Ich hatte ja vor sechs Wochen, exakt zum Ende der bayerischen Pfingstferien versprochen, bis zum Ende des Jahres probeweise auf Unterrichten mit dem Tablet umzusteigen und auszuprobieren, wie ich damit zurecht komme. Nachdem jetzt ein paar Wochen ins Land gezogen sind, kann ich alles in allem schon eine gewisse Bilanz ziehen.
Was sich geändert hat:
- Das eine oder andere technische Problem galt es zu überwinden.
- Um das Tablet auch flexibel nutzen zu können, ist ein HDMI-Adapter fürs HTC Flyer mein ständiger Begleiter geworden. Von den sechs Wochen in meiner Schultasche ist die Packung schon fürchterlich verschlissen, dafür ist der Inhalt intakt. Und darauf kommt’s an.
- Trotz Zusatzadapters ist meine Tasche spürbar leichter geworden. Das liegt vor allem daran, dass ich Bücher nicht mehr komplett in der Gegend rumschleppen muss. Relevante Buchseiten werden eingescannt, an eine Evernote-Notiz drangehängt und mit in den Unterricht genommen.
- Da ich mein Referendariat wirklich ernst genommen habe, beginnt bei mir keine Stunde ohne einen Einstieg. Meistens mithilfe einer Folie. Für die Hinführung auf ein Grammatikphänomen oftmals auch eine Folie, dann eine Folie, um das Arbeitsblatt, das den Schülern gegeben wird, auf dem OHP auszufüllen, in der nächsten Stunde eine selbstgemachte Übung – natürlich auf… you get the idea. Fakt ist: Im Schnitt mussten für JEDE EINZELNE Unterrichtsstunde mindestens zwei Folien dran glauben. Das hochgerechnet auf 24 Wochenstunden mal vier Wochen ergibt summa summarum eine sagenhaft furchtbare Menge von 192 Folien, die im Monat früher bei mir drauf gegangen sind! Jetzt mit dem Tablet bekommen die Schüler die Kopien auf Papier, die Folie wird als PDF auf dem Tablet ausgefüllt. Bilanz des Junis, in dem das Tablet die Herrschaft im Unterricht übernahm: Sieben Folien. Für den gesamten Monat. I rest my case.
Benutzte Programm und Apps:
- Evernote: Dieses mächtige Tool ist IDEAL für den Unterricht. Nach meinen ersten Schritten sieht meine vorläufige Konfiguration so aus: Meine Fächer haben jeweils ein Notizbuch mit zahlreichen Unternotizbüchern. So hat das Notizbuch “Latein” die Unterkapitel “Latein_05”, “Latein_06”, “Latein_07” etc. Desweiteren habe ich ein Notizbuch mit dem wohlklingenden Namen “Templates” erstellt, in dem ich Blanko-Vorlagen für meine Stundenverläufe erstellt habe. Und – für den Unterricht selber wichtig – das Notizbuch “Unterricht heute”. Eine Unterrichtsstunde wird regulär folgendermaßen bei mir vorbereitet: Eine Blankovorlage wird aus dem Verzeichnis “Templates” in die jeweilige Klasse kopiert (z.B. “Latein_06”) und mit Datum und einer Zahl versehen, damit ich die Stunden hinterher in der richtigen Ablaufreihenfolge habe. Wer noch akkurater sein kann, kann die Stunde mithilfe von Schlagwörtern eindeutig identifizierbar machen. Der Stundenverlauf wird mit Inhalt, Leitfragen, Tafelbildern etc. aufgefüllt. Sollten für die Stunde Materialien anfallen (z.B. Bilder, Arbeitsblätter), werden diese einfach ans Ende des Stundenentwurfs angehängt. Ist die Stunde komplett, kopiere ich sie in das Verzeichnis “Unterricht heute”. Dieses Verzeichnis ist auf meinem Tablet als privates Verzeichnis konfiguriert und synchronisiert sich selbstständig sämtliche dort hinkopierte Stunden auf den Speicher. Auf diese Weise hab ich immer die Stunden dabei, die ich wirklich brauche und muss nicht Gigabyte-weise Daten hin- und herschaufeln. Während der Stunden müssen die Zusatzmaterialien in der Notiz nur noch angetippt werden, und schon öffnen sie sich selbstständig mit dem entsprechenden Programm. Tada!
- Lecture Notes: Benutze ich für Notizen während des Unterrichts. Wer das nächste Mal die Hausaufgabe herzeigen muss, wessen Schulaufgabe noch fehlt, wessen Mutter demnächst mit einem netten Anruf von mir belohnt wird. Was ich früher auf irgendeinen Zettel, in irgendein Buch oder gleich auf die Hand notierte, kommt jetzt in ein “Klassenbuch” in Lecture Notes, das mit dem jeweiligen Namen der Klasse versehen ist. Da find ich’s auf jeden Fall.
- ezPDF: Nicht das perfekte Tool zur handschriftlichen PDF-Annotation, aber im Moment wirklich das, was meiner Vorstellung am nächsten kommt. Die App öffnet fix, zoomt stufenlos selbst in minutiöse Gefilde, verfügt über Palm Rejection und bietet eine Vielzahl von Optionen beim Schreiben – angefangen von der Stiftdicke, hin zur Farbe und zum Schreibmodus. Einziges Manko: Die gesamte Bedienung funktioniert über das Antippen von einzelnen Menüs. Die Buttons auf dem Stylus werden hingegen hardwaremäßig überhaupt nicht unterstützt. Vielleicht wird ein Update das irgendwann mal ändern. Ich würd’s mir wünschen… Hier übrigens ein längerer Test zur App.
- Dropbox und Dropsync: Für das aktuelle P-Seminar haben wir eine Dropbox installiert, auf der alle relevanten Dateien Platz finden, die im Laufe des Seminars untereinander ausgetauscht werden. Ist relativ unkompliziert und sicher. Auch für Lecture Notes ist Dropbox recht hilfreich, weil mithilfe von Dropsync all meine Aufzeichnungen, die ich in die Notizbücher mit Lecture Notes mache, automatisch synchronisiert und dort in einem eigenen Verzeichnis abgelegt werden.
Das sind die Apps, mit denen ich wirklich regelmäßig arbeite. Natürlich gibt’s die eine oder andere Spielerei, die sich für bestimmte Methoden super eignet. Die werde ich aber über die nächste Zeit im Einzelnen vorstellen.

Aber damit nicht genug: Während die Zoomstufe im PDF-Modus erstaunlich gering bleibt, ist die Schriftlinie des Stylus bei minimaler Minenstärke brummig dick und fett. Auf diese Weise auch nur irgendetwas Leserliches in die PDF-Dateien zu schreiben, ist unmöglich. Es sieht fast aus wie ein krakliges Gekritzel einer Fünfjährigen, die sich an einer Wand verewigt hat. Ärgerlich! Aber das größte Kuriosum kommt erst noch: Stellt man das Tablet vertikal, ist nicht nur eine höhere Zoom-Stufe möglich. Selbst der Stylus zeichnet auf einmal sichtbar filigraner als im horizontalen Modus. Was soll das? Muss ich jetzt für sinnvolles Arbeiten mein Tablet jetzt immer vertikal stellen und damit leben, dass der Beamer, der ja ebenfalls auf ein horizontales Format ausgelegt ist, nun mit einem vertikalen Bild gespeist und dadurch der Bildschirmausschnitt links und rechts empfindlich beschnitten wird? Ich versteh’s nicht… Ist eigentlich sehr schade, weil der PDF-Reader damit knapp an genau dem vorbeischrammt, was ich mir erhofft hätte… Bedienung hui, Performance leider etwas pfui 🙁
wegen der fitzligen Größe muss man schon sehr akkurat mit dem Stylus sein, um nicht aus Versehen einen anderen Modus anzuwählen. Zum Glück lassen sich Icon-Größe und viele andere Funktionen im Settings-Menü individuell anpassen. Sogar eine Option zur Palm Rejection ist vorhanden. Wunderbar, gibt’s viel zu selten! Leider bietet ezPDF keine besondere Unterstützung von Styli. Die beiden Buttons auf dem HTC Stift bleiben damit leider funktionslos. Wer unterstreichen oder löschen will, muss leider eine der Icons am oberen Rand bemühen, was streckenweise etwas umständlich ist. A propos umständlich: Der Freihand-Modus ist eigentlich recht brauchbar und erlaubt neben Farbwahl und Minenstärke (did you hear that, Foxit?) auch verschiedene Schreibmodi (Pen, Airbrush, Spray). Allerdings wird beim Wechsel aus dem Freihand-Modus das aufgetragene Geschreibsel erstmal berechnet und als Layer fixiert. Bis man also in seinem Dokument weiterblättern oder Zoomen will, muss man mit einer kurzen Wartezeit rechnen (abhängig von der Schreibmenge ca. 2 Sekunden). Hört sich nach nicht viel an, aber nichts nervt im Unterrichtsablauf so sehr wie Wartemeldungen…
zieht. Das nervt ein bisschen, ebenso wie der deutlich spürbare Lag, der beim Schreiben auffällt. Verlangsamt man sein Tempo, um dem Programm die nötige Zeit zu geben, oder setzt den Stift zu lange ab, kann es vorkommen, dass das Programm von alleine in den Zoom-Modus zurückschaltet. Dann eventuelle Fehler zu löschen funktioniert nur mit Tücken. Irgendwie interpretiert qPDF jede länger abgesetzte Stiftspitze als eigenes Feld, das (wenn überhaupt) nur noch in Gänze zu löschen ist. Für mich als Linkshänder zu Beginn recht ärgerlich gewesen: Da sich das Menü links befindet, ist es vor allem am Anfang mehrere Male dazu gekommen, dass mein Handballen aus Versehen den Modus verstellt hat. Zum Glück lässt sich das Menü in den Einstellungen woanders hinverfrachten…
Art Schreibmodus sehen kann. Funktioniert eigentlich auch, allerdings gelangt man in den erst über ein Menü. Zoomen ist dann nicht mehr möglich. Es sei denn, man bestätigt seine Eingabe mithilfe eines Klicks. Ärgerlich: Dank fehlender Palm Rejection zieht man mit dem Handballen beim Schreiben blöde Striche quer über das Dokument. Hat was von moderner Kunst, aber leider nicht von schönem Schriftbild…
Uff, war das eine Woche. So kurz vor Notenschluss zieht das System noch mal alle Register, um einen das Fürchten zu lehren. Hätte ich nicht schon meine 






Kennt ihr das noch? Diese Vorfreude auf ein Ereignis, das einen nicht schlafen lässt? Als ich noch klein war, hielt mich zum Beispiel der Gedanke an den unmittelbar bevorstehenden Geburtstag wach. Mit 11 hat mir der Release-Termin von 