Let’s talk AusbildungsgerĂ€te, meine Damen und Herren. Keine LehrerdienstgerĂ€te. Sie haben richtig gelesen. Wir reden von AusbildungsgerĂ€ten. Dabei handelt es sich um eine Neuerung, die auf einer Ănderung des Ausbildungsgesetzes in Bayern beruht. Nach diesem hat jede Person, die in Bayern in das Referendariat eintritt, ein Anrecht auf ein solches. Wahlweise ein Microsoft Surface oder ein Apple iPad mit allem drum und dran wird fĂŒr das Seminar bestellt. So ist es in einem offiziellen KMS vorgestellt, nebst den nĂ€chsten Schritten, welche in naher Zukunft folgen sollen.
Viel Licht…
Das passiert in Form von diversen eMails, die ĂŒber die Tage bei mir eintrudeln. Jede davon enthĂ€lt Zugangscodes fĂŒr verschiedene Portale, fĂŒr die man sich als Systembetreuer registrieren muss, denn die ehrenvolle Aufgabe der GerĂ€tewartung, die zusĂ€tzlich anfĂ€llt, ist auf uns ĂŒbertragen (wir sind ja chronisch unterfordert, wie jedermann weiĂ). Und so erhĂ€lt man eine Kennung fĂŒr eine Schulungsplattform, wo man eine 40-seitige Anleitung findet, eine weitere fĂŒr das sog. MDM, ĂŒber das die GerĂ€te mit Software bespielt werden, und eine Einladung zu einer vierteiligen insgesamt vierstĂŒndigen Fortbildungsreihe, in der man in das Thema eingefĂŒhrt werden soll. Ebenso folgt die AnkĂŒndigung von zusĂ€tzlichen Mails, die im November auf uns hernieder prasseln, wenn es um die Bestellung der GerĂ€te geht, denn auch das funktioniert ausschlieĂlich online und mit Hilfe von digitalen Unterschriften durch die Schulleitung. NatĂŒrlich gibt es dafĂŒr auch wieder eine Kennung und ein Portal – ebenso wie fĂŒr eine weitere, wenn es um das Melden von Fehlern geht. Die Codes hierfĂŒr folgen im November.
Viel Schatten…
Ganz schön viel Tamtam. Noch dazu, wo wir diese AusbildungsgerĂ€te per se nicht benötigen. Denn seit diesem Jahr hat jeder im Kollegium ein LehrerdienstgerĂ€t. Das bekommen ausnahmslos alle bei uns in der Schulfamilie an die Hand: AushilfslehrkrĂ€fte, die Leute im Zweigschuleinsatz, im Seminar, Lehrende in Teil- wie auch Vollzeit. Absolut jeder. Die GrĂŒnde hierzu gibt’s hier zu lesen. Und daher ist ein AusbildungsgerĂ€t nicht von Nöten. Ebenso wenig wie eine vierstĂŒndige Fortbildungsreihe und ein Zugang zu vier Portalen fĂŒr Registrierung, Schulung und Einrichtung der Dinger. Genau das schreibe ich dem Kontakt aus dem Kultusministerium; in den besten Absichten, dem bayerischen Staat ein paar Tausend Euro sparen zu wollen. Die Antwort folgt prompt, knapp und prĂ€zise:
LehrerdienstgerĂ€te seien bezahlt aus dem Topf des SachaufwandstrĂ€gers (in unserem Fall die Stadt MĂŒnchen), AusbildungsgerĂ€te seien vom Freistaat Bayern bezahlt, und die SeminarlehrkrĂ€fte hĂ€tten laut Ausbildungsgesetz Anspruch darauf. Das ist mir alles klar, schreibe ich zurĂŒck, aber die AusbildungsgerĂ€te sind fĂŒr den Unterricht nur bedingt einsetzbar, da das pĂ€dagogische Netz der Stadt MĂŒnchen externen GerĂ€ten gegenĂŒber extrem skeptisch ist: Fremd-PCs kommen ohne gröĂeres Gefrickel durch den Systembetreuer weder ins Internet noch an die pĂ€dagogischen Drucker. Und sofern die neuen GerĂ€te nicht ĂŒber USB-C verfĂŒgen, können die Refis ihre schicken AusbildungsgerĂ€te nicht einmal an das Whiteboard hĂ€ngen, da wir in den Klassenzimmern den Unterricht ausschlieĂlich mit Docking Stations bestreiten (an die jeder sein LehrerdienstgerĂ€t hĂ€ngen kann). Meine wie ich finde doch recht plausiblen EinwĂ€nde werden mit einem Einzeiler weggewischt: “Es tut mir leid, dass ich Ihnen in dieser Angelegenheit keine positiven Antworten vermelden kann.” Die Refis könnten die AusbildungsgerĂ€te ja dann zumindest zuhause zur hĂ€uslichen Vorbereitung nutzen.
Was fĂŒr ein Szenario soll das bitte sein? Da sitzen BerufsanfĂ€nger mit Laptop 1 zuhause und bereiten vor – nur um die Stunden in der Schule mit Laptop 2 zu bestreiten? Dass ein GroĂteil der SeminarlehrkrĂ€fte ohnehin ein ArbeitsgerĂ€t aus dem Studium besitzen, lassen wir jetzt mal einfach beiseite…
Das Ende vom Lied
Und so sitze ich in den Ferien in Teil 4 der insgesamt vierstĂŒndigen Online-Fortbildung zu AusbildungsgerĂ€ten, die bei uns faktisch nutzlos sind (die Frage im Chat, ob es fĂŒr diese zusĂ€tzliche Aufgabe irgendeine Art von VergĂŒtung oder Anrechnungsstunden gibt, wird in der Veranstaltung geflissentlich ignoriert). Ich lerne etwas ĂŒber die Registrierung und Einrichtung, ĂŒber das MDM und den Bestellprozess zu Hardware, die bei uns keine Verwendung finden wird… und bekomme dazu am Ende sogar noch ein zusĂ€tzliches GerĂ€t geschickt, ĂŒber das all diese Prozesse stattfinden sollen. Warum ich dazu mein LehrerdienstgerĂ€t nicht benutzen kann? Ich weiĂ es nicht. Oder meinen Privat-PC, wie bei allen anderen Schulbelangen auch? Ich weiĂ es nicht.
Was ich aber weiĂ, ist das: Ich habe nun ein LehrerdienstgerĂ€t fĂŒr die Arbeit im Unterricht, einen Verwaltungsrechner fĂŒr die Arbeit als Systemadministrator, ein Surface fĂŒr die Verwaltung der AusbildungsgerĂ€te – und aus eigenen Mitteln ein Tablet sowie einen Desktop-PC zuhause. FĂŒnf GerĂ€te fĂŒr meine Arbeit. FĂŒnf! Dazu noch die Menge an den AusbildungsgerĂ€ten, die hier praktisch verstauben werden, weil kein Mensch mit zwei Rechnern unter dem Arm durch den Schulalltag gehen wird. Mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken, wie viel Geld da verheizt wird, einfach weil es in irgendwelchen Töpfen vorhanden ist. Die Hardware wird einfach ĂŒber uns ausgeschĂŒttet, ohne dass man tatsĂ€chlich den Bedarf der Schulen abfragt.
Das geht auch anders.
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