Alles neu macht der… äh… September. Zumindest bei uns Lehrern in Bayern. Die Akkus sind dank der Sommerferien wieder voll aufgeladen, das Pädagogenvolk strotzt nur so vor Energie und will loslegen. Und das möglichst ohne Altlasten. Dazu gehört es auch, sich gewisser Dinge aus dem letzten Jahr zu entledigen. Ich komme zu so etwas erst gegen Ende der Sommerferien, wenn ich entsprechend Abstand gewonnen habe – und mache gerne ein großes Ritual daraus, an dem ich den geneigten Leser dieses Mal teilhaben lasse. Ich arbeite mich dabei eigentlich immer in konzentrischen Kreisen von innen nach außen und beginne immer im kompaktesten Chaos: Nämlich dem in meiner Schultasche…
Das (Ein-)Ordnen der letzten Unterrichtsmaterialien
Vor allem wenn’s um das übrig gebliebene Unterrichtsmaterial der letzten Schultage geht, wo die Motivation ja ohnehin langsam Richtung Untergeschoss tendiert, war das Procedere für mich früher eine zeitraubende Tortur: Alte Unterlagen wurden weggeworfen, die übrigen Arbeitsblätter in die entsprechenden Klarsichttüten eingeordnet und in Klassenordner eingeheftet, ein neuer Schwung Stifte und Kreide besorgt, dazu wieder mal eine Handvoll Folienstifte samt dazu gehöriger Folien… Es wollte einfach kein Ende nehmen. Heute geht zumindest dieser Punkt rasend schnell. Da ich die Unterrichtsvorbereitung mittlerweile komplett digital mache, wird das Notizbuch, in dem die letzten Stunden zu finden sind, in Evernote kurzerhand gelöscht. Das geht in 10 Sekunden vonstatten. Job done. Und das in ca. 20 Sekunden.
Das Ausmisten der Schultasche
Über das Jahr landen immer wieder Sachen in der Schultasche, die man über die Monate als unnötigen Ballast rumschleppt. Wenn man hier nicht regelmäßig nach dem Rechten schaut, hat man irgendwann unfreiwillig einen kompletten Hausstand dabei. Ich hab mal alles aus der Schultasche rausgeworfen, was nach dem Ausmisten von Schritt 1 übrig blieb. Seht es euch nur an, das nackte Elend:
Jedes Jahr aufs Neue fische ich Unmengen an Zeug aus meiner Tasche, das ich im Unterricht oder Lehrerzimmer unbewusst in irgendein Fach hineinpacke. Aus einem Zeug wird mehr Zeugs. Aus mehr Zeugs ein Zeugnis. Nämlich das meiner Unordnung. Dieses Jahr will ich aber nicht klagen, sondern mich quasi katharsisch geißeln. Jedes dieser Utensilien wird separat einer Untersuchung unterzogen und – sofern nicht gebraucht – entweder entsorgt oder an einem Ort deponiert, wo es einen Sinn hat. Ganz nach einem Mantra, das mich seit Simplify your Life von Küstenmacher/Seiwert begleitet:
“Alles hat einen Platz. Alles hat seinen Platz.”
Na dann mal los. Was ließ sich alles aus den Tiefen meiner Tasche fischen?Damit ist jetzt eigentlich alles rausgeworfen, was in meine Tasche nicht reinkommt. Übrig bleiben die absoluten Basics, die ich für den reibungslosen Unterrichtsverlauf auch tatsächlich benötige. Vorsatz für 2015/16: Nicht mehr in die Tasche als hier dargestellt.
Sieht ja ganz überschaubar aus, oder? Na fein, damit ist die Tasche aka die Wurzel allen Übels gesäubert. Dann widmen wir uns doch mal Teil 2 des Reinemachens. Seid ihr dabei?
17 Comments
rebis
Du hast MEINE Tasche ausgeschüttet – gib’s zu!
Bei der Katharsis bin ich allerdings noch nicht so weit. Weder gedanklich noch in echt, unter anderem weil ich erst nächste Woche nach Hause komme. Aber er stimmt, es lohnt in diese Gedanken zu investieren, ich bin auch so eine Umsonstmitschlepperin. Mein Rücken hat schon Anmerkungen dazu.
Ich schaue Dir gern weiter beim Aufräumen zu:)
Gruß von einer Kollegin aus BaWü, auch noch im Ferienmodus,
Uta
tafeltanten
Und damit das nicht passiert, habe ich letztes Schuljahr meine Tasche so leer wie nur möglich gehalten und als Belohnung für meine Taschenordnung vor den Sommerferien in meinem Spind eine Spule Draht, tausend einzelne Stifte, etwas Wolle und eine Kerze gefunden 😀
Viele Grüße von einer Tafeltante
rhadamanthys
Spind bitte und nicht Spint, hier lesen evtl. Schüler mit.
Hauptschulblues
Na na na.
herr_mess
Wo er/sie Recht hat, hat er/sie Recht. Ist natürlich falsch. Zu dumm, dass die Tabelle ein JPEG ist. Jetzt muss ich’s neu einfügen :-/
fraubutterbrot
Ich verstehe “Die Wurst” nicht!
herr_mess
Die Wurst wird bald erklärt 🙂
fraublubb
Wie beruhigend, dass es nicht nur mir so geht. Ich bin erst ein halbes Jahr im Referendariat und meine Tasche sah jetzt zu den Ferien schon recht ähnlich aus mit Zeug, was ich total unnötigerweise mit mir rumtrage. Wozu um Himmels Willen brauche ich 10 Kulis in meiner Tasche. 2 reichen da auch dicke…
ixsi
Vor einem Jahr habe ich einen Stifteköcher auf meinem Tisch im Lehrerzimmer aufgestellt und mit den Sammlungen aus meinen Taschen gefüllt. Dort darf sich jeder bedienen, denn irgendwer braucht immer einen Stift (auch ich…). Und es kommen immer wieder neue Stifte dazu!
herr_mess
Klingt nach einer super Idee! Damit hätten wir auch gleich wieder Ordnung bei uns auf dem Tisch! Bei uns flacken immer Bleistifte, Radiergummis, Post-its etc. einfach in der Gegend herum.
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lilohenner
Lieber Herr Mess, du machst mir Angst! Dieser Kommentar sollte eigentlich unter die dritte Putzaktion, aber dort finde ich einfach keinen Kommentierbutton, deshalb hier: ist zwar sehr schön, was du machst, aber du machst mir ein TOTAL schlechtes Gewissen! Am Montag geht es auch bei uns los und meine Tasche ist noch nicht entrümpelt… geschweigedenn diese Aktionen argumentativ unterlegt, ist das nicht langsam etwas zwanghaft oder beginnst du gerade einen neuen Lebensabschnitt?
Liebe Grüße von Frau Henner
herr_mess
Liebe Frau Henner, die fehlende Kommentarfunktion hat wohl was mit dem Zapier-Skript zu tun. Ich hoffe, es geht jetzt wieder. Ob das wirklich sooo zwanghaft ist, wenn das einmal im Jahr passiert, ist natürlich zu diskutieren 🙂 Neuer Lebensabschnitt, schaun wir mal… Aber Respekt, wie du zwischen den Zeilen lesen kannst 😉
KC
Du bist ja auch son Experte, der verschiedene Sorten Halspastillen mit sich rumschleppt 😀 Das hab ich jetzt schon bei so vielen gesehen.
Ich finde leider diesen Zeitungsartikel nicht wieder, den ich vor Jahren mal hatte. Da hat ein Logopäde Tipps gegeben für Leute, die beruflich viel sprechen müssen, wie sie Stimmpflege betreiben sollen. Irgendwie waren aber so Bonbons, die aus Bonbonmasse gemacht waren, nicht ganz oben auf seiner Prioritätenliste, der empfahl Kaugummi und gummibärchenartige Konsistenzen, die wären besser, weil die keine aufrauende Wirkung hätten, oder so ähnlich.
Kaugummi ist natürlich irgendwie ne doofe Idee, wenn man’s selber den Schülern verbietet 😀
herr_mess
Du bist schon die Vierte, die mich auf die Halspastillen anspricht… Die Salbeibonbons hatte ich nur mal dabei, als ich Schnupfen hatte. Normalerweise nehme ich Gelo Revoice, die werden uns immer empfohlen. Die rauen auch nicht auf, glaub’s mir. Die schleimen ordentlich vor sich hin. Ist am Anfang ein ziemlich ekliges Gefühl sowas auf der Zunge zu haben.
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