• Alltag,  Technik

    Kindle gezwungen tot

    Mein Kindle ist tot. Naja, nicht tot. Aber faktisch nutzlos. Von heute auf morgen bekam ich angezeigt, dass der Kindle Shop auf meinem Gerät ab sofort nicht mehr zur Verfügung steht und ich stattdessen auf ein anderes Gerät ausweichen solle. Angeblich kann ich über Computer oder mobile device weiterhin Titel kaufen, die automatisch auf mein Gerät synchronisiert werden. Aber das klappt nicht. Weder über 3G, das auf einmal nur noch in Edge Geschwindigkeit operiert. Noch im WLAN. “no new items found” heißt es. Na, vielen Dank.

    Damit ist meine Kindle-Bibliothek statisch auf die 110 Titel begrenzt, die sich in all den Jahren darauf angesammelt haben. Mehr kann ich auf diesem Gerät nicht mehr hinzufügen. Dabei wäre es noch top in Schuss. Und das, wo es schon gut in der Welt unterwegs war. In Rucksäcken, in Schultaschen, auf Reisen in Deutschland, in Europa, in Amerika. Es sah Gebirge, die Strände des Mittelmeers, des Pazifiks und die Ufer des Colorado. Weit gereist, aber immer noch gut drauf.

    Alte Besen kehren gut

    Gut, es ist nicht mehr das neueste. Wir sprechen hier von der dritten Kindle-Generation, die ich mir 2011 geleistet habe. Damals waren die Amazon-Geräte quasi konkurrenzlos. Und vor allem konkurrenzlos gut: Mein Gerät hat noch eine komplette Tastatur, ein separates 3G-Modul, um auch frei von WLAN Bücher zu kaufen, eine Kopfhörerbuchse und eine tatsächlich brauchbare Vorlesefunktion. Das Gerät war für mich erwähnenswert genug, um einen der ersten Technik-Artikel im Blog hier vor zehn Jahren zu verfassen. Der Speicher von 3 GB ist aus heutiger Sicht vielleicht eher niedlich, aber ganz ehrlich: Wieviel verbraucht so ein ebook schon? Nach 12 Jahren im Einsatz sind darauf noch 2950 MB frei. Ich bräuchte eigentlich keinen neuen eReader. Aber ich werde dazu gezwungen, weil irgendjemand dem Gerät den Support abdreht. Bei Smartphones, die auf hochkomplexen Betriebssystemen laufen und vor den steigenden Hardwareanforderungen der Apps irgendwann kapitulieren, verstehe ich das ja. Aber wie komplex ist im Vergleich denn dazu ein eReader? Ich will mit dem Ding keine 3D-Shooter zocken, kollaborativ ein Spreadsheet befüllen, oder AR-Apps nutzen. Ich will einfach nur lesen.

    Aber aus die Maus.

    Neue Besen – woher nehmen?

    Ich brauch ein neues Gerät. Und wenn ich meine Kindle-Bibliothek weiter behalten möchte, führt wieder kein Weg an Amazon vorbei. That’s the price you pay. Das ärgert mich gerade maßlos. Und zwar so sehr, dass ich mir sehr ernsthaft überlege, einen Nachfolger außerhalb des Amazon-Imperiums zu holen. Es ist nicht mehr 2011, und die Konkurrenz hat nicht geschlafen und gut aufgeholt. Aber was soll es letztlich werden?

    Ich werde berichten.

    Mögliche Vorgehensweisen sind hier von Lesern auf Mastodon im Thread beschrieben.

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  • Alltag,  Technik,  Unterricht

    Spiel und Spaß mit Kindle-Zitaten und Evernote

    avatarEiner der großen Vorteile eines eReaders ist die schnelle Nutzbarmachung von Passagen für den Unterricht. Fand man vor 20 Jahren in seiner Lektüre eine im wahrsten Sinne des Wortes (be-)merkenswerte Passage, war das Vorgehen klar: Abtippen. Und das dauerte lange. Vor 10 Jahren ging das mit Scanner und OCR-Software wie dem Abbyy Finereader schon um einiges schneller. Aber auch hier war desöfteren händische Kosmetik gefragt, wenn Buchstaben oder ganze Wörter nicht erkannt wurden. Dass das Buch beim Auflegen auf den Scanner mehrmals gut durchgedrückt und verrenkt wurde, ist dem Gebrauchsleser egal. Dem Bibliophilen schossen aber ob einer solchen Vergewaltigung der beliebten Wälzer sofort Tränen in die Augen. 2015 habe ich nun auf Anregung eines älteren Artikels von Herbert Hertramph eine angepasste Version seiner Methode übernommen und ausgebaut, die blitzschnell funktioniert.
    Ein eReader wie Kindle speichert sämtliche Highlights und Kommentare, die man bei seiner Lektüre in einer Cloud, sodass man sie bei Bedarf wieder finden kann. Über die Seite kindle.amazon.com sind sämtliche Titel mit den darin getätigten Markierungen gespeichert und können auf Knopfdruck angezeigt werden.
    skitch

    Ein weiterer Klick öffnet die Seite zu den Zitaten im jeweiligen Werk in einem zusätzlichen Fenster.
    skitch
    Aktiviert man jetzt die Evernote Side Bar mit der Option “Artikel ohne Formatierung” werden sämtliche Zitate aus diesem einen Werk in einer Notiz in einem Evernote-Notebook gespeichert: Autor, Werk sowie numerisches Ordnen der Zitate und Verschlagwortung nimmt Evernote von alleine vor.
    skitch
    So habe ich über Monate eine richtige Zitatenbibliothek in Evernote, die ich bei Bedarf durchsuchen kann – Worterkennung sei dank.

    skitch
    Meine Zitat-Bibliothek in Evernote
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  • Technik,  Unterricht

    Hardware für den Unterricht (Folge 1): eReader

    eReader. Für die einen sinnlos wie ein Kropf. Für die anderen (und mich!) eine gelungene, weil zeitsparende Art, für den Sprachunterricht mit Texten zu arbeiten. Ursprünglich war ich von diesen Dingern überhaupt kein Fan. Mir kamen sie irgendwie vor wie das ungeliebte Resultat eines Seitensprunges von einem Tablet und einem Casio-Taschenrechner. Was sollen diese ollen Dinger denn bitte mehr können als Text darzustellen? Ehrlich gesagt: Nichts. Darin sind sie aber besonders gut (im Textdarstellen, nicht im Nichtstun…). Wohl mit Abstand am weit verbreitetsten ist Amazons Kindle. Ich besitze die 3G-Variante, die den superbequemen Vorteil hat, dass man mit dem Kauf einen eingebauten 3G-Link in den Amazon Kindle Store hat, der keinerlei Mehrkosten erzeugt (also keine monatlichen Abozahlungen). Wenn man im Zug unterwegs ist und gerade seinen Harry Potter, sein Wimpy Kid oder ähnliches durch hat und heiß auf den Nachfolger ist, kein Problem: einfach in den Shop runterladen und eine Minute später kann’s weitergehen. That’s 21st century, baby!
    Jetzt aber mal zu den lebensrettenden Maßnahmen eines eReaders wie dem Kindle. Ganz abgesehen, dass er einem Sehnenscheidenentzündungen erspart, weil man die King of Thrones-Romane nicht mehr wie Hanteln an den Armen durch die Gegend tragen muss, hat das Gerät ein paar pfiffige Möglichkeiten zum Export von Textpassagen. Mithilfe des Cursors werden entsprechende Passagen einfach markiert und per Knopfdruck in eine eigene Datei befördert (myclippings.txt), in der die Worte komplett unformatiert im txt-Format ruhen. Wenn man den Kindle anschließend per USB an SAMSUNGseinen PC hängt, kann man auf die Datei zugreifen und sich die gewollte Passage zur Bearbeitung in die nächstbeste Textverarbeitung ziehen. Eine sehr clevere Funktion, die einem gleichzeitig auch die Buchrücken seiner Werke schont, die man für OCR-Erkennung auf dem Scanner oft so auseinanderbiegen muss wie Schlangenmenschen im chinesischen Staatszirkus.
    Achja: Theoretisch hat der Kindle 3G sogar eine Vorlesefunktion mit an Bord, mit der sich die eine oder andere Listening Comprehension für den Unterricht bewerkstelligen ließe. Bevor nun aber alle aus dem Häuschen sind, sollten sie erstmal den hypnotischen Klängen der Synthetik-Dame lauschen und sich ein eigenes Bild machen.

    Mich erinnert sie ein bisschen an Shodan aus System Shock 2.

    Übrigens Tipp an die Altsprachler: Ihr wärt erstaunt, wie viele kostenlose Public-Domain Übersetzungen man aus dem Hause Reclam über den kindle store findet. Selbst so Schätze wie die Paradoxa Stoicorum verstecken sich dort. Top!

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