Dieser Tage geht die Woche der Lehrergesundheit zu Ende. Nichts davon gehört? Dann sind Sie nicht alleine. Eine kleine Umfrage, die ich dieser Tage zu dem Thema auf Mastodon gestellt hatte, führte zu einem ganz ähnlichen Ergebnis.
Kaum jemand nahm von dem Angebot Notiz – oder wusste gar nichts davon. Fast wäre ich einer davon gewesen. Ich wurde lediglich darauf aufmerksam, weil ein riesiges Werbeposter bei uns in der Lehrerküche hing und eine Fortbildung darin angeboten wurde, aus der ich schon zweimal rausgeflogen war. Und so fand ich mich am Donnerstag in einer Veranstaltung zu Stimmbildung wieder. Ein toller Tag mit vielen Einblicken und wichtigen Erkenntnissen.
Verstimmung?
Über Indifferenz-Tonlagen, die emotionale Kraft einer Stimme, die über Erfolg und Scheitern einer Stunde oder eines ganzen Klassenklimas entscheiden kann. Dazu kamen Selbstreflexionen über die eigene Stimmlage und Körperspannung sowohl in Theorie als auch Praxis. Am Ende folgten Auswertungen unserer Stimmpräsenz aus Videoaufnahmen, die wir voneinander anfertigt hatten und anschließend gegenseitig evaluierten. Mit super interessanten Einsichten! Es ist riesig, wie viel man man dabei über sich selbst lernt. Und wie selten man im Alltag tatsächlich mal dazu kommt, innezuhalten und solche substanziellen Fertigkeiten bei sich unter die Lupe zu nehmen. Bei mir war es tatsächlich das erste Mal seit meinem Referendariat. Damals saß eine Stimmbildnerin eine Stunde in meinem Unterricht und gab mir im Anschluss für zwei Minuten Tipps für eine geölte Stimme. Aber wirklich fundiert war das nicht. Schade eigentlich, denn – auch das habe ich jüngst gelernt – Lehrkräfte machen tatsächlich die bei weitem größte Gruppe der Berufssprecher auch; weit vor Schauspielern oder Nachrichtensprechern. Nur sind wir im Gegensatz zu ihnen die einzigen, die keinerlei Stimmausbildung erhalten – mit fatalen Folgen. Schätzungsweise 30 Millionen Euro geben Krankenkassen im Jahr für Therapien bei Lehrkräften aus, denen die Stimme versagt. Umso wichtiger ist es daher, zu haushalten und auf sich selbst zu achten. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Für mich war das die erste Fortbildung in meinen Dienstjahren, in denen ich explizit etwas für mich machen durfte. Und das habe ich sehr genossen. Macht man viel zu selten. Lehrergesundheit hat man letztlich auch ein bisschen selbst in der Hand.
5 Comments
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Lærari
Ich gehöre tatsächlich zu den 57%, die nichts von der Woche der Lehrergesundheit gehört haben. Und irgendwie sagt das wieder einmal viel zu viel darüber aus, inwiefern die Lehrergesundheit Beachtung findet: nämlich oft keine…
Dass du da bereits zweimal aus dieser Fortbildung rausgeflogen bist, bestätigt das ja nur, da ja noch nicht einmal ausreichend Platz für alle Interessierten zur Verfügung steht. Und von denen scheint es ja viele zu geben.
Schön, dass du dann wenigstens in der Alternativveranstaltung etwas für dich mitnehmen konntest.
herrmess
Da hast du absolut Recht! Habt ihr denn was derartiges in euren Breiten? Ich war letztes Jahr auf einer Technikfortbildung, da hat eine Teilnehmerin spontan einfach eine Yoga Session angeboten. Das war mega! Eine halbe Stunde einfach abschalten und erfrischt rauskommen. Sollte man eigentlich auch mal eben so in seinen Alltag integriert bekommen – ganz ohne Fortbildung. Aber dann scheitert’s leider wieder an der Zeit…
Lærari
Von einer Woche der Lehrergesundheit habe ich hier noch nichts gehört. An den Fortbildungen, an denen ich hier bisher teilgenommen habe (ist in der Regel eine pro Jahr), ging es auch immer nur um Unterrichtsinhalte oder zum Beispiel den Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Die müssen allerdings auch immer von der Schule bewilligt werden und die haben offensichtlich mehr Interesse daran, dass unser Unterricht verbessert wird, nicht unsere Gesundheit. Es gibt hier lediglich Lehrkräfte, die das Kollegium dazu ermuntern, einmal wöchentlich an verschiedenen Sportangeboten teilzunehmen. Ist aber natürlich nicht wirklich vergleichbar mit einer gezielten Fortbildung.
Das ist ja super mit der spontanen Yoga Session. Schön, dass du da mit einem so guten Gefühl rausgegangen bist. Hab das in letzter Zeit auch ausprobiert und kann dir da nur zustimmen: Sowas sollte idealerweise in den Alltag integriert werden. Nehme ich mir auch immer wieder vor – bis dann die Schule wieder zu viel von mir abverlangt. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das besser wird. 😅 Ich drücke dir ebenfalls die Daumen, dass du doch die Zeit dazu findest. 🤞