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    Retrospektive 2022/23

    Wie jedes Jahr wird es Zeit in den ersten Tagen der Sommerferien das letzte Schuljahr Revue passieren zu lassen. Old habits within the Beamter die hard (wen es interessiert, hier ein paar Retrospektiven der vergangenen Jahr). So habe ich auch nochmal die Möglichkeit, mit ein paar Sachen auch abzuschließen. Denn derer Dinge gab es viele:

    • Grundtenor: Gefühlt geht für uns als Schule ein echtes Horrorjahr zu Ende (jetzt wo ich die anderen Retrospektiven lese, merke ich, dass ich das die letzten Jahre immer gesagt habe. Aber dieses Jahr ist der Fall etwas anders gelagert.) Mit dem Komplettausfall der bestellten Geräte für die gesamte Schule ging bei mir der Stress schon am Strand auf Korfu los und forderte ab da ordentlich Improvisationstalent. Das Ausmaß der Katastrophe lässt sich hier nachlesen. Aber auch in anderen Bereichen lief vieles bei uns im Schulhaus nach dem Einzug nicht. Der dritte Stock hatte über Monate keine Sprechanlage. Daher konnte man Durchsagen und Stundenwechsel schlichtweg nur erahnen. Uhren gingen mal. Mal gingen sie nicht. Mal gingen sie rückwärts. Durchsagen waren mal zu laut, dann viel zu leise. Oder die Lautsprecher rauschten 24 Stunden durch. Türen hatten keine Schlösser (oder die falschen), Internet war in manchen Räumen bis April nicht vorhanden. Trotz mehrmaligen Anmahnens von unserer Seite. Die Stadt kam mit der Beseitigung der Mängel nicht hinterher. Oder konnte es einfach nicht. Auf einer Liste, die im Lehrerzimmer aushing, sollten im wöchentlichen Turnus Mängel verzeichnet werden. Diese wurde dann über das Sekretariat dem Baureferat gemeldet, das wiederum die Liste abarbeitete und den neuen Status Quo zur Überprüfung aushängen ließ. Nur stimmte die hinten und vorne nicht. Vieles, was nach Liste gerichtet war, wurde einfach nicht in Angriff genommen. Wir mahnten die Mängel erneut an. Und es passierte nichts. Das Spiel führten wir über Monate weiter – und haben irgendwann resigniert. Unser PC-Raum hat zum Beispiel bis heute kein einziges Möbelstück zur Aufbewahrung der Geräte. Als ich dies Anfang des Schuljahres meldete, hieß es, wir hätten nichts für den Raum bestellt. Als ich ihnen schwarz auf weiß die Bestellung nachwies, hieß es plötzlich die Bestellung sei storniert worden (die Bestellung, die wir angeblich nie gemacht hätten, wohlgemerkt). Vor meinen Augen wurde eine neue Bestellung aufgeschrieben – und auf die warte ich bis heute. Nur der Großzügigkeit der Fachschaft Physik ist es zu verdanken, dass ich zumindest zwei Glasschränke dort aufstellen konnte. Die haben sie mir nämlich für den PC-Raum aus ihrem Bestand veräußert. Der Rest der Wände ist nackt. Oder er hält als Ablagerungsfläche her für Hardware der Klassenzimmer, die noch nicht fertiggestellt sind. Und so unterrichtet man dort umgeben von Kartons, abgestellten Whiteboards und Kisten mit Stromkabeln und Schrauben seine Klassen. Wie sich das anfühlt, brauche ich keiner Lehrkraft zu erzählen. Somit hat sich die Anfangseuphorie endlich wieder in unserem alten, frisch renovierten Schulhaus zu arbeiten schnell in Frust verkehrt. Entsprechend war das Jahr auch eine ziemliche Achterbahn der Gefühle. Auch für mich. Denn bei technischen Defekten, die an so einem Standort vor allem zu Jahresbeginn permanent auftauchen, bin ich als Systembetreuer erster Ansprechpartner. Ich half aus so schnell es ging. Aber trotzdem gingen viele von uns vor allem im ersten Halbjahr in die Stunden mit einem äußerst mulmigen Gefühl, da das technische Gelingen der Stunde einfach ein Glücksfall war. Und dieser Eindruck ist bei vielen bis zum Ende des Jahres haften geblieben, auch wenn de facto alles mittlerweile wirklich zufriedenstellend läuft. Die Leute haben auf das Thema Technik und Digitalisierung im Moment einfach keinen Bock mehr, weil das Tal der Tränen einfach zu lang gedauert hat. Ob ich daran etwas ändern kann, schaun wir mal.
    • Mein Equipment: Da hat sich tatsächlich ein bisschen was getan. Wider Erwarten. Denn aktuell hat mein Ausbildungsgerät mein Samsung S7 für den Unterricht etwas in den Schatten gestellt. Das Fujitsu Convertible, das wir als Lehrerdienstgerät deutlich zeitvertzögert Ende Oktober bekamen, begleitet mich auf Schritt und Tritt in der Schule – vor allem, seitdem auch Evernote als App auf dem Gerät funktioniert. Die Stadt hat wohl ein bisschen was an den Berechtigungen gedreht, sodass nun auch Fremd-Programme, die auf einen Server zugreifen, nicht per se blockiert werden (wenn auch noch lange nicht alle). Das Samsung S7 ist dennoch stets in der Tasche dabei – als Fallback-Option, als Zweitgerät, als zusätzlichen Bildschirm. So richtig will ich nämlich der Harmonie der Technik noch nicht vertrauen. In schulfremden Setups wie z. B. dem ISB ist das Lehrerdienstgerät noch ganz schön zickig und verweigert die Mitarbeit im WLAN. Ärgerlich… Was hingegen definitiv überflüssig geworden ist, ist der Microsoft Streaming Stick. Da unsere IWBs standardmäßig Miracast unterstützen, ist das kleine Gerätchen nicht mehr nötig.
    • Ende von Twitter: In diesem Schuljahr ging digital für mich eine Ära zu Ende. Seit der Übernahme von Twitter durch Mr. Musk ist der ehemalige Nabel meiner digitalen Lernwelt nicht mehr derselbe. Die Negativschlagzeilen in den ersten Wochen über Massenentlassungen und Knebelschichten der Belegschaft waren nur der Anfang der Tragödie. Es folgten der Rauswurf von Third Party Entwicklern und das Abschalten von Bots, was Dienste wie Tweetdeck, die über ein Jahrzehnt fantastische Arbeit geleistet hatten, von heute auf morgen unbrauchbar machte. Entsprechend wurde es auch schwieriger untereinander zu kommunizieren. Ohne den twlz- Bot verschwanden viele Tweets ungelesen im Zwitscher-Nirvana… oder in den unzähligen Werbe- und Spamnachrichten, die irgendwann Überhand nahmen. Dazu kam noch die zunehmend destruktive Grundstimmung und die Fragmentierung verschiedener Lager, die sich in regelmäßigen Abständen ans digitale Leder gingen – und das Chaos war perfekt. Das einst gut vernetzte digitale Lehrerzimmer bei Twitter zerfiel. Einige der Nutzer wanderten zu Instagram, andere zu Mastodon. Threads ist derzeit auch im Gespräch eine sinnvolle Alternative zu Twitter zu werden. Aber wenn man den Nachrichten aus Übersee glauben darf, ist ein Großteil der dort erstellten Accounts mittlerweile inaktiv. Die fehlende Kommunikation sollen nun Chat Bots dort vorgaukeln. Kein Kommentar. Kein Wunder also, dass viele User Twitter/X treu bleiben. Oder sich Seitensprünge gestatten – wie ich. Zumindest bis Mitte Juli. Ich empfand das ständige Hin- und Hergehüpfe irgendwann sehr anstrengend und habe Twitter mittlerweile vom Smartphone gelöscht. Jetzt bin ich dauerhaft bei Mastodon und sehr zufrieden damit. Da ist im Moment noch einiges im Aufbau, und das Tempo ist bei weitem nicht das, das man von Twitter gewöhnt war. Aber dafür herrscht dort auch deutlich weniger Grundrauschen und schlechte Laune. Es wirkt entspannter – und an vielen Stellen auch weiter entwickelt als Twitter: Allein die Möglichkeiten der Anpassung meines Accounts sind enorm: Mehr Platz für die Bio, mehr Platz für Links im Profil, automatisiertes Löschen von Tröts nach einem Haltbarkeitsdatum inklusive Ausnahmen. Da gibt es noch viel zu ergründen.
    • AI: In dieser Hinsicht gab das letzte Schuljahr einen echt gemeinten Startschuss für das Thema künstliche Intelligenz im Unterricht. Als ChatGPT im Winter aufschlug, ging ein riesiges Raunen durch die Bildungslandschaft. Es folgten weitere AI-Projekte wie Dall-E2 oder Midjourney, die schon seit Jahren in Entwicklung sind, nun aber die mediale Aufmerksamkeit erhielten, die sie auch verdienen. Mittlerweile ist das Thema wieder ein bisschen heruntergekocht. Aber wir werden uns damit auseinandersetzen müssen. Ob wir wollen oder nicht. Die ALP Dillingen hat das erkannt und bot in regelmäßigen Abständen eSessions zu dem Thema an. Sehr eindrucksvoll, was die Referierenden dort so vorzeigten. Ich war dabei – auf dem Rücken liegend, während ich die alte Wohnung weißeln war. Denn Umziehen war dieses Jahr angesagt:
    • Umzug: Noch im September habe ich beim Auspacken der Kisten an der Schule gemerkt, wie sehr ich es hasse, Zeug von A nach B zu wuchten und wieder aus Pappkartons zu befreien. Immer und immer wieder. Da ahnte ich noch nicht, dass ich dieser ätzende Arbeit in einem halben Jahr in eigener Sache erneut nachgehen würde. Wie aus dem Nichts ergab sich im Januar die Möglichkeit nach Haidhausen zu ziehen. Und so nahm ich schweren Herzens Abschied von meiner heiß geliebten Wohnung in Hadern, die mir in ein paar Jahren finanziell echt um die Ohren geflogen wäre. Der Umzug kam spontan und passierte mitten im Schuljahr. Das ging gut an die Kraftreserven. Und die Gesundheit. Erst hatte ich mir durch das ständige Wuchten der Kisten einen Nerv eingeklemmt, dann gab’s noch eine Prise Corona oben drauf, als keiner mehr dran geglaubt hatte. Alles verlief glimpflich, aber man merkt wieder mal: Man ist keine 18 Jahre mehr. Gesundheit ist wichtig.
    • Fazit: Und trotz aller Schwarzmalerei war es dann doch ein spannendes Jahr, in dem sich viel getan hat. Dank der Technikausfälle bekam ich ein paar tiefe Einblicke sowohl in die IT als auch die Organisation des Münchner Baureferats. Mit ein paar der Leuten bin ich mittlerweile sogar per Du und kann zur Not sogar privat anrufen, wenn die Hütte brennt. A propos tiefe Einblicke: Nirgendwo habe ich dieses Jahr mehr gelernt als bei mebis. Und das ist nicht nur meiner immer noch aufgeschlossenen Grundeinstellung zu verdanken, sondern vor allem dem ISB-Arbeitskreis, dem ich dieses Jahr wieder beiwohnen durfte. Durch das Schreiben und Reviewen von Tutorials für mehr oder weniger jeden Handgriff habe ich die Lernplattform so intensiv kennengelernt und genutzt wie noch nie. Und da gab es noch einiges an unbeackerten Feldern. Die Arbeit daran war intensiv, aber ich war Teil eines hochkompetenten und aufgeschlossenen Teams, das mit seiner positiven Grundeinstellung ein wohltuender Gegenpol zu dem Grundgrummeln vor Ort in der Schule darstellte. Aber auch dort wird sich die negative Stimmung des Anfangs legen. Über die Sommerferien sind die Karten schon immer neu gemischt worden.
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    Lehrerdämpfgeräte

    Das neue Schuljahr ist noch keine zwei Wochen alt, und schon hängt eine dunkle Wolke über uns. Was ist passiert? An das ständige Testen alle zwei Tage hat man sich ja schon längst gewöhnt, ebenso an die dadurch verlorene Unterrichtszeit, die entweder die erste Stunde so zerschlägt, dass dort ein sinnvoller Aufbau des Fachunterrichts kaum möglich wird. Nein, es ist die Technik, die uns im Moment die Laune verhagelt. Allem voran die Lehrerdienstgeräte, die eine Handvoll Lehrkräften bei uns Ende des Jahres voller Vorfreude entgegen genommen haben. Diese Emotion ist mittlerweile Frustration gewichen. Die Geräte machen seit Anfang des Jahres wohl durch ein Update bedingt bei einem Großteil der Leute ganz schöne Spirenzchen:

    Das Hochfahren dauert im Home-Office manchmal bis zu einer Stunde, weil sich das Profil mit dem auf den Schulservern synchronisiert. Mal fehlen nach dem Log-In die Schulnetzwerke im Homeoffice, dann tauchen sie nach einem Reboot wieder auf – oder eben nicht. Häufig kommt es zu Proxy-Problemen, und die Geräte finden in überhaupt kein Netzwerk. Gelegentlich fahren die Yogas in den Standby. Oder noch schlimmer: Sie fahren sich ungefragt komplett runter. Einfach so. Offene Dokumente sind dann unwiederbringlich verloren, sodass das Arbeiten mit den vorerst hochgelobten Geräten aktuell einem Drahtseilakt gleicht. Dass davon bald fast 19.000 Geräte in den Schulen in München und Umgebung ausgegeben werden, und andere Schulen dann damit ebenso zu kämpfen haben wie wir, lässt mich schaudern. Ich hoffe, das ist bald wieder in Ordnung. Denn so wurde das Geld aus dem SOLD-Topf für Hardware verwendet, die in der jetzigen Konfiguration leider nur ein teurer Briefbeschwerer sind.

    Ärgerlich.

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