• Pädagogik,  Unterricht

    Spontanes Sprechen: The Oscars

    Passend zur laufenden Oscar-Woche jenseits des großen Teiches haben wir uns im Konversationskurs dieser Tage mit dem Spontan-Sprechen auseinander gesetzt. Denn das Thema lässt sich ganz hervorragend mit den Acadamy Awards eintrainieren. Alles, was man dazu braucht, ist ein mebis-Kurs, ein Zumpad, ein bisschen Canva, eine Prise Powerpoint… und los geht’s!

     

    Vorarbeit

    Zu Beginn bekommt der Kurs zwei Videos von Accepting Speeches zu sehen, die aufgrund ihrer Wirkung in dieser Woche viral gingen. Ich hatte mich für die von Jamie Lee Curtis und Ke Huy Quan entschieden.

    Acceptance Speeches im mebis Kurs

     

    Im Anschluss notieren die Leute gemeinsam in einem Zumpad, welche Elemente in den Reden den Erfolg beim Publikum ausmachen könnten. Dabei kam einiges zusammen: Von offensichtlichen Stilmitteln, hin zu Modulation der Stimme, hoher Emotionalität oder dem Erwähnen von beliebten topoi beim Publikum (the American dream) war alles dabei. Das alles gilt es nachher umzusetzen.

    Blick ins Zumpad des Kurses
    Das Zumpad

     

    Kreativ werden

    In einem zweiten Schritt bekommt der Kurs nun ein Arbeitsblatt, in dem die Leute nach vier Kategorien den Plot eines imaginären Films skizzieren sollen (Rolle des Protagonisten, Ausgangssituation im Plot, Schicksalswendung im Laufe des Films, Ende des Films). Zeitgleich sollen die Kinder von sich ein Foto in mebis in der Aktivität Aufgabe hochladen – nicht wissend, was ich damit anstelle, während sie an ihren Plots sitzen. 😎
    Die Bilder landen nämlich in der Zwischenzeit in einer vorbereiteten Powerpoint-Präsentation, die eine Oscar-Nacht nachstellt. Genauer gesagt den berühmten Bildschirm aller Nominierten, kurz bevor der Sieger gekürt wird. Nur davon weiß noch keiner was. Ebenso wenig vom nächsten Schritt.

    Spontan werden

    Die Gruppe soll nun die vier Kategorien auf dem Arbeitsblatt in vier Abschnitte trennen und umgedreht auf vier gesonderte Haufen legen. Einer ist für die unterschiedlichen Protagonisten, einer für deren Ausgangslage, einer für die Storywendung und einer für das Ende der Geschichte. Aus diesen wählt sich jeder im Kurs nun nach dem Zufallsprinzip vier neue Abschnitte, sodass bestenfalls am Ende jeder vier unterschiedliche Abschnitte von vier unterschiedlichen Plots in Händen hält. Das Ergebnis ist (hoffentlich) ein völlig willkürliches Filmskript – und das ist gut so.

    Denn die Gruppe wird jetzt in die Rolle von Oscar-Nominierten vesetzt mit folgendem Arbeitsauftrag.

    Der Arbeitsauftrag

    Wer diesen durchführen wird, weiß noch niemand, denn der “Sieger”, der eine Acceptance Speech halten muss, wird in der Powerpoint pro Folie mit Hilfe eines Rahmens markiert und muss nach Bekanntgabe unter tosendem Applaus auf die Bühne und in die Kamera sprechen. Nämlich die Dokumentenkamera. Mit all dem stilistischen Repertoire, das wir im Zumpad als erfolgreich für eine mitreißende identifiziert haben. Ein hochanspruchsvolle Aufgabe. Aber sie haben es mit Bravour gemeistert!

    And the winner is…
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  • Allgemeines,  Alltag,  Technik

    In the works

    Ist ganz schön was los hier. Die Masto-Exodus ist in vollem Gange, seitdem auf Twitter eine Hiobsbotschaft nach der anderen eingeht. Mittlerweile sprechen einige davon, dass die Plattform innerhalb der laufenden Woche darnieder liegt. Irre, wie jemand es schafft ein Netzwerk, das mehr als eine Dekade echt gut lief und sich gut behaupten konnte,  mit fragwürdigen Entscheidungen in kürzester Zeit völlig kaputt zu sanieren, dass es bald regungslos am Boden liegt. Und die Geschwindigkeit, mit der die Leute aktuell die Plattform verlassen, ist echt unheimlich. Das sieht man auch im Twitterlehrerzimmer.

    Sag zum Abschied medienwirksam “servus”

    Die Abschiedstweets häufen sich, die Mastodon-Accounts werden gepostet, damit man sich auf der anderen Seite schnell wieder findet. Andere bleiben enttäuscht und allein auf Twitter zurück. Den einen ist Mastodon zu kompliziert, zu unsicher, zu langsam, zu nischig. Den anderen ist Twitter zu voll geworden, zu unübersichtlich, zu böse… oder auch zu langweilig. Ein paar Abgesänge, mit denen sich Leute von ihren Followern verabschieden, lesen sich ganz schön hart und lassen das Gefühl aufkommen, dass man da die letzten Jahre nur aus Bequemlichkeit ausgehalten hat. Ich persönlich tu mir mit dem Abschied ziemlich schwer. Twitter ist und war Dreh- und Angelpunkt von allem. Hier wurden Grundsteine gelegt für Tätigkeiten im Lehrberuf, die so gar nicht möglich gewesen wären. Kein Netzwerk hat bei mir mehr Stunden online geschluckt. Nirgendwo sonst wurde offtopic so viel rumgeblödelt. Aber ich ließ es gerne geschehen. Denn die Balance zwischen Sinnlosig- und Sinnhaftigkeit blieb immer bestehen. Natürlich lässt sich das alles auf Mastodon wieder herstellen. Aber das braucht Zeit. Und ob ich die aktuell investieren will, ist die Frage. So ist Mastodon im Moment aufs Wesentliche beschränkt und dreht sich ausschließlich um Bildung und Schule. Und Twitter ist das große Hintergrundrauschen mit all den süßen Verlockungen. Eventuell wird dieser Doppelspagat irgendwann so aufs Stundenkonto schlagen, dass man wirklich eine der Plattformen abstellen muss. Man will ja nicht ständig vor dem Smartphone sitzen (… und tut es ja dann doch).

    Mein Fels in der Brandung

    Bei so viel Unbeständigkeit ist mein Blog mir dann doch sehr lieb. Der bleibt einfach ein Fels in der Brandung. Auch wenn der auch mal wieder ein kleines Facelifting braucht. Ein Anfang ist schon mal gemacht: Nach neun Jahren der Existenz hat er jetzt endlich mal Social Media Buttons bekommen sowie ein kleines Namensbanner, damit die Leute auch wissen, auf wessen Seite sie sich gerade rumtreiben. Allerdings bin ich noch nicht ganz glücklich damit. Vermutlich muss der Apollo früher oder später aus dem Banner weichen. Aber das entscheide ich selbst zu gegebener Zeit. Im Gegensatz zu Mr Musk lass ich mir für meine Entscheidungen nämlich Zeit.

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  • Technik,  Unterricht

    Spontan sprechen: Halloween Horror

    Taskcards wird so langsam wirklich für mich ein kleines Kreativwunder. Eine leere Pinnwand, die es zu füllen gilt – womit, bleibt ganz einem selbst überlassen. Die Möglichkeiten sind endlos, wenn man erst einmal sieht, was die Kollegen damit so alles fabrizieren. Daher will ich dieses Mal nun auch wieder ran und präsentiere das Ergebnis einer superwitzigen Stunde aus meinem heutigen Konversationskurs: Wir haben kollaborativ sukzessive Horrorgeschichten gebastelt – und zwar auf Basis von Taskcards.

    Der blanke Horror

    Die Arbeitsschritte hierzu waren auf einer Pinnwand im Wochentagformat hinterlegt. In den Spalten darunter findet der Kurs endlos Platz, um das Material hochzuladen. Am Anfang steht eine lose Stoffsammlung von Bildern und Eindrücken, die kollaborativ zusammengetragen werden: Zu Beginn von künstlichen Bildern, die von der AI Craiyon produziert werden – nämlich auf Grund von grusligen Begriffen, mit denen das Programm gefüttert wird. Die grusligsten Bilder sollen in Spalte 1 hochgeladen werden, um eine Grundstimmung zu schaffen. Diese werden anschließend um weitere Fotos ergänzt, die der Kurs auf dem Schulgelände erstellt und in dieselbe Spalte lädt. Dadurch kommt buchstäblich ein bisschen Bewegung in die Sache. Und die Kinder erleben ihren Lernort wie einen kleinen Abenteuerspielplatz.

    All diese Bilder werden in einem zweiten Schritt von der jeweiligen Gruppe in eine gewünschte Reihenfolge gebracht, damit auf diese Weise ein kleines Storyboard entsteht. Dazu werden die geschossenen Bilder von Spalte 1 in Spalte 2 gezogen und an ihre neue Position im Handlungsablauf gebracht.

    In Schritt drei wird dieses Storyboard nun der nächsten ahnungslosen Gruppe präsentiert, die aufgrund der Bilder gemeinsam eine Horrorgeschichte entwickelt. Diese nehmen sie in einem nächsten Schritt spontan mit dem Smartphone auf und laden in Schritt 4 ihr Hörspiel in die letzte Spalte der Taskcards hoch.

    Eine Riesengaudi, die ich nur jedem weiterempfehlen kann. Die entsprechende Vorlage zum Weiternutzen findet ihr hier.

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  • Prüfungen,  Technik,  Unterricht

    Moodle Bar Camp 2022

    Samstag Morgen, sieben Uhr früh. Es regnet in Strömen, als der Wecker surrt. An einem normalen Morgen würde ich mich einfach noch einmal umdrehen und weiterschlafen. Die Arbeitswoche war wirklich kein Zuckerschlecken. Schlaf wär echt a Gschicht. Aber heute ist kein normaler Samstag. Ich habe mich eingecheckt zu meinem ersten Barcamp.  Und nicht nur irgendeins. Die Moodlebande ist in der Stadt. Patrick hat sie in seine Schule am Oberwiesenfeld geladen. Und alle sind sie gekommen.

    Auf geht’s…

    Ankommen, drankommen

    Schon bei der Ankunft merkt man: Das ist nicht einfach ein spontanes Treffen von Gleichgesinnten. Hier steckt richtig viel Vorbereitung und Arbeit drin. Jeder Ankömmling erhält ein Lächeln, eine kleine Willkommenstüte mit Leckerlis und ein Namensbadge, auf dem man optional seinen Twitter-Account vermerkt, unter dem man sich über all die Zeit erfolgreich vernetzt hat. Wie intensiv, das wird spätestens im Plenum in der Schul-Caféteria ersichtlich, als wir uns in großer Runde gegenseitig vorstellen: Unter den knapp 30 Leuten gibt es viele Hallo-Erlebnisse. Einige kennt man vom Sehen her aus dem Twitterlehrerzimmer, wieder andere als Kollegen von Fortbildungen. Sogar aus Dillingen und dem ISB haben sich diverse Celebrities eingeschmuggelt, um dem Moodlecamp beizuwohnen. Weitere 30 Personen sind online dabei und stimmen nahtlos in die Vorstellungsrunde mit ein. Und nicht nur hier. Dank “Eule” ist die komplette Veranstaltung hybrid, ein Großteil der Sessions wird aufgenommen, Interessierten ins Netz übertragen und über eine eigens aufgesetzt Moodle-Instanz organisiert. Per Buchungssystem kann man sich in mehr als 25 Sessions einklinken, die spontan von Teilgebenden angeboten werden.

    Ausschnitt aus dem Sessionangebot des Barcamps

    Themen satt

    Wer sich für eines der Themen interessiert, schaut einfach vorbei: CSS-Skripte für Moodle/Mebis, Kurse nachhaltig und arbeitsökonomisch sinnvoll organisieren, Umgang mit Test-Fragekatalogen, Moodle Breakouts oder eine kleine Läster-Schwester-Moodle-Selbsthilfegruppe – für jeden Geschmack ist was dabei. Mal rein theoretisch, dann wieder stark praxisorientiert. Mal hochkomplex auf Profiniveau, dann wieder erfrischend einfach umzusetzen. Die Mischung stimmt – genau wie die Chemie zwischen den Anwesenden. Die Hierarchie zwischen Sessionleitung und Teilnehmenden ist flach, der Ton immer mitfühlend und sympathisch. Wir sitzen hier alle im selben Boot. Der gemeinsame Weg ist klar. Und die, die auf der Reise ein paar Meilen voraus sind, geben gerne ihre Erfahrung weiter. Überall gibt es etwas zu lernen, zu entdecken, zu vertiefen, auszuprobieren. Für mich persönlich war es bahnbrechend zu sehen, wie einfach man seine Kurse für die Lerngruppe angenehmer gestalten kann. Mausklicks reduzieren, Ordnung schaffen, Navigieren erleichtern, Handgriffe einsparen. Alles genial einfach, wenn man nur weiß wie. Letztlich hat sich ja jeder mit den mitunter doch recht schrulligen Eigenheiten von Moodle/Mebis angefreundet und Workarounds erarbeitet. Jeder auf eine andere interessante Weise, die man noch nicht kannte. Aber kennenlernen will.

    Fürs leibliche Wohl ist im Barcamp immer gesorgt

    Man ist ganz erschlagen von den ganzen Eindrücken und Einblicken in die digitale Unterrichtswelt von anderen Teilnehmenden, aus anderen Bundesländern, aus sämtlichen Schularten und bespricht sich kollegial in toll organisierten Kaffee- und Mittagspausen, die zwischen den einzelnen Sitzungen stattfinden. Bei Apfel- und Käsekuchen lässt man sich den Kaffee gleich noch einmal mehr schmecken, reflektiert mit seinen Tischgästen die jüngst erlernten Fertigkeiten und Erkenntnisse. Man hört zu, man vertieft. Gönnt sich noch eine der schmackhaften Madelaines. Holt sich noch einen Kaffee. Diskutiert weiter, vergleicht seine Kurse und Aktivitäten, mit denen man seit Jahren in den Klassen gute Erfolge erzielt hat – und inspiriert andere, die bei den riesigen Möglichkeiten von Moodle/MebisMan noch nicht auf etwas ähnliches gekommen sind. Da ist sie wieder, die Inspiration. Die Ideen sprudeln nur so vor sich hin und beflügeln. So geht es den ganzen Tag hindurch. Die euphorisierende Stimmung hält an. Auch lange nach der Veranstaltung. Zufrieden und glücklich sitzen wir am Ende in der U-Bahn Richtung Innenstadt. Wie froh man doch am Ende ist, dass man den Wecker heute doch nicht ignoriert und bei diesem furchtbaren Wetter einen Fuß nach draußen gesetzt hat. Der scheußliche Tag hat sich echt ins absolute Gegenteil verkehrt. Danke, dass ihr alle Teil davon wart!

     

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  • Technik,  Unterricht

    Spontan sprechen: TV Commercial

    Hier mal ganz kurz eine kleine Idee, die wir jüngst im Konversationskurs ausprobiert und für gut befunden haben, um spontanes Sprechen zu üben.

    Die Kinder werden mit ihrem Handy bewaffnet auf das Schulgelände geschickt, um mit ihrer Kamera ein Objekt auf dem Schulhof zu fotografieren, das sie aus welchem Grund auch immer bemerkenswert finden (Objekt, keine Leute!). Die geschossenen Fotos werden im Anschluss auf einer Taskcards-Pinnwand gesammelt. Nun muss jeder aus der Gruppe sein Foto einer anderen Präsentation zuweisen, indem er oder sie jedes der Fotos in Taskcards mit dem Namen der jeweiligen Person betitelt. Einfach den oberen Rahmen des Bildes anklicken, und man kann einen Namen eintragen.

    Die auserkorene Person hat nun den Auftrag, dieses zugewiesene Objekt als TV-Presentator in einer 3-minütigen Vorstellung den Zuschauern im Kurs schmackhaft zu machen. Dabei soll er

    • in Taskcards neben dem Namen das Objekt mit einem medienwirksamen Namen betiteln
    • das Objekt mit Hilfe des Bildes ausgiebig beschreiben
    • die Vorzüge des Objekts hervorheben
    • positive Adjektive und Steigerungen zu benutzen

    Wir hatten lange nicht mehr so viel Spaß wie in diesen Minuten. Und für mich sehr interessant zu sehen, was für einen Blick die Teens auf unseren Standort haben und sich auf interessante Details stürzen

     

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  • Allgemeines,  Pädagogik,  Unterricht

    Man lernt nie aus

    Das neue Schuljahr hat neben dem Anfangsärger auch eine bunte Tüte von Neuerungen im Gepäck: Mit einem etwas größeren Stundendeputat beim ISB diversifiziert sich mein Tätigungsfeld ein bisschen mehr, sodass ich einmal die Woche der alma mater fernbleibe, um big daddy bei der Arbeit zu unterstützen. Die Abwechslung bringt spürbar Wind in den Wochenablauf. Und das mag ich. In der Schule selbst habe ich bis auf wenige Ausnahmen viele Kurse und Klassen, mit denen ich in den Vorjahren gearbeitet habe. Die Wiedersehensfreude ist groß: Aus den Mittelstüflern, die man noch vor ein paar Jahren anschieben (vorischtig formuliert) musste, sind motivierte Kollegiaten geworden, die sich voller Tatendrang ins Abenteuer Oberstufe stürzen und meinen Kurs in Englisch besuchen. Dort fühle ich mich sehr wohl. Und auch sicher: Die Themen sind vorgegeben, die Highlights von mir über Jahre erprobt und für gut befunden. Ich weiß, welche Video Comprehension super zieht, welchen Text ich im Buch lieber auslasse, oder an welchen Stellen ich neues Material nachschießen muss, weil das Englischbuch beispielsweise das Thema Brexit überhaupt nicht kennt. Das Ziel ist ebenso klar wie die Meilensteine dorthin.

    Ganz anders sieht das bei zwei anderen Kursen aus, zu denen ich dieses Jahr gekommen bin. Zum ersten Mal habe ich einen Konversationskurs in der Oberstufe sowie einen Brückenkurs in der fünften Klasse in Englisch. Zum ersten Mal an unserer Schule überhaupt. Auch hier ist bei beiden Kursen das Ziel klar: Verbessere die Sprechfertigkeiten bei den Großen. Rette das Grundschulenglisch in die sechste Klasse bei den Kleinen. Aber wie? Das darf ich mir selbst überlegen. Und das ist gar nicht so einfach. Natürlich hat man vieles über die Jahre ausprobiert und verfügt über ein entsprechendes Repertoire, auf das man zurückgreifen kann. Aber wenn ein Kurs sich wirklich nur auf einen einzigen Aspekt konzentriert, den man sonst als Teil einer Progression in den Unterricht eingebaut hat, muss man schon ein bisschen umdenken.

    In beiden Kursen ändere ich daher meine persönlichen Highlights ein bisschen auf die neue Zielsetzung ab und probiere aus. Mit unterschiedlichem Erfolg. Der Konversationskurs ist Bombe. Die Lerngruppe ist motiviert und nimmt alles begeistert auf. Wir werfen uns in abstrusen Rollenspielen in die seltsamsten Settings, erstellen mit Dokukamera und Smartphones improvisierte Fakenews, reflektieren in Zumpad und Mentimeter unsere Defizite und Schwierigkeiten beim Reden und erarbeiten Kompensationsstrategien, um für die nächste ungewollte Sprechpause gewappnet zu sein.

    Ganz anders ist das beim Brückenkurs in der fünften Klasse. Da meinte ich einfach meine Einstiegsstunde recyclen zu können, mit denen ich immer in der Sechsten beginne: Da lasse ich die Kinder immer die Wichtigkeit von Englisch erfahren, indem wir gemeinsam auf einer Karte die Länder einfärben, in welchen Deutsch gesprochen wird. Und in welchen Englisch. Anschließend führe ich mit Hilfe von Loriots berühmter Fernsehansagerin an das Problem der englischen Aussprache hin, erarbeite mit ihnen ein paar einfache Ausspracheregeln, übe das mit Hilfe von ersten Vorstellungssätzen ein, und gut ist. Dachte ich. Aber die erste Stunde läuft überhaupt nicht. Man merkt es schon am Beginn: Der Kurs ist schon einmal doppelt so groß wie er sein sollte. Statt der erwarteten 15 Leute stehen auf einmal 31 Kinder in der Tür. Manche finden überhaupt keinen Stuhl und nehmen frustriert auf dem Boden Platz. Geht schon mal gut los. Im weiteren Verlauf wird es nicht besser. Die Aufgabe mit den deutsch- und englischsprachigen Ländern überfordert einen Großteil der Kinder. Ich hatte völlig vergessen, dass die wenigsten je eine Weltkarte vor sich hatten. Erdkunde steht ja erst seit drei Wochen auf dem Stundenplan. Auch der Loriotsketch gerät zum Fiasko und geht völlig an den Kindern vorbei. Die meisten verstehen den Audioton als Hörspiel und versuchen krampfhaft den von Loriot absichtlich völlig abstrus verschachtelten Inhalt der imaginären Serie Die zwei Cousinen nachzuvollziehen anstatt sich einfach an den zahlreichen Aussprachefehlern zu erfreuen. Die anderen finden den Sketch schlichtweg nicht lustig, bedauern stattdessen die arme Fernsehsprecherin, die am Ende in Tränen ausbricht. Ich merke, wie ich nervös werde, weil das alles leider gar nicht ankommt. Und die Kinder werden nervös. Es wird laut. Ich werde laut. Und ich merke, dass die Qual der Wahl oft gar nicht so einfach ist, wie ich dachte. Eine Sechstklass-Stunde in einer Gruppe abzuhalten, die eigentlich noch in der Grundschule ist, erfordert deutlich mehr Reduktion. Und deutlich mehr Aktivität. Aber das pack ich. Wär doch gelacht.

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  • Technik,  Unterricht

    💥BOOM!💥-ers

    Englischunterricht erfordert immer wieder mal neue Perspektiven. Vor allem in der Oberstufe. Anders in Latein sind die Themen beständig im Fluss: Einen Text von 2019 zu Theresa May und dem Brexit-Desaster brauche ich drei Jahre später nicht mehr hervorzukramen. Und so muss man bei den im Lehrplan vorgegebenen Großthemen immer mal wieder am Puls der Zeit horchen.
    Zum Glück gibt’s Twitter, wo man so einiges mitbekommt. Zum Beispiel die OK-Boomer-Debatte, die schon 2020 durch die sozialen Netzwerke rauschte und das Problem des Generationenkonfliktes verdeutlicht, das im Großthema individual and society des Lehrplans verankert ist. Dieser verläuft immer nach demselben Muster: Alte verstehen die Jugend nicht, die Jugend nicht die Alten. Und das produziert auf beiden Seiten immer wieder Aggressionen unterschiedlicher Art: Die Alten zetern über die Nachfolgegeneration, wo es nur geht – und die Jugend lässt ihrem Ärger in sarkastischen Bild-Textkommentaren Luft, die den Altvorderen in ihrer Bedeutung schwer zugänglich sind. Nämlich in Memes.

    Neuland

    Das Thema ist für mich selbst etwas heikel: Als nicht-Millennial kenne ich Memes nur beiläufig. Und vieles davon ist mir ebenso verschlossen wie den schon erwähnten Boomern. Mit derartigem Randwissen in einer Abiturklasse aufzutauchen, kann für die Lehrkraft schon gut daneben gehen. Das wirkt schnell hilflos oder – noch schlimmer – anbiedernd… pardon… cringe.

    Los geht’s

    Aber, oh Wunder: Die Leute waren Feuer und Flamme! Begeistert haben sie erst im Netz diveser Boomer-Memes gesucht, um ein Gespür für die Machart zu bekommen. Die besten haben wir zusammengestellt, präsentiert, analysiert und bewertet: Welche Reizpunkte werden angesprochen? Treffen sie den Kern der Sache? Sind sie überzeichnet? Treffen sie überhaupt nicht zu?

    Absoluter Höhepunkt war aber zum Schluss das Erstellen von eigenen OK-Boomer Memes mit Hilfe eines Meme Generator im Netz. Was der Kurs da in knapp 10 Minuten rausgehauen hat, war der Wahnsinn. Wir haben Tränen gelacht. Ich habe Tränen gelacht… und mich auch ein bisschen ertappt gefühlt, weil man sich doch mittlerweile in einigen Positionen wieder findet, die in den Memes angesprochen werden.

    Die besten Memes zu dem Thema will ich euch natürlich nicht vorenthalten ☺

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    H5P Olé – Folge 16: Multiple Choice

    In dem ganzen Überangebot an tollen Möglichkeiten von H5P übersieht man gerne mal die Aktivitäten, die der Bread-and-Butter-Fraktion angehören: Kleine Progrämmchen, die fast schon selbstverständlich geworden sind, aber einen festen Platz im Repertoire haben sollten. Zumal einige davon in komplexeren Aufgabentypen von H5P auftauchen (z. B. die Virtual Tour). Eins davon ist unser altbekannter Freund, Monsieur Multiple Choice.

    Wie wird’s gemacht?

    In H5P Ratzfatz! Vor allem, wenn man schon mit anderen Aktivitäten gearbeitet hat, denn hier treffen wir auf längst bekannte Kategorien. Und da wir die schon alle kennen, erlaube ich mir sie in Gänze hinzuklatschen. Dafür aber in medienwirksamem H5P. Voilà:

     

    Kleine Info-Boxen sind schnell mit Hilfe eines “Tipptextes” erstellt.

    Eine Prise Extra

    Da Multiple Choice auch gerne in Test-ähnlichen Umgebungen in H5P zum Einsatz kommt, sind abschließend weitere Einstellungen möglich. Unter Gesamtfeedback lassen sich zusätzlich zu den oben beschriebenen individuellen Feedbacks zu den einzelnen Antworten zusammenfassende Abschlussbemerkungen festlegen, wie wir sie auch schon in der allerersten Aktivität Drag the Words gesehen haben. Möchte man am Aussehen der Aktivität noch etwas feilen, bietet sich ein abschließender Blick in das Untermenü der Verhaltenseinstellungen, die bei Multiple Choice um ein paar Optionen erweitert sind:

    Weitere Einstellungen sind unter den Verhaltenseinstellungen möglich.

    So findet sich hier erstmalig (zumindest für mich) die Auswahl Frageart, bei der man das Design der anklickbaren Boxen verändern kann. Möchte man verhindern, dass die Antwortmöglichkeiten nicht immer in derselben Reihenfolge erscheinen, sondern durchgemischt werden, empfiehlt sich ein Klick in der Box Zufällige Reihenfolge der Antworten. Auf diese Weise lassen sich Antwortmuster nicht mehr auswendig lernen.

    Wie diese Aktivität von hier zu den Schülern kommt, lest ihr hier.
    Wenn ihr weitere Ideen für die Aktivität habt, schreibt mir in den Kommentaren.

    Und schon geht’s weiter mit Aktivität 17.

     

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  • Allgemeines,  Technik,  Unterricht

    Über Edu-Lizenzen

    Seit der Pandemie brodelt es im Twitterlehrerzimmer… und zwar positiv: Alles und jeder kommt mit neuen Tools um die Ecke, die sich gewinnbringend im Unterricht einsetzen lassen. Vieles ist davon großartig, manches saumäßig teuer… anderes gelegentlich sogar kostenlos – und manchmal sogar beides. Denn zu vielen kostenpflichtigen kommerziellen Produkten werden oftmals preisliche stark gesenkte oder gar kostenlose Edu-Lizenzen angeboten, die sich speziell an Lehrkräfte und ihre Klassen richten. Und davon gibt es immer mehr!

    Um bei dem Angebot nicht den Überblick zu verlieren, haben Katharina Sambeth, Daniel Steh und meine Wenigkeit eine TaskCards-Leinwand erstellt, in der wir alle uns bekannten Edu-Angebote gesammelt haben. Wer noch weitere empfehlen kann, darf gerne selbst Hand anlegen. Denn Herrn Steh sei Dank kann die Pinnwand von jedem befüllt werden. Gleich mal vorbeischauen und durchklicken – und bestenfalls noch seine eigenen Favoriten anpinnen und bekannt machen. Ihr wisst ja:  Sharing is Caring🙂

    Klick mich!
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  • Latein,  Technik,  Unterricht

    H5P Olé – Folge 15: Sort the Paragraphs

    H5P hält einen ganz schön auf Trab. Kaum hatte man das Gefühl, die wichtigsten Aktivitäten begriffen zu haben, kommt auch schon was Frisches auf den Tisch: Völlig unbemerkt – zumindest für mich – schlägt die Anwendung Sort the Paragraphs auf. Der Name ist hierbei Programm: Die App präsentiert vorher definierte Versatzstücke eines Textes, die durcheinander gewürfelt wurden und nun wieder in die richtige Reihenfolge gebracht werden müssen. Zum Beispiel Sätze zum Treibhauseffekt, dessen Entstehungsablauf durch Klicken und Ziehen rekonstruiert werden soll. So zum Beispiel:

    Wie wird’s gemacht?

    In Sekundenschnelle. Ist die Aktivität im H5P-Hub ausgewählt, treffen wir sofort wieder auf alte Bekannte:

    Sort the Paragraphs ist sehr einfach zu erstellen.

    Unter Titel wird wie immer eine thematische Überschrift eingegeben, unter Task Description folgt die eigentliche Anweisung an die Lerngruppe. Dann geht es auch schon an die eigentliche Aktivität.

    Die Felder, die mit Paragraph überschrieben sind, stellen die Felder dar, die es später zu verschieben gilt. Hat man nun einen Ausgangstext parat, kopiert man Versatzstücke davon von oben nach unten in die unterschiedlichen Paragraphen-Felder, damit H5P versteht, welche Absätze korrekt aufeinander folgen. Damit hat es sich aber auch schon im Großen und Ganzen.
    Wer noch eine zusätzliche Option für das Handling der Aktivität hinzufügen will, begibt sich in den Abschnitt Behavioural Settings:

    Dort findet sich die Option Add buttons for movement, mit der sich pro Schiebefläche ein zusätzliches Feld aktivieren lässt, mit dem man die Paragraphen stückchenweise eine Position nach oben oder nach unten schieben kann. Das kann auf mobilen Endgeräten ganz praktisch sein, wenn ein Touchscreen beim Bearbeiten zu fummlig wird. Die Flächen ändern dadurch minimal ihr Aussehen:

    Mit zusätzlichen Buttons
    Ohne zusätzliche Buttons

    Wie diese Aktivität von hier zu den Schülern kommt, lest ihr hier.
    Wenn ihr weitere Ideen für die Aktivität habt, schreibt mir in den Kommentaren.

    Und schon geht’s weiter mit Aktivität 16.

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