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    Ausbildungsgeräte II: Es geht los… oder?

    Es wird Februar. Noch ein halber Monat, und unser neues Seminar tritt an. Und nicht nur das. Auch die Ausbildungsgeräte, die uns der Freistaat Bayern Anfang Januar zukommen ließ, sollen bis dahin im Einsatz sein. Wenn man denn eines will. Denn großer Beliebtheit erfreuen sich die Dinger nicht wirklich.

    Kaum Interesse

    Von unseren Seminarlehrkräften haben gerade mal zwei Interesse angemeldet. Kein Mensch braucht die Dinger, weil wir alle Lehrerdienstgeräte haben, mit denen wir den Alltag bestreiten. Dem Ministerium ist das auch bekannt… Und egal. Und so verstauben die ersten Exemplare schon jetzt in den Kartons, in denen sie angeliefert wurden. Dass das Interesse bei den Seminaristen großartig höher sein wird, wage ich zu bezweifeln, da auch diese alle ein Lehrerdienstgerät erhalten werden… und natürlich ihre eigenen Geräte mit ins Referendariat bringen, mit denen sie ihr ganzes Studium bestritten haben.

    Teurer Spaß

    Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Thema Ausbildungsgerät ist nett gemeint. Aber es kommt viel zu spät. Wir alle haben uns schon längst auf alternative Lösungen eingelassen, sodass zusätzliche Geräte wie diese unnötig geworden sind. Und teuer. Pro Seminarist liegen hier ein Surface Go 3 (569 €) mit Classroom Pen 2 (94,99 €), eine Schutzhülle (67,99 €), eine Microsoft-Tastatur (77,99 €), ein USB-Hub (56,99 €) und ein Wireless Display Adapter (39 €). Insgesamt also ein bisschen über 900 €, die der Freistaat da pro Seminarist ausgibt. Viel Geld, das in dieses Projekt hineingepumpt wird. Nur fühlen sich die Dinger ein bisschen an wie der bekannte Klotz am Bein. Die Systembetreuer der Schule können ein Lied davon singen, da ihnen die Verwaltung dieser neuen Geräte seit Juli 2022 obliegt – ob sie wollen oder nicht. Per se könnte sich zwar eine andere Person darum kümmern und sich dann pädagogischer Systembetreuer nennen. Aber den Job will sich freiwillig keiner antun. Nicht für die eine Anrechnungsstunde, die es dafür gibt. Und so landet die Arbeit wieder bei der Person, die qua Amt etwas mit Technik zu tun hat. Daher sind die meisten Systembetreuenden nun auch pädagogische Systembetreuende. Das bedeutet, dass wir neben der Einrichtung und Wartung der Geräte dem Seminar zahlreiche Fortbildungen zur Nutzung, dem digitalen Arbeiten, Lernplattformen etc. anbieten sollen. Einfach mal oben drauf zu den Fortbildungen, die man schon im Zuge des Medienkonzeptes regelmäßig an das restliche Kollegen weitergibt. Wie das zeitlich alles unter einen Hut zu bringen ist (wir sind nach wie vor vorrangig Lehrkräfte mit zwei regulären Unterrichtsfächern), kann im Moment noch niemand abschätzen. Aber man kann es erahnen. Zum Beispiel im Austauchforum, das extra für die pädagogischen Systemadministrierenden vom Ministerium bei mebis angelegt wurde.
    Darf’s a bisserl mehr sein? Zum Beispiel ein paar zusätzliche Fortbildungen?

    Hilfe (!)

    Die Threads sind voll von haarsträubenden Problemschilderungen der Admins bei der Ersteinrichtung der Geräte. Denn die ist alles andere als intuitiv: Die User werden zunächst über csv-Datei inklusive Passwort, Schulnummer etc. in der Datenbank angelegt. Dann legt sich der Systembetreuer an JEDEM der Geräte persönlich einen Adminaccount an, über den man für jeden Teilnehmenden im Seminar separat ein Nutzerkonto mit Passwort und Sicherheitsfragen anlegt. Danach wird jedes Gerät neu gestartet und der neue Nutzer mit Passwort in Windows angemeldet. Hier wird nun der Workspace Hub geöffnet und die User-Daten unserer Rookie-Lehrkraft eingegeben, damit der Account mit Gerät und Nutzer endgültig verbunden ist. All das muss im Beisein eines jeden einzelnen Seminaristen pro Gerät passieren, da ich natürlich nicht einfach Sicherheitsfragen und Passwörter für fremde Personen vergeben kann. Und das dauert.
    Laut Erfahrungsbericht der Admins im Forum bis zu einer Stunde pro Seminarist. Die Begeisterung kann man sich vorstellen bei Admins an Grundschulen, die teilweise mehrere Seminare betreuen sollen und auf einmal 90 dieser Geräte verwalten müssen. Wenn unter den Geräten dann auch noch vereinzelt iPads sind – denn auch ein Mischangebot ist seit Neuestem möglich – ist die Verwirrung komplett. Denn das bedeutet nicht nur doppelten Wartungsaufwand in zwei Betriebssystemen. Auch die Verwaltung der Programme und deren Anzahl auf beiden Plattformen ist grundverschieden. Während die iPad-Nutzer aus dem Katalog eine von knapp 120 Apps auswählen können, stehen auf den Surfaces laut aktuellem Stand gerade mal 12 zur Verfügung. Neue Programme werden im Laufe des Jahres hinzugefügt – entweder vom Ministerium selbst oder von den Admins. Dafür müssen die Seminaristen allerdings erstmal den Bedarf anmelden, der dann von Admin und Datenschutzbeauftragten geprüft werden soll. Noch bizarrer wird es, wenn die App auf der einen Plattform vorhanden ist und auf der anderen nicht. Dann sind die Seminarlehrkräfte gefragt, Chancengleichheit in Prüfungssituationen herzustellen. Was das genau bedeutet, können wir aktuell nur erahnen. Bedeutet das, iPad-Usern eine Lehrprobe mit Goodnotes zu verbieten, weil es das entsprechende Programm nicht auf Surfaces gibt (Stand Februar 2023)? Das kann doch nicht sein… Oder doch?
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  • Alltag,  Technik,  Unterricht

    Ausbildungsgeräte

    Let’s talk Ausbildungsgeräte, meine Damen und Herren. Keine Lehrerdienstgeräte. Sie haben richtig gelesen. Wir reden von Ausbildungsgeräten. Dabei handelt es sich um eine Neuerung, die auf einer Änderung des Ausbildungsgesetzes in Bayern beruht. Nach diesem hat jede Person, die in Bayern in das Referendariat eintritt, ein Anrecht auf ein solches. Wahlweise ein Microsoft Surface oder ein Apple iPad mit allem drum und dran wird für das Seminar bestellt. So ist es in einem offiziellen KMS vorgestellt, nebst den nächsten Schritten, welche in naher Zukunft folgen sollen.

    Viel Licht…

    Das passiert in Form von diversen eMails, die über die Tage bei mir eintrudeln. Jede davon enthält Zugangscodes für verschiedene Portale, für die man sich als Systembetreuer registrieren muss, denn die ehrenvolle Aufgabe der Gerätewartung, die zusätzlich anfällt, ist auf uns übertragen (wir sind ja chronisch unterfordert, wie jedermann weiß). Und so erhält man eine Kennung für eine Schulungsplattform, wo man eine 40-seitige Anleitung findet, eine weitere für das sog. MDM, über das die Geräte mit Software bespielt werden, und eine Einladung zu einer vierteiligen insgesamt vierstündigen Fortbildungsreihe, in der man in das Thema eingeführt werden soll. Ebenso folgt die Ankündigung von zusätzlichen Mails, die im November auf uns hernieder prasseln, wenn es um die Bestellung der Geräte geht, denn auch das funktioniert ausschließlich online und mit Hilfe von digitalen Unterschriften durch die Schulleitung. Natürlich gibt es dafür auch wieder eine Kennung und ein Portal – ebenso wie für eine weitere, wenn es um das Melden von Fehlern geht. Die Codes hierfür folgen im November.

    Viel Schatten…

    Ganz schön viel Tamtam. Noch dazu, wo wir diese Ausbildungsgeräte per se nicht benötigen. Denn seit diesem Jahr hat jeder im Kollegium ein Lehrerdienstgerät. Das bekommen ausnahmslos alle bei uns in der Schulfamilie an die Hand: Aushilfslehrkräfte, die Leute im Zweigschuleinsatz, im Seminar, Lehrende in Teil- wie auch Vollzeit. Absolut jeder. Die Gründe hierzu gibt’s hier zu lesen. Und daher ist ein Ausbildungsgerät nicht von Nöten. Ebenso wenig wie eine vierstündige Fortbildungsreihe und ein Zugang zu vier Portalen für Registrierung, Schulung und Einrichtung der Dinger. Genau das schreibe ich dem Kontakt aus dem Kultusministerium; in den besten Absichten, dem bayerischen Staat ein paar Tausend Euro sparen zu wollen. Die Antwort folgt prompt, knapp und präzise:

    Lehrerdienstgeräte seien bezahlt aus dem Topf des Sachaufwandsträgers (in unserem Fall die Stadt München), Ausbildungsgeräte seien vom Freistaat Bayern bezahlt, und die Seminarlehrkräfte hätten laut Ausbildungsgesetz Anspruch darauf. Das ist mir alles klar, schreibe ich zurück, aber die Ausbildungsgeräte sind für den Unterricht nur bedingt einsetzbar, da das pädagogische Netz der Stadt München externen Geräten gegenüber extrem skeptisch ist: Fremd-PCs kommen ohne größeres Gefrickel durch den Systembetreuer weder ins Internet noch an die pädagogischen Drucker. Und sofern die neuen Geräte nicht über USB-C verfügen, können die Refis ihre schicken Ausbildungsgeräte nicht einmal an das Whiteboard hängen, da wir in den Klassenzimmern den Unterricht ausschließlich mit Docking Stations bestreiten (an die jeder sein Lehrerdienstgerät hängen kann). Meine wie ich finde doch recht plausiblen Einwände werden mit einem Einzeiler weggewischt: “Es tut mir leid, dass ich Ihnen in dieser Angelegenheit keine positiven Antworten vermelden kann.” Die Refis könnten die Ausbildungsgeräte ja dann zumindest zuhause zur häuslichen Vorbereitung nutzen.

    Was für ein Szenario soll das bitte sein? Da sitzen Berufsanfänger mit Laptop 1 zuhause und bereiten vor – nur um die Stunden in der Schule mit Laptop 2 zu bestreiten? Dass ein Großteil der Seminarlehrkräfte ohnehin ein Arbeitsgerät aus dem Studium besitzen, lassen wir jetzt mal einfach beiseite…

    Das Ende vom Lied

    Und so sitze ich in den Ferien in Teil 4 der insgesamt vierstündigen Online-Fortbildung zu Ausbildungsgeräten, die bei uns faktisch nutzlos sind (die Frage im Chat, ob es für diese zusätzliche Aufgabe irgendeine Art von Vergütung oder Anrechnungsstunden gibt, wird in der Veranstaltung geflissentlich ignoriert). Ich lerne etwas über die Registrierung und Einrichtung, über das MDM und den Bestellprozess zu Hardware, die bei uns keine Verwendung finden wird… und bekomme dazu am Ende sogar noch ein zusätzliches Gerät geschickt, über das all diese Prozesse stattfinden sollen. Warum ich dazu mein Lehrerdienstgerät nicht benutzen kann? Ich weiß es nicht. Oder meinen Privat-PC, wie bei allen anderen Schulbelangen auch? Ich weiß es nicht.

    Was ich aber weiß, ist das: Ich habe nun ein Lehrerdienstgerät für die Arbeit im Unterricht, einen Verwaltungsrechner für die Arbeit als Systemadministrator, ein Surface für die Verwaltung der Ausbildungsgeräte – und aus eigenen Mitteln ein Tablet sowie einen Desktop-PC zuhause. Fünf Geräte für meine Arbeit. Fünf! Dazu noch die Menge an den Ausbildungsgeräten, die hier praktisch verstauben werden, weil kein Mensch mit zwei Rechnern unter dem Arm durch den Schulalltag gehen wird. Mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken, wie viel Geld da verheizt wird, einfach weil es in irgendwelchen Töpfen vorhanden ist. Die Hardware wird einfach über uns ausgeschüttet, ohne dass man tatsächlich den Bedarf der Schulen abfragt.

    Das geht auch anders.

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    4.8
  • Technik,  Unterricht

    Schul-iQuatsch

    Als Systembetreuer ist man ja immer mal wieder mit Prozessen konfrontiert, deren Sinnhaftigkeit man besser nicht hinterfragt. Das können ganz einfache Handgriffe sein. Zum Beispiel das Bestellen von neuen Lampen für den Beamer. Wer glaubt, einfach mal bei den Händler seines Vertrauens vorbeischauen zu können, irrt leider. Anfragen, Abwicklung und Versand muss über den jeweiligen Sachaufwandsträger abgewickelt werden. Und das ist dank Papierkram, Formularen und eMail-Adressen gerne mal eine wochenfüllende Aufgabe. Wie jüngst passiert. Stichwort: iPads.

    Am Anfang ward es gut

    Unser altehrwürdiges Gymnasium erhielt mitten in der Corona-Zeit seine ersten iPad-Koffer. Da wir die nicht für den Unterricht nutzen konnten – denn den gab es vor Ort ja nicht – haben wir die Geräte, nachdem wir sie erst ins System eingepflegt hatten, wieder alle plattgemacht und an das Kollegium ausgegeben, um auf diese Weise zusätzliche Geräte für den Online-Unterricht bieten zu können. Jetzt ist ja bekanntlich (Achtung, Ironie!) alles gut, die Inzidenzzahlen total moderat, die Pandemie gänzlich vorbei, sodass wir endlich die Geräte wieder im Unterricht einsetzen können. Also ging es von vorne los: Die liebgewonnen iPads von den Kollegen wieder einsammeln, wieder platt machen, wieder neu installieren, wieder ins System einpflegen. Händisch. Und das ganze vierzig mal. Aber dann läuft es gänzlich automatisch. So sagt man uns.
    Jetzt müssen da nur noch die nötigen Apps für den Unterricht drauf. Aber das ist leichter gesagt als getan: Denn einfach in den App-Store stürmen und alles leer räumen, ist nicht. Die Bestellung muss über den Sachaufwandsträger geschehen. Und der meldet sich auch sofort über meine eMail-Adresse der Schule. Es kann losgehen…

    Erste Hürden

    Wir erstellen gemeinsam in einer Videokonferenz ein Schulkonto bei Apple inklusive Apple ID, mit der künftig geshoppt werden kann. Das geht erstaunlich fix und ist schnell von Erfolg gekrönt. Die größte Jubelfreude kommt zum Schluss in Form einer Ankündigung, dass man uns probeweise 700€ Guthaben freischaltet. “Wir schicken Ihnen dann einfach eine Mail von Apple, in der sie mit Hilfe eines Links dieses Guthaben aktivieren können. Das geht ganz einfach.” Heißt es von der Stadt. Prima! Also warte ich. Auf eine Mail, die nicht kommt. Auch nicht nach zwei Tagen. Nach drei. Am vierten Tag rufe ich an um nachzufragen. Der Herr am Telefon schaut nach. Doch doch, die ist raus. Vor fünf Tagen. Aber ich finde nichts. Man schickt sie mir wieder. Aber es kommt wieder nichts an. Wir probieren herum und herum. Bis wir den Lapsus entdecken. Die Mail ist an meine Verwaltungsadresse rausgegangen, die ich als Systembetreuer zusätzlich zu meiner eigentlichen SchuleMail habe. Wäre ganz geschmeidig gewesen, das zu wissen.
    Also ran an unseren Verwaltungsrechner. Eingeloggt eMail auf und tatsächlich, da ist sie. Eine Mail von Apple mit einem Link, um das Guthaben zu aktivieren. Link geklickt, Browser geht auf. Nichts passiert. Ich versuche es noch einmal. Zweimal. Dreimal. Nichts passiert. Ich versuche den Link mit einem anderen Browser zu öffnen. Wieder passiert nicht. Erneut rufe ich bei der Stadt an und schildere das Problem. Mann möchte mit mir in der Leitung noch einmal auf den Link klicken. Selbstverständlich passiert immer noch nichts. Die Leute sind ratlos und bitten mich am nächsten Tag wieder anzurufen. Mittlerweile ist eine Woche ins Land gezogen. Am nächsten Tag erhalte ich die Nachricht, ich solle auf dem Verwaltungsrechner einfach Safari installieren. Apple links gingen bekanntlich mit Apple Browser an am besten.  Diese Nonchalance, mit der mir dieser Inkompatibilität als fashionable gadget unterbreitet wird, ärgert mich maßlos. Außerdem handelt es sich um einen Windows-Rechner. Safari gibt es dafür schlicht und ergreifend nicht. Dass das den Mitarbeitern nicht bekannt ist, finde ich ziemlich verstörend. Alternativ gehe auch Chrome, heißt es. Soll ich halt das herunterladen. Und das mache ich auch. Jedenfalls versuche ich es. Denn bei der Installation erscheint eine Fehlermeldung. Da wir es hier mit einem Verwaltungsrechner zu tun haben, sind nämlich jegliche Installationen von Fremdsoftware, die von der Stadt nicht autorisiert sind, verboten. Also komme ich immer noch nicht auf den Link. Entnervt greife ich zum Äußersten: ich schicke mir die eMail mit dem Link an meine Schuladresse und öffne diese mit meinem pädagogischen Rechner, der nicht Teil des Verwaltungsnetzes ist. Auf dem Schulrechner lade ich Chrome herunter versuche mich an dem Link. Tatsächlich. Endlich funktioniert es. Erleichtert gebe ich im Apple School Manager die Adresse meines Accounts ein. Und werde just gesperrt. Wieder passiert nichts.

    Oh Apple what doest thou?

    Dieses Mal eine halbe Woche.  Die Leute von der Stadt sind wieder ratlos. Sie bieten mir an, mein Passwort zurückzusetzen. Und das mache ich auch. Beim Eingeben von eMail-Adresse und Initialpasswort bekomme ich zu hören, dass mein Account so nicht existiert. Wir reden hier von dem Account, den wir damals in einer Videokonferenz erstellt hatten. Aber das ist offensichtlich der falsche. Denn auf einmal muss ich die eMail Adresse meines Verwaltungskontos angeben, nicht den meines pädagogischen Kontos. Nun klappt es. Ich bekomme eine CSV Datei als Download, in der unter verschiedenen Datensätzen auch ein Code zum Einlösen vorhanden ist. Diesen soll ich, wie es in der eMail heißt, in einer Maske eingeben, zu der ein Link führt. Ein Link. Ich ahne Böses. Und so ist es auch. Wieder ist der Link mit keinem einzigen Browser zu öffnen. Dieses Mal weder im Verwaltungsnetz, noch im pädagogischen Netz. Ich kann jeden Browser ausprobieren. Es klappt nicht. Kein Firefox. Kein Edge. Kein Chrome. Ich leihe mir sogar ein iMac von einem unserer Kollegen aus, um den Link auszuprobieren. Aber es kommt nur eine Fehlermeldung. Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen. Ich melde mich wieder bei der Stadt. Mittlerweile zum gefühlt Dutzend Mal. Wieder ist man etwas überfragt und will sich mit mir noch einmal in Kontakt setzen. Vorsichtshalber soll auch noch eine Frau vom städtischen Apple-Support dazukommen. Ich komme mir vor wie ein absoluter Anfänger.
    Eine Woche später folgt ein video call. Der kürzeste, den ich jemals erlebt habe. Denn ich bekomme nach einer Woche Warten gesagt, dass ich diesen Code auch alternativ ganz einfach im Apple School Manager eingeben kann. Gut zu wissen, aber das hätte man uns auch einfach vorher sagen können. Also wieder in den School Manager eingeloggt, dieses Mal mit meiner Verwaltungsadresse, ich bin ja lernfähig, Code eingegeben und oh Wunder das Geld ist da. Wir können einkaufen. Zumindest theoretisch.

    Also kaufen wir einen Schwung Apps für den Kunstunterricht. Apps für 40 iPads in den Warenkorb. Bestellung abschließen, Geld abbuchen. Dann ein Warnbildschirm vom Apple School Manager.

    Meldung des Grauens!

    Ich soll in den Einstellungen meine Rechnungsdaten aktualisieren. Allerdings wird mir nicht gesagt, was genau. Ein Button mit dem verheißungsvollen Namen “Gehe zu Einstellungen” leitet mich zu meinem Profil. Aber da sind sämtliche Daten vorhanden. Ein weiterer Link in diesem Menü führt mich zu apple.com, wo ich mein Profil in erweiterter Ansicht sehe. Alles da, mit Ausnahme der Zahlungsinformationen. Die kann ich optional eingeben. Aber wozu? Immerhin habe ich ja gerade ein Guthaben freigeschaltet. Und welche Kontonummer soll da hin? Etwa meine? Ich gebe vorsichtig mal mein Paypal Konto ein. An sich ja ein Irrsinn, sein privates Konto für den Kauf von Apps für den dienstlichen Gebrauch rauszurücken. Aber What the heck – ich will einfach, dass es klappt. Also alles eingeben. Wieder dieselben Apps kaufen. Ach, Moment geht nicht. Der Apple School Manager hat sich automatisch geschlossen, als er mich zu apple.com weiter geleitet hat. Also wieder einloggen, wieder auf eine Doppelauthentifizierung gewartet, Code eingegeben, Apps gesucht, in Warenkorb gelegt, Kauf abgeschlossen… Wieder dieselbe Meldung. Ich soll unter den Einstellungen meine Informationen komplettieren. AAAAHHHH!!!

    Wieder bei der Stadt angerufen, dieses Mal direkt beim Apple Support. Ich bekomme mit einer Zen-artigen Stimme geantwortet, dass ich einfach eine Telefonnummer eingeben soll, um den Kauf abzuschließen. “ABER ICH HABE UNTER EINSTELLUNGEN EINE TELEFONNUMMER ANGEGEBEN” brülle ich ins Telefon. “Aber wieso geben Sie denn die unter Einstellungen ein?”, will Frau Zen wissen. “WEIL MICH DER SCHOOL MANAGER DA AUTOMATISCH HINVERWEIST!!” “Ach, das ist ja lustig”, wird am anderen Ende geschmunzelt. “Dann haben Sie wohl gerade einen Bug gefunden. Sie müssen eine Telefonnummer im Bereich Apps und Programme eingeben, nicht unter Einstellungen.” Ich bin kurz davor alles Equipment vor mir kurz und klein zu schlagen. Was für ein umständliches System! Was für eine schreckliche Kaufabwicklung! Was für eine sinnlose Verschwendung an Lebenszeit!
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    4.3
  • Allgemeines,  Unterricht

    Sketchnotes: Herr Mess Pinxit I

    Das Arbeiten mit dem iPad geht mittlerweile echt flott von der Hand. Vor allem das Schreiben und Malen macht richtig Spaß. So Spaß, dass aus meinen ersten Kritzeleien tatsächlich mal etwas Sinnvolles geworden ist. Zumindest in Ansätzen. Herr Mess proudly presents seine ersten selbst gemalten Sticker, die man problemlos in das Schreibprogramm seiner Wahl importieren kann. Den Anfang macht eine Zusammenstellung von römischen Emojis. Eine Fortsetzung ist definitiv geplant. Die Sticker gibt es sowohl als Sticker Sheet hier auf der Seite als auch als ZIP-Datei, in der sich die Files im PNG-Format ohne Hintergrund befinden. Nicht erschrecken, sie sind entsprechend groß exportiert, damit man sie nach Belieben skalieren kann. Viel Spaß damit!

    In diesem Zusammenhang sei auch nochmal an die tolle Sticker-Sammlung auf Taskcards verwiesen, die Der_Steh dort ins Leben gerufen hat!

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    5
  • Allgemeines,  Technik,  Unterricht

    Der Apfel der Versuchung

    Ich will nicht von mir behaupten, dass ich ein Fanboy bin, wenn es um Technik geht. Auch wenn es ab und an tatsächlich so aussieht. Fakt ist: in den zehn Jahren an meiner Schule habe ich IT-technisch einiges an Fabrikaten ausprobiert: HTC, Lenovo, LG, HP und immer wieder Geräte von Samsung. Mit letzteren bin ich eigentlich immer ganz zufrieden gewesen. Bislang. Denn die Halbwertszeit der aktuelleren Geräte überrascht mich schon ein wenig. Eben wie Jan-Martin Klinge vor geraumer Zeit bemerkt hat, ist die Performance des Samsung Tab S3 nach etwas mehr als drei Jahren Dienstzeit gut nach unten gegangen. Und auch mein aktuelles Samsung Smartphone ist gerne etwas behäbiger und funktioniert mit ein paar essentiellen Apps wie Evernote im Moment etwas… nun ja… gechillt. Ob das an der von Grund auf überholten Evernote-App liegt oder am Smartphone selbst, bleibt abzuwarten. Aber vielleicht ist es tatsächlich an der Zeit einem neuen Hersteller eine Chance zu geben.

    Obstphobie

    Um eine Firma habe ich in all diesen Jahren immer einen Bogen gemacht: Um Apple. Das iPhone 4 hätte vor knapp 10 Jahren meine Einstiegsdroge als erstes Smartphone werden können, aber das Galaxy S1 hatte mich damals mehr überzeugt, und so war es nie zu einer Liaison gekommen.
    Über all die Jahre hat mich der Nimbus dieser Firma immer etwas abgeschreckt: Die götzenartige Verehrung, mit der die neuen Modelle abgefeiert wurden, die Art, mit der längst etablierte Features der Konkurrenz als Apple-Erfindungen in das iOS-Universum integriert und als bahnbrechend angepriesen werden, dieser Hang zum Elitären, mit dem die early adopters ihr neuestes Modell nonchalant auf den Tisch legen, um ein bisschen anzugeben – not my cup of tea. Da waren mir Samsung oder LG als beständige Underdogs irgendwie sympathischer. Daher sah ich als Systembetreuer unserer Schule der Ankunft unseres ersten iPad-Koffers mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. Klar, das System ist etabliert. Klar, es ist stabil. Aber als Neuling im Apple-Administrationsuniversum bedeutete der Koffer vorrangig erst einmal (Ein-)Arbeit. Die Welt in einem iOS ist nun mal eine andere. Grundlegende Handgriffe müssen erstmal erlernt werden. Das merkte ich besonders im Umgang mit dem Apple Pencil.

    Odi et Amo: Der Apple Pencil

    Unruhestift(er)

    Als langjähriger Nutzer eines Samsung sPen ist man zunächst etwas irritiert. Einen Stift vor dem Erstgebrauch aufladen? Das gibt es bei der koreanischen Konkurrenz einfach nicht. Kein Aufladen, kein Koppeln per Bluetooth. Nichts. Das Ding geht einfach. Der Apple Pencil hingegen muss erstmal an den Strom. Und da geht das Umstandskramen los. Will man das Laden über das Stromnetz erledigen, muss zwischen Lightning Stecker und Stift erstmal ein knapp 2 cm großer Adapter, der in Windeseile in einem Klassenzimmer verschwinden wird. Zum Koppeln wird der Stift mit entblößtem Lightning-Hinterteil einfach in die entsprechende Buchse am Tablet gesteckt, wo er dann ungeschickt als Wurmfortsatz hervorragt – wenn so ein Konstrukt im Eifer des Unterrichtsgefechtes zu Boden fällt und schlimmstenfalls abbricht – ich will gar nicht wissen, was das kostet, den abgebrochenen Stecker aus der Buchse fischen zu lassen.
    Ich will jetzt nicht wie der ultimative Apple-Grinch klingen, aber wer mir erklären will, dass diese Art des Handlings mit Peripheriegeräten der geile, hippe Scheiß sind, beißt da bei mir auf Granit. Das ist einfach nicht gut gelöst. Dasselbe Gefühl habe ich auch beim Handling des Stiftes selbst. Die Haptik an sich ist ja eigentlich ganz schön. Das Ding liegt wertig in der Hand und fühlt sich so ein bisschen an wie die dicken Filzstifte in der Grundschule, mit denen man seine ersten Schwingbögen fabriziert hat. Was mich aber von Beginn an etwas irritiert hat, ist die Akustik. Mit dieser Hartplastikspitze des Apple Pencil klinge ich beim Schreiben wie ein Specht, der an einem Astloch herumpickt. Ich gehe davon aus, dass man sich an dieses Geräusch gewöhnt. Aber in den ersten Minuten hat es mich wahnsinnig gemacht.

    Friedensstift(er)

    Goodnotes 5 hat es echt drauf…

    Letztlich ist Hardware aber nur so gut wie die dafür zur Verfügung gestellte Software. Und hier spielt die Apple-Welt voll ihre Stärken aus. Anders als bei Android, wo sich aufgrund von Softwarepiraterie kaum Geld machen lässt, können Hersteller dank des geschlossenen iOS-Systems an ihren Apps gut Geld verdienen und wieder in ihre Programme investieren. Das fiel mir erst vor ein paar Wochen wie Schuppen von den Augen, als ich im Zusammenhang mit der Mololdigital einen Workshop von Johanna Uhl-Martin besucht habe, die bekennender Apple-Fan ist, aber immer brab darauf achtet, dass auch Abtrünnige mit alternativen Betriebssystemen in ihren Workshops eine Möglichkeit zum Mitspielen haben. Für Notizen während der Veranstaltung verzichtete ich zum ersten Mal willentlich auf mein Samsung Tablet und die bekannten Notiz-Apps. Stattdessen durfte das iPad mit Pencil Premiere feiern. Und mit ihm das hoch gelobte Goodnotes, von dem ich schon seit Jahren nur Positives höre. Zu Recht. Ich weiß nicht, was da im Hintergrund für eine Technologie arbeitet. Aber im Verbund mit dem Apple Pencil macht Notizen schreiben mit Goodnotes etwas anders. Nämlich Spaß. Das Schreibgefühl in der App ist der Wahnsinn, die Handschrift wirkt deutlich ruhiger und geradliniger als es je bei Lecture Notes, Squid, oder Nebo jemals der Fall war. Dazu noch ein aufgeräumtes Layout, das genau die richtige Mischung an Möglichkeiten bietet: Nicht zu spartanisch, nicht zu überbordend. Man vermisst überhaupt nichts. Selbst das Sketching in Goodnotes funktionierte richtig gut. Auf Android hätte ich dazu sofort wieder zu einem anderen Programm gegriffen. Und so hat mir Goodnotes und der Apple Pencil wieder den Spaß am Sketchnoting zurückgebracht, mit dem ich schon vor ein paar Jahren begonnen hatte. Allein die Möglichkeit, eigene Stempel und Sticker zu erstellen und unbegrenzt auszutauschen und zu nutzen, ist eine dieser Funktionen, die ich nie vermisst habe, aber jetzt nie wieder missen will. Daniel Steh hat zu diesem Zweck sogar schon ein Board bei Taskcards eröffnet, auf dem man seine künstlerischen Erzeugnisse zur Verfügung stellen kann. Vielleicht sieht man sich ja dort!

    Es geht wieder los… Sketchnotes 🙂
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