• Allgemeines,  Alltag,  Unterricht

    Nikolo bum, bum 2021

    Nikolaustag ist bei uns an der Schule immer ein kleines Gemeinschaftsevent: Die fünften Klassen sind in heller Aufregung, weil sich das Gerücht hartnäckig hält, der Nikolaus gehe höchstpersönlich durch die Unterstufen. Und so ist es auch: Jedes Jahr schlüpft ein männlicher Kollege die Kutte unseres ehemaligen Schulpriesters, die er uns für diesen Zweck hinterlassen hat. Von Engeln aus der SMV flankiert und einem schaurig geschminkten Krampus aus der Oberstufe im Schlepptau geht er die einzelnen Räume ab, um den gespannten Klassen aus seinem berühmten goldenen Buch vorzulesen. Dort sind immer die guten und bösen Taten der Klasse verzeichnet, die die Klassleiter für diese Aktion traditionsgemäß in Versform einreichen.

    Die daraus resultierende Allwissenheit unseres Schulnikolaus ist für die Kinder immer wieder überraschend, aber auch gefürchtet. Denn bei zu viel Sünden wird der Krampus wild und darf in der Klasse ungezügelt wüten. Bis er vom Nikolaus wieder beruhigt werden kann, dauert das immer ein paar Minuten. Dann ist aber auch gut. Und die Engel dürfen zur Versöhnung Obst und Schokolade unter den Kindern verteilen.

     

    2021: Nikolo light

    Dieses Jahr ist das natürlich alles sehr verhalten. Pandemiebedingt kann man nicht einfach den Kindern Essen in die Hand drücken. Oder quer durch sämtliche Klassen als Krampus holzen. Komplett darauf verzichten wollten wir aber auch nicht. Denn die kleinen Rituale bringen uns ein Stück Normalität wieder, das wir im Trubel dieses Jahres viel zu häufig vermisst haben. Und so wird’s in der Schule ein Nikolaustag der leisen Töne. Der Nikolaus tritt auf, verzichtet aber auf das Vortragen von Gedichten. Der Krampus schaut grimmig drein, bleibt aber auf Abstand. Und Essen wird den Kindern nicht in die Hand gelegt, sondern fein säuberlich in Tüten verpackt und zum Entgegennehmen präsentiert. Alles etwas umständlich und steril, wenn man es mit den letzten Jahren vergleicht. Aber das Leuchten in den Gesichtern der Fünftklässler reicht vollkommen aus um zu sehen, dass die Entscheidung richtig war.
    Wider Erwarten wurden dann allerdings auch noch die Großen heute beschenkt. Nämlich meine Wenigkeit. Mein Oberstufenkurs präsentierte mir am Ende der Stunde ein goldiges Präsent: Wunderschön eingewickelt und geziert mit beeindruckendem Handlettering (da steh ich ja total drauf 🤗)

    Discipulos non timeo dona ferentes…

    “Coole Socke” ist hier tatsächlich wörtlich zu sehen. Denn es gab… Christmas socks! 😍😍😍

    Hab mich riesig gefreut und werde mich gleich nächste Stunde revanchieren. Nämlich mit der unvergessenen Vorstellung von Christoph Waltz, der dem verstörten TV Host Jimmy Fallon den Krampus zu erklären versucht. Classic!

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  • Allgemeines,  Technik,  Unterricht

    Appventskalender 2021

    Auch in diesem Jahr wird bei uns im Lehrerzimmer wieder der Appventskalender aushängen. Das kleine Gimmick hat bei uns mittlerweile fast ein bisschen vorweihnachtliche Tradition. Zu Beginn noch ein Ein-Mann-Endeavour meinerseits habe ich 2021 sogar ein paar zusätzliche Kollegen mit an Bord geholt, die ihre Tipps als Türchen zum Entdecken beisteuern. So langsam wird das etwas mit der Kollaboration!
    Wie auch letztes Jahr werde ich die einzelnen Beiträge sukzessive hochladen, damit auch Leute außerhalb des Kollegiums etwas davon haben. Oder sich vielleicht inspiriert fühlen etwas ähnliches bei sich im Lehrerzimmer zu veranstalten.
    So ging es 2019 los…
    Appventskalender Woche 3
    Appventskalender Woche 4
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  • Prüfungen,  Technik,  Unterricht

    HyFee

    Da habe ich ja als Altphilologe meinen Namen wieder mal alle Ehre gemacht! Das halbe Twitterlehrerzimmer spricht über Audio Feedback in Prüfungen, und ich lass das Thema fast komplett außen vor. Auf verschiedenen Fortbildungen hatte ich davon gehört, Quiqr einmal sogar ausprobiert. Das war es aber.

    In den letzten Monaten hat das Thema wieder ein bisschen an Fahrt aufgenommen. Das liegt vor allem an der Christian Mayrs sagenhafter App namens Hyfee, die eigentlich genau dasselbe tut wie all ihre Vorgänger. Nur mit einem einzigen Unterschied: Datenschutz ist oberste Priorität. Und mit meiner jüngst aufgesetzten nextcloud erfüllte ich endlich sämtliche Bedingungen, dieses Thema mal von vorne bis hinten durchzuspielen. Also Vorhang auf…

    Die App Hyfee in nuce

    Das Handling der App ist denkbar einfach. Zu Beginn wählt man den Medientyp, den man später mit dem erstellten Code verknüpfen möchte. Das kann ein Video sein, ein Bild, ein Link oder, wie wir es wollen, eine Audiodatei, die wir gleich an Ort und Stelle in der App einsprechen können. Ist die Aufnahme per Knopfdruck beendet, besteht die Möglichkeit, das eingesprochene Feedback probezuhören und die Datei anschließend in die Cloud hochzuladen. In einem nächsten Schritt wird nun ein QR-Code erzeugt, der entweder per Link an eine E-Mail-Adresse verschickt oder auf dem Smartphone abgespeichert werden kann. Damit man beim Einsprechen von Audio Feedback für eine gesamte Klasse nicht durcheinander kommt, bietet die App optional an, jeden QR-Code zusätzlich mit einem Namensfeld zu versehen. Aus Datenschutzgründen habe ich mir angewöhnt, jeweils den Anfangsbuchstaben von Vor- und Nachnamen zu benutzen. Das war’s aber auch schon. Die Sache ist geritzt. Wie gesagt: Denkbar einfach. Jetzt müssen die Codes nur noch an die Schüler ausgedruckt werden.

     

    Druckeberger

    Natürlich ginge das ganz klassisch über den Drucker. Das bedeutet aber gleich ein paar Stolpersteine: Die abgespeicherten Codes müssten vom Smartphone erstmal auf ein Word-Dokument gezogen werden und über einen Printer das Licht der Welt erblicken. Dann jeden Code ausschneiden, auf jede einzelne Arbeit kleistern… Das ist ganz schön umständlich. Einen sehr unkomplizierten Weg bietet hier der Ausdruck über Minidrucker, wie sie derzeit vermehrt auf Twitter zu finden sind. Für ca. 50€ bekommt man das schnucklige Ding Marke Peripage, das mit Thermopapier gefüttert wird. Dort werden die QR-Codes nach einmaligem Verbinden mit dem Smartphone auf einer Meterrolle ausgespuckt, das man kaum noch zusammenschneiden muss. Mit selbstklebendem Papier lassen sich die Dinger sogar direkt unter die Arbeiten kleben. Das geht in Sekunden. Soweit zumindest in der Theorie. Aber wie stellt sich der Altphilologe in der Praxis an?

    Schnucklig sind sie ja, diese Mini-Printer..

    Die Praxis

    Zunächst gab es bei mir allein schulrechtlich gewisse Vorbehalte.  Audio Feedbacks anstatt Kommentare in dokumentenechtem, drohenden Rot an das Ende einer Prüfung zu schreiben, ist in Bayern nicht zulässig. Ergo bietet sich so ein Vorgehen eigentlich nur bei Übungsformaten an, die lediglich Feedbackcharakter besitzen und nicht in die Jahrgangsnote eingehen. Oder bei Leistungserhebungen, wie wir sie zu Beginn dieses Schuljahres in den Hauptfächern abhalten mussten, um den Leistungsstand unserer Schützlinge nach mehrmonatigem Distanzunterricht zu ermitteln.
    Meine 8. Klasse nimmt die Ankündigung, dass ich das einfach mal bei ihnen ausprobieren will, mit einer Mischung aus Interesse und Skepsis auf. “Dauert das nicht viel länger als einfach Kommentare unter die Arbeit zu schreiben?”, fragt eine Schülerin. Um es kurz zu machen: Ja. Das tut es.

    Alleine 15 Minuten bin ich mit dem Ausdrucken und Pappen der fertigen Kommentare beschäftigt, weil die mitgelieferte App des Thermodruckers pro Druckauftrag lediglich drei Codes verkraftet. Klar, eine Viertelstunde ist nicht die Welt. Aber eine, die ich mir sparen könnte, wenn ich den traditionellen Weg gehen würde. Noch deutlicher wird das Thema “Korrekturzeit” beim Einsprechen der Kommentare: Knapp zweieinviertel Stunden brauche ich, um die Feedbacks mündlich zu verfassen und hochzuladen. Schon deutlich länger als bei den schriftlichen Kommentaren, wo ich in der Regel nach 90 Minuten in einer regulären Lateinarbeit durch bin. Dort allerdings mit einem riesigen Unterschied: Ich beschränke mich beim Schreiben immer auf das absolute Minimum. Warum sich mit Selbstverständlichem aufhalten? Einem Schüler unter eine tadellose Arbeit zu schreiben, was alles toll gemacht wurde, scheint arbeitsökonomisch unsinnig. Dabei wäre aber gerade das pädagogisch so wichtig. Stattdessen beschränkt man sich auf ein “Toll!” oder “Optime!” Die langen Romane stehen bei mir immer erst bei den Schülern, bei denen die Note nicht so gut war oder wo ich einen besonderen Förderbedarf sehe. Nicht so bei den Audiokommentaren.

    Ohne die Angst mir einen Wolf schreiben zu müssen, erhält dieses Mal jeder einzelne in der Klasse ein ausführliches Feedback. Selbst die Einserschüler erhalten endlich das ausgiebige Lob, das sie schon lange verdient haben. Knapp vier Minuten dauert die kompakteste Lobeshymne der Klassenprimi: Stärken beim Wortschatz, Wendigkeit in der Ausdrucksfähigkeit, Lob des grammatikalischen Analysevermögen, der Arbeitshaltung im Allgemeinen, ein paar persönliche Worte, wie ich das Kind im Unterricht erlebe, wie toll es immer mitarbeitet… Die Kommentare sind viel persönlicher und ausführlicher als ich mich es je unter eine Arbeit schreiben trauen würde.

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    4.3
  • Unterricht

    “Fünf nach zwölf”

    So beginnt am 12. November 2021 RKI-Präsident Lothar Wieler die Bundespressekonferenz. Inzidenzen sind auf Rekordniveau. Nach eineinhalb Jahren Pandemie. Nach eineinhalb Jahren Durchhalten und Lichtblicke. Nach eineinhalb Jahren Entbehrungen und Einschränkungen. Nach eineinhalb Jahren Impfkampagnen, Impfangst, Impfneid. Nach monatelangen Schließungen von Geschäften, die ganze Existenzen vernichtet haben. Nach dreimaligem Schließen und (Teil-)Öffnen von Schulen. Mal in Vollpräsenz. Mal im Wechselunterricht. Mal mit Maske. Mal ohne Maske. Mal mit schriftlichen Tests. Mal ohne. Mal mit Lernstandserhebungen, die zählen. Oder aber auch eben nicht. Alles wieder auf Null. Alles umsonst. Nur dass es dieses Mal irgendwie gefühlt keine echte Perspektive gibt. Im Gegenteil. Selbst die wenigen bisherigen Maßnahmen, die bei den letzten Malen spürbar die Zahlen runtergebracht haben, werden ignoriert.

    Schulen? Sollen offenbleiben. Restaurants? Bleiben offen. Impfpflicht? Gibt es nicht. Karneval? Von Zehntausenden gestern gefeiert. Weihnachtsmärkte? Sollen aktuell in bayerischen Großstädten nach wie vor stattfinden. Und das, wo in Städten wie München nach einer Datenpanne über Tage die falschen Inzidenzen verbreitet wurden und wir weit höher liegen als man uns glauben machen will. Wo die Krankenhausampeln, die ja der neue Index sein sollen, seit Tagen auf Rot stehen.

    Die Corona-Zahlen Mitte November in München (Quelle: muenchen.de)

    “Man will abwarten und genau beobachten” heißt es aus der Politik. Aber auf was? Dass sich das Problem von alleine löst?
    Dass das nicht der Fall sein wird, merkt jeder allein in der Schule. Regelmäßig sind mehr und mehr Klassen entweder komplett oder teilweise in Quarantäne. Es wird mittlerweile dreimal, statt zweimal getestet. Jede Schnupfennase ist im Moment ein Verdachtsmoment. Und derer gibt es dank ständiger Lüftungen in den Klassenzimmern einige. Da bleiben einige Kinder vorsorglich zuhause. Folglich kommen nun auch wieder verstärkt Forderungen für Streamen des Unterrichts in der Klasse vor Ort für die Daheimgebliebenen. Nicht nur wegen Corona, sondern schon für jede andere Art der Erkrankung. Gebrochenes Bein? Streamen wir. Bauchschmerzen? Streamen wir. Es hat sich mittlerweile eine Erwartungshaltung aufgebaut, der man kaum nachkommen kann. Denn jeder, der schon einmal so einen Hybridunterricht hinter sich hat, weiß, was so ein Unterricht für ein Theater bedeutet. Durch die Reihen in einer Stunde gehen? Keine Chance, denn man muss ja am Rechner kleben bleiben, um die Konferenz zu bedienen. Zum Beispiel um permanent das Mikrofon auszuschalten. Und dann wieder ein. Denn Schülerantworten dürfen datenschutzrechtlich bei einer Konferenz nicht übertragen werden. Also stellt man eine Frage in die Klasse, schaltet das Mikro ab, damit die Stimmen der Klasse nicht aufgezeichnet werden, schaltet nach der Antwort das Mikro wieder frei und wiederholt im besten Lehrerecho alles noch einmal für die Kinder zuhause. Und das geht die komplette Stunde so. Das ist kein Unterricht. Des is a Krampf!
    Ich merke, dass ich im Moment nur noch bis zum nächsten Schultag denke. Die Vorstellung, dass wir den Schein der Normalität so stoisch über Wochen aufrecht erhalten sollen, während um uns die Hütte brennt, erscheint mir unerträglich.

    *rant off*

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    5
  • Allgemeines,  Technik,  Unterricht

    Über Edu-Lizenzen

    Seit der Pandemie brodelt es im Twitterlehrerzimmer… und zwar positiv: Alles und jeder kommt mit neuen Tools um die Ecke, die sich gewinnbringend im Unterricht einsetzen lassen. Vieles ist davon großartig, manches saumäßig teuer… anderes gelegentlich sogar kostenlos – und manchmal sogar beides. Denn zu vielen kostenpflichtigen kommerziellen Produkten werden oftmals preisliche stark gesenkte oder gar kostenlose Edu-Lizenzen angeboten, die sich speziell an Lehrkräfte und ihre Klassen richten. Und davon gibt es immer mehr!

    Um bei dem Angebot nicht den Überblick zu verlieren, haben Katharina Sambeth, Daniel Steh und meine Wenigkeit eine TaskCards-Leinwand erstellt, in der wir alle uns bekannten Edu-Angebote gesammelt haben. Wer noch weitere empfehlen kann, darf gerne selbst Hand anlegen. Denn Herrn Steh sei Dank kann die Pinnwand von jedem befüllt werden. Gleich mal vorbeischauen und durchklicken – und bestenfalls noch seine eigenen Favoriten anpinnen und bekannt machen. Ihr wisst ja:  Sharing is Caring🙂

    Klick mich!
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  • Allgemeines,  Alltag

    Novembäh!

    Der goldene Oktober hat seinem Namen zu Beginn der Herbstferien nochmal alle Ehre gemacht und die bayerische Landeshauptstadt in schönste Farben gehüllt: Die Baumkronen schillerten überall vor einem tiefblauen Himmel in allen Tönen zwischen gelb und tiefrot. Der fönige Herbstwind rauschte geheimnisvoll in den Parks, ließ die Blätter über das Panorama tanzen und trieb die Leute für wahrscheinlich das letzte Mal in diesem Jahr die Leute in Scharen nach draußen. Egal, ob Luitpoldpark, Englischer Garten, Westpark oder die Isarauen. Die Grünflächen in ganz München waren heißbegehrt. Bei solchen Aufnahmen auch kein Wunder…

    Die Tempelanlage im Westpark bei schönstem Herbstwetter

    Mit dem ersten November ist die lauschige Idylle vorbei. Die Temperaturen sind um knapp 10 Grad gefallen, eine dicke Wolkendecke hängt über der Stadt und überzieht die Straßen mit dicken Regenwänden. Ich hasse den November. Aber das Schmuddelwetter kommt mir gerade recht: Hier türmen sich Korrekturstapel, die Wohnung ist nach den letzten turbulenten Wochen sträflichst vernachlässigt worden und benötigt ein paar grundlegende Aufräumaktionen. Auch der Blog braucht auch ein bisschen Aufmerksamkeit, ebenso das Medienkonzept und die neueste Kultusministeriumswortkreation namens DigCompEdu Bavaria, was immer das auch sein mag – nach den Ferien bin ich diesbezüglich hoffentlich klüger.

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  • Latein,  Technik,  Unterricht

    H5P Olé – Folge 15: Sort the Paragraphs

    H5P hält einen ganz schön auf Trab. Kaum hatte man das Gefühl, die wichtigsten Aktivitäten begriffen zu haben, kommt auch schon was Frisches auf den Tisch: Völlig unbemerkt – zumindest für mich – schlägt die Anwendung Sort the Paragraphs auf. Der Name ist hierbei Programm: Die App präsentiert vorher definierte Versatzstücke eines Textes, die durcheinander gewürfelt wurden und nun wieder in die richtige Reihenfolge gebracht werden müssen. Zum Beispiel Sätze zum Treibhauseffekt, dessen Entstehungsablauf durch Klicken und Ziehen rekonstruiert werden soll. So zum Beispiel:

    Wie wird’s gemacht?

    In Sekundenschnelle. Ist die Aktivität im H5P-Hub ausgewählt, treffen wir sofort wieder auf alte Bekannte:

    Sort the Paragraphs ist sehr einfach zu erstellen.

    Unter Titel wird wie immer eine thematische Überschrift eingegeben, unter Task Description folgt die eigentliche Anweisung an die Lerngruppe. Dann geht es auch schon an die eigentliche Aktivität.

    Die Felder, die mit Paragraph überschrieben sind, stellen die Felder dar, die es später zu verschieben gilt. Hat man nun einen Ausgangstext parat, kopiert man Versatzstücke davon von oben nach unten in die unterschiedlichen Paragraphen-Felder, damit H5P versteht, welche Absätze korrekt aufeinander folgen. Damit hat es sich aber auch schon im Großen und Ganzen.
    Wer noch eine zusätzliche Option für das Handling der Aktivität hinzufügen will, begibt sich in den Abschnitt Behavioural Settings:

    Dort findet sich die Option Add buttons for movement, mit der sich pro Schiebefläche ein zusätzliches Feld aktivieren lässt, mit dem man die Paragraphen stückchenweise eine Position nach oben oder nach unten schieben kann. Das kann auf mobilen Endgeräten ganz praktisch sein, wenn ein Touchscreen beim Bearbeiten zu fummlig wird. Die Flächen ändern dadurch minimal ihr Aussehen:

    Mit zusätzlichen Buttons
    Ohne zusätzliche Buttons

    Wie diese Aktivität von hier zu den Schülern kommt, lest ihr hier.
    Wenn ihr weitere Ideen für die Aktivität habt, schreibt mir in den Kommentaren.

    Und schon geht’s weiter mit Aktivität 16.

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  • Allgemeines,  Alltag,  Unterricht

    Von gewichtigem Schabernack

    “Discipulaeque” wird mir aus der zweiten Reihe zugeflüstert, als wir zu Stundenbeginn in der achten Klasse aufstehen um uns zu begrüßen. Ich bedanke mich bei meiner Sufleuse für den Hinweis mit einem kundigen Nicken. Fast hätte ich es vergessen: Der Chauvinismus der lateinischen Sprache hat in der letzten Stunde für ordentlich Empörung gesorgt. Denn Gruppen, in denen Männer anwesend sind, sind für die Römer per se maskulin. Daher sind mit meinem üblichen “Salvete, discipuli!” traditionell auch Schülerinnen gemeint – muffige Konventionen, auf die die 8B pfeift. Die Damenschaft beharrt auf ihrer namentlichen Nennung beim täglichen “Guten Morgen” – und dank meiner Einsagerin aus der zweiten Reihe soll die heute auch bekommen. Ich hole tief Luft und überschütte die Schülerinnen zum Gruß mit einer Lithanei an Superlativen. “Salvete, discipulae maximae, optimae, pulcherrimae, doctissimae, candidissimae, sapientissimae!” Die Damenwelt ist begeistert.

    Von solch kleinen Taten des Wahnsinns sind meine Unterrichtsstunden derzeit geradezu gepflastert: Ich reime in der Neunten die Ankündigung der Hausaufgabe – auf Wunsch auch spontan zur Melodie bekannter Kinder- und Volkslieder. Ich referiere den Rest der Stunde im Sprachduktus von Marcel Reich-Ranicki, als im Unterricht der Name fällt. Mein Wiederholungsprogramm in der siebten Klasse trägt seit Tagen die Überschrift “alte Hüte” – und auf jedem Arbeitsblatt wird der Protagonist unserer Lektion von mir mit einer neuen Kopfbedeckung chaperoniert: Mal ein Stetson, mal eine Schirmmütze, ein Bowler Hat, ein Fascinator. Jede Stunde ein neuer (alter) Hut.

    Ich liebe so Schabernack. Aber in der Regel setze ich ihn dosiert ein, um nicht meinen Unterricht zu sabotieren. Nicht so in diesem Jahr. Fast ist es ein bisschen so, als bräuchte ich das. Der Unsinn mit System bringt uns zum Lachen. Die Insider-Jokes verbinden. Und sie erden. Vor allem mich.

    Denn das Schuljahr läuft nicht so wirklich rund. Zwar verspricht das Kultusministerium ein Jahr in größtmöglicher Normalität. Die ist aber nach wie vor nicht gegeben. Lernrückstände sind aufzuholen. Zusätzliche Leistungserhebungen zu konzipieren und anzuhalten. Nebenher laufen die ersten Vorbereitungen für Schulaufgaben und Tests. Bei den Lehrerdienstgeräten ist noch ordentlich Sand im Getriebe. Und die Fünftklässler müssen nach 1,5 Jahren Corona-Unterricht tatsächlich wieder den Umgang miteinander lernen. Dazu kommt die Ausbildung der Medienwarte, Elternabende im wöchentlichen Turnus, Termine mit dem Baureferat wegen der technischen Ausstattung in unserem frisch sanierten Altbau. Es ist die Summe aller Dinge. Und da ist Unterricht – obschon mein eigentliches Kerngeschäft – im Moment fast schon zur Fußnote degradiert. Wie ich mich freue, wenn das wieder in den Vordergrund rückt, und ich täglich das machen kann, was ich seit Jahren praktiziere: Unterricht abhalten – mein liebgewonnener alter Hut! So wie diese hier zum Beispiel:

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  • Alltag,  Latein,  Unterricht

    Saxa Monacensia: Rätselhafte Zungen am Rathaus zu Pasing

    Man muss schon mit offenen Augen durch den Münchner Stadtteil Pasing laufen, um dieses lateinische Zitat auch wirklich zu finden. Aber da hängt es, knapp vier Meter über dem Boden in schimmerndem Lettern am Pasinger Rathaus. Als Überbleibsel des Kunst Projektes “Pasing by” aus dem Jahr 2015, das schon damals in vielerlei Hinsicht für Ärger gesorgt hat. Insofern ist der Spruch geradezu prophetisch.

    Oportet ut scandala eveniant.

    Die Süddeutsche Zeitung übersetzt den Spruch mit “Es muss ja Ärgernis kommen”.

    Häh?

    Aber was soll das Ganze? Ein Blick ins Neue Testament, dem der Spruch vermeintlich entnommen ist (dazu später mehr), möge helfen. In Matthäus 18 kommen die Jünger zusammen, um Jesus danach zu fragen, wer der Größte im Himmelreich sei. Dessen Antwort fällt klar aus: Die, die wie Kinder sind.

    (18.6) Qui autem scandalizaverit unum de pusillis istis, qui in me credunt, expedit ei, ut suspendatur mola asinaria in collo eius et demergatur in profundum maris (18.7) Vae mundo ab scandalis! Necesse est enim ut veniant scandala. Verumtamen vae homini, per quem scandalum venit. (18.8) Si autem manus tua vel pes tuus scandalizat te abscide eum et proice abs te. Bonum tibi est ad vitam ingredi debilem vel clodum quam duas manus vel duos pedes habentem mitti in ignem aeternum.

    Übersetzung:

    (18.6) Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, verführt, für den ist es besser, dass man ihm einen Mühlstein an den Hals hängt und ihn in der Tiefe der Meeres versenkt. (18.7) Wehe der Welt wegen der Verlockungen! Dass sie kommen, ist nämlich notwendig. Aber wehe dem Menschen, durch den eine (solche) Verlockung passiert. (18.8) Wenn aber deine Hand oder dein Fuß verführt, so schneide sie ab und wirf sie weg von dir! Für dich ist es gut, schwach oder verkrüppelt zum Leben zu schreiten, als im Besitz von zwei Händen oder zwei Füßen ins ewige Feuer geschickt zu werden.

    Man sieht allein an diesen paar Zeilen, wie unangenehm moderne Übersetzungen von lateinischen Texten ins Deutsche sein können, wenn man den Kontext nicht kennt. Noch dazu, wenn der lateinische Text per se schon eine Übersetzung aus dem Griechischen ist – und auch noch griechische Lehnwörter enthält, die eine genaue Entsprechung zusätzlich erschweren. Das Wörtchen Skandalon kann nämlich vom Kontext abhängig unterschiedlich wiedergegeben werden. Laut Gemoll bedeutet wird der Ausdruck gerne moralisch gedeutet und als Lockung oder Lust übersetzt. In anderen Texten hingegen passt Falle, Anstoß oder Ärgernis besser. Diese Unterscheidung funktioniert hier ganz gut: Im Bibeltext ist der Ausdruck moralisch gemeint. Es geht die Verlockung und die Verführung in der Welt, die entweder von sich aus oder durch Menschen geschehen. Letzteres ist vermeidbar und zu verurteilen. Ersteres passiert. Nun gut, aber was hat dieser Spruch am Pasinger Rathaus zu suchen? Dass ein öffentliches Gebäude die Unabdingbarkeit von Verführungen eingesteht, und damit der moralischen Bedeutung von skandalon folgt, die im Bibelvers absolut nachvollziehbar ist, ist fraglich. Sinnvoller scheint da die zweite Bedeutung des Wortes zu sein, das in der Lutherbibel immer gerne mit ergerniss übersetzt wird. Insofern passt die Übersetzung “Es gehört dazu, dass Aufreger passieren” deutlich besser. Denn die entstehen tatsächlich ohne Zutun. Reibungsfläche gibt es mehr als genug, wie man ja auch an Pasing By gesehen hat.

    Mehr müssen müssen

    Auch der Altphilologe ist aus dem Häuschen. Denn wie man schon an der Originalstelle sehen kann, ist der Spruch hier – wenn überhaupt – eine Annäherung an die Bibelstelle aus dem Matthäus-Testament. Der Spruch kommt in diesem Wortlaut nämlich überhaupt nicht vor.  Dort findet sich lediglich der Satz Necesse est enim ut veniant scandala, der hier synonym zu dem in Pasing hängenden Oportet ut scandala eveniant gebraucht wird, sodass oportet wie auch necesse est gerne beide mit müssen übersetzt werden (so wie es ja auch die SZ tut). So richtig passen will das aber nicht. Zwar können die Ausdrücke oportet und necesse est müssen bedeuten. Aber dieses Müssen geht semantisch jeweils in unterschiedliche Richtungen. Necesse est für mich eher eine logische Notwendigkeit beschreibt, die aus einer Situation heraus entsteht – das entspricht auch ziemlich gut dem Ausdruck im griechischen Original, das mit den unpersönlichen Ausdruck anagkh gar (Akzente bitte dazu denken) dasselbe bedeutet. Anagke ist sogar als Gottheit der Zwangläufigkeit bekannt. Das im Spruch gewählte oportet hingegen beschreibt eher ein Müssen aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit oder Gepflogenheiten heraus zu begründen. Daher wären für mich die Sätze necesse est cives parere und oportet cives parere definitiv nicht dasselbe. Zwar könnte man beide Male “Die Bürger müssen gehorchen” übersetzen. Aber in beiden Sätzen wäre dieses Müssen anders begründet.

    Necesse est cives parere wäre ein Satz, der angesichts einer Gefahrensituation höchste Aufmerksamkeit der Bürger einfodert. Oportet cives parere wäre für mich eher eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Das Gehorchen als etwas, das man von den Bürgern erwartet, nicht etwas, das die Situation bedingt. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied.

    Das ist ähnlich wie im Englischen mit must und have to. Beide haben Übereinstimmungspunkte, sie sind aber partout nicht deckungsgleich. Vielleicht schießt der Altphilologe allerdings da über das Ziel etwas hinaus. Denn bei Bibellatein haben wir es nicht mehr mit dem zu tun, was wir als klassisches Latein bezeichnen, auf dem sämtliche unserer Grammatiken und Schulbücher aufbauen. Die lateinische Version, die wir hier vom neuen Testament vorliegen haben, stammt aus der Vulgata, die auf das 3. Jahrhundert nach Christus datiert ist. Da war Latein schon längst lingua franca und unter Muttersprachlern wie auch barbari weit verbreitet, sodass die Grenzen zwischen dem, was sprachlich sagbar ist und was nicht, zunehmend verschwammen. Man merkt das alleine schon, an dem ut-Satz, der in beiden Zitaten nach dem Hauptsatz folgt. Denn klassisch würde an diese beiden unpersönlichen Ausdrücke ein AcI folgen. Wer hier schon schludert, dem ist es auch egal, dass ein Müssen ein anderes Müssen sein muss.

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  • Pädagogik,  Technik,  Unterricht

    Mebistage 2021

    Was für eine Woche! Vormittags Schule, jeden Nachmittag eine Veranstaltung und abends bis tief in die Nacht Unterrichtsvorbereitungen, weil man untertags nicht dazu kommt. Aber man nimmt den Stress gerne auf sich. Immerhin sind Mebistage!

    Wann genau das mit den Mebistagen der ALP Dillingen los ging, weiß ich gar nicht mehr. Ich kann mich immer nur daran erinnern, dass ich sie am Anfang regelmäßig verpasst habe. Denn vor Ort in der Schule wurde nie aktiv darum geworben, und auf Twitter wurde ich immer erst darauf aufmerksam, wenn dort die begeisterten Tweets aufschlugen – in der Regel immer erst im Anschluss an die Veranstaltungen. Seit letztem Jahr war ich auch mal selbst dabei. Ebenso wie dieses. Was für ein Spektakel!

    Für jeden was dabei!

    Ein unüberschaubare Menge an Workshops zu allen Themen, die man sich zu der Lernplattform denken kann! Jedes Level wird bedient: Von kleinen Anfängersessions, hinzu Workshops, die sich dezidiert einzelnen Formaten wie Wikis, Lernpfaden oder Aufgaben widmen, bis hinzu exotischen Themen wie die legendären Lernlandschaften, die sich mit ein bisschen Programmierarbeit tatsächlich gut realisieren lassen. Für mich als jemand, der Mebis so wie ein Großteil der Leute über Jahre eher stiefmütterlich behandelte und vorrangig als PDF-Schleuder missbrauchte, eine echte Offenbarung! Wie gebannt klickt man sich mit den Referenten durch deren Kurse, die einen vor Ehrfurcht erschaudern lassen, baut simultan das gerade Demonstrierte in seine eigenen ein, um es gleich für sich selbst zu nutzen. Und das Ergebnis ist in Sekundenschnelle sichtbar. So bekam dank Frau Speckner mein jüngst erstellter Kurs zu den Schul-Medienwarten eine Reihe von Lernpfaden spendiert, mit der binnendifferenziert jedes Level der Kursteilnehmenden bedient wurde. Da habe ich echt Augen gemacht! Und die Kinder gestern auch! Und damit das Wissen nicht in den sozialen Medien versandet, habe ich meine Mitschriften zu meinen besuchten Kursen hier in eine Bloggalerie geladen.

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