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    Systembetreuung – Du bist nicht allein đŸŽ¶

    Letzte Woche fand ein Treffen fĂŒr die Systemadmins der MĂŒnchner Gymnasien statt. Dort kommt man in illustrer Runde an einem schicken, prĂ€sentablen Standort zusammen und diskutiert aktuelle Probleme unserer Zunft, kommende Neuerungen, die derzeitige Arbeitslast und futtert sich wĂ€hrenddessen durch Berge von HĂ€ppchen (ich zumindest).

    Auf der Agenda standen dieses Mal viele Dinge, ĂŒber die man offiziell noch nicht reden darf. Nur so viel: Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie “da oben” Entscheidungen auf den Weg bringen möchten, die wir, die “da unten” stehen, schon beim Verlautbaren als fehlerhaft erahnen. Wenn es so weit ist, sag ich dazu mehr. Weiteres inoffizielles Thema so kurz nach Beginn des Halbjahres waren die AusbildungsgerĂ€te – und alles, was damit verbunden ist. Vor allem dem Ärger. Immer wieder fragen die Leute vorsichtig, ob das bei uns genauso kompliziert und zeitraubend wie bei ihnen passiert, um sich nicht die BlĂ¶ĂŸe zu geben. Aber unisono kommen wir zum selben Ergebnis: Verwaltungstechnisch sind die Dinger der Horror. Zum GlĂŒck kann ich einigermaßen helfen – dank des letzten Blogartikels sind die Wunden und Traumata so frisch, dass ich mich mĂŒhelos an jeden einzelnen Handgriff erinnern kann, der letztlich zum Erfolg gefĂŒhrt hat.

    Ich mag diese Treffen immer sehr, weil sie immer eine tolle Gelegenheit zur Vernetzung sind. Der Blog hilft mir immer wieder dabei, neue Kontakte zu knĂŒpfen. “Ach DU bist das”, bekomme ich regelmĂ€ĂŸig gesagt und schwupps ist mein Handy um eine Telefonnummer reicher. Nichtsdestotrotz fĂŒhlen sie die Veranstaltungen immer ein bisschen wie eine Gruppentherapie an, weil ab einem gewissen Zeitpunkt die Verwunderung und irgendwann das KopfschĂŒtteln Überhand nimmt. Klar, geteiltes Leid ist halbes Leid. Aber allein die Tatsache, dass ĂŒberhaupt Leid vorhanden ist, spricht ja schon BĂ€nde.

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  • Alltag,  Technik,  Unterricht

    AusbildungsgerÀte

    Let’s talk AusbildungsgerĂ€te, meine Damen und Herren. Keine LehrerdienstgerĂ€te. Sie haben richtig gelesen. Wir reden von AusbildungsgerĂ€ten. Dabei handelt es sich um eine Neuerung, die auf einer Änderung des Ausbildungsgesetzes in Bayern beruht. Nach diesem hat jede Person, die in Bayern in das Referendariat eintritt, ein Anrecht auf ein solches. Wahlweise ein Microsoft Surface oder ein Apple iPad mit allem drum und dran wird fĂŒr das Seminar bestellt. So ist es in einem offiziellen KMS vorgestellt, nebst den nĂ€chsten Schritten, welche in naher Zukunft folgen sollen.

    Viel Licht…

    Das passiert in Form von diversen eMails, die ĂŒber die Tage bei mir eintrudeln. Jede davon enthĂ€lt Zugangscodes fĂŒr verschiedene Portale, fĂŒr die man sich als Systembetreuer registrieren muss, denn die ehrenvolle Aufgabe der GerĂ€tewartung, die zusĂ€tzlich anfĂ€llt, ist auf uns ĂŒbertragen (wir sind ja chronisch unterfordert, wie jedermann weiß). Und so erhĂ€lt man eine Kennung fĂŒr eine Schulungsplattform, wo man eine 40-seitige Anleitung findet, eine weitere fĂŒr das sog. MDM, ĂŒber das die GerĂ€te mit Software bespielt werden, und eine Einladung zu einer vierteiligen insgesamt vierstĂŒndigen Fortbildungsreihe, in der man in das Thema eingefĂŒhrt werden soll. Ebenso folgt die AnkĂŒndigung von zusĂ€tzlichen Mails, die im November auf uns hernieder prasseln, wenn es um die Bestellung der GerĂ€te geht, denn auch das funktioniert ausschließlich online und mit Hilfe von digitalen Unterschriften durch die Schulleitung. NatĂŒrlich gibt es dafĂŒr auch wieder eine Kennung und ein Portal – ebenso wie fĂŒr eine weitere, wenn es um das Melden von Fehlern geht. Die Codes hierfĂŒr folgen im November.

    Viel Schatten…

    Ganz schön viel Tamtam. Noch dazu, wo wir diese AusbildungsgerĂ€te per se nicht benötigen. Denn seit diesem Jahr hat jeder im Kollegium ein LehrerdienstgerĂ€t. Das bekommen ausnahmslos alle bei uns in der Schulfamilie an die Hand: AushilfslehrkrĂ€fte, die Leute im Zweigschuleinsatz, im Seminar, Lehrende in Teil- wie auch Vollzeit. Absolut jeder. Die GrĂŒnde hierzu gibt’s hier zu lesen. Und daher ist ein AusbildungsgerĂ€t nicht von Nöten. Ebenso wenig wie eine vierstĂŒndige Fortbildungsreihe und ein Zugang zu vier Portalen fĂŒr Registrierung, Schulung und Einrichtung der Dinger. Genau das schreibe ich dem Kontakt aus dem Kultusministerium; in den besten Absichten, dem bayerischen Staat ein paar Tausend Euro sparen zu wollen. Die Antwort folgt prompt, knapp und prĂ€zise:

    LehrerdienstgerĂ€te seien bezahlt aus dem Topf des SachaufwandstrĂ€gers (in unserem Fall die Stadt MĂŒnchen), AusbildungsgerĂ€te seien vom Freistaat Bayern bezahlt, und die SeminarlehrkrĂ€fte hĂ€tten laut Ausbildungsgesetz Anspruch darauf. Das ist mir alles klar, schreibe ich zurĂŒck, aber die AusbildungsgerĂ€te sind fĂŒr den Unterricht nur bedingt einsetzbar, da das pĂ€dagogische Netz der Stadt MĂŒnchen externen GerĂ€ten gegenĂŒber extrem skeptisch ist: Fremd-PCs kommen ohne grĂ¶ĂŸeres Gefrickel durch den Systembetreuer weder ins Internet noch an die pĂ€dagogischen Drucker. Und sofern die neuen GerĂ€te nicht ĂŒber USB-C verfĂŒgen, können die Refis ihre schicken AusbildungsgerĂ€te nicht einmal an das Whiteboard hĂ€ngen, da wir in den Klassenzimmern den Unterricht ausschließlich mit Docking Stations bestreiten (an die jeder sein LehrerdienstgerĂ€t hĂ€ngen kann). Meine wie ich finde doch recht plausiblen EinwĂ€nde werden mit einem Einzeiler weggewischt: “Es tut mir leid, dass ich Ihnen in dieser Angelegenheit keine positiven Antworten vermelden kann.” Die Refis könnten die AusbildungsgerĂ€te ja dann zumindest zuhause zur hĂ€uslichen Vorbereitung nutzen.

    Was fĂŒr ein Szenario soll das bitte sein? Da sitzen BerufsanfĂ€nger mit Laptop 1 zuhause und bereiten vor – nur um die Stunden in der Schule mit Laptop 2 zu bestreiten? Dass ein Großteil der SeminarlehrkrĂ€fte ohnehin ein ArbeitsgerĂ€t aus dem Studium besitzen, lassen wir jetzt mal einfach beiseite…

    Das Ende vom Lied

    Und so sitze ich in den Ferien in Teil 4 der insgesamt vierstĂŒndigen Online-Fortbildung zu AusbildungsgerĂ€ten, die bei uns faktisch nutzlos sind (die Frage im Chat, ob es fĂŒr diese zusĂ€tzliche Aufgabe irgendeine Art von VergĂŒtung oder Anrechnungsstunden gibt, wird in der Veranstaltung geflissentlich ignoriert). Ich lerne etwas ĂŒber die Registrierung und Einrichtung, ĂŒber das MDM und den Bestellprozess zu Hardware, die bei uns keine Verwendung finden wird… und bekomme dazu am Ende sogar noch ein zusĂ€tzliches GerĂ€t geschickt, ĂŒber das all diese Prozesse stattfinden sollen. Warum ich dazu mein LehrerdienstgerĂ€t nicht benutzen kann? Ich weiß es nicht. Oder meinen Privat-PC, wie bei allen anderen Schulbelangen auch? Ich weiß es nicht.

    Was ich aber weiß, ist das: Ich habe nun ein LehrerdienstgerĂ€t fĂŒr die Arbeit im Unterricht, einen Verwaltungsrechner fĂŒr die Arbeit als Systemadministrator, ein Surface fĂŒr die Verwaltung der AusbildungsgerĂ€te – und aus eigenen Mitteln ein Tablet sowie einen Desktop-PC zuhause. FĂŒnf GerĂ€te fĂŒr meine Arbeit. FĂŒnf! Dazu noch die Menge an den AusbildungsgerĂ€ten, die hier praktisch verstauben werden, weil kein Mensch mit zwei Rechnern unter dem Arm durch den Schulalltag gehen wird. Mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken, wie viel Geld da verheizt wird, einfach weil es in irgendwelchen Töpfen vorhanden ist. Die Hardware wird einfach ĂŒber uns ausgeschĂŒttet, ohne dass man tatsĂ€chlich den Bedarf der Schulen abfragt.

    Das geht auch anders.

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  • Allgemeines,  Alltag,  Technik,  Unterricht

    Auszug – Umzug

    Als Topping zu diesem ohnehin schon wirren Schuljahr gibt’s zum Ende noch ein ganz besonderes SahnehĂ€ubchen: Nach vier Jahren Umbau ziehen wir Anfang September in unser rundum erneuertes SchulgebĂ€ude zurĂŒck: Neue Fassade, neue RĂ€ume und vor allem neue Technik sollen dort auf uns warten. FĂŒr mich als Systembetreuer ist vor allem Letzteres bemerkenswert, weil wir in den letzten Monaten in stundenlangen Onlinekonferenzen mit den Verantwortlichen bei der Stadt unsere geplante Ausstattung besprochen haben. Und die ist beachtlich. Die Stadt MĂŒnchen verspricht uns nicht mehr als eine wirklich vollwertige, digitale Ausstattung:

    Interactive Whiteboards in jedem Zimmer, Dokumentenkameras ĂŒberall, Beamer mit integriertem Miracast. HDMI-Weichen zum Anschluss externer GerĂ€te, um den Kabelraubbau einzudĂ€mmen, der unsere Schule seit Jahren quĂ€lt. Einen ganz besonderen Kniff haben wir mit den Laptops in den Klassenzimmern ausgeklĂŒgelt. Statt jeden Raum mit einem separaten Klassenlaptop auszustatten, geben wir einfach jeder Lehrkraft eins zum Arbeiten in die Hand. Als verkapptes LehrerdienstgerĂ€t sozusagen. Die Vorteile liegen auf der Hand:

    • Da unser Kollegium relativ ĂŒberschaubar ist, ist die Ausstattung pro Lehrkraft per se gĂŒnstiger als die Ausstattung pro Zimmer.
    • Vandalismus an den GerĂ€ten, die unbeaufsichtigt im Klassenzimmer zu Unfug einladen, ist (hoffentlich) ausgeschlossen.
    • Kollegen gehen mit der Technik sorgsamer um, weil das GerĂ€t ihnen gehört.
    • Die langen Anmeldezeiten beim Login sind passĂ©, da jeder mit seinem eigenen GerĂ€t in der Gegend herumlĂ€uft, in das er sich zu Schulbeginn einloggt. Zum Stundenwechsel wird das GerĂ€t einfach abgesteckt und im nĂ€chsten Klassenzimmer ans Netz gehĂ€ngt. Einfach Passwort eingeben und das GerĂ€t ist wieder online.

    Sounds perfect on paper, right?

    Schauen wir mal, wie es im September in der Praxis aussieht.

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  • Allgemeines,  Alltag,  Unterricht

    Was zu tun

    Wie war das noch mal mit dem Glashaus? Noch vor ein paar Tagen habe ich etwas enttĂ€uscht festgestellt, dass in den Lehrerblogs derzeit etwas Flaute herrscht – nur um hinterher zu erkennen, dass es bei mir derzeit ganz genauso ist.
    Es wĂ€re falsch, das damit zu begrĂŒnden, dass es nichts zu berichten gĂ€be. Denn das stimmt nicht. So kurz um die Zeugnis-Zeit fĂ€llt erfahrungsgemĂ€ĂŸ immer viel Arbeit an. Da brauche nicht mal meine Erinnerungen zu bemĂŒhen, um herauszufinden, dass das schon immer so war. Ich habe ja einen Blog dafĂŒr. Und der bestĂ€tigt: Das Thema Arbeit und Arbeitsbelastung sowie die Möglichkeiten diese im Zuge der Lehrergesundheit ein bisschen einzudĂ€mmen zieht sich durch meine 6 Jahre Blogerfahrung wie ein roter Faden. Zu Hochzeiten habe ich mir immer regelmĂ€ĂŸig Luft verschafft und gewettert, ĂŒber die Leiden des jungen M. Zum Beispiel hier. Oder hier. Oder aber auch hier.
    Auch nach 10 Jahren kann ich nicht sagen, dass das anders ist. Klar, die meisten dieser digitalen KlagegesĂ€nge sind allesamt mehr mindestens von 2014, aber Arbeit gibt es nach wie vor viel. Sie hat sich nur verĂ€ndert: Noch vor ein paar Jahren lag der Fokus deutlich auf der Unterrichtsvorbereitung, den neuen Methoden und dem Erstellen von Material, mit dem man die Klassen Ă€rgert beglĂŒckt. Das hat sich vor allem in den letzten zwei Jahren ganz deutlich verĂ€ndert. Dank meiner digitalen Unterrichtsvorbereitung in Evernote und der zunehmenden Routine nimmt der zeitliche Rahmen zur Unterrichtsvorbereitung ein absolutes Minimum ein. SpĂ€testens nach zwei vollen Zeitstunden steht alles. ArbeitsblĂ€tter mĂŒssen in der Regel nicht neu konzipiert, sondern lediglich ein bisschen angepasst werden. Lediglich die Oberstufe in Englisch erfordert eine regelmĂ€ĂŸige Anpassung, da selbst nach zwei Jahren vieles einfach in die Jahre gekommen ist. Dass man aber mit zwei Zeitstunden einen kompletten Schultag fĂŒhren kann, hĂ€tte ich mir vor knapp zehn Jahren im Referendariat niemals zu trĂ€umen gewagt. Wenn ich da noch an meine ersten Unterrichtsversuche im Referendariat denke, wo ich fĂŒr eine regulĂ€re Schulstunde drei Zeitstunden investieren musste (ich kann mich noch dran erinnern als ob es gestern war: EinfĂŒhrung zu Rosa Parks)… Aber es ist so.
    Was stattdessen mehr Zeit erfordert, ist die Organisation der Systembetreuung, die ich seit einem Jahr habe. Das ist ein riesiger Batzen Arbeit, der mir – man höre und staune – viel Spaß macht. Ebenso wie auch das Reinfrickeln in die Arbeit mit Mebis und H5P, was mir mehr und mehr perfide Freude bereitet – fĂŒr einen Großteil meines Kollegiums ein absolutes RĂ€tsel, aber verstĂ€ndlich, da durch die bei uns noch vor kurzem kaum vorhandene und defizitĂ€re Technik bei vielen einfach das Vertrauen in digitale Konzepte verloren gegangen ist (wenn es bei uns ĂŒberhaupt jemals bestand). Aber bei uns tut sich was. Langsam und in Babyschritten. Und ich werde davon berichten. Es gibt was zu tun!

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