Wenn es auf diesem Blog einen Award für den oberflächlichsten Artikel überhaupt geben sollte, dann wäre dieser hier ein heißer Anwärter. Denn dieses Mal geht es ausschließlich ums Aussehen. Nämlich dem von Arbeitsblättern. Ich weiß, ich weiß, never judge a book by its cover, aber wie soll man ein Arbeitsblatt ernst nehmen, das vom Layout aussieht wie aus Krusty’s Playhouse?
Wenn man so all die Arbeitsblätter in der Schule vor seinem geistigen Auge Revue passieren lässt, muss ich schon eingestehen, dass es doch einige Kreationen gab, mit denen das Lernen nicht wirklich leichter wurde bzw. völlig unmöglich war; zum Beispiel die guten alten Blaupausen, mit denen ich noch bis Mitte der 90er als Schüler gequält wurde. Die Dinger waren auf mausgraues, seltsam glatt-glibberiges Papier gefertigt, auf das die Schreibmaschinenseite in blauen Buchstaben aufgedruckt wurde. Und das in der Regel entweder schief oder so verrückt, dass Buchstaben, Sätze, ja teilweise ganze Absätze fehlten. Oder die orgiastischen Schriftart-Experimente, als die PCs auf Lehrerschreibtischen Einzug hielten. Jede Überschrift in einem neuen Font oder gar Wordart in Bögen, Schlangenlinien, mehrfarbig, gespiegelt, geschraubt und darunter am besten ein Fließtext in Comic Sans. Das Worst Case Scenario, das wir sogar von Dozenten im Studium noch so präsentiert bekommen haben.
Zum Glück hatte ich im Referendariat einen ganz wunderbaren Seminarlehrer, der uns in dieser Hinsicht schnell den Kopf zurecht gerückt hat: Das Arbeitsblatt ist die Visitenkarte eines Lehrers. Das Layout sollte in sich stimmig, schlicht und erkennbar sein. Ein Blick darauf und es ist klar: Das ist von Herrn/Frau Sowieso. Und darauf habe ich spätestens ab dem Zweigschuleinsatz geachtet. Mein Layout für Arbeitsblätter ist seitdem immer dasselbe. Und das erleichtert auch das Erstellen von neuen Arbeitsblättern ungemein.
Die Qual der Wahl
Das Auffinden von geeigneten Schriftarten ist eine sehr individuelle Sache, in die man auch Unmenge an Zeit versenken kann. Es geht ja nicht nur darum, schöne Fonts zu finden, sondern auch um das Zusammenspiel. Bilden die Schriftarten im Layout eine Einheit oder nicht? Zum Glück gibt es mittlerweile eine große Menge an Seiten im Netz, die bei der Suche entweder wertvolle Tipps geben oder sogar in ihren Augen gelungene Font-Ensembles vorstellen, von denen man sich inspirieren und im besten Fall sogar klauen kann, um sie für sich zu nutzen. Ich persönlich kann die Ensembles von canva sehr empfehlen, mit dem ich schon seit langer Zeit arbeite, wenn es um das Gestalten von Plakaten oder Flyern geht. Unter Layout und Text findet man dort verschiedene Zusammenstellungen von Schriftarten, die gut zusammenpassen.
Diese Schriftarten lassen sich in der Regel auch im Netz als Font-Datei finden, installieren und künftig auch in eigenen Schriftdokumenten verwenden. Dass diese Zusammenstellungen selten mehr als drei Fonts beinhalten, ist gewollt. Denn zu viele Schriftstile zerschlagen den optischen Eindruck in Windeseile. Ich persönlich habe mir angewöhnt, für meine Arbeitsblätter immer ein Ensemble aus drei Schriften zu nutzen. Für die Kopfzeile, für die Überschrift und schließlich für den Fließtext mit der eigentlichen Information.
Handarbeit mit Formatvorlagen
Diese Schriftarten speichere ich mir als Formatvorlage in einem Template, die Grundlage eines jeden Arbeitsblattes ist. In einem Fenster (Standardmäßig an der rechten Seite des Bildschirms oder unter “Eigenschaften” auf dem Icon oben rechts abrufbar) ist dort genau festgelegt, welche Schriftart, Größe, Farbe und Zeilenabstand genutzt werden soll, wenn ich im Dokument einen Text als Titel, als Fließtext oder Zwischenüberschrift definiere. Diese Vorlagen kann man sowohl bei Word als auch bei Open Office entweder neu definieren oder bestehende anpassen. Ich habe mich irgendwann für letzteres entschieden, damit die Anzahl der Formatvorlagen innerhalb eines Dokumentes übersichtlich bleibt.
Formatvorlagen, die ich nicht benötige, wie zum Beispiel verschiedene Entwürfe für Überschriften (Open Office hat in der Standard-Vorlage bis zu zehn Formate für Überschriften) lösche ich oder verberge ich, soweit es die Textverarbeitung zulässt.
Mein Template ist im Vergleich zu dem Standard-Template deutlich verschlankt und beinhaltet lediglich Formatvorlagen für Kopfzeile, Fußzeile, Fußnote, Überschrift, Zwischenüberschrift und schließlich den Fließtext. Wer viel mit Abbildungen arbeitet, kann ebenso auch Vorlagen für Bildunterschriften hinzufügen. Ist man mit der fertigen Vorlage zufrieden, wird das Dokument einfach als Vorlage abgespeichert und ist ab jetzt jeder Zeit unter Vorlagen abrufbar (in Libre Office unter “Datei > Neu > Vorlage…”). Voilà!
Wenn jemand hier noch ein paar nützliche Tipps zur Erstellung von Arbeitsblättern mit Hilfe von Formatvorlagen hat – seien es praktische Erfahrungen oder Literaturtipps in Form von Webseiten oder Büchern -, darf er/sie sich gerne in den Kommentaren verewigen.
13 Comments
Julius
Hier zur Ergänzung zwei alte Blogbeiträge von mir:
– ursprüngliche Version: http://monsieur-becker.de/2014/arbeitsblattvorlage/
– Aktualisierung: http://monsieur-becker.de/2015/arbeitsblattvorlage-update/
rhadamanthys
Man verwende Latex, da gibt es für so ziemlich alles fertige Style Files, in denen natürlich alles abgestimmt ist.
Damit macht man ein Template, das hält dann Jahrzehnte. ernsthaft, ich habe anläßlich der Bachelorarbeit der Tochter meine alte Diplomarbeit aus dem Jahr 1988 nochmal “getext” lief durch, sah aus wie vor 30 Jahren auf einem anderen Betriebssystem.
jmklinge
Stimme dir vollkommen zu und habe da auch stets ein Auge drauf – zum Leidwesen der Referendare, die dann da durch müssen 😉
753_SPQR
In die Gestaltung von ABs habe ich bestimmt schon zig Stunden investiert und bin immer noch auf der Suche nach dem perfekten Style. Bei den Fonts gilt auch zu bedenken, dass heruntergeladene zu Kompatibilitätsproblemen führen können, wenn man sie weitergibt oder an einem fremden Rechner bearbeitet.
Über die Schriftarten und -stile hinaus finde ich noch interessant, welche Informationen die Arbeitsblätter so enthalten. Auf deinem Beispiel sieht man ja den Schulnamen. Der ist bei mir nicht drauf. Ich hatte bisher immer mein Kürzel drauf, frage mich aber bisweilen, ob das unbedingt nötig ist. Das Fach ist sicherlich sinnvoll. Platz für ein Datum auch. Eine Zeilennummerierung bei zusammenhängendem Text ist Pflicht.
Blocksatz oder linksbündig? Und sind zwei Textspalten nicht leichter zu lesen als eine breite? Aber: Nimmt das nicht zu viel Platz weg? Lieber alles enger machen und dafür nur eine Seite brauchen oder in Kauf nehmen, eine zweite Seite anzufangen?
So viele Möglichkeiten. Ich suche noch den Königsweg. 🙂
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Hauptschulblues
“Wenn es auf diesem Blog einen Award für den oberflächlichsten Artikel überhaupt geben sollte, dann wäre dieser hier ein heißer Anwärter.”
Mitnichten! Hauptschulblues wollte immer schon klar gegliederte, erkennbare und zuordenbare Arbeitsblätter.
Prima Artikel.
Birgit Lachner
Anstatt eine Vorlage zu verbergen kannst du dich natürlich auf “Verwendete” beschränken. Wusste gar nicht, dass man was verbergen kann.
Was die Refs betrifft, die ich betreut habe … die AB sind meist so kompliziert, dass kaum Fließtext vorkommt. Da braucht man keine Format-Vorlagen 🙂
Ich selber bin ein intensiver Nutzer von Format-Vorlagen … nicht immer aber wenns sinnvoll ist schon. Ich bin so froh dass ich damals … vor vielleicht 30 Jahren (OMG!!!) auf Word 2.0 für Windows die dort enthaltene Einführung intensiv durchgearbeitet habe. Das hat mich seit damals geprägt.
herr_mess
Uh, die Option sich auf verwendete Vorlagen zu beschränken kenne ich gar nicht. Wo finde ich die denn???
Birgit Lachner
Im letzten Bild sieht man doch (in OpenOffice) einen Fensterbereich wo die Formatvorlagen in Vorschau zu sehen sind. Darunter ist bei mir ein Häckchen (Vorschau zeigen oder nicht) und dann eine DropDown-Liste, wo man das auswählen kann.
Bernd das Brot
Ich habe mich immer gefragt, wozu die Kopfzeile – (Name,) Klasse, Schule – gut ist, die so viele Kollegen verwenden.
Das Arbeitsblatt ist in der Regel für Schüler gedacht, die im Normalfall wissen, wie sie heißen und in welcher Klasse sie sind. Wenn die es verlieren, stimmt was in der Arbeitshaltung nicht.
Bei den sonstigen Fällen (“Wenn’s mal am Kopierer liegen bleibt” oder “Wenn ich es einem Kollegen in die Hand drücken will”) geht die Daseinsberechtigung der Kopfzeile dann letztendlich in die Richtung “So können es andere nicht so einfach als ihr eigenes ausgeben” (Naja, sie müssen zumindest vorher eine Schere ansetzen), außerdem kommen diese Fälle im Vergleich zum normalen Zweck so verschwindend selten vor, dass mir die Zeile zu kostbar ist, sie dazu zu benutzen.
Aber wahrscheinlich denke ich da zu negativ – ich bitte um Aufklärung 🙂
Ancgreek
Wichtiger als bei normalen Arbeiten finde ich das Layout sogar bei Klausuren und Klassenarbeiten. Ein übersichtliches und wiedererkennbares Layout hilft mE den Schülern enorm bei der Bearbeitung und gibt zusätzlich Sicherheit.
Meine Klausurbögen würde man auch unter Tausenden herausfinden 😂
Ancgreek
Nicht zu unterschätzen sind übrigens auch Trennstriche oder die Verwendung von Einkastungen etc., um einem Blatt ein Gesicht zu geben.
Marc
Ein wichtiges Thema, ich teile deine Erfahrungen, Herr Mess, und wie ja auch die anderen Kommentare schon zeigen, ist das ein Thema, das in der Ausbildung viel zu kurz kommt. Man kann es sicher zum Bereich instructional design zählen, das besonders heutzutage zum Standard gehören müsste … Ich bekomme keine Provision, aber habt ihr schon mal tutory.de probiert? Ich find’s gut, auch wenn’s a bissl kostet, denn mit der free version können die hier – zu recht – geforderten Ansprüche an AB nicht erfüllt werden. Es erleichtert die Erstellung von AB doch sehr, und das Angebot wird in Richtung sharing und embedding und einiges mehr noch ausgebaut.