2015 stand ganz im Zeichen des digitalen Feintunings bei mir. Vor allem die eierlegende Wollmichsau beim kabellosen Streaming von Tablet zu Beamer war dabei immer ein zentrales Element. Wirklich zufrieden war ich aber mit den verschiedenen Geräten nie. Der Samsung Allshare Cast Dongle ist zwar sehr zuverlässig, benötigt aber mindestens zwei Kabel (Strom und HDMI) und ist nur mit markeneigenen Geräten kompatibel. Der EZCast ist in dieser Hinsicht zwar offener, benötigt aber wieder ein Kabel mit einer angehängten wLAN-Antenne, die das Ding aussehen lässt wie eine HighTech-Kaulquappe. Und nicht nur das. Durch die Schwere der Kabelstrippe ist es über die Monate mehrmals passiert, dass der Wurmfortsatz während des Betriebs einfach aus der Buchse des EZCast rausgerutscht ist. Damit brach im laufenden Unterricht die Übertragung einfach zusammen, und die Schülerschaft durfte sich am umfangreichen Schimpfwortvokabular des Herrn Mess erfreuen. Einfach ärgerlich!
Tja, und dann empfahlen mir Christian Conradi und m4sp0 die Pro Version des EZCast (genauer gesagt den Tronsmart T2000) – zunächst war ich skeptisch. Einmal war das Gerät in deutschen Shops regulär überhaupt nicht zu kaufen. Zum anderen hatte der kleine Bruder schon diverse Zicken an den Tag gelegt. Sollte also der große Bruder der Pubertät entwachsen sein und zuverlässiger arbeiten? Dank gutem Zureden (und Weihnachtsgeld) hab ich mir das gute Stück dann doch kurzerhand bestellt, und durfte mich bereits nach zwei (2!!!) Tagen über ein Paket aus England freuen. Beim Auspacken musste ich erstmal schlucken.
Unboxing!
Der EZCast Pro ist ein ganzes Stück größer als die Basis-Version. Ein GUTES ganzes Stück.
Aber das ist kein Wunder. Immerhin wurde in das Gehäuse alles reingestopft, was beim kleinen EZCast als Kaulquappenschwanz unästhetisch nach außen hing. Das bedeutet, dass bestenfalls KEIN (!) einziges Kabel aus dem Stick raushängt. Die Kehrseite der Medaille ist klar: Mit seinen 10,7 x 3,2 cm ist der EZCast Pro eventuell nicht für jedes Gerät geeignet. An Maschinen, an denen die Buchsen sehr nah beieinander liegen oder gar ins Gehäuse eingelassen sind, hat der Stick Probleme, seinen rechten Platz zu finden. Daher haben die Entwickler der Verpackung eine kleine HDMI-Verlängerung beigelegt, die man zwischen Buchse und Stick anbringen kann.
Betriebsarten
Der EZCast Pro lässt sich über zwei Möglichkeiten mit Strom versorgen. Im sog. USB-Modus, der durch einen kleinen Schalter an der Seite aktiviert wird, bezieht der Stick den Strom über eine (oh Wunder!) USB-Buchse, die über ein mitgeliefertes Kabel angezapft und in den Stick geführt wird. Unterstützt der Beamer hingegen den MHL-Standard, kann der EZCast Pro direkt über die HDMI-Buchse mit Saft versorgt werden. In diesem Fall ist tatsächlich kein einziges Zusatzkabel notwendig. Da mein Acer Beamer über eine entsprechende Schnittstelle verfügt, kann ich stolz behaupten, dass das tatsächlich funktioniert. Einfach einstecken, Beamer hochfahren, die LED-Anzeige abwarten, die den Stick als betriebsbereit kennzeichnet, fertig.
Die Menüführung des EZCast Pro ist wie üblich über eine separate App (aber nicht zwingend!) möglich, die der des kleinen Bruders recht ähnlich ist. Allerdings war ich zu Beginn etwas verwundert, dass gewisse Modi des kleinen Bruders in den Einstellungen der Vergangenheit angehören. Was ich schmerzlich vermisst habe, ist der EZMirror + AP Modus, in dem der Stick ein zeitlich nicht begrenztes wLAN-Netz aufspannt, sodass ich mich mit dem Tablet während des Unterrichts zu jedem Zeitpunkt problemlos ein- oder auswählen konnte. Das ist im EZ Mirror + Timer jetzt nur noch für ca. 2 Minuten möglich, bevor der EZCast Pro das Netz wieder zumacht. Will ich also schnell mal was in der Stunde vom Tablet auf den Beamer projizieren, müssen die beiden Geräte seit Stundenbeginn verbunden sein. Vorübergehendes Trennen um Akku zu sparen, geht leider nicht mehr so einfach.
Praxistest im Unterricht
Ein erster Boot-Test fiel schon mal sehr positiv aus. Nicht nur, dass der EZCast Pro die Verbindung zum Tablet sehr zuverlässig aufbaut. Er geht dabei auch noch recht flott vor.
Hier ein Vergleichsvideo, in dem die Zeit des Hochbootens mit den bisherigen Dongles gestoppt ist, die ich derzeit mein Eigen nenne:
Die Verbindung zu YouTube wird erst bei einem Klick auf den Screenshot hergestellt.
Wie auch beim kleinen Bruder ist die eigentliche App des EZCast Pro im Alltag für mich recht uninteressant. Screen Mirroring lässt sich auch regulär über das Top-Down-Menü der Schnellstartleiste in Android aktivieren. Abhängig von der jeweils genutzten Systemversion heißt der Menüpunkt dann entweder Screen Mirroring oder Miracast. Diese Funktion ist für mich Dreh- und Angelpunkt meines digitalen Unterrichts. Und der funktioniert so, wie er soll: Nämlich absolut zuverlässig. Und das auf jedem Gerät. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Denn der Samsung Dongle verweigert (selbstverständlich) die Arbeit mit meinem LG G4, der alte EZCast arbeitet mit Samsung Tablet wie auch mit dem Smartphone zusammen, bricht aber gerne mal zusammen. Vor allem beim G4 war die Verbindung ein echtes Glücksspiel. Permanent kam es zu eingefrorenen Bildern, Artefakten oder Fehlermeldungen. So etwas könnte ich nie im Unterricht einsetzen, ohne dabei keinen Blutdruck von 180 zu haben. Von daher ist der EZCast Pro echter Seelenbalsam, da er seine Vorgänger in der Grundausstattung schon mal deutlich überflügelt.
Seine Spezialfunktionen schau ich mir über die nächsten Wochen an. Ich bin gespannt!
20 Comments
retemirabile
Danke für diese Erfahrungsberichte. Ich bin auch schon länger dran, allerdings weniger dediziert, weil es bisher mit Kabel auch ganz gut klappt. Nach Deinen Erfahrungen werde ich mit aber den Pro auch mal näher anschauen.
Lars Reitze
Vielen Dank für deinen Bericht! Ich glaube, ich werde dann auch mal ein Upgrade auf die Pro-Version wagen.
Kannst du noch was zur Bezugsquelle sagen?
herr_mess
Ganz ordinär: Amazon.co.uk. Lieferung ging echt flott.
birgitlachner
Oha … wollte es da auch bestellen, aber man wollte es mir nicht nach D schicken. Bei welchem Anbieter hast du es denn gekauft!? Vielleicht Prime?
herr_mess
Echt? Mit welcher Begründung? Hab es ganz regulär über Amazon gekauft. Kein Prime, nix.
birgitlachner
Begründung: Wir nicht nach D versandt. Basta!
Schick mir bitte doch mal den Link des Anbieters, bei dem du gekauft hast!
herr_mess
Es waren die hier:: http://www.amazon.co.uk/gp/product/B00O8MTFIE?psc=1&redirect=true&ref_=oh_aui_detailpage_o00_s00
Lars Reitze
Danke für die Antwort. Hab inzwischen auch eine deutsche Quelle aufgetan: http://www.digitalo.de/products/726972/EZCast-HDMI-Streaming-Stick-300-MBit-s.html
Lars Reitze
Zur Ergänzung: Während im Shop noch von Lieferung nach dem 7.1. die Rede war, folgte am 8.1. die Mail, dass die Lieferung Mitte April erfolgen wird. Schade!
birgitlachner
Hab mir wegen dem Kabel-Anhang auch schon Gedanken gemacht. Wir befestigen unsere Beamer immer mit einer Stange unter der Decke. Die wird am Holz Unterbau befestigt und guckt durch die abgehängte Decke durch.
http://www.hsg-kl.de/service/Medien/technik/beamermontage/index.php
Die Stange wird auch für die Kabelführung durch von oben genutzt. Wenn man solche Dongle intensiver einsetzt, wäre ein Verlängerungskabel (auch beim HDMI-Ausgang) evtl. sinnvoll, damit man das Kästchen oben an der Stange befestigen kann. Mit ein oder zwei Kabel-Binder sollte man sie so hoch und einigermaßen gesichert anbringen können, dass Schüler ohne Leiter nicht drankommen.
Übrigens … die Bezeichnung EZCast Pro irritiert mich ein wenig, denn Dongle mit dem Aufdruck “EZCast Pro” gibt es in größeren Mengen. Es handelt sich dabei um den Tronsmart T2000, oder?
Sebastian
Ich habe mittlerweile eine klasse Alternative zu dem ganzen Hardware/Kabel/Stecker Wahnsinn gefunden. Die App Livescreen: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.livescreenapp.free
Damit kann man das Bild des Tablets direkt in einem Browser im gleichen Netzwerk anzeigen lassen (ähnlich wie beim Chromecast-Streamen, nur eben ohne Chromecast). Bei uns gibt es ein Schul-Wlan und natürlich auch ein Rechner in jedem Klassenraum.
herr_mess
Das klingt recht interessant. Jetzt bräuchte ich nur noch ein funktionierendes Netzwerk im Klassenzimmer. 🙂
Malfeh
Danke für den tollen Bericht. Ich habe mir daraufhin ebenfalls den EzcastPro gekauft. Jedoch bekomme ich das screen-mirroring per Top-Down Menü nicht hin. Das Gerät wird dort nicht angezeigt. Ich muss immer erst EZMirror über die App aktivieren und kann mich dann über smart view und Co. verbinden. Gibt es da einen besonderen Trick oder Einstellung?
herr_mess
Hast du im EZCast Menü den EZMirror Mode als Default eingestellt? Dann startet das gute Ding standardmäßig im Mirror Mode und müsste über das Top Down Menü auswählbar sein.
malfeh
Ich kann diese Einstellung leider nicht finden. Ich vermute es liegt an der neuen App-Version. Wir haben leider kein flächendeckendes WLAN. Die einen Kollegen wollen Android und andere iOS benutzen. Wir haben gute Erfahrung mit dem Microsoft Adapter gesammelt, da dieser kein Wlan benötigt. Jedoch lässt sich dieser nicht mit den Applegeräten verbinden. Hast du vielleicht noch eine kreative Lösung bzw. Idee?
herr_mess
für diese Einstellung brauchst du kein wLan. Unter “Preferences” kannst du den Default Mode einstellen. Standardmäßig ist der auf “EZCast” gesetzt. Du brauchst “EZ Mirror”. Hast du schon in meinem ersten EZCast-Artikel nachgelesen?
In https//herrmess.de/2015/04/19/streaming-wunder-ezcast/ findest du unter dem “Update” die Einstellungen, die du machen musst.
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