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    Blue Sky vs. Mastodon

    Als sei es geplant gewesen, macht zum Start des neuen Schuljahres die Plattform Blue Sky auf einmal ordentlich Reden von sich. Keine Ahnung, was den Massenexodus zur Twitter-Alternative verursacht hat. Denn scheußlich war es bei Twitter ja schon länger. Vielleicht wurde wieder etwas neues Hanebüchenes in die Nutzungsbedingungen geschrieben. Keine Ahnung. Auf jeden Fall hat am Wochenende ein Artikel von Jan-Martin Klinge für ordentlich Furore gesorgt und sowohl auf Blue Sky, als auch X als auch auf Mastodon mit einem Vergleich der Plattformen große Reaktionen losgetreten. Und wieder mal war meine Neugier geweckt.

    Ich gebe Plattformen und neuen Technologien gerne eine Chance, mache mir ein eigenes Bild – wohlwissend, dass ich am Ende eventuell wieder an einem Dienst mehr kleben bleibe und sinnlos Zeit und Hirnkapazitäten bei dem Gedanken verschwende, ob diese oder jene Plattform die richtige für mich ist. Und am Ende fahre ich wieder zweigleisig. Also vergleiche ich. Allerdings vorrangig vor dem Aspekt der Handhabung – oder wie die hippen Leute sagen – der usability. Denn ich bin weder Informatiker, der die beiden Architekturen zufriedenstellend durchleuchten kann, noch Missionar, der mit flammendem Schwert die Leute zu dieser oder jener Plattform bekehren möchte. Zudem gibt es Leute wie Nele Hirsch oder Boris Pohler, die zu den beiden Plattformen schon fantastisch fundierte Artikel verfasst haben. Sollte euch also mein Artikel zu seicht sein, gibt’s dort ordentlich Futter zum Nachladen. So I proudly present:

    Blue Sky und Mastodon: Ein Vergleich

    Anmeldung

    In dieser Hinsicht wurde immer gestöhnt, dass Mastodon für den durchschnittlichen User viel zu undurchsichtig war. Einen zentralen Server für den Dienst gibt es nämlich nicht. Man muss sich selbst einen suchen – aus unzähligen Angeboten, die man mit Hilfe einer einfachen Google Search auffinden kann. Dies ist auch bei Blue Sky möglich, wäre also im ersten Schritt ähnlich “undurchsichtig” wie Mastodon. Zumindest bietet Blue Sky bei der Erstanmeldung die Option an, einen alternativen Server zu wählen. Ob diese Option jedoch funktioniert, habe ich nicht ausprobiert. Der Großteil wählt ohnehin den Blue Sky-Server – den man jedoch nur mit Hilfe eines Zugangscodes betreten kann. Dieses exklusive Feature macht für mich den Erstkontakt gefühlt ätzender als bei Mastodon, da man wie vor einem Club auf Einlass warten muss.

    Umgekehrt kann der Betreiber damit den Strom der Neuanmeldungen steuern und gezielt Kapazitäten entsprechend der Userzahlen hochfahren – und ganz nebenbei auch ein bisschen die Hypewelle reiten, da viele nur durch Mundpropaganda von der Plattform hören, ohne wirklich Einblick zu bekommen. Die Zuckerberg-Alternative Threads war in dieser Hinsicht etwas tolpatschiger unterwegs, denn die App war für findige Android-User von Anfang an auch in Europa zugänglich – jedoch de facto kaum nutzbar. Man konnte eigentlich nur mitlesen. Aktives Gestalten wurde meistens von Fehlermeldungen begleitet. So war man mittendrin, aber letztlich nie dabei. Oder (um bei der Metapher von vorhin zu bleiben) wie ein Clubgänger, der es hinein schafft, aber nicht auf die Tanzfläche darf. Das macht maximal Unspaß. Und irgendwann geht man.

    Aktuell meist gesehener Bildschirm bei Threads

    Profileinrichtung

    Profil bei Blue Sky

    Das ist bei Blue Sky aktuell (Stand Mitte September)… nennen wir es übersichtlich. Man wählt ein Profilfoto, einen Hintergrund, einen Namen für sein Profil, eine Beschreibung und das war’s. Bumm. Anders als bei Twitter gibt es hier noch keine Möglichkeit weiterführende Links oder einen Ort separat unterzubringen. Man muss alles in die Beschreibung quetschen, die irgendwann voll wird und dann weiteres Tippen unterbindet. Da hat Mastodon im Vergleich die Nase vorn. Sogar weit vor dem blauen Vögelchen: Sämtliche oben genannte Kategorien lassen sich dort angeben – und bei Bedarf noch mehr: Unterrichtsfächer, Webseiten, Socials, Wohnort, weitere Links. All dies wandert bei Bedarf in das Profil, das beliebig um weitere Kategorien erweitert werden kann. Mit Hilfe eines kleinen Codeschnipsels lassen sich die Links sogar offiziell verifizieren (ich weiß, das Wort ist seit November 2022 verhasst). Top!

    Community-Aufbau

    Für viele ist dieses Feature essenziell und entscheidet letztlich über Gedeih und Verderb bei einem sozialen Netzwerk. Da zählt in Mastodon nämlich Handarbeit. Es gibt keinen Algorithmus. Seine entsprechenden Leute muss man sich selbst zusammensuchen. Und die findet man entweder direkt mit Hilfe des Nutzernamens bzw. eines Handle-Links oder man abonniert Hashtags und folgt gezielt den Leuten, die unter diesem Hashtag gute Ideen von sich geben. Im November 2022 existierte in diesem Zusammenhang auch noch die Möglichkeit des Leute-Findens durch den sog. Fedifinder. Dieser zapfte damals den Twitter Handle an und durchsuchte das Fediversum nach entsprechenden Profilen der Twitter-User bei Mastodon. Auf diese Weise ließen sich Hunderte von neuen Menschen in Sekunden in die Timeline spülen. Wurde man jedoch nicht aktiv, blieb und bleibt man in Mastodon allein.

    Bei Blue Sky ist das wie von anderen Diensten gewohnt ganz anders: Ein Algorithmus präsentiert von Anfang an Nachrichten von (mehr oder weniger) interessanten Menschen. Je aktiver man wird und selbst nach Leuten sucht, desto präziser werden auch die Vorschläge des Netzwerkes. Allein dieser Punkt ist es, der viele Leute aus dem Twitterlehrerzimmer bewegt, ihr altes Habitat zu verlassen und trotz all der Einschränkungen des noch jungen Mediums Blue Sky als Alternative zu nutzen – auch wenn Mastodon in anderen Bereichen deutlich ausgewogener wirkt.

    Verfassen von Nachrichten

    In der jetzigen Form ist Blue Sky in diesem Bereich noch ziemlich rudimentär. Nachrichten können geschrieben werden, dazu ist ein Bild im Anhang möglich. Links werden angezeigt. 300 Zeichen sind maximal möglich. Das war es aber dann auch. Hashtags werden nicht farblich hervorgehoben, GIFs kann man nicht anfügen, Umfragen sind nicht möglich, ebenso die Bearbeitung von gesendeten Nachrichten. Es gibt keine DMs. Da muss man sich erfolgsverwöhnt von Twitter dann doch einschränken. Und noch mehr, wenn man von Mastodon kommt.

    Weniger ist mehr? Blue Sky

    Denn hier lässt sich einiges mit Tröts anfangen. Man kann Geschriebenes bearbeiten, Videos und Bilder anfügen. Umfragen gehen problemlos, Nachrichten lassen sich planen und zu einem festgelegten Zeitpunkt unters Volk bringen. Bis zu 500 Zeichen passen in die Tröts, die man automatisch nach einstellbaren Regeln (Zeitdauer, Anzahl von Likes und Retröts etc.) auch wieder löschen kann, um auf dem hostenden Server Kapazität einzusparen. Das finde ich sehr sympathisch.

    Einstellungen satt bei Mastodon

    Ankommen

    Der Eintritt ins Fediversum ist zu Beginn sehr leer. Man muss selbst aktiv werden und auf Leute zugehen, um sich ein Netzwerk zu bauen. Wenn das aber mal steht, sind dort tolle Leute unterwegs. Insgesamt fühlen sich bei einer User-Zahl von knapp 900 (Stand September 2023) Unterhaltungen deutlich zivilisierter an als ich es bei X/Twitter die letzten Monaten erlebt habe. Im Fediversum finden sich hochkompetente Leute, die mit ihren Meinungen fundiert, gelegentlich aber auch (gefühlt) belehrender und schulmeisterlicher rüberkommen als in anderen Netzwerken. Das wird zumindest immer als Begründung ins Feld geführt, wenn sich Leute gegen Mastodon entscheiden. Das und die angeblich gefühlt geringere Reichtweite. Blue Sky erscheint da seit ein paar Wochen etwas weiter.

    Von Anfang an bekommt man ein Angebot serviert. Man buhlt förmlich um die Aufmerksamkeit des Neuankömmlings. Entsprechend akzeptiert fühlt man sich gleich beim ersten Log-In. Vor allem, wenn dort sofort alte Bekannte umherwuseln, von denen es kurz vor Schulbeginn in Bayern nur so wimmelte. Es war fast wie ein Klassentreffen. Ich war keine zwei Stunden online und freute mich ohne großes Zutun über 100 Follower, die man seit dem Weggang von Twitter aus den Augen verloren hatte. Das ist schon putzig. Und der Umgang wird dadurch wieder genauso familiär wie früher, als das Twitterlehrerzimmer noch ein inspirierender Ort der Begegnung war. Aktuell wird noch deutlich mehr geflauscht und gefeixt, als ich es je bei Mastodon erlebt habe. Und das gefällt mir. Ob dieser Anfangsoptimismus aber anhält, bleibt abzuwarten. Threads wurde zu Beginn ganz ähnlich gehyped, mittlerweile ist es um diesen Dienst jedoch wieder sehr still geworden. Ob er in Europa überhaupt noch Fuß fassen kann, sobald sich Blue Sky als Twitter Alternative etabliert hat, ist die Frage. Aber zum Glück keine, die ich beantworten muss. Ich schau mir Blue Sky mal weiter an. Mastodon bleibt aber vorerst mein Ankerpunkt. Vergleich hin oder her.

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    Guten Start!

    Jedem Anfang wohnt ein… Sie wissen schon. Aber neben Zauber gibt es natürlich auch eine gewisse Portion Nervosität zu Schuljahresbeginn: Wie wird es dieses Jahr? Passt der Stundenplan? Passen die Klassen? Passt die Arbeitsbelastung? Sind aus dem Nichts Unwägbarkeiten zu erwarten, die die komplette Planung durcheinander bringen?Um in derartigen Stürmen im Schuljahr die Kontrolle zu behalten, greifen wir seit jeher jedes Jahr auf Vorsätze zurück, auf die wir uns besinnen, wenn es denn mal so weit ist. Oder biegen sie uns zurecht. Oder ignorieren sie. Oder vergessen den einen oder anderen, weil man sich gar so viele vorgenommen hat.

    Für dieses Jahr gibt’s bei mir nur einen. Ich habe ihn aus einer düsteren Kneipe im Prenzlauer Berg. Aus der Herrentoilette, um genau zu sein. Nicht lachen, die größten Lebensweisheiten finden sich bekanntlich immer an Wänden des Aborts. Es ist eigentlich der Slogan der Start Up-Night, die in Berlin am 1. September statt fand. Aber man kann ihn sich getrost hinter die Ohren schreiben:

    You know what I mean…

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  • Allgemeines,  Alltag

    Mein bzw. kein Arbeitszimmer

    Meterlange Bücherreihen, Lexika bis unter die Zimmerdecke, Büsten antiker Philosophen, die allwissend in den Raum hineinstarren, dazu ein riesiger Schreibtisch mit einem feudal anmutenden Stuhl zum Arbeiten. Natürlich ausschließlich mit Mont Blanc-Füller. Im Eck des Raumes noch ein schwerer Ohrensessel mit einem kleinen Beistelltisch für längere Lektüren, eine ehrwürdige Stehlampe direkt dahinter, um die Szenerie in gediegenes Licht zu hüllen. So stellte ich mir im Studium mein Arbeitszimmer vor, wenn ich einmal im Job drin bin. Ein Traum. Und einer, den ich mir in der letzten Wohnung erfüllen konnte. Bis auf das mit den Büsten. Das ist affig.

    Ein Mann und sein Arbeitszimmer, back in 2018

    Kein Arbeitszimmer

    Beim letzten Umzug musste ich diesen locus amoenus leider aufgeben. Das hat mich schon ein bisschen verfolgt. Aber in einer Großstadt – das muss man zugeben – ist ein separates Arbeitszimmer ein Luxus, den man sich leisten können muss. Oder will. Und bei den gerade mal 1200 Euro, den man so ein Zimmer steuerlich geltend machen kann, zahlt man bei so einer Annehmlichkeit deutlich aus eigener Tasche drauf. Aber wo ein Arbeitszimmer integrieren, ohne dass es völlig deplatziert aussieht? Schreibtisch im Schlafzimmer – da hat man die Arbeit permanent vor sich. Schreibtisch im Wohnzimmer – möglich, will aber gut überlegt sein. Schreibtisch in der Küche – schwer vorstellbar, wenn da auch noch ein Esstisch drinstehen soll. Oder gleich gar keinen Schreibtisch und dann alles am Esstisch erledigen? Dann steht da aber halt immer ein Monitor in der Gegend herum. Das kann’s ja auch nicht sein.

    Wohin?

    Die Wahl fiel letztlich dann auf eine Aufteilung der Komponenten auf mehrere Zimmer: Im Wohnzimmer ist nun eine Bücherwand installiert, die mit zusätzlichen Regalaufsätzen bis unter die Decke reicht, um auf möglichst wenig Platz möglichst viel Literatur unterzubekommen. Der Schreibtisch selbst residiert in der Küche direkt am Balkonfenster. Allerdings ist das ein neuer. Für das alte Exemplar mit seiner 1,40×1 Meter Tischfläche war beim besten Willen kein Platz – und auch kein Bedarf, da meine Papierstapel über die Jahre immer kleiner (und digitaler) wurden. Jetzt ist dort ein kleiner Massivholztisch mit Schubladen integriert, der sich ein bisschen hinter dem Esstisch versteckt. Das taugt mir tatsächlich ganz gut, da auf diese Weise die Arbeitsecke den Raum nicht dominiert und so den Stellenwert in der Wohnung einnimmt, die sie eigentlich haben sollte. Um das Büroflair in der Küche weiter einzudämmen, sind sämtliche PC-Peripheriegeräte wie Tastatur und Maus kabellos und werden, sofern nicht gebraucht, einfach in einem Ablagefach im Schreibtisch verstaut. Bis ich ein Duo gefunden hatte, dass von den Ausmaßen her da auch reinpasst, hat es etwas gedauert, aber mit ein bisschen Suchen wird man schnell fündig. Aktuell stammen Funkmaus- und Tastatur von Rapoo. Nichts besonderes, aber alles sehr zweckmäßig, und für nicht mal 40€ für beides kann man definitiv nicht meckern. Wenn es der Ordnung dient. Zu der trägt seit Neuestem nun auch mein alter Raumtrenner bei. Denn dort wandern nach getaner Arbeit alle Unterlagen, Bücher und Korrekturen in einen Quasi-Handapparat. Damit bleibt der Schreibtisch leer.  Und das ist gut so.

     

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    Aus aktuellem Anlass: Geschichtsunterricht in den 90ern in Bayern

    Aus aktuellen Gründen, die mich umtreiben, da sie medial den Eindruck vermitteln, Bayern sei wieder mal der hinterwäldlerischste Fleck Erde in deutschen Landen: Ich bin in den 90er Jahren in einer bayerischen Kleinstadt nahe der Grenze zu Österreich groß geworden und aufs Gymnasium gegangen. Das Thema der Flüchtlingsströme war während des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien alleine aufgrund der geographischen Nähe zu unseren österreichischen Nachbarn ein ständiger Begleiter in den Medien sowie auch im Unterricht – ebenso wie die hohlen Wahllosungen der Republikaner, die mit kruden Plakaten in dieser Krisenzeit Stimmung machten. Nichtsdestotrotz war für uns als Teenager durch die Geisteshaltung klar, die es zu behalten galt. Und der Unterricht in der Mittelstufe hatte daran großen Anteil: Geschichte in der Mittelstufe war bei uns in den 80ern und 90ern voll und ganz fokussiert auf die NS-Zeit und die Verbrechen der Nazi-Zeit. In der neunten Klasse lud die Schule regelmäßig zwei KZ-Überlebende ein, die uns die Grauen aus den Geschichtsbüchern mit ihren persönlichen Schicksalen bestätigten. Ein Besuch im KZ Dachau war für uns verpflichtend – und für jeden von uns ein bewegendes und zugleich erschütterndes Ereignis. Hitler- oder Judenwitze waren bei uns in der Schule tabu. Auch untereinander. Hitlergrüße zum Spaß oder Imitationen brauner Persönlichkeiten gab es nicht. Das gehörte sich einfach nicht. Mitten in Zeiten des Genozids in Srebrenica, in Zeiten von brennenden Asylantenheimen in Solingen und Rostock fand man auch im tiefsten Oberbayern Rassismus und Antisemitismus scheiße. Der “Schrei nach Liebe” war für viele von uns nicht einfach nur ein kleines, nettes Partylied für Scheunen- oder Stadlparties, das man auch nach ein paar Bieren gebührend mitgrölen konnte. Es war ernst gemeinter Protest.

    Warum schreib ich das?

    Aus aktuellen Gründen, die mich umtreiben, da sie medial den Eindruck vermitteln, Bayern sei wieder mal der hinterwäldlerischste Fleck Erde in deutschen Landen.

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  • Allgemeines,  Technik

    Summer moved on 2023

    Letzte Woche hat der Sommer in Bayern nochmal alles gegeben: Fast zwei Wochen brütende Hitze bei Minimum 32 Grad, kein Wölkchen am Himmel. Die Leute belagerten Seen, in München die Isar bis tief in die Nacht. Die Cafés und Restaurants waren voll von gut gelaunten, sonnenverwöhnten Menschen. Und dann kam der Herbst – und mit ihm ein Temperatursturz von fast 20 Grad und Dauerregen.

    Perfektes Wetter für die ersten Arbeiten zum Schuljahresbeginn. Der findet hier erst heute in zwei Wochen statt, aber streckt schon mal langsam die Arme aus: Es gilt Nachprüfungen zu erstellen, Mediencurricula zu überarbeiten, Fortbildungen dazu vorzuplanen. Und als Systembetreuer bin ich ein bisschen neugierig zu sehen, ob die geplanten Vorhaben über die Ferien auch tatsächlich erledigt wurden. Das versprochene Schulnetz über wLan zum Beispiel. Oder der neue PC-Raum, den wir uns mit unserer Nachbarschule teilen. Bleiben Sie dran! Ich zähl auf Sie (wenn das noch jemand kennt)!

     

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  • Allgemeines,  Alltag

    Neue Lehrer braucht das Land

    Anfang August machte in Baden-Württemberg eine neue Kampagne von sich reden, mit der man den dringend benötigten Nachwuchs für die Lehrzunft ansprechen wollte. Leider ging das (wieder mal) nach hinten los. Denn die Werbeanzeigen bedienen vermutlich auch aus einer gewissen Unbeholfenheit heraus sämtliche Klischees des Lehrberufs: Arbeiten für den Papierkorb? Keinen Bock auf Arbeiten? Einfach mal machen, worauf man Bock hat? Juhu, ist alles im Lehrberuf vereint. Also nichts wie an Bord – das alles garniert mit dem gelegentlichen Kommafehler und einer Wortwahl von Vierzehnjährigen… nur halt anbiedernd von Best Agern verfasst und dadurch hart an der Grenze zum Fremdschämen.

    Wer glaubt, das sei nicht zu toppen, soll nur mal nach Bayern schauen. Da machte Anfang März eine ganz ähnliche Werbereihe des Kultusministeriums zur Akquirierung von Lehrkräften die Runde – und bekam online so viel Prügel, dass sie mittlerweile komplett vom Netz genommen ist. Ein Glück, wer davon einen Screenshot gemacht hat. Ich zum Beispiel.

    Was soll ich sagen? Außer dass ich zugeben muss, nicht zu wissen, was Flexen in diesem Zusammenhang bedeuten soll. Alles andere spricht für mich eine sehr deutliche Sprache. Ferien und Spaß, wann immer ich Bock habe. Permanent Freunde treffen, wenn es mir taugt. Aber geil Kohle abgreifen für nen Halbtagsjob. Für Lehrkräfte, denen drei Jahre Pandemie immer noch gut in den Knochen stecken, ist so eine Reklame der reinste Hohn. Natürlich ist es lobenswert, wenn sich die Ministerien der Bundesländer etwas zum Lehrermangel einfallen lassen und aktiv werden. Aber doch bitte nicht so! Wer soll sich denn von solchen Anzeigen bitte berufen fühlen? Vermutlich nicht die, die man für die Profession bräuchte. Denn von spontan Freizeit, permanent Urlaub und Flexen (was auch immer das in diesem Zusammenhang bedeuten mag), sind wir sichi meilenweit entfernt.

    Ich wünschte, ich hätte irgendwo noch die Informationsbroschüre, die mir in der Oberstufe damals in die Hände fiel, als sich bei mir so circa 1998 langsam abzeichnete, dass meine Zukunft Richtung Lehramt gehen würde. Die Situation war damals der heutigen nicht unähnlich: Lehrermangel zeichnete sich auch damals schon deutlich ab. Die Lehrkräfte der 68er Generation standen kurz vor der Pensionierung, hieß es damals, und die Öffentlichkeit fürchtete eine gigantische Pensionierungswelle und Tausende von unbesetzten Stellen.  Interessierte für das Lehramt bekamen daher keinen Flyer in die Hand gedrückt – sondern eine Infobroschüre. Ach was, eine Enzyklopädie: Voll von Text, von Statistiken und Prognosen zum benötigten Lehrpersonal über die nächsten 10 Jahre. Infos zum Unterschied von Lehramt vertieft und nicht-vertieft an den Universitäten, zu Regelstudienzeiten, dem Referendariat. Seriös bebildert und in entsprechender Diktion. Eigentlich das komplette Gegenteil zu den obigen Canva-Unfällen aus den süddeutschen Bundesländern. Die Broschüre hatte aber auch eine andere Zielgruppe: Leute für das Lehramtsstudium zu begeistern. Nicht einfach irgendwen, der sich (wie es in der BaWü-Kampagne der Fall zu sein scheint) mal aus einer Lust heraus dazu entscheidet, eine Auszeit des aktuellen Jobs zu nehmen, um für ein paar Jahre Versorgungslücken zu stopfen. So gewinnt man keinen Nachwuchs. So bekommt man Stopfmasse.

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    Kindle gezwungen tot

    Mein Kindle ist tot. Naja, nicht tot. Aber faktisch nutzlos. Von heute auf morgen bekam ich angezeigt, dass der Kindle Shop auf meinem Gerät ab sofort nicht mehr zur Verfügung steht und ich stattdessen auf ein anderes Gerät ausweichen solle. Angeblich kann ich über Computer oder mobile device weiterhin Titel kaufen, die automatisch auf mein Gerät synchronisiert werden. Aber das klappt nicht. Weder über 3G, das auf einmal nur noch in Edge Geschwindigkeit operiert. Noch im WLAN. “no new items found” heißt es. Na, vielen Dank.

    Damit ist meine Kindle-Bibliothek statisch auf die 110 Titel begrenzt, die sich in all den Jahren darauf angesammelt haben. Mehr kann ich auf diesem Gerät nicht mehr hinzufügen. Dabei wäre es noch top in Schuss. Und das, wo es schon gut in der Welt unterwegs war. In Rucksäcken, in Schultaschen, auf Reisen in Deutschland, in Europa, in Amerika. Es sah Gebirge, die Strände des Mittelmeers, des Pazifiks und die Ufer des Colorado. Weit gereist, aber immer noch gut drauf.

    Alte Besen kehren gut

    Gut, es ist nicht mehr das neueste. Wir sprechen hier von der dritten Kindle-Generation, die ich mir 2011 geleistet habe. Damals waren die Amazon-Geräte quasi konkurrenzlos. Und vor allem konkurrenzlos gut: Mein Gerät hat noch eine komplette Tastatur, ein separates 3G-Modul, um auch frei von WLAN Bücher zu kaufen, eine Kopfhörerbuchse und eine tatsächlich brauchbare Vorlesefunktion. Das Gerät war für mich erwähnenswert genug, um einen der ersten Technik-Artikel im Blog hier vor zehn Jahren zu verfassen. Der Speicher von 3 GB ist aus heutiger Sicht vielleicht eher niedlich, aber ganz ehrlich: Wieviel verbraucht so ein ebook schon? Nach 12 Jahren im Einsatz sind darauf noch 2950 MB frei. Ich bräuchte eigentlich keinen neuen eReader. Aber ich werde dazu gezwungen, weil irgendjemand dem Gerät den Support abdreht. Bei Smartphones, die auf hochkomplexen Betriebssystemen laufen und vor den steigenden Hardwareanforderungen der Apps irgendwann kapitulieren, verstehe ich das ja. Aber wie komplex ist im Vergleich denn dazu ein eReader? Ich will mit dem Ding keine 3D-Shooter zocken, kollaborativ ein Spreadsheet befüllen, oder AR-Apps nutzen. Ich will einfach nur lesen.

    Aber aus die Maus.

    Neue Besen – woher nehmen?

    Ich brauch ein neues Gerät. Und wenn ich meine Kindle-Bibliothek weiter behalten möchte, führt wieder kein Weg an Amazon vorbei. That’s the price you pay. Das ärgert mich gerade maßlos. Und zwar so sehr, dass ich mir sehr ernsthaft überlege, einen Nachfolger außerhalb des Amazon-Imperiums zu holen. Es ist nicht mehr 2011, und die Konkurrenz hat nicht geschlafen und gut aufgeholt. Aber was soll es letztlich werden?

    Ich werde berichten.

    Mögliche Vorgehensweisen sind hier von Lesern auf Mastodon im Thread beschrieben.

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  • Allgemeines,  Alltag,  Technik,  Unterricht

    Retrospektive 2022/23

    Wie jedes Jahr wird es Zeit in den ersten Tagen der Sommerferien das letzte Schuljahr Revue passieren zu lassen. Old habits within the Beamter die hard (wen es interessiert, hier ein paar Retrospektiven der vergangenen Jahr). So habe ich auch nochmal die Möglichkeit, mit ein paar Sachen auch abzuschließen. Denn derer Dinge gab es viele:

    • Grundtenor: Gefühlt geht für uns als Schule ein echtes Horrorjahr zu Ende (jetzt wo ich die anderen Retrospektiven lese, merke ich, dass ich das die letzten Jahre immer gesagt habe. Aber dieses Jahr ist der Fall etwas anders gelagert.) Mit dem Komplettausfall der bestellten Geräte für die gesamte Schule ging bei mir der Stress schon am Strand auf Korfu los und forderte ab da ordentlich Improvisationstalent. Das Ausmaß der Katastrophe lässt sich hier nachlesen. Aber auch in anderen Bereichen lief vieles bei uns im Schulhaus nach dem Einzug nicht. Der dritte Stock hatte über Monate keine Sprechanlage. Daher konnte man Durchsagen und Stundenwechsel schlichtweg nur erahnen. Uhren gingen mal. Mal gingen sie nicht. Mal gingen sie rückwärts. Durchsagen waren mal zu laut, dann viel zu leise. Oder die Lautsprecher rauschten 24 Stunden durch. Türen hatten keine Schlösser (oder die falschen), Internet war in manchen Räumen bis April nicht vorhanden. Trotz mehrmaligen Anmahnens von unserer Seite. Die Stadt kam mit der Beseitigung der Mängel nicht hinterher. Oder konnte es einfach nicht. Auf einer Liste, die im Lehrerzimmer aushing, sollten im wöchentlichen Turnus Mängel verzeichnet werden. Diese wurde dann über das Sekretariat dem Baureferat gemeldet, das wiederum die Liste abarbeitete und den neuen Status Quo zur Überprüfung aushängen ließ. Nur stimmte die hinten und vorne nicht. Vieles, was nach Liste gerichtet war, wurde einfach nicht in Angriff genommen. Wir mahnten die Mängel erneut an. Und es passierte nichts. Das Spiel führten wir über Monate weiter – und haben irgendwann resigniert. Unser PC-Raum hat zum Beispiel bis heute kein einziges Möbelstück zur Aufbewahrung der Geräte. Als ich dies Anfang des Schuljahres meldete, hieß es, wir hätten nichts für den Raum bestellt. Als ich ihnen schwarz auf weiß die Bestellung nachwies, hieß es plötzlich die Bestellung sei storniert worden (die Bestellung, die wir angeblich nie gemacht hätten, wohlgemerkt). Vor meinen Augen wurde eine neue Bestellung aufgeschrieben – und auf die warte ich bis heute. Nur der Großzügigkeit der Fachschaft Physik ist es zu verdanken, dass ich zumindest zwei Glasschränke dort aufstellen konnte. Die haben sie mir nämlich für den PC-Raum aus ihrem Bestand veräußert. Der Rest der Wände ist nackt. Oder er hält als Ablagerungsfläche her für Hardware der Klassenzimmer, die noch nicht fertiggestellt sind. Und so unterrichtet man dort umgeben von Kartons, abgestellten Whiteboards und Kisten mit Stromkabeln und Schrauben seine Klassen. Wie sich das anfühlt, brauche ich keiner Lehrkraft zu erzählen. Somit hat sich die Anfangseuphorie endlich wieder in unserem alten, frisch renovierten Schulhaus zu arbeiten schnell in Frust verkehrt. Entsprechend war das Jahr auch eine ziemliche Achterbahn der Gefühle. Auch für mich. Denn bei technischen Defekten, die an so einem Standort vor allem zu Jahresbeginn permanent auftauchen, bin ich als Systembetreuer erster Ansprechpartner. Ich half aus so schnell es ging. Aber trotzdem gingen viele von uns vor allem im ersten Halbjahr in die Stunden mit einem äußerst mulmigen Gefühl, da das technische Gelingen der Stunde einfach ein Glücksfall war. Und dieser Eindruck ist bei vielen bis zum Ende des Jahres haften geblieben, auch wenn de facto alles mittlerweile wirklich zufriedenstellend läuft. Die Leute haben auf das Thema Technik und Digitalisierung im Moment einfach keinen Bock mehr, weil das Tal der Tränen einfach zu lang gedauert hat. Ob ich daran etwas ändern kann, schaun wir mal.
    • Mein Equipment: Da hat sich tatsächlich ein bisschen was getan. Wider Erwarten. Denn aktuell hat mein Ausbildungsgerät mein Samsung S7 für den Unterricht etwas in den Schatten gestellt. Das Fujitsu Convertible, das wir als Lehrerdienstgerät deutlich zeitvertzögert Ende Oktober bekamen, begleitet mich auf Schritt und Tritt in der Schule – vor allem, seitdem auch Evernote als App auf dem Gerät funktioniert. Die Stadt hat wohl ein bisschen was an den Berechtigungen gedreht, sodass nun auch Fremd-Programme, die auf einen Server zugreifen, nicht per se blockiert werden (wenn auch noch lange nicht alle). Das Samsung S7 ist dennoch stets in der Tasche dabei – als Fallback-Option, als Zweitgerät, als zusätzlichen Bildschirm. So richtig will ich nämlich der Harmonie der Technik noch nicht vertrauen. In schulfremden Setups wie z. B. dem ISB ist das Lehrerdienstgerät noch ganz schön zickig und verweigert die Mitarbeit im WLAN. Ärgerlich… Was hingegen definitiv überflüssig geworden ist, ist der Microsoft Streaming Stick. Da unsere IWBs standardmäßig Miracast unterstützen, ist das kleine Gerätchen nicht mehr nötig.
    • Ende von Twitter: In diesem Schuljahr ging digital für mich eine Ära zu Ende. Seit der Übernahme von Twitter durch Mr. Musk ist der ehemalige Nabel meiner digitalen Lernwelt nicht mehr derselbe. Die Negativschlagzeilen in den ersten Wochen über Massenentlassungen und Knebelschichten der Belegschaft waren nur der Anfang der Tragödie. Es folgten der Rauswurf von Third Party Entwicklern und das Abschalten von Bots, was Dienste wie Tweetdeck, die über ein Jahrzehnt fantastische Arbeit geleistet hatten, von heute auf morgen unbrauchbar machte. Entsprechend wurde es auch schwieriger untereinander zu kommunizieren. Ohne den twlz- Bot verschwanden viele Tweets ungelesen im Zwitscher-Nirvana… oder in den unzähligen Werbe- und Spamnachrichten, die irgendwann Überhand nahmen. Dazu kam noch die zunehmend destruktive Grundstimmung und die Fragmentierung verschiedener Lager, die sich in regelmäßigen Abständen ans digitale Leder gingen – und das Chaos war perfekt. Das einst gut vernetzte digitale Lehrerzimmer bei Twitter zerfiel. Einige der Nutzer wanderten zu Instagram, andere zu Mastodon. Threads ist derzeit auch im Gespräch eine sinnvolle Alternative zu Twitter zu werden. Aber wenn man den Nachrichten aus Übersee glauben darf, ist ein Großteil der dort erstellten Accounts mittlerweile inaktiv. Die fehlende Kommunikation sollen nun Chat Bots dort vorgaukeln. Kein Kommentar. Kein Wunder also, dass viele User Twitter/X treu bleiben. Oder sich Seitensprünge gestatten – wie ich. Zumindest bis Mitte Juli. Ich empfand das ständige Hin- und Hergehüpfe irgendwann sehr anstrengend und habe Twitter mittlerweile vom Smartphone gelöscht. Jetzt bin ich dauerhaft bei Mastodon und sehr zufrieden damit. Da ist im Moment noch einiges im Aufbau, und das Tempo ist bei weitem nicht das, das man von Twitter gewöhnt war. Aber dafür herrscht dort auch deutlich weniger Grundrauschen und schlechte Laune. Es wirkt entspannter – und an vielen Stellen auch weiter entwickelt als Twitter: Allein die Möglichkeiten der Anpassung meines Accounts sind enorm: Mehr Platz für die Bio, mehr Platz für Links im Profil, automatisiertes Löschen von Tröts nach einem Haltbarkeitsdatum inklusive Ausnahmen. Da gibt es noch viel zu ergründen.
    • AI: In dieser Hinsicht gab das letzte Schuljahr einen echt gemeinten Startschuss für das Thema künstliche Intelligenz im Unterricht. Als ChatGPT im Winter aufschlug, ging ein riesiges Raunen durch die Bildungslandschaft. Es folgten weitere AI-Projekte wie Dall-E2 oder Midjourney, die schon seit Jahren in Entwicklung sind, nun aber die mediale Aufmerksamkeit erhielten, die sie auch verdienen. Mittlerweile ist das Thema wieder ein bisschen heruntergekocht. Aber wir werden uns damit auseinandersetzen müssen. Ob wir wollen oder nicht. Die ALP Dillingen hat das erkannt und bot in regelmäßigen Abständen eSessions zu dem Thema an. Sehr eindrucksvoll, was die Referierenden dort so vorzeigten. Ich war dabei – auf dem Rücken liegend, während ich die alte Wohnung weißeln war. Denn Umziehen war dieses Jahr angesagt:
    • Umzug: Noch im September habe ich beim Auspacken der Kisten an der Schule gemerkt, wie sehr ich es hasse, Zeug von A nach B zu wuchten und wieder aus Pappkartons zu befreien. Immer und immer wieder. Da ahnte ich noch nicht, dass ich dieser ätzende Arbeit in einem halben Jahr in eigener Sache erneut nachgehen würde. Wie aus dem Nichts ergab sich im Januar die Möglichkeit nach Haidhausen zu ziehen. Und so nahm ich schweren Herzens Abschied von meiner heiß geliebten Wohnung in Hadern, die mir in ein paar Jahren finanziell echt um die Ohren geflogen wäre. Der Umzug kam spontan und passierte mitten im Schuljahr. Das ging gut an die Kraftreserven. Und die Gesundheit. Erst hatte ich mir durch das ständige Wuchten der Kisten einen Nerv eingeklemmt, dann gab’s noch eine Prise Corona oben drauf, als keiner mehr dran geglaubt hatte. Alles verlief glimpflich, aber man merkt wieder mal: Man ist keine 18 Jahre mehr. Gesundheit ist wichtig.
    • Fazit: Und trotz aller Schwarzmalerei war es dann doch ein spannendes Jahr, in dem sich viel getan hat. Dank der Technikausfälle bekam ich ein paar tiefe Einblicke sowohl in die IT als auch die Organisation des Münchner Baureferats. Mit ein paar der Leuten bin ich mittlerweile sogar per Du und kann zur Not sogar privat anrufen, wenn die Hütte brennt. A propos tiefe Einblicke: Nirgendwo habe ich dieses Jahr mehr gelernt als bei mebis. Und das ist nicht nur meiner immer noch aufgeschlossenen Grundeinstellung zu verdanken, sondern vor allem dem ISB-Arbeitskreis, dem ich dieses Jahr wieder beiwohnen durfte. Durch das Schreiben und Reviewen von Tutorials für mehr oder weniger jeden Handgriff habe ich die Lernplattform so intensiv kennengelernt und genutzt wie noch nie. Und da gab es noch einiges an unbeackerten Feldern. Die Arbeit daran war intensiv, aber ich war Teil eines hochkompetenten und aufgeschlossenen Teams, das mit seiner positiven Grundeinstellung ein wohltuender Gegenpol zu dem Grundgrummeln vor Ort in der Schule darstellte. Aber auch dort wird sich die negative Stimmung des Anfangs legen. Über die Sommerferien sind die Karten schon immer neu gemischt worden.
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    Kekse lügen nicht

    Plätzchen im August? Ja, so habe ich auch geschaut, als ich heute meine Klasse in die Sommerferien entlassen habe, und von zwei Fans eine Tüte mit Selbstgebackenem geschenkt bekam. Aber das nicht nicht irgendwelche Plätzchen. Es sind ganz besondere Exemplare. Sie sind nämlich personalisiert und repräsentieren durch die Bank Dinge, die ich mag… Oder auch nicht. Wer mich tiefenpsychologisch mal näher analysieren wollte… look no further. Die Karten Kekse lügen nicht…
    Im Bild zu sehen:

    • Ein Laptop (könnte auch ein Gameboy sein 😁): Steht für meine Technikaffinität.
    • Eine Kaffeetasse: Steht für meinen Koffeinkonsum, den ich eigentlich meinen Klassen immer sehr zu verheimlichen trachte. Ich vermute eine undichte Stelle im Kollegium, die hierzu nähere Informationen geliefert hat.
    • Ein durchgestrichener Fußball: Meine Gleichgültigkeit gegenüber dieser Sportart kann ich leider weniger vor den Klassen verbergen als mein latentes Kaffeeproblem.
    • Ein Hund: Ich bin definitiv Mitglied im Team Hund. Auch wenn das gebackene Exemplar an einen Pudel erinnert, mit denen ich tatsächlich nicht so viel anfangen kann. Dabei wären Dackel bestimmt viel leichter zu backen gewesen.
    • Ein Dinosaurier: Aus einem erst kürzlichen Gespräch am Wandertag wurde mir die Information entlockt, dass mir Dinosaurier eigentlich egal sind (ähnlich wie Fußball). Ausnahme stellt lediglich der Brontosaurus dar. Die gemächlich vor sich hin ziehenden Pflanzenfresser fand ich auch schon in Jurassic Park anno 1993 ganz cool.
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  • Allgemeines,  Alltag

    Dit is Berlin

    Die letzten Wochen vor den Sommerferien beginnen. Finale. Oder wie es der Volksmund sagt: “Ihr habt ja jetzt eh nix mehr  zu tun.” Genau. Und deswegen stecken wir mitten drin in der Zeugniserstellung. Klassen- und Lehrerkonferenz starten im Anschluss an den regulären Unterricht in den Nachmittagsstunden und ziehen sich gerne mal bis 19.00 Uhr. Wir planen Wandertage, reservieren Gruppentickets, stellen Buchungen für die Klassen sicher. Sammeln Geld ein für Eintritt und öffentlichen Nahverkehr. Wir stecken in den Vorbereitungen für den Museumstag – oder sind eine komplette Arbeitswoche rund um die Uhr im Dienst, um die fünften Klassen im Schullandheim bei Laune zu halten. Oder wie in unserem Fall: Knapp 80 Zehntklässler in Berlin.

    Wir fahren nach Berlin!

    Unter den Teenagern, mit denen wir seit Tagen durch die Häuserschluchten der Hauptstadt ziehen, sind auch Teile meiner ehemals fünften Klasse dabei, die ich vor fünf Jahren an unserem Gymnasium begrüßt habe – eine echt tolle Truppe damals, die nicht nur lernbegierig, sondern auch richtig witzig war. Mit ihnen habe ich Marleen von Marianne Rosenberg samt Choreographie einstudiert, damit sie beim Einsammeln von Prüfungen und Übungen die Hände von den Stiften lassen oder die schwäb’sche Eisebahne besungen. Wir haben zu einer Drum Machine im Chor dekliniert. Lauter so herzerfrischend nutzloser Kram, den wir da veranstaltet haben. Aber diese Zeiten liegen nun hinter uns. Wir sind älter geworden. Sie sind älter geworden. Und aus den Kindern von damals wurden junge Erwachsene, die kurz vor dem Eintritt in die gymnasiale Oberstufe stehen. Nix mit Schabernack mehr. Viel zu kindisch. Außerdem haben wir in der riesigen Gruppe an Leuten sowieso kaum Berührungspunkte über die Woche. Die Zehntklässler, die ich von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit begleite, kenne ich kaum. Sie sind aus Klassen, die ich nie im Unterricht hatte. Auch sonst komme ich mit meinen ehemaligen Schützlingen kaum ins Gespräch. Das Programm ist packevoll, die Wege lang, die Temperaturen konsequent jenseits der 30 Grad. Da fehlt einfach die Zeit für entsprechenden Smalltalk.
    Nur einmal in der Tram komme ich mit zehn “meiner” Jungs ins Gespräch. Sie präsentieren sichtlich stolz die fliederfarbenen Tanktops, die sie allesamt in einem der Läden am Alexanderplatz erworben haben. Wie lila Schlümpfe stehen sind eng aneinander gequetscht in der Tram. “Ihr seht fast ein bisschen aus wie eine Boyband. Fehlt nur noch eine Choreo”, meine ich. Sie lächeln verlegen bis zur nächsten Haltestelle, und raus sind sie. Auf dem Weg in die Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg. Ich fahre weiter mit meinen Leuten nach Hohenschönhausen in das ehemalige Stasi-Gefängnis, und wir lassen uns von ehemaligen Häftlingen durch diesen unheimlichen Ort der nicht so weit zurück liegenden Vergangenheit führen. Durch miefige Keller, Internierungszellen und piefige Büros mit ockerfarbenen Mustertapeten und mausgrauen Polstermöbeln. Wir lauschen gebannt den Ausführungen unseres Guides über die Verhörmethoden der Stasi, lesen uns durch Akten, in denen die mitunter lächerlichen Verhaftungsgründe der Insassen dokumentiert sind – und kehren letztlich geplättet von Eindrücken und der Tristesse des Ortes irgendwann ins Hotel zurück. Uff…

    Nachtschicht

    Entsprechend fertig bin ich, als ich am Abend mit der Zimmerkontrolle beginne. Und verwirrt, als ich im Zimmer meiner “alten” Zehntklässler stehe. Es sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen: die Kissen liegen am Boden,  die Einkaufstüten sind hastig in eine Ecke gepfeffert. Die Betten wurden zur Seite geschoben und stehen kreuz und quer im Raum. Hauptsache die neuen Flieder – Tanktops, die sie am Körper tragen, sind unversehrt und trösten über das Chaos hinweg. Ich bin sofort genervt. Nach dem langen Tag jetzt auch noch schimpfen. Das brauch ich gerade noch. “Was ist denn hier los?” frage ich hörbar genervt in den Raum. Der Rädelsführer des Männerrudels tritt etwas verunsichert hervor. “Wir haben für Sie eine Choreographie einstudiert”. Und auf einmal formieren sich die vier Jungs zu zwei Pärchen und führen mir eine astreine Tanzeinlage zu Dancing Queen vor. Mit Drehungen, Schrittfolgen, Handwechsel. Das ganze Programm. Vier Jungs, von denen mir jeder einzelne größentechnisch problemlos auf den Kopf spucken könnte, hüpfen hochkonzentriert vor mir herum – und ich versteh die Welt nicht mehr… bis ich mich an das Gespräch in der Tram erinnere. Mein Ärger verfliegt sofort. Es ist wieder genauso wie vor fünf Jahren. Der Schalk sitzt den Teenies noch genauso im Nacken wie damals. Entsprechend überschwänglich bedanke ich mich am Ende für die Performance – und werde gleich ein Zimmer weitergeschickt, wo mich die nächste Einlage erwartet. Auch hier steht ein Quartett in Flieder bereit. Und tanzt mir vor. Zu einem Mixtape von der schwäb’schen Eisebahne, das mitten drin plötzlich zu Marleen überblendet. Die Musik schallt den ganzen Gang entlang. Irgendwann stehen meine Kollegen mit in der Tür und blicken etwas ratlos auf das Szenario. “Was soll das denn?”, werde ich gefragt. Tja, dit is meene fünfte Klasse <3!

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    4.6