Oh Wunder. In diesem verrĂŒckten Jahr zeigt sich 2022 auf einmal, wie es sein sollte. Passend zur Weihnachtszeit hat sich der Winter in den letzten Tagen breit gemacht. Die StraĂen sind mit einer dicken Lage Schnee bedeckt, vom Himmel rieselt unaufhörlich Nachschub herab. Die ChristkindlmĂ€rkte in MĂŒnchen sind gefĂŒllt von Menschen, die nach zwei Jahren Pandemie endlich wieder ein bisschen Weihnachtsstimmung spĂŒren wollen. Der Geruch von GlĂŒhwein und BratwĂŒrsten ist allgegenwĂ€rtig, ebenso wie die so vertrauten KlĂ€nge von beruhigender Weihnachtsmusik. Doch der Schein trĂŒgt. Man muss den Leuten nur ein bisschen zuhören um es zu merken. Das GefĂŒhl der Ohnmacht ist auch in der staaden Zeit immer dabei. Krieg, Inflation, gestiegene Preise, Energiekrise, Strom. Man lĂ€chelt die Themen immer ein bisschen weg, um die Stimmung nicht zu versauen. Aber so richtig gelingt es nicht. Bei uns in der Schule sieht es ganz Ă€hnlich aus.
Weihnachtsfrieden?
Zum ersten Mal nach drei Jahren gibt es wieder das volle Weihnachtsprogramm: Weihnachtsfeier, Weihnachtsbasar, Weihnachtskonzert. Der Nikolaus ging am 6. Dezember wieder durch die Klassen der Unterstufe. Der Lehrerchor ĂŒbt nach Jahren wieder fĂŒr den Auftritt vor einem groĂen Publikum. Es wird alles toll. Aber ebenso wie auf den ChristkindlmĂ€rkten halten wir auch eine gewisse Fassade aufrecht, damit diese ScheinnormalitĂ€t gelingt.
Wir haben echt zu ackern gehabt. Denn neben dem AlltagsgeschĂ€ft hatten wir gut mit unserem neuen alten Standort zu kĂ€mpfen, den wir im September noch voller Vorfreude bezogen hatten… bis die RealitĂ€t zuschlug. Bei der Ausstattung fehlte es an allen Ecken und Enden: Kein Internet in den meisten RĂ€umen, fehlendes Mobiliar, Docking Stations ohne Verbindung, ausfallende Telefone, Klassenzimmer ohne Heizkörper, Toiletten ohne Kabinen, ein EDV Raum ohne Rechner und SchrĂ€nke. Kurz: Es war ein Desaster.
Mittlerweile hat sich einiges getan in unserem Hause. Das liegt vor allen an der HartnÀckigkeit, mit der Schulleitung, Systembetreuer, Hausmeister und Kollegium jeden Mangel permanent gemeldet und auch beanstandet haben. Auch hier gilt wieder: Der Unterricht per se ist gesichert. Aber wer hinter die Kulissen blickt, sieht noch immer die Defizite:
- So wurde das Mobiliar im EDV-Raum bis heute nicht geliefert. Auf Nachfrage wurde uns erst erklĂ€rt, dass die Bestellung ohne Angabe von GrĂŒnden storniert wurde. Ein andermal hieĂ es, die Schule habe nie Mobiliar bestellt. Ein Hinweis auf die Online-Liste, in der die SchrĂ€nke unter der restlichen Ausstattung der MINT-RĂ€ume zu finden sind, wurde mit pampigen Worten quittiert. Ausgeholfen wurde uns bis heute nicht. Nur mit Hilfe der Fachschaft Physik, die mir zwei groĂe SchrĂ€nke aus ihrem Fundus geschenkt hat, kann ich nun nach drei Monaten endlich anfangen, unser Equipment aus den 30 Kisten zu befreien.
- Mein Arbeitsplatz als Systemadministrator wurde Anfang Oktober ĂŒber Nacht einfach abgebaut. Grund hierfĂŒr war eine Raumvertauschung der Arbeiter, die mir irrtĂŒmlich den Arbeitstisch aus einem anderen BĂŒro zugewiesen haben. Eine Bestellung fĂŒr einen neuen Tisch wurde vor meinen Augen notiert. Erhalten habe ich bis heute… nichts. So steht nun mein Verwaltungsdrucker mitsamt Rechner einfach auf dem Boden. Arbeiten kann ich somit im Schneidersitz… oder auf allen Vieren.
- Der dritte Stock hat bis heute keine funktionierende Sprechanlage. Durchsagen oder Schulgong am Ende der Stunde lassen sich bei offenem Fenster nur erahnen… wenn diese sich öffnen lieĂen…
- … denn direkt unter dem Dach hĂ€lt ein Regensensor die Fenster eisern geschlossen, damit durch die DachschrĂ€gen kein Wasser in die Klassenzimmer tropft. Soweit alles ok. Aber die Fenster bleiben auch zu, wenn Schnee darauf liegt. Das bedeutet, dass sich nach dem aktuellen Wintereinbruch letzte Woche die OberstufenrĂ€ume seit knapp 10 Tagen nicht lĂŒften lassen. Infektologisch ebenso wie olfaktorisch etwas… nun ja… suboptimal.
- Eine Zeitlang war die Sprechanlage im Rest des Hauses zu leise. Oder fiel aus. Oder sie gab fĂŒr 30 Minuten konstantes Rauschen aus. Wie die alten analogen Fernseher nach Sendeschluss. Höhepunkt war, dass durch irgendeine RĂŒckkopplung die Sekundenzeiger der elektrischen Uhren in einigen RĂ€umen ĂŒber die Sprechanlage zu hören waren. Zu jeder Sekunde klopfte es im Lautsprecher. Das Ende vom Lied war, dass sĂ€mtliche Uhren im GebĂ€ude ausgeschaltet werden mussten, damit die Klassen in aller Ruhe arbeiten konnten. Und seitdem ist bei uns im GebĂ€ude die Zeit buchstĂ€blich stehen geblieben.
- Eins unserer Lehrerzimmer hat bis heute weder Strom noch Internet. Eine Nachfrage bei der Stadt ergab, dass nichts verlegt wurde, weil der Raum noch nicht fertig möbiliert war. Das hat uns dann schon ein bisschen ĂŒberrascht. Denn da oben stehen Tische, StĂŒhle, SchrĂ€nke, FĂ€cher. Wir arbeiten da oben schon seit Monaten – nur halt ohne Elektrik. Problem waren – nicht lachen – die Garderobenhaken. Diese sind seit September geliefert, aber bis Ende November nicht aufgehĂ€ngt worden. Als die endlich hingen, wurde uns nach einem Wochenende stolz rĂŒckgemeldet, dass die Verkabelung von der Stadt vorgenommen wurde. Nur ist das halt nicht wahr. Was passiert ist, ist, dass Techniker im Raum waren und uns alles in Kisten auf ein Regal gestellt haben… Danach sind sie abgezischt. So etwas als “erledigt” zu betrachten ist frech.
Die Liste lieĂe sich noch ein bisschen weiterfĂŒhren. Aber im Sinne des Weihnachtsfriedens erspare ich das der geneigten Leserschaft. In der Woche vor Weihnachten die Zeit zum Lesen von Blogposts erfahrungsgemÀà ÀuĂerst rar. Und ich muss mir ja noch ein bisschen Blog-Material in der Hinterhalt halten.
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