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    Retrospektive 2014/2015

    avat_jubeSo, und wieder ein Jahr vorbei! Während die anderen Lehrer schon längst in vollständiger Tiefenentspannung verweilen, geht es mit den Ferien in Bayern jetzt erst los. Was für ein Schuljahr! Und wie immer steht am Ende bei mir kleine Retrospektive, um das alte Schuljahr Revue passieren zu lassen und auch gedanklich einfach abzuschließen. Natürlich auch mit dem Hintergedanken, die Dinge, die jetzt nicht so optimal liefen, im nächsten Jahr besser zu machen. Passiert ist viel.

    • Mein Setup  ist weiter optimiert worden. Der Samsung Dongle flog aufgrund des ständigen Kabelgewirrs raus und wurde durch den EZcast ersetzt, der mich für die Zukunft von der Hardware-Diktatur Samsungs befreit. Denn den Miracast-Standard, über den der EZcast sendet, beherrschen sämtliche Android-Geräte ab einer bestimmten Version. Sollte also das nächste Tablet (eher unwahrscheinlich) oder das nächste Smartphone (deutlich wahrscheinlicher) nicht von Samsung sein, lässt sich das neue Gerät problemlos ins aktuelle Setup einbauen.

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      Im Setup etwas ausgemistet. Und mir einen feschen Handbeamer in die Tasche geholt 🙂

      Der EZcast selber verrichtet nach wie vor seinen Dienst. Die ganzen Unkenrufe, die dieses chinesische Produkt gerne mal zu hören bekommt, kann ich derzeit nicht bestätigen. Gelegentliche Aussetzer gab es über das Schuljahr zwar schon, aber die waren beim Samsung Dongle auch das eine oder andere Mal zu spüren. Ganz interessant: An einem besonders heißen, schwülen Tag Anfang Juli hat der EZcast seinen Dienst hartnäckig verweigert. Weiß jetzt nicht, ob das Zufall ist, aber eventuell ist der Einfluss der Umgebungstemperatur tatsächlich ein Faktor, der den kleinen Streaming-Wicht stresst.

    • Der Bildungsauftrag entgleitet dem bayerischen Lehrer jedes Jahr aufs Neue, wenn alle Noten gemacht sind. Stattdessen darf man sich als Dompteur und Organisator beweisen, wenn es um die ganzen Zusatzaufgaben geht, die nach dem berühmten Notenschluss anfallen: Schülerbemerkungen fürs Zeugnis tippen, Noten nachrechnen, Noten eintragen, Zeugnisbemerkungen seiner eigenen Klasse verfassen, Bemerkungen und Noten ins System eingeben, Organisation eines Ziels für den Wandertag, Schreiben und Verteilen eines Elternbriefes zum Wandertag, Geld einsammeln für den Wandertag, Durchführung des Wandertages, Elternbrief für den Museumstag, Einsammeln von Geld für den Museumstag, Durchführung des Museumstages, nebenher Zeugnisentwürfe ausdrucken und Korrektur lesen, nochmaliges Ausdrucken der Zeugnisse und Korrekturlesen, Unterschreiben und Siegeln der Zeugnisse, beim Aufbau des Sommerfestes helfen, sich am Abiturscherz zum Affen machen, sich zum Abiball schick machen und dort erscheinen…
      Die Liste ließe sich wunderbar fortsetzen. Natürlich fällt zu den meisten dieser Veranstaltungen ordentlich Unterricht aus und lässt auch die häusliche Vorbereitung mächtig zusammenschrumpfen. Aber an den einen oder anderen Tagen hätte ich ernsthaft lieber gerne vier Stunden regulär Unterricht vorbereitet und durchgeführt anstatt mit 32 Fünftis von Pontius und Pilatus zu wuseln. Zum Glück mach ich das schon ein paar Jahre und kann daher den Junglehrern künden, dass man dieses Herumeiern zum Jahresende von Mal zu Mal lockerer hinnimmt – ganz egal, wie stressig sich das aktuell anfühlt. Mein Credo: Letztendlich ist’s halt “nur” Schule…
    • Wo wir gerade bei Sachen sind, die stressen: Was ich wirklich bis heute einfach nur halbscharig hinbekomme, ist die rechtzeitige Abgabe von Schulaufgaben. Dieses Einsammeln und Hinterherrennen von Arbeiten, das alphabetische Ordnen und Versehen mit einem Erwartungshorizont… Ich find das alles ganz furchtbar. Dabei bemühe ich mich immer wieder aufs Neue, rechtzeitig alles einzureichen, aber vor allem zu Hochzeiten liegt das gerne mal länger auf Eis als es eigentlich sollte.
      Ein Hauptproblem ist, dass ich die Erwartungshorizonte immer handschriftlich mache, nach diesen korrigiere und diesen dann erst beim Einreichen der Schulaufgabe abtippe. Dabei könnte ich mir so viel an Zeit und Nerven sparen, wenn ich den Erwartungshorizont gleich beim Erstellen der Schulaufgabe mittippen würde – wozu ich mich nächstes Jahr wirklich mehr zwingen möchte. Ihr seht, Einsicht ist der erste Weg zur Besserung 😉
    • Die Einstellungssituation von Junglehrern am Gymnasium ist leider nach wie vor traurig, da bei den aktuellen Staatsnoten kaum Planstellen rausspringen – trotz großspuriger Schlagzeilen, die leider nur die anderen Schularten betreffen. Das hat spürbare Konsequenzen auf das Arbeitsverhalten der Referendare im Kollegium, das sich tatsächlich zu wandeln beginnt. War in den letzten Jahren aufgrund der angespannten Einstellungssituation noch entsprechender Kampfgeist in Aktivitäten und Engagement zu spüren, mischt sich mittlerweile eine gehörige Portion von Resignation dazu. Viele Junglehrer gehen schon gar nicht mehr davon aus, überhaupt noch im System unterzukommen und arbeiten daher oft nur noch vor sich hin, ohne einen Sinn in ihrem Tun zu sehen. Absolut traurig, wenn ich sehe, was für Damen und Herren noch vor sechs Jahren alleine in Latein mit Planstellen gesegnet wurden – Leute, die mit 3,4 gerade so durchs erste Staatsexamen gerutscht sind. Und die sitzen nun fest im Sattel, während Leute mit aktuellen Schnitten von 1,4 auf der Straße stehen. “Zur richtigen Zeit am richtigen Ort” – kann das wirklich die Devise für die Versorgung von Lehrern sein?
    • Dieses Jahr habe ich wieder eine Menge neuer Sachen kennengelernt, die ich unbedingt für meinen Unterricht nutzbar machen möchte. Sehr vielversprechend erscheinen mir für gewisse Zwecke Sketchnotes, allerdings hindert mich mein Perfektionismus daran, meine Kunstwerke in der eigentlich veranschlagten Zeit fertigzustellen. Ich sitze stundenlang an meinen Entwürfen und verliere mich darin. Das ist einerseits wahnsinnig entspannend, aber sehr zeitraubend. Ich hoffe, dass es durchs Üben besser wird.
    • Fürs nächste Jahr werde ich mal ein bisschen in das Flipped-Classroom-Prinzip schnuppern und mich auch um entsprechendes Material bemühen – für mich wieder eine Gelegenheit, gefährlich viel Geld für Equipment auszugeben…
    • An keinem Jahr wie diesem merke ich, wie wichtig für das berufliche Seelenleben ein funktionierendes menschliches Miteinander ist: Ein Kollegium, das sich toll miteinander versteht, ohne dass sich Grüppchen separieren, ein Chef, der zu seinen Leuten volles Vertrauen hat und ihnen den Rücken stärkt, eine gut gehende, freundliche Kommunikation zwischen den Lagern – all das prägt den Schulalltag überall, und wenn’s irgendwo zwickt, hat das unmittelbare Auswirkungen auf den Schulkörper, um mal bei Livius’ Magenparabel zu bleiben. Zum Glück sind meine Kolleginnen und Kollegen ausnahmslos toll, und der Chef ein herzlicher Papa, mit vollstem Vertrauen in seine Kinder. Ich kann mich glücklich schätzen, in einer Schule zu arbeiten, in der die Chemie einfach stimmt. Man geht einfach gerne zur Arbeit!
    • Im Vergleich zum letzten Jahr ging mein Videospiel-Konsum noch ein gutes Stück zurück und tendiert aktuell fast gegen Null. Ich hänge irgendwo bei Assassin’s Creed 3 fest. Viel Lust weiterzumachen habe ich irgendwie nicht. Das Spiel hat deutliche Längen, die wirklich nerven. Ob mir 2015/16 ne neue Konsole ins Haus kommt, ist noch sehr unsicher. Da stehen ganz andere Sachen auf der Priority List.
    • Die Arbeit mit Schülern macht von Jahr zu Jahr mehr Spaß, wenn das Fachliche nicht mehr wie im Referendariat alles andere überstrahlt, wo man zu Beginn vorrangig damit beschäftigt ist, seinen Unterricht auf die Reihe zu bekommen. Je mehr dieser Teil zum Tagesgeschäft wird, bietet sich immer mehr Raum, mit den Großen und Kleinen auch persönlicher zu werden. Vor allem in diesem Jahr hatte ich viele tolle Begegnungen mit Schülern, die mich nachhaltig bewegt haben. Es sind diese Momente, die einem Lehrer zeigen, dass man im Leben seiner Schützlinge nach wie vor wichtig ist und seinen Job irgendwo richtig macht.
    • Trotz allem merke ich auch dieses Jahr, dass Bildung immer noch an soziale Stellung geknüpft ist. Schüler, in deren Familie kein Wort Deutsch gesprochen wird, können sich bei uns an der Schule nur für ein paar Jahre halten, ehe sie in eine andere Schulart wechseln müssen. Deutsch ist nach wie vor ein Hindernis, das es zu meistern gilt. Und ohne zusätzliche finanzielle Anstrengung durch die Familien, die oftmals das Geld dazu nicht haben, ist das in der Regel kaum zu schaffen…

    Man sieht, es gibt auch im nächsten Jahr Raum für weitere Optimierung: Am Unterricht, am Setup, an sich gibt’s immer was zu tun. Für jetzt ist das Kapitel 14/15 aber geschlossen. Jetzt bleibt nur noch, die Wohnung von dem Mief der letzten stressigen Wochen zu befreien – und dann die Akkus wieder aufzuladen.
    Erholt euch gut!
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  • Latein,  Pädagogik,  Technik,  Unterricht

    Wörterlernen 2.0

    avat_schielen_technikKatastrophe bei meinen Sechsten. Die Schulaufgabe ist – mal wieder – unterirdisch ausgefallen. Die 4-Minus-Mentalität meiner Schützlinge macht sich in allen Fächern bemerkbar, aber nirgendwo haut sie unbarmherziger zu als in Latein. Ich habe gepredigt, geübt, mit Eltern Kontakt aufgenommen, vorentlastet, wo’s nur geht. Aber es hat nichts geholfen.
    Nach dem jüngsten Debakel musste ein Erste-Hilfe-Paket geschnürt werden. Deswegen habe ich den Schülern zuerst einmal eine Fehleranalyse verordnet, damit ich wusste, wo der Schuh genau drückt. “Ihr müsst mehr lernen” ist ein bisschen arg generisch. Aber wenn man sagt “Ihr müsst mehr Kasuslehre aufgeschaufelt bekommen” ist die Anweisung konkret und damit schaffbar. Also galt es Fehler zu zählen, zu kategorisieren und aufzuschreiben. Für viele sichtlich das erste Mal, dass sie sich mit ihren Fehlern beschäftigt haben (ich schreib nur jedem einen Dreizeiler unter die Schulaufgabe, aber wer liest das schon? Gut zu wissen…). Das Ergebnis war eindeutig.
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    Die Lücken im Wortschatz sind immens. Trotz ständiger Wiederholung sitzt vor allem das alte Vokabular hinten und vorne nicht. Wer die unregelmäßigen Verben halt nur “so ein bisschen” (O-Ton!) lernt, muss sich nicht wundern, wenn er sie alle durcheinander bringt. Egal ob concedere, condere, conspicere, contendere oder consuescere. Für die Sechsten ist das einerlei. Heißt alles dasselbe… Deswegen bin ich neue Wege gegangen. Neue digitale Wege.

    Seit drei Wochen wird für jede Stunde ein Protokollant bestimmt, der jedes Wort, das nicht gewusst, verwechselt oder von mir genauer nachgefragt wird, in seiner Grundform mitgeschrieben und online in eine Liste eingetragen. Das lässt sich mit Etherpad oder das noch viel flinkere zum-pad ebenso bewerkstelligen wie mit GoogleDocs. Ich habe letzteres gewählt, weil sich die Sechste seit diesem Jahr in Informatik mit Word auseinandersetzt und viele ihrer Kenntnisse aufgrund des ähnlichen Layouts leicht umsetzen können. Das Eintragen der Wörter macht den Schülern großen Spaß. Viel zu großen. Einige ergehen sich in wahren Layout-Höhenflügen und markieren, färben ein, bauen mit dem Zeichentool Klassenlogos oder fügen wahllos Tabellen ein – alles im selben Dokument. Die Datei sah daher nach nur zwei Tagen aus, als hätte man eine Bande Vierjähriger darauf losgelassen. So richtig verübeln kann ich’s ihnen aber nicht, solange die Schüler ihren Job tun und die Liste erstellen. Denn damit lassen sich einige Dinge anstellen, die das Wörterlernen sinnvoll unterstützen und sich deutlich vom üblichen Wortschatzlernen im Schulbuch abheben.

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    Unsere ersten Wortschatzlisten, (noch) aufgehübscht mit Unterstufen-Artwork
    • Da die Schüler auf den Listen lediglich die Grundformen vorfinden, müssen sie die restlichen Formen selbständig ergänzen. Für motorische Lerner perfekt, um nachzuprüfen, ob man schon alles drauf hat oder sich was vorspielt. Papier kann man nicht anlügen. Steht hinterher beim Nachprüfen ein Fehler, ist das halt so. So sehen die Schüler sofort, wo der Schuh drückt.
    • Mit einem Mausklick lässt sich die Wortliste umarrangieren – letztlich wie beim Durchmischen eines Zettelkastens. Vor allem die Kandidaten, die gerne ähnlich anlautende Wörter durcheinander bringen, profitieren davon, denn mit einem Mausklick auf alphabetisches Ordnen stehen die Übeltäter schwarz auf weiß untereinander. Zwar ist das bei alphabetischen Wiederholungswortschätzen im Buch ganz genauso. Hier ist der Schüler allerdings wieder durch das schriftliche Ergänzen zu viel mehr Aktivität angehalten als beim Wiederholen eines bereits abgedruckten Wortschatzes, wo man nur lesen und vorsagen kann. Auch für eventuelle Merkhilfen und Eselsbrücken ist auf den Schülerlisten Platz. Was ähnliches in ein Schulbuch zu kritzeln, dürfte wohl den Drachen der Schulbibliothek zur Folge haben.
    • Die Listen lassen sich ganz hervorragend in einige Apps 2.0 einspeisen und für Lernzwecke verwenden. Ich habe mal das Experiment gewagt und aus der Liste für die Schüler eine Word Cloud gebastelt. Online stehen dafür viele hübsche Seiten zur Verfügung, ich habe mich aber letztendlich fürs recht schnöde gehaltene Wordle entschieden. Wieso? Die anderen Lösungen sind grafisch zu verspielt und schummeln bei der Darstellung zugunsten der Ästhetik. So werden viele der Wörter aus den Listen vervielfältigt, um die gewünschte Form zu erreichen, ganz egal, wie häufig sie auf der Liste stehen. Das möchte ich aber nicht. Ich will eine exakte Darstellung, die genau nur die Wörter in der Anzahl darstellt, wie sie auch von den Schülern eingetragen worden ist. Der Clou ist nämlich der: Wordle stellt die Wörter, die mehrmals genannt werden entsprechend größer dar als die, die nur einmal eingetragen wurden. Für die Wörterliste bedeutet das: Wörter, mit denen mehrere Schüler Probleme hatten, sind deutlich größer und damit auffälliger. Das kann ich mir beim Lernen prima zunutze machen.
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    Unsere erste Word Cloud

    Die Schüler sind angehalten, bei der Wiederholung mit den größten Wörtern anzufangen. Dadurch, dass wir beim Wiederholung die großen Problemfälle an den Beginn der Wiederholungssequenz stellen, wo die Konzentration bekanntermaßen noch am höchsten ist, und auch entsprechend groß darstellen lassen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Schüler diese Vokabeln behalten, entsprechend hoch. Noch besser: Die Schüler sollen jede der Grundformen farbig nachfahren, sobald sie sie richtig haben. Damit fördern wir einerseits noch einmal die motorische Repräsentation, gleichzeitig sehen die Schüler so ganz deutlich, welche Formen sie schon können und welche noch nicht (diese sind ja noch grau). Vor allem letzteres Verfahren hat bei den Kleinen ganz super gefruchtet. Das Wörterlernen und -wiederholen ist für sie zu einem riesigen Highlight geworden. Jede Stunde gehen dafür fast 10 Minuten drauf, was die Progression im Unterricht schon immens nach unten schraubt. Aber in diesen zehn Minuten habe ich sie alle fokussiert bei einer Unterrichtsphase, in der jeder sein Erfolgserlebnis hat – vorausgesetzt er oder sie lernt dafür auch entsprechend. Um da auch eine entsprechende Konsequenz reinzubringen, teste ich alle zwei Wochen die Vokabeln aus zwei Word Clouds in einem angesagten Wortschatztest. Das ist überschaubar, das ist transparent. Erste Erfolgsergebnisse zeigen sich schon. Hoffen wir mal, dass sich das auch in der nächsten Schulaufgabe niederschlägt. Da werden die Word Clouds nämlich neben dem aktuellen Lernvokabular für den Übersetzungstext verbraten. Muss doch mit dem Teufel zugehen, wenn die Anzahl der Wortschatzfehler dieses Mal nicht zurückgeht!

    Update 2017: Wie ich mit Ärger feststellen musste, funktioniert Wordle unter Windows 10 nur noch bedingt, bzw. gar nicht, wenn man mit dem Chrome-Browser arbeitet. Dank Martina Grosty habe ich den Tipp bekommen, das ganze noch einmal über den Internet Explorer zu versuchen, der sich in Windows 10 nach wie vor im Hintergrund schüchtern versteckt (Achtung, das vom Internet Explorer bekannte “e” in der Taskleiste verlinkt nicht auf selbigen, sondern den Nachfolger Edge). Für den Internet Explorer muss man in der Suchleiste danach forschen.

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  • Pädagogik,  Technik,  Unterricht

    App im Unterricht: Custom Soundboard Creator (Folge 7)

    avatarTja, das war’s mit meiner Lobhudelei auf Soundboards Unlimited, das zwischenzeitlich eine Namenstaufe über sich ergehen lassen musste und nun den Namen Boarder trägt. Ein Jahr später wollte ich wieder eine meiner Soundeffekt-Aktivitäten hervorkramen – und was gab’s? Kryptische Fehlermeldungen, App-Abstürze, und einen entnervten Herrn Mess. Teilweise hat die App das Verzeichnis, in dem ich die Sounds abgelegt hatte, einfach gefressen. Schnapp, weg war es! Richtig ärgerlich, das Ganze. Solange es nur ums bloße Importieren von Sounds ging, lief das Programm eigentlich ganz passabel. Wollte man aber nur ein Härchen individualisieren, ging’s los mit dem Ärger.

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    Nichts geht mehr. Die rote Schrift in Boarder verheißt nichts Gutes…

    Es half nichts. Ein Nachfolger musste her. Ein Nachfolger, der stabil lief und die Features des geschmähten Vorgängers bot. Vielleicht sogar ein bisschen mehr. Nach kurzem Suchen wurde ich tatsächlich fündig.  Sein Name ist genauso generisch wie Unlimited Soundboards. Custom Soundboard Creator heißt das gute Stück und gewinnt mit dieser Titelwahl wohl keinen Preis für Einfallsreichtum. Dafür aber in anderen Bereichen…
    Vom Aufbau ist die App ähnlich konzipiert wie Soundboards Unlimited aka Boarder. Über ein Menü kann man ein Soundboard anlegen, in dem man Soundeffekte auf virtuellen Tasten verteilt, um diese beim Druck darauf abzuspielen. Allerdings ist einiges an Rumgetippe nötig, bis man alles soweit hat. Das ist allerdings vorrangig der Individualisierungsvielfalt geschuldet, die der Custom Soundboard Creator bietet: Die einzelnen Tasten lassen sich jeweils mit eigener Hintergrundfarbe, einer Text-Beschreibung und sogar einem eigenen Icon versehen. Letzteres klingt im ersten Moment eher nach Spielerei, ist aber vor allem im Fremdsprachenunterricht der Unterstufe eine echte Hilfe, wo die Kinder mit der Wortbeschreibung seagulls nichts anfangen können. Dagegen macht ihnen eine entsprechende bildliche Darstellung sofort klar, was sich für ein Sound hinter der Taste verbirgt. Entsprechende bildliche Darstellungen lassen sich schnell übers Internet finden. Am besten im PNG-Format in quadratischer Auflösung (z. B. 256×256), damit der Hintergrund transparent bleibt, und das Icon nicht verzogen werden muss.  All das lässt sich noch mit eigenen Hintergründen aufhübschen, die dem jeweiligen Soundboard ein entsprechendes Flair verpassen. Mein Whodunnit-Spiel hatte ich so in Windeseile optisch herzeigbar gemacht:
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    Ebenso kann der geneigte Nutzer bei den Audioeinstellungen ordentlich zulangen: 

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    Optionen satt. In Rot: Die Loop-Option. In Grün: das gleichzeitige Abspielen von Tönen

    Neben individuell anpassbarer Lautstärke-Optionen kann man auch für jede Datei einstellen, ob sie geloopt werden soll (gut für Hintergrundklangkulissen, die in diesem Fall einfach in Endlosschleife laufen), ob sie beim Abspielen überlagert werden kann oder nicht (playable over). Letzteres führt dazu, dass mehrere Sounds parallel erklingen. Ist diese Option deaktiviert, hacken sich die Sounds gegenseitig ab.

    Im Alltagsgebrauch hat sich der Custom Soundboard Creator bereits jetzt schon sehr bewährt. Die Soundboards laden schnell (bzw. laden ÜBERHAUPT im Gegensatz zu Unlimited Soundboards), sehen hübsch aus und verrichten brav ihren Dienst. Und niemals war das Mördersuchen im Whodunnit lustiger! Das lag auch an einem kleinen, aber feinen Zusatzfeature, das Boarder so nicht beherrscht hat: Das spontane Aufnehmen aus der App heraus. So kann man aus dem laufenden Unterricht Soundeffekte aufnehmen und sofort aufs Soundboard legen. Ohne nerviges Navigieren durch Untermenüs. Ohne zusätzliches Schneiden von Dateien oder Kramen in Verzeichnissen und Ordnern. Hohe Schüleraktivierung ist damit garantiert. Schon jetzt verfüge ich über fast 20 Sounds von Schülerinnen und Schülern, die sich beim Whodunnit-Sterben-Sound im Stöhnen und Seufzen gegenseitig überbieten. Pädagogisch fragwürdig? Auf jeden Fall, aber für alle Beteiligten ein Heidenspaß! 🙂
    Zu faul, um selber Soundeffekte zu erstellen und zu schneiden? Dann empfehle ich einen Blick auf folgende Zusammenstellung mit Sound-Datenbanken:
    http://www.hongkiat.com/blog/55-great-websites-to-download-free-sound-effects/

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  • Allgemeines,  Alltag,  Pädagogik,  Prüfungen,  Technik,  Unterricht

    Retrospektive 2013/2014

    avat_jubeWährend sich ein Großteil Deutschlands vermutlich schon wieder im letzten Drittel der wohlverdienten Sommerferien wähnt, geht’s in Bayern erst dieser Tage so richtig los. Sie sind wie immer heiß ersehnt – in diesem Jahr ganz besonders. Deswegen will ich auch dieses Jahr ganz kurz innehalten, um über das letzte Schuljahr zu reflektieren. Da das erst meine zweite Retrospektive in Blogform ist, hoffe ich, dass sich die Wiederholungen in Grenzen halten. Wer das selber nachprüfen möchte, möge sich die Retrospektive des Vorjahres durchlesen

    • Ich darf dieses Jahr stolz verkünden, keinen Tag krankheitsbedingt gefehlt zu haben. Wo bleibt der Schampus? Wo bleibt die Tanzeinlage? Wo die herzliche Umarmung des Kultusministers? Oh…
    • Meinen Vorsatz, es in diesem Schuljahr etwas langsamer anzugehen, durfte ich angesichts der diesjährigen Arbeitsbelastung auf Eis legen. Vielleicht war es naiv, anzunehmen, bei einem Stundendeputat, das zu 70% Oberstufenunterricht mit Fokussierung auf das Abitur beinhaltet, den Stress einfach mit einer Hand von der Schulter wischen zu können. Well, you live and learn… Wen übrigens die Arbeitsbelastung interessiert, kann gerne im Archiv und beim Lehrerfreund nachlesen, der die Aufstellung thematisiert und damit eine gewaltige Diskussion vom Zaun gebrochen hat.
    • Wieder mal war das Schuljahr geprägt von den immer noch anhaltenden Querelen. G8 in Bayern ist immer noch ein Streitpunkt, zu dem jeder Bürger eine Meinung haben möchte. So scheint es zumindest. Denn bietet man Möglichkeiten an, aus den acht Jahren neun zu machen, nimmt sie keiner in Anspruch. So zum Beispiel das Flexijahr, das die Stundenplaner der Schulen in den Wahnsinn treibt. Das Konzept, einzelnen Schülern in Problemfächern das halbe Lerntempo in individuellen Stunden zu ermöglichen, ohne sie dabei aus der Klassengemeinschaft herauszureißen, ist nur mit viel organisatorischem Aufwand möglich – und wird von so gut wie keinem an unserer Schule genutzt (aktuell: 2 Schüler). Ähnliches Bild beim Volksbegehren der freien Wähler Anfang Juli, in dem die Bürger wählen konnten, ob Schulen künftig G8, G9 oder gar beides anbieten sollen. Die Beteiligung war bis zum Ende lächerlich niedrig (gerade mal 3%). Offensichtlich ist das Thema doch nicht so eklatant wichtig, wie’s in den Medien immer gekocht wird…
      Da stellen wir uns als Lehrer die Frage: Wieso wird in den Medien so viel über unser angeblich defizitäres gymnasiales Schulsystem gelästert, wenn sich dann wieder keiner beteiligt, sobald es eine ECHTE Möglichkeit der Veränderung gibt? Die Chance ist jetzt vertan. Deswegen lasst uns jetzt endlich mit den ständigen Querelen in Ruhe und unsere Arbeit tun.
    • Abiturprüfungen ohne Verschnaufpause in ein paar Wochen zu packen, ist eine Zumutung – für alle Seiten. Mit den Augenringen, die ich in dieser Zeit zu sehen bekommen habe, könnte man stundenlang Hoola-Hoop spielen. Aber wer will das schon?
    • Meine Videospiel-History ist auch in diesem Jahr sehr überschaubar. Von den großen Blockbustern rotierte lediglich das mächtige Batman: Arkham Asylum im Laufwerk. Ansonsten waren es eher kleine Häppchen aus dem Download-Bereich. Ron Gilberts The Cave war eine wunderbare Reminiszenz an vergangene Adventure-Tage. Völlig überrascht hat mich die Reihe zu The Walking Dead. Was Telltale Games mit der Zombie-Saga an Emotionen an mir herausholt, ist phänomenal. Selten wurde ich vorher vor derartige Dilemmata in einem Spiel gestellt. Und jede Entscheidung tut auf irgendeine Weise weh, weil sie damit das Schicksal eines anderen Charakters besiegelt. Unbedingt mal ausprobieren!
    • Das im November abgehaltene Probe-Abi war gut gemeint, geriet aber wegen der durchwachsenen Ergebnisse zur Farce. Mit der offiziellen Lösung war keiner so wirklich zufrieden. Viel Arbeitsaufwand und am Ende größtenteils umsonst. Für Schüler wie auch Lehrer.
    • Viele Schülerschicksale sind nach wie vor niederschmetternd. Auch dieses Jahr gab es wieder eine ganze Reihe von Kindern, denen man als Verbindungslehrer nicht mehr bieten kann als ein Ohr. Sozialpädagogen, die sowohl die nötige Ausbildung als auch die nötige Zeit mit sich bringen könnten, um sich mit diesen Schülern in angemessener Weise zu beschäftigen, sind auf den Gymnasien leider nach wie vor sehr rar. Dabei haben wir die einen oder anderen Brandherde mittlerweile genauso wie an jeder anderen Schule.
    • Insgesamt merke ich zum ersten Mal dieses Jahr, wie wichtig es ist, mit seinen Kräften hauszuhalten. Wenn selbst Lehrer wie Nicholas Provenzano, einer der progressivsten Vollblutlehrer, die ich kenne, auf einmal von Depressionen geplagt wird, ist es Zeit umzudenken. Schule darf nicht alles werden.
    • Die digitale Umstellung macht mir nach wie vor viel Spaß. Ich lerne täglich dazu und komme teilweise auf ganz neue Möglichkeiten. Wenn man die ausgetretenen Pfade mal verlassen hat, kommen diese Ideen von ganz allein.
    • … und was mir nicht einfällt, das lehrt mich der Edchat im Handumdrehen. Das Format, das Thorsten und André Anfang September nach Deutschland gebracht haben, ist ein rasantes Chatformat, in dem man einmal die Woche in 60 Minuten zu einem vorher festgelegten Thema in sechs Kernfragen plaudert. Großartig!
    • Mit Moodle kann ich mich langsam, aber sicher anfreunden. Als Plattform finde ich das Ding etwas sperrig. Man muss schon einiges an Zeit investieren, um zu verstehen, was alles möglich ist. Aber hat man es erstmal soweit, ist es ein durchaus nützliches Tool.
    • Das liegt vor allem auch an dem neuen Hardware-Gespann, mit dem ich meinen Unterricht gestalte. Nachdem ich mein HTC Flyer mit Hass und Häme aus meinem Setup verbannt habe, kam mir ein Samsung Note 8.0 ins Haus bzw. in die Tasche. Nebst wLan-Dongle, der 1A-Screening vollführt. Komplett ohne lästige Kabel!
    • Die Anzahl an neuen und nützlichen Tools ist schwindelerregend. Zum Glück kann ich durch meine Twitter-Kollegen den Überblick behalten…
    • Insgesamt hat sich im letzten Jahr mein Ton in den Beiträgen etwas verändert. Ich hab das Gefühl, in den letzten 10 Monaten überwiegend nachdenkliche bis kritische Artikel verfasst zu haben. Das gibt mir insgesamt einen guten Eindruck, dass dieses Schuljahr doch recht anstrengend war. Ich hoffe, das ist kein Abwärtstrend, sodass ich mich jedes Jahr im Schwarzmalen aufs Neue übertreffe…

    >Naja, jetzt wird erstmal ausgespannt. Deswegen verzieht sich der Herr Mess jetzt erstmal für zwei Wochen in den wohlverdienten Ausspannurlaub, der digital sehr entschleunigt vonstatten gehen dürfte. Neue Artikel gibt’s daher wohl auch erst wieder hinterher. Aber ich habt ja hoffentlich jetzt auch Besseres zu tun, als den lieben langen Tag was über Schule zu lesen. Geht raus! Genießt die Sonne, solange sie sich noch zeigt!
    Valete!
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  • Pädagogik,  Unterricht

    Prüfungsangst?

    Bei einer so lernintensiven Sprache wie Latein halte ich es wie beim Bau eines Gebäudes: Am Anfang steht das Fundament. Und das muss tadellos sein. Um sicherzugehen, dass das bei einem Haus der Fall ist, schicken die Behörden öfter mal ein paar Leute vorbei, die nach dem Rechten sehen und das eine oder andere Mal meckern, wenn dem nicht der Fall ist. Bei meinen Fünftklässlern tue ich das auch. Nämlich mit einer Flut an schriftlichen Abfragen. Über das Jahr verteilt kommen so alles in allem mehr als 20 Extemporalen zustande. Zusammen mit den Schulaufgaben und den Ausfragen habe ich damit am Ende des Jahres mit knapp 30 Einzelnoten von jedem Schüler ein sehr repräsentatives Bild über seine Leistungen. Jetzt kann man dies bezüglich auf zweierlei Arten meckern:

    • 20 Exen, das ist ja ein riesiger Mehraufwand! Das muss man alles korrigieren. Ja, muss man. Aber ich tue das in der Gewissheit, dass mir keiner nachsagen kann, der akademische Fortschritt der Kleinen würde mir nicht am Herzen liegen.
    • 20 Exen, das ist ja übelster Nazi-Drill! Das ist für die Kinder ja purer Horror! Au contraire, mon frère: Durch die ständige Abfrage nehmen die Schüler die Ex am Ende jeder Lateinlektion als festen Bestandteil der Unterrichtssequenz wahr, der ebenso wie Hausaufgabenverbesserung, Neudurchnahme oder Abfrage in den Verlauf der Lateinstunde integriert ist. Zudem haben sie auf diese Weise die Gewissheit, dass eine Ex, die sie verhauen haben, kein Grund für Tränen ist. Es folgen ja noch 19 weitere, in denen man den Karren sofort wieder aus dem Dreck holen kann.

    Sehen wir uns mal die Schülersicht an. Die Kleinen wissen von Beginn an, was da auf sie zukommt. Und je besser und schneller eine Klasse durch die ständige Erkenntnissicherung wird, umso mehr beflügelt man sich gegenseitig zu Höchstleistungen, um die Leistungen der letztjährigen fünften Klasse zu übertrumpfen. Als ich meiner Fünften letztes Jahr eröffnete, dass ich mit ihnen zum ersten Mal die 25er-Grenze geknackt hatte, brach ein riesiges Jubelkonzert aus. Ein paar gaben ihren Emotionen sogar in der Ex selber nach. Das Ergebnis sieht man hier:
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