• Allgemeines,  Buch

    Lehrer aller Länder – Entschleunigt Euch!

    avat_traurig“Die Kinder von heute haben eine kaum vorhandene Aufmerksamkeitsspanne!”, lese ich in einem Online-Pamphlet, wie es wöchentlich durch das Netz geistert. Eigentlich nichts Weltbewegendes. Man kennt die Masche: Beim Thema ¨Bildung¨ und ¨Lernen¨ werden die einzelnen Parteien in regelmäßigem Turnus abgewatscht. Mal sind’s die Lehrer, mal die Eltern, mal die Schulen, mal die Methoden. Und dieses Mal der Nachwuchs selbst. ¨Bildung¨ ist bei uns mittlerweile ein Stammtisch-Thema geworden, zu dem jeder eine Meinung hat bzw. zu haben glaubt. Immerhin saß jeder Mal in einem Klassenzimmer, was ihn ja zu einem Experten schlechthin macht. Deswegen sehe ich mich auch in der Position, den Ärzten in ihren Beruf reinzureden, immerhin lasse ich einmal im Jahr vor dem meinigen die Hüllen fallen und weiß daher ganz genau, wie der Beruf so funktioniert (irony intended).
    Aber irgendwo ist an dem Vorwurf  was dran. Wie sehr wurde uns im Referendariat gepredigt, in einer Stunde möglichst viele Methodenwechsel und Veränderungen in den Arbeitsformen durchzuführen, um die Aufmerksamkeit der Kinder nicht zu verlieren. S-L-Gespräch, Schülervortrag, Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit, LdL, um nur ein paar zu nennen. Was haben wir damals gewitzelt, wie die Schüler einmal leiden würden, wenn sie erst einmal an der Uni sind, an denen den meisten Dozenten dieser Methodenzirkus völlig egal ist. Die auch einmal 90 Minuten ungebremst über die südhumbrische Verdumpfung parlieren – ganz ohne Einstieg, Rollenspiel oder die berüchtigten Handpuppen. Jaha, gewitzelt haben wir, ohne zu merken, dass wir mittlerweile genauso geworden sind wie unsere Schützlinge. Mit Schrecken hab ich gemerkt, dass sich durch den Umgang mit neuen Medien und dem Web 2.0 viele Abläufe meines Tages grundlegend verändert haben. Vorgänge, die von mir absolute Passivität erfordern, sind mir mittlerweile wirklich ein Graus und werden nach spätestens drei Minuten durch irgendeine Nebentätigkeit “sinnvoll” ergänzt. 90 Minuten Fernsehen? Keine Chance, nach spätestens drei Minuten hab ich das Tablet vor mir und schau bei Twitter vorbei. Ganz bewusst Musik hören? Ne, nach zwei Minuten lege ich nebenher Wäsche zusammen. Einfach mal auf den Bus warten und dabei die Sonnenstrahlen genießen? Klar kann ich, aber erst, nachdem ich nebenher auf dem Smartphone die Nachrichten gecheckt hab. Vielleicht ist ja seit den Minuten, die ich das letzte Mal drauf geschaut habe, was Neues passiert.
    Sowas schockiert mich. Ich bin es nicht mehr gewohnt, einfach mal alles sein zu lassen. Den Augenblick um seiner selbst Willen zu genießen. Ob das an dem Beruf liegt, der von einem permanentes Multitasking erfordert, oder den ungekannten Möglichkeiten der ständigen Vernetzung und Erreichbarkeit, kann ich nicht sagen. Aber dieser permanente Drang, sich mit etwas aktiv zu beschäftigen, muss auch mal Pause machen. ICH muss auch mal Pause machen. Daher hab ich mir letzte Woche, als es am Wochenende mal wieder richtig kalt war, einfach mal eins gemacht: Nichts. Kein PC, kein Tablet, kein Smartphone. Stattdessen völlig old school: Eine Kanne Tee, ein gutes Buch und eine schöne Decke  zum Einmummeln. Es war fantastisch! Und auch wieder bestürzend, dass ich Dinge wie Muße tatsächlich wieder erlernen muss. Die Langsamkeit neu entdecken. Und ich bin hier bestimmt nicht der einzige, dem es so ergeht. Denkt mal drüber nach. Vielleicht in den Weihnachtsferien, die uns hoffentlich allen den Akku neu aufladen.

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    Ein kleines Stückchen Glück
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  • Buch,  Technik

    Buch-Tipp: The Complete Guide to Evernote in Education

    Evernote ist mittlerweile für mich DAS Tool für die Unterrichtsvorbereitung geworden. Daran hätte ich vor ein paar Monaten noch gar nicht gedacht. Aber die Art und Weise, wie Evernote mich beim Vorbereiten der Stunden diszipliniert, hat nicht nur auf mich einen sehr positiven Effekt, sondern auch auf meinen Unterricht, der durch den klaren Aufbau (Vorarbeit durch Evernote sei Dank!) strukturierter ist denn je. Wer sich als Lehrer noch weitere berufsspezifische Tipps abholen möchte als mein technikaffines Geschwafel, dem sei The Complete Guide to Evernote in Education von Nicholas Provenzano ans Herz gelegt. Den Autor kennt man in Blogkreisen wohl besser unter seinem Pseudonym The Nerdy Teacher, der mit Unmengen an technischen Equipment in seinem Unterricht wahre Zauberdinge vollbringt. Und in seinem Essay lässt er uns an der Magie teilhaben. Angefangen von geteilten Notebooks, in denen die Schüler immer die aktuellen Assignments und Unterlagen finden, hinzu interaktiven Portfolios und einer umfassenden Erklärung von Evernote-Addita wie Clearly oder Penultimate bis hin zu Hardware-Empfehlungen, wie den mir bis dato völlig unbekannten IPEVO-Kameras und Scannern, die automatisch in Evernote hochladen, findet man in dem Büchlein alles, was das Techie-Herz begehrt. Man sieht, der Titel geht weit über Evernote hinaus, sondern gibt einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Technik, und wie sich die Gadgets sinnvoll in den Unterricht einbauen lassen – sehr empfehlenswert, auch wenn man dem Herren mal gut auf die Zehen treten sollte, weil er Lateinlehrer in seiner Einleitung so darstellt, als seien wir vom hinterletzten Exotikbaum gefallen:

    “You teach Latin? Really, Latin? Ok, any foreign language can use Evernote…”

    How dare you!?

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  • Buch,  Technik

    Buchtipp: Teach like a techie

    Wenn’s um die Weiterbildung in Sachen Medien im Unterricht geht, bin ich eigentlich immer offen für Neues.  Nur leider finde ich selten tatsächlich hilfreiche Literatur, die da neue Impulse gibt. Teach like a techie ist in der Hinsicht erfrischend anders. Auf knapp 200 Seiten werden zahlreiche Tools vorgestellt und durchgesprochen, die im Unterricht für frischen Wind sorgen können. Das reicht von webbasierten Tools wie Animoto hinzu Hardware -Tipps (schlimmste iPad-Werbung inklusive) bis zu einer kleinen Übersicht von Lern-Plattformen und nützlichen Blogs. Auch wenn man einige Sachen gerne überspringt – einiges ist halt mittlerweile einfach hinlänglich bekannt (“Was ist dieses youtube?”) – habe ich doch einige Sachen kennengelernt, von denen ich noch nie gehört hatte.  Tagxedo, Live Binders oder Wallwisher sind nur einige Schlagworte, mit denen ich nichts anfangen konnte. Bis jetzt  😀

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    Mihi odio es!

    Dank kindle store kommt man für recht moderate 15€ an eine digitale Kopie des Buches. Mehr dürfte der Verlag dafür auch nicht verlangen, denn das Layout ist absolut panne. Sätze enden irgendwo im Nirgendwo, die Fontgröße ändert sich ganz nach Lust und Laune, und dieser grenzdebile Roboter, der alle 10 Seiten zu Kapitelbeginn auftaucht, um gute Laune zu verbreiten, macht mich rasend.
    Hat jemand sonst noch gute Lektüre zu dem Thema auf Lager? Am besten ohne Tollwut verursachenden Robotnik?

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  • Buch,  Technik,  Unterricht

    Prezi

    avat_schielen_technikVon all den Präsentationssoftwares, die ich mir über die Jahre angeschaut, sticht für mich bis heute Prezi am allermeisten hervor. Das Prinzip und Programm ist den meisten garantiert bekannt: Anstatt dem Publikum eine Folie nach dem anderen um die Ohren zu pfeffern, geht Prezi einen anderen Weg. Alle Elemente der Präsentation sind wie auf einem riesigen Reißbrett kunterbunt angeordnet. Auf den ersten Blick völlig überladen und chaotisch, aber mit System. Denn mit jedem Click fokussiert der Bildschirm einen anderen Ausschnitt, auf den man sich detailliert konzentrieren kann. Soll ein neuer Aspekt sichtbar werden, wird mit einem erneuten Click aus dem aktuellen Ausschnitt weg- und auf den neuen hingezoomt – als ob man mit dem Vergrößerungsglas auf einer Landkarte herumsucht. Was im ersten Moment nur wie ein cooles Gimmick wirkt, hat System. Durch das ständige Herumfahren wird man wie auf einem roten Faden durch die Präsentation gelenkt und kann Hierarchien in einem Thema optisch perfekt darstellen. 
    Wie fundamental anders eine derartige Art der Präsentation empfunden wird, habe ich erst kürzlich festgestellt, als ich mit meiner Sechsten Tempelarchitektur durchgenommen hab. Statt mit irgendeiner Kopievorlage anzukommen (was bei mir im Jahr vielleicht einmal passiert), kam ich mit einem eigenen Arbeitsblatt, samt Prezi-Präsentation. So viele “Ahhh”-s und “Oohh”-s habe ich lange nicht mehr gehört.
    Gegen entsprechenden Nachweis bekommen Lehrer kostenlos knapp 500 MB an Cloud-Speicherplatz zur Verfügung. Damit lässt sich schon allerhand anrichten 🙂 Sollte im Klassenzimmer kein Internetzugriff bestehen, lassen sich die Präsentationen kurzerhand auf Festplatte speichern und auf dem Laptop (oder iPad) mitnehmen. Für eine entsprechende Android-App setzen sich Millionen von Usern schon seit geraumer Zeit ein. Mal abwarten…
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