Vertretungsstunde in meiner fünften Klasse. Da nur die Hälfte der Schüler anwesend ist (die anderen wuseln im Sport herum), entscheide ich mich AUSNAHMSWEISE für einen Film. In der Fachschaft Latein sind wir medientechnisch mittlerweile so gut aufgestellt, dass ich auch schnell fündig werde. Eine “Sendung mit der Maus”-DVD mit Beiträgen zur römischen Geschichte lacht mich geradezu an. Die Folgen haben mittlerweile einige Jährchen auf dem Buckel. Den Beitrag zur Sonnenuhr des Augustus kenne ich sogar noch selber aus Schulzeiten. Das war anno 19…*unverständlichgrummelmurmelstammel*
Die Expertenmeinungen haben einen Großteil der darin aufgestellten Fakten mittlerweile widerlegt, aber das soll uns vorerst nicht kratzen. Wenn der Schatten des Obelisken am Geburtstag des Augustus genau auf die Ara Pacis fällt, um die Menschheit symbolisch auf seine Frieden stiftenden Taten hinzuweisen, ist es totenstill in der Klasse. Der Beitrag verbreitet echtes Indiana-Jones-Flair und verfehlt seine Wirkung nicht beim anwesenden Mini-Publikum. Ich blicke in 12 faszinierte Augenpaare – und 3, die etwas verstört dreinschauen. Es sind unsere drei Schüler aus dem Ausland, die zum ersten Mal in ihrem Leben eine Folge aus der Sendung mit der Maus sehen. Der Beitrag selber ist wunderbar für sie, was ihren Unmut erregt, sind die Zeichentrickclips dazwischen, mit denen die Sachgeschichten aufgelockert werden. “Warum ist das ein blaues Elefant?” fragt Adrienne aus Frankreich und kratzt sich verstört am Kopf, während eine vibrierende Maus in Orange ihren Bauch aufmacht und ein Uhrwerk offenbart oder beim Angeln plötzlich einen Stöpsel eines Teichs zieht und buchstäblich auf dem Trockenen sitzt. Alles garniert mit denselben Soundeffekten, die sich seit den 70ern nicht mehr geändert haben: Das Kastagnetten-Klappern der Mausaugenlider, das Prusten des Elefanten, das Xylophongeschrammel, wenn einer der Charaktere Sternchen sieht. Das ist schon alles etwas oll… Aber dennoch so vertraut, dass man vor lauter Nostalgie darüber hinwegsieht. Selbst die Zehnjährigen. Als die drei Kinder immer noch etwas verstört umhersehen und die Faszination ihrer deutschen Klassenkameraden bemerken, meint die kleine Harriet auf Englisch, damit es keiner der Schüler mitbekommt: “Sir, what is it they’re so happy about? This big-eyed mouse is really creepy.” “Well, it’s a German thing.”
Case closed.
3 Comments
Romy Burgermädchen
Guten Tag Herr Mess,
Ich bin Ramona Wrona, Studentin an der Hochschule der Medien in Stuttgart und schreibe gerade an meiner Masterarbeit zum Thema Einsatz von Tablets an Schulen. Hierzu habe ich eine Onlineumfrage vorbereitet welche sich an LehrerInnen richtet und mir Ergebnisse vom aktuellen Stand der Lage bringen soll.
Hier kommen Sie zu meiner Umfrage: https://www.umfrageonline.com/s/1719e9c
Die Umfrage dauert ca. 5-10 Minuten. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie an der Umfrage teilnehmen. Damit die Umfrage auch repräsentativ wird bin ich auf der Suche nach möglichst vielen Teilnehmern und freue mich besonders über einen Tweet, Facebookpost etc. Gerne können Sie die Umfrage auch mit Ihren Bloglesern oder ggf. mit Ihren Kollegen teilen.
Mit Ihrer Hilfe würden Sie maßgeblich zum Erfolg meiner Abschlussarbeit beitragen. Alle Teilnehmer haben außerdem die Chance PONS Produkte für ihren Unterricht zu gewinnen.
Ich freue mich über eine kurze Rückmeldung gerne auch via Mail an rw031 @ hdm-stuttgart.de
Vielen Dank und Grüße aus Stuttgart
Ramona Wrona
herr_mess
Hab die Umfrage nach bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Viel Erfolg bei der weiteren Arbeit!
lilohenner
😀
Wir lieben die Maus!
Neulich sah ich mit Lucy eine englische Komödie – schwarzer Humor. Da kam die selbe Frage auf: “Warum ist das jetzt lustig, wenn der sterben will?” “Nun ja, das ist eben englischer Humor, das finden die witzig.” Am nächsten Wochenende meinte Lucy dann, also diesmal wolle sie eine richtige Komödie angucken!