• Allgemeines,  Alltag

    Vom Brennen

    Bob meinte in seinem aktuellen Podcast des Referendarsflüsterers, dass in unserem Job auf Dauer nur die bestehen können, die dafür brennen. Die mit Leidenschaft an ihre Fächer gehen und ihre Begeisterung dafür an die kommende Generation weitergeben wollen. In dieser Hinsicht sehe ich mich absolut in meinem Traumberuf. Ich brenne für meine Fächer, ich brenne für meine Schule, ich brenne für die Arbeit mit den Jugendlichen. Aber ich brenne zu viel. Und ich habe Angst auszubrennen.
    Ich habe schon mehrmals im Blog darauf Bezug genommen, mich regelmäßig dazu geäußert, wie wichtig ist, Zeit für sich selbst zu nehmen. Den Job mal den Job sein zu lassen. Aber bei mehr als einem hehren Vorsatz bleibt es bei mir irgendwie selten. Ich hab haufenweise Fortbildungen besucht, die zum Thema Zeitmanagement wichtige und richtige Tipps geben. Mit tollen Vorlagen und Beispielen, wie man am besten die Balance hält. Wie man nicht im Alltag des Systems Schule untergeht. Alles toll. Aber irgendwo umsonst. Die alten Gewohnheiten sitzen bei mir zu tief. Und plötzlich findet man sich wieder bis Mitternacht am Schreibtisch sitzen und stellt sich dieselbe Frage: Kann es das sein?
    Was ist das Problem? Ich stelle mit einer Mischung auf Zufriedenheit und Schrecken fest, dass nach all den Jahren das Kerngeschäft – das Unterrichten – bei mir fast schon nebenher läuft. Meine Stunden sind gut vorbereitet, digital archiviert und laufen zu einem großen Teil in den Klassen. Ab und an muss ich mal aktualisieren, weil die untertitelte Antrittsrede eines Barack Obama im Jahre 2017 in der Oberstufe keinen mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Aber ich muss nirgendwo mehr bei 0 anfangen. Es sind diese ganzen Mini-Jobs, die sich im Laufe der Jahre in der Schule anhäufen und Zeit sowie Nachmittage beanspruchen. Ich bin Klassleiter, ich bin Verbindungslehrer, ich bin im Lehrerchor, ich bin in einem Team zur Schulentwicklung, ich betreue die Klassenfahrt der Oberstufe, ich bin im Personalrat. Alles Arbeiten, die mir eigentlich Spaß machen und auch wichtig sind, aber in ihrer Summe viel Zeit und Energie rauben. Und wenn ich ganz pessimistisch bin: Für mein berufliches Weiterkommen bringen mir diese ganzen Arbeiten im Grunde kaum mehr als einen anerkennenden Klopfer auf die Schulter. Ich brenne an so vielen Stellen.
    In der Freizeit sieht es nicht anders aus. Ich liebe, was ich abseits von Schule mache. Aber ich will alles auf einmal: Ich will zwei Mal die Woche Sport, ich will Musik machen, ich will ein Sozialleben haben, ich will mein Spanisch aufbauen, mein Französisch verbessern, ich will den Blog am Leben halten, neue Methoden und Technik ausprobieren – und plötzlich hab ich so viel zu tun, dass es 0 entspannt. Ich brenne. Wie in der Schule. Aber nicht auf eine gesunde Weise. Ich lodere. Wie ein Flächenbrand.
    Ich bewundere die Kollegen, die diesen Spagat scheinbar spielerisch hinbekommen. Unterricht hier, Fachbetreuer dort, Prüfung an der Uni abgenommen, AK Irgendwas, nebenher eine Familie mit zwei Kindern ernähren, einen Podcast betreiben, die deutschsprachigen Landen regelmäßig für educamps zu bereisen. Wie schafft ihr das bloß? Ich hab auch nach all den Jahren keine Antwort darauf. Vielleicht habt ja ihr eine, die ihr mir in den Kommentaren mitteilen wollt… Die ersten Kollegen haben auch bereits bei Twitter geantwortet.

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  • Alltag,  Technik,  Unterricht

    Mein Hardware Setup 2016/17

    Da sich mal wieder die Fragen im Blog häufen, ob sich an meinem Technik-Setup etwas geändert hat, habe ich mich mal kurz zusammengesetzt, um über meine neuen-alten treuen Wegbegleiter zu sinnieren, mit denen ich täglich durch die Gänge unserer Schule stapfe. Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich das eine oder andere getan, vieles ist aber auch absolut gleich geblieben – schon mal ein gutes Omen. 

    Das aktuelle Setup 2016/2017
    • Samsung Galaxy Note 8.0: Kaum zu glauben, dass das kleine Stift-Tablet im Oktober seit nunmehr vier Jahren mit mir tagtäglich auf Reisen geht und im Unterricht täglich 6-7 Zeitstunden präsentiert, abspielt, streamt, abspeichert, malt und dabei noch immer kein einziges Mal nennenswert kapituliert hat. Keine der Apps ist dem Tablet zu umfangreich oder zu rechenintensiv, der Akku hält nach wie vor knapp zwei Tage durch und die Geschwindigkeit passt für mich. Ich werde ein paar große Tränen vergießen, wenn das Note 8.0 das Zeitliche segnen sollte, weil Samsung bis heute keinen nennenswerten Nachfolger auf den Markt gebracht hat. Die stylus-fähigen Modelle wurden in die Tab S3-Serie verbannt, wo sie mehr als das Doppelte kosten als das Note 8.0 zu Hochzeiten. Schade…
    • Acer K-137: Auch schon seit fast zwei Jahren im Einsatz und bis heute ohne nennenswerte Probleme im Unterricht dabei. Sogar ein paar Stürze vom Pult hat die kleine Funzel hinnehmen müssen, die ihr aber nicht nennenswert geschadet haben. Von ein paar Macken an den Rändern mal abgesehen. Bis heute habe ich auch keinen LED-Beamer entdecken können, der eine ähnliche Lumen-Zahl bei so einem Preis zustande bekäme. Vielleicht habe ich aber auch noch nicht genug geschaut 🙂
    • EZCast Pro: Fast genauso lange wie der Beamer bei mir in der Tasche und von all den Streaming-Sticks, die ich bis jetzt im Einsatz hatte, mit Abstand der verlässlichste! Sogar der Dongle von Samsung hat deutlich mehr Abstürze oder Stotterer zu verzeichnen als das kleine Streaming-Wunder aus Fernost. Die Zusatzfeatures sind eine nette Dreingabe, aber für mich definitiv nicht ausschlaggebend. Viel wichtiger sind mir die Verlässlichkeit und die Möglichkeit, das gute Ding direkt mit dem Beamer zu verbinden, ohne auch nur ein einziges Kabel dafür zu benötigen!
    • Bamboo Stylus Feel: So nett das Note 8.0 auch ist, aber der Stylus war – was die Haptik anbelangt – eine Katastrophe. Permanent hatte man beim Schreiben das Gefühl, einen Zahnstocher in der Hand zu haben. Auch die größere Standalone-Version von Samsung war nicht nennenswert besser. Das Ding sieht zwar wie ein Stift aus, ist aber viel zu leicht. Der Stylus Feel von Bamboo ist da genau richtig. Ein schönes Gewicht, ein schönes Design. So was nehme ich zum Arbeiten gerne in die Hand.

    Man sieht: so richtig viel auf dem Gebiet hat sich nicht getan. Und das ist gut so. Die Langlebigkeit der Komponenten spricht definitiv für ihre Qualität. Ich habe nach langem Ausprobieren endlich ein Hardware Setup, mit dem ich restlos zufrieden bin. Hier zum Vergleich mal die Setups der letzten Jahre:

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  • Prüfungen

    Von einem Weihnachtswunder

    avatar In diesen Wochen kommt nicht nur für die Schüler alles zusammen. Auch wir Lehrer sind gut am Rödeln. Neben dem Unterricht sind wir mit Konferenzen beschäftigt, in denen wir über die Fälle diskutieren, die auf Probe vorgerückt sind. Mehrere AKs wollen kurz vor den Ferien zu ein paar neuen Impulsen rufen. Nebenher geht der Nikolaus um, das Weihnachtskonzert wird nicht nur besucht, sondern auch geprobt. Die Sprechstunden sind dick gefüllt, weil die Eltern den Kindern ein paar gute Vorsätze ins Jahr 2017 mitgeben wollen. Die Kinder werden ausgelassener, je näher der 23.12. rückt. Und mittendrin: Korrekturen. Stapelweise Korrekturen von Exen, Schulaufgaben, Klausuren, Mini-Tests. Der Schreibtisch quillt über vor Papier – in diesem Jahr mein Fluch.
    Es ist Freitag. Vor mir schreibt gerade die zwölfte Klasse in einem engen, ungemütlichen Raum ihre Klausur. Auf dem Tisch vor mir ein Haufen Papiere, den ich schon den ganzen Tag mit mir herumtrage: Zusätzliches Papier für die Oberstüfler, übrig gebliebene Klausurenangaben, ein Stapel Klausuren aus der Elften, die ich in der Freistunde durcharbeiten möchte, meine Schulaufgabe der sechsten Klasse, die ich abgeben muss, und eine Nachholschulaufgabe, die ich gerade in der Pause zwischen Tür und Pausenkaffee durchprügeln konnte. Die Note des kleinen Tobi ist nicht wirklich überragend. Ich möchte ihm aber das Wochenende nicht mit der Zensur versauen und habe mich in der Frühe entschlossen, ihm sein magnum opus erst am Montag rauszugeben, damit er von dem 2. Advent etwas hat.
    Eine einsam herumfliegende Schulaufgabe ist eine heikle Geschichte. Wie schnell ist sie in einem solchen Blätterwust verloren und auf ewig verschollen. Zum Glück hab ich für diesen Zweck einen eigenen Ordner, in dem ich Schulaufgaben und Angaben sammle. Also rein damit und das Ende der Oberstufenklausur abgewartet. Nach 90 Minuten ist der Spuk vorbei. Die Arbeiten werden eingesammelt und in den berühmten grünen Mantelbogen gelegt. Darauf meine Prüfungen der sechsten Klasse und die Elfklassklausuren – mein Wochenende ist gerettet. Endlich keine Langeweile mehr. Die übrig gebliebenen Klausurenangaben lagere ich in eine blaue Stofftüte aus und verstaue sie im Auto, da ich sie nicht so schnell brauchen werde, und brause nach Hause in ein arbeitsreiches Wochenende.
    Fast Forward Sonntag Abend. Ich bin mit allem fertig, packe gerade meine Sachen für den Montag zusammen. Achja, noch schnell die Schulaufgabe vom kleinen Tobi raussuchen, die ich ihm ja erst nach dem Wochenende rausgeben wollte. Also Ordner rausgeholt, Register für abgegebene Schulaufgaben und Exen aufgemacht, die Schulaufgabe gesucht – und ich stutze: Die Arbeit ist nicht da. Ich denke mir erst nichts und gehe den Stapel an deponierten Prüfungen noch einmal durch. Wieder nichts. Etwas unruhig schaue ich die restlichen Register des Ordners durch und stoße auf dieselbe gähnende Leere. Tobis Schulaufgabe ist weg. Kein Problem, denke ich mir. Du hast sie bestimmt in der Schule auf deinem Platz zusammen mit den zwei durchkorrigierten Schulaufgabenstapeln abgelegt, die du nicht mehr nach Hause nehmen wolltest. Also gehe ich mit der Gewissheit zu Bett, dass sich das gute Stück am nächsten Tag vor meiner Nase im Lehrerzimmer auftauchen wird. Licht aus.
    Montag. Sie fehlt. Tobis Schulaufgabe findet sich weder im Prüfungsstapel der sechsten, noch der fünften Klasse. Ich schaue den restlichen Stapel an Papieren auf meinem Arbeitsplatz im Lehrerzimmer durch. Dienstanweisungen, Folien, Elternbriefe, Entschuldigungen von Eltern, Arbeitsblätter der Q11, ein Referat aus der Q12, eine Klassenliste meiner Schützlinge. Aber keine Schulaufgabe von Tobi. Nirgendwo. Ich kratze mir verwundert meinen Kopf. Vielleicht hab ich sie nach der Klausur am Freitag in mein Fach reingelegt? Nachprüfen kann ich das allerdings erst in der Pause, denn die erste Stunde beginnt. Die fünfte Klasse. Tobi wartet bestimmt schon auf seine Schulaufgabe. Ich werde ihn vorerst vertrösten müssen.
    Deutlich beunruhigt stürze ich in der Pause an mein Fach – nur um wieder enttäuscht zu werden. Das Ding ist nicht da. Verflucht! Ein paar Kollegen von mir bemerken meine Unruhe und fragen nach, was los sei. Sie beruhigen mich. Sowas sei jedem in seinen zig Dienstjahren einmal passiert, und jedes Mal habe sich die verlegte Prüfung dann gefunden, wenn man eigentlich schon aufgeben wollte. Ich nicke etwas erleichtert und denke sofort wieder an meinen Ordner, in dem ich die Schulaufgabe von Tobi am Freitag während der Oberstufenschulaufgabe abgelegt hatte. Ein erneutes Durchsuchen wird das gute Stück bestimmt wieder zutage fördern. Denke ich. Noch.
    Aber Fehlanzeige. Sie bleibt verloren. Ich gehe zum Radikalprogramm über und ziehe jeden Korrekturstapel aus meinem Spind, den ich seit diesem Jahr schon fertiggestellt und archiviert habe: Jahrgangsstufentests, Stegreifaufgaben, Grammatiktests, Wortschatzprüfungen, Schulaufgaben alles. 25 (!!!) Klassensätze habe ich seit September korrigiert. Und jeden einzelnen – insgesamt knapp 750 Arbeiten – gehe ich gesondert durch. Falte mehrseitige Angaben und Schülerbögen auseinander, nur um die Schulaufgabe des kleinen Tobi zu finden. Ich verliere dadurch fast 2,5 Zeitstunden, literweise Stresshormone und bestimmt auch den einen oder anderen Nerv. Vor allem als klar wird, dass auch die letzte Schülerarbeit nicht das bereithält, was ich suche. Alles ist korrekt einsortiert und abgeheftet. Nur diese Schulaufgabe fehlt.
    Am Abend gehe ich nochmal sämtliche Schubladen meines Arbeitszimmers durch, die mit einem derartigen Dokument in Berührung gekommen sein sollten. Meine Kollegen, die in der Nähe meines Arbeitsplatzes  im Lehrerzimmer sitzen, habe ich telefonisch informiert, ihre Unterlagen nach Tobis Schulaufgabe zu durchforsten, vielleicht haben sie das Ding ja versehentlich eingesteckt. Mir selber gehen langsam die Ideen nach weiteren Verstecken aus. In meiner Verzweiflung leere ich sogar meinen Papierkorb im Arbeitszimmer aus. Schätzungsweise 70 Zettel, Fetzen, Post-Its und Briefumschläge flattern in alle Himmelsrichtungen über den Boden. Hektisch durchwühle ich das Chaos nach allem, was nach Korrekturen aussieht. Aber nichts. Überhaupt nichts. Nirgendwo. Tobis Schulaufgabe. Sie ist weg. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben ganz offensichtlich eine Schulaufgabe verloren.
    Was blüht mir jetzt?
    Ich werde zum Chef gehen und beichten müssen. Ich werde der Fachschaftsleitung Bescheid geben müssen. Ich werde bei Tobis Eltern anrufen und ihnen den Fall schildern müssen. Wie absolut peinlich. Der Anruf wird mein erstes berufliches Schuldeingeständnis. Eine Bankrotterklärung an mein Ordnungssystem, das seit Jahren so wunderbar funktioniert hat und jetzt in Scherben liegt. Und ich muss dem kleinen Tobi erklären, dass er vor Weihnachten nochmal eine Schulaufgabe schreiben muss. Als ob er unmittelbar vor den Ferien nicht schon genug Stress hätte. Aber es muss wohl sein. Ich habe an allen Stellen gesucht, an die ich denken konnte. Ich bin verzweifelt. Und gestehe die Niederlage ein. Merda.
    Ich werde heute sehr schlecht schlafen. Meine gesamten Gedanken werden um diese vermaledeite Schulaufgabe kreisen. Ich weiß es. So bin ich einfach.
    Kurz vor dem Zubettgehen gehe ich nochmal zur Wohnungstür um zu sehen, ob sie auch verschlossen ist (was wäre der Lehrer ohne seine Spleens). Beim Herübertrotten zum Schloss fallen meine Augen rein zufällig über die Schlüsselschale, in denen alle Schloss- und Schließmöglichkeiten meiner Habseligkeiten zu finden sind – und bleiben am Autoschlüssel hängen. War ich nicht vor einer knappen Woche mit dem Auto in die Schule gefahren? Eventuell sogar letzten Freitag, als ich Tobis Schulaufgabe zum letzten Mal gesehen hatte? Hatte ich schon dort nachgesehen? Ich reiße die Tür auf und jage im Schlafdress und mit klopfenden Herzen die Treppe zur Tiefgarage hinunter. Es ist fast Mitternacht, im Treppenhaus herrscht Eiseskälte, aber das ist mir egal. Ich bin getrieben von banger Hoffnung, hier auf der letzten heißen Spur zu sein, die mir noch bleibt. Ich reiße die Hecktür meines Autos auf. Im fahlen Licht der jetzt erst anflackernden Neonröhren erkenne ich sie – eine blaue Stofftüte, in die die Angaben der Oberstufenklausur gestopft waren. Und ganz oben auf dem Stapel: Tobis Schulaufgabe. Ich will vor Erleichterung heulen, bin aber einfach zu fertig mit den Nerven, um auch nur eine Träne hervorzubringen.
    Heute Nacht werde ich wie ein Baby schlafen.

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  • Allgemeines,  Alltag,  Technik,  Unterricht

    Läuft… Oder?

    avatarIch kann mir vorstellen, dass ein paar von euch seit ein paar Wochen die Klassenanekdoten vermissen, die hier im Blog regelmäßig zu lesen waren. Ich wünschte, ich könnte euch ein paar neue lustige Geschichten erzählen. Oder etwas Verrücktes. Aber ich muss euch enttäuschen: dieses Jahr läuft es.
    Die Klassen verhalten sich mustergültig und sind hochmotiviert. Selbst die Mittelstufe ist brav und liefert bei den Schulaufgaben Top-Niveau. Lediglich die Fünfte stellte sich für ein paar Wochen als Mini-Sorgenkind heraus, weil sich nach den ersten Tests schon deutliche Leistungsunterschiede gezeigt hatten. Vor allem die Kinder mit Migrationshintergrund waren zwar hochkonzentriert bei der Sache, aber mit dem schriftlichen Fixieren völlig überfordert. Deutsche Schulen im Ausland garantieren noch lange nicht, dass die Schüler sich in der Sprache auch ausdrücken können. An vielen Schulen dort wird zwar Deutsch gesprochen, aber nicht geschrieben. Das Ergebnis: Krudeste Rechtschreibfehler und falsche oder gar nicht vorhandene Flexion von Substantiven. Viele der Sätze reihten die Nomen einfach im Nominativ aneinander. Was ein Kasus ist und wofür sie gut sind, verstanden die Schüler nicht. Zumindest bis jetzt. Dass die kleine Heleni aus Athen plötzlich Formen wie “den Senator” oder “der Senatoren” bilden kann, kommt nicht von ungefähr. Das liegt zu einem gewissen Teil auch an Latein, wo wir uns mit dem Flexionssystem intensivst auseinandersetzen.
    Ähnliches auch bei der Unterrichtsvorbereitung: Im Moment flutscht es einfach. 90% meiner Stunden muss ich lediglich mit einem Mausklick in meinen Unterrichtsordner in Evernote kopieren, inklusive Bilder, Arbeitsblätter und Stundenskizzen, die als Anhang an der Notiz drankleben – und das war’s. Gelegentlich muss ich noch etwas Feinschliff anbringen, aber das meiste geht erstaunlich schnell von der Hand. Oft ist die Vorbereitung nach gerade mal einer Stunde erledigt. Das schafft Platz: Man hat wieder Luft. Man hat wieder Zeit. Zeit zum Nachdenken, wie es weiter gehen soll. Vor allem beruflich.
    Interessanterweise hat Frau Henner zu genau derselben Zeit ähnliche Gedanken im Kopf. Diese innere Unruhe, sich mit der neu gewonnenen Zeit anders, mehr oder besser in den Schulbetrieb einbringen zu wollen, aber nicht so recht zu wissen, in welcher Hinsicht, ist bei mir ebenso spürbar. Nur wo? Die Funktionsstellen sind fest besetzt (im Gegensatz au Frau Henners Schule durch die Bank mit sehr fähigen Leuten). Außerdem ist eine Bewerbung darum in meinem Alter noch recht aussichtslos, weil das Dienstalter gerne mal als Trumpf ausgespielt wird. Und da wäre ich als noch relatives Greenhorn mit Mitte 30 wohl erstmal unterlegen. Was bleibt da noch? AKs? Fortbildungen geben? Schülerzeitung?
    Wie sieht’s denn bei euch aus, liebe jung gebliebenen alten Hasen 🙂 ? In welche Richtung seid ihr denn geschippert? Und wann?

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  • Allgemeines,  Alltag,  Prüfungen,  Unterricht

    All work and no play

    avat_traurigKurz vor den Ferien zieht der Schulkosmos nochmal alle Register, um seinen Beteiligten das Fürchten zu lehren. Vor allem die Oberstufe ächzt gerade über den engen Terminplan: Vor den Osterferien müssen alle Klausuren geschrieben, von uns korrigiert und herausgegeben sein. Dann kommen die Osterferien und schließlich das für die Schüler sagenumwobene Finale, auf das sie seit nun mehr 12 Jahren hinarbeiten: Das Abitur.
    Während für die Leute in der Zwölften diese Zeit durchaus etwas Tragisch-Magisches hat – immerhin befinden sie sich auf der Zielgeraden und genießen es trotz des Stresses, in der Schülernahrungskette mittlerweile ganz oben angelangt zu sein – ist das für uns Lehrer mittlerweile Alltag. Und der muss auch fernab von Q12 weitergehen. In Zeiten von gesteigertem Korrekturaufwand direkt vor dem Abitur eine durchaus stressige Zeit. Aber wie stressig? Ist der Stress systemisch oder selbst auferlegt? Um das zu überprüfen, hab ich mir eine der letzten Wochen mal herausgepickt und so gut es ging protokolliert. Das Ergebnis stelle ich hiermit mal öffentlich, damit auch Fachkollegen den einen oder anderen Tipp haben, wie ich eventuell effizienter arbeiten kann. Zum anderen bietet das auch mal wieder Gelegenheit, um mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen (oder um sie zu zementieren). Klar werden davon auch eingefleischte Kritiker nicht überzeugt sein und fleißig Häme versprühen. Aber die ließen sich auch nicht umstimmen, wenn man mit einer Videokamera bewaffnet die folgenden Tage abgeschrieben wäre. Sei’s drum, los geht’s:
    thursday2

    • Regulärer Unterricht von 8.00 bis 13.00. Dazwischen:
    • Freistunde 10.45-11.30: Schulaufgaben geordnet, Oberstufennoten eingetragen, im P-Seminar nach Bewertung gefragt. Erwartungshorizont für Q12 Latein ausgedruckt, Klausur Q12 Englisch alphabetisch geordnet und mit Erwartungshorizont an die Fachleitung übergeben
    • Präsenzstunde: Präsenzstunde, in der ich eine Nachholschulaufgabe für die fünfte Klasse erstellt habe.
    • 13.15-14.00: eigentlich frei, aber Gespräch in der Funktion als Verbindungslehrer mit einer Schülerin in der Mittelstufe, die sich nach Angaben ihrer Freundinnen etwas antun will. Unangenehmes Thema, das einen auch lange nach Schulschluss begleitet.
    • 14.00-14.45: nachgeholte Lateinschulaufgabe geschrieben.

    Aufbruch nach Hause.

    • Ankunft gegen 15.15
    • Kaffee: 15.30
    • Vorbereitung 15.40 -17.00 (heute recht kurz)
    • 17.00-17.30: Korrektur der Latein SA

    17.30-18.45 Einkaufen und Abendessen, Kaffee und los geht’s

    • 19.10 Bewertung der Portfolios des P-Seminars – 21.57

    11h 10min

    friday

    • 8.00-11.30: Unterricht
    • 16.30-18.10: Erste Unterrichtsvorbereitungen für Montag
    • 21.20-22.52: Weitere Bewertung des P-Seminars

    6h 40 min

    Saturday2

    • 10.05-11.21: Korrektur der Lateinschulaufgabe
    • 11.30-11.40: Exkursion fertigmachen
    • P-Seminare: Wertungsbögen finalisieren
    • 13.45.16.12:  Unterrichtsvorbereitung
    • 16.53-17.17: P-Seminarbewertungen

    4h 17min

    sunday2

    • 10.40-13.38: Unterrichtsvorbereitung
    • 13.53-14.10: Ordnen der Unterlagen
    • 14.30-15.26: Korrektur der Schulaufgabe meines Referendars

    4h 13min

    monday2

      • Vorbereitung: 16.00-19.10

     

    10h 10min

    tuesday2

    • 8.00-16.00: Unterricht mit einer Freistunde, die für eine Vertretung draufging
    • 16.00-17.45: Schreiben der Zertifikate für das P-Seminar
    • 18.16-20.00: Unterrichtsvorbereitung
    • 20.00-21.00: EdChatDE (Fortbildungsveranstaltung 🙂

    12h 29 min

    Wednesday2

    • 8.00-13.00: Schule
    • 13.15-14.00: Lerncoaching als Verbindungslehrer für einen Schüler, der sich beim Lernen zunehmend schwer tut
    • 14.00-16.15: Fertigstellung der P-Seminarzertifikate

    Ankunft zuhause 17.00

    • 17.20-19.30: Unterrichtsvorbereitung (nach Kaffee) 

    9h 50min

    Am Ende 58h 42 min

    Das Ergebnis hat mich gelinde gesagt überrascht. Ich wusste schon, denn ich wohl mehr mache als der klischeebeladene Schwellenpädagoge, aber fast 60 Stunden? Respekt. Zum Glück läuft nicht jede Woche so, aber zu gewissen Hochzeiten wird mit entsprechenden Arbeitszeiten öfters mal zu rechnen sein (Zeugnis, Abitur, Notenschluss, Maiwarnungen).

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