• Alltag

    Vom schwersten Wort der Welt

    avat_traurigNein, es ist nicht “Sorry”. Da kann Elton John noch so sehr im Verbund mit einer Boyband trällern. Das geht mir wunderbar von den Lippen. Nein, für mich ist ein anderes Wort recht schwer geworden – und das, obwohl ich es schon zweimal in diesem Artikel benutzt hab. Zumindest im Schulbetrieb. Richtig geraten: Es ist “nein”. Das Wort, das den trotzigen Zweijährigen bei Tisch im Minutentakt rausrutscht. Das Wort, das den Suppenkasper letztlich in den Hungertod treibt. Das Destiny’s Child berühmt machte. Oder 2Unlimited, weil sie mir weiß machen wollten, es gebe keine Limits  (und das zwölfmal hintereinander – ich hab’s nachgezählt!). Nur ich bekomm’s nicht hin. Das ist garantiert eine Verhaltensweise aus den Urzeiten des Referendariats, wo man aus allen Richtungen mit Arbeit zugeballert wird – und sie bereitwillig auf sich nimmt, um sich seine berüchtigte Krawattennote nicht zu versauen.
    Ein paar Jahre später: Die Arbeit ist nicht weniger geworden. Aber rein nüchtern betrachtet besteht heutzutage die Möglichkeit, sie abzulehnen, wenn’s einfach zu viel wird. Zumindest theoretisch.
    Letztes Jahr war ich beispielsweise als Lehrer bei einer Theateraufführung dabei, die von der gesamten Schulfamilie gestemmt wurde. Das war ein Haufen Arbeit, aber wir haben es gerne auf uns genommen. Es war eine tolle Erfahrung, da Schüler wie Lehrer gemeinsam etwas auf die Beine gestellt und aufgeführt haben, frei von “Standesgrenzen”, die sich zwischen den beiden Seiten immer wieder auftun. Tja, dieses Jahr ist etwas ähnliches geplant. Aber dieses Jahr bin ich auch ins Abitur eingespannt. Und zwar mächtig. Ein riesiger rauschender Papierberg wartet auf mich, der abgearbeitet werden “möchte” bzw. muss. Daher hab ich im Vorhinein meine Teilnahme an der diesjährigen Aufführung abgesagt. Ein erstes “nein” war gemacht. Aber das reichte nicht. Seitdem werde ich jeden Tag von einem Kollegen belabert bearbeitet überzeugt, einem Schüler, dem Regisseur, der mir vorheult, wie wichtig es wäre, möglichst viele Lehrer in die Aufführung zu bringen, dass es doch ein tolles Statement wäre, wenn ALLE in der Schulfamilie ihren Beitrag dazu leisteten. Ist es ja auch. Viel wichtiger: Das hab ich doch. Nur halt letztes Jahr. Dass ich dieses Jahr einfach zu viel zu tun habe, interessiert keinen.
    Genauso letzte Woche: Von einer ehemaligen Kollegin aus dem Referendariat angesprochen, ob ich bei der nächsten von ihr veranstalteten Fortbildung in Augsburg im Juni einen Vortrag halten könne, der sich mit meinem letzten Buchprojekt auseinandersetzt. Auch hier hab ich abgesagt, mit dem Hinweis auf die Abiturvorbereitung meiner Schützlinge – und große traurige Augen geerntet. Ein einfaches “nein” hat nicht gereicht, egal, wie sehr ich es auch logisch begründen kann. Stattdessen wird täglich nachgebohrt, insistiert und wenn das nicht reicht: geschmollt. Wegen mir. So rede ich es mir zumindest ein.
    Die Wahrheit ist doch letztendlich die: Beide Beispiele bergen denselben Denkfehler in sich: Man suggeriert der Person mit einer solchen Anfrage, unentbehrlich zu sein. Das schmeichelt natürlich erst einmal. Aber dahinter verbirgt sich eigentlich ein anderer Zweck: Nämlich dass sich andere Leute aufgrund meiner Leistung mit fremden Federn schmücken wollen. Wenn dem nicht so wäre, würde bei Absagen nicht so geschmollt werden. Das Gegenüber sieht sich enttäuscht, allein gelassen, verraten. Aber nüchtern betrachtet: Das ist nicht mein Problem. Mein Problem wäre es, nach einer Zusage gezwungen zu sein, irgendwo zwischen Schule, Unterrichtsvorbereitung und Abiturkorrektur mir noch ein paar Zusatzstunden aus den Rippen zu schneiden, um den Erwartungen der anderen gerecht zu werden – und irgendwann am engen Zeitkorsett zu zerbrechen. Versteht mich nicht falsch, ich bin von Haus aus sehr gesellig und mische sehr gerne bei solchen Aktionen mit. Aber wenn es zeitlich nicht drin ist, muss doch eine Absage einfach möglich sein.
    Wir haben es beim Lehrersein mit einem Beruf zu tun, bei dem es nach oben hin kein Limit gibt. Die Arbeit hört nie auf. Wir haben keinen Feierabend, keine 9-to-5-Jobs. Man macht so lange, wie es einem der persönliche Berufsethos gebietet. Und man muss höllisch aufpassen, dass man sich auch mal freischwimt und zur Abwechslung auch ein bisschen an sich selbst denkt.
    Damit bin ich bestimmt nicht allein. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass die Römer das Wort “Nein” nicht kannten. Vielleicht bin ich latinophiler als ich gedacht hatte…
    Ich werd’s künftig einfach so machen und mir ein paar dieser Sticky Notes kaufen:

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  • Allgemeines,  Alltag,  Prüfungen,  Unterricht

    All work and no play

    avat_traurigKurz vor den Ferien zieht der Schulkosmos nochmal alle Register, um seinen Beteiligten das Fürchten zu lehren. Vor allem die Oberstufe ächzt gerade über den engen Terminplan: Vor den Osterferien müssen alle Klausuren geschrieben, von uns korrigiert und herausgegeben sein. Dann kommen die Osterferien und schließlich das für die Schüler sagenumwobene Finale, auf das sie seit nun mehr 12 Jahren hinarbeiten: Das Abitur.
    Während für die Leute in der Zwölften diese Zeit durchaus etwas Tragisch-Magisches hat – immerhin befinden sie sich auf der Zielgeraden und genießen es trotz des Stresses, in der Schülernahrungskette mittlerweile ganz oben angelangt zu sein – ist das für uns Lehrer mittlerweile Alltag. Und der muss auch fernab von Q12 weitergehen. In Zeiten von gesteigertem Korrekturaufwand direkt vor dem Abitur eine durchaus stressige Zeit. Aber wie stressig? Ist der Stress systemisch oder selbst auferlegt? Um das zu überprüfen, hab ich mir eine der letzten Wochen mal herausgepickt und so gut es ging protokolliert. Das Ergebnis stelle ich hiermit mal öffentlich, damit auch Fachkollegen den einen oder anderen Tipp haben, wie ich eventuell effizienter arbeiten kann. Zum anderen bietet das auch mal wieder Gelegenheit, um mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen (oder um sie zu zementieren). Klar werden davon auch eingefleischte Kritiker nicht überzeugt sein und fleißig Häme versprühen. Aber die ließen sich auch nicht umstimmen, wenn man mit einer Videokamera bewaffnet die folgenden Tage abgeschrieben wäre. Sei’s drum, los geht’s:
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    • Regulärer Unterricht von 8.00 bis 13.00. Dazwischen:
    • Freistunde 10.45-11.30: Schulaufgaben geordnet, Oberstufennoten eingetragen, im P-Seminar nach Bewertung gefragt. Erwartungshorizont für Q12 Latein ausgedruckt, Klausur Q12 Englisch alphabetisch geordnet und mit Erwartungshorizont an die Fachleitung übergeben
    • Präsenzstunde: Präsenzstunde, in der ich eine Nachholschulaufgabe für die fünfte Klasse erstellt habe.
    • 13.15-14.00: eigentlich frei, aber Gespräch in der Funktion als Verbindungslehrer mit einer Schülerin in der Mittelstufe, die sich nach Angaben ihrer Freundinnen etwas antun will. Unangenehmes Thema, das einen auch lange nach Schulschluss begleitet.
    • 14.00-14.45: nachgeholte Lateinschulaufgabe geschrieben.

    Aufbruch nach Hause.

    • Ankunft gegen 15.15
    • Kaffee: 15.30
    • Vorbereitung 15.40 -17.00 (heute recht kurz)
    • 17.00-17.30: Korrektur der Latein SA

    17.30-18.45 Einkaufen und Abendessen, Kaffee und los geht’s

    • 19.10 Bewertung der Portfolios des P-Seminars – 21.57

    11h 10min

    friday

    • 8.00-11.30: Unterricht
    • 16.30-18.10: Erste Unterrichtsvorbereitungen für Montag
    • 21.20-22.52: Weitere Bewertung des P-Seminars

    6h 40 min

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    • 10.05-11.21: Korrektur der Lateinschulaufgabe
    • 11.30-11.40: Exkursion fertigmachen
    • P-Seminare: Wertungsbögen finalisieren
    • 13.45.16.12:  Unterrichtsvorbereitung
    • 16.53-17.17: P-Seminarbewertungen

    4h 17min

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    • 10.40-13.38: Unterrichtsvorbereitung
    • 13.53-14.10: Ordnen der Unterlagen
    • 14.30-15.26: Korrektur der Schulaufgabe meines Referendars

    4h 13min

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      • Vorbereitung: 16.00-19.10

     

    10h 10min

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    • 8.00-16.00: Unterricht mit einer Freistunde, die für eine Vertretung draufging
    • 16.00-17.45: Schreiben der Zertifikate für das P-Seminar
    • 18.16-20.00: Unterrichtsvorbereitung
    • 20.00-21.00: EdChatDE (Fortbildungsveranstaltung 🙂

    12h 29 min

    Wednesday2

    • 8.00-13.00: Schule
    • 13.15-14.00: Lerncoaching als Verbindungslehrer für einen Schüler, der sich beim Lernen zunehmend schwer tut
    • 14.00-16.15: Fertigstellung der P-Seminarzertifikate

    Ankunft zuhause 17.00

    • 17.20-19.30: Unterrichtsvorbereitung (nach Kaffee) 

    9h 50min

    Am Ende 58h 42 min

    Das Ergebnis hat mich gelinde gesagt überrascht. Ich wusste schon, denn ich wohl mehr mache als der klischeebeladene Schwellenpädagoge, aber fast 60 Stunden? Respekt. Zum Glück läuft nicht jede Woche so, aber zu gewissen Hochzeiten wird mit entsprechenden Arbeitszeiten öfters mal zu rechnen sein (Zeugnis, Abitur, Notenschluss, Maiwarnungen).

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  • Alltag,  Prüfungen,  Unterricht

    Oh du schöne Bildungslandschaft

    avat_traurigTja, so wie es aussieht, werde ich meine Vorsätze dieses Jahr in Rekordzeit über den Haufen geworfen haben. Wie war das nochmal mit dem “Zeit für mich”? Im Moment ist es einfach nicht möglich. Im Moment prasselt die Arbeit auf mich ein, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ein Glück, dass ich mir in solch wilden Zeiten angewöhnt habe, eine Checkliste anzulegen und die Aufgaben nach getaner Arbeit abzuhaken. Wie befreiend das ist, den daily chores auf diese Weise einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen! Für den Verlauf eines Tages steht zum Beispiel folgendes Geschmier an.

    Bild

    Wohlgemerkt: das ist das Pensum für einen regulären Tag. Morgen ist die Liste ähnlich voll. Und nächste Woche auch und… ach… ihr wisst ja wies weitergeht. Im Moment kommen für uns bayerische Lehrer ein paar besondere Belastungen oben drauf. Das berüchtigte Probe-Abi zum Beispiel. Denn von heute auf morgen kam die Meldung reingeschneit, dass die Schüler selbst bestimmen können, ob sie die Leistungen im Probe-Abi als großen, kleinen Leistungsnachweis oder überhaupt nicht zählen lassen wollen. Ein Begründung wurde uns nicht gegeben. Zumindest nicht offiziell. Aber ausschlaggebend war wohl das schlechte Ergebnis der Mathematik-Klausur. Wieso das jetzt auf ALLE Probe-Abis ausgeweitet wurde, darüber kann man Theorien aufstellen, für die mein Kopf im Moment keine Zeit hat. Ärgerlich ist es alle mal. Für die Lehrer, die (vor allem in Deutsch) bis zu 30 Stunden an einem Kurssatz Schülerarbeiten saßen, den sie jetzt getrost in die Tonne kloppen können. 30 Stunden für die Katz. Das sind fast vier komplette Arbeitstage, die auf einmal keine Sau interessieren. Ich hatte mit Englisch nochmal Glück im Unglück, weil die Klausur bei mir recht gut ausgefallen ist. Dennoch durfte ich heute jeden einzelnen Schüler im Kurs fragen, ob er seine Probe-Klasusur doppelt, einfach oder gar nicht zählen lassen wollte. Das heißt natürlich auch, dass ich die Noten in meinem Notenprogramm umgewichten muss. Und zwar händisch. Also alles großer Käse, der mitten im Schuljahr einfach zusätzlich aufhält.
    Daneben noch die ganzen Negativ-Schlagzeilen über die katastrophale Einstellungssituation unserer Referendare. Zahlreiche Lehrkräfte mit Traumnoten bekommen keinen Job und wandern uns in andere Bundesländer ab. Leute mit einem Premium-Examen, die der Staat über zwei Jahre ausgebildet hat, und jetzt ziehen lassen muss. Leute, die das bayerische Bildungssystem über zwei Jahre Referendariat kennengelernt und inhaliert haben. Sie haben fachliche wie auch systemische Expertise. Und doch: Wir verlieren sie. An die Bundesländer, die händeringend nach Lehrernachwuchs suchen. An die freie Wirtschaft. An die Arbeitslosigkeit. Und das, nachdem sie sich an ihren Seminar- und Einsatzschulen den Allerwertesten aufgerissen haben. Ich kenne keinen Referendar, der in den letzten Jahren nicht unter 17 Unterrichtsstunden leisten musste (11-12 sind eigentlich die Regel, aber man kann die Anzahl um maximal 5 zusätzliche Stunden erhöhen). Kein Wunder, dass sie sich ausgenutzt fühlen. Selbst Kollegen mit einem Glanz-Examen im sehr guten Bereich – und jeder, der sich über Jahre durch zwei Examina gequält hat weiß, was das für eine Wahnsinnsleistung ist – stehen mit langen Gesichtszügen da. Die Lehrerverbände laufen Sturm, die enttäuschten Junglehrer organisieren spontan einen Flashmob am Marienplatz in München, nur wenige Meter weg vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus:

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    Bringen wird der Protest von allen Seiten wenig. Mehr als darauf hinweisen, dass die Einstiegschancen in den Staatsdienst schon seit Jahren immer geringer werden und dieses Problem jedem bekannt sein dürfte, wird offiziell nicht passieren. Stattdessen zerfleischt man sich innerparteilich gegenseitig* und bietet der Öffentlichkeit unschöne Einblicke, die den Eindruck vermitteln, als wisse man selbst an der Spitze nicht, was zu tun ist. Schade. Stattdessen werden die immer noch vorhandenen Löcher in den Stundenplänen mit Einsatzreferendaren oder Aushilfen gestopft, die nach einem (oder gar halben Jahr) wieder weg sind. Ich merke zunehmend, wie Klassen (vor allem in der Mittelstufe) bei den ständigen Lehrerwechseln die Referendare mittlerweile als lückenfüllende Notlösung ansehen, die man auch entsprechend behandeln darf. Ich hatte vor Kurzem mit einer meiner Klassen einen heftigen Disput, die die neue Deutschreferendarin allen Ernstes mit dem Satz “Oh, Frischfleisch” begrüßt haben (in derselben Stunde fragte man sie übrigens auch nach ihrer Körbchengröße). Eine absolute Unverschämtheit. Aber irgendwo auch verständlich, wenn die Klasse in Deutsch seit zwei Jahren jedes Mal nach sechs Monaten wieder jemand Neuen bekommt, der am Ende des Schuljahres wie ein Wanderlehrling zur nächsten Schule pilgern muss. Dass sich so ein ständiges Klinke-in-die-Hand-Drücken auf Dauer auch auf die Qualität des Unterrichts und die Lern(-un-)lust der Schüler auswirkt, muss man wohl keinem erklären.
    Bottom Line: Im Moment fühlt man sich wie ein Packesel, der stoisch einiges ertragen muss.
    Müde Grüße!
    Für Außenstehende hier eine Zusammenfassung vom Bayerischen Rundfunk

    *man beachte den Grund: Es geht hier nicht um das Problem des Arbeitslosigkeit der Junglehrer oder die zufriedenstellende Versorgung der Schulen mit genügen Lehrkräften – sondern lediglich um die Korrektur von Zahlen.

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  • Allgemeines,  Alltag,  Latein,  Uncategorized,  Unterricht

    Bei Euch alles in Ordnung?

    Also bei mir nicht. Zumindest nicht in meiner Lehrertasche. Jenem riesigen, unergründlichen Utensil, mit dem ich seit dem Referendariat meinen Unterricht bestreite. Zu Zeiten der Lehrprobe hatte ich in diesem Ding mehr oder weniger meinen gesamten Hausstand: Ordner, Laptop, Folien, Bücher, Lineale, Unmengen von Stiften, Notenbuch, Telefonlisten, Handy, Ladekabel, CDs für den Unterricht, Arbeitsblätter, Folien – hätte noch ein Kissen zum Schlafen darin Platz gehabt, hätte ich autark in der Wildnis leben können; nur aus dieser meinen Tasche. Dann hab ich begonnen, meinen Unterricht systematisch zu ent-papieren – und die Tasche wurde spürbar leichter. Dachte ich zumindest. Gestern, als ich mich nach einer Stunde im Erdgeschoss in den dritten Stock hochschleppen musste und mir beim Hochhieven der Tasche fast einen Bruch hob, war ich’s leid. Wieso war dieses Mistding immer noch so schwer? So begann ich nach dem Ende der Stunde der Sache bzw. der Tasche buchstäblich auf den Grund zu gehen und alles rauszuwerfen, was nicht 100%-ig notwendig war. Das Ergebnis sehr ihr hier.

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    Ich war und bin entsetzt. Wie kann sich nur so viel Krimskrams – in Bayern sagen wir dazu übrigens “Gruscht” – ansammeln? Unzählige CDs, Vokabelhefte von Schülern, verloren gegangene Arbeitsblätter, ja selbst eine 3???-Kassette fand ich am Boden meiner Tasche. Von letzterer habe ich überhaupt keine Ahnung, wie die sich da rein verirrt hat. Ich will gar nicht abschätzen, wieviel Kilo dieses ganze Zeug wiegt, das tagtäglich von mir und meinem Rücken durch die Lande befördert wurde. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich hab alles, so wie es ist, in den Paperkorb befördert. Nur die 3???-Kassette hab ich behalten. Mal schauen, wie sich Justus, Peter und Bob seit meinen Kindertagen verändert haben…

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  • Allgemeines,  Alltag,  Technik,  Unterricht

    Neuzugang: Samsung Galaxy Note 8.0

    Ladies and gentlemen, I proudly present my latest entry to my gizmo collection! Keine Angst, ich werde mich an dieser Stelle nicht dem vielverbreiteten Fetisch der Unboxing-Videos unterwerfen, bei dem die Besitzer ihre neuesten Geräte mit einer Vorfreude auspacken, als hielten sie zum ersten Mal eine Frau im Arm. Ich mach’s auch kurz Imageund schmerzlos, weil mich schon diverse Kollegen und Blog-Besucher drauf angesprochen haben. Es ist ja seit Kurzem bekannt, dass meine Liason mit dem HTC Flyer aus diversen Gründen nur von kurzer Dauer war. Da ich mir aber das Unterrichten ohne Tablet gar nicht mehr vorstellen möchte – eine Rückkehr zu meinen ollen Papier-Vorbereitungen käme mir vor wie eine Devolution -, musste entsprechend Ersatz her. Meine Ansprüche an den Nachfolger waren dieselben wie damals an das Flyer. Und wenn man sich in der Tablet-Umgebung umsieht, kommt da eigentlich nur ein Hersteller ernsthaft in Frage: Samsung. Ein Tablet ohne native Stift-Unterstützung kommt mir nicht ins Haus. Ich habe bei einem apple-gebrainwashten Kollegen gesehen, wie er mir stolz seine handgeschriebenen Notizen auf dem iPad-Mini gezeigt hat – fabriziert mit einem Bamboo-Stylus. Das Ergebnis sah aus, als habe man einem Fünfjährigen Wachsmalstifte in die Hand gedrückt und zum Krakeln animiert. Daher hatte ich die Note-Serie von Samsung schon länger im Blick. Was mich damals vom Note 10.1 abgehalten hat, war schlichtweg der Preis und die Größe. 10 Zoll entsprechen mehr oder weniger einem Din/A4-Heft, und das hätte in der Schultasche wieder genau den Platz gefressen, den ich durch den Verzicht auf Papiermüll erst gewonnen hatte. Scheinbar haben das auch die Koreaner bemerkt und mit dem Samsung Galaxy Note 8.0 ein Gerät produziert, das in seinen Ausmaßen dem Flyer erstaunlich nahe kommt und mir die Umstellung buchstäblich sehr erleichtert. Denn mit gerade mal 338 Gramm Gewicht unterbietet das Tablet seinen Vorgänger um knapp 100 Gramm. Aber wer legt schon Wert auf das vergängliche Äußere? Die inneren Werte zählen. Und die können sich durchaus sehen lassen. Das Arbeiten mit dem Note ist superflüssig, die langen Wartezeiten, um eine Evernote-Notiz zu öffnen, gehören der Vergangenheit an. Also alles paletti? Fast. Denn ein bisschen was habe ich schon zu mäkeln. Interessanterweise sind es ausgerechnet die preisgekrönten Features der Note-Familie, die mir die Suppe ein bisschen versalzen.

    1. Der S-Pen. Ich geb’s ja zu: Das gute Ding reagiert schon jetzt bedeutend zuverlässiger als es beim HTC Scribe Pen jemals der Fall war. Liegt höchstwahrscheinlich an der anderen Technologie, die dem S-Pen innewohnt. Während das HTC-Pendant nämlich immer eine Batterie in sich tragen musste, funktioniert der Samsung-Schreiberling offensichtlich mit Induktion und braucht keine eigene Stromquelle. Das macht ihn bedeutend unanfälliger. Die Kehrseite: Das Ding ist so fitzlig-klein, dass man den Schreibkomfort eines echten Stiftes etwas vermisst. Fast fühlt es sich an, als hielte man ein verlängertes Kerzenstreichholz in der Hand.
    2. Das mitgelieferte S-Note ist ein Samsung-eigenes Notiztool, das schon von vielen Screenshots_2013-10-07-22-49-26Magazinen als Offenbarung gefeiert wurde. Ähnlich wie bei Lecture Notes kann man in der App mehrere Notizbücher anlegen, die man mit handgeschriebenen Notizen, importierten Bildern usw. füllen kann. Alles in allem ein ziemlich starkes Tool mit ein paar Gimmicks, die anderen Konkurrenten fehlen. Neben einer wirklich schicken Optik verfügt S-Note beispielsweise über eine beeindruckende Handschriftenerkennung, die selbst die hektischste Sauklaue in lesbaren Text verwandelt. Eigentlich alles tip top, es gibt nur eine Kleinigkeit, die es mir verleidet, mein geliebtes Lecture Notes aufzugeben. Nämlich die Exklusivität. S-Note ist ausschließlich auf Samsung-Geräten lauffähig und bindet den Benutzer auf kommende Samsung-Modelle. Sollte ich in ein paar Jahren aber auf einen anderen Hersteller umsteigen wollen, sind meine Notizen in der Rohform verloren. Natürlich lassen sie sich exportieren – sogar zu Evernote! – aber das ist alles doch mit einem gewissen Mehraufwand verbunden, den ich nicht bereit bin, für die paar Zusatzgimmicks aufzuwenden.
    3. Die Konnektivität ist und bleibt ein Graus. Naja, seien wir mal gerecht. Zumindest ist kabelsalates überhaupt möglich, das Samsung Galaxy Note 8.0 an ein externes Gerät wie einen Beamer oder einen Monitor anzuschließen. Dass dieses Feature immer noch so stiefmütterlich behandelt wird und kein Standard ist, ist mir absolut rätselhaft. Diese Geräte sind perfekt für Präsentationen und in Sachen Handling und Portabilität ein Traum. Warum das System also “zumachen” und kaum Verbindungsmöglichkeiten schaffen? Ich versteh’s nicht. War das beim HTC Flyer schon eine Fummelei, weil hier neben einem  HDMI-Kabel ein weiterer – und nicht gerade billiger – MHL-Adapter notwendig war, treibt Samsung das Kabelgewirr auf die Spitze. Hier brauche ich ein HDMI-Kabel, einen HDMI-Adapter und sogar das Samsung-Netzteil, um den Adapter mit Strom zu bepowern. Ansonsten adapter wird kein Bild übertragen! Das heißt, ich bin im Ernstfall dazu gezwungen, neben dem üblichen Kabelsalat auch einen Erweiterungsstecker mit mir rumzuschleppen. Damit sehe ich auch wie ein Kabelträger beim Fernsehen.  AHH!!

    Nicht dass jetzt hier ein falscher Eindruck entsteht. Ich bin mit meinem Neuzugang hochzufrieden, und die Kritikpunkte, die ich habe, sind ja bis auf Nummer 3 allein subjektive Aspekte, dir mir persönlich nicht so sonderlich schmecken. Sei’s drum: Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich für die nächste Zeit viel Spaß mit dem Ding im Unterricht haben werde. Zudem ist das Note 8.0 ein echter Hingucker. Ich bin schon von mehreren Kollegen angesprochen worden, die sich von dem Tablet und dessen Vorzügen im Unterricht überzeugen wollten. Mit Ausnahme unseres iPad-Fanboys. Der kritzelt immer noch mit seinem Bamboo-Stift Wachsmalbuchstaben in der anderen Ecke des Zimmers…

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    Sed audiatur et altera pars: Hier ein ausführlicher Vergleich zwischen Note 8.0 und iPad Mini
    Großer Dank gilt an dieser Stelle übrigens ixsi, lehrerperle und vor allem hokeys, die mir den Artikel vor dem vermeintlichen Datentod gerettet haben. Vielen Dank nochmal an Euch!

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  • Alltag,  Technik,  Unterricht

    Software für den Unterricht (Folge 2): Dropsync

    Da ich ja mit Lecture Notes schon seit geraumer Zeit sehr begeistert arbeite (Enkomion siehe hier), hat sich in der Zwischenzeit ganz schön was in meinen virutellen Heften angesammelt. Bilder, Notizen, Statistiken, mehrere Layer von Unterstreichungen, Pfeilen und Kritzeleien – da kommt ganz schön was zusammen. Da kommt zwangsläufig die Frage auf, wohin mit den Daten, wenn man irgendwann auf ein anderes Tablet umzieht. Oder das gute Ding das Zeitliche segnet (God forbid!). Die Jungs von Lecture Notes hatten wohl ähnliche apokalyptische Gedanken und haben ihre App deshalb mit einer Evernote-Export-Funktion gesegnet. Aber ich will meine oscarverdächtigen Unterrichtsnotizen nicht irgendwo als Fußnote an einer von Millionen Evernotes hängen haben. Echte Synchronisation – das wär’s.
    Und das gibt’s jetzt auch! Dank Dropsync. Ein kleiner Dienst, der immer dafür sorgt, dass meine weltbewegenden Gedanken sicher mit Dropbox synchronisiert werden. Die Installation ist denkbar einfach: Nach dem Download gibt man dem Programm einfach das Verzeichnis der App an, die man gesichert haben will (siehe unten: Local), erschafft auf seinem Dropbox-Konto über Dropsync ein Backup-Verzeichnis (Dropbox) und los geht’s.

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    Installation unter Dropsync

    Bei der Synchronisierungsmethode ist neben “upload only” auch “Two-way” möglich. Dann wird zwischen unterschiedlichen Geräten hoch- und runtergeladen. Da ich “Lecture Notes” aber ausschließlich auf meinem Tablet benutze, ist das im Moment noch nicht nötig. 

    In der Grundausstattung ist Dropsync komplett kostenlos und verrichtet prima seinen Dienst – solange man nur ein App-Verzeichnis synchronisiert. Wer sein gesamtes Tablet-Gedächtnis über die App nach Dropbox schaufeln möchte, zahlt 5€ und der Kas ist bissn, wie man hier so schön sagt. Dann darf man sogar Dateien hochladen, die größer als 8MB sind.

    Update 2015:Mit dem Update auf Android 4.4 zieht man sich nicht nur jede Menge nützlicher Zusatzfunktionen auf sein Gerät, sondern leider auch noch eine Systembeschränkung, die das Arbeiten mit Dropsync fast völlig zum Erliegen bringt. Wer – wie ich – seine Fotos und Videos gerne auf einer externen SD-Karte auslagert, um sein System frei von Ballast zu halten, erlebt seit 4.4 sein blaues Wunder. In einer mir nicht ganz nachvollziehbaren Erklärung hat Google den Zugriff auf Speicherkarten stark beschränkt. Das Speichern von Dateien durch Programme ist auf SD-Karten seit Neuestem nur in einem separaten, durch das System ausgewiesenen Unterordner möglich. Musik, Fotos, Videos und Backup-Dateien können damit nicht mehr einfach irgendwo auf der Karte synchronisiert werden. Man muss sich schlau machen, in welchem Verzeichnis das möglich ist. Ansonsten ist nur das Hochladen von Dateien in Dropbox möglich, nicht aber das Herunterladen. Der Hersteller MetaCtrl hat mittlerweile reagiert und bietet für Dropsync ein Workaround an – nur schlägt das bei Samsung-Smartphones nicht an. Sehr ärgerlich!

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  • Allgemeines,  Alltag

    Blame it on the weather man

    avat_traurigEs mag ja irgendwie ein Klischee sein, seinen ersten Blog-Eintrag über das hiesige Wetter zu verfassen. Aber immerhin kann ich’s fachlich begründen. In England legen es die Gepflogenheiten nahe, grundsätzlich vor JEDEM tiefschürfenden Gespräch einen kurzen Diskurs über das Wetter abzuhalten. So how’s the weather? One word: Furchtbar. Wenn das der Frühling ist, von dem Eduard Mörike immer schreibt, dann hat er dieses Jahr sein blaues Band in der Reinigung vergessen. Seit Wochen werden wir hier in Bayern von einer undurchdringlichen Suppe aus immer wiederkehrenden Regenschauern, Nebelfeldern und Schneeeinbrüchen heimgesucht, die weder Sonne noch  gute Laune zulässt. Alles ist grau. Häuser grau, Himmel grau, Stimmung grau. Selbst mein üblicher Eifer, meine Wohnung in einem Frühjahrsputz zu entrümpeln wich irgendwann einem “I couldn’t care less” und so sind meine Fensterscheiben immer noch ungeputzt, und die Staubmäuse unter meinem Schreibtisch sind mittlerweile zur Größe von Steppenläufern (thematisch passend natürlich in grau!) angewachsen und drohen, mich beim nächsten näheren Kontakt vollends zu verschlingen. Mir tun die Kinder, die über die Ferien hier geblieben sind, fast schon leid, weil sie bei diesen Aussichten wohl exakt 0,16 Tage an der frischen Luft verbracht haben. Mal schauen, ob das irgendein Schüler bemerkt, wenn ich am Montag  frage, wie die Winterferien denn so gewesen sind… Naja, ich mach mich dann mal ans Frühstück. Was es gibt? Grau-brot natürlich, was denn sonst bei dem Wetter?  😉

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