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    Memo an mich

    Unser Korfu-Urlaub ist fast vorbei und ich bin jetzt schon wieder ganz beseelt. Ich weiß nicht, was es ist, das mich mit Griechenland so verbindet. Aber nirgendwo komme ich so gut zur Besinnung wie hier. Das liegt auch zu einem großen Teil an den Leuten hier.
    Wenn es ein Volk gibt, das ich so unvoreingenommen ins Herz schließen kann, sind es die Hellenen und ihre unverwechselbare Art:
    Wenn man mehr als einmal im selben Lokal isst, wird man sofort mit Handschlag begrüßt und als φíλε μου verabschiedet. Ein paar Brocken gesprochenes Griechisch haben hier in der Regel leuchtende Augen und einen Ouzo gratis zur Folge. Unser 60-jähriger Hauswirt stand mehrmals in der Früh vor der Tür um nachzufragen, ob alles ok sei, weil er von uns nichts gehört und sich Sorgen gemacht hat (zur Klärung: wir sind beide gut in unseren 40ern und können wirklich gut auf uns selbst aufpassen).
    Es ist aber auch die Lebensart hier, die so ganz anders ist als ze German way. Hier geht vieles unkomplizierter und unter der Hand… und gerade deswegen auch vieles schief: Manche Ortschaften sind das pure Elend. Ein bankrotter Laden reiht sich an manchen Ecken an den nächsten. Bauruinen an maroden Straßen ebenso. Dann gibt es aber auch wieder diese Fleckchen Erde, die so aussehen, als hätte eine höhere Macht seine Finger im Spiel gehabt. In Aphionas erlebt man ein Griechenland wie aus dem Reisekatalog:
    Ein Bergdorf mit pittoresken Häuschen, die sich malerisch in saubereren Straßen aus Kopfsteinpflastern den Gipfel entlang schlängeln. Die Straßen sind gesäumt von einer Blütenpracht aus Bougainvillien, Oleander, Engelstrompeten, die die Bewohner liebevoll vor ihren Domizilen aufgestellt haben. Vor der Hitze geschützt steigt man Wege hinauf, die von einem Ensemble aus Blauregen und Weinranken überdacht sind. Und im Hintergrund leuchtet olympisch und omnipräsent der berühmte wolkenlose Himmel Griechenlands vor einem Meer, das in der Morgensonne im typischen Azurblau und Topaz-Grün schimmert. Wer kann von einer solchen Umgebung völlig ungerührt bleiben?
    Essen gehen in einer komplett beschatteten Waldlaube an einer Klippe mit dem rauschenden Mittelmeer im Hintergrund. Sowas gibt’s nur in Griechenland

    Meine Batterien füllen sich von Tag zu Tag mehr mit guter Laune und einer gehörigen Portion Inspiration und Optimismus. Und der einen oder anderen Erkenntnis, die ich gerne in die deutsche Heimat mitnehmen möchte:

    • 36 Grad Außentemperatur für zwei Wochen am Stück klingt für den ungeübten Mitteleuropäer wie der perfekte Sommerurlaub. Aber auf Dauer geht das wirklich an die Substanz.
    • Mein Neugriechisch wird immer auf einem gewissen Grundlevel hängen bleiben. Das liegt nicht allein an dem Umstand, dass die Leute in Griechenland in der Regel wirklich zufriedenstellend Englisch sprechen und man echt nur in Notfällen auf Griechisch zugreifen muss (zur Not geht das hier auch mit Händen und Füßen, da kennen die Griechen gar nix). Sondern an der Sprache selbst. Die ist wirklich nicht so einfach, wie ich zugeben muss. Ok, Lesen und Aussprechen gehen mittlerweile ganz gut. Und auch die Auffälligkeiten und Unterschiede in der Aussprache zum Altgriechisch bekomme ich mittlerweile gut hin und finde das aus rein linguistischer Sicht irre spannend. Da das altgriechische Beta z. B. wie ein stimmhaftes /v/ ausgesprochen wird, müssen die Griechen auf Tricks zurückgreifen, wenn sie ein B aussprechen wollen. Daher wird den stimmlosen Plosiven immer ein entsprechendes Liquid vorgesetzt, um es zu einer stimmhaften Version zu machen. Ein Bob wäre also ein, schreib Mpómp. Bier ist ein mpíra. Und ein Dip ein ntíp. Ist das nicht abgefahren!? Über solche sprachliche Eigenheiten könnte ich mich stundenlang freuen. Ebenso wie über die regelmäßigen Konjugationstabellen, auf die man sich als Altsprachler so herrlich zu verlassen gelernt hat: Präsensformen gehen mittlerweile ganz gut. Und für Smalltalk im Restaurant oder beim Einkaufen fühle ich mich mittlerweile entsprechend bereit – dank oder vielleicht trotz der Vorbereitung eines eigentlich schrecklichen Langenscheidt-Griechischkurses, der mich bei jeder Reise nach Hellas im Gepäck begleitet und mich sowohl flasht als auch frustriert, da die Pensen aus lerndidaktischer Sicht einfach der Horror sind. Als studierter und examinierter Sprachenlehrer erlaube ich mir einfach mal kühn dieses sehr lachs dahingeworfene Urteil. Aber vielleicht liegt es auch an der Materie selbst: Neugriechisch ist kein Pappenstiel. Wenn man richtig durchsteigen will, führt irgendwann kein Weg an unregelmäßigen Verbtabellen vorbei, in denen all das dräut, was ich beim Graecum zu fürchten gelernt habe. Aoriststämme und Ausnahmen, wohin das Auge reicht. Wer bei Latein gedacht hat, dass vier Stammformen zu viel verlangt sind, think again. Alt- wie auch Neugriechisch kann in der Hinsicht noch gut eins drauf setzen.
    • Die griechische Küche ist der absolute Wahnsinn. Wer greek cuisine nur aus Deutschland kennt, hat gar keine Ahnung, was in Hellas kulinarisch geboten ist. Dabei gilt immer das Prinzip “weniger ist mehr”. Mit ganz wenigen Zutaten ist im Nu etwas ganz Großes gezaubert. Für mich in diesem Urlaub die leckeren Eye Opener:
      • Rote Bete-Salat mit Balsamico, Honig, Walnüssen und gegrilltem Schafskäse bzw. Manouri-Käse (der hat deutlich weniger Eigengeschmack). Das eine oder andere Lokal wirft in diesen Leckerbissen auch Spinatblätter oder eine Handvoll getrockeneter Feigen.
      • gebackener Fetakäse, garniert mit Honig und Sesamkernen. So einfach, so lecker. Gelegentlich findet sich die gepimpte Version als Manouri al Pesto auf Speisekarten. Dann ist der Feta mit Pesto bestrichen und von getrockneten Tomaten umhüllt, bevor er seine Teigkruste erhält. Göttlich.
      • Kaffeespezialitäten à la Grèce. Als Kaffeeliebhaber kann ich jeden Espressionisten verstehen, der bei Kaffeedrinks wie Freddo Espresso, Freddo Cappuccino oder gar Frappé die Nase rümpft. Aber für mich schmeckt nichts so sehr nach Urlaub wie eines dieser Getränke. Es bedarf nicht viel für das Auszeitfeeling. Ein doppelter Espresso mit Zucker und ein paar Eiswürfeln cremig gerührt (Standmixer sind in jedem griechischen Café Pflicht!) und in ein Glas mit Eiswürfeln gefüllt. Ich hab den einen oder anderen griechischen Barista bei der Zubereitung mit Argusaugen beobachtet. Das ist wirklich keine Rocket Science. 
    Fredo Cappuccino

    Mal schauen, wie viel ich von meinen Erkenntnissen beibehalten und umsetzen werde…

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  • Allgemeines,  Uncategorized

    Nichts wie weg

    Es passiert selten, dass ich in der ersten Woche der Sommerferien das Weite suche. Aber dieses Jahr war es so weit. Nichts wie weg.

    Die lange Dürrezeit im Blog hat es vielleicht schon erahnen lassen. Es war ein hartes Jahr. Und ein noch härteres Jahresende. Zu vielem kann ich aus Gründen nichts erzählen. Aber ein Jahr, in dem ein Schuljubiläum, ein externes Abitur, eine externe Schulevaluation und das letzte G8-Abitur anstehen, das erwartungsgemäß mit einer nicht gekannten Fülle an Zusatzprüfungen aufwartete, brauchen wir so schnell nicht mehr. Ebenso wie den Baulärm draußen vor der Tür, den wir seit nun mehr zwei Jahren ertragen müssen.


    Entsprechend war das Bedürfnis die Batterien aufzuladen Ende Juli so groß wie noch nie. Ich kann nur hoffen, dass das ein Ausnahmejahr war, das so schnell nicht wieder kommt. Das Wort “ausgebrannt” fiel bei mir in den letzten Wochen unberuhigend oft. Deswegen ab nach Korfu.
    Wie schon die Jahre vorher.

    Gleiche Stelle, gleiche Welle.

    Keine Experimente in diesem Jahr.

    Nicht mehr.

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  • Allgemeines

    Auszeit in Corfu

    Ich war dann mal weg… Und zwar auf Corfu. Nachdem wir den Urlaub schon letztes Jahr schweren Herzens gecancelt hatten, fassten wir uns mit zwei Impfungen im Kreislauf und den niedrigen Inzidenzzahlen im Blick ein Herz und haben uns den Sommer zurückgeholt, den wir seit zwei Jahren so vermisst haben. Was für eine Insel! Was für ein tolles Land – immer wieder und wieder! Und wie toll, sich endlich mal wieder so eine richtige Auszeit zu gönnen, die sich so gar nicht nach Routine anfühlt. So etwas lädt bei mir in Rekordzeit die Batterien mit neuer Energie auf. Hier eine kleine Präsentation meiner Aufladequellen – mit Klickmöglichkeit zur vollen Wirkungsentfaltung 😁

    Die Küche

    Klar, bekommt man seine Gerichte auch hier beim Griechen ums Eck, aber diese Köstlichkeiten genießen bei 33 Grad mit dem Blick auf die blaue Bucht vor einem – das ist etwas ganz anderes!

    Die Sicht

    Die Farben im Süden sind etwas ganz besonderes. Wenn die Sonne richtig steht, taucht sie das Land in ein Licht, das man gar nicht beschreiben kann. Alles wirkt weicher, gelassener. Ruhiger. Man kann gar nicht anders als innehalten.

    Architektur

    Einen Altphilologen irgendwo in Italien oder Griechenland auszusetzen ist in der Regel immer ein Volltreffer, selbst wenn auf Corfu aus archäologischer Sicht nicht wirklich viel geboten ist. Sei’s drum, allein die Stadtarchitektur der Orte ist beeindruckend. Wie immer findet sich ein wilder Mix unterschiedlicher Bauepochen nebeneinander gesetzt. Corfu-Stadt ist eine Mischung aus byzantinischer und venezianischer Gebäude im Zentrum, durchzogen vom berühmten mediterranen Straßennetz, das den Mitteleuropäer mit seinen engen Gassen, Endlos-Kreisverkehren und Schlaglöchern en galore in Rage versetzt. In den Orten entlang der Hauptstraßen finden sich imposante Villen, Rohbauten mit exponierten Stahlstreben und in die Jahre gekommene Bergdörfer, die mit ihren Bewohnern und schrägen Häuschen so malerisch daherkommen, als hätten sie auf ein Foto nur gewartet.

    Sprache

    Ich bin allein schulisch (unsere Schule macht für die Oberstufe regelmäßig eine Griechenlandfahrt, die bei uns eine echte Institution geworden ist) alle zwei Jahre in Griechenland und verfalle jedes Mal erneut dem Klang dieser wunderschönen Sprache. Aber aufraffen sie einmal zu erlernen, konnte ich mich nie. Denn mit bisher sechs Fremdsprachen ist da bei mir im Oberstübchen einiges los. Und trotzdem schlummert seit Jahren ein Langenscheidt-Sprachkurs Neugriechisch im Arbeitszimmer. Dieses Jahr war er sogar vor Ort auf Corfu dabei und ich habe mich tatsächlich ein bisschen rangewagt – soweit, wie man halt in knapp eineinhalb Wochen in eine Sprache eintauchen kann – noch dazu in eine, die nicht aus der germanischen oder lateinischen Sprachfamilie kommt. Da merkt man gleich wieder als Lehrkraft, wie mühsam Sprachenlernen sein kann. Daher bin ich von den 15 Lektionen nur bis Lektion 3 gekommen. Dafür kann ich aber schon Konjugieren und Substantive beugen. That’s a start 😊

    Formen deklinieren am Strand – wie so ein richtiger Streber

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