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    Der App-ventskalender 2019

    Tja, nun ist er da, der Dezember. Und mit ihm alles, was zu Weihnachten dazugehört: Romantische Christkindlmärkte bei Nacht, besinnliche Klänge durch Kinderchöre und Harfen, Glühwein, tonnenweise Plätzchen – und nicht zuletzt der berühmte Adventskalender, der die Vorfreude auf das Fest der Liebe entsprechend anheizen soll. Nur schade, dass viele unserer Berufszunft davon wenig mitbekommen. Das Erstellen von Schulaufgaben, die Korrektur, die Vorbereitungen auf Weihnachtskonzerte und das Durchleben diverser Konferenzen vor Ferienbeginn trüben den Zauber, den die staade Zeit dieser Tage eigentlich bringen soll. Doch frohlocket! Den armen Seelen kann geholfen werden. Herr Mess spielt Weihnachtself und spendiert den Kollegien dieser Welt den App-ventskalender 2019. Eine Din A3-Vorlage, die man herunterladen, ausdrucken, im Lehrerzimmer aufhängen und jeden Tag mit einer neuen Online-Idee bestücken kann. Zum Beispiel mit Empfehlungen, die Marc Hennekes im Dezember täglich auf Twitter vorstellt. Oder aber auch von Johanna Daher, die auf ihrer Seite den herzigen Adventstoolender 2019 erstellt hat. Die Tipps kann man in Din/A4 bzw. Din/A5 ausdrucken und mitten auf die Vorlage pinnen.
    Ich habe die Vorlage auf Din/A3 vergrößert, laminiert und in der Mitte aufDin/A5-Größe ein Loch geschnitten, damit man die Tipps dort wie in einem Adventstürchen unterbringen kann. Mal schauen, wie die Idee beimKollegium ankommt. 

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  • Allgemeines,  Alltag,  Pädagogik,  Technik,  Unterricht

    EduSwabia 19/20

    Es gibt selten Fortbildungen, auf die ich mich so freue wie Eduswabia (Naja, von Digitale Schule Bayern mal abgesehen). 2018 von Ulrich Hierdeis im schönen Schwabenländle ins Leben gerufen, hat sich die Veranstaltung schon im zweiten Jahr beachtlich vergrößert. Und zwar so, dass gleich ein neues Schulhaus her musste: Das Schulzentrum

    Neusäß. Hier beherbergte die EduSwabia vom 18. bis zum 21. November eine kunterbunte Mischung an Leuten, die sich dem Thema digitale Gesellschaft widmeten – egal ob in tollen Keynote Speeches wie der von Myrle Dziak-Mahler, die uns die Absurdität vor Augen führte, Schüler für eine Zukunft auszubilden, von der wir gar nicht wissen, wie sie aussieht, hin zu einem Interview mit dem Chefredakteur der Augsburger Allgemeine, der über Vor- und Nachteile des Mediums Zeitung im digitalen Zeitalter sprach. Dann aber auch in mehr als 100 Workshops, die sich ganz praxisorientiert an Interessierte mit Lust am Ausprobieren wandten. Dieser hands-on-approach sagt mir grundsätzlich mehr zu als das altbekannte Rezipieren, mit dem ich einst regelmäßig in Fortbildungen weggedöst bin. Kein Spur davon auf der EduSwabia! Hier präsentierten sich durch die Bank ambitionierte Leute, die sich nicht empören über Limitierung in der medialen Ausstattung, über Glaubenskriege zwischen Android und iOS, oder die bei jeder neuen Idee genervt abwinken, weil es zu kompliziert, zu unübersichtlich, zu ungewohnt, zu *insert derogatory adjective here*. Nichts davon. Eduswabia – das waren Menschen, die einfach Bock hatten, zu zeigen, was schon so alles möglich ist: Adobe Spark hier, Mebis Tafel dort, hier H5P, Augmented Reality, BreakoutEdu, Green Screening oder Produktion von Podcasts. Hier war alles geboten. Dass die Technik dabei auch mal in die Knie ging, war zwar ärgerlich, aber halt auch verdammt nahe an der Realität: 2019 sind wir einfach noch nicht am Ziel, Bildungspakt hin oder her. Aber dennoch: Die Referenten gingen mit den Einschränkungen souverän um und passten flugs den Workshop an, ohne die Nerven zu verlieren. Sie machten einfach weiter. Weil es ihnen eine Herzensangelegenheit war. Jedem von ihnen. Die Leute brennen hier, für was sie hier tun. Und das merkte man. Vor allen bei den Referentinnen von My One Best Thing, die in einem auf drei Minuten limitierten Vortrag ihre Lieblingserrungenschaft vorstellten, die ihren Unterricht derzeit maßgeblich bereicherte. Das konnte ein Programm sein, eine Methode, oder – wie im Falle der bezaubernden Mrs Green – die Leute im Twitterlehrerzimmer, denen sie
    ihre Präsentation widmete.

    Rührender Moment: @MrsGreen bedankt sich beim #twitterlehrerzimmer

    Vielleicht sind derartige Momente für den Außen-, aber auch den einen oder anderen Innenstehenden der Twitterblase ein Hauch zu viel Flausch, der dem Zwitscherkollegium in letzter Zeit immer häufiger attestiert wird. Das übermäßige Herzeln und das derzeitige Nicht-Anecken-Wollen fällt tatsächlich auf, ist aber nicht wirklich überraschend, wenn man sich die derzeitige Zusammensetzung des Online-Kollegiums betrachtet. Denn die Anzahl an neu hinzugekommenen Kollegen ist in den letzten Monaten ganz rasant nach oben gegangen. Und so wie damals bei mir sind sie zu Beginn einfach geflasht von den Möglichkeiten, die einem das neue, bis dato unbekannte Medium Twitter en passant um die Ohren haut und zu ungebremster Euphorie verleitet. Daher hallte mir auch Mrs Greenes Abschlussfazit ihrer Präsentation noch so lange nach: Ihr “Ich habe in dem einen Jahr Twitter mehr gelernt, als in den zehn Jahren meines Lehrerdaseins vorher” kommt mir verdächtig bekannt vor. Denn die Worte sind nicht nur ein aufrichtig gemeintes Kompliment. Es sind auch exakt die meinen, mit denen ich 2014 mein erstes Jahr bei Twitter in einer Retrospektive zusammengefasst habe (hier nachzulesen). Insofern erinnern mich die Worte von Mrs Green auch wieder den Idealismus, mit dem ich damals in meiner Anfangszeit durch die Timeline gescrollt bin und jedes Tool, jeden Kommentar, jede Diskussion dankbar aufgesogen habe. Diese pure Freude und Dankbarkeit, so einfach und schnell eine neue Welt gezeigt zu bekommen ist etwas Herrliches. So etwas vergisst man als Twitter-Veteran ein bisschen, wenn man seit Jahren wie Selbstverständnis durch diesen Kosmos steuert und auch viel von missgelaunten Grinches abbekommt. Von daher: Seid willkommen, Neulinge! Schön, dass ihr da seid!

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    Mal wieder Zeit für eine #lernparade

    Noch vor ein paar Tagen war ich es noch selbst, der in Erinnerungen schwelgte, als er beim Aufräumen im Blog eine alte Blogparade fand. Anfang November ist es Bob Blume, der aus einem ähnlichen Gefühl heraus die alten Zeiten wieder aufleben lässt und mit dem Thema Zeitgemäße Bildung konkret einen Appell an alle Blog-Lehrer richtet, dem ich gerne nachkommen will. Abhängig davon, ob ich jetzt meine Englisch oder Lateinfakultas ins Zentrum stelle, kann ich mir bei dem Thema die Antwort besonders leicht (wer würde denn an Unzeitgemäßheit des Englischen zweifeln?) oder schwer machen. Spaßeshalber entscheide ich mich für letzteres. Denn wie man Lateinunterricht zeitgemäß gestaltet, ist für viele ein Kuriosum, das vielleicht nicht einleuchtet. Und ein bisschen stimmt’s ja auch: Denn obwohl ich mir der Möglichkeiten bewusst bin, die Mebis, H5P und eine Handvoll preisgekrönter Apps im Unterricht bringen können, muss ich zugeben, dass ich all das in Latein deutlich sparsamer einsetze als im Englischunterricht. Nicht nur weil die Zielsetzung im Lateinunterricht eine andere ist. Sondern auch – und das mag im ersten Moment komisch klingen – weil die Texte auch noch 2000 Jahre später modern sind wie eh und je. Here me out:
    Wir befinden uns 2019 in einem sonderbaren Zustand, an den ich vor 4-5 Jahren noch nicht geglaubt hätte. Es ist eine Zeit, in der die erwiesene Tatsache nicht mehr den einst unumstößlichen Anspruch auf Wahrheit in sich birgt. Es ist eine Zeit, in der alternative Fakten existieren. Und in denen gerne der Recht bekommt, der am lautesten brüllt. Eine Zeit, in der Leute in hohen Positionen stehen und die Verantwortung über Millionen von Leuten innehaben, und doch vorrangig erstmal an sich selbst denken. Eine Zeit, in der es chic geworden ist, über Leute anderer Meinung/ Hautfarbe/ Sexualität/ politischer Gesinnung in einem Sprachduktus herzuziehen, der jeglicher Empathie entbehrt. Eine Zeit des Wegsehens. Eine Zeit des Ignorieren und Geschehenlassens.
    Wir alle sind Teil dieses Diskurses unserer Zeit. Wir sind umgeben davon, wir atmen ihn, lassen uns zunehmend davon einnehmen… und gewöhnen uns daran. Die schiere Flut an Misinformation und alltäglichen Kruditäten macht uns mürbe. Stumpft uns ab. Verzerrt die Sicht. Man weiß gar nicht, worüber man sich am ehesten aufregen soll. Über hämische Begriffe wie Asyltourismus? Über den berühmten Vogelschiss? Über Sharpiegate? Über Brexit? Über “lieber gar nicht regieren als schlecht” [und sich dann über die Unfähigkeit der einer Regierung echauffieren]? Die Anzahl der Entgleisungen will gar kein Ende nehmen und zermürbt. Dabei wäre eine klare Sicht auf die Dinge so wichtig. Die wird aber zunehmend erschwert, weil wir Teil davon sind. Wir sind emotional und kulturell in diese unschönen Momente involviert, denen wir nicht entfliehen können und verlieren so zunehmend den klärenden Blick fürs Wesentliche. Daran wird Latein gewiss nichts ändern können. Oder vielleicht doch? Denn ich behaupte, dass die alten Texte, mit denen wir seit Generationen die Schülerschaft beehren, einen großen Vorteil in sich bergen, den es in vielen Fächern oft nicht gibt. Und der mag im ersten Moment seltsam klingen: Sie haben scheinbar nichts mehr mit uns zu tun. Und das ist gut so. Denn so stehen wir olympisch über den Geschehnissen in den Werken eines Caesar, eines Seneca, eines Cicero oder Catull und gehen aufgrund der zeitlichen Distanz mit den Texten recht unvoreingenommen um – zumindest bis wir sie uns zu nutze machen, um von dieser Warte aus in unsere Jetztzeit zu schielen. Und das klappt mit etwas Hilfe von der Lehrkraft erstaunlich gut.

    Schauen wir uns nur mal Caesars Bellum Gallicum an. Was für ein geniales Propaganda-Werkzeug! Man muss sich das mal durch den Kopf gehen lassen: Da verfasst ein damals führender Politiker ein Werk, um sich und seine Taten vor der Leserschaft zu rechtfertigen (Korruption, Rechtsbrüche, abruptes Abwandern nach Gallien inmitten von Unruhen in Rom, Kriegsführung angeblich zur reinen Bereicherung) und wendet dabei einen Spitzenkniff an: Anstatt eine bloße Verteidigungsschrift vorzulegen, die inhaltlich und stilistisch lediglich in den alten Kesseln rührt und die Zuhörer mit abgedroschenen Phrasen langweilt, bemüht er kurzerhand ein völlig unerwartetes Genre, das damit nach außen hin überhaupt nichts zu tun hat. Den commentarius. Dieser ist ursprünglich nichts anderes als eine schmucklose Aufzeichnung von Beamten. Ein Tätigkeitenbericht. Und genau so kommt de bello Gallico im ersten Moment daher. So lernte man es zumindest noch zu meiner Zeit. Der begrenzte Wortschatz, die endlose Aufzählung von Völkern und Stämmen, die sich in Gallien gegenseitig eins auf die Mütze geben, Caesars taktisches Eingreifen, der die Kämpfe oft im Keim erstickt. All das ist fein säuberlich aufgezeichnet. Aber der Schein trügt. Das Werk ist so viel mehr. Man darf nie vergessen: De bello Gallico bleibt trotzdem eine Verteidigungsschrift für Cäsars Vorgehen, aber sie kommt in völlig anderem Gewand daher. Wie eine gigantische Dokumentation, die in nüchternem, unaufgeregten Latein verfasst ist: Eine scheinbar neutrale Beschreibung über Land und Leute einer Gegend, von der der Leser bisher noch nichts vorher wusste. Edutainment, das für den Leser die damals unbekannte Faktenlage in knappen Worten zusammenfasst und Zusammenhänge erschließt. Und das alles in der dritten Person. Die handelnden Personen reden zu 95% in indirekter Rede, selbst Caesar – und das ist der genialste Kniff – verfällt als agierender Charakter kein einziges Mal ins Ich. Und das wo er sowohl Autor als auch handelnde Persona seines eigenen Werkes ist. Die Wirkung dieses Zusammenspiels der einzelnen Elemente ist enorm. Das Werk gibt den Anschein einer hervorragend recherchierten Reportage. Alles liest sich logisch, alles fundiert. Caesars Beweggründe, die Helvetier zu bekämpfen, leuchten völlig ein. So wie es dargestellt ist, existiert überhaupt kein Zweifel daran, dass er inmitten von politischen Wirren in Rom nach Gallien aufgebrochen ist. Man lässt sich vom Stil vollkommen einlullen, der in seiner Nüchternheit eine Faktenlage schafft, die keinen Platz für Diskussion lässt. Dass man hier eine Propagandaschrift vor sich liegen hat, fällt gar nicht auf. Caesar und der Leser begeben sich im Dialog in eine eigene Filterbubble, in der es keine Widerrede gibt. Wie auch, wenn sein Werk das einzige bleibt, das über den gallischen Krieg berichtet?
    Eine Spur brachialer geht eigentlich nur noch Augustus vor. Er braucht diese ganzen literarischen Schnickschnack nicht, um sich zu rechtfertigen. Der Personenkult, den er mit seinem Prinzipat um sich aufbaut, lässt jeglichen Widerspruch verstummen. Seine Taten und Erfolge, die er unter seiner Herrschaft für sich und für allem für das römische Volk erringt, sprechen für sich. Er stilisiert sich mithilfe eines gigantischen Propagandaapparates zu einer Ikone, die andere Autoren für sich instrumentalisiert. Er ist sich allerdings auch nicht zu schade ist, selbst Hand anzulegen. Seine res gestae sind ein eigens von ihm verfasster Tatenbericht über seine Herrschaft. Und dieser biegt sich gerne die Fakten etwas zurecht: Er glorifiziert sich und sein hartes Durchgreifen gegen die Cäsarmörder, indem er sie als eine Meute bezeichnet, qui parentem meum trucidaverunt. Cäsar als Augustus’ parens zu benennen, ist gewagt (zum es mal vorsichtig auszudrücken), da die beiden niemals eine echte Verwandschaft verbunden hat. Augustus wurde lediglich adoptiert. Parens spielt aber von der Bedeutung ganz eindeutig auf eine biologische Verwandtschaft an, immerhin ist das Wort etymologisch von parere abgeleitet. Der Ausdruck pater wäre hier definitiv passender gewesen. Und den hätte Augustus definitiv wählen können. Wenn er es denn gewollt hätte. Derartige Unschärfen finden sich reihenweise in den res gestae. So wird der Kampf gegen die Cäsarmörder mit einem knappen Hinweis auf eine Doppelschlacht en passant abgetan (bis acie vici).Dass er in der ersten dieser beiden Schlachten fast geschlagen worden war, bleibt unerwähnt. So geht es über viele Passagen weiter. Viele echte Fakten, gemischt mit der einen oder anderen alternativen Ansicht, die millionenfach in sämtlichen Ecken des Reiches publiziert wurden. Augustus ließ sein Werk retweeten – sogar zweisprachig für maximale Reichweite! – , es wurde millionenfach kopiert. Augustus’ dunkle Seiten blieben darin wie auch anderen Werken seiner Zeit unerwähnt. Erst die Nachfolge-Generationen an Schriftstellern wie Sueton oder Tacitus äußern herbe Kritik an dem Herrscher, der nicht nur geliebt, sondern wohl auch gerne gefürchtet war.

    Wie können solche Texte, die mit medialer Selbstdarstellung und -inszenierung auf maximale Wirkung aus sind, und deren Entlarvung mit Hilfe dessen, was wir heutzutage als Media Literacy bezeichnen, jemals aus der Mode sein? Erleben wir nicht exakt dasselbe auf genau dieselbe Art? Inhalte werden kreiert, bauschen sich in eigenen Echo-Kammern auf, werden ohne weiteres Hinterfragen millionenfach geteilt. Das Infragestellen geschieht selten. Dabei ist es genau dieser Schritt, der hilft, die großen Worthülsen zu entzaubern. Und wenn man die Kinder hierbei selbständig auf die Suche schickt, leistet die jüngste Generation eigenhändig einen wichtigen Beitrag dazu. Wie Junior-Jornalisten, die sich auf Basis der Texte auf die Suche nach der Wahrheit machen. Man muss ihnen nur Möglichkeiten dazu schaffen. Hier mal ein paar Denkanstöße für den Unterricht:

    • Erstellen eines Erklärvideos zur Topographie Galliens mithilfe von Cäsars Beschreibung. Wieviel müssen die Schüler beim Erstellen an der Fassung Cäsars ändern, um die Bilder mit der Beschreibung gleichlaufen zu lassen? (Ergebnis: Alles ist sehr akkurat. Keine Änderungen nötig)
    • Übertragung eines Dialogs in indirekter Rede bei Cäsar in direkte Rede (z. B. in Form eines fiktiven [Audio] Interviews) mit anschließender Untersuchung der Leserwirkung
    • Die Darstellung des Redepaares Divico und Cäsar und Herausarbeitung der narrativen Beeinflussung in BG 1.12-1.14
    • Vergleich der Darstellung fremder Völker in Cäsars Gallien- bzw. Germanienexkurs im Vergleich mit geeignetem modernen Forschungsmaterial (Bücher, Reportagen, Filme, Online-Quellen, Videos) und Herausarbeitung der Unterschiede
    • Untersuchung der Berichte von Caesars Ermordung bei Plutarch, Sueton, Cassius Dio im Vergleich mit der Filmszene aus der Serie Rom und Herausarbeiten der Unterschiede unter Berücksichtigung des Adressatenbezugs
    • Rechercheprojekt zu Augustus’ Propagandamethoden und Vergleich mit heutigen Prozessen
    • Personenkult damals und heute
    • Moderne Übertragung von Augustus’ Propagandamaschinerie mit Hilfe moderner Medien (Twitter) in die Jetztzeit
    • Erforschung der Sprache des Augustus unter sprachetymologischen Gesichtspunkten und Herausarbeitung ihrer Leserwirkung
    • Untersuchung diverser Propaganda-Dokumente der Antike mithilfe von Image Hotspots in H5P und Vergleich mit modernem Material

    Natürlich könnte man die Frage stellen, warum man sich für derartige Projekte und Arbeitsaufträge denn unbedingt durch die Fluten an lateinischen Texten arbeiten muss. Reicht denn nicht eine Übersetzung, mit der man deutlich schneller vorankäme? Klar kann man das, aber ein übersetzter Text ist immer bereits ein Stück Interpretationsautor durch jemand Dritten. Und wollen wir die Leute nicht dazu erziehen, nicht alles vorserviert zu bekommen und selbständig auf die Suche nach der Wahrheit zu gehen? Denn die ist irgendwo da draußen. Und das Auffinden ist heute schwieriger denn je. 

    Seht ihr das anders? Kommentiert und diskutiert mit mir.

     

     

     

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  • Allgemeines,  Alltag,  Prüfungen,  Unterricht

    Von FOMO

    Und es ward Oberstufenunterricht in Englisch. Es geht um the media. Auf der einen Seite ein unglaublich dankbares Thema, weil man sich hier nach Belieben austoben kann: Traditional media, social media, broadsheet press, tabloids, fake news, deep fakes – alles geht. Aber nur immer für ein Jahr. Leider. Denn die Artikel und Inhalte, mit denen ich 2019 im Kurs arbeite, sind 2020 wieder überholt. In zwölf Monaten sind sharpiegate, die unsägliche al-BaghdadiRede, cofeve oder in my great and unmatched wisdom wieder längst vergessene Fehltritte auf dem schier riesigen Haufen an Skurillitäten des amerikanischen Präsidenten. Es gibt nur wenige Inhalte, die Bestand haben. Fomo ist zum Glück eins davon. Das Phänomen, permanent auf Handy, Tablet, PC oder aus dem Fenster zu starren aus lauter Angst etwas zu verpassen, ist präsenter denn je, und jeder ist ihm heutzutage in irgendeiner Weise unterlegen. Zu welchem Grad, das sollen die Schüler heute selbst herausfinden. Über den Mebis-Kurs werden sie zu einem Psychologie-Test geleitet, der anhand von Fragen dem Nutzer auf einer Skala von 1-30 anzeigen soll, wie sehr er bzw. sie unter Fomo leidet. Das Ergebnis sollen die Schüler nach Ablauf der Testzeit auf einen Zettel schreiben und auf Kommando in die Höhe heben. Ein typisches Blitzlicht, wie man es im Referendariat lernt. Da ich in der Prüfungszeit nichts zu tun habe, mache ich den Test einfach mal mit und verewige mein Ergebnis ebenso auf einem Post It. Als die Zeit abläuft, halten alle ihre Ergebnisse hoch. 12 – 4 – 10 – 6 – 14 – 3 – 7… Alles ganz in Ordnung. Kein Grund zur Panik. Nur ein Ergebnis sticht mit 28 von 30 Punkten deutlich hervor. Mein eigenes.

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  • Latein,  Unterricht

    Von heißen Höschen

    Jedes Jahr AcI, jedes Jahr international peacekeeping, jedes Jahr das indefinido. Wird das nicht irgendwann langweilig? So bekomme ich es immer wieder mal von Außenstehenden zu hören. Nö, eigentlich nicht. Zumindest nicht mir. Auch wenn der Stoff auf dem Papier immer derselbe ist, fühlt er sich immer irgendwie anders an, weil auch die Klassen verschieden sind. Und abhängig von ihnen auch ich,  da ich darauf reagieren muss. Als Lerngruppe (mich eingeschlossen) haben alle ihre Quirks und Spleens, die sie besonders machen. In einem Jahr lehrt man einen Haufen fleißiger Musterschüler, dann einen vorlauten Haufen. Und jedes Mal muss man damit kreativ umgehen. Dieses Jahr zum Beispiel habe ich Tanten und Onkel aus dem Hause Etepetete.
    Jedes Stückchen nackte Haut, das die Kinder zu sehen bekommen, wird mit einem empörten Stöhnen kommentiert. Eine Venus entblößt auf einer Abbildung ihre Brust: Weltuntergang. Hercules hat auf einer griechischen Vase lediglich sein Löwenfell um die Schultern… Volksaufstand. Amor reckt dem Beobachter neckisch sein Hinterteil entgegen: Sodom und Gomorrha! Irgendwann war ich das Gezeter leid und machte aus der Not eine Tugend: Ich kolorierte die antiken Nackedeis vor den Augen der Kleinen, um im Klassenzimmer wieder Zucht und Ordnung herzustellen. Die besten Modestücke meiner Prude-Kollektion präsentiere ich hiermit in einer kleinen Auswahl.

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  • Technik,  Unterricht

    Nochmal Mebis

    Ich muss zugeben, dass ich mich das Thema Lernplattform lange Zeit sehr kalt gelassen hat. Das war schon so, als dieser Blog vor sechs Jahren ins Leben gerufen wurde. Damals gab es in Bayern ausschließlich Bayernmoodle, mit dem ich aufgrund der gruseligen Oberfläche nie wirklich warm wurde. Mit Mebis sah das zwar etwas schicker aus, aber leider stand auch diese Liason unter keinem guten Stern. Denn gleich zu Beginn setzte es Ärger: Beim Import sämtlicher Kurse war ein Großteil der Aktivitäten gelöscht worden. Vor allem mein W-Seminar, das hier kollaborativ Glossare und Wikis erstellt hatte, guckte auf einmal hilflos in die Röhre und war aus gutem Grund schwer genervt. Die ganze Arbeit umsonst. Und so fristete auch diese Lernplattform ein Schattendasein in meinem Methodenporfolio.
    Das hat sich in den letzten Monaten deutlich geändert. Das liegt nicht nur an der besseren technischen Ausstattung, die so langsam in der Schule ankommt und dafür sorgt, dass man die Plattform auch tatsächlich im Unterricht nutzen kann. Es tragen gewiss auch die Medienkonzepte in Bayern dazu, in denen Mebis regelmäßig verankert ist; nachvollziehbar, denn datenschutzrechtlich unbedenkliche Alternativen gibt’s schlichtweg für uns Lehrkräfte nicht. Aber auch von oben wird Mebis mit tollen Fortbildungen und Spitzensupport gefördert, sodass Interessierte ganz schnell zu tollen Ergebnissen kommen. Ich selber habe dank Christian Mayrs Selbstkursen innerhalb von drei Wochen alle sechs Fortbildungen durchgearbeitet. Und mit zusätzlichen Modulen wie z. B. der Mediathek und der Mebis-Tafel ist definitiv dafür gesorgt, dass die Plattform mit praktischen Zusatzfunktionen immer mehr Fuß in den Klassenzimmern fassen wird. Auch bei mir. Man fühlt sich zunehmend gewappnet, der einst unsteten Schul-Technik ab und an das Szepter in die Hand zu geben und die Schüler selbständig mit den PCs arbeiten zu lassen. So ganz ohne Reibungsverluste geht das allerdings nicht. Nicht nur der Lehrer muss sich auf solch eine Unterrichtsform neu einlassen. Die Kleinen und Großen, die man unterrichtet, müssen das auch. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als ich selbst, wie ich bei meiner ersten 100% Mebis-Stunde herausfand. Denn will man als Schüler bei uns in der Schule im IT-Raum mit PCs arbeiten, muss man sich mit einer eigenen Kennung einloggen. Da die Kinder aber in den Jahren viel zu selten damit gearbeitet haben, kamen knapp 75% der Leute des Kurses nicht ins System. Sie hatten ihre Passwörter einfach vergessen. Auch im weiteren Ablauf der Stunde kam es zu Beginn zu kleinen Aufregern, mit denen ich so nicht gerechnet hatte. Wie geht man mit Schülern um, die zunächst eine Aufgabe im Buch erledigen sollen, der bereits angeschaltete Rechner jedoch viel zu verlockend ist? Wie mit Schülern, die nicht wissen, wo man am PC einen Kopfhörer einsteckt? Wo man die Lautstärke regelt? Wie und mit welchem Client man eine reguläre Email verschickt? In Zeiten von Smartphones und Ear Pods scheint es, als seien solche für mich völlig selbstverständliche Handgriffe bei einem Teil der Schülerschaft obsolet geworden. Oder bin ich es, der längst vergessene Rituale von den Kiddies einfordert?
    Trotz allem: Die Stunde lief nach diesen Unwegsamkeiten prima. Es war totenstill. Die Schüler haben aus Videos exzerpiert, Szenen analysiert, Bildvergleiche recherchiert, Hintergründe erforscht und kollaborativ zusammengetragen, Trump Tweets auf Sprache und Stil analysiert und durften hinterher selber ein paar Tweets kreieren. Schülerzentriert, produktiv, binnendifferenziert und im jeweiligen Tempo. Danke, Mebis.

    Wie läuft’s denn bei euch so?

    Auszug aus der Mebis-Sequenz in der Oberstufe

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  • Unterricht

    Von Fake News im Unterricht

    Oberstufenunterricht in Englisch ist schon eine Schau. Aber leider eine recht vergängliche. Denn die Themen, wie sie im Buch stehen, sind viel zu schnell veraltet. Und auch das eigens erstellte Material, das man stattdessen nachschiebt, ist vielleicht schon im nächsten Kurs nicht mehr von Belang. Natürlich kann man den einen oder anderen Kollegen damit beglücken, der gerade ähnliches im Unterricht durchnimmt. Aber damit hat es sich auch schon. Zumindest fast. Denn vielleicht hat der eine oder andere im Twitterlehrerzimmer noch seine Freude dran. Deswegen stelle ich meine aktuelle Kurzsequenz zum Thema Fake News hier zum Nachlesen und Runterladen bereit.
    Aber hurtig! Denn da das Thema Donald Trump beinhaltet, dessen politische Zukunft dieser Tage auf mehr als tönernen Beinen steht, könnte die folgende Aktivität schneller veraltet sein als gedacht…

    Thema im Ober-Thema Media ist der Bereich Fake News und Media Literacy. Über Mebis kamen der Kurs mit der legendären Pressekonferenz von Sean Spicer und Kellyane Conways Erklärung der Alternative Facts in Berührung. In einem neuen Schritt sollen die Schüler selbst Fake News erstellen. Dazu sollen sie über eine Suchmaschine Tweets von Donald Trump finden und sich Notizen zu seinem Schreibstil (Wortwahl, Syntax, Hashtags etc.) machen. Anschließend erstellen die Schüler unter https://faketrumptweet.com/ ihren eigenen Trumptweet erstellen und hierbei möglichst authentisch seine Schreib-Marotten nachahmen. Die Werke werden mir dann per Email geschickt, wo ich sie mit einer Handvoll echten Trumptweets in einer Präsentation sammle. In der nächsten Stunde bekommt der Kurs diese präsentiert und soll selbständig herausfinden, welche der Tweets ihrer Meinung nach authentisch sind.

    Nach der Auflösung sollen die Schüler die falschen Tweets unter die Lupe nehmen und herausarbeiten, warum diese gute bzw. Schlechte Fakes sind. Aus dieser Diskussion ist eine schöne Überleitung zum Thema Media Literacy gegeben, an das man anknüpfen kann.

     

    Die komplette Präsentation lässt sich hier als PowerPoint-Datei herunterladen.

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  • Allgemeines,  Technik,  Unterricht

    Von Stöberfreuden

    Nachdem unser PC-Raum letztes Jahr umgezogen ist, wurde mir als frisch gebackener Anwenderbetreuer die große Ehre zuteil, mich um die Hinterlassenschaften zu kümmern, die in diversen Kisten ihr Dasein fristeten. Wie lange sie tatsächlich dort schliefen, konnte ich anfangs nur erahnen. Mittlerweile herrscht ein bisschen mehr Gewissheit; und jede Menge Nostalgie: Denn was dort zu Tage gefördert wurde, war enorm. Eine Schatz an Technik und Dokumenten aus längst vergangener Zeit, die teilweise fast genauso alt sind wie ich selbst. Für die einen nutzlos, für die anderen aber ein faszinierender Blick in eine Zeit, als PCs ihren Einzug in die Schule hielten. Dass das nicht erst seit der Digitalisierung passiert, haben wir hiermit schwarz auf weiß!

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  • Allgemeines,  Alltag,  Technik,  Unterricht

    3.11, 95, 98, 2000, 7, 10

    Um eine Sache beneide ich meine Kolleginnen und Kollegen auf dem Land immer. Naja, eigentlich sind’s zwei: Einmal die günstigeren Mieten, zum anderen die technische Ausstattung an den Schulen. Letzteres in ganz besonderen Maße. Jede einzelne der Landkreisschulen, die ich über die Jahre im Zuge von Fortbildungen und Tagungen besuchen durfte, trieb mir vor Neid die Tränen in die Augen, wenn es um IT-Ausstattung ging. Verständlich, wenn man über Jahre an Schulen im Stadtgebiet gearbeitet hat, in denen ein Overheadprojektor das Höchste aller Dinge darstellte. Ein PC versteckte sich, wenn vorhanden, verschämt in der hinteren Ecke des Klassenzimmers. Die Kollegen, die in dem Stadtgebiet München arbeiten, wissen wovon ich rede. Zu einem gewissen Teil ist das ja auch verständlich: Es sind einfach zu viele Schulen, die es auszustatten gilt. Derzeit angeblich knapp 350, um genau zu sein. Da gibt es einiges zu tun. Und es hatte sich über die Zeit auch tatsächlich einiges sehr gebessert. Zumindest auf dem Papier. Irgendwann waren die Klassenzimmer alle mit Beamern, Doku-Kameras und Laptops ausgestattet, aber die Übertragungsgeschwindigkeiten und Anmelderoutinen von Windows 7 im pädagogischen Netz haben es oft unmöglich gemacht, damit zu arbeiten. Rechner, die fast 20 Minuten brauchten, um hochzufahren, waren und sind an vielen Schulen bis heute bestimmt keine Seltenheit. Auch bei uns war das lange so: Die Rechner waren faktisch vorhanden, für den Regelbetrieb im Unterricht aber schlichtweg unbrauchbar. Wollte man zu Beginn einer Stunde ein Bild oder gar Video über den Computer zeigen, war das schlichtweg nicht möglich, weil erstmal Updates geladen und installiert werden mussten, für die die Maschine mehrmals runter- und hochgefahren werden musste. Daher verstaubten die Rechner irgendwann ungenutzt am Lehrerpult. Und die paar tapferen Kollegen, die sich tatsächlich zum Hochfahren durchrangen, bereuten das in der Regel gleich wieder und nutzten frustriert die Geräte nie wieder. In einer Zeit, wo man von Schulen Medienkonzepte erarbeitet haben will, aber dann von der Hardware auf eine derartige Art ausgebremst wird, eine Farce. Wir sprechen immerhin vom Jahr 2019.
    Zum Glück hat sich bei der Stadt München gerade ein bisschen was getan, da ein neuer Dienstleister im Spiel ist, der seine Sache bzw. die des Vorgängers besser machen möchte. Deswegen hatten sie kurz vor den Sommerferien ein offenes Ohr für unser, moderates Anliegen: Wir wollen nicht nur PCs, wir wollen sie auch tatsächlich für unser Alltagsgeschäft nutzen können. Gesagt, getan. Die Leute berieten nicht nur am Telefon, sie kamen sogar persönlich vorbei, um sich vor Ort zu überzeugen und boten uns an, vier unserer Rechner probeweise auf Windows 10 umzustellen und auf mögliche Probleme durchzutesten. Das lief eigentlich schon mal ganz gut. Und so entschieden wir uns in Absprache, nach den Sommerferien die komplette Schule umzustellen. Natürlich nicht ohne eine gewisse Grundskepsis. Und das lag nicht allein an Freitag dem 13., an dem das Upgrade stattfinden sollte. Wir hatten einfach zu viele Jahre mit diesem komischen Schwebezustand zwischen Bangen und Hoffen verbracht. Sollte dieses Mal alles glatt gehen? Keine Angst, das hier ist endlich mal eine Folge von Freitag, der 13., die gut geht. Kein Gemetzel.
    Nach ein paar Probeläufen war es dann soweit. Das Kollegium wurde in den Anfangsgottesdienst geschickt, um bei der heiligen Clara für das Gelingen der Windows 10-Umstellung zu beten (und nebenher die PCs in Ruhe zu lassen, damit die in Ruhe installieren konnten). Im Schulhaus vor Ort blieb lediglich ich, um die Rechner notfalls manuell hochzufahren, falls sie nicht durch den Wakeon-Befehl starten sollten. Bei 180 Rechnern würde das im schlimmsten Fall ein ganz schönes Gerenne durch die Klassenzimmer und Fachräume werden. Daher wurde ich kurz vor Zwölf auch ein bisschen nervös. Wie reibungslos würde die Umstellung klappen?
    In einem Wort: prima. Wie von Geisterhand starteten fast alle Rechner von ganz von alleine und luden sich die Windows 10-Pakete auf die Festplatte.

    In gerade mal fünf Fällen musste ich nachhelfen und konnte anschließend zusehen, wie das Betriebssystem den Rest erledigte. Bis 15 Uhr war die Installation erledigt, bis 17 Uhr die Datenpakete der Stadt München aufgespielt. Um nicht ganz umsonst fünf Stunden in der Schule verbracht zu haben, lief ich anschließend durch die Schule, um sämtliche PCs händisch herunter zu fahren. Damit war meine Arbeit vorerst getan. Alles andere würde die Praxis in den nächsten 10 Tagen zeigen. Und das würde wohl der interessanteste Part werden. Denn in diesem Punkt herrschte bei allen Beteiligten Skepsis – auch bei mir…
    Aber wider Erwarten lief alles problemlos. Als das Team der Stadt München am Montag eintrudelte, um sich um die IT-Probleme zu kümmern, die erwartungsgemäß bei so einem Unterfangen auftreten, gab es für sie kaum etwas zu tun. Keine wütenden Kollegen, keine streikenden Rechner. Alles lief ordnungsgemäß. Die Drucker ließen sich problemlos an die PCs zuweisen, die alten Dateien auf den Ordnern landeten ohne irgendwelche Verluste auf den Rechnern der Kollegen, und die Ladezeiten – unser Hauptmanko – waren mit einem Mal a thing of the past. Maximal 2 Minuten brauchten selbst die betagtesten Maschinen, um einsatzbereit zu sein. Updates werden im laufenden Betrieb im Hintergrund geladen, sodass man unbeirrt seinen Unterricht halten kann. Damit lassen sich die PCs nun endlich auch tatsächlich im Unterricht auch als Unterrichtswerkzeug nutzen – und nicht nur als dekorative, übergroße Briefbeschwerer. Läuft.

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    Abi

    Das Abitur. Vermeintlicher Höhepunkt im Leben eines gymnasialen Schülers (bis er merkt, dass das nur die Spitze des Eisberges war). Und ein Ereignis, das bereits Fünftklässler bewegt und mysteriös munkeln lässt. Ich weiß noch, als ich selbst in der fünften Klasse war und erzählt wurde, zur Erstellung eines Abiturs würde man nur die besten Lehrer Bayerns auswählen, die dann in ein Kloster eingeladen werden, wo sie in seclusio tagelang meditieren und beraten, bis ihnen eine Erleuchtung käme, um mit tollen Aufgaben daherzukommen, die der künftigen Bildungselite des Freistaates ebenbürtig sein würden. Diese verklärt-romantische Sicht mittlerweile ein bisschen relativiert. Aber ein gewisser Zauber bleibt bis heute noch erhalten. Daher möchte ich davon mal ein bisschen was verbreiten, damit auch Nicht-Lehrer und Schüler hinter die Kulissen eines so angeblichen Großereignisses blicken können. Denn ein Zauber wohnt dem ganzen Ereignis trotz allem inne.
    Schon die Wochen vor dem Abitur sind von einer bemerkenswerten Ruhe vor dem Sturm gekennzeichnet. Die Kollegiaten sind auf einmal noch zutraulicher als sonst, sitzen in der Frühlingssonne auf den Treppen des Schulhauses, in das sie eigentlich gar nicht mehr gehen müssten. Sie bleiben freiwillig ganze Nachmittage, um in netter Atmosphäre mit dem Kursleiter Abiaufgaben durchzuarbeiten und dabei in Anekdoten ihrer Schulzeit schwelgen. Ich lass mich gerne von soviel Wehmut mitreißen – noch dazu, wenn ich die Damen und Herren schon seit der Unterstufe kenne, als sie mir noch bis zum Knie reichten – und gebe eine Runde Kaffee aus. Oder eine Pizza. Und jedes Jahr einen Glücksbringer, der auf einem der zahlreichen Insider-Witze basiert, die wir uns in den Jahren an den Kopf geworfen haben. In den letzten zwei Jahren war es der Bad Pun Dog, der uns regelmäßig zum Lachen brachte. Teilweise arg sparwitzig, aber die ausgedruckten Strips sorgen bei allen für Heiterkeit.
    Und plötzlich ist er da, der große Tag. Die Eröffnung des jeweiligen Abis erfolgt, während die meisten unserer Schüler im Bettchen liegen und träumen. Deutlich früher. Um halb sechs müssen wir in der Regel raus, um eine Stunde später im Direktorat zu erscheinen, wo die heilige Abschlussprüfung feierlich aus dem Safe des Chefs entnommen und eröffnet wird. Der Oberstufenbetreuer wohnt dieser heiligen Handlung in der Regel bei und weiß um die Wichtigkeit dieser Prüfung und den Stress, den die Vorbereitung darauf gekostet hat: Die Beratungsgespräche, die Tränen und das verbissene Feilschen um die letzten Punkte, für das unsere Oberstufe seit Jahren berüchtigt ist. Er entlohnt uns deswegen wie jedes Jahr mit einem üppigen Mahl. Beinahe 40 Croissants und Butterbrezen lässt er jedes Mal springen, wenn wir uns in aller Herrgottsfrühe im Direktorat einfinden, um die Abiaufgaben Probe zu lesen. Den Geheften näherte man sich früher mit einem ziemlichen Respekt und einer gehörigen Portion Bammel: Sind die Schüler gut genug von mir vorbereitet worden? Habe ich alle Themenfelder ausgiebig genug behandelt? Sämtliche möglichen Fragen und Methoden abgedeckt? Ein erster Blick entspannt: Alles erwartbar und in irgendeiner Weise mal in den letzten zwei Jahren behandelt. Ein paar Überraschungen gibt es dann allerdings schon. Die diesjährige Listening Comprehension in Englisch handelt von der Erfindung des Rasentennis im 19 Jahrhundert. Wohl aus Vorsicht, keinen der Schüler mit einem lebensnahen Thema zu bevorteilen hat man sich für einen Bereich entschieden, der rein gar nichts mit ihnen zu tun hat. Beim ersten Hören fand ich das Hörstück reichlich absurd, mittlerweile aber eigentlich ganz charmant. Vor allem die sexistischen Ansichten, über die mit entsprechenden Augenzwinkern typisch britisch-nüchtern berichtet wird. Auch die Mediation gefällt mir: Dieses Jahr dreht sie sich um die Revolution des Mickey Mouse-Heftchens, die Anfang der 60er Jahre zu einer Revolution in deutschen Kinderzimmern geführt hat. Durchaus lesenswert – im Gegensatz zu den gestellten Themen in der Composition, die bestenfalls Mittelstufen-Niveau erreichen: Sowohl Cartoons als auch die meisten der Comment-Themen (Should zoos be abolished) sind von der Substanz für eine Reifeprüfung nach acht Jahren Gymnasium doch etwas dürftig. Kein Wunder, dass Jochen Lüders auf seinem Blog die Prüfung gebührend auseinander nimmt. Streckenweise fragt man sich schon, warum man die Schüler über Jahre mit so komplexen Texten in der Qualifikationsphase bombadiert hat. Diese Themen wären auch in der neunten oder zehnten Klasse zu bearbeiten gewesen. Die Schüler wird’s am Ende freuen, denn bei so einer Abiturprüfung richtig ins Klo zu greifen, halte ich für ausgesprochen schwer.
    Ob die Schüler das genauso sehen? Die meisten werden das in der Aufregung wohl gar nicht registrieren, wenn sie an ihrem Tischchen in der Turnhalle sitzen, das mit Platzziffer jedem Abiturienten einen eigenen anonymen Arbeitsplatz zuweist. Die Tische sind schon zu Beginn der Prüfung garniert mit haufenweise Proviant und Süßigkeiten. Aber nicht von den Schülern, sondern den Kursleitern, die ihre Schützlinge mit kleinen süßen Aufheiterungen für den folgenden 4-Stunden-Marathon wappnen wollen. Immerhin ist dies die einzige Prüfung im Leben der Schüler, wo sie das Gefühl haben gemeinsam an einer Prüfung zu arbeiten. Aus der jahrelangen Antagonie Schüler – Lehrer wird im Abitur auf einmal eine Allianz. Zu zweit gegen das Zentralabitur. Daher schleichen sich die Kursleiter (also ich) während des Abiturs gerne heimlich in die Turnhalle, um sich zu überzeugen, wie gut die Abiturienten mit den Anforderungen der Aufgaben zurechtkommen. Man sieht ihnen über die Schulter, nimmt Augenkontakt auf, nickt ihnen aufmunternd zu oder steht einfach zuversichtlich in der Gegend rum und repräsentiert (meine Lieblingstätigkeit). Oder hört dem angestrengten Gekritzel von 120 Individuen zu, die in angespannter Ruhe schreiben, unterstreichen, nachrechnen, blättern oder notieren. Gelegentlich steht ein Schüler auf, um auf die Toilette zu gehen. Dafür wird das Prüfungsgeheft abgegeben, die Zeit des “Austritts” darauf vermerkt und auch in einer weiteren Liste eingetragen, bevor eine eigens abgestellte Lehrkraft die Leute den Gang zum WC begleitet. Regelmäßig. Immer wieder. Es ist wie eine kleine Choreographie, die sich im Minutentakt abspielt. Bürokratisch streng geregelt wie alles an diesem Tag: Anfang der Prüfung, Ende der Prüfung. Wer vorher abgibt, muss das Schulgelände sofort verlassen, um keine Informationen zum Abi auszuplappern. Gefeiert werden darf nur in einem eigens dafür ausgewiesenem Bereich – weit von den Augen von Passanten, die beim Anblick von Bierflaschen in Ohnmacht fallen könnten. Aber erst nachdem jedes Abitur abgegeben und einzeln durchgezählt wurde: Die Anzahl der Angaben, die Anzahl der Notizblätter, die Anzahl der Schülerbögen, die Anzahl an leeren Blättern. Alles. Erst dann bekommt man als Kursleiter feierlich seinen Stapel mit Arbeiten überreicht, auf dass die nächsten 16 Arbeitsstunden damit gesegnet seien.
    Tja, und da liegt er nun der Stapel. Ich bin mit der Erstkorrektur durch und eigentlich ganz zufrieden. Die Guten haben ihr Niveau gut gehalten und eigentlich genau die Note, die ich erwartet habe. Überraschung gab’s bei den Leuten, die im Schuljahr bei mir immer im Viererbereich waren. Durch die doch recht einfachen Themen war es ihnen in der Regel immer möglich, trotz sprachlicher Fehler inhaltlich immer so viel rauszuholen, dass sie sich in die Dreierriege katapultiert haben. Auch wenn es sich vom Lesen her nicht wie ein Dreier anfühlt. Aber who am I to judge? I’m just a teacher…
    Bad pun dog

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