Antike wird wieder interessant. In der letzten Zeit fallen mir immer wieder Produkte in die Hände, die sich irgendwie mit der “guten” (?), alten Zeit auseinander setzen, aber jeweils einen interessanten Twist in sich tragen, der sich gut für den Unterricht nutzen lässt. Martina Hefters Titel Hey Guten Morgen, wie geht’s dir? ist einer davon.
Martina Hefter – Hey guten Morgen, wie geht‘s dir?

Netflix – Kaos
Noch komplexer wird es in der Netflix-Serie Kaos. Auch dort herrscht (interessanterweise) eine ähnliche, verkehrte Grundkonstellation: Zeus ist auch hier der Schwache: von Selbstzweifeln und diversen Lebenskrisen gebeutelt. Unsicher und labil stolpert er zu Beginn von einem Dilemma zum nächsten, schnappt regelmäßig in cholerischen Wutanfällen über und holt sich hilfesuchend regelmäßig Rat und Tat von Prometheus, den er im Kaukasus bekanntlich an einen Felsen gekettet hat. Hera hingegen genießt ihr Leben in vollen Zügen, während der Ehemann vorrangig mit sich selbst und seinen Neurosen beschäftigt ist. Auch ihr ist das Ehegelübde nicht so wichtig, vergnügt sich auch gerne mal mit dem Schwager Poseidon – auch wenn das so in den antiken Quellen nirgendwo so verbürgt ist.
Diese Diskrepanz zwischen dem, was man aus den antiken Geschichten kennt, und wie es neu interpretiert, verdreht oder streckenweise neu hinzugedichtet ist, ist spannend. Die Serie wiegt den kundigen Zuschauer vor allem in den ersten Folgen immer wieder in vermeintlicher Sicherheit, wenn moderne Versionen bekannter Figuren auftauchen. Dionysos als Gott der Ekstase, Orpheus als umschwärmter Superstar, Minos und sein Labyrinth auf Kreta. Der Tod von Eurydike. Cassandra und ihre tragische Rolle. Aber alles davon wird systematisch in Frage gestellt, zerschlagen, durcheinander gebracht. Eurydike will mit ihrem Orpheus Schluss machen, Minotaurus bekommt eine komplett neue Vita verpasst, die so verrückt ist, dass sie fast schon wieder echt antik sein könnte. Die Furien sind ein Trio aus abgebrühten Rockerbräuten, die Moiren ein woker Remix aus coolen Charakteren, und der Gang in die Unterwelt wird modern interpretiert und passt erschreckend gut: Die toten Seelen schippern mit Schwimmwesten, in Massen gedrängt wie auf einem Flüchtlingsschiff über den Styx. Die Menschen darauf schwanken beständig zwischen Angst und Hoffnung, werden in der Unterwelt gleichgültig aufgenommen und gleich weitergeschickt Richtung Portal, das ihnen Erfüllung und Erlösung verspricht… nur um bitter enttäuscht zu werden. Das klappt schon alles sehr gut.
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Hintergrund antiker Mythen und untersucht, inwiefern die alten Stoffe darin umgesetzt sind. Dafür nimmt sich Denizeau ausreichend Zeit: Jedes Gemälde ist auf vier bildfüllenden Seiten vorgestellt. Auf der ersten Doppelseite wird das Kunstwerk großformatig abgebildet, daneben erscheint eine kurze Zusammenfassung des dargestellten Mythos in den antiken Quellen, bevor auf der zweiten Doppelseite der Zauber beginnt: Wieder erscheint das Gemälde, dieses Mal aber hinter einer Maske, die im Bild offensichtliche und gerne auch einmal versteckte Details aufzeigt und dechiffriert: Was soll der tote Baumstumpf neben dem nemeischen Löwen, was die körperlosen Hände in der Höhle des Minotaurus, was das grinsende Hündchen zu Füßen von Tintorettos Danae? Aber auch Komposition, Figurenkonstellation, Kleidung, Haltung oder Mimik der Charaktere kommen nicht zu kurz und werden für den interessierten Leser nachvollziehbar interpretiert. Ganze 52 Gemälde werden so auf eindrucksvolle Weise Schritt für Schritt zugänglich gemacht. Insgesamt also eine tolle Entdeckungsreise für Kunstbegeisterte. Und für den Lateinlehrer ein prima Fundus für den Unterricht, der allerdings auch seinen Preis hat: Ganze 50 Euronen kostet das bildgewaltige Werk. Wer Mitglied bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft ist, bekommt es für
Die Etrusker fallen im Lateinunterricht bei Schülern wie auch Lehrern gerne in die Kategorie terra incognita. Dass es dieses mysteriöse Volk gegeben hat, lange bevor sich Rom zu einer Weltmacht aufschwang, und in vielerlei Hinsicht Vorbild für die römische Kultur und Zivilisation darstellte, wie wir sie kennen – das ist hinlänglich bekannt. Aber weder in Studium noch im Unterricht kommt man groß mit der Kultur dieser Völker in Berührung – und wenn, dann nur über griechische und vor allem römische Quellen, die eine recht subjektive Sicht auf die Etrusker, ihre unterlegenen Rivalen, bieten. Mit diesem Wust aus dürftigen Halbwahrheiten räumt genau dieser Titel auf.
Für die Altphilologen unter uns finden sich knapp 15 nette Anlässe, in denen die Schülerinnen und Schüler Sachwissen und Kreativität zusammenbringen können. Die sieben antiken Weltwunder sind hierbei ebenso Kritzelanlass wie der trojanische Krieg, antike Mythologie, Römerfeinde oder römisches Leben. Mal muss man das trojanische Pferd erschaffen, mal Soldaten einkleiden, dann römische Wandmalereien weiterführen, Hannibals Elefanterie (pun intended) auffüllen, Kerberus furchteinflößender machen oder ein Gladiatorenszenario vervollständigen. Ein sehr putzige Abwechslung, mit der man die berüchtigten Unterrichtsstunden nach Schulaufgaben oder vor Ferien nutzen kann.

“Die Kinder von heute haben eine kaum vorhandene Aufmerksamkeitsspanne!”, lese ich in einem Online-Pamphlet, wie es wöchentlich durch das Netz geistert. Eigentlich nichts Weltbewegendes. Man kennt die Masche: Beim Thema ¨Bildung¨ und ¨Lernen¨ werden die einzelnen Parteien in regelmäßigem Turnus abgewatscht. Mal sind’s die Lehrer, mal die Eltern, mal die Schulen, mal die Methoden. Und dieses Mal der Nachwuchs selbst. ¨Bildung¨ ist bei uns mittlerweile ein Stammtisch-Thema geworden, zu dem jeder eine Meinung hat bzw. zu haben glaubt. Immerhin saß jeder Mal in einem Klassenzimmer, was ihn ja zu einem Experten schlechthin macht. Deswegen sehe ich mich auch in der Position, den Ärzten in ihren Beruf reinzureden, immerhin lasse ich einmal im Jahr vor dem meinigen die Hüllen fallen und weiß daher ganz genau, wie der Beruf so funktioniert (irony intended).
