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    Ein bisschen “nichts geht mehr”

    Wie Herr Rau bereits in seinem Blog schrieb, ist in der Schul-IT in München derzeit ein bisschen der Wurm drin.
    Erst fiel das digitale schwarze Brett aus – ein Spaß für die Vertretungsplaner, die im gesamten Schulhaus ein knappes Dutzend Din/A3-Ausdrucker unter den inaktiven Screens anbringen durften.
    Dann gab es massive Probleme mit dem Internet: Los ging’s mit einem Komplettausfall. Meine geplanten Informatikstunden konnte ich somit wie sie waren für zwei Tage komplett in die Tonne kloppen. Mittlerweile sind wir wieder online, wenn auch mit Hindernissen: Die Geschwindigkeit ist bisweilen elend langsam, gewisse Seiten sind bis heute nicht erreichbar. Selbst Seiten wie google oder bycs.de sind von Ausfällen nicht ausgenommen. Und das seit mittlerweile fast zwei Wochen. Die Drähte bei der Stadt laufen wegen Beschwerden wohl heiß, aber bis heute gab es keine Entwarnung.

    Zensur

    Das größte Ärgernis sind aber aktuell die neuen Filtereinstellungen bei Videoportalen. Gefühlt jedes zweite Video, das man über Youtube ansehen möchte, ist gesperrt. Selbst Beiträge, die ich seit Jahren in meinen Klassen online einsetze. Von heute auf morgen gesperrt. Einfach so. Grund dafür ist wohl ein neuer Filter, der seine Aufgabe sehr genau nimmt.
    Leider aktuell sehr häufig in der Schule anzutreffen

    Lösungen?

    Die offiziellen Stellen sind bemüht, den Ärger der Leute abzufangen: Sie bieten große, bebilderte Anleitungen mit zig Screenshots an, in denen Menüs und Codezeilen präsentiert werden, mit denen sich über Codezeilen gewisse Einstellungen ansatzweise umgehen lassen. Ohne Gewähr auf Erfolg. Sie empfehlen auch alternative Portale, in denen Bildungsanstalten ihre Mediatheken eingespeist haben und weisen immer wieder darauf hin, dass man für die Arbeit bitte von Youtube und Konsorten die Finger zu lassen.
    Aber wie eine Kollegin gestern zu mir sagte: “Wenn ich eine Dokumentation über das Wattenmeer zeigen möchte, brauche ich aus der Mebis-Mediathek keinen ZDF-Beitrag von 1993, wenn es bei Youtube eine tolle Doku von letzter Woche zu sehen gibt.” Und damit hat sie ja auch irgendwo recht. Wozu diese unnötige Gängelung?
    Klar könnte man sich im Vorhinein alles mit einem Youtube-Downloader herunterladen (ist allerdings auch wieder so halbseiden). Klar könnte ich mit Codezeilen und Zusatzprogrammen Proxy-Einstellungen umgehen. Aber ganz ehrlich: Welche Lehrkraft hat denn Zeit für derartige Sperenzchen? Wir wollen einfach so arbeiten, wie wir es zuhause vorbereitet haben. Nicht mehr und nicht weniger.

    Bleibt das so?

    Aktuell ärgert sich bei solchen Problemen nur eine Person im Zimmer, wenn das nicht funktioniert. Nächstes Jahr, wenn die 1:1-Ausstattung bei uns losgeht, sind zusätzlich knapp 30 Leute mehr pro Klasse in einem Boot, das nicht so recht seetüchtig ist. Ein bisschen Bauschmerzen habe ich da schon.
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  • Allgemeines,  Alltag

    Älter werden

    Es ist ein verregneter Sonntag Nachmittag, als ich mich nach abgeschlossener Vorbereitung tatsächlich mal einem neuen guten Buch hingeben kann. Mein neuer Tolino Vision Pro will ja endlich mal sinnvoll genutzt werden (Test folgt… irgendwann), und ich hab tatsächlich mal wieder Zeit und Muße zu lesen. Also ab auf die Couch, eReader an. Aber was lesen? Ich entscheide mich für Paul Auster. Er ist einer der wenigen Autoren, von dem ich wirklich alles lesen kann (so wie übrigens auch Jeffrey Eugenides). Nach zwei Seiten bin ich immer voll drin. So auch dieses Mal. Ich widme mich “Baumgartner”, Austers letztem Roman, bevor er letztes Jahr leider verstarb. Das Thema des Buches ist im ersten Moment so gar nicht meine Lebensrealität, dann aber auch wieder schon. Im Plot lernt ein alternder Professor mit dem Tod seiner vor zehn Jahren verstorbenen Frau langsam zurecht zu kommen. Einfühlsam, wortgewaltig und wie immer hochintelligent. Das Buch enthält mehrere Passagen, in die die Literatur der verstorbenen Frau verwoben ist (die auch noch Anna Blume heißt. Nachtigall, ick hör dir trapsen). Prosatexte, ein Gedicht. Literatur in Literatur – jeweils komplett anders geschrieben als das diegetische Geschehen, dem der Hauptplot folgt. Paul Auster verstand sein Handwerk. Keine Frage. Seine Worte berühren mich immer sehr. Wie auch seine Themen.
    Mein neuer Tolino
    Ich bin weit davon entfernt ein alternder Professor zu sein. Aber das Thema Endlichkeit hat sich in den letzten Jahren tatsächlich so ein bisschen in mein Leben geschlichen. Ich überrasche mich auf einmal bei abstrusen Rechenaufgaben: Mein Abitur ist jetzt 26 Jahre her. Wenn ich diese Anzahl an Jahren auf mein jetziges Alter rechne, bin ich in meinen Siebzigern. Wenn ich mein jetziges Lebensalter verdopple, lande ich bei den 90. Dass ich tatsächlich dieses Alter erreiche, ist mehr als unwahrscheinlich. Bin ich zufrieden mit dem, was ich bislang erreicht habe? Was hatten meine Eltern, als sie mein Alter hatten? Passt das? Geht noch irgendwo mehr? Ist das die berühmte Midlife-Crisis, von der bekanntlich vor allem Männer betroffen sind?
    Fakt ist, derartige Gedankenspielchen gab es vor zehn Jahren nicht bei mir. Das merkt man auch an meinen Blogartikeln aus dieser Zeit.
    Da ist alles ein Abenteuer. Die Anekdoten aus dem Unterricht stehen im Zentrum der Beiträge. Auch die Gespräche mit meinen gleichaltrigen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich an der Schule geblieben bin, waren andere. Damals sprachen wir noch über Anfangsschwierigkeiten im Beruf: Laute Klassen, unangenehme Eltern, die einen Junglehrer nicht für voll nahmen. Wir gingen regelmäßig abends zusammen weg, ein Bierchen trinken, mal in Clubs. Und heute? Es geht um Kinder, allerdings um die eigenen. Vater- und Mutterfreuden. Um Eigenheim (oder auch nicht, München sei Dank). Altersvorsorge. Arbeitsbelastung. Überbelastung. Beförderungen. Unsere eigenen Eltern. Ein wichtiges Thema: Manche von ihnen sind noch topfit. Andere sind es leider nicht. Gebrechlich, dement, manche sogar schon verstorben. Und das setzt uns unter Strom. Die Endlichkeit unserer Eltern tritt in unseren Vierzigern mit schonungsloser Offenheit in den Vordergrund und demonstriert uns auch die eigene. Das merken wir alle. Die körperlichen Leiden beginnen irgendwann Ende 30. Mal reißt irgendwo ein Miniskus, mal grüßt eine Zerrung, ein Hexenschuss, ein Leistenbruch. Es ziept hier, es ziept da. Nichts Schlimmes. Aber wenn doch? Seit vor zwei Jahren ein Freund von mir mit nicht mal 38 Jahren an Krebs verstorben ist, höre ich anders in meinen Körper hinein als vorher. Ich bin weit entfernt davon, ein Hypochonder zu werden, aber man wird wachsamer. Nachdenklicher. Diese Unbeschwertheit von vor zehn Jahren schwindet.
    Das ist nicht schlimm.
    Es ist nur anders.
    Übrigens hat Armin hier einen ganz tollen Artikel als Antwort verfasst. ❤️
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    4.8
  • Allgemeines,  Alltag,  Technik

    Ausbildungsgeräte IV: Eine Anekdote

    Die Episode muss ich euch erzählen. Sonst geht das in dem ganzen Gedöns unter. Es ist nur eine Fußnote im Kosmos Ausbildungsgeräte, aber es zeigt mal wieder so offensichtlich, wie ausgereift dieses ganze Projekt ist.

    Am Anfang war das Wort

    Es geht los mit einer eMail einer Kollegin der Parallelschule, die sich dort um die Geräte kümmert. Eine ihrer Referendarinnen hatte angefragt, ob man die Drucker mit den Ausbildungsgeräten zusammenbringen kann. Die Frage ist berechtigt, aber – wie so immer – kompliziert. Die Drucker gehören nämlich zum Schulnetz, in dem die Ausbildungsgeräte Fremdkörper sind. Installation der Treiber geht nur über Umwege. Umwege, die wir als Admins nicht bereit sind zu gehen, denn wir haben anderes zu tun als auf bis zu 60 Geräten immer wieder dieselben Treiber zu installieren. Zum Glück hat meine Kollegin eine Ersatzlösung gefunden.
    Die Drucker sind in dieser Lösung raus, aber die Kopierer nicht. Die sind nämlich von Canon und können über die Canon Print App angesteuert werden – Zumindest über iOS. An der Schule meiner Kollegin sind die Ausbildungsgeräte nämlich iPads. Und da scheint das ganz gut zu klappen. Ich bekomme also den Tipp mal zu schauen, ob es für Surfaces etwas ähnliches gibt.
    Also mach ich mich auf die Suche.
    Same same, but different. Die Apps aus dem Microsoft und Apple Store sind nicht identisch. Auch wenn das Logo es suggeriert.
    Im Microsoft-Store gibt es von Canon eine gleichlautende App, diese kommuniziert aber nicht mit Kopierern von Canon, sondern ausschließlich mit deren Druckern. Eine Probeinstallation auf meinem Surface bestätigt das. Der Kopierer wird nicht erkannt. Nicht über NFC, nicht über Direktverbindung mit USB-Kabel, nicht über IP-Adresse. Ich frage am Ministerium nach, ob irgendwelche Erfahrungswerte vorlägen, wie man Surfaces unproblematisch an Drucker oder Kopierer bringt. Die Antwort kommt bereits nach einer Stunde per eMail: Nein, gibt es nicht, aber ich könnte doch einfach die Canon App aus dem Microsoft Store installieren. Ein mitgelieferter Link in der eMail führt mich zu eben der App, die ich gerade eben getestet habe…
    Also nischt.

    Neuer Versuch

    Ich forsche weiter – und komme irgendwann auf den Gedanken, vielleicht die Brother-Drucker in der Schule an die Surfaces zu bringen. Über USB bekomme ich das tatsächlich hin. Ich melde mich erneut freudig beim Ministerium und frage an, ob ich die Treiber von Brother zur Prüfung einreichen könne, denn jedes Programm, das auf den Surfaces installiert werden soll, muss vorher einzeln per Formular zur Prüfung eingereicht und nach Erhalt des Prädikats “unbedenklich” zur Verteilung an die Surfaces angewiesen werden (Don’t ask…) . Mir wird gesagt, ich soll das Treiberpaket zur Prüfung hochladen. Gesagt, getan… und gescheitert. Ich kann die Datei nicht hochladen. Denn das Formular unterstützt lediglich MSI-Dateien. Zip geht nicht.
    Ich melde mich erneut. Frage um Hilfe, wie ich das dennoch hinbekomme.
    Die Antwort kommt dieses Mal nach zehn Minuten: Das geht nicht. Aber ich könne die Treiber ja manuell auf den Surfaces installieren. Auf 30 Geräten wohlgemerkt, an denen ich mich einzeln anmelden müsste.
    Ganz bestimmt nicht.
    Dann bleibt es halt beim USB-Stick.
    Was für eine Vernichtung von Arbeits- und Lebenszeit. Und Nerven…
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  • Allgemeines

    Bergfest 2025

    Bergfest – so nennt man bei uns im Süden (im Norden auch?) die Halbzeit einer Aufgabe. Wenn der Aufstieg geschafft ist. Danach geht es stetig dem Ziel entgegen (den Ausdruck “es geht ab jetzt abwärts” verkneife ich mir jetzt einmal). Solche Momente geben immer wieder Anlass für Reflexionen, wie es bislang gelaufen ist. Nun denn, wie ist es denn gelaufen?

    Ok. Die Mischung passt tatsächlich. Ich habe schöne Klassen, dank Oberstufen-G9 die Möglichkeit mich mit neuer Technik auszutoben, die ISB-Arbeit ist eine Wucht, und die Aufgaben, die mich letztes Jahr noch sehr aufgehalten haben, sind weniger geworden. Die Technikausfälle sind spürbar zurückgegangen – entweder das, oder die Leute haben total kapituliert. Jedenfalls wurde ich, wenn es hinkommt, in diesem Schuljahr zu einem halben Dutzend Einsätze gerufen. Auch meine Medienwarte berichten, dass es deutlich besser läuft (was Medienwarte sind, erkläre ich ein andermal). Selbst das Trauma Ausbildungsgeräte ist dieses Mal relativ zahm. Wenn die Geräte einmal installiert sind, geht die Neueinrichtung tatsächlich schneller. Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, noch haben noch nicht alle aus dem neuen Seminar ihre Geräte.

    Insgesamt fühle ich mich bei Weitem nicht so gestresst wie in den Jahren davor. Ob das jetzt an mir liegt oder am Umfeld vermag ich nicht zu sagen. Letzteres sieht nach außen hin aber ungebrochen stessig aus. Jedenfalls waren die Stundenausfälle, Vertretungsstunden und Engpässe auch in diesem Schuljahr vor allem nach Weihnachten enorm. Aber dennoch: Die acht Wochen durchgängiger Unterricht haben bei mir nicht die Spuren hinterlassen, die ich befürchtet habe.

    Nebenher habe ich mich einfach mal ein bisschen bei Tiktok umgesehen, weil meine Neugier mich immer zu solchen Plattformen treibt (ich hab sogar mal in Discord geschaut. Leute, DAS ist für Übernerds DAS El Dorado!). Die Faszination des Dienstes bleibt mir ein bisschen verschlossen. Mir ist es gefühlt zu laut und zu sehr in your face, als man es z. B. von Instagram gewöhnt ist. Mich nervt unglaublich, dass nach dem Login nicht der eigene Feed angezeigt wird, wie man es von anderen Diensten kennt, sondern der “Für dich”-Algorithmus ungefragt loslegt und in voller Lautstärke mit irgendwelchen Videos beginnt, die angeblich meinem Interesse entsprechen. Und – ich lüge nicht – 90% der Fälle bekomme ich Alice Weidel-Snippets. Die Penetranz, mit der ich auf Tiktok rechtspolitischen Inhalt um die Ohren gehauen bekomme, ist erschreckend, erklärt aber auch, warum die Frau samt Partei bei Jugendlichen so beliebt ist. Wie sich da die anderen Parteien sinnvoll positionieren sollen, ohne wie komplette Clowns auszusehen, ist mir ein bisschen schleierhaft. Jedenfalls kann ich mir den Rambo-Zambo-Kanzler schwer in einem derartigen Kurzformat vorstellen, in der er auf jugendlich macht.

    Aber wie wir dieser Tage erleben: In der Politik ist aktuell alles möglich.

    Leider.

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  • Allgemeines,  Alltag

    Edublogparade 2025 – Folge 1: Lehrergesundheit

    Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 und 2025 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, alle Beiträge zum aktuellen Thema sind unter dem Beitrag zu finden. Zusätzlich hat Susanne Posselt hier eine beschreibbare Taskcards-Pinnwand erstellt. Die gibt’s hier.

    Frohes neues! Und los geht’s…

    Die Edublogparade geht mit 2025 in eine neue Jahresrunde – und prescht gleich mit einem Knallerthema vor. Lehrergesundheit steht auf dem Programm, bzw. wie man sich selbige behält.

    Das Thema ist eigentlich bei mir präsent, seit es meinen Blog gibt: Das Arbeitspensum war dank Kernfächern von Anfang hoch, aber auch deswegen weil ich es zugelassen habe. Ich mache den Job wahnsinnig gerne, bin von Haus aus sehr neugierig, Neues zu lernen. Und Letzteres geht in einer Bildungsanstalt ganz wunderbar. Deswegen hab ich über die Jahre in alles reingeschnuppert, was so ging. Externe Abiture, mündliche Prüfungen abhalten für Waldorfschulen, Lehrerchor, Sänger auf dem Frühlingskonzert, Tänzer, Verbindungslehrer, Reiseveranstalter, Systembetreuer, Ausbilder von Medienwarten, Personalratsmitglied, Schulentwicklung – ich hab immer gut eine Schippe drauf gelegt und das bei einem Vollzeitdeputat. Auf Dauer lernt man aber, Schwerpunkte zu setzen und anderes fallen zu lassen. Anders geht das gar nicht. Aber das bedarf aktiven Eingreifens. Von alleine wird man die Jobs nicht los. Deswegen hier für mich ein paar Gedanken, die mir über Jahre viel geholfen haben:

    Nein sagen

    Großes Thema. Für mich persönlich sogar das größte. Das merkt man schon daran, wie viel ich darüber über die Jahre in regelmäßigen Abständen geschrieben habe. Deswegen spare ich mir – ganz im Sinne der Lehrergesundheit – alles Weitere und verweise lieber auf meine Blogartikel hier und hier.

    Arbeitszeit tracken

    Das Thema ist bei mir tatsächlich relativ frisch – Blogparade sei dank. Über Arne kam ich mit der App Working Hours in Berührung. Seit dem “checke” ich jeden Tag ein, sobald ich meinen Schulweg antrete. In der App sind bei mir vier Kategorien eingerichtet, in die sich die Arbeitszeit einteilen lässt: Schule, Home Office, Korrekturen und (seit Neuestem) 1:1 Ausstattung. Was ich dadurch gewinne? Überblick. Und ein Gefühl, wie viel ich tatsächlich arbeite. Denn zu Stoßzeiten wie einem Abitur kommen wöchentlich gerne mal 80 Stunden zusammen. Durch Ferien oder leichtere Wochen gleicht sich das aber tatsächlich gut aus. Und am Ende gibt es ein bisschen Seelenfrieden, wenn man schwarz auf weiß ersehen kann, dass man kein Arbeitsmonster ist, sondern insgesamt auf ein ähnliches Arbeitspensum im Jahr kommt wie viele andere Berufsstände auch.

    Kollaborieren

    Als ich vor ein paar Jahren echt am Straucheln war in der Arbeit, traf ich im Zuge der mebis Tage auf Michael Fröhlich, den ich schon seit Jahren aus Fortbildungen kannte. Wir kamen ins Gespräch. Über seine Schule, über meine Schule. Und dann immer mehr über meine. Über die Probleme, die Arbeitsbelastung. Und Michael wurde immer leiser. Und sagte mir auf den Kopf zu: Du machst dich kaputt.

    Ein Teil des Problems war das Einzelkämpfertum, das ich seit dem Referendariat kenne und das auch an unserer Schule nach wie vor sehr ausgeprägt ist. Wir sind in vielen Bereichen nach wie vor einsame Wölfe. Machen tolle Projekte, aber jeder hat irgendwie seins. Michaels Tipp: Vernetz dich. Und das tat ich. Im Netz, in der Arbeit. Leute aktiv suchen, mit denen man zusammenarbeiten kann und möchte. Tools nutzen, die das unterstützen. Im ByCS Drive haben wir einen Ordner angelegt, wo wir im Klassleiter-Team Anschreiben gemeinsam erstellen und bewahren. Schulaufgaben versuche ich mit anderen zumindest in Grundzügen vorzubereiten. Dokumentation in der 1:1-Ausstattung sowie Projektplanung laufen komplett über mebis Kurse und Kanban-Boards. Für Leute, die bislang nicht oder kaum digital gearbeitet haben, erschließt sich dieser Schritt nicht auf den ersten Blick. Aber spätestes dann, wenn wir keine Protokolle mehr führen, wenn wir bei den Leuten nicht umständlich nach dem Status Quo fragen müssen, Präsenztermine auf ein Minimum eingedost werden können, weil viele Fragen in Kollaborationen in einem Kanban diskutiert und gelöst werden können, dann ist das schon was. Natürlich geht in dieser Hinsicht noch mehr. Aber ich stehe da selbst noch am Anfang. Aber den Effekt spüre ich jetzt schon deutlich.

    Ausschnitt aus unserem Kanban-Boards zur 1:1-Ausstattung. Leute finden über die Diskussionsfunktion zu den einzelnen Fragestellungen zusammen, können sich unabhängig voneinander den Status Quo durchlesen und ersehen, wer an was gerade arbeitet. Neat.

    Arbeit von Privaten trennen

    Das ist ein Kraftakt, das auseinanderzufieseln. Denn die Verschmelzung von Arbeit und Privatleben ist systemimmanent: Unterrichtsvorbereitung passiert zuhause auf dem heimischen Rechner, auf dem auch private eMails, Spiele und Ordner schlummern. Schulbücher kuscheln Buchrücken an Buchrücken mit der neuesten Nachtlektüre oder Lieblingsbüchern der Kinder. Auf dem Smartphone schreibt man Freunden, die auch Kollegen sind. Tauscht sich im Spaß über Freizeit aus. Und Unterricht. Und Fortbildungen. Schickt sich Arbeitsblätter oder Tests. Am besten weit nach Schulschluss. Und so bleibt vom Feierabend wenig Feiern.
    So war es viele Jahre lang bei mir. Alleine deswegen, weil es fernab vom umständlichen Infoportal keine Möglichkeit gab, dienstlich unkompliziert zu kommunizieren. Bis jetzt. In Zeiten von Lehrerdienstgeräten und Dienstmessengern versuche ich das nun zu ändern. Kollegen mögen mir künftig ausschließlich über den ByCS-Messenger oder das Infoportal schreiben. Über WhatsApp möchte ich künftig nur Privates lesen. Wer es trotzdem versucht, wird freundlich daran erinnert, das über andere Kanäle zu tun. Und so werde ich nicht im Feierabend von einer hastigen Nachricht zu einem Schulproblem überrascht, sondern lese sie erst bei Dienstantritt. Und wenn es dringend ist, gibt es ein Telefon. Oder es passiert halt einmal nicht sofort. Oder eben gar nicht.

    Korrekturen sinnvoll gestalten

    Ich war lange Zeit in der Unterstufe als der Exenkönig bekannt. Am Ende jeder Lektion folgte bei mir ein Extemporale. Das war die Regel, und für die Kinder auch völlig ok. Es gehörte zur Routine einfach dazu. Zudem konnte man sich bei knapp 30 Exen pro Jahr auch den einen oder anderen faux pas erlauben, ohne dass die Note davon nennenswert in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das gab Sicherheit. Mittlerweile bin ich davon aber abgekommen. Über die Jahre haben sich nämlich mehrere Dinge herauskristallisiert:

    • der Korrekturaufwand ist ein Vielfaches, von dem was ich leisten müsste.
    • inflationär geschriebene Tests schmälern nicht nur die Leistung der einzelnen Arbeiten, sondern auch meine eigene. Wenn unter 30 Exen eine Sechs an der Note 0,001 ändert, dann kann ich mir das Korrigieren eigentlich auch sparen.
    • Die Exen nutzen vor allem denen, die ohnehin gut sind. Mittelmäßige Schülerinnen und Schüler bleiben mittelmäßig, und die, die nichts tun, heimsen stoisch eine 6 nach der anderen ein.

    Mittlerweile sind die Exen bei mir gut runtergedost. Stattdessen schreibe ich regelmäßig kleine Übungen, von denen ich mir immer einen kleinen Stoß von 6-7 mit zum Korrigieren nehme. Das ist auch noch deutlich mehr als das, was ich machen müsste, kostet mich aber täglich maximal zehn Minuten Korrekturaufwand. Das geht. Und zusätzlich ist so noch ein bisschen Zug drauf. Und die Kinder haben immer das Gefühl, dass man ein Auge auf sie hat (Pst: Und die Eltern auch😉 )

    Keine toten Pferde reiten

    Es gibt sie, diese Herzensprojekte, von denen man sich so viel verspricht. Für die Klassen, fürs Kollegium, für die Schule… und natürlich auch irgendwo für sich selbst. Wie frustrierend dann, wenn der eigene Idealismus nicht auf die anderen überspringt oder sogar so verunsichert, dass die Leute bremsen. Digitaler Unterricht? Bloß nicht. Fortbildungsprogramme, um den Leuten Neues zu zeigen, gerne, aber am Nachmittag? Nicht mit uns. Pädagogischer Nachmittag zum Thema Schulentwicklung? So ein Schmarrn, das braucht niemand.
    Aber trotzdem macht man weiter. Es liegt ja einem selbst so am Herzen. Und Aufgeben gibt’s nicht. Vielleicht fangen die Leute ja doch irgendwann Feuer. Steter Tropfen und so… Machen wir’s kurz: Lasst es. Wenn sich in einer absehbaren Zeit keine Änderung ergibt, erstmal ad acta legen. Man arbeitet sich nur auf bei dem Versuch, missionarisch tätig zu werden. Konzentriert euch lieber auf euch selbst.

    Freizeit/Auszeit

    Ich weiß, der Beruf ist spannend, aber er sollte nicht auch in der Freizeit alles bestimmen. Am besten sucht man sich etwas, was den Kopf frei macht. Viele machen bei uns Yoga, oder gehen laufen, lernen nebenher noch ein Instrument oder eine Sprache oder gehen ganz im Papasein auf. Natürlich ist das Austesten von den neuesten Apps für den Unterricht auch spannend. Aber das passiert alles in der Freizeit, für die es absolut keine Kompensation gibt. Ich komme persönlich am Besten runter, wenn ich in der Freizeit komplett mit etwas anderem beschäftigt bin… und kehre umso frischer wieder an die Arbeit zurück.

    Abwechslung

    Ja, unser Arbeit hat viel Routine. Und manchmal geht das in Langeweile über. Zum Glück gibt es aber genug Aufgaben, in denen man etwas völlig anderes machen kann. Nur bitte nicht um jeden Preis. Finde heraus, was dir Spaß macht… und suche dir etwas, was in diese Richtung geht. Wenn Korrekturen anöden, bloß keine Fachschaftsleitung übernehmen, nur um eine Funktionsstelle zu haben… und dann noch mehr korrigieren zu müssen. Deswegen habe ich meine Systembetreuung, auch wenn mich ein Großteil der Leute für verrückt hält. Aber ich steh – trotz der Mammutaufgaben, die aktuell anfallen – einfach auf die Fülle, die komplett anders ist als mein Tagesgeschäft: Verkabeln, Medienwarte ausbilden, Fachseminare im Umgang mit Technik schulen, Fortbildungen durchführen, Technik warten… das ist mir tausend Mal lieber als ständig einen Korrekturstapel nach dem anderen zu haben. Und das in Vollzeit.

    Das ist alles natürlich wieder eine sehr subjektive Liste. Möge sie dem nützen, der sie lesen mag.

     

    Weitere Beiträge zu dem Thema:

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  • Allgemeines,  Alltag

    Nachtschicht

    Es ist mittlerweile 4.20 Uhr morgens. Ich kann nicht schlafen. Mal wieder. In den Tagen vor Schulbeginn kreisen bei mir immer wieder die Gedanken um die nächsten Wochen. Und dann geht das Gedankenkarussel los. Und es wird immer schneller. Und hält mich wach. Nichts dagegen hilft. Atemübungen, etwas trinken. Schäfchen zählen, ein Buch lesen. Irgendwann greife ich wieder zum Smartphone. Allgemein die Bakrotterklärung an sämtliche Einschlafroutinen.
    Eine kleine hilfesuchende Nachricht in Bluesky um 4.35 Uhr wird tatsächlich innerhalb von ein paar Minuten beantwortet. Und zwar von niemand Geringerem als Jan-Martin Klinge. Auch er ist in diesen frühen Stunden eine Nachteule. Allerdings aus deutlich freieren Stücken als ich. Wir kommen ins Gespräch. Wie immer sehr nett. Man kennt sich ja auch immerhin seit fast 13 Jahren gemeinsamer Blogkarriere. Und genau um die geht es in den nächsten Minuten.
    Wir beide sind gerade ein bisschen am Hadern. Bloggen ist spannend, aber auch zeitintensiv. Und für uns mittlerweile fast schon Routine. Dazu kommt der Zahn der Zeit. Blogs werden zunehmend als langsames Medium angesehen. Viel hat sich in die sozialen Medien verlagert. Seit dem Ende des Twitterlehrerzimmers ist diese Fragmentierung noch schlimmer geworden. Das merkt man auch an den Besucherzahlen der Blogs. Und irgendwann stellen wir uns die Frage: Weiter bloggen oder nicht? Jan-Martin fällt während unseres Gesprächs eine Entscheidung und verfasst auf Halbtagsblog.de seinen vorerst letzten Artikel. Ich schreibe mir im Anschluss einen Text zu einem der Gedanken, der mich die komplette Nacht wach gehalten hat. Nicht nur in den Blog, sondern von der Seele. Und kann im Anschluss endlich schlafen. Der Blog bringt mir also noch was.
    Nämlich Seelenfrieden.
    Ich kann noch nicht gehen.
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  • Allgemeines,  Alltag

    Edublogparade 2024 – Folge 9: (Rück-)Besinnung

    Vorbemerkung: Eine Reihe von bildungsaffinen Bloggern hat sich zum Ziel gesetzt, 2024 häufiger thematisch gemeinsam zu bloggen. Die Themenvorschläge werden an dieser Stelle gesammelt, (möglichst) alle Beiträge zum aktuellen Thema sind unter dem Beitrag zu finden. Wer sich beteiligen möchte, aber keinen Blog hat, kann gerne einen Beitrag einreichen – er wird dann als Gastbeitrag publiziert. Dies ist die neunte Runde.

    Wir haben es geschafft. Mal wieder. Der Dezember huscht wie jedes Jahr im Eiltempo an mir vorüber. Schulaufgaben, Notenstandsberichte, Probezeitkonferenzen, dazwischen Proben für das Weihnachtskonzert, der Weihnachtsbasar, die Weihnachtsfeier. Für alles wird man wie selbstverständlich eingeplant, ohne dass man gefragt wird. Und so findet man sich im Handumdrehen mit einer Reihe von zusätzlichen Mini-Jobs, die man eigentlich gar nicht schultern kann bzw. möchte. Nein sagen möchte man da. Und das habe ich dieses Jahr mehrmals getan. Und das hat mich sehr befreit. Und das so sehr, dass ich dem Nein ein eigenes Kapitel widmen möchte.

    Nein.

    In meiner Funktion als Systembetreuer bin ich für viele Leute gefühlt für alles zuständig, was ein Kabel hat:

    Mein Privatrechner geht nicht, schau doch mal. In Raum 120 geht das Licht nicht (indirekter Sprechakt deutlich hörbar). Das WLAN ist ausgefallen. Der Strom ist ausgefallen im Erdgeschoss. Der Gong geht nicht im Musiksaal. Kannst du mich für das Infoportal entsperren, ich hab dreimal das falsche Passwort eingegeben. Wie viele dieser geschilderten Situationen der letzten zwei Monate sind tatsächlich meine Aufgabe? Antwort: Keine einzige. Also weg damit.

    Nein.

    Ebenso geneint wurde bei Dingen, die ich aus Überzeugung und Idealismus zusätzlich übernehme – und das hat tatsächlich ein bisschen weh getan, da ein Nein dort auch ein bisschen ein Eingeständnis ist. Ein Nein zum AK Medien, weil im Moment kaum Leute zu den Fortbildungen kommen (die anderen AKs haben ähnlich wenige Besucher gerade, aber ich weigere mich ein aktuell totes Pferd zu reiten). Ebenso auch teilweise Nein zu meinen geliebten Medienwarten, die ich ehrenamtlich zur Unterstützung im Unterricht bei Problemen mit der Technik ausbilde. Die habe ich jeden Monat 90 Minuten in meiner Freizeit geschult. Daraus wurde jetzt kurzerhand ein Turnus von sechs Wochen. Allem voran deshalb, weil die Technik mittlerweile zuverlässig läuft, sodass wir nicht ständig nach dem Rechten sehen müssen. Zum anderen, weil jede Sitzung eine gewisse Vorplanung mit Portalnachrichten ans Kollegium, Stundenplanern, eMails an die Eltern und die Schülerschaft selbst einfordert, die in einem stressigen Schultag einfach mal en passant passieren muss. Die Medienwarte waren zu Beginn sehr erstaunt, dass ich das alles etwas zurückgefahren habe, weil man das von mir so nicht kennt. Aber es geht gefühlt auch so. Dank Nein.

    Für mich sind das tatsächlich neue Verhaltensmuster. Und bis die sitzen, dauert es. Aber ich bin auf einem guten Weg. Die Zwischen-Tür-und-Angel-Gespräche haben dadurch deutlich abgenommen. Die Arbeitsstunden nach Unterrichtsschluss ebenfalls. Und ich kann mich wirklich auf mein Kerngeschäft konzentrieren. Und tatsächlich auch auf etwas Freizeit in der Schule.

    Ja.

    Ja zum Lehrerchor. Dadurch, dass ich mich an manchen Stellen deutlich freigestrampelt habe, finde ich auf einmal Zeit für lange verschollene Tätigkeiten, die ich aus Zeitgründen an den Nagel gehängt habe. Den Lehrerchor zum Beispiel. Da bin ich vor knapp vier Jahren raus, weil ich in dem ganzen Schulchaos irgendwann nicht noch einen Termin haben wollte, den ich aufgrund der sonst noch so dräuenden Aufgaben einfach als Belastung empfunden habe. Auf einmal hatte ich wieder Zeit dafür. Und Spaß. Der Auftritt am Weihnachtskonzert letzte Woche war für mich ein Highlight des noch jungen Schuljahres, das ich gerne wiederholen möchte.

    Ein dickes Ja bekommt aktuell auch der Unterricht, in dem es einfach läuft. Selbst der Informatikunterricht, den ich fachfremd unterrichte, ist durch die Verlagerung in einen digitalen Lernkurs komplett in den Händen der Kinder. In den Stunden selbst muss ich nichts machen, außer immer darauf hinweisen, dass alles, was zu tun ist, im mebis Kurs steht. Man muss halt lesen können. Diese komplette Eigensteuerung ist für unsere Kinder, die bei uns Frontalunterricht nicht nur gewöhnt sind, sondern auch sehr schätzen (weil man einfach vor sich hinpennen kann), ungewohnt. Wer die Lernvideos und Übungen der Vorstunde nicht durchgearbeitet hat, ist in der Folgestunde, wenn die Leute praktisch etwas erstellen sollen, total aufgeschmissen und sabottiert sich so die Note in Eigenregie. Das gab zu Beginn durchaus Diskussionen mit den Eltern. Aber spätestens, wenn die dann die klaren und für alle sichtbaren Arbeitsanweisungen und selbst erstellten Lernvideos zu dem Thema sehen, ist klar, wo der Hund begraben war.

    Überhaupt fühlt es sich so an, als würden bei uns mehr und mehr Leute so langsam auf das digitale Pferd aufspringen. Unserem Aufruf zu einem Arbeitskreis, der die 1:1-Ausstattung in die Hand nehmen soll, die in Bayern ab dem nächsten Jahr verpflichtend umgesetzt werden soll, folgten erstaunlich viele Interessierte aus dem Kollegium. Mittlerweile sind wir ein Dutzend Leute. Angesichts unserer kompakten Schulgröße mit knapp über 40 Lehrkräften ist das enorm. Schauen wir mal, was daraus wird. Denn für einen Großteil ist das Thema immer noch sehr spooky.

    Ich könnte natürlich noch viel mehr schreiben. Über mein mega tolles Team am ISB, das mir jeden Freitag gute Laune ins Gesicht zaubert. Die tolle Kollegin, mit der ich nun die sechste Unterstufe gemeinsam leite und mit der das Arbeiten einfach eine Wohltat ist. Oder von wertschätzenden Gesprächen mit Kollegen und Schulleitung. Aber das lasse ich. Aus Zeitgründen. Ich will ja was von den wohlverdienten Ferien haben.

    Und deswegen übe ich mich lieber in meinem neuen Hobby.

    Dem Nein-Sagen.

    Nein.

     

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  • Allgemeines,  Alltag

    eMail für dich ♥️

    Kurz vor Weihnachten trudelte eine kleine eMail ein. Unscheinbar und – passend zum humanistischen Gymnasium – zur Sicherheit nochmal ausgedruckt und in mein Fach gelegt. Fast hätte ich sie übersehen – wäre sehr schade gewesen. Sie wirkt nämlich seit Tagen nach.

    Genau DAS ist der Grund, warum man sich immer wieder die Mühe macht.

    Vielen Dank, Frau Doktor!

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  • Allgemeines,  Buch,  Unterricht

    Götterdämmerung

    Antike wird wieder interessant. In der letzten Zeit fallen mir immer wieder Produkte in die Hände, die sich irgendwie mit der “guten” (?), alten Zeit auseinander setzen, aber jeweils einen interessanten Twist in sich tragen, der sich gut für den Unterricht nutzen lässt. Martina Hefters Titel Hey Guten Morgen, wie geht’s dir? ist einer davon.

    Martina Hefter – Hey guten Morgen, wie geht‘s dir?

    Im Titel geht es um die Tänzerin Flock, die in Leipzig zusammen mit ihrem pflegebedürftigen Mann lebt. Tagsüber trainiert sie für anstehende Inszenierungen, kümmert sich um ihren Ehemann, begleitet ihn zu Lesungen auf Buchmessen, kümmert sich um Wildbienen draußen auf dem Balkon oder trifft Bekannte. Nachts bewegt sie sich durch Instagram und chattet mit sog. Love-Scammern, die mit Fakeprofilen auf der Suche nach Frauen sind, denen man mit falschen Versprechungen das Geld aus der Tasche zieht. Mit einem davon versteht sie sich zu ihrer Verwunderung gut. Und schließlich immer besser. Es ist Benu aus Nigeria, mit dem sie über das Buch eine zunehmend intensivere Beziehung aufbaut.
    So weit, so gut, wenn die Tänzerin nicht Juno und ihr Ehemann nicht Jupiter hieße. Zufall? Absicht? Wohl kaum. Auch andere antike Namen kommen im Buch vor. Sie werden getragen von Junos Teammitgliedern und Mitbewohnern im Haus und tauchen unvermittelt im Geschehen auf, nur um kurze Zeit wieder von der Bildfläche zu verschwinden. So fokussiert sich alles auf Benu und Juno. Auf Juno und Jupiter. Und deren Verhältnis, das so ziemlich allem entgegen steht, was man von den namensgleichen Göttern so kennt:
    Jupiter, der sonst so Übermächtige, der über allen Dingen steht und sie maßgeblich beeinflusst, ist hier ans Bett gefesselt, von Juno vollkommen abhängig. Sie hingegen ist hier die Autarke, unabhängig, stark und mitten im Leben stehend. Liebevoll mit ihrem Ehemann verbunden, aber anderen Männern durchaus zugewandt. Für die Göttin der Ehe ist das durchaus beachtlich.
    Diese Unterschiede herauszuarbeiten – und sei es nur in Auszügen – und zu deuten versuchen, ist schon spannend, wenn eine Mittelstufenklasse die nötige Reife und das entsprechende Hintergrundwissen mitbringt.
    Deutscher Buchpreis 2024 – zu Recht!
     

    Netflix – Kaos

    Noch komplexer wird es in der Netflix-Serie Kaos. Auch dort herrscht (interessanterweise) eine ähnliche, verkehrte Grundkonstellation: Zeus ist auch hier der Schwache: von Selbstzweifeln und diversen Lebenskrisen gebeutelt. Unsicher und labil stolpert er zu Beginn von einem Dilemma zum nächsten, schnappt regelmäßig in cholerischen Wutanfällen über und holt sich hilfesuchend regelmäßig Rat und Tat von Prometheus, den er im Kaukasus bekanntlich an einen Felsen gekettet hat. Hera hingegen genießt ihr Leben in vollen Zügen, während der Ehemann vorrangig mit sich selbst und seinen Neurosen beschäftigt ist. Auch ihr ist das Ehegelübde nicht so wichtig, vergnügt sich auch gerne mal mit dem Schwager Poseidon – auch wenn das so in den antiken Quellen nirgendwo so verbürgt ist.

    Diese Diskrepanz zwischen dem, was man aus den antiken Geschichten kennt, und wie es neu interpretiert, verdreht oder streckenweise neu hinzugedichtet ist, ist spannend. Die Serie wiegt den kundigen Zuschauer vor allem in den ersten Folgen immer wieder in vermeintlicher Sicherheit, wenn moderne Versionen bekannter Figuren auftauchen. Dionysos als Gott der Ekstase, Orpheus als umschwärmter Superstar, Minos und sein Labyrinth auf Kreta. Der Tod von Eurydike. Cassandra und ihre tragische Rolle. Aber alles davon wird systematisch in Frage gestellt, zerschlagen, durcheinander gebracht. Eurydike will mit ihrem Orpheus Schluss machen, Minotaurus bekommt eine komplett neue Vita verpasst, die so verrückt ist, dass sie fast schon wieder echt antik sein könnte. Die Furien sind ein Trio aus abgebrühten Rockerbräuten, die Moiren ein woker Remix aus coolen Charakteren, und der Gang in die Unterwelt wird modern interpretiert und passt erschreckend gut: Die toten Seelen schippern mit Schwimmwesten, in Massen gedrängt wie auf einem Flüchtlingsschiff über den Styx. Die Menschen darauf schwanken beständig zwischen Angst und Hoffnung, werden in der Unterwelt gleichgültig aufgenommen und gleich weitergeschickt Richtung Portal, das ihnen Erfüllung und Erlösung verspricht… nur um bitter enttäuscht zu werden. Das klappt schon alles sehr gut.

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  • Allgemeines,  Alltag

    Mastodon-Feed auf dem Blog platzieren

    Ätsch, schon wieder Technik. Ganz durch Zufall habe ich herausgefunden, dass Tobias seit geraumer Zeit seinen Mastodon-Feed integriert hat. Coole Sache, dank Dr. Petz wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass das ein einfacher iframe-Code ist, der sich ganz einfach über eine Seite wie Mastofeed erstellen lässt. Einfach die Instanz angeben, den Usernamen und ein paar Angaben zu Höhe, Breite, Skalierungsgrad etc.

    Den erstellten Code bettet man einfach als HTML-Schnipsel in die Seitenleiste ein – und fertig ist das Fast-schon-wie-früher-Twitter-Gefühl.

    Weitere Möglichkeiten zu dem Thema gibt’s übrigens auch bei Nele im tollen eBildungslabor.

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