Vielleicht ist das meinige nicht ganz so aufreizend, wie das von Tiffany aus “Diamantenfieber“. Dafür mindestens genauso spannend. Jedenfalls für mich. Vor nicht allzu langer Zeit sagte ich meinem alten Tablet “Goodbye”, nur um Tage später einen Nachfolger für meinen Gerätepark zu ernennen. Nämlich das Samsung Galaxy Note 8.0. Wer sich an meinen Artikel erinnern kann, wird nicht vergessen haben, dass mich vor allem der Konnektivitätswust wirklich genervt hat. Denn um das Tablet an einen Beamer anzuschließen, braucht man
- eine Steckdose für einen Beamer
- einen MHL-HDMI-Adapter, der zwischen Beamer und Tablet kommuniziert
- ein HDMI-Kabel, das das Ausgabesignal des Adapters an den Beamer weiterleitet
- eine zweite Steckdose
- das Netzkabel des Tablets, das in den Adapter eingesteckt werden muss weil sonst keine Bildausgabe erfolgt
- daher eventuell ein Verlängerungskabel oder einen Verteiler
Das, liebes Samsung, ist Murks. Riesenmurks. Die Mobilität, für die Tablets immer gepriesen werden, ist damit völlig dahin. Ich bin mit meinem Tablet im Unterricht an das Lehrerpult verbannt. Viel schlimmer noch: Durch die wirklich mikrige Länge der Kabel (das 8.0 Netzkabel für den MHL-Adapter ist gerade mal einen Meter lang!) ziehen sich die Kabelstränge quer durch den vorderen Teil des Klassenzimmers. Wenn der Tafeldienst sich an mir und meinem Equipment nach getaner Arbeit vorbeischleichen will, reißt er mir entweder die gesamte Technik vom Pult, weil er sich im Kabelsalat verheddert, oder stranguliert sich, da die Kabel auf Halshöhe herumhängen. Das nervt und bringt nur noch mehr Chaos in das allgemeine Gewusel innerhalb eines Klassenzimmers. Aber dann kam die Erlösung: nämlich mein Döschen im Höschen.
Als ich nach einem weiteren Edchat mit Matthias Heil ins Gespräch kam, empfahl er mir auf mein Weinen und Klagen hin den AllShare Cast Dongle von Samsung. Besagtes Döschen im Höschen. Hierbei handelt es sich um ein Gerät, das den kompletten Bildschirminhalt des Note 8.0 per WLAN empfängt und auf den Beamer überträgt. Das klang zu schön, um wahr zu sein, deswegen wollte ich das mal in der Realität sehen. Also auf zum Saturn meines Vertrauens und das gute Ding für knapp 50€ gekauft. Die Verkabelung ist recht schnell geschehen. Der Dongle wird mit einem USB-Netzteil (noch ein Netzteil! *kreisch*) mit Strom versorgt, in den HDMI-Port kommt das entsprechende Kabel, das mit dem HDMI-Eingang des Beamers verbunden wird. Das Ergebnis ist zwar nicht unbedingt schöner, durch ein hängendes Kabel weniger aber nicht mehr ganz so lebensbedrohlich wie der Kabel-Gau aus den ersten Zeilen:
Durch etwas Herumexperimentieren konnte ich die Kabelknödelei sogar noch etwas weiter eindämmen. Da das Netzteil des Dongles mit 4,75V arbeitet und damit der Spannung eines regulären USB-Ports recht nahe kommt, spricht nichts dagegen, den Dongle per USB-Buchse des Beamers mit Strom zu speisen. Damit bräuchte ich künftig nur noch eine einzige Steckdose und keinen Hausmeister mehr, der mir die strangulierten Schüler einsammelt:
Sollten findige Kabelexperten hier unter uns weilen, die mir bei dieser Lösung den baldigen Tod meines Dongles prophezeien (das Donglenetzteil gibt 4,75V bei 0,55A aus), bitte rechtzeitig melden. Ich hatte diese Konfiguration heute für eine Stunde laufen und es funktionierte problemlos. Somit ist allein logistisch der Wust der Anfangskonfiguration mächtig eingedämpft, denn jetzt brauchen wir nur noch:
- eine Steckdose für einen Beamer
einen MHL-HDMI-Adapter, der zwischen Beamer und Tablet kommuniziert- ein HDMI-Kabel, das das Ausgabesignal des Adapters an den Beamer weiterleitet
eine zweite Steckdose und das Netzkabel des Tablets, das in den Adapter eingesteckt werden muss, weil sonst keine Bildausgabe erfolgtdaher eventuell ein Verlängerungskabel oder einen Verteiler.einen Hausmeister zum Einsammeln meines strangulierten Tafeldienstes- ein USB-Kabel (USB-A auf micro USB): geht mit dem mitgelieferten Note 8.0 Datenkabel
Ist der Dongle verkabelt, muss der Beamer hochgefahren werden. Achtung! Nicht die AllShare-Funktion am Note einstellen, bevor der Beamer an ist. Der Dongle muss am laufenden Beamer über HDMI verbunden sein, sonst bricht er die Verbindung zum Note ab. Das Note sollte man erst dann aktivieren, wenn Dongle und Beamer laufen und der folgende Bildschirm ausgegeben wird:
Wenn diese beruhigenden Blautöne auf den Betrachter niederprasseln, ist es fast geschafft. Dann muss man das AllShare Cast-Icon in der Leiste des 8.0 aktivieren, dem Dongle per Knopfdruck Bescheid geben, dass er nach einer Verbindung suchen muss, und schwupp – begrüßt die Klasse der komplette Bildschirminhalt des Tablets. Kabellos!

So ist es jetzt problemlos möglich, mit dem Tablet bewaffnet seinen Lehrervortrag fortzusetzen, ohne am Pult zu kleben, als habe man eine Fußfessel. Ein völlig neues Gefühl beim Unterrichten, auch bei solchen Phasen den gesamten Raum des Klassenzimmers zur Verfügung zu haben und auch auf die Reihen zugehen zu können, die sich früher immer am anderen Ende des Raumes in Sicherheit gewähnt haben.
Natürlich macht sich der extensive Gebrauch dieser Funktion am Akku bemerkbar. Immerhin wird der komplette Inhalt über eine längere Zeit in Echtzeit an den Dongle gestreamt. Ich habe mal nachgemessen und merke schon einen Unterschied. Verliert man pro Unterrichtsstunde ohne AllShare Cast maximal 2% Akkuleistung, sind es bei 45minütiger Belastung des Tablets 8-10%. Damit kommt man auch gut durch den durchschnittlichen Schultag, aber für zwei wird’s schon knapp. Natürlich muss man sich vor Augen halten, dass man im Unterricht (hoffentlich!) besseres zu tun hat, als die Schüler non-stop mit Medienmaterial vom Tablet zu speisen. Ein bisschen sollen sie auch selber was tun. Und das werden sie. Jetzt kann ich ihnen ja das Tablet direkt unter die Nase halten. Döschen sei Dank!
Update Dezember 2013: Wie ich schon vermehrt gehört habe, verweigert das Döschen die Arbeit mit einigen Samsung-Geräten, sobald das Android-OS auf 4.2 geupdatet wird – das Note 8 scheint dabei keine Ausnahme zu sein. Das Update wird scheinbar über Kies seit einer Weile angeboten. Da ich mit diesem schlecht gemachten iTunes-Klon schlimme Erfahrungen gemacht habe, ist mein Gerät bisher davon verschont geblieben… und wird es wohl auch für die nächste Zeit bleiben. Das Cast-Feature ist bei mir im Unterricht fester Bestandteil. Darauf kann und will ich nicht mehr verzichten. Oder hat jemand andere Erfahrungen?
Update Januar 2014: Seit Anfang des Jahres ist ein Patch vorhanden, der das Connectivity-Problem zum Dongle aus der Welt schafft. Allerdings kann ich diesen Patch nur empfehlen, wenn das Note 8 bereits auf 4.2 geupdatet wurde. Ich hab ihn einfach mal runtergeladen und auf mein 4.1.1 angewendet. Höhere Version bedeutet ja immer auch höhere Verlässlichkeit. Mitnichten. Mehrere Male ist mir heute die Verbindung zum Dongle abgebrochen, beim Schreiben merke ich einen deutlichen Lag. Mein Geschreibsel wird teilweise 2 Sekunden später angezeigt – da ist irgendwo der Wurm drin. Ich versuche jetzt mal, mein Note auf Werkseinstellungen zurückzufahren. Alles sehr nervig. Never change a running system…
Ich kann aber nach mehrtägiger Probephase stolz verkünden, dass alles wieder läuft. Sogar besser als vorher. Nach dem Factory Reset hat sich das Note selbstständig auf das berüchtigte Android 4.2 geupdatet und den Patch automatisch vorgenommen. Seitdem funktioniert die Connectivity stabiler als sonst. Und auch schneller. Wo der Dongle früher immer knapp 10 Sekunden bis zur Verbindung benötigt hat, klappt das nun beinahe wie auf Knopfdruck. Nach zwei Sekunden ist die Verbindung hergestellt. Prima. Was allerdings im Moment gar nicht mehr geht ist die Galerie. Die geht zwar auf, reagiert aber auf keinerlei Input. Wenn man sie allerdings über die Foto-App aufruft, klappt alles problemlos. Seltsam, aber verschmerzbar…