
Lehrwerk im Selbstversuch

Neuer Versuch


Oops, I did it again. Zum vierten Mal Korfu in vier Jahren. Tja, wenn Beamte reisen…
Die Insel und die Leute haben es mir offensichtlich angetan, wie man vielleicht schon letzten Sommer lesen konnte. Und auch dieses Mal war es nichts anderes außer fantastisch. Toll auch mal die Insel nicht erst im August zu erleben, wenn die Temperaturen im Schnitt bei 33 Grad liegen, und Vegetation und Bevölkerung schon ganz ausgelaugt vom Sommer sind. Anfang Juni ist Korfu wunderbar grün, die Buogainvillien explodieren in allen möglichen Farben. Städte und Strände sind angenehm bevölkert, es gibt genug Platz für jedermann – und auf allen Beteiligten liegt noch eine gewisse Gelassenheit und Coolness – letzteres wortwörtlich, weil das Wetter selten über 30 Grad hinausschießt. Es herrscht immer eine gewisse Brise, die – schon wieder Wortspiel – frischen Wind reinbringt (haha). Ich sollte lieber schweigen und ein paar Bilder sprechen lassen. Was ich hiermit auch tue:
Auf dem Weg nach Dillingen war noch alles wie immer. Für drei Tage war ich dorthin geladen, um an einer schnuckligen Redaktion teilzunehmen. Die Fahrt von München dorthin dauert knapp 90 Minuten, die ich mir immer hauptsächlich mit Podcasts und Playlists vertreibe. Nur zur vollen Stunde schalte ich ins Radio, wegen der Nachrichten.
Die Welt ist gerade sehr aus den Fugen. Und man ist leider mittlerweile daran gewöhnt. Was aber dieses Mal unter den Berichten von Kriegen, Trump-Beleidigungen und erratischen Zollforderungen etwas heraussticht, ist eine Ankündigung unseres Ministerpräsidenten, der sonst nicht so… öhm… enthusiastisch wie immer klingt. Bayern müsse zukunfts- und konkurrenzfähiger werden, heißt es. Deswegen müsse man investieren. Und sparen. Was das für uns im Detail bedeutet, erfahren wir im Dillingen beim Abendessen.
Die Causa “Digitale Schule der Zukunft”, die wir alle an weiterführenden Schulen seit Monaten bayernweit vorbereiten, wird durch eine kleine, aber fatale Nachricht unvermittelt umgekrempelt. Das Projekt ist eine Riesensache in Bayern, die seit über einem Jahr in Planung ist. Worum geht’s?
Jede weiterführende Schule soll flächendeckend mit Tablets für die Klassen ausgestattet und gefördert werden. In welchen Klassen man beginnt, kann jede Schule für sich selbst entscheiden. Manche starten in Klasse 8, andere in Klasse 7, wieder andere beginnen gleich in Klasse 5. So ist es seit vielen Monaten beschlossen. Und mit diesem Status arbeiten die Schulen in 1:1-Arbeitskreisen in ganz Bayern auf den Start des Projektes seit Monaten hin. Es geht um Infoschreiben an Eltern, an Klassen, ans Kollegium, um Konzeption für Infoabende und Einführungsveranstaltungen in Klassen. Fortbildungen fürs Kollegium, Vorbereitung von Unterrichtsprojekten und -sequenzen in den Anfangsklassen, um die neue Technik gewinnbringend einzusetzen. All das eine festgelegte Startklasse gebunden. All das ohne offizielle Budgetstunden. Dafür mit einer gehörigen Portion Idealismus.
Und genau der bekommt heute Abend einen gehörigen Dämpfer.
Das Projekt wird offiziell eingeschrumpft. Losgehen soll es nun erst ab Jahrgangsstufe 8. Unterstufen sind vorerst ausgeschlossen. Dort will man vorrangig “klassische Bildung” fördern, bevor es mit der digitalen Welt losgeht.
Von dieser weitreichenden Entscheidung kann man individuell nun halten was man will. Was aber ganz und gar nicht geht, ist die Art, wie diese doch nicht unwichtige Veränderung kommuniziert wurde: Von oben herab. Ohne irgendeine Vorankündigung. Keiner wusste davon Bescheid. Lehrerverbände wurden nicht informiert, Schulen ebenso wenig. Und am aller wenigsten die 1:1-Teams, die schon längst in der Vorbereitung des Projektes stecken.
Wir wollen in Klasse 7 mit “Digitale Schule der Zukunft” beginnen, haben bereits erste Projekte für die Jahrgangsstufen konzipiert, ausprobiert, entwickelt, teilweise schon fertig gestellt. Allein ich habe in den ganzen Spaß über das Jahr bereits knapp 90 Zeitstunden in die Steuergruppe und Einzelprojekte investiert. Rechnen wir das auf die geschätzt 1400 weiterführenden Schulen hoch, die bislang in irgendeiner Phase dieses Projektes stecken, mit durchschnittlich 5-10 Lehrkräften in Steuergruppen und tausenden davon abhängige Kollegien, ist das ein Abend von maximaler Irritation für Tausende von Leuten. Aus dem Nichts. Auch ich mache mir meinem Ärger erstmal Luft. Mit einem Glas Wein, mehreren Stunden Gesprächen mit betroffenen Lehrkräften im Akademiekeller in Dillingen.
Und ich merke im Austausch, dass der Ärger von Schulart zu Schulart noch viel größer ist als bei mir. Für unser Gymi speziell ist die Kehrtwende ein verlorenes Jahr. Für eine Mittelschule hingegen eine verlorene Chance. In einer Schulart, in der es nur neun Jahrgangsstufen gibt, ist der nun festgesetzte Start in Klasse 8 ein Witz. De facto haben die Lehrkräfte gerade mal ein Jahr, um mit den Klassen flächendeckend mit Geräten zu arbeiten, dann dreht sich alles um die Abschlussprüfungen. Hier hatte man sich großflächig auf einen Start in Klasse 5 eingerichtet und schon entsprechend vorgearbeitet. Alles für die Katz. Der gleichmacherische Sensenschnitt, mit dem über sämtliche Schularten rasiert wurde, trifft dort ganz besonders hart.
Wir alle schlafen heute Nacht sehr schlecht. Mit vielen Hintergedanken im Kopf, die eigentlich nicht sein müssten. So viel Negativität aufgrund einer gefühlt völlig kopflosen Entscheidung.
Auch das Kultusministerium wirkt von der abrupten Abkehr etwas verwirrt. Es dauert zwei Tage, bis offizielle Dokumente und Weisungen für die Schulen folgen. Sowohl per KMS als auch per KMBek werden die Aussagen von Dr. Söder spezifiziert… teilweise relativiert. Man kann auch mit Klasse 7 anfangen, wenn man möchte. Klasse 5 und 6 bekommen Übergangslösungen. Man bemüht sich spürbar um Haltung. Aber man merkt die heiße Nadel, mit der diese Zeilen gestrickt wurden. Sie sollen das laute Medienecho abfangen, das in den nächsten Tagen folgt.
Eltern sind verwirrt, Schulen sind verwirrt. Lehrerverbände uneins.
Über die Gründe dieser Entscheidung kann man nach wie vor nur spekulieren. Liegt es am Geld? Liegt es an einer Lobby?
Aber uns einfach so den Stecker ziehen. Das geht einfach nicht.
Das Thema KI taucht bei mir aktuell noch nicht so wirklich häufig im Blog auf. Das hat seinen Grund. Als braver Beamter sind bei mir viele Abläufe derart eingeschliffen, dass ich im Schulalltag kaum darüber nachdenke, gewisse Schritte einfach an eine KI abzugeben. Einen Lückentext erstellen lassen? Ach quatsch, mach ich mal selber. Aus einem Video eine Listening Comprehension mit einem Mausklick designen? Iwo. Die paar Minuten Englisch-Video kann ich mir selbst anhören. Und das Hörverstehen mach ich auch. Das ging ja die letzten 15 Jahre auch.
Mich überrascht bei dem Thema immer wieder, wie kreativ die Technologie für Dinge genutzt wird, die ich so noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Bei meinen Schülern sehe ich das immer wieder. Was die Oberstufe mit Hilfe von ChatGPT in Gruppenarbeiten für Plakate erstellt, ist der Hammer. Letzte Woche zum Beispiel:
Da bekam die Oberstufe vier alte Werbeplakate mit einem Motiv, aus dem ich sowohl Original-Produkt als auch Slogan herausgeschnitten hatte. Die Aufgabe war einfach: Anhand des Motivs sollten sie sich für ein Produkt entscheiden, das damit beworben wird, einen cleveren Produktnamen und eingängigen Slogan erfinden und all das in eine Produktpräsentation münden lassen.
Wo ich noch irgendwas auf den Screenshot des Motivs gekritzelt und vielleicht dem einen oder anderen Glow-Effekt versehen hätte, um mein imaginäres Produkt in Szene zu setzen, gingen die Jungs in einer Gruppe ganz anders vor: Sie luden einfach das Originalmotiv hoch und gaben der KI per Prompt den Befehl, ihr Produkt, dessen Namen und den Slogan in das Bild einzufügen und im Stil einer 80er Jahre Werbung aussehen zu lassen. Das dauerte keine 20 Sekunden. Und das Ergebnis war der Hammer.
Natürlich funktioniert das alles nicht immer. Im Informatikunterricht war ich in diesem Jahr in meiner sechsten Klasse sehr von den Socken, wie selbstverständlich die Kleinen die angezeigten Google KI-Zusammenfassungen von Artikeln ungefiltert übernehmen, weil sie keine Lust haben, die langen Texte nach Informationen zu suchen. Der Höhepunkt dieser Unterrichtssequenz war eine Präsentation über eine afrikanische Steppengiraffe, deren Herz in der Minute im Schnitt angeblich 300 mal pro Minute schlägt.
Ich selbst bekam die Fehlbarkeit von KIs dieses Wochenende vorgesetzt. Aus Spaß habe ich der Dillingen-KI mal den Befehl gegeben, zu meinem Blog einen Werbetext zu schreiben. Das Ergebnis war zum Schießen:
Offensichtlich habe ich ein paar mal zu sehr über defizitäre Technik im Unterricht gelästert. Anders kann ich mir nicht erklären, dass die KI mich für eine Reparaturklinik hält. Das drucke ich mir auf jeden Fall nicht auf die nächsten Visitenkarte.
Hui, das war eine fortbildungsgewichtige Woche. Los ging’s mit einem erneuten Vernetzungstreffen für die anstehende 1:1-Ausstattung. Viele Fragen wuseln uns Schulen im Weg herum, aber wir als Team sind insgesamt sehr gechillt, weil wir uns die Arbeit wirklich gut aufgeteilt haben. Die Koordination läuft bei uns in einem mebis-Kurs über ein Kanban-Board, wo man zu jeder Zeit sehen kann, wer in welchem Team an welcher Aufgabe arbeitet. Zusätzlich sind alle Dokumente in einem Online-Space gehortet, zu dem jeder Berechtigung hat. Zudem kommen die Kleingruppen regelmäßig zusammen, um den aktuellen Status Quo vorzutragen. Wir haben einen festen Zeitplan mit festgelegten Meilensteinen. Das klappt wirklich erstaunlich gut und beruhigt die Nerven – zumindest meine. Ist vielleicht sogar mal ein eigenes Blog-Thema wert. Also die Koordination mit Hilfe von mebis, nicht meine Nerven 😉
A propos: Die gute Lernplattform war Mitte der Woche in einer zweiten Fortbildung Thema. Es ging um digitale Lernaufgaben. Zwei Schulen waren geladen: Die eine schon seit ein paar Jahren in 1:1-Ausstattung und Tabletklassen, die andere wir. Die Teilnehmenden der einen Schule erschienen vollausgestattet mit Laptop oder iPad, wir schlugen zu 99% mit Stift und Papier auf. Man sieht, wir haben noch einen gewissen Weg vor uns. Und den Kommentaren im Anschluss nach zu urteilen, ist nicht jeder bereit diesen zu gehen.
Wer noch ein bisschen weiter individualisieren möchte, findet diverse Optionen im Reiter Erscheinungsbild.
Hier lässt sich beispielsweise eine Themenfarbe über das gleichlautende Menü einstellen, die die fertigen Memory-Karten in entsprechendes Licht taucht – im Detail sind das die Umrandungen und die Rückseiten der Karten. Wer möchte, kann auch eine eigene Rückseite als Bilddatei designen und über das Feld Kartenrückseite hochladen. Andernfalls erhalten die Memory-Kärtchen einfach ein Standard-Fragezeichen in der gewählten Themenfarbe.
Erster “echter” freier Tag in den Osterferien. Endlich mal ein bisschen Zeit zum Durchatmen. Denn ähnlich wie Jan-Martin war gut was los die letzten Tage. Ausbildung der Referendare, ISB-Arbeit, Schulaufgaben, Englisch-Assignments, nebenbei die Organisation der Griechenlandfahrt und mitten in der Vorbereitung für die angedachte 1:1-Ausstattung mit digitalen Geräten an der Schule. Ach ja, und nebenher gebe ich in Vollzeit Kernfachunterricht 🤐
Letzte Woche war dann auch noch der Tag der offenen Tür an einem Samstag. Nach einer Stunde Schauunterricht, in der ich als Unterstufenpapa in der Regel vor knapp 80 Leuten Unterricht halten darf, ging es wie jedes Jahr zu einem kleinen Unterhaltungsprogramm über. Ich veranstalte mit einer meiner Klassen immer eine römische Taverne mit “echten” römischen Speisen – zumindest die, die man in Mitteleuropa auftischen kann, ohne dass die Leute schreiend davon laufen. Also keine gefüllte Gebärmutter einer Sau…
Die Taverne lief insgesamt ganz gut. Die Speisen waren gefragt und – wie die meisten berichteten – “eigentlich ganz lecker”. Man darf halt keine Sterne-Küche erwarten. Trotz allen Anspruches im Sprachunterricht und dem Umgang mit hoch philosophischen und mythologischen Texten darf man eins nicht vergessen: Die Römer waren vorrangig ein Volk der Anpacker. Und darauf waren sie stolz. Entsprechend musste die römische Küche gut satt machen, da die meisten über viele Stunden körperliche Schwerstarbeit verrichteten. Daher liegen die römischen Soldatenbrote auch wie ein Stein im Magen. Ohne Treibmittel wie Hefe sind die Dinger alles andere als luftig. Aber it’s not a bug. It’s a feature 🙃
Die Ferien haben bereits schon eine tägliche Agenda. Es gibt auch ohne Unterricht gut was zu tun: Korrekturen, Technikgeschwurbel an der Schule, Korrespondenz mit Griechenland, dazu nebenher wieder ein bisschen mehr Blogaktivität. Hier lese ich im Moment deutlich mehr Substanz als in den sozialen Medien, wo gefühlt gerade jeder von sich mit Hilfe von KI Action-Set-Figuren von sich macht. Mich nervt das ähnlich wie Nele vom eBildungslabor. So richtige Impulse bekomme ich gerade nicht aus Bluesky und Co. Dafür jede Menge bad news aus der Welt. Oder fake news. Beides ist der Grundstimmung nicht gerade förderlich. Deswegen richte ich es mir lieber hier schön flauschig ein.
Ich hatte in diesem Zusammenhang auch mal darüber nachgedacht, dem Blog einen neuen Anstrich mit Hilfe eines neuen Theme zu geben. Aber die Zeit, die ich fürs Suchen, (Nicht-)Finden und Ärgern verschwende, weil ich an gewisse Features nicht gedacht habe, die im neuen Theme plötzlich fehlen, bekomme ich nie wieder zurück. Ihr findet euch ja trotzdem gut zurecht, oder?
Was mich am Blog aber dann doch tatsächlich irritiert, sind die Ladezeiten. Gelegentlich dauert das Laden ewig lange. Auch der Login-Eingang kann durchaus mal 10 Sekunden in Anspruch nehmen. Soll das so? Vielleicht kann Armin da mal auf Laien-Niveau für mich eine kleine Erklärung geben 😎