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    App im Unterricht: Custom Soundboard Creator (Folge 7)

    avatarTja, das war’s mit meiner Lobhudelei auf Soundboards Unlimited, das zwischenzeitlich eine Namenstaufe über sich ergehen lassen musste und nun den Namen Boarder trägt. Ein Jahr später wollte ich wieder eine meiner Soundeffekt-Aktivitäten hervorkramen – und was gab’s? Kryptische Fehlermeldungen, App-Abstürze, und einen entnervten Herrn Mess. Teilweise hat die App das Verzeichnis, in dem ich die Sounds abgelegt hatte, einfach gefressen. Schnapp, weg war es! Richtig ärgerlich, das Ganze. Solange es nur ums bloße Importieren von Sounds ging, lief das Programm eigentlich ganz passabel. Wollte man aber nur ein Härchen individualisieren, ging’s los mit dem Ärger.

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    Nichts geht mehr. Die rote Schrift in Boarder verheißt nichts Gutes…

    Es half nichts. Ein Nachfolger musste her. Ein Nachfolger, der stabil lief und die Features des geschmähten Vorgängers bot. Vielleicht sogar ein bisschen mehr. Nach kurzem Suchen wurde ich tatsächlich fündig.  Sein Name ist genauso generisch wie Unlimited Soundboards. Custom Soundboard Creator heißt das gute Stück und gewinnt mit dieser Titelwahl wohl keinen Preis für Einfallsreichtum. Dafür aber in anderen Bereichen…
    Vom Aufbau ist die App ähnlich konzipiert wie Soundboards Unlimited aka Boarder. Über ein Menü kann man ein Soundboard anlegen, in dem man Soundeffekte auf virtuellen Tasten verteilt, um diese beim Druck darauf abzuspielen. Allerdings ist einiges an Rumgetippe nötig, bis man alles soweit hat. Das ist allerdings vorrangig der Individualisierungsvielfalt geschuldet, die der Custom Soundboard Creator bietet: Die einzelnen Tasten lassen sich jeweils mit eigener Hintergrundfarbe, einer Text-Beschreibung und sogar einem eigenen Icon versehen. Letzteres klingt im ersten Moment eher nach Spielerei, ist aber vor allem im Fremdsprachenunterricht der Unterstufe eine echte Hilfe, wo die Kinder mit der Wortbeschreibung seagulls nichts anfangen können. Dagegen macht ihnen eine entsprechende bildliche Darstellung sofort klar, was sich für ein Sound hinter der Taste verbirgt. Entsprechende bildliche Darstellungen lassen sich schnell übers Internet finden. Am besten im PNG-Format in quadratischer Auflösung (z. B. 256×256), damit der Hintergrund transparent bleibt, und das Icon nicht verzogen werden muss.  All das lässt sich noch mit eigenen Hintergründen aufhübschen, die dem jeweiligen Soundboard ein entsprechendes Flair verpassen. Mein Whodunnit-Spiel hatte ich so in Windeseile optisch herzeigbar gemacht:
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    Ebenso kann der geneigte Nutzer bei den Audioeinstellungen ordentlich zulangen: 

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    Optionen satt. In Rot: Die Loop-Option. In Grün: das gleichzeitige Abspielen von Tönen

    Neben individuell anpassbarer Lautstärke-Optionen kann man auch für jede Datei einstellen, ob sie geloopt werden soll (gut für Hintergrundklangkulissen, die in diesem Fall einfach in Endlosschleife laufen), ob sie beim Abspielen überlagert werden kann oder nicht (playable over). Letzteres führt dazu, dass mehrere Sounds parallel erklingen. Ist diese Option deaktiviert, hacken sich die Sounds gegenseitig ab.

    Im Alltagsgebrauch hat sich der Custom Soundboard Creator bereits jetzt schon sehr bewährt. Die Soundboards laden schnell (bzw. laden ÜBERHAUPT im Gegensatz zu Unlimited Soundboards), sehen hübsch aus und verrichten brav ihren Dienst. Und niemals war das Mördersuchen im Whodunnit lustiger! Das lag auch an einem kleinen, aber feinen Zusatzfeature, das Boarder so nicht beherrscht hat: Das spontane Aufnehmen aus der App heraus. So kann man aus dem laufenden Unterricht Soundeffekte aufnehmen und sofort aufs Soundboard legen. Ohne nerviges Navigieren durch Untermenüs. Ohne zusätzliches Schneiden von Dateien oder Kramen in Verzeichnissen und Ordnern. Hohe Schüleraktivierung ist damit garantiert. Schon jetzt verfüge ich über fast 20 Sounds von Schülerinnen und Schülern, die sich beim Whodunnit-Sterben-Sound im Stöhnen und Seufzen gegenseitig überbieten. Pädagogisch fragwürdig? Auf jeden Fall, aber für alle Beteiligten ein Heidenspaß! 🙂
    Zu faul, um selber Soundeffekte zu erstellen und zu schneiden? Dann empfehle ich einen Blick auf folgende Zusammenstellung mit Sound-Datenbanken:
    http://www.hongkiat.com/blog/55-great-websites-to-download-free-sound-effects/

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    Retrospektive 2013/2014

    avat_jubeWährend sich ein Großteil Deutschlands vermutlich schon wieder im letzten Drittel der wohlverdienten Sommerferien wähnt, geht’s in Bayern erst dieser Tage so richtig los. Sie sind wie immer heiß ersehnt – in diesem Jahr ganz besonders. Deswegen will ich auch dieses Jahr ganz kurz innehalten, um über das letzte Schuljahr zu reflektieren. Da das erst meine zweite Retrospektive in Blogform ist, hoffe ich, dass sich die Wiederholungen in Grenzen halten. Wer das selber nachprüfen möchte, möge sich die Retrospektive des Vorjahres durchlesen

    • Ich darf dieses Jahr stolz verkünden, keinen Tag krankheitsbedingt gefehlt zu haben. Wo bleibt der Schampus? Wo bleibt die Tanzeinlage? Wo die herzliche Umarmung des Kultusministers? Oh…
    • Meinen Vorsatz, es in diesem Schuljahr etwas langsamer anzugehen, durfte ich angesichts der diesjährigen Arbeitsbelastung auf Eis legen. Vielleicht war es naiv, anzunehmen, bei einem Stundendeputat, das zu 70% Oberstufenunterricht mit Fokussierung auf das Abitur beinhaltet, den Stress einfach mit einer Hand von der Schulter wischen zu können. Well, you live and learn… Wen übrigens die Arbeitsbelastung interessiert, kann gerne im Archiv und beim Lehrerfreund nachlesen, der die Aufstellung thematisiert und damit eine gewaltige Diskussion vom Zaun gebrochen hat.
    • Wieder mal war das Schuljahr geprägt von den immer noch anhaltenden Querelen. G8 in Bayern ist immer noch ein Streitpunkt, zu dem jeder Bürger eine Meinung haben möchte. So scheint es zumindest. Denn bietet man Möglichkeiten an, aus den acht Jahren neun zu machen, nimmt sie keiner in Anspruch. So zum Beispiel das Flexijahr, das die Stundenplaner der Schulen in den Wahnsinn treibt. Das Konzept, einzelnen Schülern in Problemfächern das halbe Lerntempo in individuellen Stunden zu ermöglichen, ohne sie dabei aus der Klassengemeinschaft herauszureißen, ist nur mit viel organisatorischem Aufwand möglich – und wird von so gut wie keinem an unserer Schule genutzt (aktuell: 2 Schüler). Ähnliches Bild beim Volksbegehren der freien Wähler Anfang Juli, in dem die Bürger wählen konnten, ob Schulen künftig G8, G9 oder gar beides anbieten sollen. Die Beteiligung war bis zum Ende lächerlich niedrig (gerade mal 3%). Offensichtlich ist das Thema doch nicht so eklatant wichtig, wie’s in den Medien immer gekocht wird…
      Da stellen wir uns als Lehrer die Frage: Wieso wird in den Medien so viel über unser angeblich defizitäres gymnasiales Schulsystem gelästert, wenn sich dann wieder keiner beteiligt, sobald es eine ECHTE Möglichkeit der Veränderung gibt? Die Chance ist jetzt vertan. Deswegen lasst uns jetzt endlich mit den ständigen Querelen in Ruhe und unsere Arbeit tun.
    • Abiturprüfungen ohne Verschnaufpause in ein paar Wochen zu packen, ist eine Zumutung – für alle Seiten. Mit den Augenringen, die ich in dieser Zeit zu sehen bekommen habe, könnte man stundenlang Hoola-Hoop spielen. Aber wer will das schon?
    • Meine Videospiel-History ist auch in diesem Jahr sehr überschaubar. Von den großen Blockbustern rotierte lediglich das mächtige Batman: Arkham Asylum im Laufwerk. Ansonsten waren es eher kleine Häppchen aus dem Download-Bereich. Ron Gilberts The Cave war eine wunderbare Reminiszenz an vergangene Adventure-Tage. Völlig überrascht hat mich die Reihe zu The Walking Dead. Was Telltale Games mit der Zombie-Saga an Emotionen an mir herausholt, ist phänomenal. Selten wurde ich vorher vor derartige Dilemmata in einem Spiel gestellt. Und jede Entscheidung tut auf irgendeine Weise weh, weil sie damit das Schicksal eines anderen Charakters besiegelt. Unbedingt mal ausprobieren!
    • Das im November abgehaltene Probe-Abi war gut gemeint, geriet aber wegen der durchwachsenen Ergebnisse zur Farce. Mit der offiziellen Lösung war keiner so wirklich zufrieden. Viel Arbeitsaufwand und am Ende größtenteils umsonst. Für Schüler wie auch Lehrer.
    • Viele Schülerschicksale sind nach wie vor niederschmetternd. Auch dieses Jahr gab es wieder eine ganze Reihe von Kindern, denen man als Verbindungslehrer nicht mehr bieten kann als ein Ohr. Sozialpädagogen, die sowohl die nötige Ausbildung als auch die nötige Zeit mit sich bringen könnten, um sich mit diesen Schülern in angemessener Weise zu beschäftigen, sind auf den Gymnasien leider nach wie vor sehr rar. Dabei haben wir die einen oder anderen Brandherde mittlerweile genauso wie an jeder anderen Schule.
    • Insgesamt merke ich zum ersten Mal dieses Jahr, wie wichtig es ist, mit seinen Kräften hauszuhalten. Wenn selbst Lehrer wie Nicholas Provenzano, einer der progressivsten Vollblutlehrer, die ich kenne, auf einmal von Depressionen geplagt wird, ist es Zeit umzudenken. Schule darf nicht alles werden.
    • Die digitale Umstellung macht mir nach wie vor viel Spaß. Ich lerne täglich dazu und komme teilweise auf ganz neue Möglichkeiten. Wenn man die ausgetretenen Pfade mal verlassen hat, kommen diese Ideen von ganz allein.
    • … und was mir nicht einfällt, das lehrt mich der Edchat im Handumdrehen. Das Format, das Thorsten und André Anfang September nach Deutschland gebracht haben, ist ein rasantes Chatformat, in dem man einmal die Woche in 60 Minuten zu einem vorher festgelegten Thema in sechs Kernfragen plaudert. Großartig!
    • Mit Moodle kann ich mich langsam, aber sicher anfreunden. Als Plattform finde ich das Ding etwas sperrig. Man muss schon einiges an Zeit investieren, um zu verstehen, was alles möglich ist. Aber hat man es erstmal soweit, ist es ein durchaus nützliches Tool.
    • Das liegt vor allem auch an dem neuen Hardware-Gespann, mit dem ich meinen Unterricht gestalte. Nachdem ich mein HTC Flyer mit Hass und Häme aus meinem Setup verbannt habe, kam mir ein Samsung Note 8.0 ins Haus bzw. in die Tasche. Nebst wLan-Dongle, der 1A-Screening vollführt. Komplett ohne lästige Kabel!
    • Die Anzahl an neuen und nützlichen Tools ist schwindelerregend. Zum Glück kann ich durch meine Twitter-Kollegen den Überblick behalten…
    • Insgesamt hat sich im letzten Jahr mein Ton in den Beiträgen etwas verändert. Ich hab das Gefühl, in den letzten 10 Monaten überwiegend nachdenkliche bis kritische Artikel verfasst zu haben. Das gibt mir insgesamt einen guten Eindruck, dass dieses Schuljahr doch recht anstrengend war. Ich hoffe, das ist kein Abwärtstrend, sodass ich mich jedes Jahr im Schwarzmalen aufs Neue übertreffe…

    >Naja, jetzt wird erstmal ausgespannt. Deswegen verzieht sich der Herr Mess jetzt erstmal für zwei Wochen in den wohlverdienten Ausspannurlaub, der digital sehr entschleunigt vonstatten gehen dürfte. Neue Artikel gibt’s daher wohl auch erst wieder hinterher. Aber ich habt ja hoffentlich jetzt auch Besseres zu tun, als den lieben langen Tag was über Schule zu lesen. Geht raus! Genießt die Sonne, solange sie sich noch zeigt!
    Valete!
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  • Pädagogik,  Unterricht

    Prüfungsangst?

    Bei einer so lernintensiven Sprache wie Latein halte ich es wie beim Bau eines Gebäudes: Am Anfang steht das Fundament. Und das muss tadellos sein. Um sicherzugehen, dass das bei einem Haus der Fall ist, schicken die Behörden öfter mal ein paar Leute vorbei, die nach dem Rechten sehen und das eine oder andere Mal meckern, wenn dem nicht der Fall ist. Bei meinen Fünftklässlern tue ich das auch. Nämlich mit einer Flut an schriftlichen Abfragen. Über das Jahr verteilt kommen so alles in allem mehr als 20 Extemporalen zustande. Zusammen mit den Schulaufgaben und den Ausfragen habe ich damit am Ende des Jahres mit knapp 30 Einzelnoten von jedem Schüler ein sehr repräsentatives Bild über seine Leistungen. Jetzt kann man dies bezüglich auf zweierlei Arten meckern:

    • 20 Exen, das ist ja ein riesiger Mehraufwand! Das muss man alles korrigieren. Ja, muss man. Aber ich tue das in der Gewissheit, dass mir keiner nachsagen kann, der akademische Fortschritt der Kleinen würde mir nicht am Herzen liegen.
    • 20 Exen, das ist ja übelster Nazi-Drill! Das ist für die Kinder ja purer Horror! Au contraire, mon frère: Durch die ständige Abfrage nehmen die Schüler die Ex am Ende jeder Lateinlektion als festen Bestandteil der Unterrichtssequenz wahr, der ebenso wie Hausaufgabenverbesserung, Neudurchnahme oder Abfrage in den Verlauf der Lateinstunde integriert ist. Zudem haben sie auf diese Weise die Gewissheit, dass eine Ex, die sie verhauen haben, kein Grund für Tränen ist. Es folgen ja noch 19 weitere, in denen man den Karren sofort wieder aus dem Dreck holen kann.

    Sehen wir uns mal die Schülersicht an. Die Kleinen wissen von Beginn an, was da auf sie zukommt. Und je besser und schneller eine Klasse durch die ständige Erkenntnissicherung wird, umso mehr beflügelt man sich gegenseitig zu Höchstleistungen, um die Leistungen der letztjährigen fünften Klasse zu übertrumpfen. Als ich meiner Fünften letztes Jahr eröffnete, dass ich mit ihnen zum ersten Mal die 25er-Grenze geknackt hatte, brach ein riesiges Jubelkonzert aus. Ein paar gaben ihren Emotionen sogar in der Ex selber nach. Das Ergebnis sieht man hier:
    exen

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