Man muss schon mit offenen Augen durch den Münchner Stadtteil Pasing laufen, um dieses lateinische Zitat auch wirklich zu finden. Aber da hängt es, knapp vier Meter über dem Boden in schimmernden Lettern am hiesigen Rathaus: Ein Überbleibsel des Kunstprojektes Pasing by aus dem Jahr 2015, das schon damals in vielerlei Hinsicht für Ärger gesorgt hat. Insofern ist der Spruch geradezu prophetisch. Hier ist er auch schon:
Oportet ut scandala eveniant.
Die Süddeutsche Zeitung übersetzt den Spruch mit “Es muss ja Ärgernis kommen”.
Dem Ursprung auf der Spur
Aber was soll das Ganze? Ein Blick ins Neue Testament, dem der Spruch vermeintlich entnommen ist (dazu später mehr), möge helfen. In Matthäus 18 kommen die Jünger zusammen, um Jesus danach zu fragen, wer der Größte im Himmelreich sei. Dessen Antwort fällt klar aus: Die, die wie Kinder sind.
(18.6) Qui autem scandalizaverit unum de pusillis istis, qui in me credunt, expedit ei, ut suspendatur mola asinaria in collo eius et demergatur in profundum maris (18.7) Vae mundo ab scandalis! Necesse est enim ut veniant scandala. Verumtamen vae homini, per quem scandalum venit. (18.8) Si autem manus tua vel pes tuus scandalizat te abscide eum et proice abs te. Bonum tibi est ad vitam ingredi debilem vel clodum quam duas manus vel duos pedes habentem mitti in ignem aeternum.
(18.6) Wer sich aber einen dieser Kleinen die an mich glauben, verführt, dem nützt es, dass man ihm einen Mühlstein an den Hals hängt und ihn in der Tiefe der Meeres versenkt. (18.7) Wehe der Welt wegen der Verlockungen! Dass sie kommen, ist nämlich notwendig. Aber wehe dem Menschen, durch den eine (solche) Verlockung passiert. (18.8) Wenn aber deine Hand oder dein Fuß verführt, so schneide sie ab und wirf sie weg von dir! Für dich ist es gut, schwach oder verkrüppelt zum Leben zu schreiten, als im Besitz von zwei Händen oder zwei Füßen ins ewige Feuer geschickt zu werden.
Man sieht allein an diesen paar Zeilen, wie unangenehm moderne Übersetzungen von lateinischen Texten ins Deutsche sind, wenn man den Kontext nicht kennt. Noch dazu, wenn der lateinische Text per se schon eine Übersetzung aus dem Griechischen ist – und obendrein auch noch griechische Lehnwörter enthält. Das Wörtchen skandalon kann nämlich vom Kontext abhängig in unterschiedlichen Facetten wiedergegeben werden. Laut Gemoll wird der Ausdruck im Neuen Testament gerne moralisch gedeutet und als “Lockung” oder “Lust” übersetzt. In anderen Texten hingegen passt “Falle”, “Anstoß” oder “Ärgernis” besser. Diese Unterscheidung funktioniert hier ganz gut: Im Bibeltext ist der Ausdruck definitiv moralisch gemeint.
Es geht also um die Verlockung und die Verführung in der Welt, die entweder von sich aus oder durch Menschen geschehen. Letzteres ist vermeidbar und zu verurteilen. Ersteres passiert. Nun gut, aber was hat dieser Spruch am Pasinger Rathaus zu suchen? Dass ein öffentliches Gebäude die Unabdingbarkeit von Verführungen eingesteht, und damit der moralischen Bedeutung von skandalon folgt, die im Bibelvers absolut nachvollziehbar ist, ist fraglich. Sinnvoller scheint da die zweite Bedeutung des Wortes zu sein, das in der Lutherbibel immer gerne mit ergernisübersetzt wird. Insofern passt die Übersetzung “Es gehört sich, dass Aufreger passieren” ganz gut. Denn die entstehen tatsächlich ohne Zutun. Reibungsfläche gibt es mehr als genug, wie man ja auch an Pasing By gesehen hat.
Mehr müssen müssen
ABer auch der Altphilologe ist ganz aus dem Häuschen – allerdings aus einem gänzlich anderen Grund. Denn wie man schon an der Originalstelle erkennt, ist der Spruch hier – wenn überhaupt – eine Annäherung an die Bibelstelle aus dem Matthäus-Testament. Der Spruch kommt in diesem Wortlaut nämlich überhaupt nicht vor. Dort findet sich lediglich der Satz Necesse est enim ut veniant scandala, der hier synonym zu dem in Pasing hängenden Oportet ut scandala eveniant gebraucht wird. Die Ausdrücke oportet und necesse est werden folglich beide Male mit müssen übersetzt (so wie es ja auch die SZ tut). Aber so richtig passen will das aber nicht.
Zwar können die Ausdrücke oportet und necesseest müssen bedeuten. Aber dieses Müssen geht semantisch jeweils in unterschiedliche Richtungen: Während ein necesse est für mich eher eine logische Notwendigkeit beschreibt, die aus einer Situation heraus entsteht, ist das im Spruch gewählte oportet eher ein Müssen aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit oder Gepflogenheiten heraus zu begründen. Daher wären für mich die Sätze necesse est cives parere und oportet cives parere definitiv nicht dasselbe. Zwar könnte man beide Male “Die Bürger müssen gehorchen” übersetzen. Aber in beiden Sätzen wäre dieses Müssen anders begründet.
Necesse est cives parere wäre ein Satz, der angesichts einer Gefahrensituation höchste Aufmerksamkeit der Bürger einfodert. Oportet cives parere hingegen wäre für mich eher eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Das Gehorchen als etwas, das man von den Bürgern erwartet, nicht etwas, das die Situation bedingt. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied.
Das ist ähnlich wie im Englischen mit must und have to. Beide haben Übereinstimmungspunkte, sie sind aber definitiv nicht deckungsgleich.
Vielleicht schießt der Altphilologe allerdings da aber auch über das Ziel etwas hinaus. Denn bei Bibellatein haben wir es nicht mehr mit dem zu tun, was wir als klassisches Latein bezeichnen, auf dem sämtliche unserer Grammatiken und Schulbücher aufbauen. Die lateinische Version, die wir hier vom neuen Testament vorliegen haben, stammt aus der Vulgata, die auf das 3. Jahrhundert nach Christus datiert ist. Da war Latein schon längst lingua franca und von Muttersprachlern wie auch barbari genutzt, sodass die Grenzen zwischen dem, was sprachlich sagbar ist und was nicht, zunehmend verschwammen. Man merkt das alleine schon, an dem ut-Satz, der in beiden Zitaten nach dem Hauptsatz folgt. Denn klassisch würde an diese beiden unpersönlichen Ausdrücke ein AcI folgen. Wer hier schon schludert, dem ist es auch egal, dass ein Müssen ein anderes Müssen sein muss.
Hast du eine Meinung dazu? Dann hinterlasse einen Kommentar oder eine Wertung.
Die Bayerische Staatsoper im Herzen von München galt schon immer als besonderes Schmuckstück in der Innenstadt. Ein klassizistischer Bau mit einem Säulengang fügt sich wunderschön in das Ensemble der Residenz der Wittelsbacher ein. Dabei war es um das Fortleben des Gebäudes nicht immer gut bestellt. Mehrmals wurde das Gebäude fast vollständig zerstört. So führte im 19. Jahrhundert ein Brand im Inneren dazu, dass das Gemäuer bis auf die Grundmauern niederbrannte. Auch der zweite Weltkrieg hinterließ seine deutliche Spuren und zerstörte bei einem Bombenangriff 1943 den Bau fast völlig. Diverse Architekten – darunter auch so berühmte Namen wie Leo von Klenze, der schon mehrere Male in den saxa Monacensia zur Sprache kam – sowie zahllose Bürgerinitiativen waren immer wieder bemüht darum, die Oper aufzubauen und in den Urzustand zurückzuführen. Das gelang ganz wunderbar, wenn man sich das Gebäude mit historischen Aufnahmen vergleicht – bis auf ein kleines Detail: Nämlich die lateinische Inschrift, die den Architrav der Front ziert. Dort steht in goldenen Lettern geschrieben:
Apollini Musisque redditum MCMLXIII
Es ist ein Spruch, der an der Fassade der früheren Bauten fehlt.
Kein Wunder, denn er rekurriert auf das Jahr 1963 und markiert ein wichtiges Jahr in der Geschichte der Staatsoper. Weit über ein Jahrzehnt wurde an der großen Restauration gearbeitet, knapp 63 Millionen Mark verschlang die Restauration. Aber im Jahre 1963 war es letztendlich geschafft. Das Theater war fertiggestellt, und nun wieder für die Kunstliebhaber zugänglich. Das wollte man auch nach außen hin zur Schau tragen und verpasste in meterhohen goldenen Lettern ein Weihinschrift:
Apollini musisque redditum MCMLXIII
Apollo und den Musen im Jahre 1963 wieder zurückgegeben.
Apollo – als Gott der Künste – wie auch seine neun Schwestern, die allesamt für eine gewisse Teildisziplin in der Kunst stehen, werden sich bedankt haben. Denn der Spruch rekurriert wohl nicht nur auf die Wiederherstellung des Gebäudes, sondern auch auf die Sühne der Kunst selbst, an der man sich in der Nazizeit in diesem Gebäude häufig vergangen hat – in dem die Auswahl der Stücke einer Parteidoktrin unterworfen und deren Inhalt auf Ideologien hingebogen wurde. In dem nur gewissen Schauspielern der Zutritt gewährt wurde, während andere ihre Lebensgrundlage verloren. Jüdische Zuschauer vom kulturellen Leben komplett abgeschottet wurden. Vorbei diese Zeiten. Zum Glück. Aber sie lehren uns: Dass wir heute von freien Künsten reden können, ist nicht selbstverständlich. Es ist ein Privileg.
Hast du eine Meinung dazu? Dann hinterlasse einen Kommentar oder eine Wertung.
Wenn schon die letzten Weihnachtsferien bei mir schon von eklatantem Nichtstun geprägt waren, habe ich in den Faschingsferien echt einen drauf gesetzt. Ich habe wirklich nichts gemacht. Nada. Wo andere im Kollegium mal für eine Woche in die Berge zum Skifahren sind oder andere sich die südeuropäische Sonne auf den Bauch haben scheinen lassen, habe ich für eine knappe Woche das Leben eines Einsiedlers geführt. Mein Akku war einfach zu leer und brauchte ein paar Ladezyklen um wieder voll zu werden. Und so wie es aussieht, haben wir für die nächste Zeit einen entsprechenden Energietank bitter nötig…
Der erste Tag geht recht ruppig zur Sache. Die einen Klassen lassen nun die berühmten Pooltests über sich ergehen, die anderen die übliche Schnelltestroutine. Erwartungsgemäß ist die Trefferquote mit positiven Ergebnissen hoch. Viele haben sich aus den Skigebieten eine kleine Überraschung mitgebracht. Die gesamte Verwaltungsmaschinerie, die das nach sich zieht, hält Sekretariat wie auch Lehrkräfte der ersten Stunde ordentlich auf Trab und verhindert jegliches Unterrichten. Das und der Krieg. Die Angst ist in jeder einzelnen Klasse spürbar. Alle wollen sich den Kummer von der Seele reden. Auch ich. Aber wirklich helfen tut es nicht. Wir sind alle fassungslos ob der Bilder, die uns erreichen. Die Greuel verhindern den ganzen Tag ein tatsächliches Zurückkehren zum Unterrichtsstoff. Alles fühlt sich auf einmal lapidar an. Lediglich in der neunten Klasse lässt sich die Krise erschreckend gut für das bellum Gallicum nutzen – vielleicht begibt sich der eine oder andere collega auf eine ähnliche Gedankenreise.
Den Auftakt in die Stunde bildet eine Collage, die ich aus wahllos gewählten Schlagzeilen der letzten Woche zusammengestellt habe. Sie thematisieren die radikale Zensur, die in Russland die letzten Tage durchgesetzt wurde:
Letztlich bleibt damit für viele russische Zuhörer und – leser im eigenen Land nur noch ein einziger Informationskanal, über den man sich mit Nachrichten versorgen kann: das staatlich kontrollierte Fernsehen. Alternative Quellen zur Beschaffung von Meinungen und Perspektiven existieren für die meisten schlichtweg nicht. Genauso wie bei Caesar: auch hier erhalten wir sämtliche Informationen aus einer einzigen Schrift. Wir lesen über das Kriegsgeschehen in Gallien genauso wie gerade die russischen Bürger aus einer einzigen “staatlichen Quelle”. Denn Caesar ist nicht einfach nur Anführer in einem militärischen Konflikt. Er ist Politiker. Er ist Hauptakteur in seinem eigenen Werk. Und er muss sicher stellen, dass sein Bericht so klingt, dass er glaubwürdig erscheint und man ihm alles darin Geschilderte auch abnimmt. Aber können wir das als Leser?
Sind die Helvetier tatsächlich so kriegslüstern und egoistisch wie es im bellum Gallicum geschrieben steht? Greift Caesar tatsächlich nur deswegen ein, weil er von den anderen gallischen Stämmen zu Hilfe gerufen wird? Wie viel ist davon wahr? Und stört es uns, dass uns eine alternative Perspektive fehlt? Wir ertappen uns nur allzu gerne dabei, wie man beim Lesen dem Autor Caesar auf den Leim geht. Die Helvetier? Saubeutel! Einfach in die Nachbargebiete einfallen! Dieser Divico? Was für eine Diva! Erst Frieden erbetteln wollen, aber dann völlig überzogene Forderungen stellen und beleidigt abdampfen. Denen gehört völlig zu Recht der Hintern verhauen! Für den Leser ist im bellum Gallicum schnell gefühlt klar, wer in dem Konflikt der Böse ist. Aber ist dem auch tatsächlich so?
Dieses gekonnte Stück der Leserlenkung lässt sich aktuell auch in der eindimensionalen Medienlandschaft in Russland erfahren: Auch dort ist klar, wer der Bösewicht ist. Das Nachbarland ist von gewaltbereiten Nazis durchsetzt, die vor allem russisch-stämmige Mitbürger unterdrücken (so wie die Helvetier ihre Nachbarn). Klar, dass man hier zu Hilfe eilen und entmilitarisieren muss. Die Parallelen enden hier aber nicht: Caesar hat seinen Konflikt erst auf eine Grenzregion zum römischen Reich beschränkt, bevor er anschließend eben mal im Vorbeigehen in das komplette Land einmarschiert ist. Die Parallelen zu den Invasionsstufen auf russischer Seite sind erschreckend ähnlich. Und wie bei Caesar am Ende Gallien nicht genug ist, und es schließlich ein paar vorsichtige Kundschaftsmissionen in Richtung Germanien gibt, stellt man sich am Ende der Stunde die Frage: Bleibt es bei der aktuellen Invasion tatsächlich nur bei einem Land? Oder geht es einfach weiter?
Was für ein scheußliches Wetter! Draußen hängt der Nebel dick über der Stadt, die Temperaturen krebsen um den Gefrierpunkt herum, die Sicht ist getrübt. Die Straßen zeigen sich menschenleer und lediglich von den tapfersten Recken bevölkert, die dem eisigen Wind trotzen und schnellstens einen Platz im Warmen suchen. Zum Beispiel in einem Café in der Münchner Innenstadt. Wie gemütlich das alles hier ist: Wohlige Wärme im ganzen Raum, der vom ruhigen Gemurmel tiefenentspannter Menschen erfüllt ist. Im Hintergrund surrt regelmäßig das wohl vertraute Geräusch einer Kaffeemaschine, der Geruch von Cappuccino und Earl Grey liegt in der Luft. An den Tischen leuchten Kerzen und flackern beruhigend vor sich hin. Da lässt man sich doch gerne nieder.
Auf einer Bank zum Beispiel, die mit kuschligen Kissen zum Rasten und Ruhen einlädt. Und dann auch noch auf Latein! Nämlich mit den Anfangszeilen von Vergils Aeneis! In schönsten 08/15-Fonts prangen dort die Versstücke, die in die Weltliteratur eingingen. Hier ein bisschen Kalligraphieschrift, dort ein paar Serifen-Bögen. Ein bisschen Times New Roman, ein bisschen artsy Kursive. Wunderschön! Wie toll, dass kein Mensch den Sinn der Verse versteht, die dort zu lesen sind. Denn die Aeneis steht für alles – nur kein Wohlfühlkino: Irrfahrten, Weltuntergangsstimmung, Entfremdung vom eigenen Staat, Tod von Verwandten, Entzweiung von Familien, Hinraffen ganzer Städte durch eine Seuche… ähm… öhm… vielleicht doch nicht so unpassend…
Hast du eine Meinung dazu? Dann hinterlasse einen Kommentar oder eine Wertung.
In dem ganzen Überangebot an tollen Möglichkeiten von H5P übersieht man gerne mal die Aktivitäten, die der Bread-and-Butter-Fraktion angehören: Kleine Progrämmchen, die fast schon selbstverständlich geworden sind, aber einen festen Platz im Repertoire haben sollten. Zumal einige davon in komplexeren Aufgabentypen von H5P auftauchen (z. B. die Virtual Tour). Eins davon ist unser altbekannter Freund, Monsieur Multiple Choice.
Wie wird’s gemacht?
In H5P Ratzfatz! Vor allem, wenn man schon mit anderen Aktivitäten gearbeitet hat, denn hier treffen wir auf längst bekannte Kategorien. Und da wir die schon alle kennen, erlaube ich mir sie in Gänze hinzuklatschen. Dafür aber in medienwirksamem H5P. Voilà:
Eine Prise Extra
Da Multiple Choice auch gerne in Test-ähnlichen Umgebungen in H5P zum Einsatz kommt, sind abschließend weitere Einstellungen möglich. Unter Gesamtfeedbacklassen sich zusätzlich zu den oben beschriebenen individuellen Feedbacks zu den einzelnen Antworten zusammenfassende Abschlussbemerkungen festlegen, wie wir sie auch schon in der allerersten Aktivität Drag the Words gesehen haben. Möchte man am Aussehen der Aktivität noch etwas feilen, bietet sich ein abschließender Blick in das Untermenü der Verhaltenseinstellungen, die bei Multiple Choice um ein paar Optionen erweitert sind:
So findet sich hier erstmalig (zumindest für mich) die Auswahl Frageart, bei der man das Design der anklickbaren Boxen verändern kann. Möchte man verhindern, dass die Antwortmöglichkeiten nicht immer in derselben Reihenfolge erscheinen, sondern durchgemischt werden, empfiehlt sich ein Klick in der Box Zufällige Reihenfolge der Antworten. Auf diese Weise lassen sich Antwortmuster nicht mehr auswendig lernen.
Wie diese Aktivität von hier zu den Schülern kommt, lest ihr hier.
Wenn ihr weitere Ideen für die Aktivität habt, schreibt mir in den Kommentaren.
Und schon geht’s weiter mit Aktivität 17.
Hast du eine Meinung dazu? Dann hinterlasse einen Kommentar oder eine Wertung.
H5P hält einen ganz schön auf Trab. Kaum hatte man das Gefühl, die wichtigsten Aktivitäten begriffen zu haben, kommt auch schon was Frisches auf den Tisch: Völlig unbemerkt – zumindest für mich – schlägt die Anwendung Sort the Paragraphs auf. Der Name ist hierbei Programm: Die App präsentiert vorher definierte Versatzstücke eines Textes, die durcheinander gewürfelt wurden und nun wieder in die richtige Reihenfolge gebracht werden müssen. Zum Beispiel Sätze zum Treibhauseffekt, dessen Entstehungsablauf durch Klicken und Ziehen rekonstruiert werden soll. So zum Beispiel:
Wie wird’s gemacht?
In Sekundenschnelle. Ist die Aktivität im H5P-Hub ausgewählt, treffen wir sofort wieder auf alte Bekannte:
Unter Titelwird wie immer eine thematische Überschrift eingegeben, unter Task Description folgt die eigentliche Anweisung an die Lerngruppe. Dann geht es auch schon an die eigentliche Aktivität.
Die Felder, die mit Paragraphüberschrieben sind, stellen die Felder dar, die es später zu verschieben gilt. Hat man nun einen Ausgangstext parat, kopiert man Versatzstücke davon von oben nach unten in die unterschiedlichen Paragraphen-Felder, damit H5P versteht, welche Absätze korrekt aufeinander folgen. Damit hat es sich aber auch schon im Großen und Ganzen.
Wer noch eine zusätzliche Option für das Handling der Aktivität hinzufügen will, begibt sich in den Abschnitt Behavioural Settings:
Dort findet sich die Option Add buttons for movement, mit der sich pro Schiebefläche ein zusätzliches Feld aktivieren lässt, mit dem man die Paragraphen stückchenweise eine Position nach oben oder nach unten schieben kann. Das kann auf mobilen Endgeräten ganz praktisch sein, wenn ein Touchscreen beim Bearbeiten zu fummlig wird. Die Flächen ändern dadurch minimal ihr Aussehen:
Wie diese Aktivität von hier zu den Schülern kommt, lest ihr hier.
Wenn ihr weitere Ideen für die Aktivität habt, schreibt mir in den Kommentaren.
Und schon geht’s weiter mit Aktivität 16.
Hast du eine Meinung dazu? Dann hinterlasse einen Kommentar oder eine Wertung.
Man muss schon mit offenen Augen durch den Münchner Stadtteil Pasing laufen, um dieses lateinische Zitat auch wirklich zu finden. Aber da hängt es, knapp vier Meter über dem Boden in schimmerndem Lettern am Pasinger Rathaus. Als Überbleibsel des Kunst Projektes “Pasing by” aus dem Jahr 2015, das schon damals in vielerlei Hinsicht für Ärger gesorgt hat. Insofern ist der Spruch geradezu prophetisch.
Oportet ut scandala eveniant.
Die Süddeutsche Zeitung übersetzt den Spruch mit “Es muss ja Ärgernis kommen”.
Häh?
Aber was soll das Ganze? Ein Blick ins Neue Testament, dem der Spruch vermeintlich entnommen ist (dazu später mehr), möge helfen. In Matthäus 18 kommen die Jünger zusammen, um Jesus danach zu fragen, wer der Größte im Himmelreich sei. Dessen Antwort fällt klar aus: Die, die wie Kinder sind.
(18.6) Qui autem scandalizaverit unum de pusillis istis, qui in me credunt, expedit ei, ut suspendatur mola asinaria in collo eius et demergatur in profundum maris (18.7) Vae mundo ab scandalis! Necesse est enim ut veniant scandala. Verumtamen vae homini, per quem scandalum venit. (18.8) Si autem manus tua vel pes tuus scandalizat te abscide eum et proice abs te. Bonum tibi est ad vitam ingredi debilem vel clodum quam duas manus vel duos pedes habentem mitti in ignem aeternum.
Übersetzung:
(18.6) Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, verführt, für den ist es besser, dass man ihm einen Mühlstein an den Hals hängt und ihn in der Tiefe der Meeres versenkt. (18.7) Wehe der Welt wegen der Verlockungen! Dass sie kommen, ist nämlich notwendig. Aber wehe dem Menschen, durch den eine (solche) Verlockung passiert. (18.8) Wenn aber deine Hand oder dein Fuß verführt, so schneide sie ab und wirf sie weg von dir! Für dich ist es gut, schwach oder verkrüppelt zum Leben zu schreiten, als im Besitz von zwei Händen oder zwei Füßen ins ewige Feuer geschickt zu werden.
Man sieht allein an diesen paar Zeilen, wie unangenehm moderne Übersetzungen von lateinischen Texten ins Deutsche sein können, wenn man den Kontext nicht kennt. Noch dazu, wenn der lateinische Text per se schon eine Übersetzung aus dem Griechischen ist – und auch noch griechische Lehnwörter enthält, die eine genaue Entsprechung zusätzlich erschweren. Das Wörtchen Skandalon kann nämlich vom Kontext abhängig unterschiedlich wiedergegeben werden. Laut Gemoll bedeutet wird der Ausdruck gerne moralisch gedeutet und als Lockung oder Lust übersetzt. In anderen Texten hingegen passt Falle, Anstoß oder Ärgernis besser. Diese Unterscheidung funktioniert hier ganz gut: Im Bibeltext ist der Ausdruck moralisch gemeint. Es geht die Verlockung und die Verführung in der Welt, die entweder von sich aus oder durch Menschen geschehen. Letzteres ist vermeidbar und zu verurteilen. Ersteres passiert. Nun gut, aber was hat dieser Spruch am Pasinger Rathaus zu suchen? Dass ein öffentliches Gebäude die Unabdingbarkeit von Verführungen eingesteht, und damit der moralischen Bedeutung von skandalon folgt, die im Bibelvers absolut nachvollziehbar ist, ist fraglich. Sinnvoller scheint da die zweite Bedeutung des Wortes zu sein, das in der Lutherbibel immer gerne mit ergerniss übersetzt wird. Insofern passt die Übersetzung “Es gehört dazu, dass Aufreger passieren” deutlich besser. Denn die entstehen tatsächlich ohne Zutun. Reibungsfläche gibt es mehr als genug, wie man ja auch an Pasing By gesehen hat.
Mehr müssen müssen
Auch der Altphilologe ist aus dem Häuschen. Denn wie man schon an der Originalstelle sehen kann, ist der Spruch hier – wenn überhaupt – eine Annäherung an die Bibelstelle aus dem Matthäus-Testament. Der Spruch kommt in diesem Wortlaut nämlich überhaupt nicht vor. Dort findet sich lediglich der Satz Necesse est enim ut veniant scandala, der hier synonym zu dem in Pasing hängenden Oportet ut scandala eveniant gebraucht wird, sodass oportet wie auch necesse est gerne beide mit müssen übersetzt werden (so wie es ja auch die SZ tut). So richtig passen will das aber nicht. Zwar können die Ausdrücke oportet und necesse estmüssen bedeuten. Aber dieses Müssen geht semantisch jeweils in unterschiedliche Richtungen. Necesse est für mich eher eine logische Notwendigkeit beschreibt, die aus einer Situation heraus entsteht – das entspricht auch ziemlich gut dem Ausdruck im griechischen Original, das mit den unpersönlichen Ausdruck anagkh gar (Akzente bitte dazu denken) dasselbe bedeutet. Anagke ist sogar als Gottheit der Zwangläufigkeit bekannt. Das im Spruch gewählte oportet hingegen beschreibt eher ein Müssen aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit oder Gepflogenheiten heraus zu begründen. Daher wären für mich die Sätze necesse est cives parere und oportet cives parere definitiv nicht dasselbe. Zwar könnte man beide Male “Die Bürger müssen gehorchen” übersetzen. Aber in beiden Sätzen wäre dieses Müssen anders begründet.
Necesse est cives parere wäre ein Satz, der angesichts einer Gefahrensituation höchste Aufmerksamkeit der Bürger einfodert. Oportet cives parere wäre für mich eher eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Das Gehorchen als etwas, das man von den Bürgern erwartet, nicht etwas, das die Situation bedingt. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied.
Das ist ähnlich wie im Englischen mit must und have to. Beide haben Übereinstimmungspunkte, sie sind aber partout nicht deckungsgleich. Vielleicht schießt der Altphilologe allerdings da über das Ziel etwas hinaus. Denn bei Bibellatein haben wir es nicht mehr mit dem zu tun, was wir als klassisches Latein bezeichnen, auf dem sämtliche unserer Grammatiken und Schulbücher aufbauen. Die lateinische Version, die wir hier vom neuen Testament vorliegen haben, stammt aus der Vulgata, die auf das 3. Jahrhundert nach Christus datiert ist. Da war Latein schon längst lingua franca und unter Muttersprachlern wie auch barbari weit verbreitet, sodass die Grenzen zwischen dem, was sprachlich sagbar ist und was nicht, zunehmend verschwammen. Man merkt das alleine schon, an dem ut-Satz, der in beiden Zitaten nach dem Hauptsatz folgt. Denn klassisch würde an diese beiden unpersönlichen Ausdrücke ein AcI folgen. Wer hier schon schludert, dem ist es auch egal, dass ein Müssen ein anderes Müssen sein muss.
Hast du eine Meinung dazu? Dann hinterlasse einen Kommentar oder eine Wertung.
Für den Unterricht sind Zeitleisten immer eine gerne genommene Möglichkeit, um historische Ereignisse im chronologischen Ablauf strukturiert und übersichtlich darzustellen. Über Jahre gab es dafür unzählige Dienste im Netz, mit denen man im Nu ansehnliche Ergebnisse erzielen konnte. Programm der Wahl war hierbei über lange Zeit Thinglink. Und nun gibt es seit geraumer Zeit auch diese Aktivität auch bei H5P. Hurra die Gans!
Grundsätzliches
Grundsätzlich ist jede Timeline in zwei Bereiche geteilt. Im unteren Bereich findet man den eigentlichen Zeitstrahl, der sich mit dem Lupensymbol vergrößern und verkleinern lassen kann. Mit gehaltener Maustaste lässt sich zusätzlich der Strahl horizontal bewegen und die dort eingetragenen Zeitdaten markieren. Klickt man auf eines davon, erscheinen zusätzliche Infos zu dem jeweiligen Ereignis im oberen Bereich des Zeitstrahls, dem so genannten Textbereich. Zu beiden gibt es bei der Erstellung umfangreiche Möglichkeiten. Aber zum Glück wird man von H5P wie immer auch hier behutsam an die Hand genommen.
Voreinstellungen des Zeitstrahls
Zu Beginn wird der Zeitstrahl für H5P mit einem Titelversehen, der das Auffinden im H5P-Hub einfacher macht. Daher nicht wundern, wenn der hier eingegebene Titel nicht im Zeitstrahl erscheint. Die tatsächliche Betitelung erfolgt im nächsten Kasten in der Rubrik Überschrift. Der hier gewählte Text erscheint als Einleitungsfenster im Textbereich, sobald die Aktivität geladen wird. Unter Inhaltstextlässt sich zusätzlich eine kleine Beschreibung anfertigen, die den Lernenden weitere Informationen liefert.
Optisch ist für den Zeitstrahl in diesem Fenster auch noch ein bisschen was möglich: Wer möchte, kann für den Textbereich ein Hintergrundbildhochladen, das zu dem gewählten Thema passt. In unserem Beispiel ist das ein schmucker Marmorhintergrund. Unter Höhe des Textbereiches lässt sich zusätzlich in Pixel das Feld, in dem die Erklärungsdaten erscheinen, in der Größe variieren (Die Standardeinstellung von 600 Pixeln wirkt aber für mich am gleichmäßigsten). Wo wir es gerade von Zahlen haben: Im Menü der Standard-Zoomstufe lässt sich der Faktor, mit dem beim Klick auf die Lupe der Zeitstrahl in seiner Größe verändert wird, einstellen. Der Standard 0 hat sich bei mir bewährt. Alles andere sah schnell entweder zu leer oder zu vermüllt aus.
Gib mir Daten!
Jetzt ist es an der Zeit, den Zeitstrahl ein bisschen mit Daten zu füttern. Grundsätzlich unterscheidet die Aktivität Timeline hierbei zwischen zwei unterschiedlichen Typen:
Daten: dies sind die verbindlichen geschichtlichen Ereignisse, die im Zeitstrahl erscheinen
Epochen: dies sind optional definierbare Hintergrundfarben im Zeitstrahl, mit denen zusammengehörige geschichtliche Ereignisse, also Daten, farblich als Einheit dargestellt sind.
Daten
Hier lassen sich die einzelnen geschichtlichen Ereignisse mit Hilfe des Buttons Item hinzufügen eintragen. Als obligatorische Kategorien sind hier lediglich das Startdatumsowie eine Überschrifteinzutragen, mit denen das Ereignis betitelt wird. Wer möchte, kann noch einen Inhaltstexteingeben, der bei Klick auf das Datum im Textbereich erscheint, sowie ein Mediumhinzufügen. Aktuell sind allerdings Web-Dienste wie Twitter, YouTube, Flickr, Vimeo, Google Maps oder SoundCloud möglich. Eigene Dateien lassen sich nicht hochladen, bzw. müssten erst auf einen dieser Dienste geuploaded werden. In beiden Fällen bitte nicht vergessen, die Quelle anzugeben. Sharing is caring und so.
Epochen
Epochen sind farblich markierte Zeitabschnitte hinter den Datumseinträgen in der Zeitleiste und können ebenso wie Daten über den Button Item hinzufügen angelegt werden. Ebenso wie bei den Daten ist hier lediglich das Anfangsdatumund eine Überschriftnotwendig, die im Zeitstrahl in der entsprechenden Farbe auftauchen. Die Angabe des Enddatumsist ohne rotes Sternchen zwar als fakultativ gekennzeichnet, führte bei mir aber bei Freilassung zu Problemen in der Anzeige. Die verschieden farbigen Abschnitte der einzelnen Epochen waren erst dargestellt, als die Enddaten händisch nachgetragen wurden.
Tja, und so schnell ist auch das Thema Timeline abgehakt.
Wie die Aktivität von hier zu den Schülern kommt, lest ihr hier. Wenn ihr weitere Ideen für die Aktivität habt, schreibt mir in den Kommentaren.
Und schon geht’s weiter mit Aktivität 15.
Hast du eine Meinung dazu? Dann hinterlasse einen Kommentar oder eine Wertung.
Das war mal wieder ein toller Einfall von Herrn Rau. In einem langen Blogartikel hat er sämtliche Deutschlektüren Revue passieren lassen, die er damals als Schüler im Unterricht vorgesetzt bekam – für seine Leser ein willkommener Anlass in zahllosen Kommentaren selbiges zu tun. Dazu gehörte auch ich. Allerdings erschreckte es mich dann doch, wie wenig ich eigentlich noch über die Lektüren aus dem Deutschunterricht im Kopf behalten habe. Bei jedem der aufgelisteten Titel konnte ich mich genau an das Cover des Buches erinnern oder an das Schriftbild. Aber Inhalt? Mehr als ein ein Gefühl, das ich damit verband, hatte ich meistens nicht parat. Vielleicht lag das daran, dass ich als Schüler ein ausgesprochener Lesemuffel gewesen bin und mit vielen der Lektüren wenig anfangen konnte. War das in Latein anders? Mal schauen… Daher will ich den Spuren von Herrn Rau folgen und kurz meine Lateinlektüren der Schulzeit etwas genauer beäugen.
Neunte Klasse
Die neunte Klasse begann mit einem DER Klassiker. Der gallische Krieg von Julius Caesar stand auf dem Programm, und wenn ich mich recht erinnere, sogar ziemlich lange: Fast ein dreiviertel Jahr lasen wir in dem Schinken! Ohne irgendeine Heranführung an Inhalt und Werk ging es gleich in der ersten Stunde los. Wir hatten keine Ahnung über das literarische Genre, über die Zeitgeschichte oder gar die verschiedenen Stämme, die ständig in Erscheinung traten. Offensichtlich war unsere Lehrerin damals überzeugt davon, dass sich das alles mit der Zeit von selbst erschließen würde. Immerhin ist das Werk ja ein Tatenbericht, in dem einem unwissenden Leser fein säuberlich alles dargelegt und erklärt wird. Aber so richtig verstanden haben wir das nicht. Zumindest ich nicht. Ständig kamen neue Stämme hinzu: Die Sueben, die Helvetier, die Haeduer, Germanen, Römer, Gallier. Und alle gaben sich eins auf die Nuss. All das war verpackt in diesen typischen Caesar-Schreibstil, der komplett anders war als alles, was wir in der Spracherwerbsphase der vorherigen Schuljahre übersetzt hatte. Folglich hat man ganz schön lange gebraucht, da hineinzukommen.
Aus heutiger Sicht ist es so ein Unterricht, wie wir ihn damals erlebt haben, heute kaum noch denkbar (aber bestimmt noch irgendwo so praktiziert). Cäsar ist mittlerweile einer von knapp 6 – 7 Autoren, die im Laufe der neunten Klasse neben Ovid, Catull, Phädrus, Nepos sowie eine Handvoll mittellateinischer Autoren behandelt werden müssen. Folglich bleibt für Caesar deutlich weniger Zeit als damals. Das Phänomen des Lektüreschocks wird dadurch leider nicht wirklich besser. Im Gegenteil. Für viele ist bis heute Cäsar der Autor, bei dem einige definitiv das Handtuch werfen.
Als dann nach 9 Monaten zum ersten Mal Phädrus’ Fabeln auf dem Plan standen, atmeten wir als Klasse deutlich auf. Die kleinen Geschichten rund um Rabe und Fuchs, die uns oft aus dem Deutschunterricht bekannt waren, ließen sich deutlich einfacher übersetzen und waren narratologisch simpel gehalten.Daher habe ich an Phädrus eigentlich ganz gute Erinnerungen. Hätte unsere Lehrerin damals mit Phädrus angefangen, hätten wir in die Autorenlektüre den definitiv einfacheren Start gehabt.
Zehnte Klasse
In der zehnten Klasse standen auch zwei literarische Schwergewichte auf dem Programm. Los ging es mit Cicero und den beiden Reden gegen Verres und Catilina. Anders als in der neunten Klasse begann unser Lehrer, der später auch mein Leistungskursleiter werden würde, mit einem historischen Vorbau und ließ uns an einem kurzen Abriss der römischen Geschichte bis in die Zeit Ciceros teilhaben. Für uns oder besonders für mich als der Klasse sehr erschreckend, weil wir merkten, dass wir nach mittlerweile fünf Jahren Lateinunterricht eigentlich so gut wie nichts über römische Geschichte und ihre Gesellschaft wussten. Das unterstreich noch einmal ganz deutlich, wie wichtig es ist, im Lateinunterricht regelmäßig innezuhalten, um noch mal alles im historischen Diskurs zu verorten. Je öfter desto besser. Folglich konnten wir als Klasse damals den Reden Ciceros deutlich besser folgen als in der 9. Klasse Caesar. Noch dazu sind die Themen Korruption und Staatsputsch in der heutigen Zeit wieder so relevant wie eh und je. Insofern kann man hier als Lehrer bis heute aus dem Vollen schöpfen.
Ovids Metamorphosen begleiteten uns dann im 2. Halbjahr für fast 5 Monate; eine große Zeitspanne, in der wir uns voll und ganz auf das metrische Lesen und die Dichtersprache Ovids konzentrieren konnten. Und das war auch bitter nötig. Mit Ovid haben Schüler bis heute große Probleme. Und das so sehr, dass er in vielen Bundesländern oft nur noch kursorisch gelesen wird. Jemanden einen solchen Text in einer Schulaufgabe zur Benotung vorzulegen grenzt für viele an Sadismus. Dabei ist das alles kein großes Problem, wenn man seine Formen parat hat. Ohne das Wissen über Kasusendungen ist man natürlich hoffnungslos verloren. Aber das gehört nun mal genau zu Latein wie das Einmaleins in Mathematik…
Ovid fand ich trotz des knackigen Schwierigkeitsgrades immer sehr interessant. Als Klasse wurde uns genug Zeit gelassen, sich auf den Stil einzustimmen und sich einen roten Faden zu erlesen, der sich durch das komplette Werk zieht. So etwas ist in der jetzigen 10. Klasse, in der Latein als dreistündiges Fach behandelt wird, leider schwer zu leisten. Stattdessen hetzt man von Highlight zu Highlight: Zu Apollo und Daphne, zu den lykischen Bauern, zu Philemon und Baukis, Lykaon, Pyramus und Thisbe oder die Augustus-Prophezeiung. Dabei lässt dabei oftmals völlig unter den Tisch fallen, dass alle diese Episoden kunstvoll miteinander verwoben sind. Und das 15 Bücher lang, in mehr als 225 Sagen mit mehr als 13.000 Versen, die einen in sich schlüssigen und zusammenhängenden Text ergeben. Damit fällt häufig – auch bei mir – eine große künstlerische Dimension unter den Tisch, die ich erst im Studium so richtig begriffen habe.
Elfte Klasse
Die 11. Klasse begann mit einem Autor, der aus dem aktuellen Lehrplan des achtjährigen Gymnasiums gänzlich verschwunden ist. Nämlich Tacitus. Heute ist der Autor aufgrund seines Schwierigkeitsgrades in aus der Schule in der Schule verbannt und an der Universität gefürchtet. Dabei ist seine Germania für uns Deutsche eigentlich ein tolles Zeitdokument. Die Maske, durch die der Autor Aussehen und Gepflogenheiten der Germanen beschreibt, sind gut zu übersetzen, spannend und werfen die Frage auf, wie viel davon tatsächlich wahr und belegt ist. Oder zeichnet das Werk einfach nur das Bild von einer zivilisatorisch unterlegenen Gemeinschaft, das vor Klischees und Stereotypen nur so strotzt. Fake News gab es ja schon damals. Aber fallen wir mehr auf sie rein, wenn sie aus einer zeitlichen Distanz von 2000 Jahren später betrachten?
Im zweiten Halbjahr schwenkten wir dann zu Vergil, der später auch wieder im Leistungskurs eine große Rolle spielen würde. Aus diesem Grunde bewegten wir uns auch nur im ersten Buch der Aeneis und beschränkten uns ausschließlich auf das diegetische Geschehen des Epos, ohne die national-römischen Tendenzen und die Propagandawirkung zu betrachten. Unvergessen bleibt der Augenblick, in dem unser Lateinlehrer, ein glühender Verehrer des Dichters, eine komplette Unterrichtsstunde darauf verwandte, um das erste Buch der Aeneis wortwörtlich wiederzugeben. Aus dem Kopf auswendig ohne irgendeine Zuhilfenahme.
Das Ende des Schuljahres war dann mit kleinen Fiesheiten aus Epigrammen des Martial und Catull geschmückt. Anders als in der neunten Klasse Phaedrus, galt es nun mit Versmaß und den teils recht anspruchsvollen Zweizeilern umzugehen. Jeder in der Klasse bekam daher ein Epigramm, das er auswendig vortragen, übersetzen und mit einem möglichst geistreichen Titel überschreiben sollte. Ich kann mich noch gut an dieses getippte Schreibmaschinenblatt erinnern, auf dem knapp 60 Epigramme von unserem Lehrer fein säuberlich abgetippt wurden. Ich hatte damals das mit Thais und ihren verfaulten Zähnen.
Zwölfte Klasse
Die zwölfte Klasse begann mit Petrons Satyricon und eröffnete mir mit der Cena Trimalchionis eine ganz neue Welt in der lateinischen Literatur. Die Art und Weise, wie teilweise gänzlich unverblümt von den Protagonisten untereinander geschimpft und gelästert wurde, war für mich eine völlig neue Erfahrung. Der Autor sollte daher sowohl in meiner Facharbeit eine große Rolle spielen als auch in meinem Staatsexamen, wo er für die literaturwissenschaftliche Übersetzungsprüfung mein zweiter Hauptautor werden würde. Natürlich konnte man einen Roman dieses Formats nur zu einem gewissen Teil in der Oberstufe lesen. Die richtig saftigen Passagen bekam ich erst Jahre später im Studium um die Ohren geknallt. Die verfehlten aber auch dann mit knackigen 20 Jahren nicht ihre Wirkung…
Der gute Horaz und seine Werke standen dort als thematischer Gegenpol zu den doch recht derben Themen des Satyricon. Oden, Epoden, Satiren – alles war dabei. Inklusive einer gehörigen Portion Frust. Ein Großteil seiner Werke war ohne ständige Erläuterungen und zusätzliche Kommentare nicht zu bewältigen. Entsprechend ist der Dichter heutzutage in der Oberstufe eingedost. Mehr als die Schwätzersatire wird in der Regel kaum noch gelesen. Dabei haben seine Werke durchaus ihren Reiz. So richtig erschließen sollen sich die teils doch recht kryptischen Verse übrigens erst, wenn man ein gewisses Alter erreicht hat. Vielleicht wäre jetzt dazu der Zeitpunkt gekommen.
Zum Schluss des Jahres stand noch das Thema der Staatsphilosophie auf dem Programm. De re publica von Cicero verlangte mir damals einiges ab. Nicht sprachlich, denn der Text war an sich gut strukturiert und leicht zu verstehen. Aber das Thema an sich war für mich eine Herausforderung. Als Schüler, der noch nicht einmal die Volljährigkeit erreicht hatte, waren Bereiche wie Staatskreisläufe, Entartungen und Mischverfassungen schon harter Tobak. Dazu kamen ständige Rückbezüge auf altgriechische Vorbilder, die wir als Kurs nicht parat hatten. Ständig erschienen die Prätexte von Platon oder Archimedes durch, aus denen sich Cicero fleißig bedient hat. Erst zum Abitur hin bekam ich ich bei der Wiederholung des Themas endlich sinnvoll zu verstehen. Heute als Lehrer lese ich den Text wirklich sehr gerne. Er bietet auch heute noch viel Diskussions- und Zündmaterial, um aktuelles politisches Geschehen mit diesen Theorien zu vergleichen. Oft mit erstaunlich akkuraten Ergebnissen
Dreizehnte Klasse
Für das letzte Jahr wartete der Lektüreunterricht dann mit Livius und seinem Werk ab urbe condita auf. Damit waren wir mittendrin in der faszinierenden Propagandamaschinerie des Augustus, der sich damals die literarische Elite geschickt zunutze machte, um sein politisches Programm durchzusetzen. Das wurde auch in der Aeneis deutlich, aus der wir die drei berühmten Prophezeiungsepisoden übersetzten, in denen von mythologisch höchst bedeutsamen Persönlichkeiten eine Zukunft vorausgesagt wurde, in der Kaiser Augustus als göttlich legitimierter Kaiser beschrieben wird. Zusammen mit Ausflügen in das Bauprogramm des Prinzeps erschloss sich so die komplette Tragweite eines politischen Apparates, der sich darauf verstand, seine uneingeschränkte Macht so zu präsentieren, dass keiner der Untergebenen Anstoß daran nahm. Nicht einmal die politischen Organe, die faktisch nutzlos geworden waren und nur noch auf dem Papier bestanden.
Den Abschluss meiner Lateinkarriere bildete das Thema der Philosophie, das heute in die zehnte und elfte Klasse verschoben ist (übrigens viel zu früh, wie ich meine). Im alten Lehrplan machte das Thema an dieser Stelle tatsächlich Sinn. Immerhin befanden wir uns mit dem dräuenden Abitur am Ende unserer Schulkarriere und damit an einem gewissen Scheideweg. Da waren ein paar Tipps und Tricks zum Thema Lebensführung gar nicht so verkehrt. Daher habe ich die Epistulae morales von Seneca oder aber auch Ciceros de natura deorum sehr gerne gelesen. Vor allem letzteres öffnete noch einmal die Augen, wie Römer und Philosophen einen Götterapparat im Staat empfinden. Auch das Thema der Gottesexistenz und seiner Berechtigung fand ich richtig spannend.
Wow, das ist jetzt aber ein ganz schönes Blog-Monster geworden. Ihr seid hoffentlich nicht weggepennt 😁
Hast du eine Meinung dazu? Dann hinterlasse einen Kommentar oder eine Wertung.
Find the Words geht in eine ähnliche Richtung wie Mark the Words– nur eine Spur verspielter: Auf einem quadratisch angelegten Spielfeld, das aus zufällig zusammengewürfelten Buchstaben besteht, gilt es, vorgegebene Wörter herauszusuchen und mit der Maus zu markieren. Wir haben es hier also mit einer klassischen Wörtersuche zu tun, die sich prima im Sprachunterricht nutzen lässt – für die Vokabelarbeit zum Beispiel:
Wie wird’s gemacht?
In den Grundeinstellungen finden wir zu Beginn unsere typischen Verdächtigen, die es auszufüllen gilt: Unter Titelwird die Aktivität wie üblich benannt und mit Task Description mit einem Arbeitsauftrag versehen. In unserem Fall soll eine semantisch zusammengehörige Gruppe an Vokabeln aus dem Wörterdschungel herausgefischt werden. Welche das sind, wird per Komma getrennt im Feld Word Listeingetragen. Damit haben wir den Großteil der Arbeit eigentlich schon erledigt und die Aktivität wäre schon problemlos nutzbar. Die folgenden Einstellungen, die sich im Menü abcdefghijklmnopqrstuvwxyzverbergen, dienen nur zum Finetuning, beinhalten aber ein paar fabelhafte Möglichkeiten, um den Schwierigkeitsgrad entsprechend nach oben zu schrauben.
Unter Orientationslässt sich die Suchrichtung vorgeben, in der nach den Wörtern gestöbert werden soll. Will man es der Lerngruppe leicht machen, beschränkt man sich hierbei lediglich auf Grundleserichtungen wie von links nach rechts (Horizontal left to right) und von oben nach unten (Vertical downwards). Für Lerngruppen, die gerade mit dem Sprach- oder Leseerwerb angefangen haben oder Leseschwierigkeiten aufweisen, bestimmt die sinnvollste Einstellung, um Fehler und Frust abzufangen. Für höhere Lerngruppen kann man hier hingegen in die Vollen gehen und sämtliche Leserichtungen anklicken, um den Schwierigkeitsgrad ordentlich nach oben zu schrauben. Vorwärts, rückwärts, diagonal – alles ist möglich.
Darunter findet sich im Menü Vertical downwardsein Textfeld, in dem die Buchstaben einzugeben sind, mit denen die Lücken zwischen den Wörtern aufgefüllt werden sollen. Auch das kann man sich gut zur Differenzierung zunutze machen, indem man die Auswahl auf gewisse Buchstaben begrenzt – entweder um den Schwierigkeitsgrad etwas zu entschärfen oder in ganz jungen Gruppen die Kinder nicht mit Buchstaben zu frustrieren, die sie noch gar nicht kennen. In der Abbildung unten ist im Feld Vertical downwards zum Beispiel nur der Buchstabe Ä statt des kompletten Alphabetes eingegeben. Folglich sieht das Suchfeld nun komplett anders aus:
Um die Suche noch etwas interessanter zu gestalten, findet sich die Option Prefer Overlapdirekt darunter. Ist sie aktiviert, können sich die Lösungswörter überlappen, wie man es aus den klassischen Kreuzworträtseln und Wörtersuchen kennt. Bei entsprechender Deaktivierung steht jedes Wort für sich und kommt dem anderen nicht in die Quere.
Als Letztes bliebe noch die Einstellung Show Vocabulary. Sie gibt den Lernenden die Wörter vor, die sie aus dem Wortfeld heraussuchen müssen. Wer hier am Schwierigkeitsgrad schrauben will, deaktiviert das Kästchen einfach, sodass die Aufzählung verschwindet, und man ohne Vorgabe auf die Suche gehen muss. Jetzt hat die Lerngruppe lediglich nur noch die Anweisung des Sachfeldes aus der Task Description, die ihnen eine gewisse Stoßrichtung für die Suche vorgibt – für mich eine der effektivsten Möglichkeiten, im Fremdsprachenunterricht auch noch eine entsprechende Übersetzungsleistung einzufordern; noch dazu, wo derartige Fragestellungen tatsächlich auch im Lateinabitur regelmäßig auftauchen.
Wie die Aktivität von hier zu den Schülern kommt, lest ihr hier.
Wenn ihr weitere Ideen für die Aktivität habt, schreibt mir in den Kommentaren.
Hast du eine Meinung dazu? Dann hinterlasse einen Kommentar oder eine Wertung.
0
Declaratio de crustulis
Haec pagina pauculis crustulis utitur. Si invenire vultis, quomodo et quem ad finem illis utamur, lege capitulum, quod "Datenschutzerklärung" inscribitur.
Diese Seite nutzt zur Beschleunigung einiger Aktionen Cookies. Bitte bestätigen Sie die Kenntnisnahme darüber mit einem Mausklick - oder lehnen Sie ab. AccipioNegoPlus legere cupio
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may affect your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Functional cookies help to perform certain functionalities like sharing the content of the website on social media platforms, collect feedbacks, and other third-party features.
Performance cookies are used to understand and analyze the key performance indexes of the website which helps in delivering a better user experience for the visitors.
Analytical cookies are used to understand how visitors interact with the website. These cookies help provide information on metrics the number of visitors, bounce rate, traffic source, etc.
Advertisement cookies are used to provide visitors with relevant ads and marketing campaigns. These cookies track visitors across websites and collect information to provide customized ads.