• Allgemeines,  Prüfungen,  Unterricht

    Von blankem Horror

    Es dürfte irgendwann um 1997 gewesen sein. So richtig kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber ich dürfte damals in der Oberstufe gewesen sein.  Ich spazierte damals vergnügt zur dritten Stunde in die Schule. Die ersten beiden Stunden waren ausgefallen, und mein Schultag würde so mit dem Leistungskurs Latein beginnen. Als ich den Raum betrete, scheint alles wie immer. Ich sehe die ganzen Leute vor mir, in eben der Sitzordnung, wie sie für unseren Kurs üblich war. Alle waren schon eingetrudelt und in aufgeregte Gespräche verwickelt. Mein bester Freund redete mit hochrotem Kopf auf seinen Vordermann ein, griff sich regelmäßig in die Haare, kritzelte auf einem Blatt Papier herum, radierte, murmelte. Ich nehme rechts von ihm Platz und entziffere aus dem Gekritzel mathematische Formeln, allem Anschein nach etwas zum Thema Kurvendiskussion. Zu Beginn kann ich mir einen amüsierten Kommentar nicht verkneifen. Ich ernte aber nur entgeisterte Blicke. “Unsere Matheklausur gerade war dermaßen schwer, ich kann da von Glück reden, wenn es noch vier Punkte werden”, zischt mir mein Freund entgegen, bevor er sich wieder seinem Vordermann zuwendet und hektisch Ergebnisse vergleicht. Im ersten Moment registriere ich das noch gelassen, bis ich von meinem Freund zugeraunt bekomme “Ich hoffe, eure Klausur war einfacher.”
    Unsere Klausur? Ich stutze. Ich habe heute keine Matheklausur geschrieben. Ich bin ja gerade erst in die Schule gekommen. Zur dritten Stunde. Die ersten beiden Stunden waren doch ausgefallen… oder? Ich werde etwas unruhig und schaue mich im Klassenraum nach Leuten um, die in meinem Mathekurs sitzen, um mich dessen zu vergewissern. Aber ich bin hier der einzige. Die nächsten 45 Minuten der Lateinstunde nehme ich nur physisch wahr. Im Kopf drehen sich Fragen über Fragen. Oder eher gesagt nur eine einzige: Habe ich etwa gerade eine Matheklausur verschlafen? Nein, das kann nicht sein, sowas passiert mir nicht. Die Termine sind Wochen vorher bekannt gegeben worden. Ich hätte mich hundertprozentig darauf vorbereitet. Andererseits ist es bei uns in der Oberstufe üblich, dass die Mathekurse am selben Tag parallel ihre Klausuren schreiben. Und neben mir wird gerade heftigst über eine eben geschriebene Mathearbeit diskutiert. Ich werde zunehmend unruhiger, rutsche auf meinem Stuhl hin und her und starre mit leerem Blick auf die Uhr, auf dass sie die 45 Minuten schneller vergehen lasse. Ich muss jemanden aus meinem Mathekurs finden und mir Klarheit verschaffen.
    Als der Gong ertönt, bin ich der erste, der wie von der Tarantel gestochen aufspringt und zur Klassenzimmertür hechtet. Im Gang schieben sich bereits Massen von Leuten durch die Schule. Unterstüfler, Mittelstüfler, ein paar Lehrer – und irgendwo mittendrin Manfred. Wir nannten ihn aufgrund seiner körperlichen Statur schlicht und ergreifend “Bäpf”. Er sitzt in meinem Mathekurs  zwei Reihen hinter mir und ist für die nächsten Sekunden der Mann, der diesen Tag in eine Katastrophe oder riesige Erleichterung verwandeln kann. “Bitte sag mir nicht, dass wir heute eine Matheklausur geschrieben haben”, keuche ich ihm entgegen, als ich mich durch die Schülermassen gewühlt habe und endlich bei ihm ankomme. Seinem Gesichtsausdruck kann ich die Antwort schon ablesen. “Sag mal, wo bist du denn gewesen? Wir haben alle auf dich gewartet! Hast du die Verlegung des Termins nicht mitbekommen” fragt Bäpf ungläubig. “Das wissen wir doch schon seit der ersten Woche des Schuljahres!”
    Und da merke ich, wie es mir den Boden unter den Füßen wegzieht. Da haben wir den Salat. Ich habe wirklich eine Klausur verpennt. Ich bin in der Kollegstufe eines Gymnasiums und habe eine der wichtigsten Prüfungen auf dem Weg zum Abitur schlichtweg vergessen. Unentschuldigt gefehlt am Tag einer angekündigten Prüfung bedeutet bei uns in Bayern automatisch 0 Punkte. Note 6. Damit setze ich meinen guten Abischnitt aufs Spiel. Nein. Falsch. Damit IST der gute Abischnitt aufs Spiel gesetzt. Die Sechs habe ich sicher. Mit pochendem Herzen und dem wohl tomatigsten Gesichtsrot, das es jemals an meiner Schule gegeben hat, begebe ich mich in das nächste Klassenzimmer, gehe im Kopf durch, wie ich das meinem Mathelehrer erklären soll, der ja ohnehin als ein harter Hund gilt. Oder meinen Eltern. Und vor allem mir selbst. So eine Kopflosigkeit kenne ich von mir überhaupt nicht. Wie konnte das passieren, dass mir diese Terminverlegung durch die Lappen gegangen ist? Ich bin so in Gedanken verloren, dass ich gar nicht registriere, in was für einem Unterricht ich überhaupt sitze. Ich suche im Raum nach dem Lehrer des Kurses, um zu sehen, ob ich nicht schon wieder etwas verschusselt habe und blicke Richtung des Lehrerpultes. Dort sitzt aber nicht einer meiner Lehrer. Dort sitzt einer meiner jetzigen Kollegen.
    Und dann wache ich auf. Jedes Mal. An genau dieser Stelle. Alle drei bis vier Monate kommt dieser Traum. Ich durchlebe jedes Mal die gesamte Achterbahn der Gefühle. Die Panik, als ich merke, was passiert ist, die Unruhe, meine Selbstgeißelungen. Und letztlich die endlose Erleichterung, wenn ich merke, dass ich im Jetzt des Jahres 2017 aufgewacht bin – mit einem Abi und zwei Staatsexamina in der Tasche. Warum es jedes Mal die Mathematik ist, die mir diesen Horror einbringt, kann ich nicht sagen. Ich war in Mathe immer solide. Nicht brilliant, aber passabel. Und trotzdem hat sich da bei mir irgendwie ein kleines Trauma festgesetzt, das mich viermal im Jahr um den Schlaf bringt.
    Verrückt, wie sich Schule auch noch nach Jahren bei uns festsetzen und wüten kann. Ich hoffe, dass keiner meiner Schüler wegen mir so etwas durchleben muss…

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  • Allgemeines,  Alltag,  Buch,  Prüfungen,  Technik,  Unterricht

    Von Arbeitsblättern mit Format

    Wenn es auf diesem Blog einen Award für den oberflächlichsten Artikel überhaupt geben sollte, dann wäre dieser hier ein heißer Anwärter. Denn dieses Mal geht es ausschließlich ums Aussehen. Nämlich dem von Arbeitsblättern. Ich weiß, ich weiß, never judge a book by its cover, aber wie soll man ein Arbeitsblatt ernst nehmen, das vom Layout aussieht wie aus  Krusty’s Playhouse?
    Wenn man so all die Arbeitsblätter in der Schule vor seinem geistigen Auge Revue passieren lässt, muss ich schon eingestehen, dass es doch einige Kreationen gab, mit denen das Lernen nicht wirklich leichter wurde bzw. völlig unmöglich war; zum Beispiel die guten alten Blaupausen, mit denen ich noch bis Mitte der 90er als Schüler gequält wurde. Die Dinger waren auf mausgraues, seltsam glatt-glibberiges Papier gefertigt, auf das die Schreibmaschinenseite in blauen Buchstaben aufgedruckt wurde. Und das in der Regel entweder schief oder so verrückt, dass Buchstaben, Sätze, ja teilweise ganze Absätze fehlten. Oder die orgiastischen Schriftart-Experimente, als die PCs auf Lehrerschreibtischen Einzug hielten. Jede Überschrift in einem neuen Font oder gar Wordart in Bögen, Schlangenlinien, mehrfarbig, gespiegelt, geschraubt und darunter am besten ein Fließtext in Comic Sans. Das Worst Case Scenario, das wir sogar von Dozenten im Studium noch so präsentiert bekommen haben.
    Zum Glück hatte ich im Referendariat einen ganz wunderbaren Seminarlehrer, der uns in dieser Hinsicht schnell den Kopf zurecht gerückt hat: Das Arbeitsblatt ist die Visitenkarte eines Lehrers. Das Layout sollte in sich stimmig, schlicht und erkennbar sein. Ein Blick darauf und es ist klar: Das ist von Herrn/Frau Sowieso. Und darauf habe ich spätestens ab dem Zweigschuleinsatz geachtet. Mein Layout für Arbeitsblätter ist seitdem immer dasselbe. Und das erleichtert auch das Erstellen von neuen Arbeitsblättern ungemein.

    Die Qual der Wahl

    Das Auffinden von geeigneten Schriftarten ist eine sehr individuelle Sache, in die man auch Unmenge an Zeit versenken kann. Es geht ja nicht nur darum, schöne Fonts zu finden, sondern auch um das Zusammenspiel. Bilden die Schriftarten im Layout eine Einheit oder nicht? Zum Glück gibt es mittlerweile eine große Menge an Seiten im Netz, die bei der Suche entweder wertvolle Tipps geben oder sogar in ihren Augen gelungene Font-Ensembles vorstellen, von denen man sich inspirieren und im besten Fall sogar klauen kann, um sie für sich zu nutzen. Ich persönlich kann die Ensembles von canva sehr empfehlen, mit dem ich schon seit langer Zeit arbeite, wenn es um das Gestalten von Plakaten oder Flyern geht. Unter Layout und Text findet man dort verschiedene Zusammenstellungen von Schriftarten, die gut zusammenpassen.

    canva.com hat ein gutes Auge für schöne Fonts

    Diese Schriftarten lassen sich in der Regel auch im Netz als Font-Datei finden, installieren und künftig auch in eigenen Schriftdokumenten verwenden. Dass diese Zusammenstellungen selten mehr als drei Fonts beinhalten, ist gewollt. Denn zu viele Schriftstile zerschlagen den optischen Eindruck in Windeseile. Ich persönlich habe mir angewöhnt, für meine Arbeitsblätter immer ein Ensemble aus drei Schriften zu nutzen. Für die Kopfzeile, für die Überschrift und schließlich für den Fließtext mit der eigentlichen Information.

    meine verwendeten Fonts in Arbeitsblättern

    Handarbeit mit Formatvorlagen

    Diese Schriftarten speichere ich mir als Formatvorlage in einem Template, die Grundlage eines jeden Arbeitsblattes ist. In einem Fenster (Standardmäßig an der rechten Seite des Bildschirms oder unter “Eigenschaften” auf dem Icon oben rechts abrufbar) ist dort genau festgelegt, welche Schriftart, Größe, Farbe und Zeilenabstand genutzt werden soll, wenn ich im Dokument einen Text als Titel, als Fließtext oder Zwischenüberschrift definiere. Diese Vorlagen kann man sowohl bei Word als auch bei Open Office entweder neu definieren oder bestehende anpassen. Ich habe mich irgendwann für letzteres entschieden, damit die Anzahl der Formatvorlagen innerhalb eines Dokumentes übersichtlich bleibt.

    Über den markieren Button kann man sämtliche Parameter einer Vorlage neu definieren. Im Bild die Formatvorlage für Zitate in einem Dokument

    Formatvorlagen, die ich nicht benötige, wie zum Beispiel verschiedene Entwürfe für Überschriften (Open Office hat in der Standard-Vorlage bis zu zehn Formate für Überschriften) lösche ich oder verberge ich, soweit es die Textverarbeitung zulässt.

    Ungewollte Formatvorlagen kann man in der Regel mit einem Rechtsklick aus der Liste verschwinden lassen.

    Mein Template ist im Vergleich zu dem Standard-Template deutlich verschlankt und beinhaltet lediglich  Formatvorlagen für Kopfzeile, Fußzeile, Fußnote, Überschrift, Zwischenüberschrift und schließlich den Fließtext. Wer viel mit Abbildungen arbeitet, kann ebenso auch Vorlagen für Bildunterschriften hinzufügen. Ist man mit der fertigen Vorlage zufrieden, wird das Dokument einfach als Vorlage abgespeichert und ist ab jetzt jeder Zeit unter Vorlagen abrufbar (in Libre Office unter “Datei > Neu > Vorlage…”). Voilà!
    Wenn jemand hier noch ein paar nützliche Tipps zur Erstellung von Arbeitsblättern mit Hilfe von Formatvorlagen hat – seien es praktische Erfahrungen oder Literaturtipps in Form von Webseiten oder Büchern -, darf er/sie sich gerne in den Kommentaren verewigen.

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  • Allgemeines,  Alltag,  Prüfungen

    Übers Reinemachen am Schuljahresende

    Et iam finis erat! Die Ferien stehen auf einmal vor der Tür. Dieses Jahr habe ich es gar nicht so richtig bemerkt. Denn entgegen der öffentlichen Meinung passiert am Ende des Schuljahres definitiv mehr als “nichts”. Neben dem regulären Unterricht – oder dem, was nach Notenschluss und Bücherabgabe von Unterricht übrig bleibt – hatte ich die große Ehre, in einer Klassenkonferenz mehr über die Gesamtnoten der Kinder zu hören, sie in der Jahreskonferenz von sechs Stunden dingfest zu machen, die Zeugnisse meiner Klasse nachzurechnen, jedes Zeugnis meiner Schüler mit einem Text zu Verhalten und Mitarbeit zu versehen, Zeugnisse auszudrucken, Zeugnisse zu kollationieren, zu unterschreiben, mit meinem zweiten Klassleiter nochmal auf Fehler zu checken, den Wandertag zu organisieren und durchzuführen, den Museumstag zu organisieren und durchzuführen, eines meiner Projekte für den Projekttag zu organisieren und durchzuführen, mich beim Abischerz zum Affen machen zu dürfen, das W-Seminar Kunst über das Wochenende nach Venedig begleiten zu dürfen, beim Sommerfest den Eltern Rede und Antwort zu stehen, mehrere Proben des Lehrerchors zum Abschlussgottesdienst zu unternehmen, den Kindern die Zeugnisse auszugeben, kleine Geschenke der Schüler und Eltern entgegenzunehmen, mit der Klasse sämtliche Tische und Stühle aus dem Zimmer zur Endreinigung auf den Gang zu tragen und nun erleichtert und mit einem tiefen Seufzer das Klassenzimmer abzusperren. Bleibt mir letztendlich nur noch eine letzte Tat – und das ist eine ganz besondere, auf die ich mich jedes Jahr freue. Alte Akten vernichten 🙂
    Hier in Bayern sind Lehrerinnen und Lehrer dazu angehalten, so genannte kleine Leistungsnachweise (wir nennen sie Stegreifaufgaben oder Extemporalien – vulgariter: Exen) für bis zu zwei Jahre aufzuheben. Unter anderem auch in unseren eigenen vier Wänden. Umso lieber gebe ich meine von Papieren belegten Quadratmeter gerne am Ende eines Schuljahres wieder frei. Nämlich an mich.
    Um dabei nicht aus Versehen gewisse Tests zu früh zu entsorgen, habe ich mir angewöhnt, meine Tests in Boxen im Arbeitszimmer aufzubewahren. Jede der drei Boxen steht für ein Schuljahr und “rotiert”. Das bedeutet, dass ich die erste Box zu Beginn eines Jahres an die rechte Seite stelle und dort alle Tests stopfe, die im Laufe dieses Schuljahres zurückbekomme. Am Ende des Schuljahres rutscht dieses Box in die Mitte, um der leeren Box für das nächste Schuljahr rechts Platz zu machen. Kommt die Box dann zum Ende des zweiten Schuljahres ganz nach links, sind die zwei Schuljahre abgelaufen, und es kann mit dem Reinemachen losgehen.

    Mein Aktenkarussell

    Der Inhalt dieser Box landet dann im schulischen Schredder. Und nach 27 Minuten ist aus diesem Packen
    das hier das geworden. Zwei Mülltüten mit schönstem Altphilologen-Konfetti.
    Ich habe mir angewohnt, dieses Ritual möglichst bald am Ende vom Schuljahr durchzuführen und nicht damit bis zum Beginn des neuen zu warten. Zu groß ist die “Gefahr”, diesen Schritt dann als Zusatzbelastung zum neuen Schuljahr zu sehen und mit buchstäblichen Altlasten loszustarten. Wenn ich die Entsorgung gleich an den letzten Schultag stelle, hat das etwas Befreiendes, etwas Katharsisches, und ich kann mit 7 Kilo weniger in die Ferien starten.

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  • Prüfungen

    Von einem Weihnachtswunder

    avatar In diesen Wochen kommt nicht nur für die Schüler alles zusammen. Auch wir Lehrer sind gut am Rödeln. Neben dem Unterricht sind wir mit Konferenzen beschäftigt, in denen wir über die Fälle diskutieren, die auf Probe vorgerückt sind. Mehrere AKs wollen kurz vor den Ferien zu ein paar neuen Impulsen rufen. Nebenher geht der Nikolaus um, das Weihnachtskonzert wird nicht nur besucht, sondern auch geprobt. Die Sprechstunden sind dick gefüllt, weil die Eltern den Kindern ein paar gute Vorsätze ins Jahr 2017 mitgeben wollen. Die Kinder werden ausgelassener, je näher der 23.12. rückt. Und mittendrin: Korrekturen. Stapelweise Korrekturen von Exen, Schulaufgaben, Klausuren, Mini-Tests. Der Schreibtisch quillt über vor Papier – in diesem Jahr mein Fluch.
    Es ist Freitag. Vor mir schreibt gerade die zwölfte Klasse in einem engen, ungemütlichen Raum ihre Klausur. Auf dem Tisch vor mir ein Haufen Papiere, den ich schon den ganzen Tag mit mir herumtrage: Zusätzliches Papier für die Oberstüfler, übrig gebliebene Klausurenangaben, ein Stapel Klausuren aus der Elften, die ich in der Freistunde durcharbeiten möchte, meine Schulaufgabe der sechsten Klasse, die ich abgeben muss, und eine Nachholschulaufgabe, die ich gerade in der Pause zwischen Tür und Pausenkaffee durchprügeln konnte. Die Note des kleinen Tobi ist nicht wirklich überragend. Ich möchte ihm aber das Wochenende nicht mit der Zensur versauen und habe mich in der Frühe entschlossen, ihm sein magnum opus erst am Montag rauszugeben, damit er von dem 2. Advent etwas hat.
    Eine einsam herumfliegende Schulaufgabe ist eine heikle Geschichte. Wie schnell ist sie in einem solchen Blätterwust verloren und auf ewig verschollen. Zum Glück hab ich für diesen Zweck einen eigenen Ordner, in dem ich Schulaufgaben und Angaben sammle. Also rein damit und das Ende der Oberstufenklausur abgewartet. Nach 90 Minuten ist der Spuk vorbei. Die Arbeiten werden eingesammelt und in den berühmten grünen Mantelbogen gelegt. Darauf meine Prüfungen der sechsten Klasse und die Elfklassklausuren – mein Wochenende ist gerettet. Endlich keine Langeweile mehr. Die übrig gebliebenen Klausurenangaben lagere ich in eine blaue Stofftüte aus und verstaue sie im Auto, da ich sie nicht so schnell brauchen werde, und brause nach Hause in ein arbeitsreiches Wochenende.
    Fast Forward Sonntag Abend. Ich bin mit allem fertig, packe gerade meine Sachen für den Montag zusammen. Achja, noch schnell die Schulaufgabe vom kleinen Tobi raussuchen, die ich ihm ja erst nach dem Wochenende rausgeben wollte. Also Ordner rausgeholt, Register für abgegebene Schulaufgaben und Exen aufgemacht, die Schulaufgabe gesucht – und ich stutze: Die Arbeit ist nicht da. Ich denke mir erst nichts und gehe den Stapel an deponierten Prüfungen noch einmal durch. Wieder nichts. Etwas unruhig schaue ich die restlichen Register des Ordners durch und stoße auf dieselbe gähnende Leere. Tobis Schulaufgabe ist weg. Kein Problem, denke ich mir. Du hast sie bestimmt in der Schule auf deinem Platz zusammen mit den zwei durchkorrigierten Schulaufgabenstapeln abgelegt, die du nicht mehr nach Hause nehmen wolltest. Also gehe ich mit der Gewissheit zu Bett, dass sich das gute Stück am nächsten Tag vor meiner Nase im Lehrerzimmer auftauchen wird. Licht aus.
    Montag. Sie fehlt. Tobis Schulaufgabe findet sich weder im Prüfungsstapel der sechsten, noch der fünften Klasse. Ich schaue den restlichen Stapel an Papieren auf meinem Arbeitsplatz im Lehrerzimmer durch. Dienstanweisungen, Folien, Elternbriefe, Entschuldigungen von Eltern, Arbeitsblätter der Q11, ein Referat aus der Q12, eine Klassenliste meiner Schützlinge. Aber keine Schulaufgabe von Tobi. Nirgendwo. Ich kratze mir verwundert meinen Kopf. Vielleicht hab ich sie nach der Klausur am Freitag in mein Fach reingelegt? Nachprüfen kann ich das allerdings erst in der Pause, denn die erste Stunde beginnt. Die fünfte Klasse. Tobi wartet bestimmt schon auf seine Schulaufgabe. Ich werde ihn vorerst vertrösten müssen.
    Deutlich beunruhigt stürze ich in der Pause an mein Fach – nur um wieder enttäuscht zu werden. Das Ding ist nicht da. Verflucht! Ein paar Kollegen von mir bemerken meine Unruhe und fragen nach, was los sei. Sie beruhigen mich. Sowas sei jedem in seinen zig Dienstjahren einmal passiert, und jedes Mal habe sich die verlegte Prüfung dann gefunden, wenn man eigentlich schon aufgeben wollte. Ich nicke etwas erleichtert und denke sofort wieder an meinen Ordner, in dem ich die Schulaufgabe von Tobi am Freitag während der Oberstufenschulaufgabe abgelegt hatte. Ein erneutes Durchsuchen wird das gute Stück bestimmt wieder zutage fördern. Denke ich. Noch.
    Aber Fehlanzeige. Sie bleibt verloren. Ich gehe zum Radikalprogramm über und ziehe jeden Korrekturstapel aus meinem Spind, den ich seit diesem Jahr schon fertiggestellt und archiviert habe: Jahrgangsstufentests, Stegreifaufgaben, Grammatiktests, Wortschatzprüfungen, Schulaufgaben alles. 25 (!!!) Klassensätze habe ich seit September korrigiert. Und jeden einzelnen – insgesamt knapp 750 Arbeiten – gehe ich gesondert durch. Falte mehrseitige Angaben und Schülerbögen auseinander, nur um die Schulaufgabe des kleinen Tobi zu finden. Ich verliere dadurch fast 2,5 Zeitstunden, literweise Stresshormone und bestimmt auch den einen oder anderen Nerv. Vor allem als klar wird, dass auch die letzte Schülerarbeit nicht das bereithält, was ich suche. Alles ist korrekt einsortiert und abgeheftet. Nur diese Schulaufgabe fehlt.
    Am Abend gehe ich nochmal sämtliche Schubladen meines Arbeitszimmers durch, die mit einem derartigen Dokument in Berührung gekommen sein sollten. Meine Kollegen, die in der Nähe meines Arbeitsplatzes  im Lehrerzimmer sitzen, habe ich telefonisch informiert, ihre Unterlagen nach Tobis Schulaufgabe zu durchforsten, vielleicht haben sie das Ding ja versehentlich eingesteckt. Mir selber gehen langsam die Ideen nach weiteren Verstecken aus. In meiner Verzweiflung leere ich sogar meinen Papierkorb im Arbeitszimmer aus. Schätzungsweise 70 Zettel, Fetzen, Post-Its und Briefumschläge flattern in alle Himmelsrichtungen über den Boden. Hektisch durchwühle ich das Chaos nach allem, was nach Korrekturen aussieht. Aber nichts. Überhaupt nichts. Nirgendwo. Tobis Schulaufgabe. Sie ist weg. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben ganz offensichtlich eine Schulaufgabe verloren.
    Was blüht mir jetzt?
    Ich werde zum Chef gehen und beichten müssen. Ich werde der Fachschaftsleitung Bescheid geben müssen. Ich werde bei Tobis Eltern anrufen und ihnen den Fall schildern müssen. Wie absolut peinlich. Der Anruf wird mein erstes berufliches Schuldeingeständnis. Eine Bankrotterklärung an mein Ordnungssystem, das seit Jahren so wunderbar funktioniert hat und jetzt in Scherben liegt. Und ich muss dem kleinen Tobi erklären, dass er vor Weihnachten nochmal eine Schulaufgabe schreiben muss. Als ob er unmittelbar vor den Ferien nicht schon genug Stress hätte. Aber es muss wohl sein. Ich habe an allen Stellen gesucht, an die ich denken konnte. Ich bin verzweifelt. Und gestehe die Niederlage ein. Merda.
    Ich werde heute sehr schlecht schlafen. Meine gesamten Gedanken werden um diese vermaledeite Schulaufgabe kreisen. Ich weiß es. So bin ich einfach.
    Kurz vor dem Zubettgehen gehe ich nochmal zur Wohnungstür um zu sehen, ob sie auch verschlossen ist (was wäre der Lehrer ohne seine Spleens). Beim Herübertrotten zum Schloss fallen meine Augen rein zufällig über die Schlüsselschale, in denen alle Schloss- und Schließmöglichkeiten meiner Habseligkeiten zu finden sind – und bleiben am Autoschlüssel hängen. War ich nicht vor einer knappen Woche mit dem Auto in die Schule gefahren? Eventuell sogar letzten Freitag, als ich Tobis Schulaufgabe zum letzten Mal gesehen hatte? Hatte ich schon dort nachgesehen? Ich reiße die Tür auf und jage im Schlafdress und mit klopfenden Herzen die Treppe zur Tiefgarage hinunter. Es ist fast Mitternacht, im Treppenhaus herrscht Eiseskälte, aber das ist mir egal. Ich bin getrieben von banger Hoffnung, hier auf der letzten heißen Spur zu sein, die mir noch bleibt. Ich reiße die Hecktür meines Autos auf. Im fahlen Licht der jetzt erst anflackernden Neonröhren erkenne ich sie – eine blaue Stofftüte, in die die Angaben der Oberstufenklausur gestopft waren. Und ganz oben auf dem Stapel: Tobis Schulaufgabe. Ich will vor Erleichterung heulen, bin aber einfach zu fertig mit den Nerven, um auch nur eine Träne hervorzubringen.
    Heute Nacht werde ich wie ein Baby schlafen.

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  • Latein,  Prüfungen,  Unterricht

    50 Shades of WTF

    avatarKorrekturen. Für den Lehrer das täglich, leider oft auch deprimierend Brot. Vor allem in Latein möchte man sich in Übersetzungsschulaufgaben gerne mal die Haare raufen. Der Wortschatz war eigentlich bekannt, vieles wurde vorentlastet, mehrmals deutlich wiederholt, aber dennoch purzeln bei ein paar Schülern die Vokabeln kreuz und quer durcheinander, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll, das Gewirr an Lapsus und Ungenauigkeiten zu entwirren.
    Ganz aktuell ist das dieser Tage bei der Schulaufgabe in meiner siebten Klasse zu sehen. Die Schüler haben einen eigentlich nicht schweren Satz vor sich:

    Ille vir oculos suos a me vertit. (Jener Mann wandte seine Augen von mir ab.)

    An sich keine intellektuelle Meisterleistung, die hier zu vollbringen ist. Noch dazu, wo wir es mit aktuellem Vokabular zu tun haben. Aber was ich an Versionen zu diesem Sätzchen geboten bekommen habe, ist haarsträubend. Hier werden keine Augen abgewandt, sondern mit Augen gerollt, Augen verdreht, im Geheimen gefesselt. Die Phantasie der Schüler kennt auf einmal keine Grenzen. Dem leidgeplagten Lateinlehrer hingegen wird schnell klar, was hier gar nicht funktioniert. Vokabular. Nämlich Vokabular, das mit anderen Wörtern verwechselt wurde, weil sie sich im Anklang ähneln:

    vertere ist mehrmals mit volvere (wälzen/rollen) verwechselt

    meus (mein) mit me (mich)

    oculos (Augen) mit occulte (geheim)

    vir (Mann) mit vinculum (Fessel)

    Das hier ist der klassische Latein-GAU. Und geradezu symptomatisch, wenn man die Vokabeln mal eben im Bus durchliest, anstatt sie in aller Ruhe durchzumachen und auch tatsächlich ZU PAUKEN!
    Bei Wortschatzproblemen habe ich in den letzten Jahren immer mein Wordcloud-Programm ins Rollen gebracht und damit die Defizite eigentlich immer gut abfedern können. Dieses Mal ist die Anzahl der Verwechslungen aber so hoch und streckenweise so grotesk (es werden ja nicht nur Bedeutungen, sondern ganz Wortarten miteinander verwechselt), dass ich nicht einfach wie üblich weiter machen kann, sondern dezidiert auf derartige Verwechslungspaare hinarbeiten muss. Deswegen ein kleiner Aufruf an die Sprachenlehrer sämtlicher Sprachen: Wie geht ihr mit solchen Verwechlungs-Doubles, -Triplets, -Quadruples um?

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  • Allgemeines,  Prüfungen,  Technik,  Unterricht

    Über meine Lehrprobe

    avat_shockFrüher oder später erwischt jeden von uns Lehrern dieser seltsame Moment – Der Tag, an dem uns zum ersten Mal unsere alten Lehrproben in die Hände fallen – oft aus Zufall, noch öfter tatsächlich, weil viele dieser Stunden für den Unterricht immer noch gut nutzbar sind. Irgendwie sind uns diese Lehrproben noch immer wunderbar vertraut und gleichzeitig so fremd. Kein Wunder, immerhin hat man damals im Referendariat drei Wochen auf diese eine Stunde hingearbeitet, das Material stundenlang korrekturgelesen und mit allem, was man damals drauf hatte, verschönert. Andererseits: Wieviel Zeit ist mittlerweile ins Land gezogen, wie sehr hat sich seitdem die eigene Perspektive geändert! Viele der Materialien und Arbeitsaufträge sind zwar kunstvoll in Szene gesetzt, haben aber stets etwas künstlich Überbordendes, das sich an Maßstäben eines Vollzeitlehrers gemessen völlig überzogen anfühlt. Meine zweite Lehrprobe war in dieser Hinsicht der absolute Overkill.
    Mein Thema lautete damals schlicht und ergreifend “Kreative Texterschließung im Englischunterricht der sechsten Klasse”. Dreh- und Ausgangspunkt dieser Stunde war ein Lektionstext über den Schulalltag eines kleinen kenianischen Jungen im damaligen Englischbuch. Um den einigermaßen in Szene zu setzen, zog ich alle Register, die mir damals zur Verfügung standen. Zur Hinführung an den Text erfand ich für meine 12-jährigen Schüler einen riesigen narrativen Rahmen, den ich über die gesamte Woche vorher kunstvoll über die vorangehenden Stunden gespannt hatte. Ich erfand einen Schüleraustausch zwischen der Schule unserer Englischbuch-Klasse und der fiktiven Schule aus Kenia, der in der Lehrprobenstunde gipfeln sollte. Ich erfand eine Rede des kenianischen Schuldirektors, der extra unsere Schulbuchklasse besuchte, sprach sie für eine Listening Comprehension-Aufgabe mit einem Mikrofon ein und verfremdete mit Plug-ins meine Stimme so, dass mich keines der Kinder erkannte – komplett mit Hintergrundgeräuschen, klatschendem Publikum und eingespielter Blaskapelle.

    notepad
    Das Notepad meiner imaginären Schülerzeitung

    Aus der Rede sollten die Schüler meiner Klasse die wichtigsten Informationen über Kenia herausfinden und zusammentragen, bevor der Direktor einen Brief eines seiner Schüler übergab, der von seinem Schulalltag aus Kenia berichtete – nämlich eben den Lektionstext aus dem Buch. Zum Festhalten der wichtigsten Erkenntnisse bekamen die Schüler den Auftrag, einen Steckbrief der wichtigsten Aussagen aus dem Text zu filtern, um sie für die nächste Ausgabe der aktuellen Schülerzeitung zusammenzustellen. Diese hatte ich über Wochen als reales Magazin vorbereitet. Meine Schülerzeitung hatte einfach alles. Ich hatte ein Logo entworfen, ein Emblem, Fotos, Banner, ein komplett in sich stringentes Layout – alles auf DinA3-Bögen doppelseitig, gefalzt und getackert in einem Copyshop in Hochglanz ausdrucken lassen. Für eine Summe, die damals einen Großteil meines kargen Refi-Gehaltes verschlang. 

    Image
    Mein Oscar-verdächtiges Layout

    Gipfeln sollte die Lehrprobe damals in einer Postkarte, die die Schüler dem imaginären Schüler auf seinen Text schreiben sollten. Reale Postkarten natürlich. Diese wurden dann am Ende der Lehrprobenstunde bei mir abgegeben, damit ich sie symbolisch an den Jungen (den es natürlich nie gab) abschicken konnte. In der nächsten Stunde wäre ich mit einem Antwortbrief angekommen, in dem sich der Junge für die Fanpost bedankt und der Klasse ein echtes afrikanisches Gericht mitgeschickt hatte – das natürlich ich zuhause gekocht hatte.
    Wer spätestens an dieser Stelle ungläubig den Kopf schüttelt: Ja, ihr tut das zurecht. Auch ich bin etwas verstört, während ich diese Zeilen schreibe, wieviel Arbeit in dieser einen Stunde steckt. Aber Mitleidende werden es verstehen: Es ist eine Lehrprobe. Die Note, die auf diese Stunde gegeben wurde, bestimmte maßgeblich den Schnitt des zweiten Staatsexamens mit. Und in den mageren Zeiten, wo die Planstellen nicht an den Bäumen wuchsen, entschieden Lehrprobenstunden über eine direkte Anstellung nach dem Referendariat oder eben Arbeitslosigkeit.
    Bevor die Frage nach der Note auch bei dieser Wahnsinnsstunde aufkommt, kann ich sie gleich beantworten: Ich bekam eine Zwei. Denn irgendwas hatte der Stunde letztendlich gefehlt. Nämlich die Schüler. Die kamen nämlich geschlagene 10 Minuten zu spät in den Unterricht, weil sie der Lehrer der Vorstunde nicht früher gehen lassen wollte (!!!). Als Reaktion darauf musste ich viele Phasen der Lehrprobenstunde quasi on the fly umwerfen und während der Stunde im Hinterkopf umstrukturieren, um genug Zeit für das Ziel der Stunde – nämlich die Postkarten – zu haben, das unbedingt erreicht werden musste. Ich hab in dieser Stunde echt Blut und Wasser geschwitzt. Und mit dem sauberen Kollegen, der mir 10 Minuten gestohlen hat, habe ich hinterher nie mehr ein Wort geredet.

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  • Allgemeines,  Alltag,  Pädagogik,  Prüfungen,  Technik,  Unterricht

    Retrospektive 2014/2015

    avat_jubeSo, und wieder ein Jahr vorbei! Während die anderen Lehrer schon längst in vollständiger Tiefenentspannung verweilen, geht es mit den Ferien in Bayern jetzt erst los. Was für ein Schuljahr! Und wie immer steht am Ende bei mir kleine Retrospektive, um das alte Schuljahr Revue passieren zu lassen und auch gedanklich einfach abzuschließen. Natürlich auch mit dem Hintergedanken, die Dinge, die jetzt nicht so optimal liefen, im nächsten Jahr besser zu machen. Passiert ist viel.

    • Mein Setup  ist weiter optimiert worden. Der Samsung Dongle flog aufgrund des ständigen Kabelgewirrs raus und wurde durch den EZcast ersetzt, der mich für die Zukunft von der Hardware-Diktatur Samsungs befreit. Denn den Miracast-Standard, über den der EZcast sendet, beherrschen sämtliche Android-Geräte ab einer bestimmten Version. Sollte also das nächste Tablet (eher unwahrscheinlich) oder das nächste Smartphone (deutlich wahrscheinlicher) nicht von Samsung sein, lässt sich das neue Gerät problemlos ins aktuelle Setup einbauen.

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      Im Setup etwas ausgemistet. Und mir einen feschen Handbeamer in die Tasche geholt 🙂

      Der EZcast selber verrichtet nach wie vor seinen Dienst. Die ganzen Unkenrufe, die dieses chinesische Produkt gerne mal zu hören bekommt, kann ich derzeit nicht bestätigen. Gelegentliche Aussetzer gab es über das Schuljahr zwar schon, aber die waren beim Samsung Dongle auch das eine oder andere Mal zu spüren. Ganz interessant: An einem besonders heißen, schwülen Tag Anfang Juli hat der EZcast seinen Dienst hartnäckig verweigert. Weiß jetzt nicht, ob das Zufall ist, aber eventuell ist der Einfluss der Umgebungstemperatur tatsächlich ein Faktor, der den kleinen Streaming-Wicht stresst.

    • Der Bildungsauftrag entgleitet dem bayerischen Lehrer jedes Jahr aufs Neue, wenn alle Noten gemacht sind. Stattdessen darf man sich als Dompteur und Organisator beweisen, wenn es um die ganzen Zusatzaufgaben geht, die nach dem berühmten Notenschluss anfallen: Schülerbemerkungen fürs Zeugnis tippen, Noten nachrechnen, Noten eintragen, Zeugnisbemerkungen seiner eigenen Klasse verfassen, Bemerkungen und Noten ins System eingeben, Organisation eines Ziels für den Wandertag, Schreiben und Verteilen eines Elternbriefes zum Wandertag, Geld einsammeln für den Wandertag, Durchführung des Wandertages, Elternbrief für den Museumstag, Einsammeln von Geld für den Museumstag, Durchführung des Museumstages, nebenher Zeugnisentwürfe ausdrucken und Korrektur lesen, nochmaliges Ausdrucken der Zeugnisse und Korrekturlesen, Unterschreiben und Siegeln der Zeugnisse, beim Aufbau des Sommerfestes helfen, sich am Abiturscherz zum Affen machen, sich zum Abiball schick machen und dort erscheinen…
      Die Liste ließe sich wunderbar fortsetzen. Natürlich fällt zu den meisten dieser Veranstaltungen ordentlich Unterricht aus und lässt auch die häusliche Vorbereitung mächtig zusammenschrumpfen. Aber an den einen oder anderen Tagen hätte ich ernsthaft lieber gerne vier Stunden regulär Unterricht vorbereitet und durchgeführt anstatt mit 32 Fünftis von Pontius und Pilatus zu wuseln. Zum Glück mach ich das schon ein paar Jahre und kann daher den Junglehrern künden, dass man dieses Herumeiern zum Jahresende von Mal zu Mal lockerer hinnimmt – ganz egal, wie stressig sich das aktuell anfühlt. Mein Credo: Letztendlich ist’s halt “nur” Schule…
    • Wo wir gerade bei Sachen sind, die stressen: Was ich wirklich bis heute einfach nur halbscharig hinbekomme, ist die rechtzeitige Abgabe von Schulaufgaben. Dieses Einsammeln und Hinterherrennen von Arbeiten, das alphabetische Ordnen und Versehen mit einem Erwartungshorizont… Ich find das alles ganz furchtbar. Dabei bemühe ich mich immer wieder aufs Neue, rechtzeitig alles einzureichen, aber vor allem zu Hochzeiten liegt das gerne mal länger auf Eis als es eigentlich sollte.
      Ein Hauptproblem ist, dass ich die Erwartungshorizonte immer handschriftlich mache, nach diesen korrigiere und diesen dann erst beim Einreichen der Schulaufgabe abtippe. Dabei könnte ich mir so viel an Zeit und Nerven sparen, wenn ich den Erwartungshorizont gleich beim Erstellen der Schulaufgabe mittippen würde – wozu ich mich nächstes Jahr wirklich mehr zwingen möchte. Ihr seht, Einsicht ist der erste Weg zur Besserung 😉
    • Die Einstellungssituation von Junglehrern am Gymnasium ist leider nach wie vor traurig, da bei den aktuellen Staatsnoten kaum Planstellen rausspringen – trotz großspuriger Schlagzeilen, die leider nur die anderen Schularten betreffen. Das hat spürbare Konsequenzen auf das Arbeitsverhalten der Referendare im Kollegium, das sich tatsächlich zu wandeln beginnt. War in den letzten Jahren aufgrund der angespannten Einstellungssituation noch entsprechender Kampfgeist in Aktivitäten und Engagement zu spüren, mischt sich mittlerweile eine gehörige Portion von Resignation dazu. Viele Junglehrer gehen schon gar nicht mehr davon aus, überhaupt noch im System unterzukommen und arbeiten daher oft nur noch vor sich hin, ohne einen Sinn in ihrem Tun zu sehen. Absolut traurig, wenn ich sehe, was für Damen und Herren noch vor sechs Jahren alleine in Latein mit Planstellen gesegnet wurden – Leute, die mit 3,4 gerade so durchs erste Staatsexamen gerutscht sind. Und die sitzen nun fest im Sattel, während Leute mit aktuellen Schnitten von 1,4 auf der Straße stehen. “Zur richtigen Zeit am richtigen Ort” – kann das wirklich die Devise für die Versorgung von Lehrern sein?
    • Dieses Jahr habe ich wieder eine Menge neuer Sachen kennengelernt, die ich unbedingt für meinen Unterricht nutzbar machen möchte. Sehr vielversprechend erscheinen mir für gewisse Zwecke Sketchnotes, allerdings hindert mich mein Perfektionismus daran, meine Kunstwerke in der eigentlich veranschlagten Zeit fertigzustellen. Ich sitze stundenlang an meinen Entwürfen und verliere mich darin. Das ist einerseits wahnsinnig entspannend, aber sehr zeitraubend. Ich hoffe, dass es durchs Üben besser wird.
    • Fürs nächste Jahr werde ich mal ein bisschen in das Flipped-Classroom-Prinzip schnuppern und mich auch um entsprechendes Material bemühen – für mich wieder eine Gelegenheit, gefährlich viel Geld für Equipment auszugeben…
    • An keinem Jahr wie diesem merke ich, wie wichtig für das berufliche Seelenleben ein funktionierendes menschliches Miteinander ist: Ein Kollegium, das sich toll miteinander versteht, ohne dass sich Grüppchen separieren, ein Chef, der zu seinen Leuten volles Vertrauen hat und ihnen den Rücken stärkt, eine gut gehende, freundliche Kommunikation zwischen den Lagern – all das prägt den Schulalltag überall, und wenn’s irgendwo zwickt, hat das unmittelbare Auswirkungen auf den Schulkörper, um mal bei Livius’ Magenparabel zu bleiben. Zum Glück sind meine Kolleginnen und Kollegen ausnahmslos toll, und der Chef ein herzlicher Papa, mit vollstem Vertrauen in seine Kinder. Ich kann mich glücklich schätzen, in einer Schule zu arbeiten, in der die Chemie einfach stimmt. Man geht einfach gerne zur Arbeit!
    • Im Vergleich zum letzten Jahr ging mein Videospiel-Konsum noch ein gutes Stück zurück und tendiert aktuell fast gegen Null. Ich hänge irgendwo bei Assassin’s Creed 3 fest. Viel Lust weiterzumachen habe ich irgendwie nicht. Das Spiel hat deutliche Längen, die wirklich nerven. Ob mir 2015/16 ne neue Konsole ins Haus kommt, ist noch sehr unsicher. Da stehen ganz andere Sachen auf der Priority List.
    • Die Arbeit mit Schülern macht von Jahr zu Jahr mehr Spaß, wenn das Fachliche nicht mehr wie im Referendariat alles andere überstrahlt, wo man zu Beginn vorrangig damit beschäftigt ist, seinen Unterricht auf die Reihe zu bekommen. Je mehr dieser Teil zum Tagesgeschäft wird, bietet sich immer mehr Raum, mit den Großen und Kleinen auch persönlicher zu werden. Vor allem in diesem Jahr hatte ich viele tolle Begegnungen mit Schülern, die mich nachhaltig bewegt haben. Es sind diese Momente, die einem Lehrer zeigen, dass man im Leben seiner Schützlinge nach wie vor wichtig ist und seinen Job irgendwo richtig macht.
    • Trotz allem merke ich auch dieses Jahr, dass Bildung immer noch an soziale Stellung geknüpft ist. Schüler, in deren Familie kein Wort Deutsch gesprochen wird, können sich bei uns an der Schule nur für ein paar Jahre halten, ehe sie in eine andere Schulart wechseln müssen. Deutsch ist nach wie vor ein Hindernis, das es zu meistern gilt. Und ohne zusätzliche finanzielle Anstrengung durch die Familien, die oftmals das Geld dazu nicht haben, ist das in der Regel kaum zu schaffen…

    Man sieht, es gibt auch im nächsten Jahr Raum für weitere Optimierung: Am Unterricht, am Setup, an sich gibt’s immer was zu tun. Für jetzt ist das Kapitel 14/15 aber geschlossen. Jetzt bleibt nur noch, die Wohnung von dem Mief der letzten stressigen Wochen zu befreien – und dann die Akkus wieder aufzuladen.
    Erholt euch gut!
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  • Prüfungen

    Fast am Ende

    stapelavat_freuBehold! Hier ist er. Der letzte Korrekturstapel dieses Jahres. Ich fix. Er fertig. In diesem Jahr eine von gefühlt 30 Schulaufgaben, die ich über die letzten 10 Monate erstellen musste. Das klingt nach einer riesigen Anzahl, trifft es aber ziemlich genau, wenn ich tatsächlich nachrechne. Von den 16 Schulaufgaben in diesem Jahr, die offiziell stattfanden, musste ich in 14 Fällen (!!!) Nachschriften zusätzlich erstellen, weil am Prüfungstag jemand fehlte. In 14 von 16 Fällen! Das ist mehr als ärgerlich, denn das ist fürchterlicher Zusatzaufwand, den mir kein Kultusministerium der Welt bezahlt. Natürlich könnte ich jetzt eine alte Schulaufgabe nehmen und auf den Kopierer legen. Wie ich aber von einschlägigen Mamis Quellen erzählt bekommen habe, haben die örtlichen Nachhilfeinstitute mittlerweile zu sämtlichen Lateinschulaufgaben und – lehrern Karteien angelegt, in denen sie die magna opera der jeweiligen Kollegen und meiner Wenigkeit horten (und sich damit nebenbei bemerkt eine goldene Nase verdienen).
    Wie schaut denn das bei euch an den Schulen aus? Sind die Ausfallzahlen bei Schulaufgaben bei euch ähnlich? Oder schreckt ihr potentielle Nachschreiber (die tendenziell ja auch immer dieselben Leute sind) mit ein paar grausamen Kniffen erfolgreich ab?

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  • Prüfungen,  Technik

    Apps im Unterricht (Folge 8): Clockwork Tomato

    avat_schielen_technikEigentlich war im Moment ein gänzlich anderer Artikel geplant, aber da er gerade so wunderbar zum Korrekturmarathon passt, den ich gerade absolvieren muss, schiebe ich den Software Tipp mal eben ein.
    In stürmischen Korrekturzeiten fällt mir immer wieder die akute Unlust auf, mit der ich mich mich meinem Tagwerk nähere. Und je größer die Stapel, desto langsamer komme ich tatsächlich voran. Oder ich suche händeringend nach Ablenkung, um mich nicht wieder stundenlang an die Arbeit(en) zu machen. Da wird plötzlich staubgesaugt, geduscht, gewischt – und das mehrmals in der Stunde. Dann am besten noch nebenher Musik angemacht und das Prokrastinations-Szenario ist komplett.
    Wäre es nicht cool, wenn man sich das alles irgendwie besser organisieren und in kleine Häppchen einteilen könnte? In kleine, schaffbare Häppchen? Dank Pomodoro-Technik geht das ganz gut. Und mit Clockwork Tomato gibt’s sogar eine schöne Mini-App dazu, die das alles überwacht.
    Das Prinzip ist denkbar einfach. Per Knopfdruck wird eine Arbeitsphase von 25 Minuten gestartet, die man möglichst konzentriert durcharbeiten kann. Nach 24 Minuten ertönt ein Signal, das die 5 Minuten-Pause ankündigt, die man zum kurzen Erholen nutzen kann, bevor es wieder in die nächste Arbeitsphase von 25 Minuten geht.tempFileForShare
    Das alles ist denkbar einfach gestrickt, aber es wirkt! Die Korrektur geht schneller und zügiger vonstatten als es Motivationspostits, Diddl-Mäuse und Drohanrufe von der besseren Hälfte jemals zu schaffen gewagt hatten! Probiert das mal aus. Die Handhabung ist total easy. Ebenso wie die Möglichkeiten zum Individualisieren (Klingeltöne, Erweiterung der Arbeits-, bzw. Pausentöne usw). Selbst die Social Media-Narzissten werden mit einem Share-Button bedacht, um der Welt von ihrer unglaublichen Produktivität zu künden. Na dann: schaffe, schaffe…
     
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  • Latein,  Prüfungen,  Unterricht

    Ende gut, alles gut

    avat_freuSo, da liegt er nun, der Schualaufgabenstapel. Auf den ersten Blick einer wie jeder andere. Aber er hat’s in sich. Buchstäblich. Denn die Schulaufgabe darin ist nicht einfach eine Schulaufgabe. Sie ist der Beweis, ob unser neues cloud-gesteuertes Lernprogramm in der sechsten Klasse funktioniert oder gescheitert ist. Sie ist Gedeih oder Verderb unserer letzten Monate kontinuierlicher Wiederholungsarbeit.
    Was soll ich sagen? Ich bin stolz auf die Kleinen. Aus einem Schnitt von 3,9 wurde fast ein Schnitt von 2,9! Ein Blick in die Statistik offenbart ein kleines Wunder:
    skitch
    In den meisten Kategorien konnten die Schüler ihre Fehlerzahlen deutlich verringern. Allen voran beim Wortschatz, der ja das letzte Mal fast 50% sämtlicher Fehler ausgemacht hat. Um mehr als ein Drittel hat sich die Klasse hier verbessert. Auch bei den Kasusendungen sind sie viel stärker geworden – hängt vielleicht damit zusammen, dass ich beim Abfragen mehr und mehr habe deklinieren lassen. Die erhöhten Bezugsfehler sind nachvollziehbar, weil der aktuelle Grammatikstoff mit geschlossener Wortstellung bei Partizipien nicht wirklich einfach ist.
    Aber insgesamt bin ich wirklich stolz auf die Klasse! Experiment geglückt!

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