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Gut gebrüllt, Löwe: Wörterlernen mit Leo

Alte Besen kehren ja besonders gut. Vor allem, wenn man viel zu spät merkt, dass der Besen in Wirklichkeit ein Schweizer Taschenmesser ist. So ist es mir jüngst geschehen mit einer Seite, die vermutlich jeder Fremdsprachenlehrer als Student oder Lehrer schon einmal bemüht hat: Leo.
Ich selber bin in meinem Studium nur sehr beiläufig mit Leo in Berührung gekommen. Bis zum Hauptstudium waren es hauptsächlich Lexika und Lernwortschätze, mit denen ich meine Vocab-Fähigkeiten erweitert habe. Naja, das und Vokabelkärtchen. Ich selber bin ein großer Fan davon. Über das Studium habe ich bestimmt eine ungelogen fünfstellige Anzahl an diesen kleinen Helferlein angefertigt (mit dem Ergebnis, dass ich eine gewisse Menge bis heute an den unmöglichsten Stellen finde). Denn sie vereinen gleich mehrere Vorteile in sich:

  • Änderung der Abfolge der Vokabeln ist jederzeit möglich.
  • Aufteilung von gewussten und ungewussten Vokabeln ist machbar, um sich in einem zweiten Anlauf ausschließlich den nicht-gewussten Wörtern zu stellen.
  • Man kann eine gewisse Menge zum häppchenweisen Lernen einfach und jederzeit herausnehmen.
  • Wenn nötig, lassen sich auf den Karten Kommentare, Merkhilfen oder Zeichnungen unterbringen.
  • Die motorische Repräsentation durch das Verschriftlichen hilft beim Lernen.
  • Man kann in beide Richtungen abfragen.

Und all das bietet auch Leo.  Dafür muss man sich allerdings erst einmal registrieren. Hat man dann eine ungewusste Vokabel nachgeschlagen, bietet Leo per Mausklick die Möglichkeit, die Vokabel in einer individuellen Liste abzuspeichern. So entsteht über Tage, Wochen, Monate, Jahre ein kleines eigenes Vokabelheft.
Leo-abspeichern
Damit nicht genug: Es werden auch mehrere Möglichkeiten geboten, über den sog. Trainer diese Wörter einzulernen und zu üben.
Trainer
Nach Auswahl eines entsprechenden Wortschatzes, der aus den abgespeicherten Vokabeln besteht, werden verschiedene Methoden zur Auswahl geboten, mit der sich die Vokabeln präsentieren und abfragen lassen.
Üben
Natürlich ist das Lernen vor einem Bildschirm am heimischen Computer gerne etwas umständlich. Wie praktisch, dass es von Leo auch eine App gibt, die auf dem Smartphone installiert und mit den abgespeicherten Wortschatzlisten kommunizieren kann.
In den Optionen lassen sich Abfragemenge, Abfragerichtung (Englisch – Deutsch oder umgekehrt) und Art der Vokabeln auswählen (die neuesten Vokabeln, die älteren, die härtesten Nüsse etc.), und schon kann man loslegen.

Screenshot_2014-03-22-17-58-07

Bei Bedarf werden die Vokabeln noch einmal vorgelesen. Auch sehr clever: Wer statt Einzelvokabeln die Wörter lieber in einem Satzzusammenhang lernen möchte (hilft mir persönlich ganz besonders beim Lernen), hat die Möglichkeit, Merkhilfen als individuelle Kommentare zu den entsprechenden Vokabeln abzulegen. Bei der Abfrage kann man mit einem Fingertipp auf selbige zurückgreifen. Alles sehr komfortabel. Am Ende informiert Leo den Benutzer über seinen Lern(miss-)erfolg und gibt ein kurzes Feedback ab.
Eine wirklich clever gemachte Lösung, die so manches kommerzielle Produkt alt aussehen lässt. Nur schade, dass es das nicht für Latein gibt..

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14 Comments

  • KC

    Es ist wirklich schade, dass es das nicht für Latein gibt (Projekt für nach der Pensionierung? *pfeif* :D). Gerade die Vorlesefunktion wäre manchmal gar nicht schlecht (sofern gut gemacht natürlich), weil man da gleich lernt, wo die Längen und Kürzen in dem Wort sind.
    Mit den kommerziellen Produkten habe ich mich noch nicht genug beschäftigt, weil ich leider zu der bedauerswerten Minderheit gehöre, die weder mit Vokabelkarten noch mit Lernprogrammen produktiv lernen kann. Entweder muss ich Vokabeln tausendmal abschreiben, oder laut vor mich hin sagen oder durch Übersetzungspraxis ein paar Mal im Zusammenhang gebraucht haben, um sie mir zu merken oder aber die Bedeutung ist so abgedreht, dass man sie nicht vergisst.
    Aber Vokabelkarten, no chance bei mir. Deswegen fand ich es immer so schade, dass sie als das Allheilmittel gepriesen wurden. Es gibt da ja auch hübsche Sachen, vonwegen selber mit kleinen Zeichnungen versehen (wäre eigentlich noch ne nette Ergänzung für Leo…wäre bei Latein natürlich schwer: man denke an virtus oder pietas :D).
    Mir ist auch noch nicht ganz klar, wie man das bei Schülern machen soll, wenn man erstmal eine einheitliche Form des Vokabellernens einführt, aber der ein oder andere feststellt, dass das nicht “seine” Methode ist (sofern er das denn so klar artikulieren kann). Die Fachdidaktiken sind sich da ja einig, dass man nach und nach verschiedene Formen einführen soll, aber keinesfalls auf einmal, um die lieben Kindlein nicht zu verwirren. Ja nur, bis dahin ist bei einigen vielleicht längst das Kind in den Brunnen gefallen Oo.

    • ninaxy3

      Hast du mal Navigium ausprobiert? Das Programm ist eigentlich ziemlich gut, da kann man sogar Formen abfragen 😉

        • ninaxy3

          Ja, damit konnten schon so einige Lateinarbeiten gerettet werden 😉
          Von Navigium gibts auch eine Wörterbuch App mit Formenerkennung -glaub ich- 😀

      • KC

        Meine Kommilitonen sind allesamt sehr angetan von Phase 6, weil die gleich die Wortschätze für alle gängigen Lateinbücher mitbringen. Das hat auch son automatischen Reminder, der dich jeden Tag nervt, die Vokabeln zu lernen. Wie gesagt, ich hab als ich jünger war, mal versucht mit dem Computer Vokabeln zu lernen, aber nööö, hat nicht geklappt. 😀

  • teacheridoo

    Herr Mess, Du bist der erste Fremdsprachenlehrer, der Leo _nicht_ verteufelt. (Bzw. waren es bei mir immer die Sprachpraxisdozenten, die meinten, man solle um Himmels Willen nicht Leo nutzen, weil dort angeblich viel Falsches stünde. …ich habe es dennoch genutzt, weil einfach komfortabel bedienbar.)

    • Melanie

      Hier, ich melde mich. Teacheridoo, ich gehöre auch zu den Dozenten/-innen, die Leo wirklich brauchbar finden. Wenn es sinnvoll eingesetzt wird, natürlich, unreflektiert Übersetzungen herausschreiben ist nicht – aber das sollte auch beim Wörterbuch in Printausgabe nicht gemacht werden.
      Leo ist fein, weil man manchmal eben doch möglichst schnell zwei oder drei verschiedene Sprachen verfügbar haben sollte (DaF). Vergleichendes Nachschlagen, sozusagen – fantastisch. Und wenn man so manches Wort in drei Sprachen kennt, ist es in der vierten quasi schon gelernt. Latein und Altgriechisch vermisse ich bei Leo allerdings auch …
      Gruß, eine Freiberufliche

      • herr_mess

        Sehe ich genauso. Die Leute, die Leo verteufeln, sind die, die sich nach einer Klausur über Wortschatzfehler beschweren, weil sie die deutsche Bedeutung im Lexikon gefunden haben. Schön und gut, aber die hat halt eben nicht gepasst. Das einzige, was mich an Leo etwas nervt, ist dieses 1:1-Prinzip. Eine Vokabel wird in der Regel nur mit einer Bedeutung übersetzt. Gibt es eine zweite oder Sonderbedeutung, wird dieselbe Vokabel in der Fremdsprache wie ein neues Wort behandelt. Wenn man das erstmal rausgefunden hat, geht’s aber eigentlich ganz gut.

  • cbteacher

    Danke Herr Mess!
    Meine Schüler waren total begeistert vom Online Vokabellernen. Alle bis auf vier Schüler wollten das lieber als analoges Lernen. Ich benutze dafür quizlet, das optisch für die kleineren Schüler etwas ansprechender ist und mehr Funktionen hat.

      • cbteacher

        Nö, gibt er auch als Ausdruck mit vielen Optionen aus. Ich habe fünf sets für die Schüler mit Bildern und Aussprache (Computerstimme) angelegt, ging super schnell.

      • kriante

        Ich habe für das Einfügen meines kompletten Französischschulbuchs aus der 6ten bei Quizlet nur drei Abende gebraucht^^
        Aber Leo werde ich wahrscheinlich auch bald benutzen,weil ich da ziemlich oft sachen nachschlage und man sie von dort ja relativ handlich in sein Vokabelverzeichnis bekommt…
        Ein Bisschen doof finde ich das Russischwörterbuch, das es für Autodidakten,alle Anfänger und die,die nur wenig Zeit zum Lesen russischsprachiger Texte haben, ungeeignet ist. Das Vokabular ist da sehr speziell, d. h. viele Fachbegriffe und wirklich seeehr situationsabhängig…für mich als Diasporamuttersprachlerin die perfekte Inspiration auf der Suche nach Synonymen, aber nicht die erste Wahl, wenn ich jmd was empfehlen soll.

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