Unter all den lateinischen Inschriften, die München zu bieten hat, ist die Inschrift auf der Mariensäule, die dem Münchner Marienplatz seinen Namen gegeben hat (vorher war er als Schrannenplatz bekannt), wohl diejenige, die ich mit Abstand am längsten kenne. Um ihre Übersetzung habe ich mich allerdings nie gekümmert. Warum auch? Jedes Kind, das in München geboren ist, weiß um ihre Bedeutung: Maximilian I. spendete die Säule im Dreißigjährigen Krieg, da die Stadt entgegen aller Befürchtungen von einer Zerstörung durch die schwedischen Belagerer verschont geblieben war. Wirklich genauer angesehen habe ich mir die Inschrift erst im Zuge der saxa monacensia… Und hatte damit ehrlich gesagt ein bisschen meine Probleme.
Das lag nicht unbedingt an der Grammatik. Die ist nämlich relativ stringent, sobald man die fehlende Interpunktion einfügt (die allerdings durchaus strittig ist). Das Problem ist tatsächlich das Vokabular. Denn die Inschrift beinhaltet zahlreiche Titel aus neulateinischer Zeit – Begriffe, die man im klassischen Lateinstudium so nie zu Gesicht bekommen hat. Es sei denn, man hat den einen oder anderen Abstecher ins Mittellatein unternommen und ein bisschen Einblick in dessen Dokumente den etwas quirky Wortschatz gehabt. So habe ich wirklich wieder einiges dazugelernt. Der geneigte Leser vielleicht auch.
Die Abschrift der Inschrift lautet:
Deo optimo maximo, virgini deiparae, Boicae dominae benignissimae, protectrici potentissimae ob patriam, urbes, exercitus, seipsum, domum et spes suas servatas
hoc perenne ad posteros monumentum Maximilianus com(es) Pal(atinus) Rhen(i) utriusque Bavariae dux S(acri) R(omani) I(mperii) archidapif(er) et elector clientum infimus gratus supplex posuit a(nno) MDCXXXIIX.
Übersetzung:
Für den größten und besten Gott, die gottgebärende Jungfrau, die gütigste Herrin Bayerns und mächtigste Beschützerin hat Maximilian, Hofpfalzgraf am Rhein, Herzog und beider Bayern (gemeint ist Ober- und Niederbayern), des heiligen römischen Reiches, Erztruchess und Kurfürst, unterster ihrer Diener dankbar und demütig im Jahre 1638 dieses für die Nachkommen immerwährende Denkmal aufgestellt wegen der Bewahrung von Heimat, Städten, Heere, seiner selbst, seines Hauses und seiner Hoffnungen.
Die Übersetzung habe ich für eventuelle Einsätze im Unterricht möglichst textnah gehalten, auch wenn auf diese Weise ein paar Ausdrücke etwas seltsam anmuten. Der Ausdruck des Deus Optimus Maximus ist eine direkte Imitation des römischen Iupiter Optimus Maximus, was man im christlichen Sinne wohl mit anderen Adjektiven wiedergeben könnte, die den höchsten Eigenschaften des christlichen Gottes am ehesten entsprechen. Joseph Maier schlug in seiner Schrift “Säulen des Bayrlands” aus dem Jahre 1738 die Übersetzung “allergütigst und höchst” vor, was der Übersetzung wohl recht nahe kommen dürfte.
Probleme beim Übersetzen dürften auch ein paar der Adelstitel darstellen, die ich ehrlicherweise selbst ein bisschen nachschauen musste:
comes palatinus: Hofpfalzgraf (hoher Amtsträger mit weitreichenden administrativen und juristischen Befugnissen)
archidapifer: Erztruchsess (oberster Aufseher über die fürstliche Tafel)
elector: Kurfürst (Ranghoher Fürst mit Befugnis zur Wahl eines Königs)
Eine entsprechende Umdeutung haben desweiteren die Begriffe des dux (hier: Herzog) sowie cliens erfahren, den man in der Schule nur aus dem römischen Bereich des patronus – cliens – Verhältnisses kennt. Er beschreibt an sich das Abhängigkeitsverhältnis, das zwischen diesen beiden Parteien besteht, in dem sich der Klient dem Schutz durch den patronus unterordnet. Im religiösen Sinne wäre hier wohl die Bedeutung des Bittstellers für mich am ehesten gegeben. Andere Übersetzungen lauten Pfleg-Kind (Joseph Maier) oder Schutzbefohlene. Ein bisschen herausgemogelt habe ich mich bei boicus, das mir in allen bekannten Wörterbüchern lediglich als Adjektiv (bayerisch) aufgelistet ist. Ich habe es unverschämterweise einfach nominalisiert und auf den schönen Freistaat umgemünzt.
Auf der Homepage der klassischen Fachdidaktik der LMU München lässt sich zu diesem Thema übrigens ein toller Abriss über die unterschiedlichen Versionen der Inschrift nachlesen, die an dieser Stelle angebracht waren.

Ich kann mich noch erinnern, wie ich im Studium erstmals vom Ausdruck des Fachidiotismus gehört habe. Diesen wenig schmeichelhaft klingenden Ausdruck zum Beschreiben eines Zustandes, dem man nach mehreren Jahren in seinem Metier erliegt, kannte ich theoretisch, aber wirklich vorstellen konnte ich mir das damals nicht. Frisch aus dem Abi war ich nämlich eigentlich ganz gut aufgestellt, was das Allgemeinwissen betraf: Kurvendiskussionen, Vektorenrechnung, das Verständnis von dominant-rezessiven Erbkrankheiten, die unterschiedlichen Evolutionstheorien, Atommodelle. War alles damals kein Problem für mich.
Erfolgreich. Ausnahmslos jeder hat sich das Dokument vor der Schulaufgabe angesehen und auf diese Weise durch die Bank ganz grandiose comments in der Klausur verfasst. Die ganze Arbeit hat sich also gelohnt. Und es wird nicht bestimmt das letzte Mal gewesen sein, dass ich mich mal wieder selbst in die Rolle des Schülers begebe…
Unter den Aktivitäten, die mit H5P für Zuschauer am eindrucksvollsten sind, gehört definitiv die Aktivität Image Juxtaposition – eindrucksvoll deshalb, weil man sie in der Regel vor allem von professionellen Nachrichtenseiten kennt. Über einen Schieberegler kann man stufenlos zwischen zwei Bildern hin- und herschalten, sodass Gemeinsamkeiten und Unterschiede im direkten Vergleich zutage treten – perfekt für kontrastive Vorher-Nachher-Aufnahmen von Satelliten, Statistiken oder Kunstwerken, die sich so im Unterricht in Windeseile integrieren können.




Es gibt so ein paar Orte, in denen Ordnungen auf ewig festgefahren scheinen. In der katholischen Kirche zum Beispiel. Oder in meinem Arbeitszimmer. In diesem stapeln sich seit Jahren Leitz-Ordner, in denen mein gesamter Material-Fundus ruht. Fast 30 dieser Ordner habe ich in gerade mal 4 Jahren Lehrtätigkeit angehäuft. Geordnet nach Fach, geordnet nach Klasse, geordnet nach Außerunterrichtlichem, Außerschulischem: Englisch 6, Englisch 7, Englisch 8 usw. Latein 5, Latein 6, Latein 7 usw. Lateinschulaufgaben. Englischschulaufgaben. Uniunterlagen. Examensunterlagen. Referendariatsskripte. Skripte von Lehrgängen und Fortbildungen. Alles hat seinen Ordner bekommen. Und seinen Platz. Und davon nicht wenig. Ganze 4 Meter belegen diese Ungetüme in meinen Buchregalen. Und das, wo ich eigentlich alles seit Anbeginn meiner Lehrtätigkeit auch digital habe. Meine komplette Unterrichtsvorbereitung schläft zum Beispiel seit 2013 komplett in Evernote. Und zeitgleich auch in 19 Ordnern. Ordner, in die ich seit meinem Umzug auf Evernote nie wieder einen Blick geworfen habe (das war übrigens 2013!), Als jetzt dann irgendwann wieder der Platz im Arbeitszimmer unangenehm knapp wurde, war klar: Die Dinger fliegen jetzt raus!



Image Hotspots sind bei H5P in Windeseile erstellt. Mit Hilfe der Aktivität werden zu seinem zuvor hochgeladenen Hintergrundbild Informationen eingeblendet, sobald einer der darauf verteilten Hotspots geklickt wird.

