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    Retrospektive 2022/23

    Wie jedes Jahr wird es Zeit in den ersten Tagen der Sommerferien das letzte Schuljahr Revue passieren zu lassen. Old habits within the Beamter die hard (wen es interessiert, hier ein paar Retrospektiven der vergangenen Jahr). So habe ich auch nochmal die Möglichkeit, mit ein paar Sachen auch abzuschließen. Denn derer Dinge gab es viele:

    • Grundtenor: Gefühlt geht für uns als Schule ein echtes Horrorjahr zu Ende (jetzt wo ich die anderen Retrospektiven lese, merke ich, dass ich das die letzten Jahre immer gesagt habe. Aber dieses Jahr ist der Fall etwas anders gelagert.) Mit dem Komplettausfall der bestellten Geräte für die gesamte Schule ging bei mir der Stress schon am Strand auf Korfu los und forderte ab da ordentlich Improvisationstalent. Das Ausmaß der Katastrophe lässt sich hier nachlesen. Aber auch in anderen Bereichen lief vieles bei uns im Schulhaus nach dem Einzug nicht. Der dritte Stock hatte über Monate keine Sprechanlage. Daher konnte man Durchsagen und Stundenwechsel schlichtweg nur erahnen. Uhren gingen mal. Mal gingen sie nicht. Mal gingen sie rückwärts. Durchsagen waren mal zu laut, dann viel zu leise. Oder die Lautsprecher rauschten 24 Stunden durch. Türen hatten keine Schlösser (oder die falschen), Internet war in manchen Räumen bis April nicht vorhanden. Trotz mehrmaligen Anmahnens von unserer Seite. Die Stadt kam mit der Beseitigung der Mängel nicht hinterher. Oder konnte es einfach nicht. Auf einer Liste, die im Lehrerzimmer aushing, sollten im wöchentlichen Turnus Mängel verzeichnet werden. Diese wurde dann über das Sekretariat dem Baureferat gemeldet, das wiederum die Liste abarbeitete und den neuen Status Quo zur Überprüfung aushängen ließ. Nur stimmte die hinten und vorne nicht. Vieles, was nach Liste gerichtet war, wurde einfach nicht in Angriff genommen. Wir mahnten die Mängel erneut an. Und es passierte nichts. Das Spiel führten wir über Monate weiter – und haben irgendwann resigniert. Unser PC-Raum hat zum Beispiel bis heute kein einziges Möbelstück zur Aufbewahrung der Geräte. Als ich dies Anfang des Schuljahres meldete, hieß es, wir hätten nichts für den Raum bestellt. Als ich ihnen schwarz auf weiß die Bestellung nachwies, hieß es plötzlich die Bestellung sei storniert worden (die Bestellung, die wir angeblich nie gemacht hätten, wohlgemerkt). Vor meinen Augen wurde eine neue Bestellung aufgeschrieben – und auf die warte ich bis heute. Nur der Großzügigkeit der Fachschaft Physik ist es zu verdanken, dass ich zumindest zwei Glasschränke dort aufstellen konnte. Die haben sie mir nämlich für den PC-Raum aus ihrem Bestand veräußert. Der Rest der Wände ist nackt. Oder er hält als Ablagerungsfläche her für Hardware der Klassenzimmer, die noch nicht fertiggestellt sind. Und so unterrichtet man dort umgeben von Kartons, abgestellten Whiteboards und Kisten mit Stromkabeln und Schrauben seine Klassen. Wie sich das anfühlt, brauche ich keiner Lehrkraft zu erzählen. Somit hat sich die Anfangseuphorie endlich wieder in unserem alten, frisch renovierten Schulhaus zu arbeiten schnell in Frust verkehrt. Entsprechend war das Jahr auch eine ziemliche Achterbahn der Gefühle. Auch für mich. Denn bei technischen Defekten, die an so einem Standort vor allem zu Jahresbeginn permanent auftauchen, bin ich als Systembetreuer erster Ansprechpartner. Ich half aus so schnell es ging. Aber trotzdem gingen viele von uns vor allem im ersten Halbjahr in die Stunden mit einem äußerst mulmigen Gefühl, da das technische Gelingen der Stunde einfach ein Glücksfall war. Und dieser Eindruck ist bei vielen bis zum Ende des Jahres haften geblieben, auch wenn de facto alles mittlerweile wirklich zufriedenstellend läuft. Die Leute haben auf das Thema Technik und Digitalisierung im Moment einfach keinen Bock mehr, weil das Tal der Tränen einfach zu lang gedauert hat. Ob ich daran etwas ändern kann, schaun wir mal.
    • Mein Equipment: Da hat sich tatsächlich ein bisschen was getan. Wider Erwarten. Denn aktuell hat mein Ausbildungsgerät mein Samsung S7 für den Unterricht etwas in den Schatten gestellt. Das Fujitsu Convertible, das wir als Lehrerdienstgerät deutlich zeitvertzögert Ende Oktober bekamen, begleitet mich auf Schritt und Tritt in der Schule – vor allem, seitdem auch Evernote als App auf dem Gerät funktioniert. Die Stadt hat wohl ein bisschen was an den Berechtigungen gedreht, sodass nun auch Fremd-Programme, die auf einen Server zugreifen, nicht per se blockiert werden (wenn auch noch lange nicht alle). Das Samsung S7 ist dennoch stets in der Tasche dabei – als Fallback-Option, als Zweitgerät, als zusätzlichen Bildschirm. So richtig will ich nämlich der Harmonie der Technik noch nicht vertrauen. In schulfremden Setups wie z. B. dem ISB ist das Lehrerdienstgerät noch ganz schön zickig und verweigert die Mitarbeit im WLAN. Ärgerlich… Was hingegen definitiv überflüssig geworden ist, ist der Microsoft Streaming Stick. Da unsere IWBs standardmäßig Miracast unterstützen, ist das kleine Gerätchen nicht mehr nötig.
    • Ende von Twitter: In diesem Schuljahr ging digital für mich eine Ära zu Ende. Seit der Übernahme von Twitter durch Mr. Musk ist der ehemalige Nabel meiner digitalen Lernwelt nicht mehr derselbe. Die Negativschlagzeilen in den ersten Wochen über Massenentlassungen und Knebelschichten der Belegschaft waren nur der Anfang der Tragödie. Es folgten der Rauswurf von Third Party Entwicklern und das Abschalten von Bots, was Dienste wie Tweetdeck, die über ein Jahrzehnt fantastische Arbeit geleistet hatten, von heute auf morgen unbrauchbar machte. Entsprechend wurde es auch schwieriger untereinander zu kommunizieren. Ohne den twlz- Bot verschwanden viele Tweets ungelesen im Zwitscher-Nirvana… oder in den unzähligen Werbe- und Spamnachrichten, die irgendwann Überhand nahmen. Dazu kam noch die zunehmend destruktive Grundstimmung und die Fragmentierung verschiedener Lager, die sich in regelmäßigen Abständen ans digitale Leder gingen – und das Chaos war perfekt. Das einst gut vernetzte digitale Lehrerzimmer bei Twitter zerfiel. Einige der Nutzer wanderten zu Instagram, andere zu Mastodon. Threads ist derzeit auch im Gespräch eine sinnvolle Alternative zu Twitter zu werden. Aber wenn man den Nachrichten aus Übersee glauben darf, ist ein Großteil der dort erstellten Accounts mittlerweile inaktiv. Die fehlende Kommunikation sollen nun Chat Bots dort vorgaukeln. Kein Kommentar. Kein Wunder also, dass viele User Twitter/X treu bleiben. Oder sich Seitensprünge gestatten – wie ich. Zumindest bis Mitte Juli. Ich empfand das ständige Hin- und Hergehüpfe irgendwann sehr anstrengend und habe Twitter mittlerweile vom Smartphone gelöscht. Jetzt bin ich dauerhaft bei Mastodon und sehr zufrieden damit. Da ist im Moment noch einiges im Aufbau, und das Tempo ist bei weitem nicht das, das man von Twitter gewöhnt war. Aber dafür herrscht dort auch deutlich weniger Grundrauschen und schlechte Laune. Es wirkt entspannter – und an vielen Stellen auch weiter entwickelt als Twitter: Allein die Möglichkeiten der Anpassung meines Accounts sind enorm: Mehr Platz für die Bio, mehr Platz für Links im Profil, automatisiertes Löschen von Tröts nach einem Haltbarkeitsdatum inklusive Ausnahmen. Da gibt es noch viel zu ergründen.
    • AI: In dieser Hinsicht gab das letzte Schuljahr einen echt gemeinten Startschuss für das Thema künstliche Intelligenz im Unterricht. Als ChatGPT im Winter aufschlug, ging ein riesiges Raunen durch die Bildungslandschaft. Es folgten weitere AI-Projekte wie Dall-E2 oder Midjourney, die schon seit Jahren in Entwicklung sind, nun aber die mediale Aufmerksamkeit erhielten, die sie auch verdienen. Mittlerweile ist das Thema wieder ein bisschen heruntergekocht. Aber wir werden uns damit auseinandersetzen müssen. Ob wir wollen oder nicht. Die ALP Dillingen hat das erkannt und bot in regelmäßigen Abständen eSessions zu dem Thema an. Sehr eindrucksvoll, was die Referierenden dort so vorzeigten. Ich war dabei – auf dem Rücken liegend, während ich die alte Wohnung weißeln war. Denn Umziehen war dieses Jahr angesagt:
    • Umzug: Noch im September habe ich beim Auspacken der Kisten an der Schule gemerkt, wie sehr ich es hasse, Zeug von A nach B zu wuchten und wieder aus Pappkartons zu befreien. Immer und immer wieder. Da ahnte ich noch nicht, dass ich dieser ätzende Arbeit in einem halben Jahr in eigener Sache erneut nachgehen würde. Wie aus dem Nichts ergab sich im Januar die Möglichkeit nach Haidhausen zu ziehen. Und so nahm ich schweren Herzens Abschied von meiner heiß geliebten Wohnung in Hadern, die mir in ein paar Jahren finanziell echt um die Ohren geflogen wäre. Der Umzug kam spontan und passierte mitten im Schuljahr. Das ging gut an die Kraftreserven. Und die Gesundheit. Erst hatte ich mir durch das ständige Wuchten der Kisten einen Nerv eingeklemmt, dann gab’s noch eine Prise Corona oben drauf, als keiner mehr dran geglaubt hatte. Alles verlief glimpflich, aber man merkt wieder mal: Man ist keine 18 Jahre mehr. Gesundheit ist wichtig.
    • Fazit: Und trotz aller Schwarzmalerei war es dann doch ein spannendes Jahr, in dem sich viel getan hat. Dank der Technikausfälle bekam ich ein paar tiefe Einblicke sowohl in die IT als auch die Organisation des Münchner Baureferats. Mit ein paar der Leuten bin ich mittlerweile sogar per Du und kann zur Not sogar privat anrufen, wenn die Hütte brennt. A propos tiefe Einblicke: Nirgendwo habe ich dieses Jahr mehr gelernt als bei mebis. Und das ist nicht nur meiner immer noch aufgeschlossenen Grundeinstellung zu verdanken, sondern vor allem dem ISB-Arbeitskreis, dem ich dieses Jahr wieder beiwohnen durfte. Durch das Schreiben und Reviewen von Tutorials für mehr oder weniger jeden Handgriff habe ich die Lernplattform so intensiv kennengelernt und genutzt wie noch nie. Und da gab es noch einiges an unbeackerten Feldern. Die Arbeit daran war intensiv, aber ich war Teil eines hochkompetenten und aufgeschlossenen Teams, das mit seiner positiven Grundeinstellung ein wohltuender Gegenpol zu dem Grundgrummeln vor Ort in der Schule darstellte. Aber auch dort wird sich die negative Stimmung des Anfangs legen. Über die Sommerferien sind die Karten schon immer neu gemischt worden.
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    Jubiläum!

    Mit dem ersten April April begehe ich dieses Jahr einen ganz besonderes Jubiläum. Mein Blog wird zehn. Eine ganze Dekade bin ich nun als bloggender Lateinlehrer unterwegs. Vor 10 Jahren war die Bloglandschaft noch sehr aufregend. Man tauchte ein in eine Welt von hochmotivierten Lehrkräften, die auf ihrer digitalen Präsenz innovative Arten der Unterrichtsgestaltung präsentierten und sich wie selbstverständlich vernetzten, diskutierten und sich gegenseitig zu tollen Sequenzen inspirierten. Für mich war das damals komplett neu.

    Old School

    Ich war noch relativ frisch im Beruf und durch meine Referendarsausbildung komplett in den alten Spuren verhaftet. Ich bekam 2007 noch das old-school Komplettpaket auf den Weg: Das Arbeiten mit analogen Stundenentwürfen, das Arbeiten mit OHP-Folien, das handschriftliche Erstellen von Bewertungs- und Umrechnungstabellen bei der Bewertung von Textproduktion. Einfach alles. Und das spiegelte sich auch wider in meinem Arbeitszimmer: Dort tummelten sich meterweise Leitz-Ordner voll von Hand geschriebenen Unterrichtsentwürfen, Klarsichtfolien und Kopien. Meine Schultasche war damals noch mit der Intention gekauft worden, möglichst viel Material dort unterzubringen. Und so entschied ich mich für ein Modell, das von sich behauptete, ganze vier Leitz Ordner beherbergen zu können. Aus heutiger Sicht ein Wahnsinn. Denn dass das auch ohne derartigen Ballast funktioniert, erfuhr ich über die Bloglandschaft. Frau Schütze berichtete regelmäßig auf ihrem Blog über ihre Unterrichtsvorbereitung mit Hilfe von Evernote. Herr Larbig zeigte, wie man mit Hilfe eines Dokumentenscanners sein Büro komplett papierlos machte. Und Jan-Martin Klinge präsentierte das Leben mit OneNote. All das wollte ich auch.

    New School

    Mein erstes Tablet. Anno 2013.

    Und so ging es los mit einer digitalen Webpräsenz. Erst noch auf einem eigenen Server, dann, als ich kalte Füße deswegen bekam, bei WordPress selbst, wo ich anonym meine Anekdoten zum besten geben konnte. Gleichzeitig lief die Vernetzung über Twitter… und über andere Dienste, die kamen und gingen. Flipboard, Pinterest, Google Plus, Scoop it! und einiges mehr waberte gelegentlich an die Oberfläche und verschwand dann wieder sang- und klanglos in den Tiefen des Netzes. Ebenso auch die Hardware. Mein HTC Flyer wurde ersetzt durch eine Armada an Samsung Geräten: Ein Note 8.0, ein Tab S3, ein Tab S7. Dann kam das Abenteuer Lehrerdienstgeräte. Und die lange Reise der Streaming Sticks. Über die Jahre habe ich wohl fast alles ausprobiert, was auf dem Markt ein bisschen Hoffnung versprach: Ein Dongle von Samsung, der EZCast, der EZCast Pro, der Microsoft Wireless Display Adapter. Die Geräte kamen und gingen. Und der Blog blieb bestehen. Und das eigentlich sehr erfolgreich – bis 2018  das Gespenst DSGVO umging und einigen Präsenzen ein jähes Ende setzte. Die Verpflichtungen, die mit Impressumszwang, Datenschutzerklärung und Nennung einer realen, juristischen Person, war für viele zu stressig (und auch gefährlich) und veranlasste einige Blogbesitzer, ihre Seiten auf privat zu stellen – oder komplett zum Netz zu nehmen. Ich gehörte dazu. Im Nachhinein ein ziemlicher Fehler.

    Zäsur

    Denn das Bloggen ging mir tatsächlich sehr ab. Es hatte mir immer sehr geholfen, meine Gedanken zu ordnen und Frustrationen sinnvoll zu kanalisieren. Das fehlte mit einem Mal. Zusammen mit den ganzen Followern, die sich nicht nur über Twitter, sondern über diverse Reader versammelt hatten und rege in den Austausch getreten waren. Als ich daher 2020 wieder einen Blog eröffnete, musste ich mehr oder weniger bei Null anfangen. Kommentare zu Artikeln wurden deutlich rarer oder verlegten sich gleich in soziale Netzwerke, wo sie im Datennirwana verschwanden. Wieder eine Lektion gelernt.

    Der gelassene Großvater

    Insgesamt ist es seit dem Relaunch ruhiger geworden. Oder vielleicht auch ich. Die Sturm-und-Drang-Zeit, mit der man jeden Trend mitgemacht und sich in jeden EdChat oder Blogparade oder -stöckchen einklinkte, sind einfach vorbei. Der Fokus hat sich verlagert. Stürmen und Drängen tun andere. Und ich schaue aus der entfernten Warte zu. Wie der gute alte Opa aus der Werthers Echte-Werbung (die übrigens dreißig Jahre später ganz schön unangenehm zum Ansehen ist)

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    Jahresrückblick: Es bleibt alles anders

    Kein Blog ohne Jahresrückblick 😎 Aber eine detaillierte Darstellung erspare ich mir dieses Jahr. Denn Zeit ist für uns definitiv eine Komponente geworden, die rar ist. Zumindest bei mir. Ebenso wie das Thema Sicherheit und Routine. Vieles, was wir als gesetzt akzeptiert haben, wurde 2022 gänzlich auf den Kopf gestellt. Ein Krieg in Europa, explodierende Kosten für Gas, für Öl, für Elektrizität. Für Benzin. Für Lebensmittel. Eine Inflation auf Rekordhöhe. Und man steht tatenlos daneben und wird von den Ereignissen überrollt. Das weitet sich auch auf das Digitale aus, wo im Laufe des Jahres altbekannte Strukturen und Plattformen von Grund auf umgekrempelt wurden.

    Zwitscher-Chaos

    Twitter, die Plattform, auf der alles für viele von uns anfing, geriet beispielsweise ordentlich ins Straucheln. Seit Oktober hält die Spirale der Hiobsbotschaften an. Ein CEO, der einen Großteil seiner Mitarbeiter rauswirft, dann wieder einstellt, dann zu horrenden Überstunden verpflichtet, seine Abwahl zur Disposition stellt – das alles hat ein System, das für die meisten von uns aller Unkenrufen zum Trotz gut funktioniert hat, in Rekordzeit nachhaltig zerstört. Eine Neuorientierung fällt vielen immer noch schwer. Auch mir. Ich schaue immer wieder aus Gewohnheit bei Twitter vorbei. Aber es ist nicht mehr dasselbe. Und Mastodon ist kein Twitter. Und so hüpfe ich ratlos zwischen zwei Plattformen hin und her, die mich beide in ihrer jetzigen Form nicht zufrieden stellen…

    An elephant in the room

    In dem Durcheinander habe ich gänzlich verpasst, dass auch bei Evernote was im Busch ist. Die Plattform, mit der ich seit Bestehen des Blogs konsequent meinen Unterricht bestreite, hat den Besitzer gewechselt und ist ab Januar das Schätzchen von Bending Spoons, die sich auf mobilen Plattformen auf Monetarisierungsmethoden ihrer Programme versteht. Zwar wurde vom neuen Besitzer erklärt, dass sich alles zum Vorteil der Nutzenden ändern wird. Aber solche Versprechen kennt man ja. Und plötzlich sind völlig abstruse Neuerungen da, die Bezahlmethode auf das Doppelte erhöht, und die Leute in Scharen abgesprungen. Sollte der Dienst dann seine Schotten dicht machen, bin ich aufgeschmissen. Über Evernote läuft bei mir alles. Selbst die Dienste des Programmes, über die gerne gelästert wird (Widgets oder die Startansicht), sind bei mir fest in den Arbeitsablauf integriert und funktionieren für mich prima. Klar gäbe es Alterativen. Aber keine funktioniert für mich und meinen Workflow so wie Evernote und würde sich echt wie ein deutlicher Rückschritt anfühlen. Wo geht’s dann weiter? OneNote? DevonThink? Ganz was anderes?

    (K)ein Fels in der Brandung

    Selbst auf meinem Blog, der in all den Jahren meine Konstante darstellte, habe ich dieses Jahr mehrmals die Augenbraue hochgezogen. Einige meiner Artikel gingen zahlenmäßig total durch die Decke. Andere blieben wie Blei in den Leseregalen liegen. Aus welchen Gründen, kann ich nicht nachvollziehen. Meine Top 3 – Beiträge sind völlig unterschiedlich. Einer davon ist mein Testbericht zu Squid, den ich schon vor Jahren verfasst habe, aber ständig gelesen wird. Die anderen sind Rants – einmal über Lehrerdienstgeräte und dann über das letzte chaotische Schuljahr. Wäre Bloggen jetzt meine Haupteinnahmequelle müsste ich jetzt aus solchen Zahlen Analysen ziehen. Zum Beispiel, dass schlechte Stimmung im Netz gut Quote macht. Oder ob ich Besucherzahlen mit Suchmaschinenoptimierung vergrößern möchte. Oder wann ich in der Woche meine Blogartikel am Besten platziere, um möglichst viele Leute zu erreichen. Aber zum Glück ist das nicht mein Beruf. Mein Blog hat nach wie vor eine süße Reichweite. Aber auch nicht mehr. Ich mache, was ich für richtig halte und freue mich, wenn es angenommen wird. Und wenn nicht, dann ist das schade. Aber zum Glück auch nicht mehr. Meine Rechnungen werde ich trotzdem bezahlen können.

    Ich wünschte, ich könnte die anderen Baustellen des Jahres mit einem ähnlichen Schulterzucken abtun. Vielleicht lerne ich das 2023.

    Bis dahin rutscht mal gut!

     

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    Team Evernote: Neue Widgets hat das Land

    Evernote benutze ich nun seit neun Jahren für den Unterricht. Als ich 2013 damit begann, öffnete sich damit für mich eine ganz neue Art Unterricht abzuhalten. Für mich war Evernote der erste und wichtigste Schritt hin zum papierlosen Büro. Mittlerweile ist es aus keinem meiner Lebensbereiche wegzudenken. Ich organisiere alles damit: Steuer, Kassenzettel, Unterrichtsvorbereitung, Reisevorbereitungen, Abspeichern von Anleitungen oder Webartikel. Umso besorgter war ich, als Evernote mehr sein wollte als nur pfiffiger Notizenverwalter. Es folgte ein komplettes Redesign der Oberfläche, neue Tarife, ein Tod vieler liebgewonnener Nebenapps (Goodbye Evernote Recipes und Sketch) sowie eine neues System der Datenbank. Und da waren sie schon, die Probleme:

    Neue, kratzige Kleider

    Die Datenbanken mussten umständlich eingelesen werden und reagierten mit ärgerlichen Wartezeiten. Auch die neue Oberfläche der Webversion benötigte in der Schule fast drei Minuten, bis alles geladen war, und trieb mir in der Eifer des Unterrichtsgefechtes regelmäßig den Puls nach oben. Als dann auch noch ein Startbildschirm mit konfigurierbaren Widgets aufschlug, wurde ich zunehmend unsicher, ob ich die Zukunft mit Evernote tatsächlich weiter gehen wollte. Das war VOR dem Update. Mittlerweile möchte ich dieses Feature überhaupt nicht mehr missen. Das liegt vor allem an zwei zur Verfügung stehenden Widgets, die für mich essenziell geworden sind:

    Mit dem Startbildschirm wird Evernote zu einer echten Multitasking-Schaltzentrale

    Aufgaben-Widget

    Die Möglichkeit Aufgaben zu erstellen war in einer der letzten Evernote-Versionen für zahlende Kunden bereits als Beta-Feature zum Testen verfügbar. Letztendlich sind sie eine pfiffige Weiterentwicklung der Checkliste, die in Evernote schon seit Jahren existiert. Der Unterschied? Checklisten sind jeweils immer in einer Notiz abgelegt. Wenn ich für die Systembetreuung an meine Checkliste möchte, muss ich dazu die entsprechende Notiz aus meinen Notizbüchern fischen, was angesichts der dort vorhandenen Menge schon ein bisschen dauern kann. Sind diese Checklisten hingegen als Aufgaben definiert, geht das deutlich schneller: Denn Evernote filtert aus allen Notizen die darin abgelegten Aufgaben und präsentiert sie in einem Widget auf dem Startbildschirm in einer hübschen Gesamtansicht. Auf Wunsch sogar chronologisch geordnet. Das Herumfummeln in Unterordnern entfällt damit völlig.

    Sämtliche Aufgaben, die in Tausenden von Notizen zu finden sind, fischt das Aufgaben-Widget übersichtlich auf einen Blick zusammen

    Kalender-Widget

    Die Idee dahinter ist alt: Das Widget zapft, wie der Name schon erahnen lässt, ein Google Konto an, den man vorher mit seinem Evernote Konto verknüpft hat, und präsentiert alle darin enthaltenen Kalender direkt auf dem Startbildschirm. Daten, die man entweder über Smartphone oder über Programme wie Thunderbird über ein Add-On wie “Provider for Google Kalender“, eingibt, landen beim nächsten Hochfahren im Evernote Widget: Geburtstage, Termine von Schulaufgaben, Fortbildungen. Alles. Damit nicht genug: Zu jedem dort abgelegten Ereignis kann ich bei Bedarf eine Notiz in Evernote erzeugen lassen, die mit dem Datum verknüpft ist. Fällt z.B. ein Termin in einer Lehrerkonferenz an, kann ich im Vorhinein in einer Notiz eine Checkliste mit Aspekten erstellen, die ich in meiner Ansprache nutzen möchte. Wenn der Termin ansteht, wird mir zusätzlich zu einer Erinnerung im Kalender die dazugehörige Notiz präsentiert. Das ist wirklich clever gelöst. Und damit ab jetzt Teil meines digitalen Lebens 😊

    Zu den synchronisierten Events im Google-Kalender lassen sich automatisch dazugehörige Notizen erzeugen.
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    Was zu tun

    Wie war das noch mal mit dem Glashaus? Noch vor ein paar Tagen habe ich etwas enttäuscht festgestellt, dass in den Lehrerblogs derzeit etwas Flaute herrscht – nur um hinterher zu erkennen, dass es bei mir derzeit ganz genauso ist.
    Es wäre falsch, das damit zu begründen, dass es nichts zu berichten gäbe. Denn das stimmt nicht. So kurz um die Zeugnis-Zeit fällt erfahrungsgemäß immer viel Arbeit an. Da brauche nicht mal meine Erinnerungen zu bemühen, um herauszufinden, dass das schon immer so war. Ich habe ja einen Blog dafür. Und der bestätigt: Das Thema Arbeit und Arbeitsbelastung sowie die Möglichkeiten diese im Zuge der Lehrergesundheit ein bisschen einzudämmen zieht sich durch meine 6 Jahre Blogerfahrung wie ein roter Faden. Zu Hochzeiten habe ich mir immer regelmäßig Luft verschafft und gewettert, über die Leiden des jungen M. Zum Beispiel hier. Oder hier. Oder aber auch hier.
    Auch nach 10 Jahren kann ich nicht sagen, dass das anders ist. Klar, die meisten dieser digitalen Klagegesänge sind allesamt mehr mindestens von 2014, aber Arbeit gibt es nach wie vor viel. Sie hat sich nur verändert: Noch vor ein paar Jahren lag der Fokus deutlich auf der Unterrichtsvorbereitung, den neuen Methoden und dem Erstellen von Material, mit dem man die Klassen ärgert beglückt. Das hat sich vor allem in den letzten zwei Jahren ganz deutlich verändert. Dank meiner digitalen Unterrichtsvorbereitung in Evernote und der zunehmenden Routine nimmt der zeitliche Rahmen zur Unterrichtsvorbereitung ein absolutes Minimum ein. Spätestens nach zwei vollen Zeitstunden steht alles. Arbeitsblätter müssen in der Regel nicht neu konzipiert, sondern lediglich ein bisschen angepasst werden. Lediglich die Oberstufe in Englisch erfordert eine regelmäßige Anpassung, da selbst nach zwei Jahren vieles einfach in die Jahre gekommen ist. Dass man aber mit zwei Zeitstunden einen kompletten Schultag führen kann, hätte ich mir vor knapp zehn Jahren im Referendariat niemals zu träumen gewagt. Wenn ich da noch an meine ersten Unterrichtsversuche im Referendariat denke, wo ich für eine reguläre Schulstunde drei Zeitstunden investieren musste (ich kann mich noch dran erinnern als ob es gestern war: Einführung zu Rosa Parks)… Aber es ist so.
    Was stattdessen mehr Zeit erfordert, ist die Organisation der Systembetreuung, die ich seit einem Jahr habe. Das ist ein riesiger Batzen Arbeit, der mir – man höre und staune – viel Spaß macht. Ebenso wie auch das Reinfrickeln in die Arbeit mit Mebis und H5P, was mir mehr und mehr perfide Freude bereitet – für einen Großteil meines Kollegiums ein absolutes Rätsel, aber verständlich, da durch die bei uns noch vor kurzem kaum vorhandene und defizitäre Technik bei vielen einfach das Vertrauen in digitale Konzepte verloren gegangen ist (wenn es bei uns überhaupt jemals bestand). Aber bei uns tut sich was. Langsam und in Babyschritten. Und ich werde davon berichten. Es gibt was zu tun!

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    Neujahrsputz

    Es gibt so ein paar Orte, in denen Ordnungen auf ewig festgefahren scheinen. In der katholischen Kirche zum Beispiel. Oder in meinem Arbeitszimmer. In diesem stapeln sich seit Jahren Leitz-Ordner, in denen mein gesamter Material-Fundus ruht. Fast 30 dieser Ordner habe ich in gerade mal 4 Jahren Lehrtätigkeit angehäuft. Geordnet nach Fach, geordnet nach Klasse, geordnet nach Außerunterrichtlichem, Außerschulischem: Englisch 6, Englisch 7, Englisch 8 usw. Latein 5, Latein 6, Latein 7 usw. Lateinschulaufgaben. Englischschulaufgaben. Uniunterlagen. Examensunterlagen. Referendariatsskripte. Skripte von Lehrgängen und Fortbildungen. Alles hat seinen Ordner bekommen. Und seinen Platz. Und davon nicht wenig. Ganze 4 Meter belegen diese Ungetüme in meinen Buchregalen. Und das, wo ich eigentlich alles seit Anbeginn meiner Lehrtätigkeit auch digital habe. Meine komplette Unterrichtsvorbereitung schläft zum Beispiel seit 2013 komplett in Evernote. Und zeitgleich auch in 19 Ordnern. Ordner, in die ich seit meinem Umzug auf Evernote nie wieder einen Blick geworfen habe (das war übrigens 2013!), Als jetzt dann irgendwann wieder der Platz im Arbeitszimmer unangenehm knapp wurde, war klar: Die Dinger fliegen jetzt raus!

    Eine typische alte Stunde von mir. In der Klarsichthülle befinden sich ganz vorne mein Konzeptpapier für die Stunde, dann ein Arbeitsblatt zum Kopieren, dann eine Kopie davon auf Folie.

    Aber wohin damit? Wir haben es hier nicht einfach nur mit Papiermüll zu tun, den man in die buchstäbliche Tonne kippen könnte. JEDE EINZELNE Unterrichtsstunde wurde bei mir (ebenso) buchstäblich eingetütet. In eine Klarsichthülle. Komplett mit Verlaufsplan und allen dazugehörigen Lernmaterialien, die ich in dieser Stunde unter das Volk bringen oder an die Wand projizieren wollte. Bestenfalls noch mit einem in die Jahre gekommenen CD-Rohling, auf dem sich irgendeine Listening Comprehension über George W. Bushs Rheorikkünste befindet, für die sich heute kein Mensch mehr interessiert. Kurzum: So kann ich das Zeug nicht wegwerfen. Man muss es trennen. Und das tat ich dann. Nämlich ungefähr sieben Zeitstunden lang.
    Es ging los mit vier Häufchen: abgelegtes Papier, Plastikhülle, abgelegte Folie. Aus Häufchen wurden Stapel, aus Stapeln Türme. Türme, die irgendwann so hoch wurden, dass sie in Kisten verpackt werden mussten. Schwere Kisten. Insgesamt 21,2 Kilo Papier brachte meine Unterrichtsvorbereitung am Ende auf die Waage. Dazu kamen noch 17 Kilo Folien und 2,5 Kilo Klarsichthüllen. Die bekommen jetzt die Damen im Sekretariat. Die Ordner bekommen die Refis. Und ich knapp vier Meter Länge in meinem Bücherregal. Ein guter Deal für alle!

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    Reisen mit Ahnung

    Ach ja… Sommerzeit bedeutet Urlaubszeit. Und damit verbunden all die schönen Vorfreuden, bis es auch tatsächlich soweit ist. Der Gedanke an Sandstrand, Meereswogen, Zikaden und duftende Pinienbäume, an leckeres Essen, nette Leute und die alles umgebende Gelassenheit, die in der Urlaubsresidenz von einem Besitz ergreift. Es sei denn, es kam schon vor Reiseantritt zu Minikatastrophen, vor denen keine Reise gefeit ist: Wo sind die Flugtickets? Wo die Bestätigung der Autovermietung? Wo die Vouchers für die Unterkunft? Ist die Sonnenbrille eingepackt? Strom zuhause abgestellt? An die Kreditkarte gedacht? Und die olle Auslandsreiseversicherung? Die Liste an Urlaubsdisastern kann riesig sein. Oder auch ganz klein. Vorausgesetzt, man hat ein paar Wochen vorher entsprechend vorgesorgt. Zum Beispiel mit Evernote.

    Mit Evernote vor der Reise

    Dreh- und Angelpunkt der digitalen Reisevorsorge ist ein separates Notizbuch in Evernote, das mit einem möglichst aussagekräftigen Namen ab jetzt steter Begleiter im Urlaub sein möge. Dieses wird, während die Vorbereitungen laufen, mit verschiedenen Notizen gefüllt, die thematisch Zusammengehöriges in sich vereinen. Zum Beispiel:

    • Notiz “Checkliste”: eine Notiz, die vor jeder Reise als Checkliste herhält und sämtliche Dinge in Listenform enthält, die man in der Eile beim Kofferpacken vergessen könnte: Sonnenbrille, Fotoapparat, Ladegerät, Visa-Karte, Sonnenschutz, die Lektüre, die man seit Monaten auf dem Nachtisch stehen hat und endlich lesen will. Die Aufstellung dieser ganzen Details ist zu Beginn gewiss etwas mühsam. Aber die Arbeit lohnt, da man die Liste problemlos für jede folgende Reise wiederverwenden kann. Eine Sonnenbrille braucht man ja schließlich bei jedem Urlaub. Oder eine Visa-Karte. Oder eine Lektüre, die man seit Monaten auf dem Nachtisch stehen hat und endlich lesen will.
    Vorschlag für eine Checkliste
    Vorschlag für eine Checkliste
    • Notiz “Organisation”: Hier finden sich Scans und Unterlagen aller Dokumente, die man normalerweise als Papierkopie im Koffer dabei hätte: Also Personalausweis oder Reisepass, Reiseversicherung, Flugtickets, Führungsgenehmigungen, Flugzeiten und Zugverbindungen etc. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann diese Unterlagen natürlich nach wie vor auch im Koffer in Kopie haben. Doppelt gemoppelt hält bekanntlich besser.
    • Notiz “Reise”: Hier sind sämtliche Informationen versammelt, die etwas mit der Reise an sich zu tun haben, also Routen-Screenshots von Google Maps, Nummern und Kontaktadressen von Hotels, Öffnungszeiten von Sehenswürdigkeiten oder die Abbildung von den Zigaretten, die Freundin Waltraud unbedingt aus Griechenland haben möchte.

    Sind auf diese Weise alle Vorbereitungen gemacht und per Evernote synchronisiert, kommt der Clou (zumindest in der Premium-Version): Da im Ausland eventuelle Roaming-Gebühren fällig werden, definiert man per Tastendruck auf dem Smartphone das Reiseverzeichnis als privat. Sämtliche Notizen innerhalb dieses Verzeichnisses werden dadurch auf den Speicher des Smartphones heruntergeladen und stehen selbst in den entlegensten Ecken der Welt immer zur Verfügung.

    Ra-Ru-Rick, Zaubertrick! Per Knopfdruck alle Dokumente in der Tasche
    Ra-Ru-Rick, Zaubertrick! Per Knopfdruck alle Dokumente in der Tasche

    Mit Evernote AUF Reisen

    Auch auf Reisen kann Evernote mit ein paar cleveren Features aufwarten. So lassen sich beispielsweise Schnappschüsse von Sehenswürdigkeiten, Schiffsablegestellen, Restaurants oder interessanten Läden ins Reisenotizbuch hochladen und mit GPS-Koordinaten versehen. Diese sind in Evernote über ein blau gefärbtes “Karte” direkt über dem jeweiligen Bild abrufbar. Der Vorteil daran: Sollte man diese Orte einmal wieder aufsuchen wollen, lassen sie sich in Windeseile ausfindig machen, denn Evernote setzt die Koordinaten exakt um und präsentiert sie auf Knopfdruck auf einer Google-Landkarte.
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    Voraussetzung hierzu ist allerdings, dass die GPS-Funktion in Evernote aktiviert ist. Ansonsten mutiert die Suche nach den heißgeliebten Orten schnell zu einer anstrengenden Schnitzeljagd.

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    Die GPS-Funktion lässt sich direkt in der Kamera-Funktion der Evernote-App aktivieren.

    Mit einem kleinen Kniff lassen sich die Koordinaten der einzelnen Sehenswürdigkeiten sogar zu einer individuellen Route verknüpfen. Dafür muss man lediglich eines der Bilder mit den GPS-Koordinaten anklicken und auf die Darstellung durch Google Maps warten. Mit einem Klick auf den dortigen Routenplaner lassen sich neue GPS-Ziele hinzufügen, die mit weiteren Koordinaten gefüttert werden können. Die erhält man, indem man die restlichen Bilder bei Evernote mit einem Rechtsklick traktiert und die dortigen Koordinaten in Google Maps als Zwischenstop einfügt:

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    Mit Rechtsklick die Koordinaten (die Ziffernfolge hinter “q=”, hier blau markiert) unter “Karte” ausspähen und in Google Maps als Zwischenstop einfügen. Fertig ist die Route!

    Noch komfortabler ließe sich das mit Apps erzielen, die während die abgelaufenen Routen per GPS selbständig aufnehmen und abspeichern. Programme wie Runtastic zum Beispiel. Solche Apps sind zwar eigentlich vorrangig für das Aufnehmen von Jogging-Strecken gedacht, aber auf Reisen tun sie auch brav ihren Dienst. Die abgelaufene Route wird hinterher ebenfalls auf einer Google-Maps-Karte gespeichert und kann in Evernote exportiert werden.
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    Einen Nachteil hat diese eigentlich sehr elegante Lösung dann aber leider schon: Vor allem beim ausgiebigen Flanieren wird Runtastic versuchen, die Karte zu aktualisieren und dabei scheitern, da das mobile Herunterladen von Daten im Ausland in der Regel unterbrochen ist. Roaming sei (Un-)Dank!

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    Beitragsparade der #edupnx

    Die Bildungspunks haben mal wieder zu einer Beitragsparade aufgerufen. Und ich folge dem Aufruf gerne, weil ich mich mit der Themenstellung selber schon auseinander gesetzt habe. Das Thema Twitter hat mich in den letzten fünf Jahren weiter gebracht als jede andere Fortbildung, die ich in der Zeit besucht habe. Der Input, den ich über vernetzte Lehreraccounts reinbekomme ist enorm. So enorm, dass man beizeiten sehr überwältigt ist und überhaupt keine Ahnung hat, wie man die digitale Informationsflut bewältigen soll. Und schnell weicht der anfänglichen Euphorie ein Gefühl der Ohnmacht. Um aus der wieder herauszufinden und Herr über das Chaos der Bits und Bytes auf Twitter wird, habe ich mir zwei Verfahren zunutze gemacht:

    • Kurze Tweets, Bilder, Statistiken oder ähnliches Material bei Twitter, das ohne Verlinkung auskommt und in sich schon erwähnenswert ist, speichere ich kurzerhand als Screenshot, die auf dem Smartphone in einem Standardverzeichnis abgelegt werden (bei mir – oh Wunder – \Screenshots). Dieses Verzeichnis ist über Dropsync und Dropbox mit dem Dienst Zapier synchronisiert, das mir jeden Screenshot, der neu in dem Verzeichnis landet, in ein vordefiniertes Notizbuch in Evernote kopiert. Quasi als Best-of-Twitter Verzeichnis, auf das ich von überall her über Evernote Zugriff habe. Schematisch sieht das Vorgehen ungefähr so aus (mehr dazu, und warum ich für diese Automatisierung nicht IFTTT nehme, lest ihr hier).


    • Tweets, die Links zu größeren Artikeln oder Videos haben, finden über einen anderen Umweg ihren Platz in Evernote: Nämlich über den bekannten Webclipper: Dieser ist darauf programmiert, beim Speichern von Seiten und Artikeln einen Großteil des webtypischen Firlefanz wegzulassen, sodass am Ende eigentlich nur der Fließtext mitsamt Bildmaterial zum Lesen übrig bleibt. Sieht damit fast schon wie eine Zeitung aus. Auch dieses Verzeichnis ist über Evernote ständig bei mir, sodass ich darin schmökern kann, wann immer ich Zeit und Lust habe.
      der Web Clipper von Evernote ist immer noch ein kleines, aber super nützliches Tool

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    Der Neuzugang: Samsung Tab S3

    Ich weiß. Noch vor ein paar Wochen habe ich noch getönt, wie zufrieden ich mit meinem Tablet war. Und das ist wirklich ernst gemeint! Seit mehr als vier Jahren leistet mein Samsung Note 8.0 mir nun treueste Dienste. Jeden einzelnen Tag ist es im Einsatz. Es speichert, es streamt, es wird bemalt, bekritzelt, ist Jukebox und Kinozentrale im Unterricht, Sammelstelle für Arbeitsblätter, Referate, alles. Der Akku hätte alle Gründe der Welt, sich mal langsam zu verabschieden, aber er denkt nicht ans Aufhören. Zum Laden muss er immer nur noch alle drei Tage. Genau so lang wie damals 2013, als ich das Gerät gekauft habe. Eigentlich bräuchte ich kein neues Tablet. Und es gibt auch wenig Vergleichbares auf dem Markt. Stiftgebundene Tablets sind unter Samsung rar geworden. Sehr rar. Aktuell gibt es in Deutschland lediglich das Tab S3. Nur ist mir das mit aktuell 600€ (Startpreis irgendwo bei 730€!) deutlich zu teuer. Tja, und dann kam der Black Friday. Und auf einmal ging es für knapp 400€ her. Und da konnte ich dann doch nicht widerstehen und hab es gekauft. Da der Trennungsschmerz von meinem Note 8.0 aber deutlich mehr zu spüren ist als damals noch bei meinem HTC Flyer, will ich keine Lobhudelei auf das Tab S3 veranstalten, ohne im selben Atemzug dem Note 8.0 zu huldigen, das nach meiner Ansicht nie die Aufmerksamkeit bekommen hat, die es eigentlich verdient. Das Gerät stand immer etwas im Schatten des großen Bruders Note 10.1. Völlig zu Unrecht. Vielleicht kann ich einen kleinen Beitrag leisten, dass das in den Samsung-Annalen anders wird…
    Dass ein Tablet aus dem Jahre 2012 in puncto Performance gegen ein 2017er Modell den Kürzeren ziehen muss, ist keine Überraschung. Die Specs sprechen da eine deutliche Sprache. Die sind mir aber egal. Ich hab das Ding, um damit zu arbeiten und meinen Unterricht zu gestalten. Allein daran möchte ich meinen Bericht messen.

    Da isses, in seiner vollen Pracht!

    Das (Aus-)Maß der Dinge

    Das Note 8.0 in wunderbar handlicher Din/A5-Größe
    Das Tab S3 hat leider deutlich Überhang im Schulranzen

    >Das Note 8.0 war dank seiner Größe ideal für die Lehrertasche. Mit seinen 210.8 x 135.9 x 8 mm ist es gerade mal so groß, breit und leicht wie ein Din/A5 Heft. Damit lag es wunderbar auf Korrekturstapeln auf, schmiegte sich in Heftmappen, ohne auf Nachbarn in der Tasche zu stoßen, zu reiben oder im Extremfall zu brechen. Daran ist natürlich auch das Material des Note schuld, denn das präsentiert sich in widerstandsfähiger Plastik-Fantastik, die einiges aushält. Für Ästheten ein Manko, das sich aber im Alltag echt bewährt hat.
    In Sachen Auftreten kommt das Tab S3 da schon etwas größer daher. Mit seinen 9.3 Zoll ist der Neuling in der Diagonale um knapp 2 cm länger. Damit wirkt es auch etwas größer als das Note 8.0. Nach Samsung-Specs steigt es mit  237.3 x 169 x 6 mm in Länge und Breite jeweils knapp 3 cm mehr in den Ring. Dadurch wird es natürlich auch etwas schwerer. Und zwar fast 100 Gramm. Mit Schuld daran ist auch das verwendete Material. Als Edeltablet vermarktet verwendet Samsung ausschließlich Glas und Aluminium. Ein echter Hingucker – mir als Lehrer graut es allerdings schon, das Gerät einem Schüler in die Hand zu geben. Ich sehe schon das erste gebrochene Display und Tausende von Fingertatschern, die ich täglich runterwischen darf. Ich hoffe, mein Pessimismus in dieser Hinsicht wird sich weiterhin auf die Theorie beschränken. Aber ein bisschen Angst um die Sicherheit des Gerätes habe ich schon. Da musste definitiv eine Schutzhülle her…

    Kein Monolith, sondern ein Edeltablet, das man mit Samthandschuhen anfassen sollte…

    Accessoires

    Die schönsten Hüllen für das Samsung S3 Tab gibt es meiner Meinung nach bei Fintie

    … Allerdings keine von Samsung. Das einzige, was der Hersteller in dieser Hinsicht auf den Markt hat, ist zwar hip, aber unpraktisch. Vor allem für den Unterricht. Wo es beim Note 8.0 noch ein klobiges, aber funktionales Cover gab, setzt man beim Tab S3 ganz klar auf sexiness und präsentiert eine Hülle, die einfach magnetisch am Gerät klebt. Ist von der Haptik her sehr gut, und dieses Klacks, mit dem die Hülle sich mühelos ans Tablet heftet, hat irgendwas wunderbar Befriedigendes an sich. Aber das hilft mir im Unterricht wenig. Weder sind die Kanten des Tablets gut geschützt, noch ist es ausgeschlossen, dass bei einem Sturz die Hülle vom Gerät fliegt und dann die Katastrophe komplett ist. Noch dazu geht mir eine Halterung für den S-Pen ab, der im Gewusel des Alltags ganz schnell abhanden kommt. Deswegen flog das Samsung Accessoire nach kurzer Zeit raus und wurde durch eine Hülle von Fintie ersetzt. Kostet ein Drittel des Preises und schützt sowohl Tablet als auch S-Pen so, wie ich es mir vorstelle. Und sieht nebenbei auch noch gut aus.

    Display und Sound

    Ich gebe zu, dass mir Grafikspecs eigentlich egal sind. Aber über die Jahre – vor allem dieses – merke ich, wie wichtig ein gutes Display beim digitalen Arbeiten ist. Meine Augen sind zunehmend mit Zukneifen beschäftigt. Die kräftigen, aber sehr freundlichen Farben, die das sAMOLED-Display des Tab S3 hervorbringt, sind für meine Glubscher schon aufgrund der größeren Bildschirmdiagonale sehr angenehm. Vielleicht liegt das auch sekundär an der deutlich höheren Auflösung, die das Tablet mit 2048x 1536 Pixel auf den Bildschirm zaubert. Dagegen sehen die 1280×800 des Note 8.0 schon etwas mager aus. Direkt gemerkt hab ich die höhere Auflösung zwar nicht. Aber ich fühle sie…
    Für mich sehr angenehm ist die zusätzliche Funktion des Blaufilters, die man optional zuschalten kann. Durch sie werden die berüchtigten Lichtanteile, die im Gehirn den Wach(-bleib)-Befehl hervorrufen, zurückgehalten, sodass man auch abends im Bett noch gut mit dem Tablet lesen kann, ohne hinterher die ganze Nacht mit starr-offenen Augen auf das Sandmännchen warten zu müssen.

    Kamera

    Hier ist das Tab S3 von Anfang an der große Gewinner. Wo mein Oldie noch mit maximal 5 Megapixel und ohne Blitz auskam, trumpft das Neue mit 13 Megapixel, Blitz und tollem Autofokus auf. Für den Unterricht und das Abfotografieren von Schülerarbeiten, Tafelanschrieben und spontanem Whiteboard-Brainstorming sind das tolle Specs, die doch eine deutliche Verbesserung zum Note 8.0 sind, wie man an diesem Bild-Duo sieht (man beachte auch die deutliche Vergrößerung des erfassten Bildausschnitts):

    Keine Frage: Die Farben sind knackiger, die Schrift auch im Detail schön scharf und Artefakte oder Schlieren, die bei Note 8.0-Bildern bei schlechter Beleuchtung in Klassenzimmern das Entziffern doch gerne mal erschwert haben, gehören der Vergangenheit an. Freut mich. Sollte aber auch normal sein bei Tablets, zwischen denen vier Jahre und mehrere Generationen liegen…

    S-Pen

    Das Note 8.0 hatte aufgrund seiner Größe einen S-Pen in seinem Gehäuse, der den Namen eigentlich nicht verdient hat. Das Ding lag wie ein Zahnstocher in der Hand, weswegen ich schon recht früh auf andere Modelle umgestiegen bin. Der große Bruder des Stiftes aus dem Hause Samsung war da schon besser, aber insgesamt doch nicht der große Wurf. Großes Lob in diesem Zusammenhang an Bamboo, die einen (mittlerweile doch recht teuren) Pen auf dem Markt haben, der im Tragekomfort dem eines echten Stiftes so nahe kommt, dass der alte S-Pen schnell vergessen war.
    Das neue Modell beim Tab S3 kommt dem Bamboo in dieser Hinsicht schon sehr nahe, auch wenn mir die runde Form des Bamboo Pen minimal besser gefällt. Der Samsung-Stift hingegen ist quadratisch mit abgerundeten Ecken und liegt gelegentlich etwas sperrig in der Hand, ähnlich wie ein Stabilo-Fineliner.

    Schick und griffig: Der neue S-Pen

    >Umgekehrt macht ihn das aber auch gerade sehr authentisch, da man derartiges Schreibgerät Tag ein Tag aus im Schulalltag vor sich hat – birgt allerdings auch die Gefahr, das gute Stück im Chaos des Schreibtisches zu verlieren, da der Stift optisch von einem normalen Kritzler gar nicht mehr zu unterscheiden ist. Auch eine Möglichkeit, den Stift im Gehäuse des Tablets zu verstauen, wie es beim Note 8.0 der Fall war, ist nicht mehr möglich. Daher haben die findigen Leute von Fintie an ihren Hüllen Halterungen für den S-Pen angebracht, wo man den Stift bei Bedarf aus der (zugegebenermaßen etwas widerspenstigen) Lasche holen kann.
    Die Features des neuen Stiftes selbst sind ziemlich beeindruckend und dürften vor allem Künstler in ihren Apps einen großen Mehrnutzen bringen. Das Schriftbild profitiert zumindest immens von den neuen Möglichkeiten…

    Mit INKredible Pro sieht das S-Pen-Gekritzel wirklich vorzeigbar aus.

    Für den regulären Unterricht brauche ich die unterschiedlichen Federn und Bleistifte allerdings kaum. Die gab es schon beim Note 8.0 und haben mich nie so wirklich interessiert. Neu hingegen und zugegeben sehr praktisch ist allerdings die Art, wie das Tablet jedes Mal reagiert, wenn man den S-Pen dem Bildschirm näher bringt. Hier poppt auf einmal auf der rechten Seite ein Menü auf, aus dem man eine Reihe von Apps zur weiteren Verarbeitung auswählen kann (Notiz erstellen, Notizen anzeigen, Smart Select, Screenshot Notiz, Übersetzen). Damit hat man Sofortzugriff auf seine meistgenutzten Apps und muss nicht immer umständlich in Untermenüs nach dem richtigen Programm suchen. Schön!
    Was mich dagegen aber dann schon etwas konsterniert hat, ist die Art der Palm Rejection, die im S3 Tab zum Einsatz kommt, mit der das Tablet zwischen Stift und Handfläche unterscheidet. Sie funktioniert nach meinen Erfahrungen deutlich schlechter als ich es vom Note 8.0 gewohnt bin. Zumindest mit den Apps, mit denen ich bisher gearbeitet habe. Nachdem meine Schüler im Unterricht schier bei dem Versuch verzweifelt sind, auf ein PDF zu schreiben, das ich wie immer mit EZPDF geöffnet hatte, habe ich es selbst mal ausprobiert – und war schlichtweg entsetzt, wie unterirdisch das funktioniert. Sobald man die Hand beim Schreiben auf dem Bildschirm ablegt, beginnt das Tablet unter der App wild hin- und herzuzoomen. Und ja: die Stiftsteuerung war jedes Mal zusätzlich in der App eingeschaltet. Wie Samsung bei einem Tablet, das derzeit als Flagschiff gilt und ja auch offensiv als einziges S-Pen-Tablet als nennenswerte Alternative zum iPad Pro beworben wird, da auf einmal so schludern kann, ist mir ein völliges Rätsel. Ich habe den Unterschied mal filmisch festgehalten. Sonst glaubt mir das keiner.

    Dieses Video auf YouTube ansehen.
    Die Verbindung zu YouTube wird erst bei einem Klick auf den Screenshot hergestellt.

    Zum Glück hat Samsung dem Tab S3 eine eigene App zur Beschreibung von PDFs spendiert (Auf PDF schreiben), wo die Palm Rejection deutlich besser funktioniert. Hier lässt sich sogar noch einmal zusätzlich einstellen, dass ausschließlich der S-Pen erkannt werden soll. Das macht das Arbeiten schon wieder etwas angenehmer, und das Beschreiben funktioniert nun wieder so, wie ich es gewohnt war.
    Dennoch: warum manche Apps nicht ordentlich mit der Palm Rejection funktionieren, ist mir nicht klar. Umso peinlicher für Samsung, wenn man sieht, wie problemlos das Note 8.0 mit manuellen Eingaben umgegangen ist. Und dass die Probleme nicht an der jeweiligen App, sondern am Tablet liegen, merke ich daran, dass ich ähnliche Erfahrungen auch in anderen namhaften Programmen machen musste. Wie oft mir das Bild beispielsweise in Sketchbook Pro verrutscht ist, kann ich gar nicht zählen. Ob man da softwaremäßig nachbessern kann? Ich will es hoffen…

    Konnektivität

    Im Jahr 2013 war es noch eine ziemliche Seltenheit, ein Tablet zu finden, das seinen Bildschirminhalt in welcher Form auch immer an einen Beamer weitergibt. Das Note 8.0 war damals eine rühmliche Ausnahme, da es den MHL-Standard unterstützte und über einen Adapter mit Kabel an einen HDMI-Eingang eines Projektionsgerätes angeschlossen werden konnte. Allerdings war das doch eine etwas friemlige Angelegenheit, da an den Adapter stets auch noch ein Stromkabel gehängt werden musste. Die für mich größte Offenbarung aus der Note 8.0-Ära war daher die Entdeckung des drahtlosen Screen Mirroring, auf das mich Matthias Heil damals aufmerksam machte. Für den Unterricht bot das richtig viel Flexibilität, die sich mit dem Umzug auf den EZCast Pro sogar noch verbesserte. Diese Möglichkeiten konnte ich über vier Jahre flexibel einsetzen, abhängig davon, was für ein Setup im jeweiligen Klassenzimmer vorhanden war. Geht das beim Tab S3 auch noch alles?
    Hier bekam ich tatsächlich den größten Schock versetzt. Denn eine Kabelverbindung über einen HDMI-Adapter ist schlicht nicht mehr möglich! Nicht, dass es technisch nicht machbar gewesen wäre, aber scheinbar hat Samsung dieses Feature seit einigen Generationen von seinen Geräten verbannt, sodass nur noch kabellose Verbindungen möglich sind. Dieser Entscheidung sehe ich persönlich mit einem gewissen Magengrummeln entgegen, da die kabelgebundene Lösung für mich im Unterricht immer eine Fallback-Option war, wenn der HDMI-Dongle mal streikte oder es beim Streamen von HD-Videos mit Latenzen oder Stottern losging. So ein basales Feature einem Tablet abzuerkennen, das im Originalpreis fast die 700€-Grenze sprengt, ist eine Frechheit. Ohne eine Router-gestützte Lösung wie z. B. den Chromecast fühlt man sich beim Abspielen von längeren Videos wie auf einer dünnen Eisschicht, die jederzeit brechen könnte. Für eine Lehrprobe würde ich so ein Setup nicht empfehlen. Sehr schade, dass hier eingespart wurde.

    Die aktuelle Bildübertragung anhalten? Geht!

    So muss man leider mit den Optionen leben, die dem Gerät noch geblieben sind. Hier gibt es allerdings auch ein paar nennenswerte, kleine Neuerungen zu feiern; zum Beispiel die Option, die Funkübertragung
    vorübergehend auszuschalten, ohne die Verbindung zum Dongle zu unterbrechen. Das Screen Mirroring schaltet dann quasi in einen Stand-By-Modus. Das ist perfekt, wenn ich im Unterricht mal kurz in meine Notizen auf dem Tablet spicken muss, um zu sehen, wie es in der Stunde weiter geht. Beim Note 8.0 musste ich mich dafür immer dafür vor den Beamer stellen und mit dem Tablet die Linse blockieren. So sieht das dann schon eine ganze Spur professioneller aus.

    Arbeiten mit Evernote

    Evernote ist schon seit Jahren mein digitaler Dreh- und Angelpunkt meiner Unterrichtsvorbereitung und Durchführung . Mit dem Umzug auf ein neues Tablet habe ich erst gemerkt, wie gewohnt ich den Umgang mit dem Programm bin. Viele Handgriffe, die für mich beim Note 8.0 zum Alltag gehörten, muss ich zusammen mit dem Tab S3 neu einrichten. Dazu gehört es auch, der App gewisse Aktionen zu verbieten. Zum Beispiel das standardmäßige Öffnen von bestimmten Programmen, wenn ich ein Dokument bearbeiten will. Meine Arbeitsblätter liegen in Evernote allesamt als PDF vor. Sobald ich eine dieser Dateien mit einer App geöffnet habe, merkt sich das Tablet diese Einstellung und wird jedes Mal eine PDF-Datei mit diesem Programm öffnen. So weit, so nett, aber manche Apps können Unterschiedliches: EZPDF Reader kann keine Deckfelder rückgangig machen wie Clear PDF, das wiederum keine Multimedia-Daten auf Knopfdruck wiedergeben kann, wenn sie in die Datei eingebettet sind. Damit ich mir diese Freiheit wieder erkämpfen konnte, musste ich in den Einstellungen nachhelfen.

    Das standardmäßige Öffnen von Dateien lässt sich zum Glück ausschalten.

    Ansonsten funktioniert jetzt wieder alles gewohnt (nicht so) gut, wie es zuletzt auf dem Note 8.0 der Fall war. Der Workflow ist dank der höheren Performance des Tablets natürlich spürbar besser, und die Zeiten, wo sich das Gerät beim Beschreiben von PDFs in verschiedenen Farben mal eben knapp 10 Sekunden Bedenkzeit nahm und nichts tat, sind definitiv vorbei. Einige Funktionen sind in Evernote allerdings in den letzten Versionen entfernt worden, die ich im ersten Moment an der alten Android-Version festmachen wollte, die auf dem Note 8.0 ihr Unwesen trieb (4.4). Dazu gehörte zum Beispiel die plötzliche Unart, dass kleinere Bilder, die man direkt aus einer Evernote-Notiz heraus öffnen und vergrößern wollte, nur noch minimal zoombar sind. Für höhere Vergrößerungsstufen muss man eine zusätzliche App nutzen. Klar, davon gibt es genug, aber das sind wieder ein paar Klicks und Tapser mehr, die früher nicht sein mussten. Ebenso vermisse ich seit ein paar Versionen die Möglichkeit, PDFs direkt aus einer Notiz heraus zu öffnen, zu bearbeiten, dann zu schließen und mich tierisch darüber zu freuen, dass die bearbeitete Version des PDFs automatisch als Kopie an der Notiz anhing. Versuche ich das in der jetzigen Version, bekomme ich die Fehlermeldung this document has been opened from DATA STREAM.  Changes cannot be saved . Möchte ich dann Änderungen speichern, muss ich sie erst auf dem Gerät in einem Ordner ablegen, dann öffnen und wieder an Evernote schicken. BOF. Vor einem Jahr ging das noch problemlos innerhalb der App. Da hoffe ich, dass Evernote in den nächsten Versionen vielleicht etwas nachbessert, denn der Workflow der Versionen von vor zwei Jahren ist für mich bis heute unerreicht. Bitte nicht wieder ein Produkt kaputt entwickeln. Das hab ich erst kürzlich mit dem EZCast Pro miterlebt. Und das Trauma ist noch nicht ganz verwunden.

    Fazit:

    Ich muss zugeben, ich hatte zu Beginn wirklich meine Schwierigkeiten mit dem Tab S3. Dass das Gerät so elementare Dinge wie einen HDMI-Port nicht mehr besitzt, halte ich für eine Katastrophe. Bei einem Gerät in dieser Preisklasse würde ich einfach – einfältig wie ich bin – davon ausgehen, dass es schlichtweg als Feature enthalten ist. Auch die angeblich stark verbesserte Palm Rejection hielt zu Beginn nicht das, was sie versprach. Vielleicht war ich das Note 8.0 auch schon zu sehr gewöhnt, so dass ich die neue Technologie als nachteilig empfand. Mittlerweile habe ich mich umgewöhnt, und es läuft ganz ok. Viele Dinge gehen bedeutend schneller von der Hand als früher. Und das Display ist wunderbar augenfreundlich. Davon abgesehen bietet das Tablet aber auch nicht wirklich viel Neues. Revolutionär ist an dem Teil gar nichts. Bei dem Vorgänger war das damals noch eine ganz andere Geschichte: Den Sprung vom HTC Flyer auf das Note 8.0 empfand ich damals als echte Offenbarung. Samsungs Tablet fühlte sich voll und ganz durchdacht an, überall gab es tolle, sinnvolle Features zu entdecken, die Sinn machten. Die Integration des Stiftes in den Workflow war damals innovativ umgesetzt und nicht einfach eine nette Dreingabe. Sie war essenziell. Aber vielleicht ist es halt auch einfach so: Das Note 8.0 war damals schon so konsequent, dass man nicht mehr viel Neues bieten kann, was sich bahnbrechend anfühlt. Besitzer von iPads nehmen diesen Umstand ja fast jährlich hin. Die tatsächlichen, konzeptionellen Neuerungen einer jeden iPad-Generation muss man ja auch mit der Lupe suchen. Daher will ich dem Samsung Tab S3 doch noch eine Chance geben. Und mich mit leicht gebrochenen Herzen von seinem Urvater 8.0 verabschieden. Du warst von all den Geräten, die ich in meiner Lehrerlaufbahn hatte, das wichtigste. Ich habe deine Zuverlässigkeit bis zum Ende geschätzt. Und ich weiß, du wirst auch in der Rente einen anderen Menschen sehr glücklich machen!
    Vale!

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    Spiel und Spaß mit Kindle-Zitaten und Evernote

    avatarEiner der großen Vorteile eines eReaders ist die schnelle Nutzbarmachung von Passagen für den Unterricht. Fand man vor 20 Jahren in seiner Lektüre eine im wahrsten Sinne des Wortes (be-)merkenswerte Passage, war das Vorgehen klar: Abtippen. Und das dauerte lange. Vor 10 Jahren ging das mit Scanner und OCR-Software wie dem Abbyy Finereader schon um einiges schneller. Aber auch hier war desöfteren händische Kosmetik gefragt, wenn Buchstaben oder ganze Wörter nicht erkannt wurden. Dass das Buch beim Auflegen auf den Scanner mehrmals gut durchgedrückt und verrenkt wurde, ist dem Gebrauchsleser egal. Dem Bibliophilen schossen aber ob einer solchen Vergewaltigung der beliebten Wälzer sofort Tränen in die Augen. 2015 habe ich nun auf Anregung eines älteren Artikels von Herbert Hertramph eine angepasste Version seiner Methode übernommen und ausgebaut, die blitzschnell funktioniert.
    Ein eReader wie Kindle speichert sämtliche Highlights und Kommentare, die man bei seiner Lektüre in einer Cloud, sodass man sie bei Bedarf wieder finden kann. Über die Seite kindle.amazon.com sind sämtliche Titel mit den darin getätigten Markierungen gespeichert und können auf Knopfdruck angezeigt werden.
    skitch

    Ein weiterer Klick öffnet die Seite zu den Zitaten im jeweiligen Werk in einem zusätzlichen Fenster.
    skitch
    Aktiviert man jetzt die Evernote Side Bar mit der Option “Artikel ohne Formatierung” werden sämtliche Zitate aus diesem einen Werk in einer Notiz in einem Evernote-Notebook gespeichert: Autor, Werk sowie numerisches Ordnen der Zitate und Verschlagwortung nimmt Evernote von alleine vor.
    skitch
    So habe ich über Monate eine richtige Zitatenbibliothek in Evernote, die ich bei Bedarf durchsuchen kann – Worterkennung sei dank.

    skitch
    Meine Zitat-Bibliothek in Evernote
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