Schlümpfe stehen sind eng aneinander gequetscht in der Tram. “Ihr seht fast ein bisschen aus wie eine Boyband. Fehlt nur noch eine Choreo”, meine ich. Sie lächeln verlegen bis zur nächsten Haltestelle, und raus sind sie. Auf dem Weg in die Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg. Ich fahre weiter mit meinen Leuten nach Hohenschönhausen in das ehemalige Stasi-Gefängnis, und wir lassen uns von ehemaligen Häftlingen durch diesen unheimlichen Ort der nicht so weit zurück liegenden Vergangenheit führen. Durch miefige Keller, Internierungszellen und piefige Büros mit ockerfarbenen Mustertapeten und mausgrauen Polstermöbeln. Wir lauschen gebannt den Ausführungen unseres Guides über die Verhörmethoden der Stasi, lesen uns durch Akten, in denen die mitunter lächerlichen Verhaftungsgründe der Insassen dokumentiert sind – und kehren letztlich geplättet von Eindrücken und der Tristesse des Ortes irgendwann ins Hotel zurück. Uff…

    Nachtschicht

    Entsprechend fertig bin ich, als ich am Abend mit der Zimmerkontrolle beginne. Und verwirrt, als ich im Zimmer meiner “alten” Zehntklässler stehe. Es sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen: die Kissen liegen am Boden,  die Einkaufstüten sind hastig in eine Ecke gepfeffert. Die Betten wurden zur Seite geschoben und stehen kreuz und quer im Raum. Hauptsache die neuen Flieder – Tanktops, die sie am Körper tragen, sind unversehrt und trösten über das Chaos hinweg. Ich bin sofort genervt. Nach dem langen Tag jetzt auch noch schimpfen. Das brauch ich gerade noch. “Was ist denn hier los?” frage ich hörbar genervt in den Raum. Der Rädelsführer des Männerrudels tritt etwas verunsichert hervor. “Wir haben für Sie eine Choreographie einstudiert”. Und auf einmal formieren sich die vier Jungs zu zwei Pärchen und führen mir eine astreine Tanzeinlage zu Dancing Queen vor. Mit Drehungen, Schrittfolgen, Handwechsel. Das ganze Programm. Vier Jungs, von denen mir jeder einzelne größentechnisch problemlos auf den Kopf spucken könnte, hüpfen hochkonzentriert vor mir herum – und ich versteh die Welt nicht mehr… bis ich mich an das Gespräch in der Tram erinnere. Mein Ärger verfliegt sofort. Es ist wieder genauso wie vor fünf Jahren. Der Schalk sitzt den Teenies noch genauso im Nacken wie damals. Entsprechend überschwänglich bedanke ich mich am Ende für die Performance – und werde gleich ein Zimmer weitergeschickt, wo mich die nächste Einlage erwartet. Auch hier steht ein Quartett in Flieder bereit. Und tanzt mir vor. Zu einem Mixtape von der schwäb’schen Eisebahne, das mitten drin plötzlich zu Marleen überblendet. Die Musik schallt den ganzen Gang entlang. Irgendwann stehen meine Kollegen mit in der Tür und blicken etwas ratlos auf das Szenario. “Was soll das denn?”, werde ich gefragt. Tja, dit is meene fünfte Klasse <3!

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    4.6
  • Allgemeines,  Alltag

    Ruhig hier

    In meinen Messengern ist die Hölle los. Ich werde überflutet von Ferien-Statusmeldungen von Freunden, Bekannten und Kollegen: Bilder vom Strand, Bilder von einer mediterranen Altstadt in Süditalien. Sonnenuntergänge in Griechenland, Snapshots aus London, Bergpanoramen von Mountainbiketouren. Irgendwie hat über die Pfingstferien jeder das Weite gesucht. Nur wir sind da geblieben. Und das ist gut so.

    Denn der Umzug hat ein gutes Loch in den Geldbeutel gerissen und die kompletten Osterferien blockiert. Umso mehr genieße ich nun die Ruhe und die Leere in meinem Terminkalender. Die Pfingstferien sind abgesehen von der Oberstufenklausur Englisch wirklich frei. Ich kann machen, worauf ich Lust habe. Zum Beispiel in den Hinterhof starren. Die gurrenden Tauben beim Flirten beobachten. Den Balkon bepflanzen. Die letzten Kisten in den Keller räumen und die Wohnung wirken lassen. Lesen. Mein Fremdsprachenprojekt weiter treiben. Und wenn es fad wird, wird das neue Viertel erkundet. Hier gibt es so viel Neues zu entdecken. Das Künstlerviertel in der Preysing Straße zum Beispiel. Oder den Bordeauxplatz. Alles ist wunderschön bepflanzt und ergießt sich in sattem Grün. Das tolle Juniwetter tut sein übriges, echtes Sommerflair in der Innenstadt zu verbreiten. Und so sitzt man abends in einem der vielen Schanigärten bei einem Glas Mastika-Sprizz in der Abendsonne und lauscht der lauen Sommerbrise, wenn sich der Wind sich in den Blattkronen fängt, und das Laubrauschen den Großstadtlärm fast komplett überspielt. Wofür denn in die Ferne schweifen?

    Schön hier 😎

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    0
  • Allgemeines,  Alltag,  Unterricht

    Vom Abschied auf Zeit

    So wie es aussieht, bin ich ab diesem Halbjahr leider meine Klasse in Latein los. Grund ist der Weggang eines Kollegen, der bei uns Informatiklehrer war. Als Ersatz schickt uns das Ministerium… eine Lehrkraft mit Latein und Altgriechisch – was uns nicht im Entferntesten weiterhilft.

    Deswegen wurde jetzt eine Lösung ersonnen. Der neue Kollege bekommt meinen Lateinunterricht und ich übernehme ab dem Halbjahr die entstandenen Lücken in Informatik. Fachfremd. Aber ein Systembetreuer kann das ja. Wir werden sehen.
    Die Nachricht über unsere anstehende Trennung führte zwischen meiner Klasse und mir zum Durchleben der klassischen Phasen einer traumatischen Erfahrung. Nach einer Stunde elegischen Klagens fanden wir uns zunächst im Stadium der


    Verleugnung

    wieder. Die Kinder gingen in der ersten Hälfte der Woche davon aus, dass ich sie ärgern möchte und alles nur ein Streich sei. In der zweiten hofften sie auf eine Änderung der Personalsituation. Genauso wie ich. Vielleicht überlegt es sich ja der Informatikkollege nochmal mit dem Weggang. Oder der neue Kollege sagt ab, weil er München furchtbar findet. Aber nichts dergleichen passierte. Und so fanden wir uns in Phase 2:


    Wut

    Vor meinen Augen wurden in der Klasse nun diverse Rachepläne geschmiedet. Wie kann man dem aktuellen Informatiklehrer das Leben zur Hölle machen? Wie boykottiert man am ehesten den Unterricht meines Nachfolgers? Meine Beschwichtigungsversuche in dieser Richtung wurden allesamt ignoriert. Man war sauer. Und das wollte man sich nicht nehmen lassen. Und so rutschten wir in Phase 3:


    Verhandlung

    Eine Delegation von diplomatisch versierten Mini-Damen formierte sich eines Tages vor dem Büro des stellvertretenden Schulleiters. Mit Hilfe einer Petition, die von der gesamten Klasse unterschrieben war, wollte man den Schicksalsschlag abwenden. Jeden Tag wurde die Schar an Bittstellerinnen größer. Um weiteres Chaos abzuwenden, habe ich mit der Klasse vereinbart, die Klasse im nächsten Jahr wieder zu nehmen – vorausgesetzt es ist machbar. Und so war Phase vier nicht allzu schlimm, auch wenn der Titel es nicht vermuten lässt.


    Depression

    Die Klasse verfällt nur selten ins Klagen und Traurigkeit – nur dann, wenn ich ihnen bei beginnenden Diskussionen aufzeige, wie wenig Stunden wir noch zusammen haben und wir die Zeit deshalb besser nutzen sollten. Das unterstütze ich bildlich mit einem digitalen Kalender, dem ich jede Stunde vor aller Augen ein weiteres Blatt abreiße. Das führt letztendlich zur aktuellen Phase:


    Akzeptanz

    Die Klasse ist musterbrav, Unterrichtsstörungen sind komplett passé. Unser anstehendes Ende sehen wir jetzt mehr und mehr sportlich. Und nachdem ihnen letzte Woche aufgefallen ist, dass mit den letzten fünf Stunden nun the final countdown angebrochen ist, vergeht keine Stunde, in der ich diesen unsäglichen Klassiker einer jeden 80s Party über Spotify anspielen muss. Dann singt die komplette Klasse lauthals mit (sofern sie das nach einem halben Jahr Englischunterricht kann) und übt sich im Headbangen. Und ich bleibe heimlich sehr gerührt zurück. Das dicke Ende kommt ja noch. Nämlich kommenden Freitag. Drei Eltern haben schon angefragt, wann denn die letzte Lateinstunde ist…
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    5
  • Latein,  Unterricht

    Erschreckend aktuell

    Wenn schon die letzten Weihnachtsferien bei mir schon von eklatantem Nichtstun geprägt waren, habe ich in den Faschingsferien echt einen drauf gesetzt. Ich habe wirklich nichts gemacht. Nada. Wo andere im Kollegium mal für eine Woche in die Berge zum Skifahren sind oder andere sich die südeuropäische Sonne auf den Bauch haben scheinen lassen, habe ich für eine knappe Woche das Leben eines Einsiedlers geführt. Mein Akku war einfach zu leer und brauchte ein paar Ladezyklen um wieder voll zu werden. Und so wie es aussieht, haben wir für die nächste Zeit einen entsprechenden Energietank bitter nötig…
    Der erste Tag geht recht ruppig zur Sache. Die einen Klassen lassen nun die berühmten Pooltests über sich ergehen, die anderen die übliche Schnelltestroutine. Erwartungsgemäß ist die Trefferquote mit positiven Ergebnissen hoch. Viele haben sich aus den Skigebieten eine kleine Überraschung mitgebracht. Die gesamte Verwaltungsmaschinerie, die das nach sich zieht, hält Sekretariat wie auch Lehrkräfte der ersten Stunde ordentlich auf Trab und verhindert jegliches Unterrichten. Das und der Krieg. Die Angst ist in jeder einzelnen Klasse spürbar. Alle wollen sich den Kummer von der Seele reden. Auch ich. Aber wirklich helfen tut es nicht. Wir sind alle fassungslos ob der Bilder, die uns erreichen. Die Greuel verhindern den ganzen Tag ein tatsächliches Zurückkehren zum Unterrichtsstoff. Alles fühlt sich auf einmal lapidar an. Lediglich in der neunten Klasse lässt sich die Krise erschreckend gut für das bellum Gallicum nutzen – vielleicht begibt sich der eine oder andere collega auf eine ähnliche Gedankenreise.
    Den Auftakt in die Stunde bildet eine Collage, die ich aus wahllos gewählten Schlagzeilen der letzten Woche zusammengestellt habe. Sie thematisieren die radikale Zensur, die in Russland die letzten Tage durchgesetzt wurde:
    Schlagzeien von spiegel.de und guardian.co.uk
    Letztlich bleibt damit für viele russische Zuhörer und – leser im eigenen Land nur noch ein einziger Informationskanal, über den man sich mit Nachrichten versorgen kann: das staatlich kontrollierte Fernsehen. Alternative Quellen zur Beschaffung von Meinungen und Perspektiven existieren für die meisten schlichtweg nicht. Genauso wie bei Caesar: auch hier erhalten wir sämtliche Informationen aus einer einzigen Schrift. Wir lesen über das Kriegsgeschehen in Gallien genauso wie gerade die russischen Bürger aus einer einzigen “staatlichen Quelle”. Denn Caesar ist nicht einfach nur Anführer in einem militärischen Konflikt. Er ist Politiker. Er ist Hauptakteur in seinem eigenen Werk. Und er muss sicher stellen, dass sein Bericht so klingt, dass er glaubwürdig erscheint und man ihm alles darin Geschilderte auch abnimmt. Aber können wir das als Leser?
    Sind die Helvetier tatsächlich so kriegslüstern und egoistisch wie es im bellum Gallicum geschrieben steht? Greift Caesar tatsächlich nur deswegen ein, weil er von den anderen gallischen Stämmen zu Hilfe gerufen wird? Wie viel ist davon wahr? Und stört es uns, dass uns eine alternative Perspektive fehlt? Wir ertappen uns nur allzu gerne dabei, wie man beim Lesen dem Autor Caesar auf den Leim geht. Die Helvetier? Saubeutel! Einfach in die Nachbargebiete einfallen! Dieser Divico? Was für eine Diva! Erst Frieden erbetteln wollen, aber dann völlig überzogene Forderungen stellen und beleidigt abdampfen. Denen gehört völlig zu Recht der Hintern verhauen! Für den Leser ist im bellum Gallicum schnell gefühlt klar, wer in dem Konflikt der Böse ist. Aber ist dem auch tatsächlich so?
    Dieses gekonnte Stück der Leserlenkung lässt sich aktuell auch in der eindimensionalen Medienlandschaft in Russland erfahren: Auch dort ist klar, wer der Bösewicht ist. Das Nachbarland ist von gewaltbereiten Nazis durchsetzt, die vor allem russisch-stämmige Mitbürger unterdrücken (so wie die Helvetier ihre Nachbarn). Klar, dass man hier zu Hilfe eilen und entmilitarisieren muss. Die Parallelen enden hier aber nicht: Caesar hat seinen Konflikt erst auf eine Grenzregion zum römischen Reich beschränkt, bevor er anschließend eben mal im Vorbeigehen in das komplette Land einmarschiert ist. Die Parallelen zu den Invasionsstufen auf russischer Seite sind erschreckend ähnlich. Und wie bei Caesar am Ende Gallien nicht genug ist, und es schließlich ein paar vorsichtige Kundschaftsmissionen in Richtung Germanien gibt, stellt man sich am Ende der Stunde die Frage: Bleibt es bei der aktuellen Invasion tatsächlich nur bei einem Land? Oder geht es einfach weiter?
    Quellen zur den Headlines:
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    5
  • Allgemeines,  Alltag,  Latein

    Von Kuschelkissen

    Was für ein scheußliches Wetter! Draußen hängt der Nebel dick über der Stadt, die Temperaturen krebsen um den Gefrierpunkt herum, die Sicht ist getrübt. Die Straßen zeigen sich menschenleer und lediglich von den tapfersten Recken bevölkert, die dem eisigen Wind trotzen und schnellstens einen Platz im Warmen suchen. Zum Beispiel in einem Café in der Münchner Innenstadt. Wie gemütlich das alles hier ist: Wohlige Wärme im ganzen Raum, der vom ruhigen Gemurmel tiefenentspannter Menschen erfüllt ist. Im Hintergrund surrt regelmäßig das wohl vertraute Geräusch einer Kaffeemaschine, der Geruch von Cappuccino und Earl Grey liegt in der Luft. An den Tischen leuchten Kerzen und flackern beruhigend vor sich hin. Da lässt man sich doch gerne nieder.

    Auf einer Bank zum Beispiel, die mit kuschligen Kissen zum Rasten und Ruhen einlädt. Und dann auch noch auf Latein! Nämlich mit den Anfangszeilen von Vergils Aeneis! In schönsten 08/15-Fonts prangen dort die Versstücke, die in die Weltliteratur eingingen. Hier ein bisschen Kalligraphieschrift, dort ein paar Serifen-Bögen. Ein bisschen Times New Roman, ein bisschen artsy Kursive. Wunderschön! Wie toll, dass kein Mensch den Sinn der Verse versteht, die dort zu lesen sind. Denn die Aeneis steht für alles – nur kein Wohlfühlkino: Irrfahrten, Weltuntergangsstimmung, Entfremdung vom eigenen Staat, Tod von Verwandten, Entzweiung von Familien, Hinraffen ganzer Städte durch eine Seuche… ähm… öhm… vielleicht doch nicht so unpassend…

    Arma virumque cano, Troiam qui primum ab oris…
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  • Allgemeines,  Alltag,  Unterricht

    Nikolo bum, bum 2021

    Nikolaustag ist bei uns an der Schule immer ein kleines Gemeinschaftsevent: Die fünften Klassen sind in heller Aufregung, weil sich das Gerücht hartnäckig hält, der Nikolaus gehe höchstpersönlich durch die Unterstufen. Und so ist es auch: Jedes Jahr schlüpft ein männlicher Kollege die Kutte unseres ehemaligen Schulpriesters, die er uns für diesen Zweck hinterlassen hat. Von Engeln aus der SMV flankiert und einem schaurig geschminkten Krampus aus der Oberstufe im Schlepptau geht er die einzelnen Räume ab, um den gespannten Klassen aus seinem berühmten goldenen Buch vorzulesen. Dort sind immer die guten und bösen Taten der Klasse verzeichnet, die die Klassleiter für diese Aktion traditionsgemäß in Versform einreichen.

    Die daraus resultierende Allwissenheit unseres Schulnikolaus ist für die Kinder immer wieder überraschend, aber auch gefürchtet. Denn bei zu viel Sünden wird der Krampus wild und darf in der Klasse ungezügelt wüten. Bis er vom Nikolaus wieder beruhigt werden kann, dauert das immer ein paar Minuten. Dann ist aber auch gut. Und die Engel dürfen zur Versöhnung Obst und Schokolade unter den Kindern verteilen.

     

    2021: Nikolo light

    Dieses Jahr ist das natürlich alles sehr verhalten. Pandemiebedingt kann man nicht einfach den Kindern Essen in die Hand drücken. Oder quer durch sämtliche Klassen als Krampus holzen. Komplett darauf verzichten wollten wir aber auch nicht. Denn die kleinen Rituale bringen uns ein Stück Normalität wieder, das wir im Trubel dieses Jahres viel zu häufig vermisst haben. Und so wird’s in der Schule ein Nikolaustag der leisen Töne. Der Nikolaus tritt auf, verzichtet aber auf das Vortragen von Gedichten. Der Krampus schaut grimmig drein, bleibt aber auf Abstand. Und Essen wird den Kindern nicht in die Hand gelegt, sondern fein säuberlich in Tüten verpackt und zum Entgegennehmen präsentiert. Alles etwas umständlich und steril, wenn man es mit den letzten Jahren vergleicht. Aber das Leuchten in den Gesichtern der Fünftklässler reicht vollkommen aus um zu sehen, dass die Entscheidung richtig war.
    Wider Erwarten wurden dann allerdings auch noch die Großen heute beschenkt. Nämlich meine Wenigkeit. Mein Oberstufenkurs präsentierte mir am Ende der Stunde ein goldiges Präsent: Wunderschön eingewickelt und geziert mit beeindruckendem Handlettering (da steh ich ja total drauf 🤗)

    Discipulos non timeo dona ferentes…

    “Coole Socke” ist hier tatsächlich wörtlich zu sehen. Denn es gab… Christmas socks! 😍😍😍

    Hab mich riesig gefreut und werde mich gleich nächste Stunde revanchieren. Nämlich mit der unvergessenen Vorstellung von Christoph Waltz, der dem verstörten TV Host Jimmy Fallon den Krampus zu erklären versucht. Classic!

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  • Alltag,  Technik

    Ton ab!

    Eine interessante Nebentätigkeit bei meinem Dienstherrn zwingt mich ab diesem Schuljahr dazu ein bisschen mehr in Technik einzutauchen, als es bei mir nomalerweise der Fall ist. Die Rede ist vom Videoschnitt. Erste Versuche habe ich ja schon vor ein paar Monaten mit meinen mebis-Tutorials gemacht, die ich sukzessive bei YouTube hochlade. Wenn das aber jetzt alles hochoffiziell werden soll, muss da noch eine Schippe draufgelegt werden. Vor allem das Thema Klang ist bei den Youtube-Stars immer von essentieller Bedeutung. Und so habe ich mir zum ersten Mal in meinem Leben ein schönes portables Mikrofon geleistet. Kabellos und damit stets mobil und frei von USB-Störgeräuschen, die bei der live –Aufnahme gerne einmal ins Klangfeld reinstreuen.

    Wäre ich noch einmal zehn Jahre alt, wäre dieses Gerät für mich der absolute Traum gewesen. In einer Zeit, wo ich als Kassettenkind regelmäßig Hörspiele konsumiert, aber auch selbst aufgenommen habe, wäre dieses Zoom-Mikrofon mein ständiger Begleiter gewesen. Die Qualität, die für gerade einmal 100€ möglich ist, ist phänomenal! Wie ein kleiner Abenteurer schleiche ich seitdem durch die Münchner Innenstadt, um bei jeder Gelegenheit Klang-Teppiche und Tonproben aufzunehmen. Dabei erlebt man seine Umgebung auf diese Weise noch einmal komplett anders. Und unmittelbarer. Sollten wir uns also im nächsten ja in einem Tutorialvideo hören, dann mittels dieses Gerätes hier.

    Und für die kalten Herbsttage habe ich gleich ein paar Tonproben mitgebracht, die bei Nieselregen und Nebelwänden ein bisschen an die warmen Sommermonate zurückerinnern sollen.

    Zikaden

    Strand

    Nochmal Strand

    Herbstgewitter

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